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G 20011

EUTSCHER DODOSTDIENST 56. Jahrgang / Nr. 04/2014

Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen

Erinnerung an Herbert Czaja (1914-1997) Verband:

Kultur:

Bundesausschuss tagte in Bonn

Russische Liebe zu deutschen Rittern

Stationen der Wanderausstellungen 2014

ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN

Angekommen Die Integration der Vertriebenen in Deutschland +UGTIGDKTIU /WUGWO 0GWICDNQP\ ,WPK DKU 5GRVGODGT )CDNQP\GT *CWU /CTMVICUUG -CWHDGWTGP 0GWICDNQP\ ŠHHPWPIU\GKVGP &KGPUVCI DKU 5QPPVCI 7JT DKU 7JT PŸJGTGU WPVGT YYY KUGTIGDKTIU OWUGWO FG

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Erzwungene Wege Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts 4CVJCWU #NDUVCFV 'DKPIGP 5GRVGODGT DKU 0QXGODGT /CTMVUVT #NDUVCFV 'DKPIGP ŠHHPWPIU\GKVGP YŸJTGPF FGT TGIWNŸTGP )GUEJŸHVU\GKVGP

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Die Gerufenen Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa Alle Ausstellungen kĂśnnen gebucht werden.

Informationen dazu unter Tel.: 0228/8100730

Editorial

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Liebe Leser, am 27. August hat das Bundeskabinett beschlossen, einen bundesweiten „Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung“ einzuführen. Künftig soll so jährlich am 20. Juni an das Leid und Unrecht durch Flucht und Vertreibung auch in der Öffentlichkeit angemessen erinnert werden. Die Bundesregierung erkennt mit dieser Vorlage die Bewahrung und Aufarbeitung unserer Geschichte als eine gesamtgesellschaftliche, bundesweite Aufgabe an.

Die große Koalition unter der Führung von Angela Merkel hat damit ein zentrales Anliegen unseres Verbandes erfüllt. Dieser Gedenktag ist nicht nur ein Zeichen der Solidarität mit den Heimatvertriebenen, sondern macht deutlich, dass diese größte Massenvertreibung einer Volksgruppe eben keine gerechte Strafe für die nationalsozialistische Terrorherrschaft, sondern, dass diese Vertreibung ein gigantisches Unrecht gewesen ist und bereits damals völkerrechtswidrig war.

Wie kein Bundeskanzler zuvor hat sich Angela Merkel um die Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen gekümmert. Wir freuen uns, eine solche Partnerin an unserer Seite zu wissen. Ihr und dem federführenden Innenminister Thomas de Maizière gilt unser besonderer Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Erika Steinbach MdB

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Inhalt

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Erinnerung an Dr. Herbert Czaja Geboren im November 1914, als das alte Europa, die „Welt von Gestern“, wie Stefan Zweig es genannt hat, bereits begonnen hatte, im Ersten Weltkrieg unterzugehen: Es war Herbert Czaja schon in die Wiege gelegt, dass sein Leben von den europäischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts geprägt sein sollte. Und dies auch deshalb, weil seine Wiege in Teschen stand – im damals österreichischen Teil Schlesiens, der nach dem Ersten Weltkrieg polnisch wurde.

Seite 7

20. Juni wird Gedenktag für Vertriebene Die Bundeskabinett hat am 27. August 2014 beschlossen, dass ab dem Jahre 2015 jährlich am 20.

Juni der Opfer von Flucht und Vertreibung gedacht werden soll. Mit dem Datum knüpft die Bundesregierung an den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen an und erweitert das Flüchtlingsgedenken um das Schicksal der Vertriebenen.

Seite 9

August `14 - Götterdämmerung Das Attentat vom 28. Juni 1914, bei dem der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von einem bosnischen Serben ermordet werden, löst die Krise aus, die Anfang August 1914 in den Ersten Weltkrieg führt. Aufforderungen des deutschen an den österreichischen Kaiser zur Mäßigung verhallten ungehört. Gegenseitiges Misstrauen und falsche Einschätzungen haben in Europa Aktionen und Reaktionen hervorgerufen, die unkontrollierbare und weitreichende Folgen hatten.

Seite 17

Russische Liebe zu deutschen Rittern Über das Straßenpflaster der Königsberger Altstadt rumpelt ein Pferdewagen. Rechts und links ziehen Häuser vorbei, Gebäude mit Erkern und Stuckfassaden. Im Erdgeschoss sieht man Geschäfte mit deutschen Aufschriften. „Königliche Hofapotheke“ steht über einem Ladeneingang. Aus Lautsprechern ertönt Pferdegetrappel. Eine Straßenbahn fährt quietschend um die Kurve. Die Zuschauer im stadtgeschichtlichen Museum im Friedländer Tor schauen gebannt auf die Leinwand. Sie befinden sich auf einem virtuellen Spaziergang durch die ostpreußische Metropole in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Seite 19

Die Hand zur Versöhnung ausstrecken Herrlichstes Sommerwetter und nach einem Jahr Pause wieder in der Basilika St. Anna – beste Rahmenbedingungen für die Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting, die unter dem Motto „Heimat im Glauben“ steht und federführend von der Ackermann-Gemeinde organisiert wird. Hauptzelebrant des Pontifikalgottesdienstes war diesmal der frühere Weihbischof der Erzdiözese München-Freising Dr. Franz Dietl.

Seite 29 Titel: BdV-Archiv

BdV-Archiv (4); Privat (2); Rex (1); Bauer (1)

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Politik

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Erika Steinbach leitet den Generationenwechsel ein BdV-Präsidentin überrascht den Bundesausschuss Mit einem Paukenschlag wartete BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB in der Bundesausschusssitzung am 6. Juli 2014 im Haus der Geschichte in Bonn auf. Sie erklärte den versammelten Vorsitzenden der Mitgliedsverbände, bei der im November anstehenden Neuwahl des Präsidiums nicht mehr für das Amt zur Verfügung zu stehen. echtzeitig vor den Neuwahlen des BdV-Präsidiums im November R möchte ich meine Vorsitzenden der BdVLandesverbände und der Landsmannschaften und meine Kolleginnen und Kollegen im Präsidium informieren, dass ich nicht mehr für das Amt der BdV-Präsidentin kandidieren werde.

Meine sechzehn Jahre an der Spitze des BdV waren eine wunderbare Herausforderung und lohnende Aufgabe“ sagte Steinbach.

Mit diesen Worten verband sie den besonderen Dank an die Weggefährten, mit denen sie gemeinsam viel erreicht habe. „Es waren Jahre, in denen ich von Ihrer Seite viel herzliche Freundschaft und beständige Unterstützung erfahren habe. Es waren Jahre, in denen wir gemeinsam wichtige Weichen für unseren Verband und für Deutschland gestellt haben.

Mit der Gründung unserer Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN im Jahre 2000 haben wir die Initialzündung nicht nur zu wichtigen Debatten und erfolgreichen Ausstellungen gegeben, sondern es ist uns auch gelungen, dass die Bundesregierung im Deutschlandhaus/Berlin eine dauerhafte Gedenkeinrichtung für die Vertriebenen und ihr Schicksal errichtet hat. Wir haben durch Zähigkeit erreicht, dass sechs Vertreter des BdV im Stiftungsrat dieser Bundesstiftung an der Gestaltung der Inhalte mitwirken können. Unsere Forderungen nach einem

Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk MdB (l.) und BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB während der Sitzung des Bundesauschusses..

nationalen Gedenktag für die deutschen Heimatvertriebenen sind auf fruchtbaren Boden gefallen.

Ich möchte mich für viel Solidarität und herzliche Freundschaft in zum Teil schwierigen Zeiten bei Ihnen allen sehr bedanken. Nicht einen einzigen Tag dieser 16 Jahre meiner Präsidentschaft möchte ich missen“ so Steinbach.

Jetzt sei es aber an der Zeit, das Amt in andere Hände für neue Herausforderungen zu legen. Nach reiflicher Überlegung sei sie zu diesem Ergebnis gekommen.

Der Versuch zahlreicher Mitglieder des Bundesausschusses, der aus den Vorsitzenden der Landesverbände und Landsmannschaften besteht, sie umzustimmen, endete erfolglos.

Bereits zuvor war sie in ihrem Lagebericht auf den bevorstehenden Generationenwechsel – von der Erlebnis zur Bekenntnisgeneration – im Verband eingegangen, der mittlerweile überall spürbar sei. Es müsse jetzt darum gegen, den Umbruchprozess aktiv zu gestalten.

Der Beauftragte der Bundesregierung Hartmut Koschyk hatte dem Bundesausschuss bereits zu Beginn sein Amt vorgestellt. Koschyk berichtete zunächst zum

Thema Aussiedler. Hier hatte der Deutsche Bundestag im letzten Jahr durch die 10. Novellierung des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (BVFG) erhebliche Erleichterungen bei der Familienzusammenführung beschlossen – insbesondere durch den Wegfall des Begriffes der „Härte“. Wenn das Bundesverwaltungsamt (BVA) seitdem wieder eine steigende Anzahl von Anträgen auf Anerkennung als Spätaussiedler verzeichne, müsse dies als erster Erfolg gewertet werden.

Seine Ausführungen über die Situation der deutschen Volksgruppen im Ausland begann Koschyk mit dem wichtigen Hinweis auf die vorbildliche Minderheitenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Das Rahmenabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten und die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates würden in Deutschland streng eingehalten. Man begreife die vier nationalen Minderheiten – Dänen, Friesen, Sorben sowie Sinti und Roma – als Bereicherung der Gesellschaft.

Bereits in der Präsidialsitzung am darauffolgenden Tag wurden die Weichen

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Politik

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für die Nachfolge von Erika Steinbach MdB gestellt. Das Präsidium gab einstimmig eine eindeutige Empfehlung an die Mitgliedsverbände, Vizepräsident Dr. Bernd Fabritius MdB zu nominieren. „Vizepräsident Dr. Fabritius MdB ist Siebenbürger Sachse und führt seinen Verband und den Weltverband der Siebenbürger Sachsen seit Jahren sehr erfolgreich. Er ist in der deutschen und europäischen Politik gut vernetzt und gehört seit dieser Legislaturperiode dem Deutschen Bundestag an. Wir sind der Überzeugung, dass Dr. Bernd Fabritius MdB die zukünftigen Herausforderungen für den BdV erfolgreich meistern wird“ heißt es in einer nach der Präsidialsitzung vom Verband verbreiteten Mitteilung an die Presse.

Markus Patzke

Stimmen zur Ankündigung von Erika Steinbach MdB Die Ankündigung von BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB nicht wieder für das Amt kandidieren zu wollen, hat zu einem breiten Echo in der Öffentlichkeit geführt.

Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSUBundestagsfraktion Klaus Brähmig MdB äußerte sich in einer Pressemitteilung: „Mit Erika Steinbach verliert der Bund der Vertriebenen eine herausragende Präsidentin, die in den vergangenen 16 Jahren das Bild von Deutschlands größter Vertriebenenorganisation maßgeblich geprägt und verändert hat.

Erika Steinbach hat sich seit 1998 außerordentliche Verdienste erworben, indem sie die Heimatvertriebenen wieder fest in der Mitte der deutschen Gesellschaft verankert und den BdV mit seinen zahlreichen lokalen wie regionalen Kontakten zu einer wertvollen Brücke zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn gemacht hat.“ Die Welt meldete am 09.07.2014: Der Hartnäckigkeit der BdV-Präsidentin ist es zu verdanken, dass die öffentliche Darstellung dieses Kapitels deutscher Geschichte in Berlin inzwischen ent-

V

erabschiedet wurde während der Sitzung des Bundesausschusses auch BdV-Generalsekretärin Michaela Hriberski (3. von l.). Am 14. September tritt sie in den Ruhestand.

Seit 1978 war sie, zunächst als Referatsleiterin, in der Bundesgeschäftsstelle beschäftigt.

Seit 1991 ist sie Generalsekretärin und hat in dieser Funktion den drei BdV-Präsidenten, Herbert Czaja, Fritz Wittmann und Erika Steinbach, gedient. Mit warmen Worten dankte BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB (2. von l.) Michaela Hriberski, in dem sie ihr besonderes Einfühlungsvermögen hervorhob, dass es ihr erst ermöglicht habe, mit den so unterschiedlichen Charakteren „ihrer“ BdV-Präsidenten erfolgreich zusammenzuarbeiten. Hriberski dankte mit den Worten: „Ich habe immer gewusst, wofür ich arbeite“. Es sei ihr stets um die Sache der deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler gegangen.

Auch ihr Vorgänger im Amt des Generalsekretärs, der jetzige Bundesbeauftragte Hartmut Koschyk MdB (l.) und ihr Nachfolger als Generalsekretär, Klaus Schuck, (r.) nahmen an der Bundesausschusssitzung teil, so dass es zu dem seltenen Bild dreier Generalsekretäre mit der BdV-Präsidentin kam.

steht. Sie setzte durch, dass sich die große Koalition 2005 vornahm, ein „sichtbares Zeichen“ zu setzen, das an das Unrecht von Vertreibungen erinnern und Vertreibung für immer ächten sollte.

Zwar opponierten in den Jahren der ersten Merkel-Koalition einige Sozialdemokraten, allen voran Markus Meckel und Wolfgang Thierse, immer wieder gegen das Vorhaben. Trotzdem wurde 2008 die „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ gegründet, die bis 2017 eine Gedenkstätte mit Dokumentation in Berlin eröffnen wird; die Bauarbeiten sind im Gange. Es ist Erika Steinbachs größtes Verdienst, dass damit ein Ort in

der Bundeshauptstadt für die Erinnerung an das Schicksal der Vertriebenen geschaffen wird.

DER SPIEGEL schrieb am 21.07.2014: „Aber sie hatte Erfolg. Der BdV setzte die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung durch und sicherte sich Einfluss im Stiftungsrat. Im neuen Koalitionsvertrag steht sogar die Forderung nach einem Gedenktag. Die Kanzlerin nimmt sich jedes Jahr Zeit für ein Mittagessen mit dem BdV-Präsidium, und der „Tag der Heimat“ ist für Angela Merkel ein Pflichttermin. Sie war dort öfter als alle Kanzler vor ihr.

BdV-Archiv (2)

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Politik

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Erinnerung an Herbert Czaja (1914-1997) Von Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble Geboren im November 1914, als das alte Europa, die „Welt von Gestern“, wie Stefan Zweig es genannt hat, bereits begonnen hatte, im Ersten Weltkrieg unterzugehen: Es war Herbert Czaja schon in die Wiege gelegt, dass sein Leben von den europäischen Katastrophen des 20.

Jahrhunderts geprägt sein sollte.

Und dies auch deshalb, weil seine Wiege in Teschen stand – im damals österreichischen Teil Schlesiens, der nach dem Ersten Weltkrieg polnisch wurde.

D

er Jugendliche und junge Erwachsene war Angehöriger der deutschen Minderheit, zugleich polnischer Staatsbürger und sprach fließend polnisch. Der gläubige Katholik wurde Mitglied in der Christlichen Deutschen Volkspartei, die der deutschen Zentrumspartei nahestand. Auch nach der deutschen Besetzung seiner Heimat trat Czaja nicht in die NSDAP ein. In der Folge verlor er seine Assistentenstelle an der Krakauer Universität. Die Nationalsozialisten verweigerten ihm auch eine feste Anstellung als Lehrer wegen „fehlender nationaler Gesinnung“.

Literatur und Politik Czaja hatte Geschichte, Germanistik und Philosophie in Krakau und Wien studiert und war mit einer Arbeit über Stefan George und seinen Kreis promoviert worden. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft bot ihm sein polnischer Doktorvater 1945 eine Dozentur an der Universität Krakau an, doch sollte er sich dafür mit der polnischen Staatsbürgerschaft erneut und ausdrücklich zum Polentum bekennen. Das wollte Czaja nicht und wurde ausgewiesen. In Stuttgart, seiner neuen Heimat,

trat er, inzwischen Gymnasiallehrer, 1946 der CDU bei und war zuerst vor allem Sozialpolitiker. Er engagierte sich in der Flüchtlingsfürsorge, im sozialen Wohnungsbau und in der Stadtplanung, um dann schließlich in seinen fast vier Jahrzehnten im Deutschen Bundestag und dem Vierteljahrhundert an der Spitze des Bundes der Vertriebenen vor allem für die Vertriebenenpolitik zu stehen.

Übernationales Denken Czajas schlesische Heimat war geprägt vom Zusammenleben von Polen, Tschechen und Deutschen, von Katholiken, Protestanten und Juden – und dieses Zusammenleben hat sein Herangehen an die Vertriebenenfrage stark beeinflusst: Er war Anhänger des Selbstbestimmungsrechts aller Völker und Volksgruppen; er hat dieses Recht immer in einem Atemzug mit der unbedingten Geltung von Menschenrechten und Völkerrecht genannt. Er dachte übernational und grenzüberschreitend und nahm für sich und den Bund der Vertriebenen in Anspruch, stets Impulse für einen „dauerhaften Ausgleich in einer freiheitlichen und föderalen bündischen Struktur der Staaten, Völker und Volksgruppen in einer europäischen Gesamtordnung“ gegeben zu haben – so hat er es in seiner Rede zum 35. Jahrestag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen 1985 formuliert.

Selbst in den politisch frostigsten Phasen des Kalten Krieges hat Czaja seine Kontakte in seine alte Heimat gepflegt.

Sein Leitsatz war: Es kann nicht mehr alles so werden, wie es war, aber es darf auch nicht alles so bleiben, wie es ist.

Immer wieder forderte er, die „deutsche Frage voll offenzuhalten“, „so viel wie möglich von Deutschland zu retten“.

Mitte der siebziger Jahre konnte er seine

Dr. Herbert Czaja am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer..

Rechtspositionen bestätigt sehen, als das Bundesverfassungsgericht in – von ihm und dem BdV mit angestrengten – Urteilen zum Grundlagenvertrag und den Ostverträgen die deutsche Frage als nach wie vor offen beurteilte.

Enttäuschungen Dass 1990 dann dennoch nicht über Territorien verhandelt wurde, hat ihn tief enttäuscht. Auch mir persönlich hat er die deutsche Anerkennung der OderNeiße-Grenze vorgehalten, weil ich dies Anfang 1990 in Washington gegenüber dem damaligen amerikanischen Außenminister James Baker signalisiert hatte.

Dem Einigungsvertrag und dem Zweiplus-Vier-Vertrag hat Czaja dann auch im Bundestag nicht zugestimmt. Die dortige Beratung des Einigungsvertrages hat er beim Bundesverfassungsgericht mit dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung zu verhindern versucht.

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Politik

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Und auch die deutsch-polnischen Verträge von 1990 und 1991 hat er abgelehnt.

Es war klar, dass vom BdV und von Czaja für die politische und historische Entwicklung dieser Jahre in Bezug auf die Herkunftsgebiete der deutschen Vertriebenen kein Beifall zu erwarten war.

Wir unterschieden uns in der Beurteilung von politischen Möglichkeiten und Zwängen in diesen Fragen; wir beurteilten das Verhältnis von Recht, Geschichte und Politik verschieden. Trotz alledem war die Zusammenarbeit zwischen uns beiden immer vertrauensvoll und konstruktiv.

Charme und weiter Horizont Wenn ich an Herbert Czaja denke, habe ich eine Zeit vor Augen, in der manche die Anerkennung der Meinung und Haltung des Anderen in der Demokratie noch mehr Selbstüberwindung kostete als heute – eben weil die Meinungen und Haltungen sich noch stärker unterschieden. Und ich denke an eine Zeit, in der die Charaktere vielleicht noch individueller und ausgeprägter waren – auch aus Gründen, auf deren Ursachen wir heute gern verzichten: Denn das hatte eben vor allem auch mit dem Niederschlag schrecklicher Kapitel europäischer Geschichte im Leben der allermeisten damals zu tun.

Bei Czaja denke ich darüber hinaus an einen Menschen von großer Liebens-

BdV-Präsident Dr. Herbert Czaja mit Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl..

würdigkeit, mit viel Charme und weitem Horizont. Der Literaturwissenschaftler wäre in einer friedlicheren Welt wohl Literaturprofessor geworden – die Habilitation über Franz Grillparzer war bereits ins Auge gefasst. Krieg und Vertreibung haben sein Leben in andere Bahnen geworfen.

Schicksal und Leistung Herbert Czajas hundertster Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, sich Schicksal

und Leistung der deutschen Vertriebenen in Erinnerung zu rufen. Mit der gemeinnützigen Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ und der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ gibt es heute weitere Institutionen, die die Geschichte der deutschen und europäischen Vertreibungen auf vielfältige Weise im Gedächtnis halten und dafür arbeiten, dass Vertreibung weltweit als Mittel der Politik geächtet wird. Herbert Czaja hätte das mit Genugtuung erfüllt.

Wolfgang Schäuble

Zentraler Tag der Heimat in Bayern „Heimatvertriebene und Spätaussiedler waren und sind Leistungsträger“ Müchen (dod). Bayerns Sozialministerin Emilia Müller betonte mit Blick auf den Zentralen Tag der Heimat am 20.

Juli in Passau die Rolle und Bedeutung der deutschen Heimatvertriebenen für Bayern: „Deutschland geht nicht ohne uns – dieses Motto des Tages der Heimat 2014 bringt es auf den Punkt. Die deutschen Heimatvertriebenen waren und sind Leistungsträger in unserer Gesellschaft und für den Erfolg unseres Landes wichtig. Mit Fleiß, Know-how und Einsatzbereitschaft haben die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler dazu beigetragen, dass Deutschland – und allen voran

Bayern – sozial und wirtschaftlich heute Spitzenleistungen erbringt. Mit ihrer Kultur haben sie unser Land auch kulturell bereichert.“ Die Ministerin bekräftigte auch die Verantwortung des Freistaats gegenüber den Deutschen aus dem östlichen Europa. „Wir errichten für unseren vierten Stamm das Sudetendeutsche Museum in München. Außerdem fördert Bayern unvermindert die kulturellen und grenzüberschreitenden Aktivitäten der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler.

Denn sie sind wichtige Brückenbauer in Europa“, so Müller und ergänzte: „Mit

unserem eigenen bayernweiten Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation halten wir Schicksal und Leistung der deutschen Heimatvertriebenen für die künftigen Generationen lebendig im Bewusstsein. Dies sind wir den Opfern schuldig.“ Der Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation wird am 2.

Sonntag im September begangen – zum ersten Mal in diesem Jahr. Dieser Tag mahnt zur Verantwortung und Versöhnung. Er ist ein Beitrag zum demokratischen Bewusstsein in unserem Land und dient der Völkerverständigung.

BdV-Archiv (2)

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Politik

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20. Juni wird Gedenktag für Vertriebene Bundeskabinett beschließt Einführung eines jährlichen Gedenktages ab 2015 Das Bundeskabinett hat am 27.

August 2014 beschlossen, dass ab dem Jahre 2015 jährlich am 20.

Juni der Opfer von Flucht und Vertreibung gedacht werden soll. Mit dem Datum knüpft die Bundesregierung an den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen an und erweitert das Flüchtlingsgedenken um das Schicksal der Vertriebenen. azu hat das Bundesministerium des Innern mitgeteilt: Flucht und VerD treibung bedeuten für die Betroffenen großes Leid. Flüchtlinge werden ermordet, vergewaltigt und seelisch verletzt, gewachsene Kulturräume zerstört.

Allein 2013 waren nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht; viele als Flüchtlinge im Ausland, der größere Teil als Vertriebene im eigenen Land.

Flucht und Vertreibung Teil europäischer Geschichte Flucht und Vertreibung sind auch Teil der europäischen Geschichte im 20.

Jahrhundert. Millionen Menschen mussten im Kontext des von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen. Die Vertreibung der europäischen Juden fand ihr grauenvolles Ende in den Vernichtungslagern.

Auch Millionen Deutsche mussten schließlich aufgrund von Flucht, Vertreibung, Zwangsumsiedlung und Deportation ihre angestammte Heimat verlassen.

Die historische Aufarbeitung dieser Ereignisse sowie die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer werden von der Bundesregierung nachhaltig unterstützt.

Am „Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung“ wird künftig der weltweiten Opfer von Flucht und Vertreibung und insbesondere der deut-

Vertriebene unterwegs.

schen Vertriebenen gedacht. Hierdurch wird deutlich gemacht, dass der Wille und die Kraft zu Versöhnung und Neuanfang, der gemeinsame Aufbau und Zusammenhalt in der Gesellschaft das Fundament bilden, auf dem Deutschland heute Menschen aus 190 Nationen eine Heimat bietet.

Wichtiges Anliegen umgesetzt worden In einer ersten Stellungnahme begrüßte der BdV den Beschluss der Bundesregierung. BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB erklärte dazu: Mit diesem Kabinettsbeschluss ist ein wichtiges Anliegen unseres Verbandes und ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen.

Dies ist ein guter Tag für die deutschen Heimatvertriebenen, die mit ihrem Willen und ihrer Kraft zu Versöhnung und Neuanfang entscheidend zum Aufbau der Bundesrepublik Deutschland beigetragen und so auch das Fundament zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gelegt haben.

Insbesondere diejenigen, die die damaligen traumatisierenden Ereignisse und den schwierigen Neuanfang noch selbst

erlebt haben, können sich erkennbar der Solidarität ihrer Landsleute erfreuen.

Aber auch die später Geborenen, die alles nur vom Hörensagen in der Familie oder auch von außen kennen, werden an für Deutschland schicksalhafte Ereignisse erinnert.

Gerade im Hinblick auf künftige Generationen ist es gut, dass dieser Gedenktag jährlich am 20. Juni, dem Weltflüchtlingstag, begangen wird. Im Kontext mit den zahllosen Vertreibungen weltweit wird deutlich, dass die Vertreibungen der Deutschen genauso ein Unrecht darstellen, wie die Vertreibungen anderer Gruppen und Völker. Es wird deutlich gemacht, dass auch die Vertreibung der Deutschen völkerrechtswidrig gewesen ist. Damit wird das wichtige Signal gesetzt, dass Vertreibungen weltweit zu ächten sind.

Die große Koalition setzt damit ein weiteres, bedeutendes Zeichen, dass das Schicksal der Vertriebenen ein gesamtdeutsches Anliegen ist.

Die dramatische Vertreibung von fast 15 Millionen Deutschen aus ganz Mittel- und Osteuropa und dem damaligen Ostdeutschland hat durch beide Entscheidungen der großen Koalition einen festen Platz im historischen Gedächtnis Deutschlands erhalten.

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Politik

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Kulturminister Herman würdigt Arbeit des DTZF Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds bewilligt 196 neue Nachbarschaftsprojekte Der Verwaltungsrat des DeutschTschechischen Zukunftsfonds (DTZF) kam auf Einladung von Minister Daniel Herman Mitte Juni im Kulturministerium zusammen.

Insgesamt 888.000 Euro werden in den kommenden Monaten für 196 deutsch-tschechische Projekte zur Verfügung gestellt, teilten die DTZF-Verwaltungsratsvorsitzenden Albrecht Schläger und Kristina Larischová mit. Minister Herman würdigte in einem Grußwort die Arbeit, die der DTZF für die deutsch-tschechische Nachbarschaft in den letzten 16 Jahren geleistet hat. „Von wieder aufgebauten Kirchen, die erneut zu einem Ort der Begegnung werden, über wissenschaftlichen und kulturellen Austausch bis hin zu ganz persönlichen Beziehungen, die durch die gemeinsame Arbeit an einem Projekt entstanden sind – all das sind Ereignisse, die eine Nachbarschaft lebendig machen. Sie sind nicht selbstverständlich“, erklärte Herman. er Minister und die Verwaltungsratsmitglieder tauschten sich auch über D die künftige „Ausstellung zur Geschichte der Deutschen in den böhmischen Ländern“ des Collegium Bohemicum in Ustí n.L. (Aussig) aus. Beide Seiten sind sich einig über die Bedeutung der Ausstellung und hoffen auf eine baldige Eröffnung. „Die Ausstellung wird ein kleines, aber bedeutendes Stück dessen, was nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tschechoslowakei verloren gegangen ist, bewahren,“ erklärte der Verwaltungsratsvorsitzende Schläger. Die einmalige Museumssammlung ist durch die Förderung des DTZF möglich geworden. Die Ko-Vorsitzende Larischová betonte, „diese Ausstellung wird das tschechische Bewusstsein von der eigenen Geschichte bereichern“.

Prag

Anbei eine Auswahl von aktuell bewilligten Projekten: Unter den vielen Projekten wird zum Schwerpunktthema „Drogenprävention“ wird das Projekt „Hellwach - ich weiß doch Bescheid!“ gefördert. Dieses Projekt der Jugendherberge Wunsiedel hat Modellcharakter.

Für fünf Tage (24.-28.11.2014) kommen 105 deutsche und tschechische Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren zusammen, um sich gemeinsam mit Methoden der Suchtprävention gegen die Gefahren des Drogenkonsums zu wappnen. Es handelt sich um die Altersgruppe, die am meisten mit Drogen experimentiert. Bei diesem Projekt arbeiten Schulen und Institutionen zusammen, die sich der ernsten Situation im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet bewusst sind. Eingebunden in das Programm sind Präventionsexperten, die Polizei und eine Therapieeinrichtung.

Ziel ist es, den Jugendlichen zu helfen, gemeinsam eine Haltung zu entwickeln, die ein „Nein“ zu Drogen erleichtert.

Der Zukunftsfonds fördert dieses Projekt mit 14.000 Euro. Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Wo es Krieg

gibt, da gibt es Flucht und Vertreibung.

Zeitweise bis zu 100.000 Juden aus Galizien, der Bukowina und dem Süden der Habsburgermonarchie suchten schon wenige Wochen nach Ausbruch der Kriegshandlungen Zuflucht in den Böhmischen Ländern. Diesem Exodus und seinen Folgen widmet das Jüdische Museum in Prag in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin seine Ausstellung „Orient in Böhmen? Jüdische Flüchtlinge im Ersten Weltkrieg“.

Wie reagierten damals die staatlichen Behörden auf den Flüchtlingsstrom?

Welchen Einfluss hatten diese Ereignisse auf den tschechischen Antisemitismus nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik? Ab Ende August bringt die Ausstellung Licht in einen wenig erforschten Bereich des Ersten Weltkriegs. Der Zukunftsfonds gewährt eine Unterstützung von rund 8.000 Euro.

Darüber hinaus gibt es unzählige kleine und große Projekte, neu oder schon zur Tradition gewordene, die mit Spiel und Spaß die deutsch-tschechische Freundschaft verfestigen.

(PM) OMV (1); privat (1)

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Politik

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OMV-Bundesvorstand tagte in Berlin Regierungsbeauftragter Hartmut Koschyk berichtete über seine Aufgaben Am 30. Juni 2014 kam der Bundesvorstand der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge – im Berliner Konrad-Adenauer-Haus zusammen. Zu Beginn begrüßte der OMV-Bundesvorsitzende Helmut Sauer (Salzgitter) die Anwesenden und gratulierte Egon Primas MdL sowie Oliver Dix, die beide in ihren Landesverbänden Thüringen bzw. Niedersachsen als Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV) wiedergewählt worden waren. esonders herzlich begrüßte Sauer den neuen Beauftragten der BunB desregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk MdB (CSU). Aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen im Bereich der Vertriebenen und Aussiedler – u.a. in seinen früheren Ämtern als Bundesvorsitzender der Schlesischen Jugend, BdVGeneralsekretär und Bundesvorsitzender des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), aber auch seiner familiären Herkunft aus Oberschlesien wegen – besitze Koschyk die notwendigen Fachkenntnisse, das Feingefühl und auch die Durchsetzungsfähigkeit für das Amt des Bundesbeauftragten, betonte Sauer.

Koschyk stellte sein Amt und seine Aufgaben vor.

Für die Spätaussiedler ist er zentraler Ansprechpartner auf Bundesebene und verantwortlich für die Koordinierung der Aussiedlerpolitik der Bundesregierung, der Integrationsmaßnahmen mit Bund, Ländern und Gemeinden sowie der im Eingliederungsbereich tätigen Kirchen, Wohlfahrtsverbände und gesellschaftlichen Gruppen. Zusätzlich betreut er die in den Herkunftsgebieten der Aussiedler verbliebenen Deutschen, koordiniert die Maßnahmen der Hilfenpolitik und über-

Der Bundesvorstand der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung mit dem Beauftragten der Bundesregierung Hartmut Koschyk.

nimmt den Co-Vorsitz der bestehenden Regierungskommissionen zu Angelegenheiten der deutschen Minderheiten. Als Beauftragter für Aussiedlerfragen ist er verantwortlich für die Informationsarbeit im Inland und bei den deutschen Minderheiten im Ausland. Im Zuständigkeitsbereich für die nationalen Minderheiten ist der Beauftragte zentraler Ansprechpartner auf der Bundesebene.

Er vertritt die Bundesregierung in den bestehenden und möglicherweise künftig zu schaffenden Kontaktgremien.

Auf die besondere Situation Aussiedlungswilliger auf der Krim oder in der Ukraine angesprochen, erklärte Koschyk, deren Anträge würden bevorzugt behandelt. Zukünftig wolle er sich nochmals näher mit der Anerkennung von Berufsund Bildungsabschlüssen befassen. Gerade im Hinblick auf die Arbeitssituation in Deutschland müssten sämtliche eigenen Potenziale genutzt werden.

Auch Klaus Brähmig MdB, alter und neuer Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagfraktion, war der Einladung des OMV-

Bundesvorsitzenden gefolgt und berichtete über seine Arbeit. Brähmig freute sich eingangs über die erneut rege Beteiligung der Fraktion an der Gruppenarbeit: Fast 70 Mitglieder habe die Gruppe in dieser Legislaturperiode.

In der Kulturförderung nach § 96 BVFG halte man den Haushalt stabil und arbeite an weiteren Erhöhungen, was angesichts genereller Sparvorgaben nicht einfach sei. Es sei wichtig, die Mittel auch, aber nicht ausschließlich für die sogenannten „Leuchtturmprojekte“ wie die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin oder das Sudetendeutsche Museum in München bereitzustellen. Zukünftig müsse auch verstärkt Geld in den Erhalt des deutschen Kulturerbes im östlichen Europa investiert werden, um dort die Substanz zu sichern.

Zum Thema Haushalt machte der OMV-Bundesvorsitzende Helmut Sauer auf die Bedeutung der ebenfalls nach § 96 BVFG geförderten grenzüberschreitenden Kulturarbeit gerade auch für die Verständigung mit den östlichen Nachbarländern aufmerksam. Auch hierfür sei ein sicheres Fundament vonnöten. (PM)

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Politik

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Entschädigungsrenten weitgehend umgesetzt Deutsche aus Rumänien werden entschädigt Deutsche aus Rumänien, die politische Opfer der Zwangsdeportationen in die Sowjetunion und der Zwangsumsiedlungen (Bărăgan, Szeklerland etc.) sind, werden durch das Dekret 118/1990 und durch das auf Initiative des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland durchgesetzte Gesetz 211/2013 entschädigt. Die Zahlung der Entschädigungsrenten wird zwischenzeitlich weitgehend erfolgreich umgesetzt. ie die Nationale Agentur für Soziale Leistungen (ANPS) mitteilt, W haben bis Juni diesen Jahres 2.604 in Deutschland lebende Betroffene Anträge bei den örtlichen Ämtern für Soziale Leistungen (Agenţia Judeţeana de Prestaţii Sociale – AJPS) ihres letzten Wohnorts in Rumänien eingereicht.

Davon wurden 2.110 Fälle bewilligt.

Nach Verhandlungen der Verbandsführung mit der rumänischen Regierung ist es gelungen, einige Hemmnisse in den behördlichen Verfahren zu beseitigen. So wurden Verfahrenshürden wie die zuerst geforderte persönliche Vorsprache der Betroffenen in Rumänien oder die Vorlage der Nachweise über die rumänische Staatsangehörigkeit beseitigt.

Genaue Nachweise führen zur vereinfachten Bearbeitung Bei den noch offenen Verfahren kam es zu Verzögerungen, weil zum einen Betroffene keine ausreichenden Nachweise mehr vorlegen konnten. So beanstandeten die rumänischen Behörden schlecht lesbare oder fehlende Urkunden, fehlende Belege für das Entlassungsdatum, unterschiedliche Schreibweisen bei der Namensführung im Laufe der Zeit oder ähnliche Ungereimtheiten in

der Aktenführung in Rumänien. Zum anderen weigern sich noch einige Dienststellen die in Rumänien übliche Nachweisführung durch das rumänische Arbeitsbuch anzuerkennen (so z.B. AJPIS Arad) oder fordern Erklärungen und Unterlagen, die laut Gesetz nicht erforderlich sind (so z.B. in Temesvar) und nur mit unnötigem Aufwand beibringbar sind. Das zuständige Ministerium für Arbeit in Bukarest hat nach mehreren Beschwerden nun zugesagt, auch diese Behörden durch eine aufsichtliche Prüfung zu einer zügigen Erledigung der restlichen Verfahren anzuhalten.

Bearbeitung bei den Behörden kostenfrei Auch Beschwerden, wonach einige Dienststellen in Rumänien Gebühren für die Bearbeitung erhoben hätten, wird derzeit nachgegangen. Laut Gesetz dürfen die Behörden in Rumänien für die Bearbeitung dieser Verfahren keine Gebühren verlangen. Trotzdem berichteten vermehrt Betroffene, dass das in einigen Orten geschehen sei. Da es im Sinne einer geordneten Verfahrensführung wichtig ist, einheitliche Verfahrenswege für alle Antragsteller durchzusetzen, bittet der Verband jene Betroffenen, die Zahlungen bei den örtlichen Behörden erbracht haben, um entsprechende Hinweise zu Höhe und Modalität der entrichteten Gebühren. Wurden diese Zahlungen unmittelbar bei der Behörde geleistet, können die Beträge dort unter Hinweis auf die Kostenfreiheit zurückgefordert werden. Wenn keine Belege über Zahlungen vorhanden sind, reicht die Nennung des Betrages und an wen dieser bei der Behörde entrichtet worden ist.

Das geltende Entschädigungsrecht kennt keine Antragsfristen. Die Leistungsberechtigung wird auf schriftlichen

Antrag jederzeit festgestellt, wobei der Anspruch auf Zahlung der monatlichen Entschädigungsrente im Monat nach der Antragstellung beginnt.

Anträge können aus Deutschland gestellt werden Bei längerer Verfahrensdauer muss die Behörde die Berechtigung rückwirkend feststellen. Wichtig ist: Die Auszahlung der Entschädigungsrente erfolgt nach Feststellung der Entschädigungsberechtigung nicht automatisch. Sobald die Sozialbehörde AJPIS die Anspruchsberechtigung festgestellt hat, kann und muss mit der schriftlichen Entscheidung (Decizie) die Auszahlung der monatlichen Entschädigungsrente bei der zuständigen Rentenzahlstelle (Casa Judeţeană de Pensii) beantragt werden. Die Entschädigung wird dann ab dem in der Feststellungsentscheidung genannten Datum ausgezahlt.

Sollte sich die erste Auszahlung monatelang verzögern, wird den Betroffenen empfohlen, die Rentenzahlstelle schriftlich an den eigenen Fall zu erinnern und um Erledigung zu bitten.

Betroffenen, die noch gar nicht aktiv geworden sind, wird geraten, noch nicht gestellte Anträge schriftlich einzureichen. Die erforderlichen Vordrucke sind im Internet unter http://www.siebenbuerger.de/verband/informationen/#E ntschaedigungsrente zu finden, wobei auch die Bundesgeschäftsstelle des Verbandes in München gerne behilflich ist.

Beizufügen sind Belege über die Verschleppung und Personenstandsurkunden, wobei die Übermittlung von beglaubigten Kopien der rumänischen Dokumente ausreicht. Die Entschädigung für das erlittene Unrecht ist ein Recht, welches auch geltend gemacht werden sollte.

Bernd Fabritius

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Politik

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„Tag der Vertriebenen“ beim Hessentag Ministerpräsident Bouffier: „Auch Hessentag geht nicht ohne Vertriebene“ Auf dem 54. Hessentag in Bensheim fand am 14. Juni 2014 zum vierzehnten Mal ein „Tag der Vertriebenen“ statt. Ministerpräsident Volker Bouffier, Sozial- und Integrationsminister Stefan Grüttner und Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf zeigten sich mit Ablauf und Zuspruch der Veranstaltungen sehr zufrieden. „Heimatvertriebene und Spätaussiedler gehören traditionell zum Hessentag, wie es auch hier in Bensheim wieder deutlich wird“, so die Landesbeauftragte. er Brauchtumsnachmittag des Bundes der Vertriebenen fand im voll D besetzten Bürgerhaus in Bensheim statt.

Ministerpräsident Volker Bouffier sprach in seiner Rede von einem ganz besonderen Hessentag in Bensheim, der seit den Zeiten von Ministerpräsident Georg August Zinn die hessische Identität fördere. Hier habe man immer schon die Heimatvertriebenen im Blick gehabt. „Die Aussage, Hesse ist, wer Hesse sein will, ist heute so aktuell wie damals.

Ebenso die Feststellung, dass Zukunft Herkunft braucht“, so der Ministerpräsident. Das Leitwort des Bundes der Vertriebenen für 2014 „Deutschland geht nicht ohne uns“ sei treffend gewählt.

Auch der Hessentag gehe nicht ohne den Bund der Vertriebenen. „Ein herzliches Dankeschön dem Bund der Vertriebenen in Hessen und den Landsmannschaften für ihre hervorragende Arbeit“.

Kontinuität in der Vertriebenenarbeit Der Ministerpräsident sprach den Koalitionsvertrag der ersten schwarz-grünen Landesregierung in einem Flächenland an und berichtete von den Verhandlun-

gen zu den Themen Heimatvertriebene und Spätaussiedler. Die im Koalitionsvertrag getroffenen Vereinbarungen bedeuteten Kontinuität in der Vertriebenenarbeit. Mit der Bestandsgarantie für die Landesbeauftragte und den Landesvertriebenenbeirat werde ein klares Bekenntnis ausgesprochen. „Hessen ist das einzige Bundesland mit einer Landesbeauftragten und ich danke Frau Ziegler-Raschdorf für ihre engagierte Arbeit. Mit dem Koalitionsvertrag ist auch festgelegt, dass die finanzielle Förderung der Vertriebenenarbeit weitergeht. Das gilt auch für die Integrationsmaßnahmen für Spätaussiedler, insbesondere für jugendliche Spätaussiedler“, betonte Ministerpräsident Bouffier.

Charta war „historische Leistung“ Ministerpräsident Volker Bouffier ging auch auf seine Entscheidung ein, in Hessen einen eigenen landesweiten Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation einzuführen. Was den bundesweiten Gedenktag angehe, so müsse man die Verhandlungen in Berlin abwarten. Wichtig sei, dass es mit seiner Proklamation den Gedenktag in Hessen gebe, der erstmals am 14. September 2014 gemeinsam mit dem landesweiten Tag der Heimat des BdV im Hessischen Landtag veranstaltet werde.

Weiter ging der Ministerpräsident auf die Tatsache ein, dass wir seit weit über 60 Jahren in Frieden leben, was früheren Generationen nicht vergönnt gewesen sei. In diesem Jahr seien drei Daten bedeutsam, nämlich der Beginn des 1.

Weltkrieges vor 100 Jahren, der Beginn des 2. Weltkrieges vor 75 Jahren und der Mauerfall vor 25 Jahren. In der Stuttgarter Erklärung von 1950, nämlich der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ hätten die Heimatvertriebenen ein

Bekenntnis zu einem vereinten Europa abgelegt. „Das war eine historische Leistung des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften“, so der Ministerpräsident abschließend in seiner Ansprache.

Der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Hessen, Siegbert Ortmann, begrüßte zu Beginn die Ehrengäste, darunter Ministerpräsident Bouffier, Staatsminister Grüttner, Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf, Landrat Wilkes sowie INFO Der Hessentag ist eine jährliche Festveranstaltung des Landes Hessen zur Darstellung verschiedener Regionen Hessens. Im Rahmen einer Veranstaltungswoche präsentiert sich das Land den Besuchern mit Schwerpunkt auf kulturellen Darstellungen und Ausstellungen.

Der Hessentag ist das älteste und größte Landesfest in Deutschland.

Die Hessentage wurden 1961 durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn auf Initiative der Vertriebenen ins Leben gerufen. Ziel der Veranstaltung war zunächst, Alteingesessene und Zuwanderer zusammenzubringen und den zahlreichen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen ein Gefühl für ihre neue Heimat zu verschaffen.

Im Mittelpunkt steht die Präsentation des Brauchtums, insbesondere die große Vielfalt an Trachten die es in Hessen gibt, sowie die Trachten der Neubürger, die nach 1945 nach Hessen gekommen sind. Seit 1971 wird jeweils ein Hessentagspaar gekürt, das den Hessentag repräsentiert.

14 Bürgermeister Herrmann mit dem Hessentagspaar. Er stellte fest, dass alle teilnehmenden Gruppen eine großartige Kulturarbeit leisten, die gut in das Veranstaltungsprogramm des Hessentages passten.

Der „Tag der Vertriebenen“ hatte traditionell mit einer Bürgersprechstunde der Landesbeauftragten im Kolpinghaus Bensheim begonnen, bei der Frau Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf über ihre Arbeit berichtete, bevor eine Reihe von Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen vortrugen. In der folgenden Diskussion ging es in erster Linie um die Schwierigkeiten der deutschen Minderheit in Polen. Es wurde vorgetragen, dass für diesen Personenkreis nicht ausreichend ausgebildete Lehrkräfte für den Unterricht in Deutsch zur Verfügung stehen. Dies betreffe sowohl Kindergärten, Schulen und Universitäten. Hier sollten Überlegungen angestellt werden, wie diese Situation von Deutschland aus verbessert werden kann. Ein weiteres Thema waren Probleme von Spätaussiedlerfamilien bei der Einreise nach Deutschland, wenn eines der Kinder aufgrund der langen Bearbeitungszeit des Antrages inzwischen das 18. Lebensjahr vollendet hat. Die Landesbeauftragte sagte zu, im Bundesbeirat für Spätaussiedlerfragen die Thematik anzusprechen und das Bundesverwaltungsamt diesbezüglich zu sensibilisieren. Sie bat darum, ihr entsprechende Vorgänge zur Verfügung zu stellen.

Bürgersprechstunde des Beirates Ebenfalls im Kolpinghaus in Bensheim tagte im Anschluss an die Bürgersprechstunde der Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen in öffentlicher Sitzung, bei der Staatsminister Stefan Grüttner ein Grußwort sprach. Der Hessische Minister für Soziales und Integration begrüßte die Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des Landesbeirates und dankte für die Mitarbeit bei der Beratung der Hessischen Landesregierung.

Staatsminister Grüttner berichtete von den Koalitionsverhandlungen von CDU mit Bündnis 90/Die Grünen und die positiven Ergebnisse, die im Kapitel „Heimatvertriebene und Spätaussiedler – Arbeit anerkennen“ deutlich werden.

Politik

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Während des Brauchtumsnachmittages des Bundes der Vertriebenen anlässlich des „Tages der Vertriebenen“ beim Hessentag in Bensheim von links: Bürgermeister Thorsten Herrmann, BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann, das Hessentagspaar, Ministerpräsident Volker Bouffier, Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf, Sozial- und Integrationsminister Stefan Grüttner und Landrat Matthias Wilkes.

Die Landesregierung nehme die Vertriebenen und Spätaussiedler mit ihren Anliegen ernst, was bei den Bestandsgarantien für die Landesbeauftragte und den Landesbeirat zu erkennen sei. Ebenso sei die Fortführung des Hessischen Preises „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ und die Verstärkung der Mittel für Integrationsmaßnahmen bei jugendlichen Spätaussiedlern zu erwähnen. Weitere Themen waren die Erfassung der hessischen Heimatstuben durch den Museumsverband und die Fachtagung dazu im Herbst letzten Jahres sowie der Hessische „Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“ mit der geplanten Veranstaltung am 14.

September im Hessischen Landtag. „Ich danke dem Landesbeirat für den konstruktiven Dialog, bei dem auch einmal ein offenes Wort gewählt werden kann.

Diesen konstruktiven Weg sollten wir weiter gehen“, erklärte Stefan Grüttner.

Frau Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf gab einen Bericht über ihre Arbeit und informierte insbesondere über aktuelle Themen wie z.B. über die Novellierung des Bundesvertriebenengesetzes zur Familienzusammenführung.

Sie nannte ihre erfolgreichen Bemühungen in Berlin einen weiteren Beweis für den Erfolg der aktiven hessischen Aus-

siedlerpolitik. Ausführungen machte sie auch zur Fördereinrichtung für junge Zugewanderte in Hasselroth, der Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse und zum Nachqualifizierungsprojekt für arbeitslose Lehrerinnen und Lehrer unter den Spätaussiedlern in Hessen.

Für den Kulturausschuss gab dessen Vorsitzender Herr Schmitz und für den Eingliederungsausschuss Vorsitzender Herr Thießen einen Bericht zur jeweiligen Arbeit der Ausschüsse. Aus den Berichten gingen die aktuellen Themen und die Diskussionen in den Ausschusssitzungen hervor. Hier wurde klar, dass bei einzelnen Themen weiterer Gesprächsbedarf notwendig ist. „Ich freue mich immer wieder über unsere Begegnungen und das diesjährige Zusammentreffen auf dem Hessentag in der schönen Stadt Bensheim. Regelmäßige Kontakte und der offene Gesprächsaustausch sind das Geheimnis des Erfolges einer guten Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik. Ebenso wie der Ministerpräsident und der Sozialminister stehe ich an der Seite der Vertriebenen und Spätaussiedler in Hessen und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Landesbeirat“, so die Landesbeauftragte abschließend.

Hessisches Ministerium für Soziales und Integration (1); Tews (2)

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Kultur

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Allensteiner Sommerfest begeisterte Jung und Alt Bei Ritterkämpfen sprang der Funke über Das alljährliche Sommerfest der Ostpreußen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Mit 1200 Besuchern waren am 21. Juni in Allenstein wieder mehr Teilnehmer anwesend als beim letzten Mal. Dafür bekamen sie einen bunten FolkloreMix aus Musik, Theater, Tanz und Ritterkämpfen geboten, der am Tag der Sonnenwende alle begeisterte. eugierig warfen Passanten einen Blick auf die unterhalb der AllenN steiner Deutschordensburg gelegene Freilichtbühne des Amphitheaters herab.

Ungewöhnliche Klänge drangen zu ihnen hinauf: deutsche Stimmen, deutsche Lieder und deutsche Musik. Beim Allensteiner Kultursommer waren die Ostpreußen mit ihrem Sommerfest zu Gast, und sie lockten nicht nur die deutsche Volksgruppe an, sondern auch viele junge Allensteiner, welche kein Wort Deutsch verstehen, die aber von dem fröhlichen Treiben magisch angezogen wurden und mit den Ostpreußen mitfeierten.

Als Prolog des Sommerfests hielten der Allensteiner Domherr André Schmeier

Auftritt von Kindern aus Deutschwagen.

1200 Besucher nahmen begeistert am Sommerfest in Allenstein teil.

und sein evangelischer Kollege, Bischof Rudolf Bazanowski, einen zweisprachigen ökumenischen Gottesdienst ab. Am Tag des höchsten Sonnenstands versteckte sich hin und wieder das Leben spendende Gestirn. „Aber wir wissen, sie ist da“, sagte der katholische Domherr Schmeier.

Auch wenn zwischenzeitlich bei kurzen Regengüssen die Regenschirme aufgespannt werden mussten, war doch überall Sonne in den Herzen. Vor den Augen des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat,

und zahlreicher Ehrengäste wie Bernard Gaida von der Dachorganisation der Deutschen Minderheit in der Republik Polen, Heinrich Hoch vom Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, dem Ermländischen Altvisitator Lothar Schlegel sowie Viktor Marek Leyk, dem Minderheitenbeauftragten des Marschalls der Woiwodschaft Ermland und Masuren, wurde farbenfrohe Unterhaltung geboten.

Jung und Alt, Chöre und Solisten aus Bartenstein, Heilsberg, Ortelsburg, Neidenburg und Osterode sorgten für Stimmung, bei der am Ende das Publikum mitsang und -tanzte. Höhepunkt waren die historischen Ritterkämpfe, bei denen eine Gruppe Allensteiner Recken mit Schwertern und Äxten aufeinander einschlug, dass die Funken flogen. Ein Funke, der auch auf die Zuschauer übersprang, die begeistert applaudierten und die darauf hoffen, ein ähnliches Scharmützel wieder beim nächsten Mal erleben zu dürfen.

Harald Tews LO (2)

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Kultur

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Neu erschienen: „Hessen und die Vertriebenen“ Schulen in Hessen erhalten neues Angebot an Lehrmaterial Hessen gilt heute als ein Musterland nachkriegsdeutscher Eingliederungspolitik. In einem relativ kurzen Zeitraum schaffte es das noch junge Bundesland, das von der amerikanischen Besatzungsmacht aus drei verschiedenen Landesteilen neu zusammengesetzt wurde, angestammte Bevölkerung und neu Zugezogene in ein neues Gemeinwesen einzubinden. ie Stiftung „Vertriebene in Hessen“ bietet Schulen in Hessen LehrmateD rial über Vertreibung und Eingliederung an und hofft, dass mit einer vertiefenden Unterrichtsbehandlung die Erinnerung an das Schicksal der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler wachgehalten wird; es soll angesichts der heutigen weltweiten Vertreibungen als Mahnung wahrgenommen werden.

Im Rahmen einer Sitzung des hessischen BdV-Landesvorstandes hat der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung „Vertriebene in Hessen“ Rudolf Friedrich über das Projekt berichtet. Friedrich informierte darüber, dass die Stiftung als Herausgeber das Buch „Hessen und die Vertriebenen“ jetzt als 2. Auflage veröffentlicht hat. Mit dem Werk wird durch INFO Messerschmidt, Rolf, Hessen und die Vertriebenen. Eine Bilanz von 1945 bis zur Gegenwart, Herausgegeben von der Stiftung Vertriebene in Hessen.

Das Buch ist kostenlos erhältlich über das Hessische Competence Center (HCC), Rheingaustr. 186, 65203 Wiesbaden oder per E-Mail Beschaffungen@hcc.hessen.de

Rudolf Friedrich, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung „Vertriebene in Hessen“, stellt die zweite Auflage von „Hessen und die Vertriebenen“ im „Haus der Heimat“ in Wiesbaden vor. (v.l. n.r.) Alfred Herold, Manfred Hüber, Rudolf Friedrich, Otto R. Klösel.

den Historiker Dr. Rolf Messerschmidt wissenschaftlich fundiert der Beitrag der Vertriebenen zur erfolgreichen Entwicklung des Landes Hessen dargestellt. Einige der politisch bewertenden Aussagen der ersten Ausgabe, die stark kritisiert wurden, sind erfreulicherweise korrigiert worden.

Friedrich wies aber auch darauf hin, dass die jetzt erschienene Zweitauflage an mehreren Stellen ergänzt und präzisiert wurde. So wurde z.B. verdeutlicht, dass nicht im Nationalismus, sondern „seit dem frühen 20. Jahrhundert“ die Sudetendeutschen politisch zusammenwuchsen. Friedrich machte auch auf eine sehr wichtige Ergänzung zur Volksabstimmung in Oberschlesien aufmerksam. Und schließlich wurde in der Neuausgabe des Buches aus der früheren mißverständlichen Formulierung eines

„vermeintlichen Heimatrechts“, jetzt ganz klar ein „gewünschtes Recht auf die Heimat“, betonte Friedrich.

Zusammen mit dem Buch, hat die Stiftung „Vertriebene in Hessen“ den Schulen auch den Film „Der Ruf der Zarin“ überreicht. Dieser, ebenfalls von der Stiftung projektierte Film, schildert die Auswanderung von Hessen nach Russland und die Rückkehr ihrer Nachkommen.

Er kann zum besseren Verstehen der Deutschen aus Russland dienen und Hilfe für eine erfolgreiche Integration bieten.

Das Buch und der Film wurde 293 fortführenden Schulen in Hessen übergeben mit dem Hinweis, dass weitere Exemplare beim Hessischen CompetenceCenter in Wiesbaden kostenlos angefordert werden können.

Norbert Quaiser Quaiser (1); Rex (1)

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Geschichte

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August `14 – Götterdämmerung der bürgerlichen Welt Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus Das Attentat vom 28. Juni 1914, bei dem der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie von einem bosnischen Serben ermordet wurden, löste die Krise aus, die Anfang August 1914 in den Ersten Weltkrieg führt.e Aufforderungen des deutschen an den österreichischen Kaiser zur Mäßigung verhallten ungehört. Gegenseitiges Misstrauen und falsche Einschätzungen riefen in Europa Aktionen und Reaktionen hervor, die unkontrollierbare und weitreichende Folgen hatten. Die Entscheidungsträger in ganz Europa, die den Krieg mit herbeigeführt haben, sahen sich zumeist selbst als angegriffen an, was in den Erklärungen zum Kriegsbeginn ebenso seinen Niederschlag fand wie in der Rechtfertigungsliteratur nach dem Krieg.

A

ll das flackert bereits in der Marokko-Krise von 1911 und ihrer Bewertung etwa im deutschen Reichstag auf, in der August Bebel prophezeit: „So wird man eben von allen Seiten rüsten und wieder rüsten, man wird rüsten bis zu dem Punkte, dass der eine oder andere Teil eines Tages sagt: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende (…) Dann kommt die Katastrophe. Alsdann wird in Europa der große Generalmarsch geschlagen, auf den hin sechszehn bis achtzehn Millionen Männer, die Männerblüte der verschiedenen Nationen, ausgerüstet mit den besten Mordwerkzeugen, gegeneinander als Feinde ins Feld rücken. (…) Die Götterdämmerung der bürgerlichen Welt ist im Anzuge (…) Hinter diesem Kriege steht der Massenbankrott, steht das Massenelend, steht die Massenarbeitslosigkeit, die große Hungersnot“ (August Bebel).

Der Zentrumspolitiker Matthias Erzber-

Offizielle Erklärung des Kriegszustandes an die Bevölkerung von Berlin „Unter den Linden“ am 31. Juli 1914 nachmittags 5 Uhr durch Leutnant von Viebahn, belgeitet von einer Abteilung Soldaten des Alexander-Garde-Grenadier-Regiments.

ger, der 1918 das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne unterzeichnen wird, erklärt dazu: „Der Engländer fühlt sich jahrhundertelang als der Weltkaufmann, als der König zur See, und dem ist es unangenehm – für diese Auffassung Englands habe ich Verständnis-, dass jetzt der Deutsche rapide emporkommt, seinen Ausfuhrhandel in 15 Jahren von 8000 Millionen auf 16 000 Millionen gesteigert hat, und er sieht schon den Tag, wo wir von den 16 000 Millionen auf die heutigen 22 000 Millionen Mark des englischen Volkes steigen werden, je steigen müssen; denn ein Volk wie Deutschland mit 65 Millionen Seelen, das vielleicht in 20 Jahren (…) 80 Millionen und mehr haben wird, muß sich auf der Welt immer mehr ausdehnen und muß seinen Ausfuhrhandel ganz anders steigern, als ein Volk wie das englische, das statt unserer 65 Millionen nur 45 Millionen hat. Deshalb ist es nicht Rechthaberei von Deutschland, sondern die

Voraussetzung der Existenz des deutschen Volkes als Großmacht und Weltmacht, die wir uns von niemandem rauben lassen können“.

Der Abgeordnete Dr. Frank war angesichts der Gefahr eines „wirtschaftlichen Zusammenbruchs beim Sieger wie beim Besiegten“ hoffnungsvoll, dass die „aufrichtige Verständigung mit England und Frankreich“ zum Ziel deutscher Politik werden müsse.

Es folgen tatsächlich erhebliche Rüstungsanstrengungen auf allen Seiten.

Auseinandersetzungen um die deutsche Militärhilfe für das Osmanische Reich und Kritik an der Bagdadbahn mit ihren Nebenstrecken in Syrien und dem Irak verschärfen das gegenseitige Misstrauen.

Im April 1914 ruft Russlands Kriegsminister Frankreich dazu auf, sich endlich auf den Krieg an der Seite Russlands vorzubereiten. Die politisch Verantwortlichen sind in der „Fatalismusfalle“ und glauben, dass es ohnehin zum Krieg

18 kommt. In Deutschland greifen Ängste vor einer Einkreisung um sich. Gerüchte kursieren unter den Schlagworten „schwarze Gefahr“ oder „Gespenst der afrikanischen Truppen“: Kolonialmächte können mit der Hilfe von Tausenden an afrikanischen Soldaten die militärischen Gewichte in Europa verschieben. Generalstabschef Helmuth von Moltke fürchtet einen Zweifrontenkrieg gegen Russland und Frankreich, bei dem Deutschland mit fortschreitender Rüstung der anderen immer weniger Chancen hat.

Der Reichskanzler lehnt jeden Präventivkrieg ab. Ein Eingreifen Englands in den Krieg scheint in den ersten Augusttagen keineswegs gewiss, auch wenn Entscheidungsträger wie der Erste Lord der Admiralität Winston Churchill fest von einem Krieg gegen Deutschland ausgehen. Der schreibt im Februar 1913: „der Krieg gegen Deutschland ist sicher – spätestens im September 1914 wird er ausbrechen.“ (Janusz Piekalkiewicz) Am 2. August wird das neutrale Luxemburg von Deutschland besetzt und die deutschen Truppen verletzten in der Nacht zum 4. August 1914 die Belgi-

Geschichte ner sie respektiere. Wir wussten aber, daß Frankreich zum Einfall bereit stand.“ So habe man sich gezwungen gesehen, sich über den berechtigten Protest der luxemburgischen und belgischen Regierung hinwegzusetzen und versprach: „Das Unrecht – ich spreche offen -, das Unrecht, das wir damit tun, werden wir wieder gutzumachen suchen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist.“ Der britische Kriegseintritt an der Seite von Frankreich und Russland machte aus dem europäischen Konflikt den „Großen Krieg“. Die USA führen ihn in eine neue Dimension. Dieser Krieg kostet 20 Millionen Menschen das Leben. „Der Erste Weltkrieg war der Brutkasten, in dem fast all jene Technologien, Strategien und Ideologien entwickelt wurden, die sich seitdem im Arsenal politischer Akteure befinden“. (Herfried Münkler) Deutschland geht schlecht vorbereitet in den Krieg, den es propagandistisch bereits im Herbst 1914 verliert. Der in den 1880er Jahren entwickelte „Schlieffen-Plan“ scheitert, das unter deutsche Hegemonie geratende Zwischeneuropa mit Baltischen Staaten, Ukraine, Finnland und

Kaiser Wilhelm II. und Kronprinz Ruprecht auf einer zeitgenössischen Postkarte

sche Neutralität, um Frankreich anzugreifen.

Reichskanzler von Bethmann Hollweg erklärt am 4. August 1914 vor dem Reichstag, dass die russische Mobilisierung, die Verweigerung der Demobilisierung und Angriffe von französischen Truppen den Frieden gebrochen haben.

Die Besetzung Luxemburgs und Belgiens erkennt er als völkerrechtswidrig an: „Die französische Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neutralität Belgiens respektieren zu wollen, solange der Geg-

Bulgarien bleibt eine „Augenblickserscheinung“ (Klaus Hildebrand).

Der Krieg war auch in seinen Ergebnissen selbst für die Sieger fatal: Frankreich konnte den Niedergang seiner politischen Stellung in Europa nicht aufhalten, Italien ist trotz territorialer Gewinne im Norden und Nordosten nicht zur europäischen Großmacht aufgestiegen.

Großbritanniens Niedergang in seiner weltbeherrschenden Stellung wurde beschleunigt. Die Briten gingen als Gläubiger in den Krieg und kamen als Schuld-

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ner der USA heraus. Die Zugewinne an Protektoraten und Mandatsgebieten in Afrika und im Nahen Osten machten aus dem Sieg einen Pyrrussieg: „Sie allesamt haben mehr Kosten verursacht als Nutzen gebracht“. (Münkler) Ursprünglich hatten die Briten die Absicht, Russland und Frankreich die Hauptlast des Krieges tragen zu lassen, was durch militärische Erfolge der Deutschen verhindert wurde.

Strategischer Sieger bei der Verfolgung eigener Ziele und Zwecke in den Paradoxien des Krieges waren die USA, die erst in die Kämpfe eingreifen, als die anderen Konfliktparteien ihre Kräfte verbraucht haben. „Auf diese Weise ist es ihnen gelungen, mit dem relativ geringsten Einsatz aller kriegsbeteiligten Mächte den bei weitem größten Zugewinn an Macht und Einfluss zu erzielen. Das war nicht nur eine Folge günstiger Umstände und glücklicher Zufälle, sondern von Teilen der amerikanischen Elite strategisch so geplant: William Gibb McAdoo, der Schwiegersohn Präsident Wilsons und Staatssekretär im US-Finanzministerium, wollte den Krieg nutzen, um das Pfund Sterling durch den Dollar als internationale Leitwährung abzulösen und anstelle von London die New Yorker Wallstreet zur Zentrale der Weltfinanz zu machen.“ (Münkler) Nicht zuletzt der Reparationen begründende Kriegsschuldartikel des Versailler Vertrages, Artikel 231, trägt erheblich zum Unfrieden in der Nachkriegszeit bei. Tausende von Publikationen suchten die jeweilige Schuld der anderen zu belegen und die eigene zu minimieren.

Bernhard Schwertfeger fasst diese Jahrzehnte andauernden und mit großem Aufwand geführten Publikationsschlachten in dem Titel „Weltkrieg der Dokumente“ zusammen. Aber „ist es wirklich nötig, dass wir ein Plädoyer gegen einen einzigen, schuldigen Staat halten oder eine Rangordnung der Staaten nach ihrem jeweiligen Anteil an der Verantwortung aufstellen?“ ( Christopher Clark) Tatsächlich war der Weltkrieg mit den Friedensschlüssen von 1919 nicht wirklich beendet: „Manche Historiker sehen in ihm sogar nur den ersten Teil eines neuen Dreißigjährigen Krieges, der erst mit der totalen Niederlage Deutschlands 1945 endete.“ (Annika Mombauer) Gunnar Digutsch Privat (2)

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Kultur

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Russische Liebe zu deutschen Rittern Im Königsberger Gebiet rückt die Vergangenheit ins öffentliche Bewusstsein Über das Straßenpflaster der Königsberger Altstadt rumpelt ein Pferdewagen. Rechts und links ziehen Häuser vorbei, Gebäude mit Erkern und Stuckfassaden. Im Erdgeschoss sieht man Geschäfte mit deutschen Aufschriften. „Königliche Hofapotheke“ steht über einem Ladeneingang. Aus Lautsprechern ertönt Pferdegetrappel. Eine Straßenbahn fährt quietschend um die Kurve. Die Zuschauer im stadtgeschichtlichen Museum im Friedländer Tor in Königsberg schauen gebannt auf die Leinwand. Sie befinden sich auf einem virtuellen Spaziergang durch die ostpreußische Metropole in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. ie Video-Dokumentation vermittelt ihnen – ähnlich wie in einem D 3D-Streifen – den Eindruck, als säßen sie in einem Gefährt und ließen sich durch die Stadt fahren, vorbei am Königlichen Schloss, an der Universität und über die Hohe Brücke. Der Film habe sie tief berührt, hat eine deutsche Touristin in das Gästebuch geschrieben. Sie habe begriffen, „was für eine wunderbare Stadt Königsberg war.“ Und wie entsetzlich es sei, „was der Krieg zerstört hat.“ Am Ende der Eintragung steht der Satz: „Nie wieder Krieg.“ Das Friedländer Tor mit seinen drei Spitzbogenportalen wurde 1862 als letztes Glied des inneren Verteidigungsringes fertig gestellt. Auf einem Sockel steht die Figur von Siegfried von Feuchtwangen, Hochmeister des Deutschen Ritterordens. Die Statue war nach dem Zweiten Weltkrieg mutwillig zerstört und vor einigen Jahren restauriert worden. Dasselbe geschah mit den historischen Standbildern am Königstor, denen man nach 1945 die Köpfe abgeschlagen hatte. Auch dort haben der Stadtgründer

Neue Häuserzeile „Fischdorf“ am Pregel-Ufer

König Ottokar von Böhmen, der erste Preußenkönig Friedrich I. und Herzog Albrecht, der letzte Ordenshochmeister, ihre traditionellen Plätze zurück erhalten.

Als Arbeiter Ende der 80-er Jahre beim Reinigen der Teiche im Südpark Haushaltsgegenstände aus deutscher Zeit entdeckten, entstand die Idee, ein Museum einzurichten. Es sollte den russischen Bewohnern von Kaliningrad und ihren Gästen zeigen, wie das Alltagsleben der früheren Bewohner aussah. Inzwischen ist die Ausstellung ein Besuchermagnet.

Zu den Besuchern zählen auch russische Schulkinder. Die Fülle von Exponaten, die im Trümmerschutt gefunden wurden, reicht von Haushaltsgeräten über die Utensilien eines Schneider-Ateliers bis hin zur Ausstattung eines Postamtes.

In Schränken und Fächern liegen deutsche Feldpostkarten, Reisepässe und

andere Dokumente. Alte Schilder werben für Maggi-Suppen, für das Waschmittel Persil und für die Schuhpflegemarke Erdal. Auf einem Kino-Plakat sitzt Hans Albers auf einer Kanonenkugel und verkündet die Aufführung des UfaFilms „Münchhausen.“

„Von Adam bis Potsdam keine Geschichte“ Das kulturhistorische Museum im Friedländer Tor zeigt geradezu beispielhaft die Veränderung beim Umgang der russischen Stadt mit dem deutschen Erbe. Nachdem die Rote Armee im April 1945 Königsberg erobert, Diktator Stalin das nördliche Ostpreußen der Sowjetunion einverleibt und die Deutschen vertrieben hatte, setzten die kommunistischen Machthaber alles daran, in dem

20 für Ausländer gesperrten Gebiet die Spuren einer Jahrhunderte alten deutschen Kultur auszulöschen. „Von Adam bis Potsdam gab es hier keine Geschichte“, sagt spöttisch eine in Kaliningrad lebende russische Germanistin.

Das änderte sich nach dem Zerfall der Sowjetunion. Zunächst noch zaghaft, aber zunehmend bedrängt von den Fragen einer wissbegierigen jüngeren Generation, besannen sich die politisch Verantwortlichen auf die lange verschwiegene Vorgeschichte der Region. Auch in Medien und bei Bürgern wuchs das Interesse an den Resten deutscher Kultur.

Das richtete sich zunächst auf den Dom als berühmtestes Bauwerk der Stadt. Seit 1992 wurde das im Bombenhagel britischer Flugzeuge zerstörte Gotteshaus mit Geld aus Moskau und Spenden aus Deutschland restauriert. Mit seiner in Potsdam neu gefertigten Hauptorgel ist es als Konzert- und Vortragssaal zum kulturellen Zentrum der Stadt geworden.

Im Hauptschiff des Doms ist die Baugeschichte zweisprachig dokumentiert.

Auf einer Wand im Seitenschiff sind die Namen bedeutender deutscher Gelehrter verzeichnet, die an der Königsberger Universität wirkten.

Auch um das Backsteingebäude herum sind Zeugnisse deutscher Vergangenheit unübersehbar. Das beginnt beim Grabmal des Philosophen Immanuel Kant, dem offiziellen Namensträger der heutigen Universität, führt über ein Denkmal für Herzog Albrecht als Stifter der Uni Albertina und endet bei einem Gedenkstein mit Plakette, der an den liberalen protestantischen Theologen Julius Rupp, den Großvater von Käthe Kollwitz, erinnert. Vor dem Eingang zum Dom zieht ein aus Metall gefertigtes Modell die Blicke der Besucher auf sich. Es zeigt das Schloss, die Börse sowie andere Gebäude und ist berühmten Königsbergern gewidmet. Genannt sind neben Kant und Kollwitz auch E.T.A Hofmann, Otto Nikolai und Agnes Miegel. „Gestiftet von deutschen Sponsoren“, heißt es zur Erläuterung.

Doch es sind nicht allein die Denkmäler und Erinnerungstafeln, die eine Hinwendung der Königsberger Russen zur deutschen Vergangenheit signalisieren.

Man merkt es auch an den zahlreichen großflächigen Schwarz-Weiß-Fotos vom unzerstörten Königsberg, die an vielen Stellen der ostpreußischen Metropole zu sehen sind. Ob am Flughafen oder in

Kultur

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Die orthodoxe Erlöserkathedrale wurde im September 2006 in Anwesenheit von Wladimir Putin eingeweiht

Hotels, in Restaurants oder an Gebäuden des Stadthafens – überall in der Stadt können die Menschen einen Blick auf eine Häuserkulisse werfen, die es nicht mehr gibt. Selbst an Straßenbahnhaltestellen schmückt sich die Stadtverwaltung mit Bildern vom Schloss oder den historischen Bauten am Pregel-Fluss.

Angesichts der trostlos anmutenden Plattenbauten, die auf den Bracheflächen der zertrümmerten Innenstadt hochgezogen wurden, wird das Interesse an der Zeit vor der Zerstörung verständlich. Auch das „Haus der Räte“, ein wegen statischer Mängel nie bezogener Beton-Koloss, der einen Teil der Fläche einnimmt, auf dem das von der Sowjetmacht gesprengte Stadtschloss stand, ist unverändert eine Provokation für ästhetisches Empfinden. Was nach der Privatisierung der jetzige Investor mit dem architektonischen Monstrum vorhat, ist ungewiss. Angeblich erwägt die Verwaltung, den im Ausland lebenden Besitzer zu enteignen, um das Gebäude abreißen und die Neubebauung einer zentralen Fläche planen zu können.

Nicht etwa, dass in Königberg nicht neu gebaut würde. Es gibt moderne Glaspaläste, ansprechende Bürobauten und Hochhäuser mit Eigentumswohnungen, die auch in westlichen Städten stehen könnten. Am Ufer des Oberteiches, den eine neu angelegte Promenade

umgibt, ist ein ganzes Viertel exklusiver Wohnhäuser entstanden. Die um den See gruppierten Villen und Häuser aus deutscher Zeit wurden zum Kulturerbe deklariert. Am Pregel, schräg gegenüber der Dominsel, wurde das Fischdorf errichtet, eine Zeile imitierter Bürgerund Speicherhäuser nebst Leuchtturm und einem Luxushotel mit dem deutsch klingenden Namen „Kaiserhof.“ Besonders begehrte Wohnlagen sind die vom Krieg weitgehend verschonten, westlich gelegenen Stadtviertel wie Auf den Hufen und Amalienau. Die meisten der Villen, die vom einstigen bürgerlichen Wohlstand verkünden, sind restauriert.

Einer der russischen Besitzer hat neben dem Hauseingang ein altes deutsches Straßenschild befestigt: „Kastanienallee 15.“ Auf der Platzanlage vor dem im Krieg unversehrten Südbahnhof, in dessen pompöser Halle man das deutsche Schalterschild „Bahnhofsdienstleiter“ entdecken kann, steht überlebensgroß eine Figur auf einem Sockel. Sie zeigt Michail Kalinin, einen linientreuen Weggefährten Stalins und nominelles Staatsoberhaupt der Sowjetunion, nach dem das russische Königsberg seit Juni 1946 benannt ist. In den 90-er Jahren gab es Überlegungen, der Stadt den alten oder wenigstens einen anderen Namen zu geben, etwa Baltikograd (Ostseestadt) Privat (2)

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oder Kantgrad. Davon redet offiziell heute niemand mehr. Generationen von Menschen hätten sich an Kaliningrad gewöhnt, sagt eine Touristenführerin.

Trotzdem scheint es eine Menge Bewohner zu geben, die an dem traditionellen Namen hängen. Auf vielen Autokennzeichen steht als demonstrative Geste unter den Ziffern und Buchstaben in lateinischer Schrift der Ortsname „Königsberg.“

Zunehmend unbefangener Umgang mit Vergangenheit Der zunehmend unbefangene Umgang mit der deutschen Vergangenheit ist auch an zahlreichen anderen Orten des Königsberger Gebietes zu erkennen. In Zelenogradsk, wie das viel besuchte Ostseebad Cranz heute heißt, steht auf dem Ortsschild der deutsche Name unter dem russischen. An einem Haus hängt eine Tafel, die auf Deutsch darüber Auskunft gibt, dass die preußische Königin Luise 1807 auf der Flucht vor Napoleon hier übernachtet hat. In Rybacij, dem einstigen Rossitten auf der Kurischen Nehrung, spricht ein russischer Wissenschaftler der traditionsreichen Vogelwarte vor russischen Schulkindern mit größter Hochachtung von den Leistungen seiner deutschen Vorgänger. Und im Seebad Rauschen (Svetlogorsk), wo wohlhabende Kaliningrader und reiche Moskowiter ihre pompösen Ferienhäuser haben, trifft man beim Spaziergang auf einen Findlingsstein mit einem aufgeschlagenen Buch aus Bronze. Er erinnert daran, dass sich Thomas Mann im Sommer 1929 hier aufhielt und während dieser Zeit seine Novelle „Mario und der Zauberer“ verfasste.

Manche Deutsche, die in Ostpreußen familiäre Wurzeln haben, sind zurückgekommen. Einer von ihnen ist Ludwig Becker, ein Unternehmer aus Württemberg. In Palmnicken an der Samlandküste, das jetzt Jantary heißt, hatte der Vorfahr Moritz Becker mit der industriellen Förderung und Bearbeitung von Bernstein begonnen und den Betrieb später an den Staat verkauft. Der Nachfahr Ludwig engagierte sich als Mäzen, baute ein Hotel mit Restaurant, das 2009 einen gastronomischen Preis gewann. In der einst evangelischen Feldsteinkirche, deren Bau Ende des 19. Jahrhunderts Moritz Becker finanzierte, hängen mit

Kultur Unterstützung von Nachfahr Ludwig wieder die deutschen Glocken. Obwohl die Kirche jetzt orthodox ist, sind die Wände nicht wie üblich mit Ikonen verziert, sondern protestantisch kahl.

Im Kaliningrader Oblast, so die offizielle Bezeichnung der Region, ist das eine Ausnahme. Mehr als 200 Kirchen fanden die neuen Machthaber nach 1945 dort vor. Allein in Königsberg gab es 28 evangelische und acht katholische Gotteshäuser. Die meisten der Gebäude verfielen oder wurden zweckentfremdet.

Als Speicher und Werkstätten oder – im besten Falle – als Kultureinrichtungen.

So wurde die frühere Königsberger katholische Kirche zur Heiligen Familie Spielstätte der Kaliningrader Philharmonie. In der ehemaligen evangelischen Luisenkirche ist ein Puppentheater zu Hause. Katholiken und Protestanten blieb in der Gebietshauptstadt nur je ein

Vor der Universität steht die Kopie des Kant-Denkmals von Christian Daniel Rauch

Gotteshaus.

Die von den Nazis zerstörte jüdische Synagoge soll am alten Standort an der Honigbrücke über den Pregelarm wieder aufgebaut werden. Modellbilder am Bauzaun zeigen bereits ihre künftige Gestalt. Alle anderen Kirchen zwischen Tilsit (Sovetsk) und Heiligenbeil (Mamonovo), zwischen Pillau (Baltijsk) und Stallupönen (Nesterov), allen voran die neu erbaute imposante Erlöserkathedrale am ehemaligen Königsberger Hansaund heutigen Siegesplatz, hat die orthodoxe Kirche in Besitz genommen. In Russland ist sie zugleich Staatskirche,

21 und sie weiß ihren Machtanspruch gegenüber anderen Konfessionen und weltlichen Kontrahenten energisch durchzusetzen.

Das zeigt sich etwa darin, dass sie bei der räumlichen Ausgestaltung mitunter wenig Rücksicht auf denkmalpflegerische Belange nimmt. Die kleine Dorfkirche St. Katharina in Arnau (heute Maryno) galt wegen ihrer weitgehend erhaltenen, zweifach um das Kirchenschiff laufenden Fresken als architektonische Besonderheit. Deutsch-russische Kulturvereine restaurierten in mehrjähriger Arbeit das vom Abriss bedrohte Gebäude und richteten mit Genehmigung der Behörden ein kulturgeschichtliches Museum ein. Ein russischer Reiseführer, von Beruf Lehrer und Germanist, der sich bei dem Aufbau engagiert hatte, entdeckte bei einer Besichtigungstour mit Kollegen zu seinem Entsetzen, dass die orthodoxe Kirche Holzbalken abgesägt, das Fries beschädigt, Museumsstücke weggeschafft und einen orthodoxen Altar eingebaut hatte.

Proteste gegen diesen Kulturbruch bewirkten wenig. Die russisch-orthodoxe Kirche berief sich auf ein in Moskau beschlossenes Gesetz, wonach alle Kirchen auf russischem Territorium, die in der Sowjetzeit unter Stalin enteignet und umgewandelt wurden, in den Besitz der Orthodoxen zurückkehren. Seither beansprucht deren Kirchenführung sogar einstige Ordensburgen und ignoriert dabei, dass der Deutsche Ritterorden niemals Teil einer Kirche war. Ganz abgesehen davon, dass es im nördlichen Ostpreußen vor 1945 nie orthodoxen Kirchenbesitz gegeben hat.

Was die Moskauer Verfügung für die Praxis bedeutet, kann man beim ehemaligen Ordensschloss Waldau sehen. Die 1264 erbaute Befestigungsanlage ist immer wieder umgebaut worden, im Kern aber erhalten geblieben. Zeitweise war sie preußische Domäne, Landwirtschaftsschule und Lehrerseminar. Auf dem Vorhof erinnert ein Gedenkstein „an unsere im Weltkrieg gefallenen Seminarbrüder und Kameraden.“ An den Fassaden des Gebäudes bröckelt der Putz. Eine Sanierung täte not. Aber dazu fehlt dem kirchlichen Besitzer das Geld.

In Orlovka, einst Nesselbeck, nur wenige Kilometer von der Königsberger Stadtgrenze entfernt, steht ein im Stil des Mittelalters neu errichtetes Hotel. Mit seinen Türmen und Brückenaufgängen

22 sieht es aus wie eine Märchenburg aus einem Walt Disney-Film. Die Inneneinrichtung des Restaurants und der Bankettsäle ähnelt einem Museum. Es wimmelt von behelmten Rittern in Kettenhemden und mit blank geputzten Rüstungen. Wände sind mit Wappen sowie Umhängen und Fahnen des Deutschen Ritterordens drapiert. In Gardinen ist das weiße Ordenskreuz eingewebt. Bunte Glasfenster zeigen alte ostpreußische Städte und die Standorte von Ordensburgen. An der Decke eines Saales sind die Namen sämtlicher Hochmeister verzeichnet. Gäste können von einer Galerie aus verfolgen, wie in einer Arena Darsteller in Rittermontur mit Schwertern und Hellebarden gegeneinander kämpfen.

Die Freude an derartigen Spektakeln ist in und um Königsberg weit verbreitet.

An vielen Orten finden Festspiele statt, bei denen mittelalterliche Kultur gezeigt und ritterliche Kämpfe vorgeführt werden. Miniaturfiguren von Rittern und ihrer Ausrüstung werden in zahlreichen Läden angeboten. Auch spätere Ereignisse wie die Schlachten in der Zeit der Napoleonischen Kriege werden in groß angelegten Nachstellungen Einheimischen und Touristen vorgeführt. Was man als Modewelle oder als Werbeaktion der Tourismusbranche deuten könnte, ist wohl eher die späte Reaktion auf eine Zeit, in der die neu angesiedelten Sowjetmenschen nicht erfahren sollten, was sich vor ihnen in diesem Territorium ereignet hat.

Zahlreiche Wandlungen Das Königsberger Gebiet hat zahlreiche Wandlungen durchlaufen. „Militärischer Sperrbezirk mit angeschlossener Fischfangflotte“, hat es einmal ein Vertreter der deutschen Wirtschaft bezeichnet.

Die Baltische Flotte liegt immer noch in Pillau. Die Armee baut ihre Präsenz an der Küste mit neuen Unterkünften und Werkstätten aus. Aber in anderen Orten wurden viele Soldaten abgezogen. In Insterburg, schon zu deutscher Zeit eine klassische Garnisonsstadt, stehen viele der alten Backstein-Kasernen leer. Sie verfallen, und niemand weiß so recht, wie man sie künftig nutzen kann. Anders die Lage auf dem Lande. Noch vor zehn Jahren glichen die Ländereien beiderseits der Fernstraße zwischen Königsberg und

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Der Königsberger Dom.

Gumbinnen einer Ödnis. Die Felder lagen brach, die Wiesen waren versteppt und versumpft. Heute sind zahlreiche Äcker wieder bebaut, mit Raps, Mais und Korn. Nur grasende Herden sind noch eher selten.

Von der Euphorie, die in den 90-er Aufbruchjahren herrschte, ist wenig geblieben. Die Vorstellung, der Oblast könnte als Freihandelszone eine Art Hongkong an der Ostsee werden, hat sich als unrealistisch erwiesen. Es sind weniger ausländische Investoren gekommen, als man gehofft hatte. Das Leben in der von den EU-Ländern Litauen und Polen eingeschlossenen Exklave ist wegen der umständlichen Transportwege teurer als im Mutterland. Auch lässt die Attraktivität der Region bei Russen aus Moskau nach. So berichtete erst jüngst eine örtliche Zeitung, Käufer aus der Hauptstadt versuchten, die einst erworbenen Immobilien an der Küste wieder loszuwerden. „Wir müssen den Gürtel enger schnallen, um die Krim wieder aufzubauen“, sagen staatstreue Kaliningrader.

Wer von Königsberg in die Hauptstadt Moskau reisen will, muss entweder fliegen oder er braucht ein Transitvisum.

Immerhin gibt es zu den Nachbarländern einen kleinen Grenzverkehr. Polen hat dafür im vergangenen Jahr rund 180.000 Genehmigungen ausgestellt.

Auch die Träume mancher Deutscher sind geplatzt. Das Gerücht, Moskau sei nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bereit gewesen, das Königsberger

Gebiet an Deutschland zu verkaufen, entsprach mehr dem Wunsch als der Wirklichkeit. Ebenso ist die Hoffnung bundesdeutscher Nationalisten und Rechtsextremisten auf eine Regermanisierung Ostpreußen dahin. Viele der von ihnen umworbenen Deutschen, die aus asiatischen Sowjetrepubliken zugewandert waren, sind in die Bundesrepublik übergesiedelt. Die verbliebenen Russlanddeutschen haben im Gebiet einen Bevölkerungsanteil von etwa einem Prozent.

Der Exklave-Status hat bei den Bewohnern des Gebietes ein ausgeprägtes Regionalbewusstsein entstehen lassen. Die Rückbesinnung auf Jahrhunderte deutscher Geschichte und Kultur hat ihnen dabei geholfen, eine eigene Identität zu entwickeln. Manche sprechen vom Königsberger Gebiet als Neupreußen.

Berlin liegt geografisch näher als Moskau. Das hat Auswirkungen auf ihre Wahrnehmung. Aber das bedeutet nicht, dass sich die Menschen im nördlichen Ostpreußen von Russland lösen möchten. In ihrer Ausgabe vom Juni 2014 berichtet der deutschsprachige „Königsberger Express“ von einer Umfrage, wonach 88 Prozent der Gebietsbewohner die Zukunft ihrer Region eindeutig im Bestand der Russischen Föderation sehen. Fazit der Redaktion des KE: „Die Idee einer Loslösung von Russland ist in den letzten elf Jahren, in denen wir diese Umfrage durchführten, noch nie so eindeutig abgelehnt worden.“ Peter Pragal Privat (2)

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Zar Peter III. in das Bewusstsein seiner Kieler Heimat zurückgekehrt Einer der Gerufenen ist in die Heimat zurückgekehrt Zu den nach Russland ausgewanderten Deutschen gehören nicht nur Meister des Handwerks und der Kunst, sondern auch Verwaltungsfachleute und Adlige. Einer der bekanntesten deutschen Auswanderer nach Russland ist Zar Peter III., auch wenn er im Bekanntheitsgrad hinter seiner Frau der Zarin Katharina II., der Großen zurücksteht. r war der Sohn des Herzogs von Holstein-Gottorf, Karl Friedrich, und E der Prinzessin Anna Petrowna, der

Als Zar regierte er jedoch nur ein halbes Jahr, bis er 1762 unter ungeklärten Umständen sein Leben verlor.

Peter III. steht auch für Reformen Vom ersten Entwurf, den Taratynov in seiner Maastrichter Werkstatt schuf, bis zur fertigen Bronzeplastik vergingen knapp zwei Jahre. Für die Kosten von 100.000 Euro sind keine Steuergelder aufgewandt worden, vielmehr hat der Kieler Zarenverein diese Gelder seit 2008 gesammelt.

Der Vereinsvorsitzende Jörg Ulrich Stange lobt Peter III. als herausragende

Persönlichkeit seiner Zeit, der als Friedensstifter und Reformer vieles in Bewegung gesetzt habe. Gleich nach seiner Thronbesteigung hat Peter III. eine Reihe von Manifesten, Gesetzen und Verordnungen zur gesellschaftlichen Umgestaltung des Russischen Reiches erlassen. Peter III. steht für Religionsfreiheit, Bildungspflicht und Abschaffung der Leibeigenschaft. Er hat den Siebenjährigen Krieg Russlands gegen Preußen durch ein Sonderfriedensabkommen beendet und Preußen damit wahrscheinlich gerettet. Gerade in der jetzigen Zeit sei es wichtig, so Stange, dass sich Deutsche und Russen über ihre weitreichenden Gemeinsamkeiten bewusst seien.

Gunnar Digutsch

Andreas Hartauer – Schöpfer des Böhmerwaldesliedes

Zar Peter III. in Kiel.

unehelichen Tochter Zar Peter des Großen und Marta Skawronskaja, der späteren Zarin Katharina I. In Bronze gegossen von dem namhaften russischen Künstler Alexander Taratynov stehen nun russischer Thron und Zar Peter III. im Prinzengarten neben dem Rantzauflügel des historischen Schlosses, in dem er als Kind gespielt hat. Am 21. Februar 1728 als Karl Peter Ulrich geboren, wurde er schon als elfjähriger Herzog von Holstein-Gottorf und schließlich russischer Thronfolger.

Oberplan (dod). Noch bis Ende Oktober 2014 zeigt das „Adalbert-Stifter-Zentrum“ in Oberplan im Böhmerwald in seiner Galerie eine Ausstellung über das Leben von Andreas Hartauer, dem Schöpfer des Böhmerwald-Liedes „Tief drin im Böhmerwald“.

Andreas Hartauer ist 1839 in Stachauer Hütte (Bezirk Bergreichenstein) im oberen Böhmerwald geboren und 1915 in St. Pölten in Niederösterreich gestorben. Er war eines von acht Kindern der Glasmacherfamilie von Andreas und Elisabeth Hartauer. Um ebenfalls den Beruf eines Glasmachers zu erlernen, wurde er in die Lehre auf die Glashütte in Eleonorenhain bei Wallern geschickt. Die zweijährige Lehrzeit in Eleonorenhain bezeichnete er als die schönste Zeit seines Lebens.

Die Wanderjahre nach der Lehre führten ihn nach Nordböhmen, wo er auch seine Frau Anna Opitz aus Bürgstein kennenlernte und 1865 heiratete. Nach unruhigen Jahren mit Arbeitsplatzwechseln wurde das Ehepaar schließlich 1883

in St. Pölten in Niederösterreich seßhaft.

Hier eröffnete Hartauer eine Glasmalerei mit einer Glas- und Porzellanhandlung, die ihm Wohlstand brachte.

Seine Liebe zum Böhmerwald und seine Sehnsucht danach ließ ihn jedoch nie los. Aus dieser Sehnsucht heraus schuf er das heute als „Böhmerwaldlied“ weltweit bekannte Lied „Tief drin im Böhmerwald“. Der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde es durch den niederbayerischen Heimatschriftsteller Maximilian Schmidt (genannt „Waldschmidt“), der es in seinem Roman „Am Goldenen Steig“ 1893 veröffentlichte. Besonders die heimatvertriebenen deutschen Böhmerwäldler haben es nach ihrer Vertreibung zu einer Art Hymne gemacht. Aber auch unter der heutigen tschechischen Bevölkerung des Böhmerwaldes ist es in einer tschechischen Übersetzung bekannt.

Die Ausstellung im „Adalbert-StifterZentrum“ ist täglich außer Montag zu besichtigen, der Eintritt ist frei.

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Geschichte

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Lukaschek auch Teil des Kreisauer Kreises OMV der CDU/CSU erinnert an 70. Jahrestag des Stauffenberg-Attentates Anlässlich des 70. Jahrestages des Hitler-Attentates durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg erinnert der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) Helmut Sauer (Salzgitter) auch an Bundesvertriebenenminister Dr. Hans Lukaschek (CDU):

und wirkte maßgeblich am Lastenausgleich und an der Vertriebenengesetzgebung mit. Bei der Verkündung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ 1950 in Stuttgart-Bad Cannstatt hielt er die Festrede. Im gleichen Jahr war Lukaschek beim ersten Parteitag der CDU in Goslar an der Gründung des „Landesverbandes Oder/Neiße“ beteiligt – der Vorgängerorganisation der OMV. Hans und Magdalena Lukaschek ruhen auf dem Hauptfriedhof (Caritas) im Freiburg im Breisgau.

it dem missglückten Hitler-AttenM tat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde auch die Widerstandsarbeit des „Kreisauer Kreises“ aufgedeckt, zu dem neben den Helmuth James Graf von Moltke, Peter Graf Yorck von Wartenburg, Carl Dietrich von Trotha und Horst von Einsiedel u.a. auch der vormalige Bürgermeister und Landrat von Rybnik, Oberbürgermeister von Hindenburg, Oberpräsident von Oberschlesien und spätere Bundesvertriebenenminister Dr. Hans Lukaschek gehörte. Nach der „Reichskristallnacht“ und der Verhaftung Tausender von Juden hatte Lukaschek den Verwandten der Verschleppten beratend zur Seite gestanden, hatte versucht zu helfen, wo dies möglich war, und zu trösten, wo es nötig war. Bei den Beratungen des Kreises in Kreisau und Berlin mit Graf Moltke und Graf Yorck von Wartenburg war Lukaschek, der Älteste, ein wichtiger politischer Berater. Den Abend vor der Fahrt ins Führerhauptquartier nach Ostpreußen zum Attentat auf Hitler, hatte Graf Stauffenberg mit Graf Yorck, Hans Lukaschek und Paulus van Husen in dessen Haus in Berlin verbracht.

Am Tag des Attentats wies Graf Stauffenberg aus dem Bendler-Block in Berlin den Wehrkreiskommandanten und Kommandierenden General in Breslau, Rudolf Koch-Erpach, per Fernschreiben an, sich sofort dem neuen Landesverweser von Schlesien, Dr. Lukaschek, zu unterstellen. Noch am Abend wurden

INFO

Hans Lukaschek

Hans und Magdalena Lukaschek verhaftet – vom Abendessen fortgezerrt. Man brachte sie in die Gestapo-Zentrale in Breslau und von dort aus in das Gefängnis Lehrter Straße in Berlin.

Es begann eine Zeit der Verschleppung von Kerker zu Kerker – auch in das Konzentrationslager Ravensbrück. Dr. Lukaschek wurde gefoltert. Auch seine Frau blieb nicht unbehelligt. In seiner letzten Sitzung am 19. April 1945 sprach der Volksgerichtshof sein Urteil über Lukaschek: Freispruch aus Mangel an Beweisen – und wegen der erlittenen Folter.

Im zerstörten Berlin arbeitete Dr. Lukaschek schon 1945 am Aufbau der „Christlich-Demokratischen Union Deutschlands“ (CDUD) mit und traf auf der dortigen Gründungsveranstaltung im Theater am Schiffbauerdamm auf seinen Verwandten, den ehemaligen Zentrums-Abgeordneten im Reichstag und „ungekrönten König Oberschlesiens“ Prälat Carl Ulitzka (Ratibor), der das Konzentrationslager Dachau überlebt hatte. Im Kabinett Konrad Adenauers wurde Lukaschek 1949 zum ersten Bundesvertriebenenminister berufen

Hans Lukascheck (1885-1960): 1906–1909 Studium der Rechtsund Staatswissenschaften sowie der Volkswirtschaftslehre in Breslau und Berlin, 1910 Promotion; 1916–1918 Bürgermeister von Rybnik/Oberschlesien, 1918-19 Landrat des Kreises Rybnik; 1919– 1921 Vorsitzender des „Schlesischen Ausschusses“ in Breslau, 1922–1927 Mitglied der Gemischten Kommission für Oberschlesien, 1927–1929 Oberbürgermeister von Hindenburg, 1929–1933 in Personalunion Oberpräsident und Regierungspräsident von Oberschlesien; 1934–1944 Rechtsanwalt in Breslau; 1944 wegen seiner Mitwirkung im Kreisauer Kreis von der Gestapo verhaftet, April 1945 Freispruch durch den Volksgerichtshof; Juni 1945 Mitgründer der CDU in Berlin; 1945-46 Mitglied der thüringischen Landesregierung; 1946 Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ); 1949–1953 Bundesvertriebenenminister; nach 1953 Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes und Mitglied im ZdK.

BdV-Archiv (1), Verlag Kiepenheuer und Witsch (1)

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Literatur

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Exilautoren am belgischen Nordseestrand Volker Weidermanns Buch „Ostende“ Dieses Buch über ein Treffen deutscher Exilschriftsteller im belgischen Seebad Ostende im Sommer 1936, drei Jahre vor Kriegsbeginn, liest man mit gemischten Gefühlen.

Der Autor Volker Weidermann, 1969 in Darmstadt geboren und als Literaturredakteur in Berlin lebend, musste beim Schreiben dieser 150 Seiten zwei Gefahren ausweichen: Er durfte einmal nicht den allwissenden Erzähler spielen, der die inneren Beweggründe seiner Figuren kennt, sonst hätte er, was er nicht wollte, einen Roman schreiben müssen; folglich ist in diesem Buch auch keinerlei Gattungsbezeichnung zu finden. Der Autor behilft sich mit Zitaten aus Briefen und Interviews. Und zweitens durfte er nicht aus der Sicht des rückblickenden Historikers im Jahr 2014 schreiben, der weiß, wie die Geschichte weiterging mit Zweitem Weltkrieg und Judenvernichtung.

Die Beschreibung, wie das Leben seiner Figuren nach 1936 verlief, hat er deshalb unter dem Titel „Mystery Train“ in den Anhang verbannt. eide Gefahren hat er halbwegs vermieden bei seiner Schilderung des B sommerlichen Dichtertreffens an der Nordseeküste, wo die unterschiedlichsten Autoren aufeinandertreffen, miteinander diskutieren und wieder abreisen.

Seine beiden Protagonisten sind der damals schon vielgelesene Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942), der aus dem Wiener Judentum stammt und 1927 mit seinen historischen Miniaturen „Sternstunden der Menschheit“ berühmt wurde, und Joseph Roth (1894-1939) , der Verfasser des Romans „Radetzkymarsch“ (1932) , geboren im damals noch österreichischen Galizien.

Zwischen diesen beiden Schriftstellern aus dem einstigen Großreich der Habsburger, die gegensätzlicher nicht hätten sein können, herrscht enge Freundschaft. Joseph Roth, der dem Trinken verfallene „Ostjude“, steckt immer in Geldnot und wird von dem reichen, gepflegt und weltmännisch auftretenden Stefan Zweig, der mit seiner Sekretärin und Geliebten Lotte Altmann aus London angereist ist, finanziell und auch sonst unterstützt. Sie lesen einander ihre Manuskripte vor und sind unerbittlich in ihrem Urteil. Die dritte im Bunde ist Irmgard Keun (1905-1982), Verfasserin zweier gesellschaftskritischer Romane 1931/32, die von den Nationalsozialisten 1933 verbrannt wurden. Sie geht für vier Jahre ins Exil, begegnet 1936 Joseph Roth in Ostende, mit dem sie zwei Jahre ein Verhältnis hat, kehrt 1940 mit gefälschtem Pass nach Köln zurück und lebt fünf Jahre im Untergrund.

Ergänzt wird diese Autorenrunde, die misstrauisch und voller Angst die Entwicklung in Deutschland beobachtet, durch an- und abreisende Kollegen wie den „rasenden Reporter“ Egon Erwin Kisch (1885-1948), der 1940 nach Mexiko emigriert und 1948 in seiner Heimatstadt Prag stirbt; wie Ernst Toller INFO Volker Weidermann „Ostende 1936, Sommer der Freundschaft“, Verlag Kiepenheuer und Witsch, 160 Seiten, sechste Auflage, Köln 2014, Euro 17.99

(1893-1939) aus der preußischen Provinz Posen, der nach fünf Jahren Festungshaft in Landsberg am Lech viel gespielter Dramatiker auf deutschen Bühnen wurde, dessen Autobiografie „Eine Jugend in Deutschland“ (Amsterdam 1933) aber schon im Exil erschien und der sich 1939 in einem New Yorker Hotel erhängte; wie Arthur Koestler( 19051983), der nach dem Spanischen Bürgerkrieg 1936/39 vom Kommunismus abfiel und den Roman „Sonnenfinsternis“ (1940) veröffentlichte; und wie Hermann Kesten (1900-1996), Jude aus Galizien wie Joseph Roth und Verfasser historischer Romane, der die erste Joseph-RothAusgabe (1956) edierte und einen Band mit Briefen emigrierter Autoren „Deutsche Literatur im Exil“ (1964).

Und noch einer sitzt mit am Tisch im Café Flore in Ostende: Der kommunistische Verleger und Pressezar Wilhelm Münzenberg, geboren 1889 in Erfurt, der 1926 die äußerst erfolgreiche „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ gegründet hat und 1939 aus der KPD ausgetreten ist wegen der Moskauer Prozesse. Im Herbst 1940 wurde er in einem Wald in Südfrankreich erhängt aufgefunden.

Es herrscht eine merkwürdige Stimmung unter diesen Schriftstellern drei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Niemand weiß, was kommt, nur wir nachgeborenen Leser wissen es, und so lesen wir dieses Buch mit dem Wissen vom Untergang einer Welt, wie sie Stefan Zweig in seinem Todesjahr 1942 in seiner Autobiografie „Die Welt von gestern“ beschrieben hat.

Jörg Bernhard Bilke

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Kultur

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„Unfreiwillige“ Ökumene in Niederschlesien nach 1945 Eine Fachtagung im Haus Schlesien Haus Schlesien – das Kultur- und Bildungszentrum mit einer Tagungs- und Begegnungsstätte sowie einem Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde in KönigswinterHeisterbacherrott – hat das Themenjahr „Reformation und Politik“ aufgegriffen und Wissenschaftler sowie Zeitzeugen aus dem In- und Ausland zu einer interessanten Fachtagung eingeladen. „Heraus aus der Vergessenheit – ‚Unfreiwillige‘ Ökumene in Niederschlesien nach 1945“ war der Titel der zweitägigen Tagung, die von der Bonner Historikerin Dr. Inge Steinsträßer und der Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde Nicola Remig vorbereitet und durchgeführt wurde.

kriegszeit näher zu betrachten. Von Dr. Inge Steinsträßer kam die Anregung und Empfehlung, im Rahmen der Fachtagung die konfessionelle und religiöse Situation der Zeit nach 1945 speziell im Waldenburger Bergland zu untersuchen.

Auch wenn es dazu bereits einzelne Veröffentlichungen gibt, ist bisher noch keine umfassende Präsentation als Ganzes bekannt.

Als Ausgangspunkt für die Vorträge und Gesprächsrunden galt der historischpolitische Hintergrund im südlichen Niederschlesien nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Nicola Remig erläuterte in ihrem Einführungsvortrag, dass im südlichen Niederschlesien nach Kriegsende eine hohe Anzahl Deutscher – vor allem Facharbeiter im Bergbau und der Textilindustrie zunächst zurück gehalten wurde. Dem-

s ging dabei um das Thema „Ökumene“ im Sinne gemeinsamer kariE tativer Aktionen, Gebetseinheiten, Kirchentage oder anderer Aktivitäten. Das Schicksal, sich im polnisch gewordenen Schlesien fremd zu fühlen, ohne Kenntnisse der polnischen Sprache, ohne staatsbürgerliche Rechte, angemessene Entlohnung und soziale Absicherung, ließ die gemischt konfessionelle deutsche Restbevölkerung zu einer bis dahin unbekannten Ökumene zusammenfinden. Christliches Denken und Handeln erforderte auch ein Überwinden der Gegensätze zu den nach Schlesien umgesiedelten Polen.

Die Lage im südlichen Niederschlesien Ziel der Veranstaltung war, die historische, politische sowie konfessionelle Situation im Niederschlesien der Nach-

Dr. Inge Steinsträßer

gegenüber wurden jedoch die Pfarrer überwiegend evangelischer Konfession ebenso wie der Großteil der Bevölkerung, vertrieben. So fand man in der Not der Lage eine pragmatische Lösung für Seelsorge der verbliebenen deutschen Christen. Remig fügte hinzu: „Zum Glück gibt es noch viele Zeitzeugen dieser Nachkriegszeit, die mit ihrem eigenen Erleben hierzu beitragen können.“

Prof. Dr. Joachim Köhler

Dr. Inge Steinsträßer vertiefte mit ihrem Vortrag „Zur Situation der deutschen Restbevölkerung am Kriegsende 1945 in Schlesien und danach“ die Thematik. Demnach sollen zu Beginn des Jahres 1945 in Schlesien (in den Grenzen von 1937) rund 4,7 Millionen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit gelebt haben. „Die Evakuierung beziehungsweise Flucht der schlesischen Bevölkerung, hauptsächlich Frauen, Kinder und alte Menschen, verlief in einzelnen aufeinanderfolgenden Wellen. Diese waren vom Vordringen der Roten Armee bestimmt und ergriffen jeweils verschiedene Landesteile“, berichtete die Historikerin. Ende Januar 1945 fielen die östlich der Oder gelegenen schlesischen Gebiete in die Hände der Roten Armee.

Dann kamen auch die ersten polnischen Siedler ins deutsche Reichsgebiet, weitere Umsiedler erreichten zeitverzögert die Region. Mitten drin befand sich die zurückgehaltene deutsche Restbevölkerung, deren Schicksal ungewiss war.

Dr. Steinsträßer stellte Fakten in den Raum und erklärt, dass es in den Landkreisen Landeshut und Waldenburg bis Juni 1948 zu neun größeren AussiedGöllner (4)

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lungswellen kam: „Eine nahezu geschlossene Gruppe von etwa 20.000 deutschen Berg- und Textilfacharbeitern mit ihren Familien wurde aus Produktionsgründen zwangsweise im Waldenburger Bergland zurückgehalten. Etwa zwei Drittel von ihnen gehörten der evangelischen Konfession an, das restliche Drittel war katholisch.“

Tagungshöhepunkte Pfarrer Ulrich Hutter-Wolandt aus Berlin sprach über „Kirche ohne Pastoren.

Zur Situation der deutschen evangelischen Kirche in Niederschlesien nach 1945“. Im Referat von Privatdozent Dr. Michael Hirschfeld aus Vechta ging es um „Wandernde ‚Hirten‘ und ‚pilgernde‘ Herde. Die deutschen katholischen Restgemeinden in Niederschlesien nach 1945“.

Professor Dr. Joachim Köhler aus Tübingen brachte in seinem Vortrag „Entwicklung ökumenischer Ansätze in Schlesien im 19. und 20. Jahrhundert“ kompetente Antworten auf Fragen wie „Welche Auswirkungen hatte die ‚unfreiwillige‘ Ökumene auf das Gemeindeleben?“ oder „Lässt es sich nachweisen, ob der Glaube der Einzelnen fester und offener geworden ist?“

Ökumene-Ausstellung im Haus Schlesien

Erzpriester Paul Sauer in den Fokus seines Referates.

Dr. Inge Steinsträßer hat in ihrem Vortrag „P. Nikolaus von Lutterotti OSB (1892 - 1955) – unter Katholiken, evangelischen Diakonissen und gemischtkonfessionellen Chorsängern. Als Deutschenseelsorger im oberen Waldenburger Bergland“ die Ausgangssituation vom Mai 1946 skizziert. Mit Pater Nikolaus von Lutterotti verblieben vier weitere Mitbrüder anderer Nationalität in der Gemeinde Grüssau zurück. Die Seelsorge im Verbund mit den übrigen katholischen Geistlichen und Laienkatecheten stand ebenso im Fokus des Vortrages, wie etwa das Verhältnis zum polnischen Klerus und dessen Engagement in der Deutschenseelsorge.

Ausstellung: „Wir wollen nicht vergessen sein“

to „Wir wollen nicht vergessen sein“ ergänzt.

Die Fachtagung im Haus Schlesien wurde in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Rhein-Sieg-Kreis, der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis An Sieg und Rhein, der Volkshochschule Siebengebirge und der Kulturreferentin für Schlesien Annemarie Franke organisiert. Neben finanzieller Unterstützung ergriff Franke übrigens auch die Initiative, das Thema im kommenden Jahr in Polen fortzuführen.

Fazit: Wissenschaftler, Historiker und Zeitzeugen berichteten im Rahmen der Fachtagung und der Diskussionsrunden über den zeitgeschichtlich wichtigen Hintergrund und boten wertvolle Impulse für die heutige ökumenische Konstellation.

Dieter Göllner INFO

Studiendirektor i. R. Peter Börner

Einen guten Überblick über Laien in der Seelsorge, die Arbeitsbedingungen und –schwerpunkte in der evangelischen Pastoral bot Manfred Richter aus Hildesheim. Studiendirektor i.R. Peter Börner aus Siegburg wiederum stellte die Betreuung der verwaisten evangelischen Gemeinde Bunzlau durch den

Zu den Gastbeiträgen gehörten auch jene von Doris Stempowska, der Vorsitzenden der Deutsch-Sozial-Kulturellen Gesellschaft und Dr. Jerzy Kosmaty aus Waldenburg. Auch wenn beide Wissenschaftler persönlich nicht dabei sein konnten, sandten sie jedoch ihre Textbeiträge als Grundlage für das rege Zeitzeugengespräch der Tagungsteilnehmer.

Die spannende Thematik aus dem Niederschlesien der Zeit von 1945 bis 1958 wurde durch eine zweisprachige Dokumentarausstellung unter dem Mot-

HAUS SCHLESIEN Deutsches Kultur- und Bildungszentrum e.V. Dollendorfer Straße 412 53639 Königswinter-Heisterbacherrott Telefon +49 (0) 2244 / 886-0 Telefax +49 (0) 2244 / 886-100 eMail info@hausschlesien.de

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Kultur

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Geschichte des Adels in Schlesien Kompendium zur Geschichte des Adels durch Ausstellungskataloge Görlitz (dod). Große Besucherresonanz und fachliche Anerkennung finden die vier Ausstellungen in Görlitz, Liegnitz und Breslau, die noch bis zum 9.

November zu sehen sind: Die reich ausgestattete Ausstellung des Liegnitzer Kupfermuseums behandelt unter dem Titel „Ritter der Freiheit, Hüter des Rechts“ die Epochen vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert – die hohe Zeit adliger Machtentfaltung. Das Schlesische Museum und das Kulturhistorische Museum in Görlitz schließen mit ihrer Ausstellung „Beharren im Wandel“ im Kaisertrutz daran an und zeigen die Adelsgeschichte in Schlesien und in der Oberlausitz seit Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Eine ergänzende Schau im Schönhof richtet den Blick weiter zurück in die Oberlausitz des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.

Im Breslauer Universitätsmuseum ist eine Ausstellung über Friederike Gräfin von Reden, der „Mutter des Hirschberger Tals“, zu sehen.

Die Ausstellungen und der zweibändige Katalog (erschienen im Sandstein Verlag Dresden) beweisen, wie erkenntnisfördernd und deshalb notwendig die INFO Adel in Schlesien Mittelalter und Frühe Neuzeit Deutsch/polnisch, 264 Seiten Sandstein Verlag Dresden 20,00 € ISBN 978-3-95498-096-3 Adel in Schlesien und in der Oberlausitz Mittelalter. Neuzeit. Gegenwart.

Deutsch/polnisch, 340 Seiten Sandstein Verlag Dresden 28,00 € ISBN 978-3-95498-097-0

Blick in die Ausstellung „Beharren im Wandel“

Kooperation der Museen über die Grenze hinweg ist. Die Kontakte zwischen den Partnern und zu insgesamt rund 100 Leihgebern haben Informationen über die Geschichte von Adelssitzen und -familien zu einem Mosaik zusammengeführt und den Blick auf die Exponate wesentlich erweitert. Mit den Ausstellungen und dem Katalog ist dieses Wissen wissenschaftlich aufbereitet worden und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: Anschaulich, eindrucksvoll und überaus informativ präsentieren sich hier die mannigfaltigen Ausprägungen einer reichen Adelskultur auf der Grundlage der neuesten Forschungsergebnisse.

Mehr als die Hälfte der Leihgeber sind polnische Museen, Kirchen, Archive und Bibliotheken. Hinzu kommen zahlreiche Objekte aus dem Privatbesitz von Adelsfamilien, die vor allem für die Görlitzer Hauptausstellung zur Verfügung gestellt wurden, u.a. aus den Familien v.

Schönaich-Carolath, v. Wietersheim, v.

Ballestrem, Henckel v. Donnersmarck, Biron von Curland, v. Pfeil, v. Pückler, v.

Küster, v. Wiedebach-Nostitz, v. Dobschütz , v. Richthofen und v. Selchow.

Auch der Abschiedsbrief von Helmuth James Graf v. Moltke an seine Söhne, den er am 17. Oktober 1944 im Gefängnis Berlin-Tegel verfasste, ist aus dem Familienbesitz entliehen worden. Manche der beeindruckenden Ausstellungsobjekte wurden noch nie, manche werden erstmals seit 1945 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mit dem zweisprachigen Katalog ist ein Kompendium zur Geschichte des Adels in Schlesien und in der Oberlausitz entstanden, das die im BKGE-Forschungsprojekt „Adel in Schlesien“ entstandenen drei Bände mit Gewinn fortführt. Die reich illustrierte und detaillierte Objektbeschreibungen bietende Publikation enthält wissenschaftliche Beiträge von Joachim Bahlcke, Klaus Garber, Klara Kaczmarek-Löw, Jan Harasimowicz, Simon Donig, Lars-Arne Dannenberg, Arne Franke, Matthias Donath, Urszula Bończuk-Dawidziuk und Jasper v. Richthofen.

Martina Pietsch Schlesisches Museum (1); Bauer (1)

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Kultur

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Die Hand zur Versöhnung ausstrecken Traditionelle Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting Herrlichstes Sommerwetter und nach einem Jahr Pause wieder in der Basilika St. Anna – beste Rahmenbedingungen für die Sudetendeutsche Wallfahrt nach Altötting, die unter dem Motto „Heimat im Glauben“ steht und federführend von der Ackermann-Gemeinde organisiert wird. Hauptzelebrant des Pontifikalgottesdienstes war diesmal der frühere Weihbischof der Erzdiözese München-Freising Dr. Franz Dietl. Und bei der Marienfeier mit Totengedenken am Nachmittag oblag dem Vertriebenenseelsorger der Diözese Passau Pfarrer i.R. Klaus Hoheisel der Part als Offiziator. Mit der Prozession zur Gnadenkapelle endete die Wallfahrt.

Begrüßung hieß die Vorsitzender Ackermann-Gemeinde im BisItumnderihrer Passau Ilse Estermaier besonders den Hauptzelebranten willkommen, der bereits an einem Gespräch der deutschen und tschechischen Bischöfe teilgenommen hat, weshalb ihm die deutschtschechische Thematik bestens bekannt ist. Ebenso hieß sie mit Pfarrer Hoheisel den langjährigen Vertriebenenseelsorger ihres Bistums willkommen sowie den Vorsitzenden des Sudetendeutschen Priesterwerks Monsignore Karl Wuchterl und den Geistlichen Beirat der Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese München-Freising Monsignore Johannes Tasler. Erfreut war Estermaier auch über die erneute Teilnahme des Sprechers der sudetendeutsche Volksgruppe Bernd Posselt.

Kraft holen Weihbischof em. Dietl erinnerte in seiner Begrüßung an die frühere Marienwallfahrt der Sudetendeutschen zum

Monsignore Karl Wuchterl (Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerks), Weihbischof em. Dr. Franz Dietl, Pfarrer i.R. Klaus Hoheisel (Vertriebenenseelsorger im Bistum Passau) sowie der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt mit den Trachtenträgern vor der Basilika St. Anna.

Beispiel nach Příbram. Wallfahrten dienten dazu, „sich Kraft zu holen für die Anliegen und Aufgaben des Lebens oder auch um Versäumtes in Liebe und Glauben wieder gut zu machen“.

„Gleichberechtigung statt Gleichartigkeit“ Anhand des Evangeliums von der Anwesenheit Marias am Kreuze Jesu skizzierte der Weihbischof ein daraus ableitbares Frauenbild und verwies auf den Heilsplan Gottes, durch Maria den Erlöser der Welt und Gottes Sohn in die Welt zu bringen. Zu Gottes Schöpfung gehöre, so Weihbischof Dietl, auch die weibliche bzw. frauliche Würde. In diesem Kontext sprach sich der Weihbischof gegen die aktuellen Diskussionen („Genderismus“) aus, er nannte dies eine „Verzerrung der Geschlechterrollen“ und empfahl eine Gleichberechti-

gung statt einer Gleichartigkeit der Geschlechter. Durch den Titel „Gottesgebärerin“ bzw. „Gottesmutter“ sei Maria „die menschliche Mutter unseres göttlichen Heilands“ geworden. Die Wallfahrt verglich Weihbischof Dietl mit dem Weg Marias, die ihren Sohn von Anfang an – zumindest an den wichtigsten Stationen – begleitet hat, bis zu dessen Tod am Kreuz. „Vom Kreuz herab gibt Jesus sie uns als Mutter“, interpretierte der Oberhirte den Auftrag Jesu an Johannes „Siehe da, deine Mutter“. „Wie Maria aus ganzem Herzen für Jesus Mutter war, so ist sie es nun für einen jeden von uns“. Manchen gesellschafts- oder wissenschaftspolitischen Aussagen über die Rolle von Frauen und Müttern widersprach der emeritierte Weihbischof, auch wenn er zustimmte, dass neue Wege zur rechtlichen, finanziellen und materiellen Absicherung von Müttern gefunden werden müssen.

Zum Schluss der Predigt appellierte der

30 Weihbischof an die Gläubigen, an der Marienverehrung festzuhalten, denn diese „gibt unserem Leben Kraft, Würde und Geborgenheit, wie wir sie alle ersehnen.“ Mit dem oft in Todesanzeigen oder auf Sterbebildern zitierten Spruch „In unserem Herzen lebst du weiter“ begann Monsignore Johannes Tasler ebenfalls in der Basilika St. Anna am Nachmittag die Marienfeier mit Totengedenken. „Auch unsere Verstorbenen sind in der Gemeinschaft Jesu Christi und in sein Lebensschicksal eingebunden und somit mit und unter uns“, konkretisierte Tasler.

Spezielle Fürbitten galten dann den Verstorbenen. „Wir Menschen haben ein Problem mit der Macht.“ Mit diesem Satz begann Offiziator Pfarrer Hoheisel seine Ansprache, in der er von der Versuchung durch die Schlange im Paradies auf den deutschen Diktator von 1933 bis 1945 kam. „Wo Menschen sein wollen wie Gott, da müssen andere unten sein, werden geknechtet, getreten, bis aufs Blut aufgesaugt, ermordet. Das ist kein Paradies, sondern eine Welt von Dornen und Disteln, Trauer, Blut“, führte Pfarrer Hoheisel aus und machte deutlich, dass

Kultur solche Exzesse in der Geschichte immer wieder vorkamen. Die Heimatvertriebenen hätten dies ganz besonders erfahren, die Überlebenden seien körperlich oder seelisch verwundet. Das Machtstreben zeige sich vielfach auch heute, ob im Heiligen Land, im Straßenverkehr oder im Berufs-, ja sogar Familienalltag – „da spielt das Leben des anderen keine Rolle“, so Pfarrer Hoheisel. Als Kontrast dazu verwies er auf die Begegnung Marias mit Elisabeth, wo Maria einen über sich akzeptiert, „den sie ein grenzenloses Vertrauen entgegenbringt“ mit dem Satz „Siehe, ich bin die Magd des Herrn!“

„Zum Dienst bereit“ In diesem Kontext zitierte der Offiziator weitere Stellen aus dem Magnifikat („er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ etc.) sowie Jesu Worte der Barmherzigkeit am Kreuz und seine Einladung zum Frieden. Die Botschaft, die Chrsitus in die Welt gebracht hat und die Maria gelebt hat, beschrieb Pfarrer Hoheisel mit den Worten „Zum Dienst bereit!“ Und diese

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stünden auch in Verbindung mit den Aussagen Papst Franziskus‘, der sich vor allem für die Menschen am Rande der Gesellschaft einsetzt. Vor diesem Hintergrund appellierte der Geistliche an die Heimatvertriebenen, sich für die Flüchtlinge von heute einzusetzen – auch vor dem Hintergrund der eigenen Vergangenheit. „Ein Überleben auf der Erde kann es nur geben, wenn die Hand zur Versöhnung ausgestreckt wird“, kleidete es der Offiziator in Worte. Und dabei sei auch wichtig, nicht aufzurechnen, sondern einen Schlussstrich zu ziehen und nach vorne zu schauen – wobei Unrecht natürlich klar benannt werden müsse. „Wichtig ist, dass wir Heimatvertriebenen immer wieder auf Maria und ihr ‚Ich bin die Magd des Herrn‘ schauen“, schloss Pfarrer Hoheisel seine Predigt.

Nach der Andacht zogen die sudetendeutschen Heimatvertriebenen mit Gesang und Gebet in einer feierlichen Prozession zur Gnadenkapelle. Nach der Segnung der Andachtsgegenstände verabschiedete Monsignore Tasler die Teilnehmer.

Markus Bauer

„Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“ Preisverleihung des Schülerwettbewerbs 2013/2014 in Baden Württemberg Stuttgart (dod). „Die große Teilnehmerzahl zeigt, dass sich junge Menschen für die gemeinsame Geschichte in Europa interessieren“ „Schülerinnen und Schüler von heute sind die Gestalter von morgen. Sie sind neugierig darauf, wer unsere Nachbarn sind, was sie und was das Europa von heute ausmacht.“ Dies sagte Innenminister Reinhold Gall beim Festakt zur Preisverleihung des grenzüberschreitenden Wettbewerbs „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“ am Freitag, 11. Juli 2014, in Stuttgart. Bei dem Wettbewerb sollen auf der Basis der verbindenden Elemente deutscher Geschichte und Kultur junge Menschen in Europa zueinander finden.

Im zu Ende gehenden Schuljahr stand der Wettbewerb, den das Land BadenWürttemberg vor über 40 Jahren ins

Leben gerufen hat und der vom Haus der Heimat organisatorisch betreut wird, unter dem Motto „Gemeinsam in Europa – Baden-Württemberg und die Slowakei“. Mehr als 3.500 Schülerinnen und Schüler aus 135 Schulen Baden-Württembergs und über 700 Schülerinnen und Schüler in der Slowakei haben am Wettbewerb teilgenommen. Es gab knifflige Fragen zum jeweiligen Nachbarland zu beantworten und kreative Aufgaben zu meistern. Die Hauptpreisträger aus Baden-Württemberg dürfen nach einer gemeinsamen Zeit mit den Preisträgern aus der Slowakei in Stuttgart zu einer Studienreise in die Slowakei aufbrechen, während die Preisträger aus der Slowakei in den nächsten Tagen Baden-Württemberg kennenlernen werden. Weitere Auszeichnungen wurden als Geld- und Sachpreise sowie als Klassenfahrten ver-

geben. Im jährlichen Wechsel wird der Schülerwettbewerb landesintern und grenzüberschreitend mit osteuropäischen Partnerländern durchgeführt. Bisherige Partnerländer waren neben der Slowakischen Republik bereits Polen, Ungarn, die Tschechische Republik, Rumänien und die serbische Provinz Vojvodina.

In einem Wissensquiz und durch künstlerische oder schriftliche Arbeiten erhalten die Teilnehmer am Wettbewerb die Möglichkeit, sich mit Themen des jeweiligen Nachbarlandes zu beschäftigen. Der nächste Schülerwettbewerb, der dann landesintern durchgeführt werden wird, startet zum Beginn des neuen Schuljahres im September und wird unter dem Motto „Gemeinsam in Europa – Baden-Württemberg und die baltischen Länder“ stehen.

Bien (2)

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Integration

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Mitgestalter ihrer neuen Heimat Ausstellung stellt Vertriebene vor, die in Sachsen Unternehmer wurden „Wir sind Fußballweltmeister geworden, aber wir sind auch Integrationsweltmeister.“ Mit diesen Worten eröffnete der sächsische Innenminister Markus Ulbig am 14.

Juli 2014 im Foyer des Sächsischen Staatsministeriums des Innern eine Wanderausstellung mit dem Titel „Integration durch Leistung – Vertriebene, Spätaussiedler und Zuwanderer als Unternehmer in Sachsen“. ie Ausstellung zeigt die gelungene Integration von Menschen, die in D den letzten 70 Jahren in das Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen gekommen sind. Ausgangspunkt ist dabei die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen in der Nachkriegszeit, aber auch die nachfolgenden Zuwanderer sind berücksichtigt worden: Arbeitsmigranten in der DDR, Spätaussiedler und heutige Zuwanderer. Ihre Lebensgeschichten

Schautafel und Ausstellungsstück zum Thema „Flucht und Vertreibung“

und Lebensleistungen werden auf 23 Schautafeln dargestellt, dazu kommen drei Hörstationen und zwei Vitrinen.

Realisiert werden konnte die Ausstellung durch Fördermittel, die vom Sächsischen Staatsministerium des Innern kamen. An dem Projekt waren der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund, der Landkreis Görlitz und die Stadt Reichenbach/O.L. beteiligt sowie Organisationen der Vertriebenen und Spätaussiedler. Unterstützung kam außerdem von sächsischen Unternehmern und Interessenvertretungen der Wirtschaft.

Anhand von beeindruckenden Beispielen zeigt die Ausstellung, wie Vertriebene nach dem Verlust ihrer Heimat in Sachsen aufgenommen wurden, sich neu orientieren mussten und als Unternehmer einen Beitrag zum Wiederaufbau leisteten. Bis zum Mai 1948 wurden in Sachsen etwa eine Million Flüchtlinge und Vertriebene angesiedelt, das waren fast 20 Prozent der damaligen Bevölkerung. Sie gestalteten maßgeblich den Wiederaufbau des Landes mit – insbesondere diejenigen, die als Unternehmer, Führungskräfte und Wissenschaftler tätig waren.

Ein wichtiger Arbeitgeber für die Vertriebenen war die 1947 gegründete Sowjetische Aktiengesellschaft Wismut, die Uranerz für die sowjetische Rüstungsindustrie förderte. Zum Ausbau dieses Unternehmens und des Kohlebergbaus haben besonders Bergleute aus Schlesien beigetragen. Nicht wenige Vertriebene stiegen in Führungspositionen auf. Auch die sächsische Textilindustrie in den Regionen um Chemnitz und Zittau profitierte von den Vertriebenen, wurden doch Textilarbeiter gezielt aus den Flüchtlingszügen herausgenommen.

In der Ausstellung wird auch gewürdigt, was Spätaussiedler und Zuwanderer der jüngeren Zeit für Sachsen geleistet haben. Seit 1990 sind mehr als

Schneidermeisterin Tatjana Löwen vor einer Tafel, auf der ihr Lebensweg dargestellt worden ist

115.000 Aussiedler aus der früheren Sowjetunion nach Sachsen gekommen.

Viele von ihnen denken aufstiegsorientiert – so auch Tatjana Löwen, deren Erfolgsgeschichte die Besucher kennenlernen können.

Tatjana Löwen wurde in Sibirien geboren und kam 1999 nach Sachsen. Der gelernten Schneiderin gelang es mit Geduld und Zielstrebigkeit, die Hürden zu überwinden, welche ihr die deutsche Bürokratie in den Weg stellte, als es um einen Berufseinstieg und die Anerkennung zuvor erworbener Abschlüsse ging.

Sie absolvierte bei der Handwerkskammer Dresden eine berufsbegleitende Ausbildung zur Damen- und Herrenmaßschneiderin. Im Jahr 2009 bestand sie erfolgreich die Meisterprüfung und eröffnete in der Dresdner Neustadt das Atelier „Silhouette“, das heute als erste Adresse für kreative Mode gilt.

Erfahrungen von Vertriebenen und Aussiedlern zu vermitteln und einen Beitrag zur heutigen Willkommenskultur zu leisten – das ist das Ziel der Ausstellung „Integration durch Leistung“. Sie ist noch bis zum 31. August 2014 im Foyer des Sächsischen Staatsministeriums des Innern zu sehen. Danach soll sie in Schulen, Unternehmen, Museen und Behörden gezeigt werden.

Peter Bien

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Literatur

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Hohn und Spott auf die Sudetendeutschen Franz Fühmanns Erzählung „Böhmen am Meer“ Der DDR-Schriftsteller Franz Fühmann (1922-1984), dessen 30.

Todestags am 8. Juli zu gedenken ist, ist am 15. Januar 1922 in Rochlitz am Riesengebirge geboren und 1984 an Magenkrebs in einem Ostberliner Krankenhaus gestorben. Seine Ich-Erzählung „Böhmen am Meer“, nach 1955 niedergeschrieben und ein Jahr nach dem Mauerbau veröffentlicht, ist eine entsetzliche Geschichte über die Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Sicht eines vom überzeugten Nationalsozialisten zum DDRSozialisten „geläuterten“ Schriftstellers, der mit seiner Vergangenheit und mit der seiner Volksgruppe abrechnet.

einem sudetendeutschen Heimattreffen nach Westberlin, wo er den „Egerländer Marsch“ hört und danach eine Rede des einstigen Gutsbesitzers, der das Heimatrecht einfordert.

Als Franz Fühmann diese Erzählung schrieb, war er noch voll den ideologischen Vorgaben verpflichtet, die der Staat den Schriftstellern gestellt hatte, und erfüllte das Erwartungsmuster, einen vertriebenenkritischen Text zu liefern, der tagespolitisch genutzt werden konnte. Die Verurteilung des westdeutschen „Revanchismus“ wird noch dadurch überhöht, dass der Festredner seinem „Dienstmädchen“ Hermine Traugott, wie es im „Dritten Reich“ hieß, ein uneheliches Kind gemacht hat, womit er als Vertriebenenpolitiker unglaubwürdig wird.

er Autor berichtet, wie er im Sommer 1955, krank vor Sehnsucht D nach dem Meer, das er 1943 zuletzt

Denkmuster des „sozialistischen Realismus“

gesehen hat, in ein Fischerdorf bei Rostock fährt, wo er im Haus einer einsilbigen und verschlossenen Witwe, deren Ehemann 1943 als Soldat in Afrika gefallen ist, seinen Urlaub verbringt, die, die Mundart verrät es, aus einem Nachbardorf von Rochlitz stammt und 1945 an die Ostseeküste umgesiedelt wurde. Auf Fragen nach ihrem Leben gibt sie nur sparsame Auskunft, aber der Autor findet heraus, dass sie 1939, als sie Magd war auf einem Gut im Riesengebirge, vom Baron geschwängert und später weggejagt wurde. Im gleichen Jahr 1955 fährt Franz Fühmann widerwillig zu

Die ganze Geschichte fällt freilich in sich zusammen, wenn man die poltischen Zutaten wegnimmt. Dann stimmt die Kausalkette: „Erst Frauenschänder, dann Revanchist“ nicht mehr, und der Autor müsste sich eine andere Beimischung ausdenken, um die Sudetendeutschen zu diskreditieren. Der „positive Held“ in dieser noch von den Denkmustern des „sozialistischen Realismus“ geprägten Geschichte ist der Dorfbürgermeister von Z. , auch er ein „Umsiedler“, der Hermine Traugott schon 1945 im Sammellager bei Eger getroffen hat, wo

Franz Fühmann, 1973.

sie ihn beschwor, sie nicht mit ihrem 1940 geborenen Sohn an der Ostseeküste anzusiedeln. Dieser Bürgermeister hat als Kommunist selbstverständlich im Konzentrationslager gesessen, ist heute SED-Mitglied und wird so beschrieben: „Ein hagerer Mann, straff, mittelgroß, das Gesicht wettergebräunt, und die Stirn und Wangen gefurcht; ein Gesicht, erfüllt von der Güte derer, die viele Kämpfe durchgestanden haben.“ Warum Hermine Traugott Angst vor dem Meer hat? Sie fährt mit der Familie des Barons von Langenau im Sommer 1940 auf eine Nordseeinsel, wo ihre Schwangerschaft ruchbar wird. Sie wird von der Ehefrau wüst beschimpft und sofort entlassen, worauf sie sich in der Nordsee ertränken will. Das könnte aus einem Film von Rosamunde Pilcher stammen.

Jörg Bernhard Bilke

Leitwort 2014 Deutschland geht nicht ohne uns Bundesarchiv (1), Böhlau Verlag (1)

Neue Bücher

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Priesterseminar und Hochschule Königstein Bleibendes Verdienst: 417 Priester ausgebildet „Ich verstehe die Klagen der Vertriebenen nicht, sie hatten doch alles“. So der damalige Leiter des Katholischen Büros in Bayern, Prälat Valentin Döring, vor Jahren zum Rezensenten. Döring meinte den Verlust von Königstein/Ts. eihbischof Gerhard Pieschl als „Beauftragter der Deutschen W Bischofskonferenz für die Seelsorge an den deutschen katholischen Heimatvertriebenen und Aussiedlern“(1983-2009) und selbst Alt-Königsteiner, initiierte und finanzierte aus dem Verkauf der Königsteiner Gebäude die Aufarbeitung von Aufstieg und Niedergang von Hochschule und Priesterseminar Königstein durch den Tübinger Kirchenhistoriker Professor Rainer Bendel. Das Quellenverzeichnis beweist die unendliche Mühe, die der Autor aufzuwenden hatte.

Mit dem nüchternen, unbestechlichen Blick des Wissenschaftlers zeichnet er ein bedrückendes Bild und beendet damit nostalgische Verklärungen, auch was die Verantwortlichen, vor allem den Patriarch und Organisator Weihbischof Kindermann, angeht: „Persönlichkeitsstruktur und autokratischer Führungsstil erschwerten die Kooperation in KönigINFO Rainer Bendel, „Hochschule und Priesterseminar Königstein ein Beitrag zur Vertriebenenseelsorge der katholischen Kirche“, Böhlau Verlag Köln 2014, 1024 S., geb. 79 Euro (Bd. 46 der Forschungen und Quellen zur Kirchen -und Kulturgeschichte Ostdeutschlands ,Hrsg.

Paul Mai.)

stein, verhinderten eine Vielfalt von Initiativen und Konzepten“. (S. 771) Angesichts der vielen Fehler unfähiger, finanziell unerfahrener, streitlustiger, manchmal hochmütiger Königsteiner Professoren und Prälaten spricht Bendel einmal auf sich bezogen von der „Melancholie des Historikers“. Als mit dem Familiaren des Deutschen Ordens und hessischen Landtagsabgeordneten Richard Hackenberg von der Ackermanngemeinde endlich ein Laie in die Mitverantwortung kam, war es zu spät. Er konnte den Niedergang nicht mehr aufhalten.

In einer schwierigen und spannungsvollen Kooperation – wie Bendel festhält – hatte der ermländische und vom Papst zum Flüchtlingsbischof berufene Maximilian Kaller 1946 den Grundstock für das theologische Zentrum der Vertriebenen geschaffen. Es ging ihm um die Sorge für 1800 Flüchtlingspriester, die Seelsorge für die Vertriebenen in den norddeutschen Diasporabistümern, den Priesternachwuchs und die dafür notwendigen Gymnasialabschlüsse der Flüchtlingsjungen, nicht zuletzt um die zu Waisen gewordenen Kinder.

Kaller belastete, wie sehr manche seiner bischöflichen Mitbrüder die Größe der Aufgabe nicht erfassten. Nach Meinung Bendels war Königstein für die Deutsche Bischofskonferenz ein „ungeliebtes Kind“. Wie Kardinal Frings „von Kaller als einer Zierde des deutschen Episkopats“ zu sprechen, war und ist man noch weit entfernt.

Der Bildteil von Bendels Buch zeigt Kallers Königsteiner Grabstein, nicht jedoch das neue Denkmal für ihn, Weihbischof Kindermann und „Speckpater“ Werenfried.

In einem gewaltigen Aufbruch waren seit 1946 in den Königsteiner Kasernen Hochschule und Priesterseminar, Konvikt und Gymnasium entstanden. Dazu kamen die Aktion „Kapellenwagen“, als Nachrichtenbörse über die Situation jen-

seits des Eisernen Vorhangs jährliche Kongresse „Kirche in Not“, Publikationen, Wallfahrten usw. Königstein wurde zum „Vaterhaus der Heimatvertriebenen“.

Bleibendes Verdienst von Königstein: Die Ausbildung von 417 Priestern, aus denen vier Bischöfe hervorgingen. Manche westdeutschen Bischöfe fürchteten daher eine Parallelseelsorge ohne ihren Einfluss. Dass bei den katholischen Heimatvertriebenen bis heute besonders kirchen- und papstreue Kernkreise entstanden, will mancher nicht wahrhaben.

Ohne Zweifel hat Bendel ein für die katholische Kirche der Nachkriegszeit außerordentlich wichtiges Buch verfasst.

Die stellenweise deprimierende Lektüre wird dadurch erleichtert, dass der Autor sein Werk in viele kurze Kapitel gegliedert hat. Bedeutsam ist der fast 200 Seiten umfassende Dokumentarteil.

Das Ende von Königstein im Jahre 2000 war wohl würdeloser als die Akten das bezeugen. Der Rezensent erfuhr dazu einiges von Zeitzeugen.

Norbert Matern

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Kultur

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Zeitschrift „Sudetenland“ unter neuer Regie Kulturzeitschrift präsentiert sich in neuem Gewand ünktlich zum 65. Sudetendeutschen Tag zu Pfingsten in Augsburg P erschien das erste Heft der Zeitschrift „Sudetenland“ unter neuer Trägerschaft, einer neuen Redaktion und mit veränderter Aufmachung. Zum Jahreswechsel 2013/14 hatte der „Adalbert Stifter Verein“ diese „Europäische Kulturzeitschrift“, die bereits im 56. Jahrgang erscheint, von der „Gesellschaft für Ostmitteleuropäisches Schrifttum“ übernommen. Gleichzeitig ging eine beeindruckende Ära zu Ende. 28 Jahre lang hatte der Autor und Übersetzer Franz Peter Künzel diese Zeitschrift redaktionell geleitet, die er wenige Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs übernommen hatte. Dies sei jetzt „eine Zäsur, die die Zeitschrift braucht“, betonte Künzel. Als Herausgeber fungieren nun der Germanist Franz Adam M. A., der auch Mitglied im Vorstand des „Adalbert Stifter Vereins“ ist, die Schriftstellerin Ursula Haas, Mitglied der „Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste“, der bildende Künstler Hansjürgen Gartner, MitINFO Kulturzeitschrift Sudetenland – Vierteljahresschrift für Literatur und Kunst Helmut Preußler Verlag Dagmarstraße 8 90482 Nürnberg +49 911 95478-0 preussler-verlag[at]t-online.de Das Einzelheft kostet 6,50 € zuzüglich Versandkosten, das Jahresabonnement 25,00 € inklusive Versandkosten in Deutschland (Ausland zusätzlich 6,00 €, bei Luftpost 12,00 €)

glied der „Künstlergilde Esslingen“, und der Literaturhistoriker, Schriftsteller sowie Geschäftsführer des „Adalbert Stifter Vereins“ Dr. Peter Becher. Die Redaktion hat die inhaltlich und technisch versierte Journalistin und Autorin Susanne Habel übernommen. Unverändert bleibt, dass diese Vierteljahreszeitschrift für Kunst, Literatur, Wissenschaft und Volkskultur im „Helmut Preußler Verlag“ (Nürnberg) erscheint.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1958 in Wiesbaden durch den Schriftsteller und langjährigen Bundeskulturreferenten der Sudetendeutschen Landsmannschaft Dr. Viktor Aschenbrenner (1907 – 1992) hat die Zeitschrift „Sudetenland“ sich nicht nur im Erscheinungsbild mehrmals verändert. Seit 1998 ist die Redaktion in München ansässig. Und aus einer sudetendeutschen Kulturzeitschrift wurde nach der Samtenen Revolution in Prag (1989), der Wiedervereinigung Deutschlands (1990), der Trennung der Tschechoslowakei (1993), dem NATO-Beitritt der Tschechischen Republik (1999) und schließlich deren Aufnahme in die Europäische Union (2004) eine europäische Kulturzeitschrift, die sich vor allem den Ausgleich und die Versöhnung der sudetendeutschen Volksgruppe mit den tschechischen „Landsleuten“ zum Ziel gesetzt hat.

Die Nummer 1/2014 von „Sudetenland“ als erstes Heft unter neuer Regie zeigt auf der vorderen Umschlagseite das Porträt des Schriftstellers Peter Kurzeck, der bei dem 64. Sudetendeutschen Tag 2013 mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für Literatur ausgezeichnet worden war und im vergangenen Herbst verstorben ist. Mehrere kurze Beiträge vermitteln ein lebendiges Bild des rastlosen „Erzählers einer vergangenen Wirklichkeit“. Zentrales Thema dieser Ausgabe sind Augenzeugenberichte über die Schüsse von Sarajewo, die vor 100 Jahren zum Auslöser des 1. Weltkriegs wur-

den. Als neue Rubrik sollen verstärkt kürzere Essays und Feuilletons einen Platz finden, wo Autoren „von ihren böhmischen, mährischen und schlesischen Erfahrungen berichten, ganz im Stil des altösterreichischen Feuilletons, das mit seiner Mischung aus Erlebnis, Stimmungsbild und Reflexion aus den heutigen Zeitschriften weitgehend verschwunden ist“, wie Peter Becher erläuterte.

Neu ist auch ein „Forum jüngerer Übersetzer“, in dem Autoren und Übersetzer zu Wort kommen, die dabei sind, sich im deutsch-tschechischen Kulturaustausch einen Namen zu machen.

Prosa, Lyrik und Kunst werden weiterhin im „Sudetenland“ ihren Platz finden.

Und als Forum der Diskussion wird die Zeitschrift demnächst zu einem kritischen Meinungsaustausch über den Namen „Sudetenland“ einladen, so Becher im Vorwort der aktuellen Ausgabe, „der den einen Wärme, Heimat und Herkunft bedeutet, anderen dagegen als Distanzlosigkeit gegenüber brauner Begrifflichkeit und Gesinnung erscheint“.

Ute Flögel Flögel (1); Göllner (1)

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Nachrichten

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Mit Vielfalt in den Herbst Veranstaltungshinweise aus den Museen und Institutionen Illustrierte Feldpostkarten Das Donauschwäbische Zentralmuseum in Ulm beherbergte im Juli d.J. den traditionellen „Ost- Südostdeutschen Volkstumsabend“. Zu dieser festlichen Veranstaltung lud der Bund der Vertriebenen (BdV) Vereinigte Landsmannschaften, Kreisverband Ulm / Alb-DonauKreis e.V. ein. Der Volkstumsabend versteht sich als Dank der Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler an die Ulmer Bevölkerung für die Aufnahme in der schwierigen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Zum abwechslungsreichen Kulturprogramm gehörten Musik, Gesang und Volkstänze.

Bis zum 19. Oktober 2014 ist im DZM Ulm die Sonderausstellung „Grüße aus dem Großen Krieg – Feldpostkarten von László MoholyNagy“ zu sehen. Der 1895 in Bácsborsód geborene und 1946 in Chicago verstorbene

Maler, Fotograf, Typograf und Bühnenbildner László Moholy-Nagy war u.a. als Lehrer am Bauhaus in Weimar und Dessau tätig. Er gilt als Gründer des New Bauhauses und der School of Design in Chicago.

Im Jahre 1915 wurde László Moholy-Nagy zum Militärdienst in die ungarische Armee eingezogen. Auf rund 350 Feldpostkarten, die er an Freunde in Budapest verschickte, zeichnete er den

Alltag der Soldaten. Auch nach einer Kriegsverletzung gestaltete der junge Soldat und spätere Bauhauskünstler im Lazarett farbige Kreideund Buntstiftskizzen vom Kriegsgeschehen.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von 114 der illustrierten Feldpostkarten, die an der Ostfront und in verschiedenen Lazaretten entstanden. „Meine Begabung liegt in dem Ausdruck meiner Lebens- und Gestaltungskraft durch Licht, Farbe und Form.

Als Maler kann ich die Substanz des Lebens geben“, fasste László Moholy-Nagy im Jahre 1919 sein Oevre zusammen.

Informiert wird in der Ausstellung auch über das Kriegsgeschehen in Südosteuropa und über das „Privatleben“ der Soldaten, das sich in den Feldpostkarten widerspiegelt.

Ein weiterer Schwerpunkt befasst sich mit dem Ersten Weltkrieg im süd-östlichen Europa und seinen Folgen für Land und Leute – insbesondere für die Donauschwaben.

Die ausgestellten Feldpostkarten von László Moholy-Nagy sind Besitz der Ungarischen Látványtár Kunststiftung & Sammlung.

Illustrierte Feldpostkarte von László Moholy-Nagy)

September im Ulmer DZM. Bei dieser modernen Inszenierung geht es nicht um die vordergründigen Kriegsgeschehnisse, sondern vielmehr um, die komplexen Zusammenhänge und Ursachen.

Das Wiener Aktionsensemble lässt die spannungsgeladene Zeit vor einhundert Jahren auf subtile Art nachvollziehbar werden.

(Foto: DZM – Theateraufführung des Wiener Ensembles)

Theater im Museum Die ersten Tage des Krieges, die letzten Tage der Menschheit“ – ist eine Tanz- und Theater-Performance des österreichischen „teatro caprile“, die in Deutschland nur drei Mal aufgeführt wird und zwar am 25., 26. und 27.

Rückkehr der Literatur Der Vortrag von Prof.

Mirosław Ossowski aus Gdańsk /Danzig zum Thema „Ostpreußen in der deut-

schen Literatur nach 1945“ war eine der jüngsten, publikumswirksamen Veranstaltungen im Ostpreußischen Landesmuseum von Lüneburg. Ergänzend zu den Ausführungen von Prof. Ossowski las Arno Surminski Ausschnitte aus seinen Werken.

Das Programm galt als Ergänzung der bis zum 28. September geöffneten Ausstellung „Erinnertes Leben – Gelebte Erinnerung.

Arno Surminski zum 80.

Geburtstag“.

Hintergrund: Prof.

Dr. Mirosław Ossowski, geboren 1953, ist Professor am Institut für Germanische Philologie an der Universität Gda sk.

36 Er ist Autor zahlreicher Publikationen. Der Vortrag im Ostpreußischen Landesmuseum knüpft an sein 2011 in Danzig auf Polnisch erschienenes Buch „Literatur der Rückkehr – Rückkehr der Literatur. Ostpreußen in der deutschen Prosa nach 1945“ an und zeigt den Reichtum der deutschen Nachkriegsliteratur über Ostpreußen. Die Werke, die die Zeit vor 1945, aber auch die Gegenwart thematisieren, werden als Zeugnisse der individuellen Erfahrungen von Autoren sowie des kollektiven Gedächtnisses von ganzen Generationen untersucht.

Insbesondere werden im Zusammenhang mit dem 100. Jubiläumsjahr des Kriegsausbruchs einige Darstellungen des Ersten Weltkrieges bei den ostpreußischen Autoren besprochen.

Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf Arno Surminski und die Schilderungen von Masuren in seinen Werken gelegt. „Surminskis Darstellungen zeichnen sich durch Authentizität und psychologische Wahrheit aus“ so Mirosław Ossowski – „und werden auch von den heutigen Bewohnern Ermlands und Masurens geschätzt.“

Aus der Sicht eines Zeitzeugen Auch wenn das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg in diesem Jahr umgebaut wird und einige Abteilungen der Dauerausstellung nur begrenzt zugänglich sind, läuft der Betrieb vorerst noch weiter. Voraussichtlich wird das Museum ab Januar 2015 für mehrere Monate geschlossen.

Anfang September 2014 schildert Dr. Gerhard Scharf, Oberstudiendirektor a.D., in seinem Vortrag „Kriegsende – Vertreibung – Neuanfang“ die dramatischen Ereignisse nach dem Zusammenbruch der deutschen Ostfront in

Nachrichten Schlesien im Mai 1945. Bis zur Vertreibung im Juni 1946 lebte die deutsche Zivilbevölkerung unter chaotischen Zuständen zusammen mit russischen Besatzungssoldaten und polnischen Vertriebenen aus Galizien. Die von sozialen Spannungen geprägten Jahre von 1946 bis 1958 werden am Beispiel der Familie Scharf aus Niederschlesien veranschaulicht.

Von Räuber Hotzenplotz bis hin zum Dampflok-Fest Wer in diesem Sommer die Ausstellungen des Oberschlesischen Landesmuseums von Ratingen-Hösel noch nicht

besichtigt hat, kann das noch im Herbst nachholen. Bis zum 14. September ist die in Zusammenarbeit mit dem Gleiwitzer Museum erarbeitete Dokumentation „Schönwald – ein stickendes Dorf aus der Vergangenheit“ geöffnet. Im Mittelpunkt dieser Schau steht das Dorf Schönwald/Bojków, das bis 1945 vor allem durch seine Stickkunst bekannt war. In der Ausstellung wird auf den Ausnahmecharakter des Dorfes eingegangen. Die bis ins Mittelalter zurückreichende Geschichte, der typische Dialekt sowie die dortigen Volkstrachten und Bräuche sind Alleinstellungsmerkmale, die anhand von seltenen Objekten der Schönwälder Stickerei, von Archivfotografien und Dokumenten hervorgehoben werden.

Auch für technik-interessierte Besucher dürfte sich ein Besuch im Ratinger Museum lohnen: Die spannende Zeit-

reise durch Schlesiens Mobilitätsgeschichte ist im Rahmen der Sonderausstellung „Fahren, Gleiten, Rollen. Mobil sein im Wandel der Zeit“ noch bis zum 5. Oktober zu erleben. Auch wenn einige der für diese Schau erworbenen Großobjekte - wie etwa der tschechische Eisenbahnwaggon vom Typ 780 im Außengelände und der „Polski-Fiat“ 126p - dauerhaft in Ratingen verbleiben, sollte man sich einen Rundgang durch die gesamte Ausstellung nicht entgehen lassen.

Ab 26. September sind im Oberschlesischen Landesmuseum Geschichten rund um den Räuber Hotzenplotz zu erleben. In der Ausstellung „Von der kleinen Hexe und dem Räuber Hotzenplotz“ werden in Zusammenarbeit mit dem Thienemann Verlag neben den Helden der weltberühmten Kinderbücher auch der Autor Otfried Preußler (1923 – 2013) vorgestellt. Fest steht, dass sich Preußler seiner böhmischen Heimat stets verbunden fühlte. Übrigens: Hotzenplotz heißt nicht nur Preußlers berüchtigter Räuber, sondern auch eine kleine Stadt und ein Fluss an der Guse von Schlesien zu Polen. Über Mitmachstationen werden die Erlebniswelten Wasser, Luft und Wald den Besuchern näher gebracht. An Hörstationen wiederum werden spannende Erzählungen wiedergegeben.

In NRW ist die „Neanderland Museumsnacht“ vom 26.

September ein Höhepunkt für Jung und Alt. Auch das OSLM bietet aus diesem Anlass ein buntes Abendprogramm für die ganze Familie bei freiem Eintritt. Vorbereitet werden u.a. Impulsführungen durch die Sonder- und Dauerausstellung, eine Filmnacht unter dem Motto „Mit Bahn und Auto auf den Spuren des Räuber Hotzenplotz“

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sowie unterhaltsame Mitmachaktionen.

Am 13. und 14. September 2014 beteiligt sich das OSLM Ratingen am „4. Dampflokfest“ in Königszelt bei Schweidnitz /Niederschlesien. Die Veranstaltung im schlesischen Industrie- und Eisenbahnmuseum von Königszelt verspricht ein beeindruckendes Event der Eisenbahnromantik zu werden. Am Dampflokfest nehmen diesmal sieben funktionstüchtige Dampflokomotiven aus Tschechien und Polen teil.

Römisches Luxusglas von Josef Welzel Bis zum 19. Oktober 2014 zeigt das Rheinbacher Glasmuseum eine dem Glasgestalter Josef Welzel gewidmete Werkschau. Die Ausstellung ist gleichzeitig Auftakt zum „Römertag“ am 31.

August und versteht sich als eine Hommage an das gesamte Schaffen des Künstlers.

Der zum Glasschleifer und Graveur ausgebildete Josef Welzel war von der filigranen Struktur der doppelwandigen römischen Diatretgläser fasziniert.

Er fand heraus, wie diese Gläser hergestellt wurden und bewies, dass es möglich war, die doppelwandigen, mit einem zarten Glasnetzwerk überzogenen Gläser aus einem einzigen Hohlglas heraus zu schleifen. Während seiner Lehrtätigkeit an der Glasfachschule Hadamar hat er als Graveur, Schleifer und Formgestalter Generationen von Schülern geprägt. Welzel hat sich auch mit Arbeiten aus gegossenem Glas sowie mit farbigen Glasschmelzexperimenten in der Szene etabliert.

Göllner (1)

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In der Ausstellung wird die Vielseitigkeit des Künstlers hervorgehoben, der sich als Bildhauer, als Erforscher der antiken Glaskunst und als begnadeter Graveur weltweiter Anerkennung erfreut.

Zum Wirken des Kreisauer Kreises Mitte August d.J. öffnete Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott erneut seine Pforten zum traditionellen Sommer- und Stiftungsfest. In das diesjährige Kulturprogramm führte Prof. Dr. Michael Pietsch – der Vizepräsident des Vereins Haus Schlesien - ein. Das Unterhaltungsprogramm bestritten das Oberschlesische Blasorchester Ratingen, die Trachtengruppe „Fröhlicher Kreis“ unter der Leitung von Berna-

Nachrichten sauer Kreises. Ergänzend wird das Schülerprojekt des Abiturienten Jannick Tapken vorgestellt, in dem auf die Politik und den Alltag im Nationalsozialismus anhand von Objekten und Zeitzeugenberichten eingegangen wird. Haus Schlesien bietet zum Thema „Widerstand im Nationalsozialismus“ ein umfangreiches Begleitprogramm mit Bild-Vorträgen, öffentlichen Führungen und Lesungen an.

Zeitgleich ist im Eichendorffsaal die Wanderausstellung des Schlesischen Museums zu Görlitz „Verbotene Kunst“ zu sehen. Es geht um Bilder, die Karl Schmidt-Rottluff (1884 -1976) eigens für Helmuth James von Moltke (1907-1945) gemalt hatte.

Die vier großformatigen Aquarelle und die zwei kleinen Pastelle mit der Darstellung schlesischer Landschaftseindrücke hätte es eigentlich nie geben dürfen, weil der Künstler „Malverbot“ hatte.

Der Adel in Vortragsreihen dette Grüne-Glattki sowie die Brückenberger Trachtengruppe unter der Leitung von Michael Knappe. Der Töpfermeister und Kunsthistoriker Bolko Peltner bot Einblicke in das Töpferhandwerk und die Fertigung der Bunzlauer Keramik.

Vom 31. August 2014 bis zum 8. März 2015 ist die Dokumentation „Der Kreisauer Kreis. Neuordnung im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ im Haus Schlesien, KönigswinterHeisterbacherrott zu besichtigen. Die neue Sonderausstellung stellt das Wirken des Kreisauer Kreises in den Fokus. Veranschaulicht werden Facetten des Widerstandes in der nationalsozialistischen Diktatur am Beispiel der Überlegungen und Aktivitäten der Mitglieder des Krei-

Die Sonderausstellung „Beharren im Wandel. Der Adel Schlesiens und der Oberlausitz seit dem 18. Jahrhundert“ ist im Schlesischen Museum Görlitz und im Kul-

turhistorischen Museum Görlitz noch bis zum 9.

November 2014 zu besichtigen. Ausstellungsbegleitend beziehungsweise -ergänzend finden mehrere attraktive Programmpunkte statt. So etwa sind im September Vorträge zu Themen wie „Großgrundbesitzer und Industriebarone - Adelskarrieren in Oberschlesien“ von Martina Pietsch, „Adel und Pietismus“ von Lubina Mahling

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Diatretglas von Welzel im Glasmuseum Rheinbach

und „Vom St. Johannisstift zur Liegnitzer Ritterakademie - Eine Ausbildungsstätte des schlesischen Adels“ von WolfDieter Fiedler anberaumt. In der Reihe „Kaffee & Kultur – natürlich schlesisch“ lädt Magdalena Maruck zu einem literarischen Treffen ein, in dessen Mittelpunkt der adlige Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff (geboren 1788 auf Schloss Lubowitz/Lubowice, verstorben 1857 in Neiße/Nysa) steht.

Karikatur, Forscherleben und Literatur „Unterm Strich. Karikatur und Zensur in der DDR“ ist der Titel einer Ausstellung im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus, die vom 9. September bis zum 25. November 2014 gezeigt wird. Die in Zusammenarbeit mit der „Stiftung Haus der Geschichte der BRD“ präsentierte Schau ist eine Wanderausstellung mit Zeichnungen, Dokumenten und Filmen aus der Geschichte der DDR. Wer die Zeit miterlebt hat, wird vieles wiedererkennen, wer nicht,

dürfte so manches besser verstehen. Viele der Zeichnungen üben sowohl versteckte, aber oft auch erstaunlich deutliche Kritik und geben tiefe Einblicke in Wesen und Wirklichkeit der SED-Diktatur. Kritisch wird auch der Ruf nach der deutschen Einheit kommentiert. Skeptisch wiederum begleiten die Zeichnungen den Prozess der Vereinigung im Jahr 1990. In der Ausstellung sind u.a. ausgewählte Karikaturen aus der Zeit d e s Umbruchs zu sehen, die oft überraschend aktuell wirken.

Ein literarischer Höhepunkt in Düsseldorf ist die Lesung mit dem 1944 in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien) geborenen Franz Hodjak am 11.

September 2014. Der vorgestellte Band „Der Gedanke, mich selbst zu entführen, bot sich an“ verbindet Hodjaks Gedichte mit Farblithographien des in Dresden bestens bekannten Künstlers Hubertus Giebe.

D.G.

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Erweiterung des Heiligenhofs in Bad Kissingen abgeschlossen Vier neue Zimmer und eine erweiterte Bürofläche BadKissingen (dod). Mit großer Zufriedenheit haben der Stiftungsrat und der Vorstand der „Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk“ (SSBW) unter Leitung ihrer Vorsitzenden Hans Knapek und Günter Reichert Ende Juli den erfolgreichen Abschluss des Erweiterungsbaus in der Bildungsund Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen in Augenschein genommen.

Um vier neue Mehrbettzimmer zu erhalten und die Bürofläche im Erdgeschoß zu erweitern, wurde das Haupthaus in Richtung Süden um ein Fensterelement verlängert, womit auch die Symmetrie der Front des Heiligenhofs wieder hergestellt wurde. Gleichzeitig wurden das ganze Haupthaus

wärmeenergetisch saniert und neu verputzt sowie die Außenanlagen angepasst.

Besonders stolz präsentierte der Heimleiter des Heiligenhofs Steffen Hörtler die neuen Fahnenmasten, an denen sich die Banner der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union nun nicht mehr im Wind verwickeln können.

Ein großes Lob erhielt das Management der Stiftung SSBW, insbesondere der für diese Baumaßnahme zuständige Stellvertretende Vorsitzende und BdV-Vizepräsident Reinfried Vogler und der Geschäftsführer Steffen Hörtler, für die Einhaltung des Kostenrahmens, der lediglich um 1,84 % überschritten worden sei. Eine solche vorausschauende Planung und intensive Kontrolle bei der Baumaßnahme könne er sich für die öffentlichen Projekte nur wünschen, kommentierte mit INFO hoher Anerkennung auch der Bad Der Heiligenhof Kissinger Oberbürgermeister Kay Bildungsstätte - Schullandheim Blankenburg, der Jugendherberge Mitglied des StifStiftung Sudetendeutsches tungsrats der StifSozial- und Bildungswerk tung SSBW ist.

Alte Euerdorfer Straße 1 97688 Bad Kissingen Tel.: +49 971 / 7147-0 Fax.: +49 971 / 7147-47 E-Mail: info@heiligenhof.de Internet: www.heiligenhof.de

Die Durchführung der zweiten großen Baumaßnahme im Haupthaus des Heiligenhofs, die eine Innensanierung mit der komplet-

Mitglieder des Stiftungsrats und des Vorstands der Stiftung SSBW vor dem erweiterten und energetisch sanierten Heiligenhof mit seinen neuen Fahnenmasten (v. l.): Dr. Günter Reichert, Peter Hucker, Utta Ott, Dr. Wolfgang Freytag, Steffen Hörtler, Hans Knapek, Dr. Horst Kühnel, Peter Sliwka.

ten Auswechslung der Sanitär- und Elektroinstallationen, die Neugliederung der Mehrbettzimmer und des Bürotraktes sowie eine Verlagerung der Treppen umfasst, wurde vom Vorstand der Stiftung SSBW für den Zeitraum vom Herbst 2015 bis zum Frühjahr 2016 festgelegt.

Dies wird zu einer kompletten Schließung des Haupthauses in diesen Monaten führen. Der Seminarbetrieb mit der Unterkunft im Seminar- und Gästehaus sowie der kompletten Versorgung wird aber auch in dieser Phase gewährleistet sein, selbst wenn bestimmte Einschränkungen im Hinblick auf den Zugang zum Heiligenhof und auf gelegentliche Lärm- und Staubbelastung damit verbunden sein werden. Für die-

se Maßnahme hat der Freistaat Bayern in seinem Nachtragshaushalt 2014 prinzipiell 1 Million Euro eingestellt.

Weitere Zuwendungen, etwa bei der Bayerischen Landesstiftung, sind beantragt. Die restliche Finanzierung wird aus der vorsorglich angesammelten Baurücklage der Stiftung SSBW und durch einen angemessenen Kredit abgesichert, der – so wünschen sich der Vorsitzende und der Schatzmeister der Stiftung SSBW, Günter Reichert und Peter Sliwka – durch viele kleinere oder größere Spenden der sudetendeutschen Landsleute sowie der treuen Gäste und Freunde des Heiligenhofs hoffentlich in einem möglichst geringen Umfang aufgenommen werden muss.

Ute Flögel Flögel (1); Zierhut (1)

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Zusammenarbeit zwischen Politik und Vertriebenen in NRW Expertengespräch der CDU-Landtagsfraktion mit Vertriebenenverbänden Düsseldorf (dod). Im ersten Halbjahr 2014 fanden mehrere Veranstaltungen zur Förderung der Kultur der deutschen Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Die Landtagsfraktion der CDU und die OMV nahmen sich gezielt dieses Themas an.

Im Mittelpunkt stand ein „Werkstattgespräch“, zu dem die Landtagsfraktion der CDU am 17. Juni 2014 in den Landtag eingeladen hatte.

Werner Jostmeier MdL, Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten, legte in der Einladung die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung dar. Die Kultur der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler müsse als „ein wichtiger Bestandteil der gesamten Kulturarbeit in NRW“ behandelt und gepflegt werden. Der § 96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) garantiere die Kulturpflege, Förderanträge werden jedoch oft abgelehnt, weil die Vorgaben nicht erfüllt werden. Das Werkstattgespräch sollte die meist ehrenamtlichen Mitarbeiter der Vertriebenen-Organisationen mit Experten zusammenbringen, die praktische Hilfen zur Planung förderungswürdiger Projekte und zum Erstellen der Anträge geben können. Ziel aller Bemühungen sei, so Jostmeier in dem Einladungsschrei-

ben, „die Erinnerungskultur im Sinne der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen“.

Als Experten waren PD Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses Düsseldorf, Eleonora Heinze, Leiterin des Bundestagsbüros von Heinrich Zertik MdB, Berlin, der Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen Dr. Stephan Kaiser und Stephan Krüger M.A., Vorsitzender des BdVKreisverbandes Köln geladen.

Beispiele aus der Praxis stellte Sebastian Wladarz vor.

Die zahlreichen Teilnehmer wurden von Armin Laschet MdL, dem Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion begrüßt, der die Bedeutung der „Erinnerungskultur“ betonte. Die heute 25jährigen wissen nichts mehr von der deutschen Teilung, so Laschet – wie sollen da Kenntnisse von den früheren deutschen Ostgebieten zu erwarten sein? Die CDU wolle die inhaltliche Konkretisierung des § 96 nachhaltig unterstützen und fördern.

„Identitätsbildende Größen“ Diese Absicht bekräftigte Werner Jostmeier MdL in seiner Einführung. Der § 96 müsse in die nächste Generation übernommen werden.

Jostmeier sprach konkret davon, dass die Provinzen Schlesien, Pommern und Ostpreußen als kulturelle und

Der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, beim Werkstattgespräch mit den Vertriebenen

identitätsbildende Größen weiterzugeben seien.

Dr. Winfrid Halder legte dar, dass das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf und das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen vom Land NRW gefördert werden und dass das „Referat für Vertriebenenkultur“ mit dem § 96 der „Landesförderung für Gedenkstätten für NS-Opfer“ angeschlossen sei. Das sei ein neues Konzept, dem Rechnung getragen werden müsse. Er spannte dann aber einen weiteren historischen Bogen über die NS-Zeit und die Vertreibung 1944/45 hinaus. Man müsse diese Geschehnisse im Kontext des gesamten 20. Jahrhunderts sehen. Vertreibung habe bereits im 1. Weltkrieg eingesetzt, als Deutsche aus den Grenzen des Zarenreiches vertrieben wurden.

Damit griff Halder den Gedanken von Armin Laschet auf, der ebenfalls eine Fixierung auf NS-Zeit und 2. Welt-

krieg ablehnte. Er trat dafür ein, Gedenkstätten zu erweitern. Zu den Ereignissen seit 1914 gehörten auch die Menschenrechtsverletzungen im Stalinismus und im Kalten Krieg.

Eleonora Heinze gab einen interessanten Einblick in die Situation der Deutschen aus Russland. Ihr Umgang mit ihrer „Erinnerungskultur“ ist geprägt von ihrer Eingliederungsgeschichte. Die ersten Aussiedler vor zwei und drei Jahrzehnten mussten die Existenzgründung im Westen an die erste Stelle setzen. Sie wollten nicht auffallen, so die Referentin, sie wollten sich der neuen Umgebung völlig anpassen. Inzwischen ist jedoch eine Generation herangewachsen, die sich in Deutschland etabliert hat und nun nach ihren Wurzeln sucht. Ein neues Selbstbewusstsein ist entstanden, die Nachfahren stehen zu ihrer Herkunft und zu den Leistungen ihrer Volksgruppe. Man

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besinnt sich auf die russlanddeutsche Kultur mit ihrer Sprache, ihrem Brauchtum und ihrer Lebensart und findet sich dabei in einer besonders problematischen Situation wieder. Die grausamen Deportationen Stalins entwurzelten diese Menschen nicht nur geografisch, sondern bewirkten einen Bruch in ihrer ethnischen und kulturellen Identität, der es sehr schwer macht, diese Kultur nach außen darzustellen. 800 000 Deutsche aus Russland leben in NRW, und Heinze konnte Museen, z.B. in Detmold, und Kulturvereine nennen. Sie nannte drei Punkte bzw. Wünsche, an die sich die Mitglieder anderer Landsmannschaften unbedingt anschließen konnten: 1. Schulung zur Antragstellung, 2. institutionelle Förde-

tur“ ein. Bei der Fixierung auf NS-Opfer und auf Gedenkstätten würden die Flüchtlinge und Vertriebenen in ihrer aktuellen Bedeutung ausgeblendet. Dabei sind sie die Brückenbauer zu den heutigen Nachbarn und die Botschafter der heutigen Bundesrepublik in ihrer alten Heimat. Als solche stellen sie, so Kaiser, die wichtigsten Bindeglieder bei politischen Fragen und beim Kulturaustausch dar.

Das aber werde in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Es müsse mehr Interesse dafür geweckt werden, was heute in der alten Heimat vor sich geht. Der großen Mehrheit müsse deutlich gemacht werden, was der „deutsche Osten“ in seiner Geschichte und in seiner heutigen Bedeutung im euro-

Werner Jostmeier MdL mit PD Dr. Winfrid Halder

rung der Museen, 3. Arbeit an der Transparenz der Geschichte der Deutschen aus Russland.

Der Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums Ratingen Dr. Stephan Kaiser trat für eine neue Konzeption der „Erinnerungskul-

päischen Kontext ist. Partnerschaften, Jugendaustausch, wissenschaftliche Konferenzen seien wichtige Stationen.

Die Vertriebenen bezeichnete Kaiser als wichtige Multiplikatoren, die seit Jahrzehnten den Dialog mit den europäischen Nachbarn suchen.

Hier sei auch das öffentlichrechtliche Fernsehen gefragt, das zwar Filme über die Vertreibungsgebiete bringe, aber zu wenig über die dortigen Verhältnisse heute. Kaisers Ausführungen lösten gleich eine Debatte aus. Aus den Reihen der Teilnehmer kam der Hinweis, dass das Fernsehen dem Zeitgeist und der Quote unterliege. Wer gegen den Zeitgeist verstoße, verliere an Quote und werde somit ökonomisch gestraft.

Wachsende Besucherzahlen Diesen Aussagen setzte der Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes Köln, Stephan Krüger M.A., erfreuliche Erfolge entgegen. Er berichtete von der Reaktivierung seiner Kreisgruppe, von wachsenden Besucherzahlen zum „Tag der Heimat“ und von einer positiven Akzeptanz des BdV in der regionalen Politik.

Dann machte er bedenkenswerte Vorschläge: Die Vertriebenen sollten sich in Zukunft verstärkt bei Wirtschafts-, Jugend-und Kulturaustausch als Experten anbieten.

Praktische Hilfen kamen von Sebastian Wladarz, der konkret zu der Frage: „Wie stelle ich einen Förderantrag nach § 96 BVFG?“ referierte.

Immer wieder waren Klagen über die komplizierten Vorgaben der Anträge laut geworden, und es hatte sich herausgestellt, dass angesichts neuer Strukturen bestimmte Formulierungen erforderlich sind, über die die ehrenamtlichen Mitarbeiter oft nicht verfügen. Wladarz wies als Erstes darauf hin, dass die

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Anträge fristgerecht gestellt werden müssen. Vereine und Körperschaften können Anträge stellen, wie allgemein bekannt, aber auch natürliche Personen. Gefördert werden Vortragsveranstaltungen, Begegnungen im Herkunftsland z.B. mit den deutschen Minderheiten, gemeinsame Projekte mit den deutschen Gruppen, aber auch mit z.B. polnischen Partnern, kulturelle Einrichtungen wie Museen und Begegnungsstätten, Veröffentlichungen wissenschaftlicher und künstlerischer Art, jeglicher kultureller Austausch mit den Herkunftsgebieten. Bagatellbeträge fallen ebenso heraus wie überhöhte Reise- und Honorarkosten.

„Einsatz gegen das Vergessen“ In der anschließenden Aussprache brachten Teilnehmer wertvolle Erfahrungen ein, beantworteten konkrete Fragen und boten Hilfe an. Das Werkstattgespräch trug somit auch zu einer besseren Vernetzung der ehrenamtlichen Mitarbeiter bei.

Heiko Hendriks MdL machte den Anwesenden in seinem Schlusswort Mut. Die Hürden seien hoch, aber zu schaffen. Alle befinden sich im „Einsatz gegen das Vergessen“, so Hendriks. Geschichte müsse weitergegeben werden, Erinnerung wachgehalten werden, um Zukunft gestalten zu können. Er riet die Jugend gezielt anzusprechen, z.B. durch die Einladung von Zeitzeugen in die Schulen.

Bärbel Beutner

Leitwort 2014 Deutschland geht nicht ohne uns Zierhut (1); Göllner (1)

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Europäische Erinnerungskultur bei den Ostpreußen Tradition, Politik und gute Stimmung mit 2000 Besuchern auf Schloss Burg Solingen (dod). Vor dem Hintergrund der aktuell angespannten politischen Lage in Europa betonte Werner Jostmeier, MdL, zuständig in der CDU-Fraktion für Vertriebene und Spätaussiedler, anlässlich des diesjährigen „Kleinen Ostpreußentreffens“ auf Schloss Burg bei Solingen: „Sie, die Ostpreußen, und alle 14 Millionen Heimatvertriebene und Flüchtlinge wissen, was es heißt, heimatvertrieben zu sein.“ Der Festredner der Kulturveranstaltung erinnerte daran, dass während der Kriegswirren Millionen Menschen aus ihren ehemaligen deutschen Herkunftsgebieten in Ostund Mitteleuropa über Nacht Haus und Hof verlassen mussten und somit alles verloren, was ihr bisheriges Leben ausmachte. Wer nur das nackte Leben retten konnte, von heute auf morgen vor dem Nichts stand und dennoch am deutschen „Wirtschaftswunder“ aktiv mitwirkte, könne zu Recht stolz und selbstbewusst sein.

Kultur pflegen Daher sei es sehr wichtig – so der Landtagsabgeordnete – dass die Ostpreußen, wie übrigens alle anderen Vertriebenengruppen auch, selbst nach vielen Jahren in Deutschland ihre heimatliche

Kultur, ihre Sitten und Gebräuche leben und praktizieren sowie an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Schließlich könnten heute Vertriebene und Spätaussiedler verstärkt als Brückenbauer zwischen den Kulturen agieren. Werner Jostmeier: „Die jahrhundertealte deutsche Kultur im östlichen Europa ist ein verbindendes Element und wichtiger Baustein einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur.“

Erinnerung wach halten Veranstaltungen, wie etwa das „Kleine Ostpreußentreffen“ auf Schloss Burg, bieten einen optimalen Rahmen mit guter Öffentlichkeitswirkung.

Auch im 65. Jahr ihres Bestehens lud die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Landsleute sowie Vertreter befreundeter Landsmannschaften und Persönlichkeiten des politischen, kulturellen und sozialen Lebens aus NRW zur Traditionsbegegnung unter dem Leitwort „Ostpreußen - über 3000 Jahre prußisch-preußisch-deutsche Heimat“ ein. Es gab ein Platzkonzert mit den Dabringhauser Musikanten und eine offizielle Kundgebung mit Ansprachen der Ehrengäste. Hinzu kamen eine Andacht von Pfarrer Martin Lipsch sowie ein Kulturprogramm. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um

Rußlanddeutsche Kulturgruppe vor der eindrucksvollen Kulisse des Batterieturms von Schloß Burg

die vor 63 Jahren durch den ersten Bundespräsidenten Professor Theodor Heuss eröffnete Gedenkstätte des Deutschen Ostens zu besichtigen.

Der Landesvorsitzende Jürgen Zauner war erfreut, dass es mit Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Mitwirkenden aus den umliegenden landsmannschaftlichen Gruppen Wuppertal, Remscheid und Solingen sowie dank der finanziellen Zuwendung der Bezirksregierung Düsseldorf gelungen ist, die Kulturveranstaltung erneut abzuhalten. „Ich verkenne aber nicht“ – so Jürgen Zauner –, „dass dies uns immer schwerer fällt zu vertreten, denn wir, die bekennenden Ostpreußen werden nicht mehr.“ Als Ehrengäste begrüßte Jürgen

Zauner den Festredner Werner Jostmeier, MdL, den LOSprecher und BdV-Vizepräsidenten Stephan Grigat, den Bürgermeister von Remscheid Lothar Krebs, den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut und die ostpreußischen Kreisvertreter Manfred Ruhnau (Kreis Braunsberg) und Elke Ruhnke (Kreis Heiligenbeil).

Generationswechsel steht an Das Thema des Generationswechsels wird naturgemäß auch bei den gebürtigen Ostpreußen immer akuter.

Der Landesvorsitzende Zauner wandte sich an die Gäste mit den Worten: „Ohne Ihre

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Anwesenheit in Treue gäbe es diese Arbeit in der Öffentlichkeit in NRW nicht mehr.“ Doch wie wird die Zukunft der Landesgruppe und des „Kleinen Ostpreußentreffens“ aussehen? Dr. Bärbel Beutner, die Kulturverantwortliche der Landesgruppe NRW, ist zuversichtlich: „Auch wenn die Vertreterinnen und Vertreter der Erlebnisgeneration ihre Aufgaben und Tätigkeiten in den nächsten Jahren an die nachfolgenden Generationen weitergeben, wird so ein wichtiges Stück deutscher Kultur nicht einfach verschwinden. Und außerdem ist ja auch der Bund Junges Ostpreußen da und gut aufgestellt.“ Es gäbe auch heute immer wieder junge Menschen – so Dr.

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Beutner weiter - die zwar keine direkten familiären Bezüge zum früheren Ostpreußen haben, aber dennoch Interesse an der ostpreußischen Geschichte, Kultur und Landschaft zeigen. Historiker, Volkskundler, Architekten, Geografen und Juristen könnten dazu beitragen, dass die zukünftige Szene der Landsmannschaften in einer neuen, verwissenschaftlichten Form weiter bestehen wird.

Mehr als nur Plachandern …

Für gute Stimmung und das leibliche Wohl der Gäste war mit typisch ostpreußischen Schmankerln bestens gesorgt. Für viele Besucher

INFO Die Gedenkstätte des Deutschen Ostens Im Batterieturm auf dem Hof vor Schloss Burg (Solingen) ist die Gedenkstätte des Deutschen Ostens – Mahnmal der Vertreibung in Europa untergebracht.

Der 18 Meter hohe Innenraum des mächtigen Rundturmes wird beherrscht vom Mahnmal der Vertreibung, einer steinernen Gruppenplastik von Prof. Kurt Schwerdtfeger, die eine Flüchtlingsfamilie in Lebensgröße darstellt. Der Treppenaufgang führt zu zwei Umgängen, wo in verschiedenen Vitrinen Erinnerungsgaben, Kupfertafeln und Karten, u.a. ausgestellt werden.

Der benachbarte Glockenturm beherbergt drei ostdeutsche Glocken. Die wertvollste und bedeutendste dieser drei wurde 1736 in Königsberg gegossen und stammt aus dem Dom der ostpreußischen Hauptstadt. Die zwei kleineren stammen aus der Jakobus-Kirche in Breslau.

Die Gedenkstätte befindet sich seit längerem in einem ständigen Aus- und Umbau. Geöffnet ist sie dennoch durchgehend oder man erhält den Schlüssel auf Anfrage an der Kasse. Der Eintritt ist frei.

Verschiedene Kulturveranstaltungen u.a. von der Landsmannschaft Ostpreußen ( Auskunft: 0211/395763 ) und der Pommerschen Landsmannschaft ( Auskunft: 0212/66901 ) werden jährlich im Rahmen der Gedenkstätte durchgeführt.

Ehrengäste auf Schloß Burg, darunter der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Stephan Rauhut (l.) der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen und BdV-Vizepräsident Stephan Grigat (2.v.l.) und Werner Jostmeier MdL, Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Vertriebene und Spätaussiedler (r.)

galt: Ein Schmalzbrot, ein Stückchen Mohnrolle und ein Gläschen Bärenfang gehören ebenso zum geselligen Beisammensein, wie das Plachandern mit alten Bekannten. Auf dem Schlossplatz wurden auch diesmal mehrere Stände aufgestellt, an denen neben kulinarischen Spezialitäten auch Literatur, Landkarten und Bildbände rund um das „Land der dunklen Wälder“ sowie Bernsteinschmuck zu sehen und zu erwerben waren. Interessant waren auch die DVD-Dokumentationen von Ostpreußen-TV, darunter jene zum „Tag der Heimat 2013“ sowie zu verschiedenen historischen Brennpunkten. Mit von der Partie waren auch Vertreter vom Bund Junges Ostpreußen, die Wissenswertes aus dem Vereinsleben sowie zu Gruppenreisen vermittelten.

Schon seit vielen Jahren bieten die inzwischen nicht mehr ganz jungen Vertreterinnen der Kreisgruppe Remscheid gemeinsam mit ihrer Vorsitzenden Irmgard Beeck

selbstgebackene Kuchen an.

Einige der ehrenamtlich tätigen Damen legten zur Feier des Tages ihre schönen ostpreußischen Trachtenkleider und Bernstein-Ketten an.

Auch Marlies Hein, die Betreuerin der Heimatstube in Dortmund, zeigte die Besonderheiten ihrer ostpreußischen Tracht auf.

„Bunter Reigen“ Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den von Dr. Bärbel Beutner, der Kulturverantwortlichen der Landesgruppe NRW, geleiteten „Bunten Reigen“. Am Programm beteiligte sich erstmals auch eine in traditionellen Trachten gekleidete Gruppe vom Soester Kultur- und Geschichtsverein der Deutschen aus Russland. Zu den 20 „Akteuren“ gehörten Alexander Domke, der Vorsitzende des Vereins, und Antonia Domke, die Beauftragte für Öffentlichkeits- und Kulturarbeit.

Dieter Göllner

Göllner (1); LM Ostpreußen; Privat (1); Banater Post (1)

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PERSONALIEN

Dr. Maria Werthan – Präsidentin des Frauenverbandes im BdV Nachdem Sibylle Dreher, die langjährige Präsidentin des Frauenverbandes im BdV, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte, wählte die Mitgliederversammlung am 24.

Mai 2014 Dr. Maria Werthan einstimmig zur Nachfolgerin.

Dieses Amt ist verbunden mit Sitz und Stimme im Präsidium des BdV. Zur Freude aller bleibt Sibylle Dreher dem Vorstand als Vizepräsidentin erhalten. Zur zweiten Vizepräsidentin wurde Dr. Michaela Ast gewählt und zur Kassenführerin Rosemarie Schuran aus dem Banater Dorf Lunga. Dr. Maria Werthan stammt aus Wetschehausen im Banat. 1981 siedelte sie mit ihrem Mann und den Kindern in die Bundesrepublik aus.

Damit wurde der im Herbst 2013 eingeschlagene Kurs der neuen Führung der Landsmannschaft Schlesien von den Delegierten mehrheitlich bestätigt.

Es konnte eine deutliche Verjüngung im geschäftsführenden Bundesvorstand erreicht werden. Erstmalig besteht eine Mehrheit des geschäftsführenden Bundesvorstandes aus Angehörigen der Bekenntnisgeneration der Schlesier, die nicht mehr in Schlesien geboren wurden. Auch der Präsident der Schlesischen Landesvertretung, Dr. Gotthard Schneider, wurde im Amt bestätigt.

Die neue Führung der Landsmannschaft Schlesien bilden: Dr. Heinz-Werner Fleger und Heinz Meinhard als stellv.

Bundesvorsitzenden, Günther Zimmermann als Bundesschatzmeister sowie Monika Schultze als Bundesschriftführerin. Hans-Joachim Herbel wurde neuer Bundespressereferent.

Der frisch gewählte Bundesvorsitzende erklärte, dass von dieser Versammlung ein deutliches Signal einer starken und reformfähigen Landsmannschaft nach Schlesien und in das Bundesgebiet ausstrahlt.

Landsmannschaften vereinbaren Zusammenarbeit

Georg Unkelbach geht in den Ruhestand

Die Landsmannschaft der Oberschlesier, die Landsmannschaft Schlesien und die Landsmannschaft Ostpreußen haben eine engere Zusammenarbeit ihrer Verbände unter dem Dach des BdV vereinbart.

Dies ist das Ergebnis eines Treffens der drei Sprecher Plaszczeck, Rauhut und Grigat im Ostheim in Bad Pyrmont.

Die Landsmannschaften Mark Brandenburg und Westpreußen haben angekündigt, bei der Zusammenarbeit mitzuwirken.

Zunächst soll es ein gemeinsames Vorgehen zu den Themen Wahlrecht für Deutsche, deutschsprachiger Schulunterricht und Unterstützung der Deutschen Volksgruppen in den Oder-Neiße-Gebieten geben. Gleichzeitig unterstrichen die drei Sprecher, die Wahl von Bernd Fabritius zum BdV-Präsidenten zu unterstützen.

Nach 45 Jahren Berufstätigkeit im öffentlichen Dienst, davon 25 Jahre im Hessischen Sozialministerium, hat sich der hessische Regierungsdirektor Georg Unkelbach in den Ruhestand verabschiedet.

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde würdigte Sozial-Staatssekretär Dr. Wolfgang Dippel die besonderen Verdienste des 63jährigen und zählte die einzelnen Stationen seiner dienstlichen Karriere vom einfachen Verwaltungsinspektor bis zum heutigen Regierungsdirektor auf. Dabei habe es der neue Ruheständler stets verstanden, sein fundiertes Wissen sowohl in der Jugendhilfeabteilung als auch in der Abteilung Arbeit, Soziales, Integration und im Büro der Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler allen anstehenden Themen überzeugend vorzutragen, so der Staatssekretär.

Die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf würdigte anschließend vor allem die Zuverlässigkeit und das außergewöhnliche Engagement ihres langjährigen Büroleiters.

Für den Bund der Vertriebenen in Hessen dankte dessen Landesvorsitzender Siegbert Ortmann dem frischgebackenen Pensionär für seine über Jahrzehnte mit großer Sachkunde geleistete unermüdliche Arbeit zum Wohle der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler im ganzen Land. Sozusagen „Via Hotline“ stets ansprechbar und bestens informiert seien die Vorschläge von Herrn Unkelbach immer wieder eine wertvolle Bereicherung seiner Verbandsarbeit gewesen, so Ortmann.

Rauhut im Amt bestätigt Während der ordentlichen Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien am 21.06.2014 in Görlitz, wurde der bisherige Bundesvorsitzende Stephan Rauhut im Amt bestätigt. Der am 05.10.2013 abgewählte Rudi Pawelka unterlag bei der Abstimmung.

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„Der 1.Weltkrieg und die deutschen Siedlungsgebiete in Polen“ Bundeskulturtagung der Landsmannschaft Weichsel-Warthe 2014 in Fulda Fulda (dod). Die diesjährige Bundeskulturtagung der Landsmannschaft WeichselWarthe (LWW) fand wie in den Vorjahren im BonifatiusHaus in Fulda statt. Sie widmete sich dem 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs, der quasi die tragische Geburtsstunde der LWW ist, da seine politisch-militärischen Auswirkungen dazu führten, dass die in den drei Teilungsgebieten Polens lebenden Deutschen sich nach diesem Krieg gemeinsam in einem neu entstandenen polnischen Staat als ungeliebte Minderheit wiederfanden und gezwungen waren angesichts des großen politischen Drucks der II. Polnischen Republik auf die Minderheiten, vor allem auf die Deutschen zusammenzuarbeiten, um nicht unterzugehen.

Der gemeinsame Ursprung aus den verschiedensten deutschen Landen zu stammen, lag lange zurück, zum Teil bis ins Mittelalter hinein reichten die Wurzeln der Deutschen im wiedererstandenen Polen. Die Herkunft konnte nicht unterschiedlicher sein, sowohl zeitlich, regional und vor allem kulturell. In den drei polnischen Teilungsgebieten lebten Deutsche, die stets Auslandsdeutsche gewesen waren und sogenannte Reichsdeutsche, wobei diejenigen im

Posener Land bis zur 1. bzw.

2. Teilung Polens (1772, 1793) zuvor auch als Ansiedler nach Polen gerufen wurden waren.

Diese Tagung sollte diesen doch wenig bekannten Ursprung der LWW bzw. den Versuch, nach 1918 eine Volksgruppe zu bilden, beleuchten.

Der Bundessprecher der Landsmannschaft WeichselWarthe (LWW), Dr. Martin Sprungala eröffnete die Tagung und begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste. Er betonte, dass die gewählte Thematik sehr aktuell sei und der Erste Weltkrieg, den die Entente-Mächte oft auch nur einfach „Der Große Krieg“ (The Great War/ La Grande Guerre) nennen.

Seitens des Patenlandes Hessen als Vertreterin der hessischen Landesregierung konnte der Sprecher die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, begrüßen.

Dr. Sprungala wies zudem auf die im Foyer befindliche Ausstellung zu den deutschen Schulen und Lehrern des Dobriner Landes, erstellt von der Vorsitzenden der Heimatkreisgemeinschaft Dobriner Land, Elfriede Eichelkraut, hin.

Auf welch gutem Weg die LWW dabei ist, zeigten die folgenden zahlreichen Grußworte der polnischen Ehrengäste.

In die Thematik der diesjährigen Tagung führte der allen bekannte, ehemalige

Teilnehmer der Bundeskulturtagung

Direktor der Martin-OpitzBibliothek in Herne, Dr. Wolfgang Kessler, Viersen, ein.

Der häufige Referent und Teilnehmer der Bundeskulturtagungen hat im Jahre 2005 den Kulturpreis der Landsmannschaft WeichselWarthe erhalten.

Dr. Kessler nannte den Ersten Weltkrieg einen weitgehend verdrängten und nicht aufgearbeiteten Krieg im Bewusstsein des deutschen Volkes. Er erinnerte an die gegenwärtige Debatte um das Buch „Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ des australischen Historikers Christopher Clark (*1960), der damit die Kriegsschulddebatte breit streut.

In der Landsmannschaft Weichsel-Warthe hat der 1.

Weltkrieg kaum eine Diskussion ausgelöst. In den Jahrbüchern der letzten 60 Jahre fand er nur vier Beiträge zu diesem Thema, die höchsten als punktuelle Betrachtungen zu bezeichnen sind. Sein Resümee zeigt, daß die Erinnerung an diesen Krieg

schwierig ist. Die Kriegserfahrungen der vier großen Siedlungsgruppen der LWW sind höchst unterschiedlich, zu unterschiedlich, als dass daraus eine integrative Erfahrung zur Bildung einer neuen Volksgruppe der Deutschen im Polen der II. Republik hätte entstehen können.

Das Posener Land, das preußische Teilungsgebiet, beleuchtete der stellvertretende Bundessprecher, Götz Urban aus Wiesbaden. In bewährter professioneller Weise erfolgte die zweite regionale Betrachtung durch den ehemaligen Kulturreferenten der Galiziendeutschen, Prof. Dr. Erich Müller, Berlin.

Die Bundeskulturtagung 2014 wurde von allen Teilnehmern überaus positiv bewertet. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung mit all ihren Facetten. Immer wieder wurde auch die harmonische und gute Stimmung der Teilnehmer untereinander, der Gedankenaustausch, gelobt.

Martin Sprungala privat (1)

Aus den Verbänden

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Termine der Mitgliedsverbände Alle dem Bundesverband gemeldeten Termine für die kommenden Monate September 06. 09.

13. 09.

14. 09.

14. 09.

Sa. Sa. So. So.

19.-21. 09.

20. 09.

26./27. 09.

26.-28. 09.

27. 09.

Fr.-So. Sa. Fr.-Sa. Fr.-So. Sa.

LV Thüringen, Tag der Heimat und Tag der Landsmannschaften, Stadthalle Arnstadt LV Hamburg, Ökumenischer Gottesdienst, Hauptkirche St. Michaelis, Hamburg LV Hamburg, Tag der Heimat LV Hessen, „Tag der Heimat“, gemeinsam mit dem „Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation“, Foyer des Hessischen Landtags, Wiesbaden LM Ostpreußen, Geschichtsseminar, Bad Pyrmont LV Berlin, Kulturtag der Landsmannschaften 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr. LV Baden-Württemberg, Landeskulturtagung des BdV, Haus der Heimat, Stuttgart LM Westpreußen, Westpreußen-Kongress, Herford LV Hamburg, Heimatmarkt, Gerhart-Hauptmann-Platz, Mönckebergstr., Hamburg

Oktober 03.-04. 10.

04.10.

10.10.

Fr.-Sa. Sa. Fr.

10.-11.10.

10.-12.10.

12.10. So. 13.-19.10.

18.10.

Fr.-Sa. Fr.-So. Mo.-So. Sa.

21.-22.10 24.-26.10.

Di.-Mi. Fr.-So.

Sudetendeutsche LM, Sudetendeutscher Heimatrat, N.N. Bund der Danziger, Tag der Danziger, Düsseldorf LM Berlin-Mark Brandenburg Versammlung der Heimatkreisbetreuer und der Vorsitzenden LV, Fürstenwalde/Spree Bauernverband der Vertriebenen, Jahrestagung, Haus Düsse, Ostinghausen, Kreis Soest Pommersche LM, Bundeskulturtagung, Travemünde LM der Banater Schwaben, 17. Bundestreffen der Banater Chöre, Gersthofen LM Ostpreußen, Werkwoche, Bad Pyrmont LM Ostpreußen, 7. Deutsch-Russisches Forum „Zukunft braucht Vergangenheit“, Tilsit oder Königsberg BdV, Zentrale Arbeitstagung für ehrenamtliche Betreuer, Berlin Karpatendeutsche LM, Bundeskulturtagung der Karpatendeutschen Organisationen Haus der Heimat, Stuttgart

November 31.10.-02.11.

Fr.-So.

07.11.

07.-08.11.

Fr. Fr.-Sa.

07.-09.11.

03.-07.11.

11.11.

14.-16.11.

15.11.

21.-23.11.

Fr.-So. Mo.-Fr. Di. Fr.-So. Sa. Fr.-So.

24.11.

Mo.

Akademischer Freundeskreis Danzig-Westpreußen Copernicus-Vereinigung, Tagung für Nachwuchswissenschaftler, Travemünde Bund der Vertriebenen, Bundesversammlung, Berlin LV Baden-Württemberg, Kulturelle Landestagung der heimatvertriebenen Frauen Haus der Heimat, Stuttgart LM der Banater Schwaben, Bundesweites Brauchtumsseminar für Jugendliche, Allgäu LM Ostpreußen, Kulturhistorisches Seminar, Bad Pyrmont LM Westpreußen, Deutsche Minderheit: Herbstkonferenz, Thorn Deutsch-Baltische Gesellschaft, Baltisches Seminar der CSG, Lüneburg LV Hamburg, Christkindlmarkt, Haus der Heimat, Hamburg Deutsch-Baltische Gesellschaft, Internationale Kulturtage Mare Balticum: Eine Hausgemeinschaft - Zur Geschichte und Gegenwart des Baltikums in Europa, Darmstadt LV Hamburg, Stunde der Begegnung, Haus der Heimat/Hamburg

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Unwetter schädigt Ermlandarchiv Münster (dod). Das schwere Unwetter in Münster hat im Ermlandhaus, einem von mehreren katholischen Heimatvertriebenen-Organisationen genutzten Bürogebäude, einen erheblichen Schaden in Höhe von mehreren Zehntausend Euro verursacht.

Betroffen ist vor allem das im Keller eingelagerte Archiv.

Zahlreiche Unikate – wie Mikrofilme von Kirchenbüchern, handschriftliche Fluchtberichte, historische Fotos, Gemälde, Protokolle aus dem Seligsprechungsprozess von Bischof Maximilian Kaller – sind stark beschädigt oder vernichtet worden.

Auch eine Vielzahl von Büchern und weiteren Akten, die die Geschichte der katholischen Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg widerspiegeln, sind betroffen.

Das Wasser stand mehrere Stunden bis zu 60 Minuten in den Räumen. Die BischofMaximilian-Kaller-Stiftung e.V. und der Ermlandfamilie e.V. haben umfangreiche Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die wichtigsten Dokumente erhalten zu können. Dazu wird auch Unterstützung durch örtliche Archive genutzt. „Wir sind schockiert von dem Ausmaß der Schäden. Vor allem der Verlust vieler Unikate schmerzt sehr. Für die Forscher sind wertvolle Dokumente verloren gegangen“, betont Norbert Block, Vorsitzender des Ermlandfamilie e.V.. Seit dem Bau des Ermlandhauses vor 60 Jahren sei ein solcher Wasserschaden infolge eines Unwetters nicht aufgetreten. „Wir waren sicher, unser Archiv sicher untergebracht zu haben“, fügt Block hinzu. Der Verein Ermlandfamilie hatte in die-

Nachrichten sem Jahr ein Archiv-Projekt gestartet, in dem geprüft wird, welche Bestände anderen Archiven oder Museen zur Verfügung gestellt werden kann. Ziel ist es, den Zugang zu den Archivarien einem breiteren Nutzerkreis zu ermöglichen. „Diese Pläne haben jetzt einen großen Rückschlag erhalten“, betont Block.

Der Ermlandfamilie e.V. hat zu Spenden aufgerufen, um damit insbesondere die Erhaltung stark beschädigter Unikate finanzieren zu können.

Solche Dinge seien im Versicherungsschutz nicht enthalten, so Block, der auch stellvertretender Vorsitzender der Bischof-Maximilian-KallerStiftung e.V. ist.

Im Ermlandhaus befinden sich nehmen dem Archiv der Ermlandfamilie, der BMKStiftung, der Visitator-Ermland-Stiftung auch die Archive der Visitaturen Breslau, Branitz, Grafschaft Glatz sowie der ehemaligen Visitaturen Ermland, Schneidemühl und Danzig. „Wolfskinder“ in

den Kinos Berlin (dod). Am 28.

August kam ein historisches Epos deutschlandweit in die Kinos: „WOLFSKINDER“ erzählt die Geschichte von Kindern in Ostpreußen, die durch den Krieg Eltern und Heimat verloren haben. Mit eindrücklichen Panoramabildern begleitet Regisseur Rick Ostermann das Schicksal dieser Kinder, die nach 1945 zu Tausenden in den Wäldern des benachbarten Litauens ums Überleben kämpften. Was die Kinder dabei erlebten, ist bewegend von den jungen Darstellern gespielt und erinnert gleichzeitig an Millionen von Kindern, die heute unschuldig Opfer von Kriegen und Vertreibungen sind.

Der Film, der laut ARDKulturmagazin ttt „unter die Haut geht“, feierte seine Weltpremiere auf dem jüngsten Filmfestival in Venedig, wurde im Juli mit dem Friedenspreis des Deutschen Films ausgezeichnet und ist in der Auswahl für den deutschen Beitrag zur nächsten OSCAR-Verleihung 2015.

Die bislang in der Öffentlichkeit kaum bekannte Thematik der Wolfskinder soll u.a. im geplanten Dokumentationszentrum der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung behandelt werden, welche die Filmemacher bei ihrem Kinostart unterstützt. Mehr Informationen gibt es unter www.wolfskinder-derfilm.de.

Sondervorführungen von „WOLFSKINDER“ können gebucht werden, indem mit Kinos vor Ort Kontakt aufgenommen wird oder per E-mail an info@port-prince. de. Siehe auch die letzte Umschlagseite.

Kulturstiftung begeht Jubiläum Bonn (dod). Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen begeht ihr 40-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass lädt sie am 17. September 2014 zu einem Jubiläumsakt in den Bonner Universitätsclub ein. Die Festansprache hält Hartmut Koschyk, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.

Renommierte Persönlichkeiten beteiligen sich an der von Dr. Jörg Bernhard Bilke moderierten Podiumsdiskussion zum Thema „Stand und Perspektive der wissenschaftlichen Aufarbeitung des ostdeutschen Kulturerbes“.

Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen wurde am 12. Juni 1974 in Stuttgart gegründet.

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IMPRESSUM

Herausgeber und Verlag: Bund der Vertriebenen Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände eV.

Anschrift: Godesberger Allee 72–74 53175 Bonn Telefon: (0228) 810 07-26/28 Telefax: (0228) 810 07-50/52 E-Mail: markus.patzke@bdvbund.de Internet: www.Bund-derVertriebenen.de

Bankverbindung: Commerzbank BIC: COBADEFFXXX IBAN: DE59 3804 0007 0111 7043 00

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Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH Werner-von-Siemens-Str. 13 53340 Meckenheim Telefon: (02225) 88 93 550

Erscheinungsweise: zweimonatlich

Bezugspreis im Jahresabonnement: 48,- Euro für BdV-Mitglieder 36,- Euro Abdruck nach Vereinbarung.

Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

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Kataloge zu Ausstellungen der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen

Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa

Zentrum gegen Vertreibungen

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12,95 € Einzelkatalog 30,00 € Katalogsammlung 35,00 € Katalogsammlung im Schuber 05,00 € Schuber

Die Kataloge zur Ausstellung können online unter info@z-g-v.de oder beim Zentrum gegen Vertreibungen Organisationsbüro Godesberger Allee 72–74, 53175 Bonn Tel.: 0228 / 81 007 30, Fax: 0228 / 81 007 52 bestellt werden.

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U-Bahn 4, Haltestelle HĂśhenstraĂ&#x;e

U-Bahn 4, Haltestelle HĂśhenstraÂĄH

Eintritt frei!

Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen

Diese Ausstellung umfasst im ersten Teil „Die Gerufenen“ die weitgehend unbekannte Heimat der deutschen Volksgruppen auĂ&#x;erhalb des Deutschen Reiches mit ihrer Siedlungsgewww.heimatweh.deschichte, im zweiten Teil „Erzwungene Wege“ Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts und im dritten Teil „Angekommen“ die Integration der Vertriebenen und Aussiedler seit 1945 in Deutschland.