Oberbaselbieter Zeitung vom 11. Juli 2019

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Nr. 28 21. Jahrgang Donnerstag, 11. Juli 2019

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Das Riedbach Openair in Bubendorf zog Musikfans aus mehreren Generationen an. Seite 6

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Das Musical der freien Missionsgemeinde Gelterkinden mit 80 Kindern war ein voller Erfolg. Seite 9

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In Langenbruck fand zum 100. Todestag von Flugpionier Oskar Bider eine grosse Gedenkfeier statt. Seite 13

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Die Hotspots der Waldameise

Kolumne

Klima-Selbstjustiz

Gelterkinden Erstes flächendeckendes Waldameiseninventar der Schweiz OTTO GRAF

50 freiwillige Helferinnen und Helfer, die sogenannten Ameisengotten und -götti sowie zahlreiche Förster und Forstwarte machten es möglich, dass die beiden Basel über das erste praktisch flächendeckende Waldameiseninventar der Schweiz verfügen. Vorgestern hatten die Medien Gelegenheit, an Ort und Stelle auf dem Gelterkinder Berg einen Blick in das Inventar und auf die Ameisenhaufen zu werfen. Dabei erfuhren die Anwesenden Erstaunliches. «Die Ameisen sind clever. Sie nehmen zum Bau ihrer Nester, was gerade herumliegt, etwa Sand, Tannnadeln oder Blütenblätter der Buche», erklärte der Biologe und Ameisengötti Andres Klein, der schon als Kind von den Insekten fasziniert war. So hat er festgestellt, dass die Waldameisen die meisten Öffnungen im Haufen verschliessen, wenn Regen zu erwarten ist. Und wenn der Regen dann einsetzt, werde alles dicht gemacht. Mindestens das gleiche Volumen wie der Haufen über der Erde befinde sich unter dem Nest, zeigte Klein weiter auf. Deshalb sollte man die Haufen nur aus der Distanz betrachten, um die unterirdischen Gänge nicht zu zerstören. Ein ausgeklügeltes Klimasystem sorgt dafür, dass die Temperatur im Nest ganzjährig gleich hoch bleibt. In einem Bau, rechnete der Experte vor, lebten bis eine Million Ameisen, aber nur eine einzige Königin. Diese werde, nachdem sie begattet wurde, ein Leben lang, acht bis zehn Jahre, befruchtete Eier legen. Die Trockenheit im vergangenen Jahr setzte auch der Waldameise zu. Klein schätzt, dass in Gelterkinden jedes fünfte Nest einging. 1800 Nester kartiert Wie Isabelle Glanzmann, Projektleiterin «Ameisenzeit» ausführte, verfolge das Inventar den Zweck, möglichst viele

Nest der Roten Waldameise. Standorte der Nester der Waldameise festzuhalten. So haben das Amt für Wald beider Basel und die Naturschutzfachstelle des Kantons Basel-Landschaft von 2015 bis 2018 rund 1800 Nester auf der 210 Quadratkilometer haltenden Waldfläche des Baselbiets kartiert. «Für das Zoologische Museum in Lausanne ist diese Kartierung eine Seltenheit und von grösster Bedeutung in der Ökologie und für den Naturschutz», hob Glanzmann hervor. Die Verbreitungskarten dienten als Referenz und ermöglichten eine Vorstellung des potenziellen Verbreitungsgebietes der verschiedenen Waldameisenarten. «Die Waldameise ist deshalb ein besonders interessantes Tier, weil man es

FOTOS: O. GRAF

im Gegensatz zur Wildsau und anderen Waldbewohnern auch sieht, wenn man im Wald ist», sagte Revierförster Andreas Freivogel, der oft Schulklassen erklärt, was es mit dem Wald auf sich hat. Dank des Inventars, gab Kantonsforstingenieur Ueli Meier zu verstehen, wisse man jetzt, wo die Ameisenhaufen sind. Zudem sei das Inventar ein Instrument, um die Bevölkerung auf die Ameise zu sensibilisieren. Auch Regierungsrat Thomas Weber unterstrich die Bedeutung der Waldameise innerhalb des Ökosystems. Der Kanton habe 140 000 Franken in das Projekt investiert, ein bescheidener Ausgabeposten in einem Wald, der über 40 Prozent der Kantonsfläche bedeckt.

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Ameisenexperte Andres Klein.

Wald leidet an Folgen der letztjährigen Trockenheit

Bilanz Schäden in den Baselbieter und Basler Wäldern Der Sommer 2018 war sehr trocken und phasenweise heiss. Als Folge wurden bereits im Juli 2018 erste Bäume mit braunen, dürren Blättern beobachtet, deren Zahl stieg bis in den Spätsommer deutlich an. Erst in den vergangenen Wochen wurde nun klar, wie gross das Schadenausmass ist, wie viele Bäume dem extremen Sommer 2018 tatsächlich zum Opfer fielen. Dem Amt für Wald beider Basel liegen die Zahlen einer Umfrage bei Betriebsleitern und Revierförstern vor. Streu- und Flächenschäden Auf mehr als 20 Prozent der Waldfläche gibt es Streuschäden, das heisst, es sind einzelne Bäume eines Waldstückes betroffen. Ausgeprägt sind diese Schäden in den Gemeinden rund um Basel, im unteren Laufental sowie in Teilen der Frenkentäler. Grössere Schäden – Baumgruppen

oder viele Bäume in einem Waldstück – wurden rund um Pratteln-Muttenz inklusive Hard, im Gebiet Angenstein und im Raum Bubendorf festgestellt. Diese Schäden haben Einfluss auf die zukünftige Waldentwicklung und es ist im Einzelfall zu prüfen, ob und welche Massnahmen notwendig sind. Viele Baumarten betroffen – mehrheitlich alte Bäume Abgestorben sind vor allem ältere Bäume fast aller Baumarten. Am stärksten an allen Standorten die Buche. Bei den anderen Laubbaumarten fallen die Schäden bei der Eiche, weiterhin Esche und beim Ahorn, dessen Absterben meist im Zusammenhang mit Pilzbefall steht. Bei den Nadelbäumen sind auch jüngere Bäume betroffen. Hier hat die Tanne am meisten gelitten, Meldungen zu grösseren Schäden liegen aber auch für Fichte und Föhre vor. Das Absterben

Da ich recht gut über die Verhältnisse im Standing-Rock-Reservat (Dakota) informiert bin, wo man den Lakota eine Pipeline über ihr heiliges Land legt, bin ich kritisch gegenüber dem finanziellen Engagement der Schweizer Grossbanken bei diesem und anderen Projekten. Die Anliegen der Aktivisten, die am 8. Juli je eine Grossbank in Zürich und Basel verbarrikadierten, sind aufgrund der Faktenlage verständlich. Doch war ich hingegen erstaunt, als eine Frau in Zürich sich über den harten Polizeieinsatz angesichts dieser «friedlichen» Aktion beklagte, im Hintergrund aber mit Parolen verschmierte Fassaden zu sehen waren. Diese Schäden müssen letztlich vom Steuerzahler bezahlt werden. Die Aktivisten haben den Tatbestand der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs erfüllt und finden es «skandalös», wenn die Polizei sie zur Personenkontrolle festnimmt. Wie würden diese Leute wohl reagieren, wenn jemand ihre Haustür mit Holz verrammeln und ihre Fassade beschmieren würde? Sehr bezeichnend ist der Name der Veranstalter: «Collective Climate Justice» – «Gemeinschaftliche Klima-Gerechtigkeit» kann das heissen, aber auch «Gemeinschaftliche Klima-Justiz». Ich finde vieles in der Welt ungerecht, aber ich würde mich niemals einer Gruppe anschliessen, die sich anmasst, Richter zu spielen. «Collective Climate Justice» hört sich fast wie Selbstjustiz an. Zwei Tage, nachdem man beim Zürifest beim grossen Feuerwerk Unmengen von Feinstaub produziert hatte, wobei sich etwa im Kreis 6 die Werte innert kürzester Zeit mehr als verzehnfachten, demonstrierten Aktionisten vor der Credit Suisse in Zürich,

bei den Nadelhölzern geht meist einher mit einem Befall durch Borkenkäfer.

und bei Waldbesuchen generell Vorsicht walten zu lassen.

Risiken bei Waldbesuchen Wegen der latenten Gefahr durch abbrechende Äste und umfallende Bäume wurden und werden in einigen Gemeinden Wälder oder Waldteile gesperrt. Dieser Sperrung liegt immer eine gemeinsame Beurteilung durch Forstdienst und Gemeinden zugrunde. Diese erhöhten Risiken bestehen derzeit in fast allen Wäldern der beiden Basel. Diese Situation wird noch länger anhalten, weil die Forstbetriebe nur über beschränkte Ressourcen verfügen und die notwendigen Sicherheitsmassnahmen nicht überall gleichzeitig vorgenommen werden können. Das Amt für Wald beider Basel empfiehlt Waldbesucherinnen und Waldbesuchern, gesperrte Waldgebiete konsequent zu meiden, auch temporäre Schliessungen zu respektieren

Bewältigung und Wiederherstellung Eine rasche Entspannung der Situation ist auch wegen der aktuellen Wetterlage nicht in Sicht. Prioritär stehen nun Arbeiten zur Beseitigung der Gefahrenherde in der Nähe von Infrastrukturanlagen und Erholungseinrichtungen. Sekundär aber nicht weniger wichtig ist, die Frage der Waldzukunft und der Sicherstellung der Waldleistungen zu beantworten und welche Massnahmen zu ergreifen sind, um die sich bietende Chance zu nutzen, den Wald fit für die Zukunft zu machen. Dazu wird das Amt für Wald beider Basel eine TaskForce einsetzen, deren erste Aufgabe ist, das Amt bei der Erarbeitung des Wiederherstellungsprogramms zu unterstützen. AMT FÜR WALD BEIDER BASEL


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