MAX JOSEPH #4 Münchner Opernfestspiele 2017

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Was folgt …

… auf den 31. Juli?

Unmittelbar nach dem letzten Vorhang zur letzten Vorstellung der Spielzeit – dieses Jahr Umberto Giordanos Andrea Chénier – beginnen Mitarbeiter der Bühnentechnik mit dem Aus­räumen der Bühne. Nachdem sich Intendant Nikolaus Bachler dann beim alljährlichen Abschiedsfest auf der Bühne bei allen Mitarbeitern bedankt hat und auch die anschließende Party in der Kantine rauschend zu Ende gegangen ist, übernimmt am 1. August das Hochbauamt das Hausrecht. Von da an ist die Bayerische Staatsoper in den Ferien und nicht mehr Herr im eigenen Haus. Viele verschiedene Firmen bevölkern dann Sommer für Sommer das Gebäude, um Sanierungen und Wartungsarbeiten durchzuführen. Gerüste werden aufgebaut, empfindliche Böden müssen abgedeckt, einzelne Bereiche des Hauses abgesperrt werden. Statt Musik tönt dann Baulärm durch das Haus, anstelle von musikalischen laufen logistische Meisterwerke. Heuer soll die Brandmeldeinfrastruktur der Galerie sowie des ersten bis dritten Ranges im Zuschauerhaus erneuert und die Sprinkleranlage modernisiert werden. Dazu werden große Arbeitsbühnen aufgestellt, damit die Handwerker die jeweils unterschiedlich hohen Decken öffnen und Leitungen verlegen können. Im Rahmen der Wartungsarbeiten müssen laut TÜV diesmal die Seile einiger Bühnenpodien – das sind Teile des Bühnenbodens, die auf- und abwärts bewegt werden können – erneuert werden. Außerdem werden jedes Jahr die Heizungs- und Lüftungsanlage und die brandschutztechnischen Anlagen – etwa die Sprinkler- und Sprüh­ ­flut­löschanlage – gewartet und auf einwandfreien Zustand hin überprüft. Schließlich wird noch der stark beanspruchte Bühnenboden partiell erneuert und frisch gestrichen. Nach sechs Wochen muss alles erledigt sein, damit der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann; doch bis dahin arbeiten auch noch einige Mitarbeiter der Staatsoper sozusagen als Gäste

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im eigenen Haus. Während der gesamten Ferien müssen zum Beispiel die Pförtner anwesend sein. Sie kümmern sich um die Belange der Firmen, händigen Schlüssel aus und kontrollieren, wer in der Oper ein und aus geht. Sollte – wie vor einigen Jahren einmal geschehen – vor den Ferien vergessen worden sein, die Ansage auf dem Anrufbeantworter der Kasse dahingehend zu ändern, dass die Tageskasse der Staats­ theater während der Ferien geschlossen ist, dann können schon einmal 100 Anrufe pro Tag mit Kartenwünschen beim Pförtner eingehen. Die Verwaltung arbeitet in den Ferien bis Mitte August. In dieser Zeit werden Löhne und Reisekosten abgerechnet, Steuermeldungen erledigt und vor allem die Festspiele mit ihren vielen Sonderprojekten und Zusatz­ angeboten nachbereitet. Mitarbeiter mit befristeten Verträgen, die zum 31. Juli auslaufen, müssen ihre Unterlagen zurück­bekommen und neue Verträge werden versendet. Bis in den August wird sich in diesem Jahr zudem die Bearbeitung der Visa­­ anträge für die Asien-Tournee der Bayerischen Staatsoper hinziehen. Dazu muss natürlich auch die Post­ stelle besetzt sein. Wenn dann ab Mitte August endgültig alle Staatsopern­mitarbeiter in den Ferien sind, wird die Post beim zuständigen Postamt gesammelt. Ungefähr eine Woche vor Beginn der neuen Spielzeit kommen die Mitarbeiter der Verwaltung dann zurück, um vor allem die Post abzuarbeiten, die sich im Sommer in ihrer Abteilung angehäuft hat. Auch die Bühnentechniker sind bis dahin wieder im Haus, um die ­Bühne spielfertig einzurichten. Für die ersten Vorstellungen der neuen Spielzeit – das Ballett Der Widerspenstigen ­Zähmung und Così fan tutte – und für das Bühnen-Dinner am 21. September, wird alles vorbereitet. Und dann kehrt auch die Musik zurück, und die Staatsoper ist wieder Herr im ­eigenen Haus.

Text Sabine Voss  Fotografien von Reiner Hofmann & Paul Pikos  © Staatliches Bauamt München 1

Jedes Jahr im Sommer gibt die Bayerische Staatsoper für fast zwei Monate das Hausrecht über das Nationaltheater ab. In dieser Zeit ist das Haus am Max-Joseph-Platz aber beinahe so geschäftig wie während der Spielzeit.


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