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Bezirk Affoltern

Dienstag, 15. Januar 2013

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«Da capo» für das Frölein im Petticoat Das Einfrauorchester «Frölein Da Capo» im Chilehuus, Hedingen «Volles Haus» für den Gemeindeverein Hedingen. Das von Irene Brügger, alias Frölein Da Capo, am vergangenen Freitagabend servierte «gemischte Plättli» begeisterte das Publikum.

ticks. Selbstredend fehlen auch die geradezu klischeehaft bekannten MannFrau-Themen nicht. Auch hier schöpft Da Capo wahrlich aus dem Vollen.

Ode an Hedingen auf Suaheli

................................................... von urs e. kneubühl Wer rechtzeitig zur Türöffnung eine halbe Stunde vor Konzertbeginn kam, war diesmal schon zu spät. Dicht gedrängt standen die erwartungsfrohen Besucherinnen und Besucher schon lange vorher vor dem Chilehuus in Hedingen. Das vom Gemeindeverein Hedingen organisierte Konzert von Frölein Da Capo war ein Publikumsmagnet, der Saal entsprechend proppenvoll. Aus gutem Grund, wie sich im Verlaufe der nächsten zwei Stunden zeigte: Frölein Da Capo, bestens bekannt aus der Satiresendung Giacobbo/Müller und aus dem Film «Der Sandmann», glänzte als Einfrauorchester und als Entertainerin mit abendfüllendem Programm. Nicht «bloss» als brillanter Lückenfüller wie damals bei Giacobbo/Müller, wo das Frölein im Petticoat leider ausgestiegen ist, «weil man im HDTV älter und dicker aussieht», wie sie schelmisch auf die beiden Sonntagabend-TV-ler flachst.

Gut sortiertes gemischtes Plättli Es ist ausgekocht angerichtete Kost. Landfrauenküche und «haute Cuisine» geschmackvoll gemischt, pfiffig gewürzt und mit Raffinesse abge-

Bietet ausgekocht angerichtete Kost: Irene Brügger alias Frölein Da Capo. (Bild Urs E. Kneubühl) schmeckt. Von mild bis rezent, von säuerlich bis zuckersüss ... und alles kalt und warm, ja, heiss serviert Frölein Da Capo die genussvollen Geschichten aus dem Leben auf dem Lande, oberhalb von Willisau. Hautnah erlebbar, aromatisch, pikant und äusserst geschmackvoll – verfeinert mit einer guten Prise augenzwinkerndem Humor.

Natürlich hat das Frölein, das zwar verheiratet ist, aber dennoch weiterhin ein Frölein bleibt, neben ihrer Stimme auch ihr Loopgerät dabei, dazu Gitarre, Euphonium, Trompete und Tuba. Mehrstimmig und mehrsprachig, singend und jodelnd, begleitet von ihrem eigenen Einfrauorchester – mit dem Loopgerät singt und spielt sie auf der Bühne Live-Sequenzen ein und

gibt diese dann kunstvoll übereinandergelegt wieder –, sorgt Frölein Da Capo von Beginn weg für Begeisterung. In ihren Liedern sinniert sie über das Leben und seine Unzulänglichkeiten und – logo – sie behandelt die wirklich wichtigen Dinge des Lebens im wahrsten Sinne des Wortes von Kopf bis Fuss: männliche Kaschier-Toupets und weibliche Schuh-

So philosophiert sich die Ehefrau und zweifache Mutter durch den Alltag, genauso in Fahrt und Rage, wobei sie ihren Gedanken freien Lauf, teilweise auch schon Galopp, lässt. Da fehlt weder die nach Alice Schwarzer interpretierte Schöpfungsgeschichte noch die leidenschaftliche Schrebergarten-Liebesgeschichte von Elfrida und Kurt. Es wird geratscht und getratscht, sinniert und lamentiert – über Ehelebensweisheiten, eine Firmen-Weihnachtsfeier ohne Happy End oder den (vorerst fiktiven) Geburtstag der zehnjährigen Tochter. Charmant und jovial, blitzgescheit und beschwingt lässt Frölein Da Capo das Hedinger Publikum ein schönes Stück an ihrem Landleben teilhaben. Die Oberhalb-Willisauerin weiss damit zu fesseln, zu begeistern und zu gewinnen. Geradezu frenetisch fällt denn auch der Beifall aus nach ihrer in scheinbarem Suaheli gesungenen Ode an Hedingen. Und auch zum Schluss lässt das Publikum im Chilehuus Hedingen die versierte Alleinunterhalterin nicht ohne mehrere Zugaben – die da wahre Dessertleckereien sind – gehen. Damit schliesst sich der Kreis, wenn man so will, zuletzt ist «da capo» ja vor allem auch ein Ausruf der Beifallsbekundung durch das Publikum: Da capo, Frölein Da Capo!

Die Orchestergesellschaft Affoltern unter neuer Leitung Hugo Bollschweiler hat klare Ziele mit dem Laienorchester Als Bratschist, als Komponist und auch als Dirigent hat sich Hugo Bollschweiler bereits international einen Namen gemacht. Neben dem Stadtorchester Schlieren und dem Jugend-Sinfonieorchester Aargau leitet er seit August 2012 auch die Orchestergesellschaft Affoltern am Albis. Das über 100-jährige Orchester zählt heute 28 aktive Mitglieder. ................................................... von regula zellweger Die Orchestergesellschaft Affoltern am Albis hat bereits über Jahrzehnte dieselben Ziele: Freude am gemeinsamen Musizieren, das Kennenlernen von Musik vorwiegend aus dem klassischen Bereich, das Verbessern der eigenen Fähigkeiten am Instrument und das Erarbeiten von zwei abendfüllenden Musikprogrammen pro Jahr. Bis Mitte 2012 stand das Orchester unter der Leitung des beliebten Dirigenten Simon Reich. Dieser hat nun im letzten Sommer den Stab Hugo Bollschweiler übergeben. Mit diesem Wechsel geht eine wahre Aufbruchsstimmung im Orchester einher.

Ziele setzen und erreichen Hugo Bollschweiler hat konkrete Ziele: «Ich möchte den Kern des Orchesters, die Streicherbesetzung, stärken und behutsam zu einer Einheit formen. In einem nächsten Schritt steht

dann die Erweiterung mit Holzbläsern an, um auch grossbesetztes Repertoire einstudieren zu können.» Die Arbeit mit einem Laienorchester ist eine spezielle Herausforderung, weil es meist heterogen ist. Das technisch-musikalische Niveau ist sehr unausgeglichen. «Es braucht viel Fingerspitzengefühl, um aus jedem Einzelnen das Optimum herauszuholen, das Selbstvertrauen zu stärken und die Spielfreude zu wecken», erklärt Bollschweiler, um gleich zu präzisieren: «Die Musikerinnen und Musiker der OGA sind neugierig, offen und lernbereit. Eine wichtige Voraussetzung für die beginnende Arbeit mit einem neuen Dirigenten. Es ist ein grosses Potenzial vorhanden, das aber sehr vorsichtig und mit Geduld geformt werden muss.»

Ein neuer Wind «Eine gute Altersdurchmischung des Orchesters ist mir sehr wichtig, da es hilft, Dynamik, Erfahrung und Energie in einer idealen Mischung zu verbinden. Jede Altersgruppe bringt wieder ganz eigene Qualitäten mit ein. Es ist eines meiner Ziele, die OGA zu verjüngen und ihr zu einem Mix zu verhelfen, der auch die nähere Zukunft des Orchesters sichert», so antwortet Bollschweiler auf die Frage nach der Überalterung des Orchesters. Im gemeinsamen Musizieren sieht er viele Vorteile für Jung und Alt: «Musik ist verbindend, über soziale und Generationengrenzen hinweg. Es kann eine echte Bereicherung sein, in einem Umfeld Musik zu machen. Auch sozia-

le Aspekte spielen mit, man lernt neue Leute kennen, denen man vielleicht sonst nicht begegnen würde. So kann Musik eine unkomplizierte und gleichzeitig unterhaltsame Kommunikationsbrücke sein.»

Angemessenes Repertoire «Die Auswahl des Repertoires ist etwas vom Schwierigsten bei einem Laienorchester», erklärt Bollschweiler, «Ich versuche, die goldene Mitte zwischen Über- und Unterforderung zu finden. Im Zentrum steht immer die Arbeit an musikalischen Aspekten. Die technische Schwierigkeit darf diese musikalische Arbeit nie verunmöglichen.» Gerade diese Einstellung des musikalischen Leiters soll auch junge Menschen motivieren, in der Orchestergesellschaft mitzuspielen. Sie zeigt den Willen, Orchestermitglieder individuell zu fordern und zu fördern. Diese Haltung hat nicht nur der Dirigent. Die Orchestermitglieder unterstützen sich auch gegenseitig und es herrscht eine freundliche Atmosphäre. Hugo Bollschweiler freut sich über neue Streicher und möchte auch das Holzbläser-Register aufstocken. Interessierte können sich beim Dirigenten melden.

Konzerte Ende Januar Unter der Leitung von Hugo Bollschweiler konzertiert die Orchestergesellschaft Affoltern mit der Cellistin Cécile Grüebler am Samstag, 26. Janu-

Der neue künstlerische Leiter und Dirigent der Orchestergesellschaft Affoltern, Hugo Bollschweiler. (Bild zvg.) ar, in Hausen, am 27. Januar 2013 in Affoltern. Es kommen Werke von François-Joseph Gossec (1734–1829), Arthur Foote (1853–1937), Victor Herbert (1859–1924) und W. A. Mozart (1756–1791) zur Aufführung. Egal, ob man seit Jahrzehnten bereits die Konzerte der Orchestergesellschaft besucht oder ob man, allenfalls neu im Knonauer Amt, sich für ein

Mitwirken interessiert, der Besuch lohnt sich bestimmt. Denn, wie schon Hesse sagte: «Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne», so ist es bestimmt faszinierend, die Aufbruchsstimmung und die neue Ausrichtung des Orchesters zu erleben. Informationen: www.oga-aa.ch, www.hugobollschweiler.ch


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