Reihe mi 2016 museumspädagogik

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Katrin Mad

Beziehung treten, um etwas Neues zu lernen, aber gleichzeitig auch um unterhalten zu werden. In einer sehr allgemeinen Form lässt sich der Hands-On-Ansatz definieren als „eine aktive Auseinandersetzung der BesucherInnen mit einem Museumsobjekt bzw. der Thematik einer Ausstellung.“ (Ihrenberger 2011: 49) Anders ausgedrückt ergänzt der Hands-On-Ansatz „die traditionellen, intellektualisierten Formen der Vermittlung […] mit jenem basalen sensomotorischen Anteil, der uns ein Leben lang an unsere Kindheit bindet“ (Frank 1994: 57), indem kognitive Abläufe des Verstehens wieder rückgebunden werden an das körperliche Tun (vgl. ebd.). Partizipation und Interaktion stellen dabei zwei wesentliche Prinzipien dar, die diesen Ansatz von seinen Grundsätzen her charakterisieren (vgl. König 2002: 98). Mit dem Hands-On-Ansatz wird versucht, möglichst viele Sinne anzusprechen. Über das bloße Sehen und Hören hinaus verfolgt diese Methode das Ziel, Ausstellungsobjekte über den Einsatz des gesamten Körpers zu erleben, damit zu experimentieren und darüber nachzudenken. Dies geschieht nicht nur über das einfache Drücken von Knöpfen. Unter Einbindung spielerischer Aneignungs- und Lernformen, die sich in erster Linie an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientieren, erhalten die BesucherInnen selbst autonome Entscheidungskompetenz und können gleichzeitig beobachten, was als Folge ihres individuellen Umgangs mit dem Objekt passiert (vgl. Donecker 2007: 26f; Moussouri 1997: 39). Dadurch sollen die Kinder nicht nur dazu ermutig werden, die Objekte anzufassen, sondern gleichzeitig aufgefordert werden, ihre Umwelt ein Stück weit mehr zu verstehen. In diesem Sinne stellt der Aufruf: „Minds-On!“ eine qualitative Erweiterung des Hands-On-Ansatzes dar (vgl. König 2002: 98f ). Um diesen methodischen Ansprüchen Genüge zu leisten, müssen Hands-On-Objekte bestimmten Prinzipien bzw. Kriterien entsprechen.

2.9.4 Hands-On-Objekte Traditionelle Formen der Präsentation musealer Objekte, die sich entweder statisch in Glasvitrinen befinden oder bei denen Handlungsabläufe aus bestimmter Distanz beobachtet werden können, laden die BesucherInnen vorrangig zum Sehen und zum Denken ein, erlauben aber in den meisten Fällen keine Berührung und lassen sich daher im Rahmen des vorliegenden Diskurses als sogenannte Hands-Off-Objekte bezeichnen. Im Gegensatz dazu ermutigen interaktive Hands-On-Objekte das Publikum, die Ausstellungsgegenstände aus nächster Nähe – auf direkte Art und Weise – zu erkunden (vgl. Caulton 2006: 2). Hands-On-Objekte entstehen nicht im Alleingang, sondern stellen das Ergebnis der Arbeit eines ganzen Teams von Mitgliedern unterschiedlichster Disziplinen dar. Zudem steckt in der Phase der Planung bis hin zur Realisierung der Objekte sehr viel Zeit, da in den seltensten Fällen bereits die ersten Prototypen in die Ausstellung integriert werden können. Daher ist es notwendig parallel zum Objekt-Design bereits Evaluierungen durchzuführen, die den Design-Prozess positiv voranbringen können. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Hands-On unterscheiden: solche, die kein definitives Ende vorgeben und somit als open-ended bezeichnet werden können, und jene, die ein bestimmtes Phänomen darstellen mit dem Ziel, bei den BesucherInnen am Ende einen Aha-Effekt auszulösen. Darüber hinaus gibt es Hands-On, die ihren Fokus auf die Vermittlung eines wissenschaftlichen Inhalts legen, andere wiederum erwecken den Eindruck als stünden Unterhaltung und Spiel im Vordergrund. Hands-On-Objekte bieten durch ihren Variationsreichtum die Möglichkeit, ein sehr heterogenes Publikum anzusprechen und können durch ihr buntes Spektrum alle Sinne der BesucherInnen animieren, was


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