BAUKADER.CH Ausgabe 7/8 2021

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BAUKADER.CH 7/8 | 2021 Baustelle des Monats

TEXT: Anita Bucher

Auf seine Mitarbeiter kann er sich verlassen: Stefan Geiges, Geschäftführer der Geiges AG.

BILDER: zvg

«Oben brechen wir ab, unten bleibt das Spital voll in Betrieb», stellt Stefan Geiges, Patron der Geiges AG bereits zu Beginn des Baustellenrundgangs klar. «Das ist die grösste Herausforderung», denn ein Teilrückbau ist deutlich anspruchsvoller als ein Vollrückbau. Die untersten drei Stockwerke, «Breitfuss» genannt, sollen nämlich erhalten bleiben. «Alles obendran kommt weg», so Geiges.

«Oben brechen wir ab, unten bleibt das Spital voll in Betrieb.» Aufwendige Abkoppelung der obersten 12 Stockwerke

Bevor der Rückbau beginnen konnte, musste der obere Teil vom unteren abgetrennt werden. Das betraf sämtliche Elektroinstallationen, die Lifte, die Wasserleitungen. Der 3. Stock, das Geschoss D, musste komplett vom unteren Teil losgekoppelt und wasserdicht gemacht werden. Das betraf auch die Liftschächte und Rohrleitungen. Denn: «Wenn es von oben in die offenen Rohrleitungen regnet, dann funktioniert der Betrieb unten auch nicht mehr», so Geiges. Die Liftschächte von Bettenliften und Personenliften wurden zugemauert, und unten wurden neue Lifte eingebaut. Erst dann konnte der eigentliche Rückbau mit der Entkernung des Gebäudes starten. Asbest in Rohren und Plattenkleber

Spezialisten entfernten unter Schutzkleidung in jedem Stockwerk asbesthaltige Rohre und in den Nassräumen die Klebstoffe der Plättli. Dann kamen Türen, Fenster, Einbaumöbel und die herabgehängten Decken dran. 40 Tonnen Material kamen so beim Entkernen pro Stockwerk zusammen. Ein Grossteil wird vorsortiert. Die Mulden gelangen auf Wägeli zum Podest am Rande und werden mit dem Kran heruntergehoben.

Der Rückbau der überhängenden Stockwerke sorgte für Kopfzerbrechen.

Statische Herausforderung bei überhängenden Geschossen

Im März konnte schliesslich der Rückbau der statisch tragenden Bauteile beginnen. «Die Arbeit begann mit einer grossen Herausforderung», erzählt Geiges. Die oberen drei Stockwerke waren 4 Meter überhängend. Wie also Rückbauen, wenn die Statik stabil bleiben muss und kein Gebäudeteil herunterfallen darf? Statiker Martin Oswald vom BHA Team und Bauingenieur Samuel Herzog von der Ernst Herzog AG präsentierten alsbald eine Lösung: Mit einem erheblichen Aufwand wurden in den alten Bau unterhalb des Überhangs zwei grosse Stahlträger eingefahren. Darauf wurde ein Gerüst errichtet, und so wurde es möglich, die oberen Stockwerke nach und nach zu zerlegen und in Stücken zu je 6 Tonnen Gewicht mit dem Kran nach unten zu befördern. Ein wichtiger Schritt war geschafft. Betonfassade schneiden im 12. Stock

Mit Sägen und Seilen wurde der Beton vor Ort von Betontrenn-Experten der Firma Stutz in maximal 6 Tonnen schwere Stücke zerlegt. Besonders aufwendig dabei: Die Si-

Abbruch in luftiger Höhe: Die massiven Betonteile müssen in Stücke von maximal 6 Tonnen zerlegt und mit dem Kran nach unten gebracht werden.

cherungsarbeiten der zu schneidenden Elemente, bis sie sicher am Kran hängen. «Wir spriessen die Decken, bohren viele tausend Mal und setzen Schrauben ein, damit es zwischendurch hält für den Rückbau», erklärt Geiges das Vorgehen. Dabei muss jede Wand speziell betrachtet werden. Bei der sechs Meter hohen Betondecke über dem alten Vortragsaal und der Kapelle im 12. Stock war der Deckenrückbau aufgrund der Überhöhen nochmals aufwendiger. «Die ersten drei Stockwerke mussten wir fast komplett schneiden, aus statischen Gründen und wegen der Sicherheit», so Geiges. Die Betontrennarbeiten werden von der Firma Stutz AG ausgeführt. Instabile Beton-Elemente

Nach und nach sind so die geschnittenen, in 6 Tonnen-Teile portionierten Elemente mit dem Kran nach unten transportiert worden. Unter den drei Geschossen aus Massivbeton warten die nachfolgenden, die vornehmlich

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