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DIES UND DAS DENKPAUSE

«Ich mach dann mal den Aussenminister»

Melanie Aprin

te ideale Zugverbindungen von Liestal nach Zürich ins Feld. Ich müsse bloss das Vorstellungsgespräch erhalten, und wenn ich dann spüre, dass «die den Job vergeben wollen», dann sei der Moment gekommen, um eine Teilzeitstelle auszuhandeln oder wenigstens zu fragen, ob man mal einen oder zwei Tage von Zuhause arbeiten könne. «Schliesslich machen das einige meiner Mitarbeiterinnen, die Kinder haben, ja auch!» «Das sind Controllerinnen und keine Nachrichtenredakteure», erwiderte ich patzig und bewarb mich trotzdem. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Man lud mich ein, und ich fuhr hin. Ich fand jedoch nie heraus, ob man mir eine Teilzeitstelle angeboten hätte. Denn einer der drei Herren, die mir gegenüber sassen, ein junger und dynamischer Landsmann aus Deutschland, wollte plötzlich wissen, wie ich die aktuelle Situation bei einer Schweizer Grossbank beurteilen würde. Ich habe längst verdrängt, ob es um die damalige Steuer-Razzia bei Kunden der Credit Suisse oder den UBS-Milliarden-Skandal ging. Dafür kann ich mich noch gut erinnern, wie mein Blick verlegen beim Chefredaktor landete. Mit rotem Kopf trug ich Argumente vor, wieso ich spontan keine fundierte Antwort geben könne: Meine Zeit am Newsdesk sei schon etwas länger her, und das gehe ja auch aus meinem Lebenslauf deutlich hervor. Doch innerhalb einer Woche am Nachrichtenpult sei ich – wegen meiner langjährigen Routine in dieser Funktion – verlässlich in der Lage, Fragen wie diese auf Anhieb zu beantworten. Man möge bedenken, dass ich derzeit als Regionaljournalistin unterwegs sei und mich mit anderen Themen beschäftige. «Was sind das denn für Themen?», wollte mein Landsmann wissen. «Ich schreibe beispielsweise über die Not der Bienen», sagte ich und spürte auf Anhieb, dass selbst der sympathische Chefredaktor mich mittlerweile nicht einmal mehr als Quotenfrau einstellen würde. Denn zwischen Bienen und Börsen fehlt es an Verbindungen. So verlief meine Veränderung im Sande, und die Gründe könnte man auch verstehen, würde es nicht bei der Polit-Elite komplett anders aussehen: Unser ehemaliger Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Beispiel macht jetzt mal eben den Aussenminister. Und der Sozialdemokrat Martin Schulz, bis vor kurzem noch Präsident des Europäischen Parlaments, will schon in ein paar Monaten der nächste deutsche Bundeskanzler werden. Hoch gegriffen für zwei Menschen, von denen der eine kein Abitur hat und Buchhändler war, während der andere sich sein Geld mit Deutsch-Kursen für Ausländer verdiente? Offenbar nicht. Weshalb ich mich zu Recht frage, warum Bienen eigentlich nichts mit Börsen zu tun haben dürfen.

Man staunt ja immer wieder, was in der Politik so alles geht. Da gibt es Karrieren, von denen man als normaler Bürger nur träumen kann. Viele junge Menschen etwa würden gerne Arzt werden. Kein Problem, heisst es an den medizinischen Fakultäten, aber bitte nur über den Umweg eines knallharten Eignungstests für medizinische Studiengänge. Noch schwerer soll es sein, Diplomat zu werden: Ohne intensive Vorbereitung und höchste Qualifikation sei es kaum möglich sein, den Zulassungswettbewerb zu bestehen. Die meisten Menschen sind daher froh, eine ganz normale Stelle zu haben und sie zu behalten. Der Wunsch, sich im Laufe seines Berufslebens zu verändern oder gar zu verbessern, ist häufig bereits nicht zu realisieren. Auch ich musste das erfahren, als ich noch in der Schweiz lebte. Ein neuer Job meines Mannes hatte uns von Wien in den Grossraum Basel geführt. Ein neues Quartier war nötig. Wir fanden es im schönen Schwarzbubenland – mitten im überschaubaren Dorfkern von Nuglar. Nun kann man in Nuglar gut Kirschen essen und leckeres Schwarzbubenbier trinken. Auch interessante Stellenangebote gibt es in der Umgebung – für Manager zum Beispiel oder für Chemiker. Für mich als Wirtschaftsredakteurin sah es da eher mau aus. Doch mit Glück tat sich ein Ersatz-Job auf: Der Chef vom «Wochenblatt» schickte mich des Öfteren als Lokalreporterin los, und gelegentlich durfte ich sogar Texte in der Basellandschaftlichen Zeitung platzieren. Mein Leben als Mutter zweier Schulkinder und bescheidene Working Mom schien im Lot. Bis eines Tages mein Mann mich fragte, wann ich mir denn eigentlich wieder einen richtigen Job suchen würde. Immerhin sei man jetzt in der Schweiz, und da sei doch alles möglich. Selbst Teilzeitstellen für Wirtschaftsredakteure könne man im Land der Vollbeschäftigung gewiss aushandeln. «Blödsinn», sagte ich genervt, und führte ihn auf jene Seiten im Internet, wo erfahrene Journalisten auf Job-Suche gehen. Es war Sommer 2012, und meine Suche ergab einen unmittelbaren Treffer: Der verlängerte Arm eines grossen deutschen Medienhauses brauchte für seine Wirtschaftsmedien einen neuen Online-Redaktor am Nachrichtentisch. «Siehst Du», rief ich triumphierend, «da steht nichts von Teilzeit, und obendrein ist der Job in Zürich.» «Na und», sagte Die ehemalige Wochenblattreporterin lebt heute mit ihmein Mann ungerührt und führrer Familie in Nordrhein-Westfalen (D)

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Wahlen

Vielfalt im Leimental

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Links und rechts am Strassenrand hängt zur Zeit gar allerhand und alle strahlen Zuversicht Selbstbewusst manch ein Gesicht Kein Wunder, dass ein jeder lacht: Die Fehler sind schon längst gemacht So dass der Staat heut für und für erscheint als übles Krebsgeschwür Und seine Metastasen-ach ! sind Ringier und Leutschenbach Wer noch so sucht – er findet nie Dagegen eine Therapie Drum lach getrost-o Kandidat fürs meiste kommst du eh’ zu spat. (Jetzt hab’ Gewählte ich erbost – den Nicht-Gewählten sei’s zum Trost) Heinz Klötzli Nunningen

LESERBRIEF

Vorbilder statt Lobbyisten Andreas Bringold ist im Wettkampf um die Kantonsratssitze einer von vielen Kandidaten. Doch er ist der einzige, der schon einmal eines der härtesten Rennen der Schweiz gewonnen hat, den 100 km Lauf von Biel. In unzähligen Situationen stellte er immer wieder unter Beweis, dass er das Zeug dazu hat, nicht aufzugeben, sondern weiterzukämpfen – auch dann, wenn es nicht mehr lustig ist. Mit dieser Ausdauer und Motivation wird er in der kantonalen Politik im Interessenswettbewerb den Schwarzbuben zum Erfolg verhelfen. Er weiss, wie man zur nötigen Stärke findet, dass man Ziele erreichen kann, die auf den ersten Blick unerreichbar erschienen. Er will in den Kantonsrat, weil er daran glaubt, dass es Vorbilder braucht und nicht Lobbyisten. Deswegen lohnt es sich an die Urne zu gehen und Andreas Bringold zu wählen. Silvia Vögtli, Hochwald

WAHLEN KT. SOLOTHURN

Zeit, Bilanz zu ziehen

(Pizzeria Mondial) in Dornach, um die Wahlresultate gemeinsam zu verfolgen und hoffentlich zu feiern. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, vorbei zu kommen. Wir freuen uns auf einen gemütlichen Mittag und danken bereits jetzt allen Wählerinnen und Wählern dafür, dass sie ihre demokratischen Rechte wahrnehmen und damit zu einem lebendigen, gut abgestützten Staatswesen beitragen. Daniel Urech Kantonsrat Grüne, Dornach

Susanne Koch Kantonsrätin CVP Erschwil

Wahlsonntag mit den Grünen Wer noch nicht gewählt hat, hat nur noch drei Tage Zeit, seine Stimme abzugeben. Nach einem engagierten Wahlkampf finden am Sonntag, 12. März die Kantons- und Regierungsratswahlen statt. Die Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen stehen für einen offenen, ökologischen und sozialen Kanton Solothurn ein – Werte, welche auch unsere Regierungsratskandidatin Brigit Wyss teilt. Die Grünen Dorneck-Thierstein treffen sich am Wahlsonntag ab 12.30 Uhr bis ca. 14.30 Uhr im Restaurant Schwert

EINGESANDT

Die letzte Session der Legislaturperiode 2013 – 2017 kommt und damit die Zeit, Bilanz zu ziehen. Die Fraktion der CVP/EVP/glp/BDP ist stolz darauf, als Geburtshelferin weit tragender Geschäfte, wie dem Neubau des Bürgerspitals, der definitiven Einführung der Familien-Ergänzungsleistung oder dem neuen Finanzausgleich unter den Gemeinden eine aktive Rolle gespielt zu haben. Von allen Geschäften war aber der Massnahmenplan und dessen Umsetzung jenes Geschäft, welches über allen anderen stand. Die gesunden Finanzen waren das Prio 1-Legislaturziel des Regierungsrates und der Massnahmenplan der Grund dafür, dass wir die Finanzen des Kantons wieder im Griff haben und für 2017 erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen budgetieren konnten. Dieser Plan wurde letztendlich nur dank den Mitteparteien politisch umgesetzt. Wir haben den nötigen Ausgleich zwischen den Polparteien sichergestellt. Diese Konsensfähigkeit ist letztendlich der Erfolgsgarant des Systems. Eine ausgleichende, lösungsorientierte Politik ist positiv für den Kanton Solothurn – wir setzen sie um! Dass die zunehmende Polarisierung nicht zielführend ist, kann zurzeit in Bundesbern bei der Debatte zur Rentenreform anschaulich verfolgt werden. Wir sind überzeugt davon, dass kommende Herausforderungen, wie etwa die Umsetzung von zwingenden Steuerreformen, ein hohes Mass an Konsensfähigkeit brauchen. Umso wichtiger ist es, dass der Kanton Solothurn auch in den kommenden Jahren eine starke Mitte haben wird. Wir sind bereit dazu!

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Donnerstag, 9. März 2017 Nr. 10

Grüne DorneckThierstein: Die Wanderung begann bei Ida Schaffter in Metzerlen. FOTO: ZVG Die Grünen Dorneck-Thierstein durften letzten Sonntag die Regierungsratskandidatin Brigit Wyss im Leimental begrüssen. Es sollte ein Tag im Zeichen der Vielfalt werden. Die zum Start genossenen Köstlichkeiten aus dem Hofladen von Ida Schaffter in Metzerlen unterstrichen die kulinarischen Höhepunkte, welche Leimentaler Boden und Hände hervorbringen. Unterwegs zur Ruine Landskron wurde die Landesgrenze überschritten, und die Aussicht von oben offenbarte die Lebendigkeit der vernetzten Dreilandregion. Eine Stange des hervorragenden Sto-

cha Biers mit feinem Apfelkuchen im Restaurant Bahnhof in Rodersdorf und die Tramfahrt mit der Linie 10, der angeblich längsten Europas, rundeten den Tag ab. Brigit Wyss konnte sich ausführlich von lokalen, politisch aktiven Grünen orientieren lassen und weiss nun bestens über das Leimental Bescheid – wählen wir mit Ihr Kompetenz und Interesse an der regionalen Vielfalt in den Regierungsrat des Kantons Solothurn! Florian Lüthi Präsident Grüne Dorneck-Thierstein

LESERBRIEF

Energiestrategie Vision und Aufgabe Nun hat die FDP Delegiertenversammlung in Fribourg sich und der Energiestrategie einen der schlechtesten Dienste erwiesen. Die knappe Pattsituation gibt keine Antwort auf Fragen der zukünftigen Energiestrategie. Unverständlich ist dieser Entscheid deshalb, weil er mit seiner Zustimmung, mit nur wenigen Stimmen Vorsprung, die Energiestrategie des Bundesrats unterstützt. Gerade die FDP, die grundsätzlich für eine Reduktion von Bürokratie und Subventionen ist, lässt sich vor diesen Wagen spannen. Ebenso fragwürdig sind die Argumente der Befürworter, mit der Zustimmung würde etwas für den wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt der Schweiz getan. Die technologische Führerschaft hat die Schweiz schon lange abgegeben und die Produktion findet ebenfalls nicht mehr in der

Schweiz statt. Selbst die Fundamentalisten erneuerbarer Energien stehen sich selbst im Weg (Leserbrief, BAZ 06.03.2017 von Maximilian Reimann NR Aargau). Silvio Borner, Präsident des Think-Tank Cornot-Cournot-Netzwerk, beschreibt am 04.03.2017 in der BAZ unter dem Titel «Der Jahrhundertfehler», wie sich nach Fukushima in Deutschland zum Thema Atomausstieg eine Dynamik entwickelt hat, die von der Schweizer Politik, und allen voran vom bundesrätlichen Departement, unreflektiert übernommen wurde. Ungeachtet der politischen Herkunft und bei sachlicher Betrachtung sollte eigentlich klar sein, dass die Energiestrategie 2050 nur scheinbar, dafür eine gefährliche Lösung anstrebt. Bruno Schnellmann, FDP Dornach

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Jetzt noch CVP wählen! Am kommenden Wochenende finden im Kanton Solothurn Kantons- und Regierungsratswahlen statt. In der Konfetti- und Ferienlaune gehen die Wahlen beinahe unter. Die CVP DorneckThierstein ruft deshalb die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auf, von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu machen. Ihre Stimme zählt, denn manchmal entscheiden nur wenige Stimmen! Das Wahlcouvert kann bis zum Samstag, 11 März bei den Gemeinden eingeworfen werden, die Wahlbüros sind am Sonntag bis um 12 Uhr geöffnet. Genauere Angaben finden Sie auf dem Stimmcouvert.

VERANSTALTUNG

Kursangebote für Pilzliebhaber dust. Im soeben erschienenen Sommerprogramm 2017 der Volkshochschule beider Basel ist wiederum ein Pilz-Kurs für Einsteiger und Einsteigerinnen in Laufen zu finden. Beginn des vierteiligen Kurses ist am 16. August. Kursleiter ist Moritz Antony, Pilzkontrolleur und Wochenblatt-Karikaturist. Antony bietet auch im Jahr 2017 Pilzferien an. Und zwar in Elm (Glarus) vom 24. bis 30. September, in Altglashütten (Schwarzwald), vom 8. bis 14. Oktober. Wer Interesse hat, aber keine ganze Woche dafür aufwenden will, findet auf der Website www.pilzferien.ch auch zwei Angebote von kürzerer Dauer. www.pilzferien.ch

Vier Frauen und fünf Männer steigen für die CVP Dorneck-Thierstein ins Rennen um einen Sitz im Kantonsrat. Der Anteil an Frauen beträgt damit 44 Prozent. Die CVP bietet in ihrer Wahlbeilage umfassende Informationen über die Kandidierenden, während andere Parteien vor allem die Portraits zeigen. Bei den Regierungsratswahlen verdienen Roland Fürst und Roland Heim Ihr Vertrauen. Der Leistungsausweis der beiden bisherigen Regierungsräte ist beeindruckend – setzen Sie auf Kontinuität und wählen Sie am 12. März die CVP! CVP Dorneck-Thierstein Micha Obrecht


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