Das Magazin des Bund Deutscher Pfadfinder_innen
THEMA: Angriffe auf Gefl체chtete Smash the borders! INTERVIEW: Gegen die allt채glichen Blicke PROJEKTVORSTELLUNG: Der Koeltzepark
BLATT AUSGABE 02/2015
B L AT T LIEBE LESER_INNEN
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ANGRIFFE AUF GEFLÜCHTETE
2–3
SMASH THE BORDERS Jugendverbandsarbeit neu gedacht
10 – 11
INTERVIEW »Gegen die alltäglichen Blicke«
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KOMMENTAR Geistige Brandstifter_innen
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BASKENLANDREISE Erinnerung und soziale Kämpfe
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MITREISEGELEGENHEIT Mit dem BDP um die Welt
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PORTRAIT Ruben
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BDP PROJEKT der Koeltzepark Berlin
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RÜCKBLICK Sommercamp 'nature, people, politics' 2015
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JURTENAUFBAU in 30 Sekunden
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TIPPS
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BLÄT TCHEN Wer sind eigentlich... Flüchtlinge?
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BLÄT TCHEN Versteckspiel und Rätsel
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COMIC For those attracted to the unknown
14 – 15
SAMMELKARTEN
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FEEDBACK + ABO
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Liebe Leser_innen, Einen Satz, den eins dieser Tage immer mal wieder von älteren Leuten hört, lautet: »Ich möchte heutzutage nicht nochmal jung sein.« Nein? Wir schon. Klar, so einiges ist aktuell im Umbruch und umso deutlicher wird, dass die alten Kategorien und Lösungsmuster nicht funktionieren. Grenzen? – werden entgegen aller Sicherungsmaßnahmen so sehr ignoriert und überwunden, wie lange nicht. Dagegen werden einst abgeschaffte Grenzen innerhalb Europas plötzlich wieder kontrolliert.
das blatt erscheint zwei Mal im Jahr. Es dient der gegenseitigen Information über die BDP-Kinder- und Jugendarbeit in allen Bereichen. das blatt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Frauen, Senioren, Familie und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. weitere exemplare können bestellt werden beim: Bund Deutscher Pfadfinder_innen Bundesverband Baumweg 10 60316 Frankfurt FON (069) 431030 FAX (069) 4059595
E-MAIL: bundesverband@bdp.org
herausgeber_in BDP Bundesverband redaktion Anna, Anne, Esther, Fabs, Klaus,
Lelia, Marcin, Michelle, Ruben, Sophie, Tabea
illustration Tabea, Atelier Hurra gestaltung Atelier Hurra gefördert durch:
Zuschreibungen nach Religion, Herkunft oder Geschlecht? – es irritiert wenn eine lesbische Frau aller Diskriminierung zum trotz ihren muslimischen Glauben ausleben möchte. Die gegebenen Vorurteile funktionieren so schlecht, dass nicht einmal mehr Neonazis von der geliebten deutschen Mittelschicht zu unterscheiden sind. Es ist wahrlich kompliziert. Für uns im BLATT Redax-Team ist aber genau das spannend. Durch die vielen realen wie vermeintlichen Krisen werden verachtende Denkmuster und Missstände sichtbar. Wir können sie deutlich benennen und kritisieren. Außerdem bergen Umbruchzeiten viele Möglichkeiten. Eins kann auf die anstehenden Veränderungen gezielt Einfluss nehmen und sich selbst deutlich positionieren. Auch dies ist ein Fokus der aktuellen Ausgabe. Unser Thema ist, wie auch bereits in den vergangenen Ausgaben, Flucht und Migration. Wir werfen zum einen einen Blick darauf wie in Deutschland auf die aktuelle Migration reagiert wird (S. 2 und 13) und zum anderen überlegen wir, was wir als BDP tun können, um offen zu sein für die Kinder und Jugendlichen, die nun hier ankommen (S. 10 und 12). Den üblichen Einblick in den BDP gibt es allerdings auch in vielen anderen Bereichen: Wir stellen euch den lieben Ruben vor (S. 5) sowie das BDP Projekt Koeltzepark (S. 14). Wir blicken zurück auf Sommerreisen nach Spanien (S. 6) und das legendäre Sommercamp in Geretsried (S. 15). Und geben wie immer Tipps, die das Leben im BDP erleichtern: Diesmal der Jurtenaufbau in 30 Sekunden (S. 16). Wenn ihr uns berichten wollt, ob das geklappt hat, wie das Fudge von den Sammelkarten schmeckt und ob ihr unser Verstecksiel im Blättchen lösen konntet – oder wenn ihr bei der nächsten Ausgabe im Redaktionsteam dabei sein wollt, dann schreibt uns an blatt@bdp.org. Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße, euer Redaxteam PS: Und ein dieser Stelle einen besonders lieben Gruß und ein riesiges Dankeschön an Elena, für die gute Zeit und all den Elan der letzten zwei Jahre!
Editorial
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THEMA
ANGRIFFE AUF GEFLÜCHTETE 2015 wurden in Deutschland 875 Angriffe auf Unterkünfte von Geflüchteten gezählt. Laut Bundeskriminalamt sind davon 783 Angriffe klar der rechten Szene zu zuordnen. Bei den meisten Fällen handelt es sich um Sachbeschädigungen, nämlich 314. 178 Mal wurden Propagandadelikte begangen und es kam zu 103 Fällen von Volksverhetzung. Was ist passiert, und wie konnte es dazu kommen? Darüber möchten wir in diesem Artikel reden. Überall in Deutschland kann man Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte, sowie ihnen feindlich gesinnte Demonstrationen beobachten. Die Pegida-Bewegung beispielsweise, die im Sommer von vielen für tot gehalten wurde, ist wieder aktiv. Ableger finden sich über ganz Deutschland verteilt, von Würzburg bis Rostock. Bundesweit finden sich zusätzlich rechtsradikale Gruppen, die auf den Zug der »besorgten Bürger_innen« aufspringen möchten. Hier muss allerdings klar gesagt werden, dass die Menschen, die sich hier organisieren, nicht einfach »besorgt« sind. Denn das scheinbar geheiligte Abendland scheint den »besorgten« nicht so wichtig zu sein. Über Weihnachten, dem zentralen christlichen Fest des Jahres, flogen erneut Molotow-Cocktails auf eine Unterkunft. So geschehen am 26.12.2015 im sächsischen Schlettau. Eine Aufzählung sämtlicher Angriffe ist hier nicht möglich. Wir möchten trotzdem einige Formen nennen, um die Ausmaße der Eskalation zu beschreiben. Es wurde auf Geflüchtete geschossen, es wurden Molotow-Cocktails, Steine, Böller auf bewohnte Unterkünfte geworfen, es wurde Feuer gelegt, Geflüchtete wurden mit Messern und Pistolen bedroht und angegriffen. Zur Frage, wie es so weit kommen konnte, kann man sich anschauen, wie das Thema in der Öffentlichkeit verhandelt wird. Auff allend ist der rassistische und rechtspopulistische Ton, den viele Politiker_innen anschlagen. So möchte sich Horst Seehofer (CSU) »bis zur letzten Patrone« gegen »Einwanderung in die Sozialsysteme sträuben«. Eine weitere Forderung Seehofers und anderer ist die nach einer Obergrenze der aufzunehmenden Geflüchteten. Dies wäre allerdings weder mit deutschem noch mit europäischem Recht zu vereinbaren, da jeder Mensch ein Recht darauf hat, dass sein Asylgesuch geprüft wird. Die Forderung ist somit sinnlos. Diese Rethorik löst keine Probleme, sie ist vielmehr Teil der sogenannten »geistigen Brandstiftung«. Wenn man Zeitungen in die Hand nimmt, Fernsehen schaut oder im Internet liest, stolpert man, wenn man sich mit dem Thema beschäftigen möchte, zwangsweise über den Begriff »Flüchtlingskrise«. Dieser ist unserer Meinung nach kritisch zu sehen, da er vermittelt, dass die Geflüchteten die Verursacher_innen der aktuellen Krise seien. In dieser komplizierten Situation ist es aber sinnvoller, über eine »Krise der Migrationspolitik« zu sprechen. Schuld sind nicht diejenigen, die vor Krieg und Vertreibung fliehen.
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Thema
Im Internet tragen auch Verschwörungstheorien zur geflüchtetenfeindlichen Stimmung in Deutschland bei. Von vielen Menschen werden Blogs, Facebookseiten und Twitter als einzige nicht der »Lügenpresse« zugehörige Informationsquellen wahrgenommen. Als gutes Beispiel dient die Behauptung des niedersächsischen AfD-Politikers Uwe Wappler. Dieser hatte auf einer Veranstaltung von einer Vergewaltigung durch einen Geflüchteten gesprochen. Auf Nachfrage der ARD konnte er allerdings keinerlei Quellen oder Beweise für seine Behauptung anführen. Die falsche Information hatte allerdings schon auf Facebook die Runde gemacht und dort für Empörung gesorgt. Des weiteren ist Kritik an der Behauptung angebracht, die Angriffe kämen aus der Mitte der Gesellschaft. Der Sozialwissenschaftler Hajo Funke sagte zum Beispiel: »Der rassistische Protest entwickelt sich zu einem Extremismus der Mitte.Das heißt: Neonazis und vermeintlich besorgte Bürger vereinen sich im Hass auf alles Fremde«. Hier ist ganz klar aufzuzeigen, dass rassistische und rechtsextreme Verhaltensweisen zu beobachten sind, die es zu verurteilen und zu bekämpfen gilt. Kritisch sehen wir auch, dass es trotz den Erfahrungen mit dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund bis jetzt keine signifikanten Veränderungen in den zuständigen Institutionen, wie den Staats- und Verfassungsschutzbehörden gibt. Wenn man vor diesem Hintergrund liest, dass nur ein winziger Teil der 2015 begangenen Straftaten aufgeklärt wurde, kann man nur zum Schluss kommen, dass Veränderungen hier bitter nötig sind.
Zum Ende möchten wir dazu aufru fen, sich gegen sämtliche menschenverachtende Aktionen, Propaganda und Stammtischparolen zu stellen, sich nicht einschüchtern zu lassen und in Hi lfenetzwerken für Geflüchtete und lokalen antirassis tischen und antifaschistischen Bündnissen aktiv un d laut zu werden! Von Ruben und Fabs
Thema
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TIPPS Kultur, Medien, Literatur
DAS BUCH DER HUNDERT VERGNÜGUNGEN MOONRISE KINGDOM
DAS BUCH DER VERLORENEN DINGE
Eine Ode an den Müßiggang Dan Kieran / Tom Hodgkinson
Märchenwelten mal anders John Connolly Der junge David liebt es, sich von den Geschichten alter Bücher in Märchenwelten tragen zu lassen. Ganz besonders als seine Mutter stirbt und er mit seinem Vater in ein anderes Haus zieht. Nachdem er immer öfter einen krummen Mann an seinem Fenster herumschleichen sieht, folgt er ihm durch ein Loch in der Gartenmauer und ist plötzlich an einem völlig fremden Ort. Während der Krieg über sein Zuhause hinweg fegt, ist David ganz weit weg und macht sich auf die Suche nach dem König des Waldes, der das Buch der verlorenen Dinge bei sich haben soll. John Connolly schreibt mit der ungebundenen Fantasie eines Kindes und verleiht den schlimmsten Ängsten aller Kinder und Erwachsenen ein Antlitz. Wir begegnen vielen Märchenfiguren und sie sind alle ganz anders, als wir bisher dachten. Von der dämonischen schlafenden Prinzessin bis hin zu kommunistischen Arbeitszwergen ist alles dabei. Verzaubernd, schauderhaft und wunderschön. List Taschenbuch | 2009 | 9,99 EUR | ISBN: 978-3548609225 4
Einblick Spielplatz
Wenn sich der Stress durchs ganze Leben zieht ist es Zeit, sich zu entspannen. Aber wie geht das nochmal?! Dan Kieran und Tom Hodgkinson zeigen es in hundert vergnüglichen Beispielen, die uns den Genuss an den kleinen Inspirationen zurück bringen. Gönnen wir uns doch einfach wieder das Zaudern vor der Abgabe der nächsten Hausarbeit, oder das Nickerchen, das uns »eine Million Vitamintabletten« ersetzt. Gewinnen wir doch einfach mal wieder den entspannten Blick in die sich ständig verändernden Wolken oder den Lauf eines Flusses zurück. Auch im Grabsteine lesen, in der Hängematte liegen und im Kartenhäuser bauen liegt soviel genüssliche Entspannung, das hatten wir schon fast vergessen. Das Buch der hundert Vergnügungen gräbt genau diese Erinnerung aus und lässt Raum für weitere tausend eigene Vergnügungen. Fröne dem Müßiggang und sei einfach mal wieder fröhlich! Empfohlen zum selber lesen, vorlesen oder gemeinsam lesen. Insel Taschenbuch | 2015 | 8,99 EUR | ISBN 978-3-458-36078-0
Ungewohnte Romantik Wes Anderson Der 12-jährige, verwaiste Pfadfinder Sam (Jared Gilman) und seine Nachbarin Suzy (Kara Hayward) sind ineinander verliebt. Sie schreiben sich ständig Briefe und wollen gemeinsam ausreißen und in der Wildnis leben. Als ihr Umfeld ihr Verschwinden bemerkt, formt sich ein Suchtrupp aus der Scoutgruppe des Camp Ivanhoe samt Gruppenleiter (Edward Norton), dem lokalen Polizisten Captain Sharp (Bruce Willis) und Suzys Eltern (Frances McDormand und Bill Murray). Suzy und Sam treffen auf Feind_innen und Kompliz_innen und bahnen sich ihren Weg in ihre ganz eigene Freiheit. Wes Andersons Film ist direkt und ehrlich, aber fühlt sich zugleich in die Welt derer ein, die zwischen Kindheit und Jugend schweben und sich in dieser verwirrenden Welt jeden Tag missverstanden fühlen. Die Liebe zwischen Suzy und Sam romantisiert er auf ganz ungewohnte und trockene Weise, ohne ihr die Magie zu nehmen. Moonrise Kingdom ist komisch, verrückt, bunt und noch vieles mehr. Tobis Film GmbH | 2012 | 4,97 EUR | FSK: ab 12 Jahre
EINBLICK
PORTRAIT Schon die zweite Legislaturperiode ist Ruben im Bundesvorstand – eigentlich kennen ihn also viele von uns. Aber wie kam er eigentlich zum BDP? Was inspiriert oder motiviert ihn daran? Auf diese und andere Fragen antwortet Ruben in diesem Interview gerne.
Angefangen hat es alles vor etwa sieben Jahren mit einen guten Freund von Ruben. Dieser gute Freund fragte Ruben, ob er nicht als Roadie mit auf die WildwuX-Theatertour des Stücks Betablockade mitkommen wolle. Ruben kam mit, verliebte sich in die Zirkuswagen und hat »tolle Menschen kennengelernt, die mich motiviert haben, mich im BDP zu engagieren«. Zwei Jahre später machte er sein freiwilliges ökologisches Jahr beim BDP-Niedersachsen und schnupperte in die ganze Bandbreite der BDP-Arbeit hinein. Auch an einer internationalen Begegnung mit Marokko nahm er teil, wodurch er »das erste Mal wirklich aus Europa rausgekommen« ist. »ich habe eigentlich meine komplette politische Sozialisation im BDP erlebt, weil ich Menschen kennengelernt habe, mit denen ich zusammen nachdenken konnte: über Themen wie Antifaschismus, Ökologie, Gender und wie wir eigentlich zusammen leben wollen.« Speziell durch den BDP Niedersachsen hat Ruben gemerkt, wie wichtig es ist, Jugendlichen »mit nicht so perfekten Biografien« Reisen und andere Veranstaltungen anzubieten. Als er dann 2013 auf dem Geschäftsführenden Aus-
schuss und im Landesverband von der Vorstandssuche auf Bundesebene hörte, bekam er einerseits Lust, die Struktur- und Gremienarbeit besser kennenzulernen, »die hinter der praktischen Arbeit des BDP steht«. Andererseits sagte er sich selbst: »Irgendwer muss es ja machen, und ich habe Zeit«. Die Zeit hat er sich bis heute genommen und hat dabei erfahren, dass »im BDP für so ziemlich alles Platz ist«. Was ihn noch reizen würde, wäre eine Reise nach Spanien auf den Spuren der Partisanen. Auf die letzte Frage, was er schon immer mal an alle BDPler_innen loswerden wollte, antwortet er ohne Zögern: »ein dickes Danke!« Von Esther
Einblick
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INTERNATIONAL
ERINNERUNGSPOLITIK UND AKTUELLE SOZIALE KÄMPFE Reisebericht einer Fahrt in die baskische Vergangenheit und Gegenwart
»Gedenkfriedhof des Internierungslagers Gurs, in das von 1940 an zahlreiche Juden und Jüdinnen aus Südwestdeutschland deportiert wurden.«
Unsere Reise ins Baskenland sollte einen Blick über den touristischen Tellerrand werfen und Licht in die komplizierten politischen, sozialen und historischen Prozesse dieser Region bringen. Nach zweitägiger Anreise mit Zwischenstopp an der NS-Gedenkstätte in Oradour-surGlane empfangen uns unsere Gastgeber_innen herzlich im Stadtteilzentrum »La Cultura« in Bilbo, dem Basiscamp. Direkt gibt's erste interkulturelle Erfahrungen: mit der Feierkultur auf der alternativen Fiesta, organisiert von den zahlreichen linken Gruppen. Etwas mitgenommen geht’s am nächsten Tag (mit unserer Partnerorganisation baskale) auf eine kritische Stadtführung: zur Geschichte Bilbos als Industriemetropole, der Arbeiter_innen- und baskischen Unabhängigkeitsbewegung sowie den aktuellen Kämpfen gegen Gentrifizierung. Beeindruckt kehren wir in einer der vielen »Herrikos« ein. Das sind Kneipen der abertzalen (also baskischen) Linken, die es überall im Baskenland gibt, die aber oft dem Vorwurf der ETA-Unterstützung und somit staatlicher Repression ausgesetzt sind. Unsere nächste Station liegt auf einem Hügel außerhalb von Bilbo, eine ehemals wichtige Stellung im spanischen Bürgerkrieg. Wir treffen Zeitzeug_innen, die über die Kriegszeit und Franco-Dikatur berichten. An der Stelle, an der internationale Freiwillige für die spanische Republik und ein unabhängiges Baskenland kämpften, bringen wir symbolisch eine Plakette für den Widerstandskämpfer Fritz Teppich an, der hier stationiert war. 6
International
Auch im Küstenstädtchen Lekeitio knüpfen wir an Erinnerungspolitik an. Das nahegelegene Gernika wurde 1937 von der deutschen Legion Condor durch ein Flächenbombardement vollständig zerstört; ein Großteil der Bevölkerung starb. Ein Gedenken und die öffentliche Aufarbeitung wurden erst Jahre nach Francos Tod möglich. Wir sprechen mit Zeitzeug_innen über den Franquismus, verschwundene Familienangehörige, den Widerstand und aktuelle Kämpfe um die Erinnerung – wie z.B. um das berühmte Gernika-Bild von Picasso, das noch immer in Madrid, nicht in Gernika hängt. Unsere letzte Etappe ist Gurs, eines der größten französischen Internierungslager, im französischen Teil des Baskenlandes. Viele, die vor dem siegreichen Faschismus zum Ende des spanischen Bürgerkriegs über die Pyrenäen flohen, sind hier gelandet. Dass diese Geschichte(n) bis heute fortwirken, erfahren wir nur kurz später, als ein baskischer Mitarbeiter der Uni Freiburg, Tomas Elgorriaga Kunze, plötzlich wegen Terrorismusverdacht per Haftbefehl an Frankreich ausgeliefert wird – Ausgang offen. Von Jan für die Reisegruppe Weitere Infos www.info-baskenland.de Lektüre Fritz Teppich: Der rote Pfadfinder – der abenteuerreiche Weg eines Berliner Juden durch das 20. Jahrhundert
INTERNATIONAL
MITREISEGELEGENHEIT … Mit dem BDP kannst du in verschiedene Ecken dieser Welt reisen. Auch in den kommenden Monaten bieten die Landesverbände wieder viele Reisen, Jugendbegegnungen und Studienfahrten an. Eine größere Auswahl gibt es unter www.bdp.org
… NACH … IN DIE TÜRKEI: AUF GRIECHENLAND: DER SUCHE NACH DER ZWISCHEN KRISE UND »MULTIKULTURALITÄT« SELBSTORGANISATION
… IN DIE UKRAINE: MIT SPRAYDOSE UND FOTOAPPARAT
April 2016
Mai 2016
August 2016
Unsere Jugendrecherchereise führt uns in den spannenden Stadtteil Beyoglu in Istanbul. Hier lebten früher viele jüdische und christliche Stadtbewohner_innen, als auch jene mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Wir möchten die vergangene und heutige multikulturelle Seite Beyoglus kennenlernen und dessen Geschichte anhand einiger Gebäude recherchieren und im Rahmen einer selbst erstellten Postkartenreihe sichtbar machen.
In Griechenland gibt es mehr als die Krise. Junge Menschen vernetzen und unterstützen sich gegenseitig und entwickeln alternative Wege, um sich selbst zu organisieren. Wir wollen diese Menschen und ihre Ideen kennenlernen und uns mit ihnen darüber austauschen, wie Solidarität zwischen uns aussehen kann. Außerdem wollen wir die Stadt Thessaloniki und deren griechische als auch jüdische Geschichte kennenlernen.
Bepackt mit den Fragen »Wem gehört eigentlich die Stadt? Und wer entscheidet, wie sie aussehen soll?« lernen wir bei dieser Jugendbegegnung lokale Straßenkünstler_innen aus Charkow, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, kennen. Mit Kameras halten wir die »Kunst« fest, die uns in den Straßen begegnet und suchen nach deren Geschichte. In Graffiti-Workshops schaffen wir anschließend unsere ganz eigenen Kunstwerke.
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Chance Berlin
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info@chance-berlin.com
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International
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Zu welchem Baum gehört dieses Blatt? Auflösung: siehe unten
Du hast bestimmt schon mitbekommen, dass zurzeit in vielen Zeitungen und auch im Fernsehen von Flüchtlingen bzw. geflüchteten Menschen berichtet wird. Und vielleicht auch, dass einige Menschen Angst haben oder nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, dass Menschen auf der Suche nach Schutz nach Deutschland kommen.
Viele Menschen behaupten, dass Deutschland genug geflüchtete Menschen aufgenommen hat, weil sie Angst vor ihnen haben. Dabei brauchen sie das gar nicht. Diese Menschen sind ganz normale Kinder und Erwachsene, die bestimmt viele Gemeinsamkeiten mit den Leuten haben, die schon in Deutschland leben. Auch du kennst bestimmt Leute in deinem Freundeskreis oder in deiner Familie, die in der Vergangenheit aus einem anderen Es gibt Menschen, die aus bestimmten Gründen Land nach Deutschland gekommen sind. aus ihrer Heimat fliehen müssen. Einer dieser Gründe ist zum Beispiel, dass in dem Land, in dem sie leben, Krieg herrscht und es für sie und ihre Familien zu gefährlich ist dort zu leben. Es gibt noch viele weitere Gründe, zum Beispiel, dass sie wegen ihrer Religion verfolgt werden, nicht genug Geld für eine Wohnung oder Essen haben. Auf einer Flucht muss man manchmal einiges durchmachen und nicht alle überleben diese anstrengende und teure Reise. Manche Leute müssen auf kleinen und alten Booten über das Meer fahren und andere bekommen tagelang nichts zu essen und nichts zu trinken.
Spielplatz
Ahorn
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Setze die Begriffe in die richtigen Reihen. Wenn du dann die farbig markierten Buchstaben aneinanderreihst, erhältst du das Lösungswort Frosch, Spinnennetz, Ziege, Schnecke, Hamster, Blatt, Schmetterling, Raupe, Ente, Ameisenhügel
Kennst du dieses Zeichen? Ursprünglich ist das eine Lilie, die schon über 100 Jahre von Pfadfinder_innen auf der ganzen Welt benutzt wird, um zu zeigen, dass sie zusammen gehören. Der BDP Bundesverband hat aus der Lilie einen Menschen gemacht, der die Arme nach oben streckt. In einigen Landesverbänden ist die Lilie auch eine Kämpferin oder ein Zauberer. Alle Lilien im BDP haben den roten Stern in der Mitte gemeinsam.
Wir haben die BDP Lilie im ganzen BLATT 4 Mal für euch versteckt. Viel Spaß beim Suchen!
Spielplatz
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THEMA
SMASH THE BORDERS! Jugendverbandsarbeit neu gedacht
Die BDP Ortsgruppe Bad Kreuznach (RLP) startete im September eine Kleidersammelaktion für Geflüchtete. Seit dem Winter verwandeln sie nun zusammen mit Geflüchteten und ehemaligen Geflüchteten ein altes Schwimmbad zu einem gemütlichen Ort zum Kaffeetrinken, Spielen, Lernen und Begegnen. Unterstützung und Spenden sind willkommen. Info: stephanie.otto@bdp.org Auch im Infoladen Paderborn gibt’s zweimal monatlich das Café Sans Papiers: Ein Ort, an dem sich Geflüchtete und Unterstützer_innen bei Kaffee und Kuchen über Zukunftspläne austauschen können. Info: infoladen-paderborn.de/
Für Kinder und Jugendliche, denen in Berliner Sammelunterkünften die Decke auf den Kopf fiel, organisierte der LV Berlin, Chance und Koelzepark im Sommer drei einwöchige Freizeiten. Es ging an den Teufelssee, zum Schlittenfahren auf dem Sandberg, Frösche beobachten und Schnitzel jagen. Sprach-Support gab es von einer Arabisch sprechenden Person aus einem Welcome-Project. Die Nähe zu Berlin war praktisch, so konnten auch die Eltern mal zu Besuch vorbeikommen. Und das Highlight? Kinder, die anfangs schüchtern daherkamen, entpuppten sich als wahre Sportskanonen und schicken ihren Teamer_innen heute noch Grüße via WhatsApp. Im kommenden Jahr ist der Plan, nicht nur geflüchtete Kinder und Jugendliche einzuladen. Info: www.bdp-berlin.org
Dass die Wohn- und Lebensbedingungen der neu in Deutschland ankommenden Menschen mangelhaft bis miserabel sind, ist in aller Munde. Was diese jedoch für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen bedeuten, wird nur selten thematisiert. In den Unterkünften fehlt Raum jeglicher Art. Besonders für junge Menschen gibt es keine Rückzugsräume oder freien Platz, wo sie ohne Aufsicht sein und sich austoben können. Hinzu kommt, dass die jungen Freundschaften, die Kinder und Jugendliche in den Unterkünften knüpfen, durch die scheinbar wahllosen Umlegungen immer wieder unterbrochen werden. Durch eingeschränkte Mobilität ist es für Jugendliche schwer Kontakt mit anderen Jugendlichen aufzubauen, wenn die Unterkünfte weit abgelegen von Dörfern und Städten sind. Auch die Gegend einfach zu erkunden wird dadurch erschwert – wobei die jüngsten rassistischen Angriffe auf geflüchtete Kinder für Eltern vermutlich Grund genug sind, es ihren Kindern an jedem Ort zu untersagen. Somit ist es für geflüchtete Kinder und Jugendliche weitaus schwieriger als für jene Kinder, die schon lange in Deutschland leben, ein Netz aus privatem Freundeskreis und Personen verschiedener Institutionen kennenzulernen und aufzubauen – ein Netz, das sie stützt, sollten sie irgendwann Unterstützung brauchen. Diese Aspekte, Freiraum/Förderung sowie konkrete Hilfe in Problemsituationen, sind nicht zuletzt auch zentrale Aufgaben von Kinder- und Jugendverbänden. Ihr Ziel, und somit auch das des BDP, ist einerseits die Anliegen von Kindern und Jugendlichen herauszufinden und andererseits gute Lebensbedingungen und selbstbestimmte Entfaltungsmöglichkeiten für sie und mit ihnen zu schaffen – und zwar für alle. Ein Pass, Geburtsort oder die Aufenthaltsdauer dürfen dabei keine Rolle spielen. In den vergangenen Jahren sind beim BDP einige Projekte mit dem Idee entstanden, ein solches Angebot für alle Kinder und Jugendliche zu sein. In der Hoffnung, dass es im kommenden Jahr noch mehr solcher Projekte gibt und um einen Austausch der Gliederungen zu fördern, wollen wir diese und die kommende Ausgabe des BLATTs dafür nutzen, verschiedene BDP-Projekte vorzustellen. Ihr verwirklicht auch BDP-Projekte die sich gezielt an geflüchtete und alle jungen Menschen richten? Dann schreibt für die nächste Ausgabe des BLATTs darüber. Meldet euch bei: blatt@bdp.org Von Anna und Anne
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Thema
Der LV Rheinland-Pfalz und BDP Berlin machen sich Gedanken über Spiele in verschiedenen Sprachen. Erstere entwickelten ein sprachbarrierefreies Spieleset, Spieleset letztere bieten Seminare zum »Spielen fast ohne Worte« an. Info: landesbuero@bdp-rlp.de mo.witzki@bdp.org
Die Junge Bühne Gießen arbeitet seit Herbst 2014 an ihrem Work in progress-Stück »Dream Works«. Es geht um Traum und Sehnsucht sowie deren Verhinderung – ein Thema, das alle Jugendlichen beschäftigt. Das Stück ist der bewusste Versuch einen Austausch mit Jugendlichen mit Fluchtgeschichte zu schaffen. Seit Kurzem wird das Stück bereichert durch Kunstwerke des jungen Künstlers Javed Hasseli, der vor zwei Jahren aus Afghanistan nach Gießen kam. In einem weiteren Performance-Projekt mit jugendlichen Geflüchteten und deutschen Jugendlichen aus Wohneinrichtungen der Jugendhilfe werden – ohne große Worte – Tanztheater, Zirkuselemente und Schwarzlicht zu einer ausdrucksstarken Performance verbunden. Beide Projekte werden auch 2016 weitergeführt: Für »Dream Works« ist eine Erweiterung mit Aufführungen in verschiedenen Städten geplant und für das Performance-Projekt zwei weitere Blockwochen sowie ein Theater / Performance- und Filmprojekt im Sommer. Toller Trailer vom Tanzprojekt: www.youtube.com/watch?v=Z67zYIr7kPo
Der BDP in Frankfurt hat es zum einen geschafft, in der Jugendgästeetage mithilfe einer Spendenkampagne und in Zusammenarbeit mit Project Shelter eine Unterkunftsmöglichkeit für jene Geflüchtete einzurichten, die durch alle staatlichen Registrierungsraster fallen. Ähnliche Projekte gibt es auch beim BDP in Berlin und Rostock. Zum anderen hat er ein Bündnis mit weiteren Frankfurter Jugendverbänden angestoßen, um sich für die Belange jugendlicher Geflüchteter in der Region einzusetzen. Info: buendnis-ffm-jugendverbaende@bdp.org www.bdp.org/refugees
Imagine Peace Thema
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THEMA - INTERVIEW
»GEGEN DIE ALLTÄGLICHEN BLICKE« Beratung lesbischer Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Simin Jampoolad, Dipl. Soziologin und Dipl. Sozialpädagogin, arbeitet seit 26 Jahren in der Deutsch-Iranischen Beratungsstelle für Frauen und Mädchen, kurz DiB. Mit dem BLATT sprach sie über ihre Beratungsarbeit mit lesbischen Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen, die stets vor dem Hintergrund ihrer eigenen Fluchtgeschichte geschieht, sowie über aktuelle Probleme und politische Einschätzungen.
Was macht eure Beratungsstelle aus und wem beratet ihr in welchen Fällen? Der Verein wurde 1984 von iranischen Studentinnen und geflüchteten Iranerinnen gegründet, ursprünglich nur für die Beratung Persisch sprechender Frauen (v.a. aus dem Iran und Afghanistan). Seit 2009 berät er auch lesbische, bisexuelle, transsexuelle Mädchen und Frauen anderer Nationalitäten zu Fragen von Identität, Beziehung, Illegalisierung, rechtliche Fragen, Gewalt und Rassismus. Nach wie vor ist er der einzige Verein dieser Art in Deutschland (und sogar Österreich). Wir bieten verschiedene Gruppenangebote an, unter anderem das Café Nahal, ein generationsübergreifendes Treff angebot für Lesben, bisexuelle und transsexuelle Frauen und Mädchen. Dort lernen sie sich gegenseitig kennen und tauschen sich aus. Die Beratungsarbeit und solche informellen Angebote ergänzen sich, weil es uns darum geht, dass sie sich auch gegenseitig helfen; Hilfe zur Selbsthilfe quasi. Wichtig ist zu sagen, dass nur fünf Stunden der Beratungsarbeit für LBT bezahlt werden, über 70 Prozent passiert ehrenamtlich. Die Arbeit basiert auf starken politischen Überzeugungen.
Der politische Background verstärkt sicher den Blick auf die jüngere Generation. Habt ihr auch spezielle Angebote für Mädchen und junge Frauen? Nicht nur, aber seit Mitte der 1990er Jahre bin ich zuständig für unsere persische Mädchengruppe, die auch beim Jugendamt als »sonstige Mädchengruppe« anerkannt ist. Die Mädchen sind 13 bis 16/17 Jahre, aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet. Ziel der Treffen und Wochenendfahrten ist, sie zu stärken und ihnen in der Pubertät einen Anker zu geben in einer Gesellschaft, die sie isoliert und ihnen rassistisch begegnet. Schutzraum und Empowerment – das sind zentrale Pfeiler. Ich trete dabei als offen lesbisch lebende Frau, die mit zwei Kindern in den 1980er Jahren selbst aus dem Iran geflohen ist, bewusst den Eltern gegenüber. Allein durch mein Auftreten spielen Fragen um sexuelle Identität, verschiedene Liebesweisen und ihre gesellschaftspolitische Einbettung immer eine zentrale Rolle, auch wenn nicht explizit Thema.
Wie ist dein einschätzender Blick auf die aktuelle Situation? Wo siehst du Probleme? Und hast du konkrete Forderungen im Kopf? Was sich da ändern müsste? lies das ganze Interview online auf bundesverband.bdp.org/Blatt02-15 Interview: Anna 12
Thema
THEMA – KOMMENTAR
GEISTIGE BRANDSTIFTER_INNEN … und andere deutsche Eigentümlichkeiten
Nun mehr seit Oktober 2014, also etwas über ein Jahr, treiben »besorgte Bürger_innen« Seit an Seit mit bekannten Nazis in Dresden und anderswo jeden Montag ihr – von der Presse inzwischen ignoriertes – Unwesen. Die Tatsache aber, dass die Presse sich inzwischen gelangweilt von der offenbar nicht müde werdenden Bewegung abgewendet hat und nur mehr die Lokalpresse sich gezwungenermaßen mit den »Pegidist_innen« auseinandersetzt, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass deren Aufmärsche nur ein Symptom eines tiefer sitzenden Problems sind. Ein Problem, das sich inzwischen fast täglich in den Schlagzeilen findet: der Hass gegen vermeintlich »Fremde« hat die sogenannte Mitte der Gesellschaft erreicht. So heißt es, nicht etwa bekennende Nazis, sondern Bürger aus stabilen Verhältnissen sind diejenigen, die seit über einem Jahr Feuer in Unterkünften für Geflüchtete legen oder unterstützt von Nazis selbige blockieren. »Eine Randerscheinung«, möchte man sich sagen und gelassen wichtigeren Dingen zuwenden. Doch diese Randerscheinung hat im Jahr 2015 laut BKA zu 875 Übergriffen auf Geflüchtete und deren Unterkünfte geführt. Im Kontrast zur herzerweichenden Welle der Hilfsbereitschaft, die noch immer in allen Teilen von Deutschland zu spüren ist, eine erschreckende Zahl. Sie wird umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass dies eine Vervierfachung der Gewalt zu 2014 bedeutet.
Was also treibt diese Menschen dazu, sich zu radikalisieren und den Schritt in die Kriminalität zu wagen? Immer wieder wird genannt, es sei die pure Angst vor dem »Fremden«, der »Überfremdung« und tiefsitzende Vorurteile, aber auch Unmut über generelle, gesellschaftliche und politische Missstände. Dazu kommt die Tatsache, dass derartige Delikte kaum aufgeklärt werden, die Täter_innen sich also in der Sicherheit wiegen können, nicht belangt zu werden. Was die Brandstifter_innen geistiger und zündelnder Natur nicht verstehen ist, dass die Probleme auf welche sie ihren Protest gründen nichts mit Geflüchteten zu tun haben. Ihre Wut entlädt sich an Menschen die nichts dafür können, dass sich ein Teil der Bevölkerung vernachlässigt und belogen fühlt. Protest ist eine legitime Form politischen Handelns. Wer sich aber für die Ideologie der geistigen Brandstifter_innen vom rechten Rand vor den Karren spannen lässt, um den eigenen Protest zum Ausdruck zu bringen, macht sich mitschuldig an Verbrechen die ohne Umschweife »rechter Terror« genannt werden können. Jede_r einzelne die_der mit dem Protest von PEGIDA sympathisiert, sollte sich die Frage stellen, ob sie_er wirklich mit jenen menschenverachtenden, gewalttätigen und die demokratische Grundordnung ablehnenden Personen auf eine Stufe gestellt werden möchte. Von Klaus
Thema
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EINBLICK – PROJEKT
DER KOELTZEPARK Einblick im BLATT heißt: wir stellen euch verschiedene Projekte oder Einrichtungen des BDPs vor. Dieses Mal geht es um eine Kinder- und Jugendeinrichtung weit im Westen Berlins, in Spandau. Die Einrichtung heißt „BDP Koeltzepark“.
Meine persönliche Verbindung zum »Koeltze« ist meine erste Reise mit dem BDP. Danach habe ich das Gebäude erst für diesen Bericht wieder besucht. Das Haus befindet sich auf einem großen Parkgelände, das mit verschiedensten Spielgeräten bestückt ist. Der Park war ehemals ein Friedhof - davon ist jedoch nur noch ein Stückchen Mauer übrig. Die Geschichte der Jugendeinrichtung auf diesem Platz begann vor ca. 30 Jahren. Damals verbrachten viele Kinder unterschiedlichster Nationalitäten (arabisch, türkisch, deutsch, kurdisch) ihre Zeit in diesem Park und den umliegenden Straßen. Der Sozialarbeiter »Botti« versuchte eine Räumlichkeit für diese Kinder zu organisieren, was schließlich dazu führte, dass gemeinsam mit dem Jugendamt das besagte BDP-Backsteingebäude am Koeltzepark errichtet wurde. Marion, eine hauptamtliche Mitarbeiterin berichtet mir, dass die Zustände, als sie dort vor acht Jahren begonnen hat, alles andere als ein liebevolles Miteinander waren. Es wurde viel geklaut und sogar ein Brand gelegt, weshalb die Polizei den Koeltzepark ziemlich häufig besuchen musste. Das hat sich jedoch innerhalb der letzten Jahre durch großen Einsatz und gegebenenfalls Wechsel der Betreuer_innen geändert. Auch die Fassade des »Koeltze« wurde aufgepeppt:
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Einblick
Wände wurden eingerissen und andere neu bemalt. Mittlerweile hat sich auch das Angebot für Kinder und Jugendliche stark verändert. Auf der Internetseite sieht man als erstes ein Foto, auf dem junge Bäume von Jugendlichen gepflanzt werden. Marion berichtet mir, dass es sich dabei um Kirsch- und Apfelbäume handelt und je ein Kind / Jungendliche_r eine Patenschaft für einen Baum übernehmen kann. Abgesehen von Projekten wie diese Baumpflanzaktion bietet das »Koeltze« ein buntes Wochenprogramm an: Fitness, Yoga, Tanzen, Boxen und Trommeln. Rund um den KoeltzePark scheint es ruhiger geworden zu sein. Eine Sache, die die Mitarbeiter_innen zur Zeit jedoch sehr belastet, sind die Pläne des Stadtrats, das »Koeltze« umzusiedeln. Das wäre schade – gerade nach den Anstrengungen, die in den letzten Jahren von den Mitarbeiter_innen des »Koeltze« für diesen Kiez geleistet worden sind. Wir hoffen das Beste! Von Lelia
EINBLICK – BDP-BERICHT
KULTURELLES GEWUSEL IM BAYERISCHEN VORALPENLAND Ein Rückblick auf das bundesweite Sommercamp `nature, people, politics' 2015
Letzten Sommer in Geretsried waren wir ziemlich bunt, interkulturell und inklusiv durcheinander gewürfelt. Wir sind aus den unterschiedlichsten Landesverbänden nach Geretsried angereist und hatten die große Freude, sogar internationale Gäste (z.B aus Spanien, Belarus, Ukraine, Rumänien und Griechenland) begrüßen zu dürfen. Que(e)rulant_innen, Abgedrehte, Verträumte, Krachmacher_innen und Neugierige. Jede_r von uns war ein bisschen anders als der Rest. Jeden Tag und zu fast jeder Stunde gab es ein buntes Angebot aus Workshops, Musik oder Bühnenprogramm: darunter Theater, Poetry Slam, Tanzen, Künstler_in sein, Musikmachen, Staudämme bauen, Werwolf spielen, Sonnenanbeten, Baden, Wandern, Essen, Mattenhängen, Zombies jagen (denn es gab ein wunderbar schreckliches Apokalypse-Rollenspiel), Massieren, Diskutieren, Lagerfeuer machen, Selbstfinden, Kochen helfen oder einfach mal Nichtstun. Und natürlich gab e auch täglich mindestens ein großes Plenum, bei dem alle Teilnehmer_innen mitmachen konnten. In mindestens drei Sprachen
wurden hier Workshops vorgestellt, Probleme besprochen oder Komplimente und Scherze gemacht. Neben dem Programm in Geretsried gab es Ausflüge an den Bibisee, in die Partnachklamm und an die Isar; ein Konzert der Münchener Band Schoko. Zum Schluss feierten wir ein großes, wundervolles Abschlussfest, an dem fast alle von uns mitgeplant haben. An diesem letzten Abend wurde schließlich alles dargeboten, was uns in den vorangegangen neun Tagen beschäftigt hatte. Da gab es dann eine Feuershow, leise Gänsehautmusik und laute Mitsinglieder, vorgetragene Gedichte und Texte, Performances und die allabendliche Briefkastenleerung. Über 60 bunte Zettelchen müssen es wohl gewesen sein, die an diesem letzten Abend verteilt und/oder vorgelesen wurden. Am nächsten Morgen packten wir unseren Kram zusammen und machten uns wieder in alle Himmelsrichtungen auf. So ein Camp zu stemmen ist nicht einfach. Doch es ist wirklich etwas Besonderes und lohnt sich immer wieder. Von Tabea
Einblick
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EINBLICK
TIPPS & TRICKS beim Jurtenbau
Wie schnell könnt ihr eine Jurte aufstellen? – wenn die Jurte gut vorbereitet ist, in 30 Sekunden. – ist das wahr? – Ja! – wie geht das denn?
NOCH EIN PAAR ZUSATZ-TRICKS:
Bitte benutzt zum Heringe einschlagen immer einen Hammer und kein Beil, da der Nacken vom Beil schnell kaputt geht. Empfehlenswert sind Hammer mit 1250 Gramm. Sind alle Heringe versenkt, schiebt ihr vorsichtig die Seitenstangen unter das Dach...
Unsere Holzspanner haben wir aus Buchenholz selbst gebastelt. Als Abspannseil verwenden wir Reepschnur (von 8mm Durchmesser) mit Reflektionsstreifen, was sehr praktisch in der Nacht ist. Die Länge der Schnur ist ca. drei Meter.
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Bevor der nächste Sommer kommt, hier einige Tipps dazu: Der Trick ist die Jurte liegend zusammenzubauen. Das Dach legt ihr flach auf dem Boden aus. Dann knöpft ihr alle Seitenwände an das Dach, denn das ist viel einfacher wenn die Jurte noch keine Spannung hat. Wichtig ist allerdings, dass ihr die Wände nur mit den ersten, oberen zwei Knöpfen … und die Spitzen der Seitenstangen steckt zumacht. Der Rest bleibt vorerst offen. ihr in die Ösen des Dachs.
In das Abspannseil haben wir eine kleine Ergänzung eingebaut. Ein O-Ring von ca. 30 mm. So wird das Seil etwas geschont und der Hering kann komplett in der Erde versenkt werden. Wir nutzen die Sicherheitsheringe, so können wir sogar Barfuß drauf gehen ohne uns die Fuße zu verletzen.
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1. Jetzt legt ihr die Seitenstangen wie Sonnenstrahlen rund um die Jurte, dabei werden quasi die Nähte des Dachs mit den Stangen nach außen verlängert – sie müssen eine Linie bilden. So entsteht eine Sonne aus dem runden Jurtendach und zwölf Strahlen aus Stangen. Die Enden der Stangen markieren jetzt die Stellen an denen der Hering platziert wird.
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Einblick
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Anschließend werden die Abspannseile an den Heringen und dem Dach befestigt. Wenn ihr genug Leute seid, könnt ihr euch so aufteilen, dass jede_r von euch an einer Stange steht. Ab jetzt wird die Zeit gestoppt!
Um das Abspannseil schnell am Dach zu befestigen, haben wir die Seile mit Karabinern ausgestattet. Dies funktioniert bei der Jurte mit Traufkante und dem D-Ring sehr gut. Bei Jurten ohne D-Ring könnt ihr das Ende des Seils an die Spitzte der Seitenstange stecken.
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Auf ein Zeichen zieht ihr die Jurte nach oben und spannt anschließend die Seitenseile. Wenn das Dach über den Boden Ihr sucht noch mehr Tipps? Dann schaut fliegt, könnt ihr die großen, mittleren mal bei jurtenland.de oder fragt bei der Stangen nach innen tragen und das Dach nächsten Sommerfreizeit. nach oben spannen und dann die restlichen Seitenwände zuknöpfen. Fertig. Von Marcin
yum m y…
Fettet eine flache Backform dünn ein. Gebt 150ml Pflanzenmilch, 175ml Pflanzensahne, 500g Zucker und 100g Margarine in einen großen Topf mit dickem Boden, erhitzt es langsam, dabei mit einem Holzlöffel umrühren, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Bringt alles langsam, ohne Rühren zum Kochen. Lasst die Masse weiterköcheln und eine kleine Menge in ein Glas mit kaltem Wasser fallen. Wenn ihr ein glitschiges, weiches, karamellfarbenes Bällchen herausfischen könnt, nehmt die Masse vom Herd und rührt 1TL Vanilleextrakt unter. Lasst alles 5-10min stehen. Dann das Fudge mit dem Holzlöffel durchschlagen, bis es am Topfrand leicht körnig wird. Alles in die Backform füllen, glatt streichen und 15-20min setzen lassen. In den noch warmen Fudge kleine Stücke einritzen und abkühlen lassen. Nun in quadratische Stücke schneiden und genießen. Das Fudge hält sich luftdicht verschlossen etwa zwei Wochen.
flache Backform 150ml Pflanzenmilch 175ml Pflanzensahne 500g Zucker 100g Margarine 1TL Vanilleextrakt
Ihr benötigt:
Spielplatz
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1 EL Babypuder oder Talkpuder 1 EL Hautcreme Lebensmittelfarbe flüssig oder trocken
Zutaten:
Puder und Creme miteinander vermischen bis die Masse glatt und ohne Klümpchen ist. Lebensmittelfarbe beigeben und bis zur gewünschten Farbintensität einfärben. Die Schminke lässt sich mit einem feuchten Waschlappen entfernen. Wenn die Creme vegan und ohne Zusatzstoffe ist, wird die Schminke für alle Allergiker_innen einen Genuss!
Mach deine Schminke selber!
Und so sieht's dann aus wenn's fertig ist:
bundesverband.bdp.org/blatt02-15
Um die genialen BLATT-Sammelkarten in Zukunft ordentlich aufheben und immer griffbereit zu haben, kannst du dir eine schicke Sammelbox basteln. Du brauchst dafür ein DinA-4 Blatt, am Besten ein buntes, etwas Fingerspitzengefühl und Internet. Denn da gibt es die Anleitung zum Nachbasteln unter:
Sammelbox für Sammelkarten
Bast ela zum nleitun g dow nloa d
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