BÄRN! 3 /2020

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B Ä R N B U N T, B E L Ä B T U B E W E G T | T U WA N

«Hie bini dä vo dört, dört bini dä vo hie» «Tuwan», das sind die Berner Musiker Michel Piangu und Collins Onoha Uzondu. Sie haben beide afrikanische Väter und Schweizer Mütter und sind in Bern aufgewachsen. «Was isch d Mehrzau vo Heimat?» fragen sie in ihrem neuen Song. Und treffen damit ins Herz der aktuellen Rassismusdebatte. Der groovige Sound hat Hitpotenzial und ist der Vorbote der neuen EP, die im Spätherbst erscheint. Interview Michèle Freiburghaus, Foto Collins Uzondu Ihr sagt nicht, dass ihr heimatlos seid, sondern, dass ihr eben zwei Heimaten habt. Fühlt ihr euch manchmal zerrissen? Wir fühlen uns normalerweise nicht zerrissen. Heimat ist für uns nicht ein Ort, sondern ein Gefühl. Heimat ist der Ort, wo wir uns wohlfühlen. Wenn überhaupt, dann spüren wir diese Zerrissenheit jeweils dann, wenn wir erleben, dass wir halt für die Leute durch unser Aussehen doch anders wirken als die anderen. Beispielsweise durch die Frage «Vo wo chunsch du?» – und den damit verbundenen Anspruch auf eine klare Antwort. Dass wir auch in Afrika «anders» sind, kann dieses zerrissene Gefühl auslösen. Was ist für euch das Beste beider Kulturen? Es gibt nichts, was in der einen Kultur besser ist als in der anderen. Man sollte das auch nicht messen oder zu einem Wettbewerb machen. Denn wir zeigen, dass es möglich ist, mit zwei oder sogar mehreren Kulturen zu leben. Wir sind beide sehr offene Typen und empfinden es als ein Geschenk und eine Bereicherung, mit mehreren Kulturen aufgewachsen zu sein. In welcher Form erlebt ihr Rassismus in Bern? Rassismus in verbaler Form erleben wir eher weniger. Wir erleben ihn vielmehr nonverbal – durch die Körpersprache, durch Gesten und die Mimik.

Wie begegnet ihr diesen Formen der Fremdenfeindlichkeit? Grundsätzlich entspannt und ruhig – es bringt nichts, auf Hass mit Hass zu reagieren. Wir versuchen, freundlich und aufklärend zu bleiben. Das fällt uns natürlich nicht immer leicht, da es uns, je nach Tagesform, mehr aufwühlt als üblich. Trotzdem versuchen wir, es nicht zu nah an uns heranzulassen. Wir beide haben ein so enges Verhältnis, dass wir darüber sprechen, wenn einer von uns etwas erlebt und sich darüber Gedanken macht. Wir wissen, wer wir sind, was wir können und woher wir kommen. Nehmt ihr an den Black-Lives-Matter-Protesten teil? Wir nehmen an diesen BLM-Protesten teil, weil dieses Thema weiterhin die Aufmerksamkeit aller braucht, weil es sonst wieder versandet. Doch wir sind zuversichtlich, dass es Veränderungen gibt und weiterhin geben wird. Wir hoffen, dass diese Proteste irgendwann nicht mehr nötig sind, denn wir sind ja alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Wir alle können uns unsere Herkunft, die Hautfarbe und den Namen nicht aussuchen. Wie stark sind eure Songs von eurem Leben als halbafrikanische Berner inspiriert? Wir lassen uns gerne auch vom Afrikanischen inspirieren – so enthält unser neuer Song «Mehrzau vo Heimat» einige afrikanische Elemente. Aber beim Text haben wir unsere Lebensfragen einfliessen lassen: Muss man sich wirklich erklären? Spielt es eine Rolle, woher man kommt?

Tuwan – die Berner Musiker Michel Piangu und Collins Onoha Uzondu, Single «Was isch d Mehrzau vo Heimat» www.tuwan.ch

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