Pionierleistung: Ita Wegman gründete vor 100 Jahren die erste anthroposophische Klinik der Welt. Seite 33
Inspirationsquelle: Auf den Spuren der plastisch-organischen Architektur rund um das Goetheanum. Seite 35
Kosmische Kräfte: Ein Besuch auf dem Demeter-Bauernhof Untere Tüfleten in Dornach. Seite 39
WochenblattWettbewerb auf Seite 33
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100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
Sonderbeilage Donnerstag, 3. Juni 2021
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Das Zentrum der Anthroposophie Seit rund 100 Jahren treffen sich im Goetheanum Anthroposophen aus der ganzen Welt. Offen steht es allen – auch Nichtanthroposophen. Fabia Maieroni Das Goetheanum gibt der Anthroposophie ein Zuhause – ein Dach über dem Kopf. Es will ein Ort der Begegnung sein, ein Ort, an dem anthroposophische Lehren weiterentwickelt werden. Rudolf Steiners Anliegen sei es immer gewesen, dass seine Theorien hinterfragt, erforscht und praktisch angewandt werden, erklärt Stefan Hasler, Mitglied der Goetheanum-Leitung, Intendant der Goetheanum-Bühne und Leiter der Sektion für Redende und Musizierende Künste. «Steiner hat das Goetheanum entworfen, weil er einen Ort schaffen wollte, an dem die Menschen zusammenkommen.» Seit seiner Eröffnung vor rund 100 Jahren zieht der monumentale Bau jedes Jahr Tausende Menschen an. An throposophen aus der ganzen Welt besuchen hier regelmässig Symposien und Kurse, um sich in verschiedenen Fachrichtungen wie Landwirtschaft, Medizin oder Eurythmie weiterzubilden. Der Grosse Saal, das Herzstück des Goetheanums – heute wie auch schon im ersten Holzbau –, ist mit tausend Plätzen der grösste Eventraum der Region. Theaterstücke wie Goethes «Faust», der hier seit 1938 aufgeführt wird, aber auch Konzerte von hochkarätigen Orchestern locken regelmässig auch Nichtanthroposophen auf den Hügel. Sinfonieorchester aus Zürich und Basel benützen heute den Grossen Saal und seine hervorragende Akustik, um ihre CD-Aufnahmen zu produzieren. Ein Dach über dem Kopf bietet das Goetheanum auch seinen elf Sektionen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Die Mitarbeitenden der Sektionen haben alle zuerst den «klassischen Weg»
Anthroposophie ist omnipräsent Die Anthroposophie war und ist für unsere Region prägend. Hier liegt das Zentrum dieser spirituellen Weltanschauung, die einst von Rudolf Steiner Fabia Maieroni begründet wurde. Wichtige MeilenRedaktionsleiterin steine mit internationaler Wirkkraft wurden vor 100 Jahren genau hier, in unserer Region, gelegt: Ende 1920 wurde das erste Goetheanum in Dornach eröffnet, 1921 gründete die Ärztin Ita Wegman die Klinik Arlesheim und im selben Jahr wurde auch die Heilmittelherstellerin Weleda gegründet, die seither von Arlesheim aus die Weltmärkte erobert. Es folgte in den Jahrzehnten danach die Einrichtung von Steinerschulen, Demeter-Landwirtschaftsbetrieben, Werkstätten, Restaurants, Kultureinrichtungen und vielem mehr. Es gibt heute kaum einen Lebensbereich in unserer Region, der nicht auch anthroposophisch geprägt ist. Und schliesslich sind anthroposophische Unternehmen und Kultureinrichtungen ein wichtiger ökonomischer Player. In dieser Sonderbeilage des Wochenblattes wollen wir Ihnen einen Einblick in die anthroposophischen Lebensbereiche geben und ihren Einfluss auf unsere Gemeinden beleuchten. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, erwartet ein bunter Strauss an spannenden Themen – unabhängig davon, ob sie sich der Anthroposophie zugehörig fühlen oder nicht. Das Redaktionsteam wünscht Ihnen viel Spass bei der Lektüre.
Dornacher Hügel: 1913 besucht Steiner das erste Mal den Ort, an dem später das monumentale Goetheanum realisiert wird. FOTO: BENJAMIN WIELAND bestritten und eine universitäre Laufbahn absolviert, waren Bauern oder Künstler. Im Goetheanum erforschen sie die «geistige Dimension», die in allen Dingen steckt, auch in den Naturwissenschaften, immer unter Einbezug Steiners Schriften. Hier in Dornach werden die Regularien für anthroposophische Ausund Weiterbildungen erarbeitet. «Die Qualitätsentwicklungsverfahren laufen über das Goetheanum», erklärt Hasler. «Auch wir funktionieren im Prinzip wie ein Unternehmen. Allerdings sind wir ausschliesslich über Spenden und Zuwendungen finanziert. Wir erhalten aktuell keine Gelder vom Kanton.»
Über 40 000 Besitzerinnen und Besitzer
Eigentümer dieses «Unternehmens» sowie der gesamten Grundstücksfläche, die sich über 45 000 Quadratmeter erstreckt, sind die 43 000 Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
(AAG), die ihren Sitz in Dornach hat und 1925 gegründet wurde. Sie fungiert als Arbeitgeberin der am Goetheanum tätigen Mitarbeitenden und bietet überdies Gesprächszusammenkünfte für ihre Mitglieder an. Unter ihrem Dach vereinen sich wiederum 34 Landesgesellschaften. Die Schweizerische Landesgesellschaft, die ihren Sitz ebenfalls in Dornach hat, allerdings in einem anderen Gebäude, vereint allein 48 Zweige. Mitglied werden kann, wer sich mit der Anthroposophie näher auseinandersetzen möchte. Einzige Voraussetzung ist gemäss Statuten, dass man im «Bestand einer solchen Institution, wie sie das G oetheanum als freie Hochschule für Geisteswissenschaft ist, etwas Berechtigtes sieht». «Die Anthroposophie durchdringt jeden Lebensaspekt, sie ist prägend. In den Arbeitsgruppen tauschen sich die Mitglieder darüber aus», erklärt Konstanze Brefin Alt, Mitglied der Landesgesellschaft und Redaktorin der Monatsschrift
Teil der Entwicklung einer Gesellschaft.» So entstand der Vorwurf, die Gemeinschaft sei eine Art Sekte und das Goe theanum fungiere als Tempel Steiners. «Dieser Vorwurf ist nicht neu, aber noch immer einseitig. Es ist auch ein Konferenzzentrum, eine Studienstätte, ein bisschen ein Museum und vor allem eine Kulturinstitution», hält Stefan Hasler fest. «Ausserdem kann man von ungefähr zwölf Strömungsrichtungen innerhalb der Anthroposophie sprechen. Die eine reine Lehre gibt es nicht, jeder muss den Weg selbst gehen», ergänzt Konstanze Brefin Alt. In den letzten Jahren habe sich viel getan, auch wenn in den Köpfen einiger noch immer das Bild einer abgehobenen Gemeinschaft verankert sein mag, ver sichert Hasler. «Wir möchten heute aber als öffentliches Kulturhaus wahrgenommen werden und sind deshalb im engen Kontakt mit der lokalen Politik und mit dem Kanton.» Und man versucht, das anthroposophische Zentrum auch für Aussenstehende zu öffnen.
Eintauchen in ein Holzmodell
«Anthroposophie – Schweizer Mitteilungen».
Steiners Tempel?
fam. Mit vier Ausstellungsräumen, die Anfang Juli eröffnet werden sollen, will das Goetheanum auf seine Geschichte aufmerksam machen. Das Highlight ist das beeindruckende Modell des ersten Goetheanums, das von Rudolf Feuerstack mit unglaublicher Präzision in jahrzehntelanger Arbeit nachgebaut wurde. Der Clou: Das Modell im Massstab 1:20 wurde so konstruiert, dass es teilweise begehbar ist und ein Einstieg mitten in den Grossen Saal möglich wird. Die kleinen Sitze, die alle einzeln angefertigt wurden, sind sogar klappbar. Der Kopf des Betrachters findet sich mitten im Publikum wieder – mit direktem Blick auf die eindrückliche Bühne.
In den vergangenen hundert Jahren hat sich in der Anthroposophie und ihrer Beziehung zu Nichtanthroposophen ein starker Wandel vollzogen. Während des Ersten Weltkriegs bauten in Dornach Menschen aus verschiedensten miteinander im Krieg stehenden Ländern zusammen am Goetheanum. «In den 1920er-Jahren waren die Anthroposophen – meist Städter – in den kleinen Dörfern Dornach und Arlesheim noch sehr fremd, ja gar ungern gesehen. Man sprach von der Anthroposophenkolonie, die den Hügel einnahm.» Dennoch hätten sich die Neuzuzüger mit ihrer Region auseinandergesetzt, sagt Hasler. Diese Kultur der Offenheit wandelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, es folgte eine Phase der Abschottung. «Die Anthroposophen waren zu jener Zeit mit sich selbst beschäftigt. Auch das ist ein
Das erste Goetheanum: ein Pionierprojekt 1920 wurde der Holzbau eröffnet, bereits 1922 fiel er einem Brand zum Opfer. Doch Steiner liess sich davon nicht entmutigen. Fabia Maieroni Vor etwas mehr als 100 Jahren – vom 26. September bis zum 16. Oktober 1920 – fand am Goetheanum der erste Hochschulkurs der Anthroposophischen Gesellschaft statt und der imposante Holzbau auf dem Dornacher Hügel – wenn auch eher inoffiziell – wurde eröffnet. Das erste Goetheanum war ein Meisterwerk der Baukunst. Es stand auf einem Unterbau aus Beton und wies zwei ungleich grosse Kuppeln auf, die sich gegenseitig durchdrangen. «Es gab Stimmen, die sich Sorgen machten, ob die Kuppeln tatsächlich halten, wenn die Gerüste weggenommen werden», weiss Christoph Lüthi, der seit vielen Jahren Führungen im Goetheanum anbietet. «Und doch: Die Architekten hatten recht behalten, die beiden Holzkuppeln verzahnten sich ineinander. Nichts brach zusammen.» Hoch über dem Dorf, auf dem «Bluthügel», der seinen Namen der äusserst brutalen Schlacht bei Dornach von 1499 zu verdanken hat, stellten der Zahnarzt Emil Grosheintz und weitere Schweizer Freunde Rudolf Steiner Bauland für sein monumentales Gebäude zur Verfügung, nachdem das Vorhaben, einen «Johannesbau» in München zu realisieren, an den örtlichen Behörden gescheitert war.
Foto vom Mai 1921: Der Bau fasziniert besonders wegen seiner zwei Holzkuppeln. Was den Plänen Steiners in die Karten spielte: In Dornach gab es Anfang der 1910er-Jahre noch kein Baugesetz. Im März 1913 besuchte Steiner Dornach zum ersten Mal zusammen mit seinem Architekten, und bereits im September 1913 wurde der Grundstein für das erste Goetheanum gelegt.
Skepsis in der Bevölkerung
Nicht alle Anwohner reagierten positiv auf den Zuzug der Anthroposophischen Gesellschaft. Kritik wurde sowohl an der Lehre an sich als auch am Goetheanum
selbst geübt. An vorderster Front kämpfte der Arlesheimer Pfarrer Max Kully gegen die Anthroposophen. Er hielt demagogische Reden und schoss gegen Steiner und die Ärztin Ita Wegman, die in Arlesheim eine anthroposophische Klinik gründete und ein heilpädagogisches Heim leitete. In der Silvesternacht 1922/1923 brannte der Holzbau nieder – es war höchstwahrscheinlich Brandstiftung. Vom ersten Goetheanum blieb nur der Betonsockel übrig. Steiner, der grossen Gefallen an der Schweiz gefunden hatte und in
FOTO: O. RIETMANN / ZVG GOETHEANUM
Dornach bleiben wollte, liess sich vom Brand jedoch nicht entmutigen. Bereits drei Monate später veröffentlichte er die Pläne für einen zweiten Bau. Es sollte ein mächtiges Gebäude aus Beton werden, «denn, so glaubte man, durch das harte Material sei der Neubau nicht mehr zerstörbar», erklärt Lüthi. Die Bauarbeiten begannen 1925, kurz vor Steiners Tod am 30. März desselben Jahres. Er starb im Alter von 64 Jahren – die Vollendung des neuen Goetheanums, das heute Menschen aus der ganzen Welt bewundern, erlebte er nicht mehr.
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100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
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Sonderbeilage Donnerstag, 3. Juni 2021
Am Anfang stand eine starke Frau 1921 gründete die Ärztin Ita Wegman die erste anthroposophische Klinik der Welt in Arlesheim – eine Pionierleistung.
wie das Klinisch-Therapeutische Institut ab 1971 heisst, und die Lukas Klinik gehen fortan für 50 Jahre separate Wege. Erst 2014 fusionieren die beiden Kliniken, deren verbindendes Element neben der Anthroposophischen Medizin auch die Lage in Arlesheim ist. Die finanziell stark angeschlagene Lukas Klinik kann so vor einem Konkurs bewahrt werden. Heute ist die Klinik Arlesheim mit 82 stationären Betten und 550 Angestellten das grösste Baselbieter Privatspital und das grösste anthroposophische Kompetenzzentrum der Schweiz. Besitzer der Klinik ist der gemeinnützige Verein Klinisch-Therapeutisches Institut, der bereits 1931 von Ita Wegman gegründet wurde.
Fabia Maieroni Sommer 1920: Eine engagierte Frauenärztin steht vor einem kleinen Häuschen am Pfeffingerweg in Arlesheim. Besonders der schöne Garten mit dem grossen Apfelbaum hat es ihr angetan. Kurz entschlossen klingelt sie an der Tür. Die Hausbesitzerin öffnet, die Medizinerin erzählt der Frau von ihren Plänen: Sie will eine Klinik eröffnen. Hier, in dem schönen Häuschen, das ihr dafür sehr geeignet erscheint. Die Frau mit der Vision ist Ita Wegman.
Ausgeschlossen und rehabilitiert
Von der Kolonie zur Anthroposophie
Maria Ita Wegman wird 1876 als Tochter eines Zuckerplantagenverwalters auf Java geboren und wächst in einer holländischen Kolonie auf. 1900 bricht sie nach Mitteleuropa auf, wo sie in Holland und Deutschland Heilgymnastik und Massage erlernt. 1902 lernt sie in Berlin Rudolf Steiner kennen, der ihr zeitlebens ein enger Begleiter sein wird. Im Alter von 30 Jahren beginnt sie – auf Anraten Steiners – Medizin an der Universität Zürich zu studieren. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1912 arbeitet sie in verschiedenen Kliniken als Frauenärztin. Schon früh beginnt sie sich für die
Beschaulich: Das Klinisch-Therapeutische Institut in Arlesheim. Ideen der noch neu entstehenden anthroposophischen Medizin zu interessieren. Ihre Pläne, eine Klinik in der Nähe der anthroposophischen Hochburg Dornach zu errichten, nehmen Ende der 1910er-Jahre Fahrt auf. Im September 1920 kann die ausgebildete Frauenärztin das kleine Haus mit dem Apfelbaum am Pfeffingerweg 1 erwerben. Innert kurzer Zeit lässt sie dieses umbauen. Bereits am 8. Juni 1921 wird die Klinik eröffnet – 12 bis 15 Patientinnen und Patienten können im neuen «Klinisch-Therapeutischen Institut» aufgenommen werden. So entsteht Anfang der 1920er-Jahre in Arlesheim die weltweit erste Klinik für Anthroposophische Medizin.
Im Sprechzimmer zu Hause Ärztin mit Pioniergeist: Ita Wegman.
In den darauffolgenden Jahren erarbeitet Wegman Therapien, entwickelt anthro-
posophische Heilmittel und neue Pflegeansätze. Unterstützt wird sie dabei von Rudolf Steiner, mit dem sie sich oft direkt am Krankenbett über Therapiemöglichkeiten unterhält. Wegman und Steiner arbeiten bis zu seinem Tod im Jahr 1925 eng zusammen. Auch eine Liebschaft wird den beiden nachgesagt – gesichert ist dies jedoch nicht. Auf Steiners Wunsch wird 1924 für die Klinikleiterin eine Wohnbaracke aus Holz – heute das Ita Wegman Haus – gebaut. Bis dahin hatte die Ärztin meist in ihrem Sprechzimmer übernachtet.
Widerstand gegen eine Schulklinik
Nach Steiners Tod 1925 wird die Klinik ein Jahr später das erste Mal erweitert, in den 1950er-Jahren folgt der zweite Ausbau. Es entsteht die Idee, eine Station für Krebspatienten im Klinisch-Therapeutischen Institut zu eröffnen – eine Art
Der Begründer der Anthroposophie Ein Kurzporträt über Rudolf Steiner. Fabia Maieroni Rudolf Joseph Lorenz Steiner wird am 25. oder 27. Februar 1861 (Steiner selbst gibt seinen Geburtstag an verschiedenen Tagen an) in Donji Kraljevec im heutigen Kroatien geboren. Steiner studiert an der Technischen Hochschule Wien Biologie, Chemie, Physik und M athematik, daneben besucht er Lehrveranstaltungen in Philosophie, allerdings ohne einen Abschluss zu machen. 1891 reicht er dennoch
seine Dissertation in Rostock ein und wird mit der Note «rite» (ausreichend) zum Dr. phil. promoviert. Steiners wissenschaftliches Schaffen beginnt in Wien mit der Edition der naturwissenschaftlichen Schriften Johann Wolfgang von Goethes. Auch als Redaktor und als Hauslehrer ist er tätig. Mit 29 Jahren wird Steiner Mitarbeiter im GoetheSchiller-Archiv in Weimar. Zeitlebens widmet er sich der Forschung zu Goethes Werken, weswegen auch der Bau auf dem Dornacher Hügel den Namen «Goetheanum» erhält. 1902 übernimmt Steiner zusammen mit Marie von Sivers, seiner späteren Ehefrau, die Leitung der neu ge-
Rudolf Steiner: Hier mit seinem selbstentworfenen Modell des ersten Goetheanums. FOTO: O.RIETMANN / ZVG
gründeten deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Aufgrund zunehmender Differenzen kommt es rund zehn Jahre später zum Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft. Steiner gründet daraufhin die Anthroposophische Gesellschaft in Köln, die sich rasch auch in a nderen Ländern ausbreitet. 1913 reist Steiner nach Dornach, wo er Land erhält, auf dem er zusammen mit Architekten das erste Goetheanum realisiert – es wird das sichtbare Zentrum der Anthroposophie. Über 6000 Vorträge, von denen etwas mehr als die Hälfte mitstenografiert werden, hält der Begründer der Anthroposophie im Laufe seines Lebens. Zudem erarbeitetet er zusammen mit Fachleuten wie Ita Wegman neue Konzepte in der Medizin, Pädagogik, Landwirtschaft und anderen Lebensbereichen. Am 30. März 1925 stirbt Rudolf Steiner im Alter von 64 Jahren in Dornach. Seine Urne wird über Jahrzehnte in einem Raum beim «Menschheitsrepräsentant», einer acht Meter hohen, von Rudolf Steiner entworfenen und gemeinsam mit der Bild hauerin Edith Maryon geschaffenen Holzskulptur, aufbewahrt. Über die Jahrzehnte wächst die Zahl der Urnen in diesem Raum an, denn viele Anthroposophen wollen in der Nähe Steiners die letzte Ruhe finden. 1992 wird seine Asche zusammen mit anderen im Gedenkhain des Goetheanums beigesetzt. Steiner hinterlässt unzählige Dokumente, die noch heute erforscht und editiert werden.
FOTOS: ZVG / ITA WEGMAN ARCHIV ARLESHEIM
Schulklinik, in der Praxis, Lehre und Forschung vereint werden sollen. Schon früh hatte Ita Wegman das Potenzial der Misteltherapie bei Krebserkrankungen erforscht und den Verein für Krebsforschung mitbegründet. Die Pläne einer integrierten Klinik stossen in den 1950er-Jahren beim Institut jedoch auf heftigen Widerstand. In der Folge baut der Verein für Krebsforschung mithilfe von Gönnern eine zweite Klinik in Arlesheim: die Lukas Klinik. Geführt wird diese von Rita Leroi, die sich zusammen mit ihrem Ehemann Alexandre im Vorfeld für den Bau einer eigenen Krebsklinik starkgemacht hatte. Am 1. Oktober 1963 wird die Lukas Klinik feierlich eröffnet. Sie wird zur Fortbildungsstätte für Ärzte aus ganz Europa mit dem Ziel, anthroposophische Krebstherapien an die «Nachwuchsgeneration» weiterzugeben. Die Ita Wegman Klinik,
Und was geschah mit der Pionierin Ita Wegman, die 1920 vor dem kleinen Häuschen in Arlesheim von ihrer Vision erzählte? Nach Steiners Tod wurde sie 1935 aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen. Sie stand im Mittelpunkt eines Konflikts über die neue Ausrichtung dieser anthroposophischen Gesellschaft, der nach dem Tod Rudolf Steiners entfachte. Rivalitäten zwischen ihr und der Ehefrau Steiners, Marie Steiner, aber auch aufkommende Kritik an ihrer Krebstherapie sorgten zudem für den Bruch. Doch trotz dieses Ausschlusses widmete sie sich fortwährend dem Aufbau weiterer Heilstätten in Europa, betreute bis zu ihrem Tod im Jahr 1943 kranke Menschen und setzte sich für Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg ein. 2018 wurde Wegman von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft offiziell rehabilitiert. Heute gilt Ita Wegman als eine zentrale Figur in der Anthroposophischen Medizin. Und ihre Klinik feiert bereits den 100. Geburtstag.
Jubiläumsfestakt Am 8. Juni findet um 19 Uhr in der reformierten Kirche Arlesheim ein Festakt mit geladenen Gästen zum 100-Jahr-Jubiläum der Klinik Arlesheim statt. Informationen und Livestream: 100.klinik-arlesheim.ch.
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Wann wurde die Klinik von Ita Wegman eröffnet? Senden Sie uns Ihre Antwort bis zum 10. Juni an wettbewerb@wochenblatt.ch Name, Adresse und Telefonnummer nicht vergessen. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden per E-Mail informiert. Viel Glück!
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100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
«Unser Archiv ist offen für alle» Früher galt das Rudolf Steiner Archiv als Hort für Insider. Das hat sich geändert. Das «Wochenblatt» hat mit dem Archivleiter Dr. David Marc Hoffmann gesprochen.
sogenannten 5. Evangelium, das über die Zeit von der Geburt bis zur Taufe Jesu handle. Man ist immer wieder baff über Aussagen von ihm. Welche Bedeutung hat das Rudolf Steiner Archiv für die Anthroposophie und die Forschung als Ganzes? Wir arbeiten unabhängig von der anthroposophischen Gesellschaft und müssen uns um die Finanzierung unserer Arbeit selbst kümmern. Das Rudolf Steiner Archiv ist eine kulturhistorische Institution ohne «weltanschaulichen Auftrag». Unsere Aufgabe ist, dem Werk durch eine saubere Edition und durch freie Zugänglichkeit zu den Archivalien zu dienen. Archivbenutzer kommen sowohl von weit her als auch aus der Region. Es sind z. B. russische oder polnische Eurythmistinnen, Museumskuratoren, Philosophie historiker oder Mediziner. Viele Gäste kommen auch einfach als Besucher der Ausstellungen und stammen aus Japan, Südamerika und anderen Teilen der Welt.
Thomas Brunnschweiler Wochenblatt: Herr Hoffmann, können Sie kurz erklären, was das Rudolf Steiner Archiv ist? David Hoffmann: Es ist eine private Institution, die auf die Gründung von Marie Steiner 1943 zurückgeht. Das Archiv verwaltet den Nachlass von Rudolf Steiner und anderen anthroposophischen Persönlichkeiten. Nach Rudolf Steiners Tod hat seine Frau Marie Steiner dessen Werke herausgegeben und dann testamentarisch die Aufgabe einer Gesamtausgabe an ihre Nachfolger übergeben. Diese Gesamtausgabe wurde dann 1961 in Angriff genommen, sie soll zum 100. Todesjahr Steiners 2025 abgeschlossen sein. Bis heute liegen über 400 Bände vor. Ausstehend sind noch 34 Bände. Die Edition, die von zehn Teammitgliedern betreut wird, ist keine historisch-kritische Edition, doch sie soll transparent und wissenschaftlich zuverlässig sein. Seit sieben Jahren betreiben wir auch einen Lesesaal, der täglich für alle Interessierten offen steht und in dem Archivalien und Dokumente eingesehen werden können. Was enthält das Archiv? Der Hauptbestand sind Rudolf Steiners
Archivleiter David Hoffmann vor der Gesamtausgabe von Rudolf Steiners Schriften und Vorträgen. FOTO: THOMAS BRUNNSCHWEILER Manuskripte, Briefe, Vortragsmitschriften und Notizen. Der zweite wichtige Bestand ist der Nachlass von Marie Steiner. Der dritte Teil umfasst diverse Bibliotheks bestände sowie Nachlässe anderer Anthroposophen. Alles in allem sind es rund 1300 Regalmeter. Rudolf Steiner hat unglaublich viel
Kunst bru. Die anthroposophische Kunst zu definieren, ist nicht so leicht. Ausgangspunkt ist der Kunstimpuls Rudolf Steiners. Im Zentrum steht der sich entwickelnde Mensch (gr. «anthropos»). Die Gestaltungsprinzipien der menschlichen Gestalt – tätiges Denken (Kopf), Fühlen (Brust) und Tat (Glieder) – spiegeln sich in der organisch-plastischen Architektur anthroposophischer Bauten. Ein charakteristisches Gestaltungsprinzip der anthroposophischen bildenden Kunst, besonders in der Architektur und Skulptur, ist die Metamorphose oder Formverwandlung. Zwischen Polaritäten soll ein Ausgleich gefunden werden. Das Metamorphoseprinzip geht auf Goethe zurück, der dem Goetheanum seinen Namen gab. Rudolf Steiner vertrat die Ansicht, jede Zeit müsse ihren Stil als Ausdruck der aktuellen geistigen Situation finden. Für Aussenstehende wirkt die Farbgebung in den typischen Regen-
Mensch im Dialog mit dem Kosmos. Er schaute bei allem dahinter, setzte sich mit der zeitgenössischen Wissenschaft, mit philologisch-historischen Fragen wie auch mit der geistigen Welt auseinander. Er verstand sich als aktiver Forscher in einem geistigen «Offenbarungsstrom». So berichtete er zum Beispiel aus der immateriellen «Akasha-Chronik» von einem
Eurythmie bogenfarben esoterisch. Rudolf Steiner nimmt hier Bezug auf Goethes «Zur Farbenlehre» (1810), die das klassische Universalgenie als sein wichtigstes Werk ansah. Von Joseph Beuys, Santiago Calatrava, Wassily Kandinsky bis Jean Tinguely wurden viele Kunstschaffende von Steiners Kunstimpuls beeinflusst. Am Goetheanum umfasst die Arbeit der Sektion für Bildende Künste alle Inhalte und Methoden auf dem Gebiet der visuellen Künste. Die Sektion stellt sich in Tagungen und Vorträgen auch immer wieder aktuellen Fragen (z.B. Kultur in Zeiten von Corona). Das Goetheanum veranstaltet Wechselausstellungen anthroposophischer Künstlerinnen und Künstler und verfügt über eine grosse Sammlung von Kunstwerken. Das unabhängige KunstSchauDepot der Stiftung Trigon dokumentiert ebenfalls anthroposophisches Kunstschaffen.
Musik bru. Rudolf Steiner hat sich immer wieder mit der Musik auseinandergesetzt. Frühe prägende Eindrücke kamen von Bruckner und Richard Strauss und von der Musik Wagners. Für Steiners Verständnis der Musik ist die Kosmologie des griechischen Philosophen Pythagoras grundlegend. Es ist die Überzeugung, dass der Kosmos eine durch mathematische Proportionen geordnete Ganzheit sei. So zeigen sich in der Astronomie dieselben Gesetzmässigkeiten wie in der Musik. Man spricht daher von der Sphärenharmonie oder Sphärenmusik. Steiner sah hinter dem Begriff der Sphärenharmonie eine reale, nicht sinnliche, sondern rein geistige Wahrnehmung. Dem Geschulten sei diese Wahrnehmung über das «geistige Ohr» möglich. Für Steiner tritt der Astralleib im Schlaf aus dem physischen Leib heraus und erlebt die Sphärenklänge. Der Tonkünstler setzt dann Rhythmen, Harmo-
geschrieben. Wie war das überhaupt möglich? Nur 50 Bände des Gesamtwerks sind selbst geschriebene Texte. Steiner war vor allem als Vortragsredner unglaublich produktiv. Von den rund 6000 Vorträgen, die er während seines Lebens hielt, sind etwa 3700 mitstenografiert worden. Steiner war ein universell ausgerichteter
bru. Wer am Goetheanum eine Faust-Aufführung gesehen hat, kennt die Eurythmie als elegante, fast schwebende Bewegungsform. Von allen anthroposophischen Künsten ist Aussenstehenden die Eurythmie wohl am fremdesten. Eurythmie kommt vom griechischen «eu» (schön, gut) und «rhythmos» (harmonisch geordnete Bewegung», schreibt sich aber nur mit «r». Es ist eine Bewegungskunst, die in professioneller Form von Eurythmistinnen und Eurythmisten ausgeübt wird. Die Eurythmie wurde nach ersten Ansätzen ab 1908 zwischen 1912 und 1924 von Rudolf Steiner und Lory Maier-Smits entwickelt. Seit 2006 gibt es an der Alanus Hochschule in Mannheim einen offiziellen, international akkreditierten Lehrstuhl für Eurythmie. Die von Steiner begründete Bewegungskunst ist gleichsam eine dritte Dimension, die in Worten und Tönen verborgen lebt und die seelisch-geistige
AUSSTELLUNGSTIPP Substanz von Sprache und Musik sichtbar macht. Eurythmie ist nicht eine Tanzkunst im allgemeinen Sinne, weil es bei ihr keine willkürlichen oder konventionellen Elemente gibt. Wenn der Mensch spricht oder singt, wird der geistige Gehalt nur akustisch wiedergegeben. Eurythmie verwandelt ihn zu einer lebendigen Bewegung des menschlichen Körpers im Raum. Zur künstlerischen Eurythmie auf der Bühne gesellen sich die pädagogische Eurythmie und die Heileurythmie als weitere Disziplinen. Das Goetheanum unterhält ein professionelles 15-köpfiges Eurythmie-Ensemble, das hier regelmässige Aufführungen veranstaltet und auch auf Tournee geht. Jahrelang war das Goetheanum Ausbildungsstätte für Eurythmistinnen und Eurythmisten (bis 2010). Mittlerweile arbeitet das Haus eng mit Eurythmeum CH, der Ausbildungsstätte für Eurythmie in Dornach zusammen.
Sprachgestaltung und Schauspiel nien und Melodien in einer physischen Tonfolge um. Steiners Hinweise zu einer Erneuerung des Gesangs und des Instrumentalspiels sowie die Einführung neuer Instrumente sind ebenfalls in diesem Zusammenhang zu sehen. Mit Steiners Musikimpuls haben sich bis heute zahlreiche Musiker und Komponisten beschäftigt. Der Grosse Saal am Goetheanum hat eine hervorragende Akustik und bietet insgesamt 1000 Besucherplätze. Es fanden hier Gastkonzerte des Sinfonieorchesters Basel und des Neuen Orchesters Basel sowie der Medien- und Theaterproduktionsfirma Pamy statt. Letztere produzierte hier unter anderem Mozarts «Die Zauberflöte» und «Figaros Hochzeit». Ausserdem gastieren hier immer wieder Solokünstlerinnen und -künstler. Bei der Renovierung und Erneuerung der Bühne und der Bühnentechnik 2015 bis 2016 wurde auch der Orchestergraben ausgebaut.
bru. Die anthroposophische Sprachgestaltung wurde seit 1903 von Rudolf Steiner und der Rezitatorin Marie von Sievers entwickelt. Ausgangspunkt ist die sprachkünstlerische Interpretation von Literatur in Rezitation, Deklamation und Konversation. Es geht nicht einfach um eine Sprechtechnik, sondern um die individuelle, authentische künstlerische Aussage. Wichtig ist dabei die geistige Durchdringung von Laut, Rhythmus, Wort-Atemgebärde, Inhalt und Stil. Rudolf Steiner schrieb zwischen 1910 und 1913 für die Goetheanumbühne eigens vier Mysteriendramen, die den Weg einer Gruppe von Menschen nachzeichnet, die in ihrem Wunsch nach Einweihung in ein höheres Geistesleben ständigen Anfechtungen und Prüfungen ausgesetzt sind. Ein wesentliches Verdienst der Goetheanumbühne ist die erste integrale Aufführung der beiden Faust-Dramen von Goethe im Jahre 1938. Zwei grosse, tech-
Wie sind Sie persönlich zu dieser anspruchsvollen Tätigkeit gekommen? Ich habe Germanistik, Geschichte und Museologie studiert. Mit dem Archiv kam ich schon bei meinem Lizenziat über Christian Morgenstern in Berührung. 1985 erhielt ich die Anfrage, im Archiv mitzuarbeiten. Während dieser Zeit konnte ich meine Doktorarbeit über das Weimarer NietzscheArchiv schreiben. Das war eine Einübung im archivalischen und editorischen Umgang mit einem philosophisch brisanten Werk. 1995 wechselte ich für 17 Jahre zum Basler Schwabe-Verlag. Da mein Vorgänger in der Archivleitung im Rudolf Steiner Archiv pensioniert wurde, wurde ich 2012 für seine Nachfolge angefragt.
nisch hochmoderne Theater-Bühnen sind im Goetheanum unterbracht (Grosser Saal und Grundstein-Saal). Von 1910 bis 2010 gab es am Goetheanum eine Ausbildungsstätte für Sprachgestaltung und ein professionelles Schauspielensemble; aus wirtschaftlichen Gründen musste diese Arbeit 2010 beendet werden. Es finden aber weiterhin Gastauftritte statt. Die Junge Bühne unter Andrea Pfaehler zeigt in Kooperation mit dem Goetheanum im Jahr 10 Aufführungen. 2020 wurden die beiden Faustdramen in einer auf neun Stunden gekürzter Fassung gezeigt. Neben einem regelmässigen Kinderprogramm mit Schauspiel, Puppenspiel und Erzähltheater an der Goetheanumbühne werden auf Spendenbasis seit den 1920ern auch die Oberuferer Weihnachtsspiele zur Aufführung gebracht. Auf dem Gelände beherbergt das Goetheanum seit 19 328 das Puppentheater Felicia.
Eine neue Kultur des Bahnreisens bru. «Innovative Züge beleben den Bahnverkehr 1980 bis 2000». Dieser Untertitel der Ausstellung im Terrassensaal des Goetheanums weist bereits auf die Aufbruchsjahre der Deutschen Bahn hin. Mit dem Programm «Die Neue Bahn» gelang in den 80er-Jahren ein Auf bruch im Bahnverkehr, getragen durch eine differenzierte Unternehmenskultur und real erlebbar in kundenorientierten Gestaltungen des Rollmaterials. Die Gestaltung von Zügen ist immer ein Spiegel des jeweiligen Menschenbildes. Wenige wissen, dass anthroposophisch orientierte Architekten, Designer und Künstler massgeblich zum neuen Gesicht des Bahnfahrens in Deutschland beigetragen haben. Die Ausstellung von Prof. Dipl.Ing. Karl-Dieter Bodack vermittelt mit den ICE-, InterRegio-, Nachtzügen und S-Bahnen die «neue Kultur des Bahnreisens» und zeigt die geisteswissenschaftlichen Grundlagen auf. Von einem integralen Menschenbild bis zur konkreten Form- und Farbgebung und zur Rhythmisierung des Raums war es ein langwieriger und komplexer Prozess, der sich auszahlte. Unter anderem verringerten sich die Vandalenakte in den Zügen merklich. Die Ausstellung am Goetheanum wurde bis am 13. Juni verlängert.
1 zu 20: Blick ins erste Modell des InterRegio von Karl-Dieter Bodack und Jens Peter. BRU
100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
Das Glashaus (1914): erinnert an den Bau des 1. Goetheanums.
FOTOS: MARIANNE VETTER
Sonderbeilage Donnerstag, 3. Juni 2021
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Haus Duldeck (1915): Einst Privathaus, heute Rudolf-Steiner-Archiv.
Mensch und Natur als Inspirationsquelle Ein Erlebnis der besonderen Art: auf den Spuren der plastisch-organischen Architektur. Marianne Vetter Vor mir thront ein riesiger Betonbau, skulpturenartig, umgeben von Gebäuden, die sich wie selbstverständlich in eine parkähnliche Landschaft einfügen. Wow! Ich bin begeistert. So lässt sich meine Empfindung wohl am ehesten beschreiben, als ich zum ersten Mal mit dem bedeutendsten architektonischen Erbe Rudolf Steiners auf dem Dornacher Hügel in Berührung kam. Nichts ist hier dem Zufall überlassen. Rund um das Goetheanum wurden im Laufe der letzten gut 100 Jahre gegen 200 Wohn- und Zweckbauten errichtet, die Formensprache orientiert sich am plastisch-organischen Stil. Einige der Gebäude entwarf Rudolf Steiner noch selbst, wie das Glashaus, das Heizhaus, die Eurythmiehäuser, das Haus Duldeck oder das Künstlerhaus de Jaager. Jedes der Häuser ist ein Unikat und dennoch scheinen die Gebäude miteinander verbunden. Es ist die Begegnung mit einer Vielfalt an Formen, die fasziniert. Gewölbte, f liessende Dächer, die eins werden mit den Häuserfronten, Treppenaufgänge, bei denen keine Stufe der anderen gleicht. Nichts entspricht der Norm.
Heute habe ich Herbert Holliger, Guide und Geschäftsführer des Vereins Architekturpfad Dornach Arlesheim, an meiner Seite. Bei unserer Erkundungstour merke ich schnell, ich muss mich bewusst und achtsam bewegen. Sei es auch nur, damit ich auf den Stufen nicht stolpere oder mir beim Öffnen der schmiedeeisernen Türklinke nicht die Finger verklemme. Ein Mechanismus, der sich nicht auf Anhieb erschliesst.
«Mit dem durchscheinenden Sonnenlicht entstand das eigentliche Kunstwerk» Wir sind beim Glashaus: ein aussergewöhnliches Gebäude, das 1914 als Schleifatelier erstellt wurde und in dem heute natur- und geisteswissenschaftlich und auch landwirtschaftlich geforscht und gelehrt wird. Es ist der Ort, an dem die farbigen Glasfenster des ersten Goetheanums künstlerisch bearbeitet wurden. «Angewandt wurde die Technik der Glasradierung. Dort, wo am tiefsten eingraviert wurde, entstanden die hellsten Stellen», erklärt Holliger, «aber erst mit dem durchscheinenden Sonnenlicht entstand das eigentliche Kunstwerk.» Vom Charakter her erinnert das Glashaus
Eurythmiehäuser (1921): Das Ensemble wurde für die am Goetheanum wirkenden Eurythmistinnen gebaut.
stark an das erste abgebrannte Goetheanum. Es ist ein reiner Holzbau, die Aussenwände sind mit Holzschindeln verkleidet, die Kuppeln mit norwegischem Schiefer, der das Himmelslicht spiegelt, gedeckt. Von der Terrasse aus, die sich zwischen den beiden Kuppeln befindet, hat man einen Blick auf das nur einige Meter entfernte Heizhaus, in dem sich die Heizanlage für das Goetheanum und 15 umliegende Häuser befindet. Das markante Gebäude mit dem auffälligen Schornstein ist übrigens der erste Betonbau, den Rudolf Steiner realisiert hat. Wer schon einmal ein anthroposophisches Gebäude betreten hat, weiss, hier gibt es nur wenige rechte Winkel. Gerundete Ecken, Bögen, Schwünge und geometrische, trapezförmige Formen dominieren das Bild. «Es sind Gebäude, die die Seele der Menschen ansprechen», hält Holliger fest. «Die fliessenden Linien, die wir fortwährend mit unseren Augen abtasten, bewegen unser Seelenleben und machen dieses elastisch.» Rudolf Steiner übertrug das Prinzip der Metamorphose, ausgehend vom Naturverständnis Goethes, auf all seine Konstruktionen und ging dabei an die Grenzen des technisch Machbaren. Am Bau des ersten Goetheanums waren 17 Nationen beteiligt. Schiffsbauer wurden zu Rate gezogen, Architekten aus aller Welt orientierten sich an der Kunst des Kathedralenbaus, um dieses monumentale Bauwerk umzusetzen. Verfolgt man am heutigen Bau die vielen Wendungen der Betonflächen, die sich nach innen, dann wieder nach aus-
sen biegen, lässt sich erahnen, was den Bauarbeitern und dem Material zugemutet wurde. Auf der Hügelkuppe, dem Goetheanum sehr nahe, liegt das Haus Duldeck. Es ist das erste von Rudolf Steiner entworfene Wohnhaus und wurde zwei Jahre nach Beginn der Bauarbeiten des ersten Goetheanums errichtet. Was hier besonders ins Auge sticht, ist das kunstvolle Dach des Hauses. «Die wulstig hängende Dachform wäre ohne eine entsprechende Eisenbewehrung nicht umzusetzen gewesen», weiss Holliger. «Für das Jahr 1915 dürfte dies schon etwas Aussergewöhnliches gewesen sein, denn ein Betondach auch nach innen hin zu biegen, hatte bis dahin wohl noch niemand gewagt.» Vom Haus Duldeck sind es nur wenige Schritte zum Künstlerhaus de Jaager. Die Witwe des erfolgreichen Bildhauers Jacques de Jaager liess das Haus auf Anregung und nach einem Modell von Rudolf Steiner bauen. Das Haus fällt vor allem durch seine hohe, fensterlose Front auf. Es ist Wohnhaus und Ausstellungsraum zugleich. Im über 7 Meter hohen Atelier, das nur durch ein grosses Oberlicht erhellt
wird, befinden sich noch heute einige der Werke des mit 31 Jahren verstorbenen Künstlers. Östlich vom Haus de Jaager bilden die drei Eurythmiehäuser ein unverkennbares Ensemble. Die auf verschiedenen Höhen stehenden Häuser, die ein Dreieck bilden, wurden für die damals am Goetheanum wirkenden Eurythmistinnen nach Plänen von Rudolf Steiner und der englischen Bildhauerin Edith Maryon gebaut. «Die Innenräume sind sehr bescheiden. Luxus konnte man sich nicht leisten, und gegessen haben alle in der Kantine», so Holliger. «Es sind die vielen Erker, die in diesen Häusern eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. Denn das Erste, was einen Raum gestaltet, ist das Licht.» Was immer wieder auffällt: Jedes der Gebäude ist ganz individuell auf die Bedürfnisse seiner ursprünglichen Bewohner oder dem Zweck entsprechend zugeschnitten. Ein Ort, den man unbedingt erkunden sollte – dabei spielt es keine Rolle, ob man diese Art von Architektur als schön empfindet oder nicht. Es ist in jedem Fall – immer wieder aufs Neue – ein inspirierendes und beflügelndes Erlebnis.
Organische Architektur Entstanden ist die organische Architektur in der Zeit um 1900. Zu den Pionieren gehörten unter anderem Frank Lloyd Wright, Antoni Gaudi und Hugo Häring. Auf dem Dornacher Hügel verwirklichten neben und mit Rudolf Steiner zahlreiche junge Architekten ihre ersten Projekte. Viele Grössen der Architektur wie Le Corbusier oder Hans Scharoun liessen sich vom Schaffen Steiners inspirieren.
Haus de Jaager (1921): Das Künstlerhaus ist Ausstellungsraum und Wohnhaus zugleich und fällt vor allem durch seine hohe fensterlose Front auf.
Das Heizhaus (1914): Der erste Betonbau den Rudolf Steiner realisierte.
Bis zum 100. Todesjahr Rudolf Steiners 2025 soll die 1961 begonnene Gesamtausgabe abgeschlossen werden, es stehen noch 34 Bände aus. Dafür werden noch rund CHF 5.2 Mio. benötigt. Die Rudolf Steiner Gesamtausgabe wird allein durch freie Spenden finanziert. Die Arbeit erhält keinen Anteil von Beiträgen der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft oder der öffentlichen Hand.
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100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
Sonderbeilage Donnerstag, 3. Juni 2021
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Zwei anthroposophisch geprägte Gemeinden Auf einem Spaziergang rund ums Goetheanum sprechen die Gemeindepräsidenten von Arlesheim und Dornach, Markus Eigenmann und Christian Schlatter, über ihre persönliche Beziehung zur Anthroposophie und die Bedeutung der Bewegung in ihren Gemeinden.
Zusammenarbeit mit anderen Spitälern als auch mit der Bevölkerung. Die Vermischung zwischen Anthroposophen und der übrigen Bevölkerung ist in Arlesheim ausgeprägter.
«Man sagt ja immer, in Arlesheim wohnen die anthroposophischen Realos, in Dornach eher die Fundis.»
Tobias Gfeller Markus Eigenmann, Christian Schlatter, haben Sie eine persönliche Verbindung zur Anthroposophie? Eigenmann: Persönlich habe ich keinen Bezug. Aber es ist klar, dass man, wenn man in Arlesheim wohnt, fast nicht drumherum kommt, sich über die Anthroposophie zu informieren, weil sie ja schon Einfluss auf das Leben in Arlesheim hat. Ich begann unter anderem über die Geschichte der Anthroposophie zu lesen. Heute als Gemeindepräsident habe ich von Amtes wegen insbesondere mit der Klinik Arlesheim, dem Sonnenhof und der Weleda, gelegentlich auch mit dem Goetheanum, Berührungspunkte. Schlatter: Meine Familie kam über die Arbeit meines Grossvaters bei den Metallwerken nach Dornach. Als Kind war zu spüren, dass das Dorf irgendwie zweigeteilt ist. Wohl die meisten Kinder aus anthroposophischen Familien haben ihre Bildung über die Steiner Schulen erworben, da gab es keine Berührungspunkte im Schulbetrieb. Mir schien, es gab auch «optisch» Unterschiede, da anthroposophisch geprägte Kinder manchmal anders angezogen waren als wir. Diese «zwei Lager» im Dorf gab es in den 1980er-Jahren noch viel stärker als heute. Ich finde, das Interesse der anthroposophischen Kreise an ihrem Wohnumfeld ist heute sehr viel offener. Sie wünschten sich mehr ein Zusammen als ein Gegeneinander zwischen der Anthroposophie und dem Rest der Bevölkerung? Schlatter: Man kann sehr viel mehr erreichen, wenn man die Kräfte bündelt. Da hat man in der Vergangenheit sicher nicht immer das ganze Potenzial ausgeschöpft.
Markus Eigenmann Gemeindepräsident Arlesheim
Im Gespräch: Markus Eigenmann (l.), Gemeindepräsident von Arlesheim, und Christian Schlatter, Gemeindepräsident von FOTO: TOBIAS GFELLER Dornach. Dornach zeichnet sich ganz klar durch das Goetheanum aus und wäre ohne dieses eher eine 08/15-Gemeinde, und zwar mit schönen und wichtigen Zeitzeugen und historischen Bauten. Arlesheim hat da eine andere Entwicklung erlebt, die mindestens baulich weniger stark von der Anthroposophie geprägt ist. Was Dornach speziell macht, ist wirklich die Anthroposophie. Der zweite Treiber der Gemeindeentwicklung, die Metallwerke, hat zwar ebenso viel zum heutigen Dorfbild bei-
«Was Dornach speziell macht, ist wirklich die Anthroposophie» Christian Schlatter Gemeindepräsident Dornach
getragen, aber in einer Form, die sich an manch anderem Ort ebenfalls finden lässt. Sind es in Arlesheim vorwiegend die Klinik und das Unternehmen Weleda, die die Anthroposophie im Dorf ausmachen? Eigenmann: Wir haben im Gegensatz zu Dornach keine spürbare anthroposophische Strömung in der Politik. Die Klinik und Weleda sorgen lokal für Arbeitsplätze und tragen den Namen Arlesheims in die Schweiz und die Welt hinaus. Es gibt Patienten, die von weit her nach Arlesheim kommen. Das spüren wir auch auf dem Wohnungsmarkt und bei dem, was im Detailhandel nachgefragt wird. Die Klinik prägt Arlesheim am Dorfeingang landschaftlich und ist von ihren Angeboten her natürlich toll für die Bevölkerung. Und das Goetheanum hat auch eine grosse Wirkung auf Arlesheim. Was hier in Fussdistanz zum Dorfzentrum auf kultureller Ebene geboten wird, ist einmalig. Schlatter: Für mich ist interessant,
dass Anthroposophie in Arlesheim vor allem in einem wirtschaftlichen Zusammenhang steht, während Dornach eher vom geistig-pädagogischen Aspekt geprägt wird. Eigenmann: Man sagt ja immer: In Arlesheim wohnen die anthroposophischen Realos, in Dornach eher die Fundis. Schlatter: Das ist wirklich so. Die Orientierung an den Wurzeln der Bewegung ist sicherlich stärker in Dornach spürbar, da steht ja immerhin auch das geistige Zentrum der Bewegung. Die «wirtschaftlichen» Aspekte, die in Arlesheim vorherrschen, machen es einfacher, miteinander in eine gemeinsame Zukunft zu steuern. Dafür beneide ich euch. Der Zugang über Arbeitsplätze ist einfacher, da verbindender, als zum Beispiel über Schulen, die die Kinder voneinander trennen. Eigenmann: Das war nicht immer so. Die Klinik Arlesheim sucht diese Offenheit bewusst – sowohl medizinisch durch die
Sie haben die anthroposophischen Schulen angesprochen. Wie wichtig sind diese für Arlesheim und Dornach? Eigenmann: Wir haben sicherlich einen höheren Privatschulanteil als andere Gemeinden, allen voran bei den Steiner Schulen. Das ist kein Problem, hat aber natürlich Einfluss aufs Mengengerüst an den Staatsschulen, sodass man nicht einfach die kantonalen durchschnittlichen Schülerzahlen auf Arlesheim herunterbrechen kann. Schlatter: Bei uns geht gut ein Viertel der Kinder in Privatschulen, im Wesentlichen natürlich in die Steiner Schule. Mir fehlt der Austausch zwischen den Schulen. Man könnte viel mehr voneinander profitieren und lernen. Im musischen Bereich ist die Steiner Schule natürlich unerreicht. Die Staatsschule ist wahrscheinlich stärker in den Naturwissenschaften und im Sport, gerade was die Infrastruktur betrifft. Eigenmann: Die Vermischung findet bei uns zum Beispiel in der Musikschule statt, auch innerhalb der Ensembles. Grundsätzlich ist es auch in den Vereinen ein Miteinander. Schlatter: Bei uns funktioniert das Miteinander zum Beispiel beim Orchester, was ich toll finde. Wir müssen diese Berührungsängste zwischen der Anthroposophie und dem Rest der Bevölkerung endlich ablegen. Wir haben allen Grund zur Hoffnung: In den letzten Jahren habe ich eine grosse Offenheit unter den Verantwortlichen der Anthroposophischen Gesellschaft erleben dürfen. Darauf können wir bauen.
«Steinerpädagogik orientiert sich am Entwicklungspotenzial» Die Rudolf Steiner Schulen in Aesch und Münchenstein sind gefragt. Ihr Fokus liegt auf dem Handwerk, der Kunst und der Musik.
betont Ursula Kradolfer, Geschäftsleitungsmitglied der Steiner Schule Birseck. «Projektbezogenes Arbeiten mit öffent lichen Aufführungen bildet die Brücke zu einer heute im Berufsleben stark geforderten Auftrittskompetenz und dem sicheren Umgang mit der Sprache.»
Tobias Gfeller
Es würden grundsätzlich die gleichen Unterrichtsinhalte gelehrt wie an der Staatsschule, da das gleiche Bildungs niveau erreicht werden soll. Der grosse Unterschied liege in der Methodik, beschreibt Vanessa Pohl, Lehrerin und CoSchulleiterin der Steiner Schule Münchenstein. «Die Steinerpädagogik orientiert sich massgeblich am jeweiligen Alter des Kindes und am entsprechenden Entwicklungspotenzial.» So beginnen die Steiner Schulen bereits in den ersten Klassen mit Fremdsprachen. Die Verantwortlichen der beiden Schulen sind überzeugt, dass die Steiner Schulen Kinder und Jugendliche optimal auf die private und berufliche Laufbahn vorbereiten. Das projektorientierte Lernen der Steiner Schulen fördere die Freude am Lernprozess. Diese Begeisterung für lebenslanges Lernen sei die beste Voraussetzung für jede berufliche Laufbahn.
Auf dem Areal der Steiner Schule Birseck hinter dem Bahnhof Aesch herrscht eifriger Betrieb. Die einen Kinder haben gerade Pause, die anderen sind noch voll im Unterricht beschäftigt. Denn der Pausenhof und vor allem auch der Schul garten mit seinen Pflanzen und seinen Tieren sind immer wieder Bestandteile des Unterrichts und wichtige Lernorte. Die Steiner Schulen sind die wichtigsten Privatschulen in der Region und mit den Standorten Aesch und Münchenstein auch im Birseck. Sie legen einen starken Fokus auf handwerklich-künstlerischmusischen Unterricht: Dazu gehören Werken, Schneidern, Schmieden, Kupfertreiben, Malen, perspektivisches Zeichnen, Theater und Eurythmie, wobei die Naturwissenschaften und die Sprachförderung nicht ausgeklammert werden,
Fremdsprachen ab der ersten Klasse
Die beiden Schulen sind eigenständig als Vereine organisiert und haben unterschiedliche Profile, haben aber aufgrund der geografischen Nähe mehrere Berührungspunkte. Es sei immer wieder zu Wechseln zwischen den beiden Schulen gekommen. «Das unterschiedliche Angebot ist für die Region sicherlich ein Gewinn», meint Constanze Ermel, Lehrerin und Co-Schulleiterin des Standorts Münchenstein. Während in Münchenstein nach der obligatorischen Schule das Angebot endet, geht es in Aesch bis zur 12. Klasse. In Münchenstein ist alles etwas kleiner und individueller, während die Schule Birseck als klassische Steiner Schule gilt. An beiden Schulen ist das Fördern des Individuums zentral, wobei auch das Gemeinschaftliche eine tragende Rolle spielt. Dabei spielen auch die Eltern eine wesentliche Rolle.
ner, Koordinator und Lehrer der Schule Birseck. Alle vier sind dezidiert der Meinung, dass von einer Zusammenarbeit beide Seiten profitieren würden. Unkompliziert funktionieren Übertritte und
Wechsel zwischen den Steiner Schulen und der Staatsschule. Fürs staatliche Gymnasium braucht es aktuell nach der 9. Klasse der Steiner Schule eine Aufnahmeprüfung.
Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium
Die Zusammenarbeit mit der Staatsschule funktioniert bis anhin nur bedingt. In Dornach gab es zwar diesbezügliche Bemühungen von Seiten der Politik, erinnert Ursula Kradolfer, doch konkret entstanden ist daraus noch nichts. «Es ist organisatorisch und logistisch fast nicht möglich», bedauert Samuel Schaff-
Schulleitungsmitglieder von Münchenstein und Aesch (v. l.): Samuel Schaffner, Ursula Kradolfer, Constanze Ermel und Vanessa Pohl.
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100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
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Kosmische Kräfte und starke Rituale Was ist das Besondere an Demeter? Und was hat es mit den Kuhhornprä paraten auf sich? Für unsere Sonderbeilage haben wir auf dem Schulbauernhof Untere Tüf leten nachgefragt. Marianne Vetter Der Hof Untere Tüfleten, eingebettet in einem kleinen Juratal zwischen Dornach, Aesch und Hochwald, ist einer von rund 350 Demeterhöfen in der Schweiz, die biologisch-dynamische Landwirtschaft betreiben. Die Hofbesitzer Ursula Kradolfer und Felix Gebhardt sind Demeter-Landwirte aus Überzeugung. Sie praktizieren Mutterkuhhaltung. Chemisch-synthetische Pestizide und chemische Düngemittel kommen für sie nicht in Frage. Ihnen geht es darum, sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen, Stoffkreisläufe zu schliessen und so die Natur zu bewahren und zu unterstützen. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft pflegt Rituale im Rhythmus der Jahreszeiten, säen und ernten wird auf die Mondphase und Planetenposition abgestimmt und basiert auf der Lehre des Anthroposophen Rudolf Steiner. 1924 hat Steiner seine Theorie zur naturnahen Landwirtschaft vorgestellt. Zu einer Zeit, in der Industrialisierung und Rationalisierung den Takt angaben. Mit seiner Demeter-Lehre wollte Steiner gegensteuern. Die Landwirtschaft hat er als Organismus betrachtet, bei der Mensch, Tier, Boden und Pflanze harmonisch zusammenwirken.
Demeter ist die konsequenteste Form des Bioanbaus
Der Hof Tüfleten ist ein Betrieb, der seit zwei Generationen biologisch geführt wird. Seine erste urkundliche Erwähnung findet der Hof im 15. Jahrhundert. Bewirtschaftet werden 20 Hektaren landwirtschaftliche Fläche und 11 Hektaren Wald. Seit 2003 ist der Hof Demeter zertifiziert. Was macht den Unterschied von «normaler» ökologischer Landwirtschaft und Demeter aus? Demeter ist nicht nur die älteste, sondern auch die konsequenteste Form des Bioanbaus. Biologischdynamische Höfe setzen auf Diversität. Hecken werden gepflanzt, die Fruchtfolge auf den Feldern schliesst mehr Sorten ein, die Artenvielfalt wird erhöht. Ein wichtiges Element ist der Einsatz von biodynamischen Präparaten
Natur pur: Der Hof Tüfleten ist umgeben von bewaldeten Felsbändern; Felix Gebhardt bei der täglichen Arbeit; saftiges Grün für das Rätische Grauvieh und handzahme Hühner. FOTOS: MARIANNE VETTER aus Kräutern, Kuhmist und Mineralien, die den Boden lebendig halten. Ursula Kradolfer und Felix Gebhardt richten den Zeitpunkt der Aussaat auf kosmische Konstellationen aus. Auch sie verwenden Heilpflanzen wie Brennnessel, Baldrian oder Eichenrinde, die in verarbeiteter Form für bessere L ebensbedingungen sorgen. «Ihre Wirkungsweise setzt da an, wo Materie und Geistiges in Lebensprozessen zusammenwirken», hält Felix Gebhardt fest. «Es geht immer um die Stärkung des Ganzen.»
Fruchtbarkeit und Wurzelwachstum
Bei den biodynamischen Präparaten, die tierische und pflanzliche Stoffe enthalten, wird der anthroposophische Ursprung besonders deutlich. Ein Beispiel: Kuhmist wird in Kuhhörner gefüllt und über den Winter vergraben. Die «gewonnene» Substanz wird dann in geringen Mengen in Wasser aufgelöst – verrührt – und im Frühjahr auf den Feldern verteilt. Es geht darum, Kräfte zu vermitteln, ähnlich wie in der Homöopathie. Dieses Vorgehen soll den Boden für die Saat
ffnen, die Fruchtbarkeit fördern und ö das Wurzelwachstum anregen. «Ich selbst sehe mich eher als nüchternen Menschen», so Gebhardt, «aber die Erfahrung zeigt, es wirkt. Und verbessert nicht nur den Boden, sondern auch die Qualität der Produkte.»
Maiglöckchen für Weleda
Es wundert nicht, dass der Hof Tüfleten auch Weleda und die Klinik Arlesheim mit Heilpflanzen versorgte. Auf rund 100 Quadratmetern pflanzten die Landwirte Maiglöckchen an, die über Jahre
für die Herstellung von medizinischen Heilmitteln verwendet wurden. Ursula Kradolfer und Felix Gebhardt arbeiten eng mit dem Goetheanum zusammen. Hier werden auch die Kuhhornpräparate hergestellt. Ein Verfahren, das sehr aufwendig ist. «Für die eigene Herstellung fehlt uns leider schlichtweg die Zeit», so Gebhardt. In den Sommermonaten sind ihre Tiere, das Rätische Grauvieh, auf den Weiden des Goetheanums anzutreffen. Mittlerweile ein fester Bestandteil des Landschaftsparks auf dem Dornacher Hügel.
Schulbauernhof: Pädagogik und Landwirtschaft
Was sagt die FiBL-Langzeitstudie?
mv. Seit 2015 ist der Hof Untere Tüfleten auch Schulbauernhof. Möglich machte dies nicht zuletzt Wolfgang Unger, früher Lehrer an der Rudolf Steiner Schule, der jetzt als selbstständiger Pädagoge auf dem Hof tätig ist. Der Hof Tüfleten bietet Schülerinnen und Schülern zahlreiche Aktivitäten in der freien Natur, sei es innerhalb der Klasse oder einzeln am Nachmittag. Zudem gibt es «Time-out»-Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden. Der Hof hat es Wolfgang Unger, selbst Vater von vier Kindern, angetan. Aus den ursprünglich geplanten zwei Jahren als Hofpädagoge sind mittlerweile sechs Jahre geworden. Auf dem Hof gibt es viel zu entdecken: vom Hühnerstall über das Bienenhaus bis hin zur Mutterkuh haltung. Spannend sind vor allem auch die handwerklichen Erfahrungen, welche die Kinder machen. Gemeinsam haben Unger und seine Schützlinge im Rahmen eines Projekts einen Brotbackofen gebaut, der rege auf dem Hof genutzt wird, und auch einen Schafstall, der den Schafen beim Goetheanum als Unter-
mv. Am Forschungsinstitut für Biologi-
schen Landbau (FiBL) in der Schweiz läuft seit 1978 ein Langzeitversuch zum Vergleich von biodynamischen, organischen und konventionellen landwirtschaftlichen Anbausystemen, bekannt als DOK-Versuch. Er liegt in Therwil auf dem Gelände der Agrico Genossenschaft, wo diese Praxissysteme Seite an Seite verglichen werden. Im Gespräch mit Paul Mäder, Dr. Biol. Dipl.Ing. agr. ETH, vom FiBL, der für den Versuch seit über 34 Jahren verantwortlich ist.
Vom Korn zum Brot: Wolfgang Unger hat angefeuert. kunft dient. «Rund 2000 Kindernasen sind jährlich auf dem Hof», so Unger. «Der regelmässige Umgang mit den Tieren, mit und in der Natur, stärkt und hilft
FOTO: ZVG
dabei, ins Leben und mehr zu sich selbst zu f inden, sprich: mehr zum Erdenbürgern zu werden.» www.schule-bauernhof.ch
Herr Mäder, was zeigen die Forschungsergebnisse? Das Ertragsniveau der biologisch angebauten Kulturen ist um zirka 20% gegenüber konventionell gedüngten Kulturen reduziert, dies bei einem um 65% geringeren Einsatz von löslichem Stickstoff und einer um rund 40% geringeren Zufuhr von Phosphor und Kalium. Auch die Energiezufuhr in Form von Treibstoff und grauer Energie ist bei den Bioverfahren 50% geringer. Fazit: Biosysteme produzieren effizienter, schonen die Ressourcen und das Klima, tragen zur Artenvielfalt bei und halten Böden fruchtbar.
Wie sieht es speziell beim biodynamischen Landbau aus? Die biodynamischen Böden haben in der Tat die beste Qualität, die beste Struktur und die meisten Lebewesen. Sie bilden auch mehr Humus, emittieren weniger Treibhausgase und haben insgesamt eine günstigere Klimabilanz. Liegt dies an den Präparaten? Die Unterschiede sind wohl hauptsächlich auf den Einsatz von qualitativ hochwertigen Komposten aus Mist zurückzuführen. Im DOK-Versuch können wir aber die Einzelwirkung der Präparate nicht quantifizieren, wir vergleichen Systeme miteinander. Über ihre Wirkung sind trotz jahrzehntelanger Forschung und Praxiserfahrung zahlreiche Wissens lücken offen geblieben. In Einzeljahren konnten gesicherte Unterschiede im mikrobiellen C/N-Verhältnis (Veränderung von pilzlichen und bakteriellen Populationen im Boden) und im pH-Wert (Säuregrad) des Bodens festgestellt werden, was sich im Langzeittrend jedoch nicht bestätigte. Auf den Ertrag hatten die Präparate keinen Einfluss.
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Der Verein Anfora bietet in Dornach betreutes Wohnen und Arbeiten an. Die Angebote von Anfora richten sich an Menschen mit einer psychischen oder einer kognitiven Beeinträchtigung. In der Sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft Herzental und im Betreuten Wohnen Brugg bieten wir Unterstützung im Bereich Wohnen, in der Freizeitgestaltung und im Pflegen von sozialen Beziehungen. Die Tagesstätte Andrena ist ein Verbund von Kleinbetrieben in Dornach mit integrativen Beschäftigungsplätzen in verschiedenen Tätigkeitsbereichen.
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100 Jahre Anthroposophie im Birseck und Dorneck
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Von Arlesheim aus die Welt erobert Was 1921 mit der Gründung von Laboratorien in Arlesheim begann, ist heute ein international tätiges Unternehmen anthroposophischer Prägung. Caspar Reimer Wer kennt es nicht, das Arnika-Massageöl von Weleda? Das aus Extrakten der blühenden Pflanze hergestellte Pflegeprodukt ist wohl eines der bekanntesten Erzeugnisse, das die in Arlesheim beheimatete Weleda AG auf fünf Kontinenten und in über 50 Ländern vertreibt. Der Name Weleda geht auf altgermanische heilkundige Frauen zurück und wurde 1924 von Rudolf Steiner vorgeschlagen, doch die eigentliche Gründung des Arzneimittelherstellers ist wie jene der Klinik Arlesheim datiert aus dem Jahr 1921 – beide feiern derzeit also ihr 100-Jahr-Jubiläum. Die Entstehungsgeschichte der Klinik und jene von Weleda sind eng miteinander verbunden, wie Theo Stepp, der als Senior Global Communications Manager von Weleda die Firmengeschichte bestens kennt, erzählt: «Ita Wegman hatte 1921 die Klinik gegründet und bat Rudolf Steiner, bei Krankenbesuchen beratend zur Seite zu stehen. Es wurde deutlich, dass es viele Heilmittel so noch nicht gab und es fehlte der Betrieb, der sie hätte herstellen können. So kam es schliesslich zur Gründung von Laboratorien und im weiteren Verlauf zur Internationalen Laboratorien AG, woraus dann die Weleda AG wurde. Ita Wegman und Rudolf Steiner gehörten zu den Gründerpersönlichkeiten.» Die beiden Pioniere entwickelten also die ersten Heilmittel und Pflegeprodukte, und im Laufe der Zeit schlossen sich in vielen Ländern Mediziner, Pharma zeuten und Patienten zusammen und gründeten eigene Weleda-Niederlassungen. Nach Betrieben in der Schweiz und in Deutschland folgten in den 1920er- Jahren Österreich, Frankreich, die Tschechoslowakei, Grossbritannien und die Niederlande.
Modern und anthroposophisch inspiriert
Ihrem Leitsatz, der Natur immer nur soviel zu entnehmen, wie man ihr wieder zurückgeben kann, ist das Unternehmen bis heute treu geblieben. Stark gewandelt hingegen hat sich im Laufe der Firmengeschichte die Herstellung der Produkte: «Vieles wurde in der Gründerzeit
Der Hauptsitz in Arlesheim: Hier hat die Erfolgsgeschichte von Weleda vor 100 Jahren ihren Anfang genommen. noch von Hand gemacht. Es gab damals kaum regulatorische Vorschriften», so Stepp. Ganz anders heute, wo Weleda mit modernsten Maschinen und nach den Vorschriften einer guten Herstellerpraxis arbeitet und sich somit nicht von anderen pharmazeutischen Unternehmen unterscheidet: «Da sind wir komplett State of the Art.» Nach wie vor besonders sei «die magistrale Herstel-
lung, gerade hier in Arlesheim, wo Arzneimittel in geringer Stückzahl auf Bestellung gefertigt werden.» Weleda sieht sich heute als ein von der Anthroposophie inspiriertes Unternehmen: «Die wenigsten Mitarbeiter sind Anthroposophen, aber alle schätzen den gegenseitigen Umgang, die Art der Führung, die wertschätzende Kommunikation und die Gestaltung der R äume und
Was gibt es heute zu feiern?
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Aussenanlagen. All dies wäre ohne Anthroposophie so nicht geworden.»
Wirtschaftsfaktor für die Region
Weleda fühlt sich mit der Region verbunden, auch wenn es speziell hierzulande und besonders während der Gründerzeit viele Menschen gab, die der Anthroposophie kritisch gegenüberstanden: «Es gab und gibt immer Anfeindungen. Aber
FOTO: MARIANNE VETTER
gerade hier in der Region herrscht eine gute Atmosphäre», sagt Stepp dazu. Die Weleda AG ist heute im Birseck eine bedeutende Arbeitgeberin und somit auch ein Wirtschaftsfaktor – rund 1000 Arzneimittel, eine Vielzahl von Manufakturherstellungen sowie 120 NaturkosmetikProdukte gehören zum Portfolio. 2020 lag der Jahresumsatz bei 424 Millionen Euro.
100 Jahre nachhaltig, 100 Jahre zukunftsorientiert. Wir gratulieren zum Jubiläum.
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