Themenwoche Toleranz

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Die Paten

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DIE PATEN heißt es für mich „Ruhe bewahren“ und die Umstände zu erläutern. In den meisten Fällen ändern sich dann Sichtweise und Verständnis. Gleiches gilt natürlich für mich. Auch ich reagiere nicht immer richtig. Aber, wie schon angesprochen, sind Respekt, Einsicht, Verständnis, Gelassenheit und Kommunikation wichtige Voraussetzungen für Toleranz.

ANNA SCHAFFELHUBER

Monoskifahrerin

Was ist eigentlich Toleranz? Definiert wird Toleranz als Duldsamkeit, als ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. Synonyme sind Menschlichkeit, Liberalität, Offenheit. Oft sprechen wir über Toleranz, sie zu leben ist aber nicht einfach. Manchmal fehlt uns das Geltenlassen anderer Verhaltensweisen, der Respekt vor dem Anderssein oder dem Andersdenken und der Mut sich zu öffnen. Wir echauffieren uns über Kleinigkeiten im Miteinander, Aussagen und Verhaltensweisen anderer erregen immer wieder unseren Unmut. Wenn aber bereits wir im Alltag Schwierigkeiten haben uns zu öffnen, wie viel schwieriger ist das Sich-Öffnen dann für ganze Länder bzw. Kulturen, deren Glaubensrichtungen sich gegenseitig nicht tolerieren? Eine Grundvoraussetzung für Toleranz ist aus meiner Sicht Respekt. Wenn ich meine Umwelt, meine Mitmenschen nicht respektiere, kann ich weder selbst tolerant sein noch von anderen Toleranz erwarten. In fremden Ländern herrschen bekannterweise andere Sitten und die muss ich akzeptieren – im Kleinen wie im Großen. Ich habe das Glück, dass ich über den Sport viele Freunde aus anderen Ländern gefunden habe, von denen ich ständig lerne – und sie vielleicht auch ein wenig von mir. Ich darf andere Länder bereisen und neue Eindrücke sammeln. Das tue ich sehr bewusst, denn dadurch öffnet sich der eigene Horizont und das Verständnis für den einen oder das andere wächst. Toleranz heißt aber auch, Fehler zu verzeihen, kleine und große Fehler, die aus Unwissenheit, Unbedarftheit oder Sonstigem resultieren. Wie oft erlebe ich es, dass Bemerkungen oder Verhaltensweisen an mich herangetragen werden, die gar nicht so gemeint oder gewollt sind. Dann

Ich freue mich, dass Toleranz der Mittelpunkt der diesjährigen Themenwoche ist, denn ich würde mir sehr wünschen, dass wir offener werden. Wenn dies gelebt wird, dann wird Inklusion nur noch ein Begriff für „bauliche“ Korrekturen sein, und nicht für das menschliche Miteinander. Integration wird zur Normalität und die Menschen und ihre Religionen werden in einem gesunden und respektvollen Miteinander leben. Darüber wächst das Vertrauen in den Nachbarn, in den Unbekannten im Straßenverkehr und in die Bedürfnisse und Verhaltensweisen „fremder“ Länder. Letztlich schafft Vertrauen Frieden. Ich hoffe, dass die Toleranzwoche mich selbst und alle anderen wieder einen kleinen Schritt zum Nachdenken bringt.

Im Alter von fünf Jahren stand Anna Schaffelhuber erstmals auf Monoski. 2007 absolvierte sie einen Sichtungslehrgang beim Deutschen Paralympic-Skiteam und wurde in den Rennkader aufgenommen. Inzwischen ist sie als Leistungssportlerin äußerst erfolgreich: Bei den Paralympics in Sotchi 2014 gewann sie fünfmal Gold und fuhr im Gesamtweltcup in den vergangenen vier Jahren jedes Mal auf Platz eins. Die Bayerin ist aufgrund ihrer angeborenen inkompletten Querschnittlähmung auf den Rollstuhl angewiesen. Warum sie sich für die ARDThemenwoche Toleranz einsetzt? Der ParalympicsStar hofft, dass die Themenwoche Toleranz zum Nachdenken anregt.


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