Reihe mi 2016 museumspädagogik

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2.9 „Hands-On – Minds-On!“

Eindeutige Ergebnisse lassen sich auch dahingehend ableiten, dass es während der Interaktion mit Hands-On häufiger zu Kommunikation zwischen BesucherInnen kommt, als im Vergleich mit den beiden anderen Objektarten. Sowohl statische Objekte als auch Kapiteltexte veranlassen die BesucherInnen im Vergleich zu Hands-On selten dazu, sich über den Inhalt des Gesehenen oder Gelesen zu unterhalten. Aus der Untersuchung geht hervor, dass in der Ausstellung gelesen wird, im Vergleich zur Interaktion mit Hands-On bzw. zur Besichtigung von Sammlungsobjekten in Vitrinen jedoch erheblich weniger. Erwachsene bleiben im Vergleich zur Zielgruppe häufiger bei Kapiteltexten stehen und verweilen dort auch länger als Kinder und Jugendliche. Die Rankings zur Häufigkeit der Stopps bzw. zur Verweildauer zeigen eine klare Positionierung der beobachteten Personen hinsichtlich bestimmter Objekte. Der Vergleich zwischen Kindern und Erwachsenen in Bezug auf das attraktivste Objekt zeigt kaum Unterschiede (Abb. 8). Die Hands-On sprechen also über die Zielgruppe hinaus die BesucherInnen der beobachteten Stichprobe in ähnlicher Weise an. Die 5 attraktivsten Hands-On – Vergleich Kinder/Erwachsene

Kinder 1. 2. 3. 4. 5.

Beschl./abbremsen Speedbox Wege bauen Rollvergleich Wer ist wie schnell?

Erwachsene 1. 2. 3. 4. 5.

Speedbox Wege bauen Beschl./abbremsen Risikospiel Standortbestimmen

[Abb 8: Vergleich zwischen Kindern und Erwachsenen in Bezug auf das „attraktivste“ Objekt (eigene Darstellung)]

2.9.7 Interpretation der Ergebnisse aus der Perspektive der Operativen Pädagogik nach Klaus Prange Überträgt man Pranges Lerntheorie auf das Museum, so darf man davon ausgehen, dass BesucherInnen aufgrund ihrer angeborenen Lernfähigkeit im Museum grundsätzlich lernen, dass das, was gelernt wird, jedoch nur sehr schwer zu kontrollieren ist und der Lernprozess selbst für den/die BeobachterIn verborgen bleibt (vgl. Prange 2012: 82). Im pädagogischen Kontext stehen das Lernen und das Zeigen in einem besonderen Verhältnis zueinander. Das Zeigen, welches Prange als „Grundoperation des Erziehens“ (ebd. 1995: 151) bestimmt, passiert in der Mitmachausstellung über die Ausstellungsobjekte, die derartig konzipiert sind, dass sie von einem bestimmten Wissen und Können der BesucherInnen ausgehen, um eine selbsttätige Auseinandersetzung mit den Hands-On-Objekten zu ermöglichen. Darüber hinaus verfolgen die Objekte eine intendierte Zielsetzung. Das an den Objekten Gezeigte orientiert sich an den BesucherInnen und muss verständlich und klar in Szene gesetzt werden, was nach Prange Zeigen im pädagogischen Sinne – im Hinblick auf das Lernen – ausmacht (vgl. ebd. 2013: 27). Bestimmte Sachverhalte werden in realer, direkter Art veranschaulicht, wie etwa die Ausstellungsstücke der Sammlung oder die tatsächliche Dimensionierung von LKW-Reifen oder Schienen beim Hands-On Rollvergleich. Andere Sachverhalte wiederum werden indirekt dargestellt, auch unter Zuhilfenahme multimedialer Objektgestaltung. Die Ausstellung verfolgt konkrete Ziele, um die BesucherInnen, so wie es Prange formu-


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