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Freitag, 13. Dezember 2019

«Du kannst Menschen nicht helfen, die du nie persönlich getroffen hast» Freundschaft zwischen der Primarschule Bonstetten und einem Waisenhaus in Kenia Was mit einem Briefkontakt zwischen einer Primarschulklasse aus Bonstetten und den Waisenkindern vom «House of Hope» in Kenia begann, führte zu einem persönlichen Besuch in einer der ärmsten und abgelegensten Regionen Ostafrikas. Käthi Kaufmann aus Hausen, Primarlehrerin in Bonstetten, folgte ihrem Herzen, als sie sich sagte: «Ich habe durch die Medien genug über das Leben und Überleben in Kenia und anderen afrikanischen Ländern gesehen und gehört. Jetzt will ich mir selber ein Bild machen, ganz nach dem Motto ‹Du kannst Menschen nicht helfen, die du nie persönlich getroffen hast›.» So reiste sie Ende Oktober nach Kenia, zusammen mit ihrem Ehemann Kurt Ott und einem Team der Hilfsorganisation Serv International (www.servone.org) aus Atlanta/USA. Mit im Gepäck hatten die beiden Musiker, auch bekannt als «AlpPan Duo», viele Geschenke und Briefe der Schulkinder aus Bonstetten und natürlich ihre Instrumente, Alphorn und Panflöte. Nach einem Besuch des Waisenhauses für Kleinkinder «His Cherished Ones» in Nakuru besuchte die Gruppe den Hauptsitz von Serv International in Nairobi, wo täglich in aufwändiger Handarbeit auf kleinstem Raum Tonnen von Reis und Linsen, angereichert mit getrocknetem Gemüse, Salz und Vitaminpräparaten, abgepackt und anschliessend auf grossen Lastwagen in die ärmsten Regionen Ostafrikas und in die Slums Nairobis gebracht werden. Anschliessend begleiteten die beiden einen solchen Lebensmitteltransport in die Slums Nairobis und pack-

Käthi Kaufmann hat in Kenia eine unglaublich eindrückliche Zeit erlebt.

Als «AlpPan Duo» gaben Kurt Ott und Käthi Kaufmann eine musikalische Kostprobe – zur Freude der Kinder. (Bilder zvg.) ten bei der Verteilung gleich selber an. In einem aus Wellblech und Holz dürftig zusammengebauten, stickigen, von Schweiss und Urin übel riechenden Kirchenraum standen unzählige Kinder mit einem Plastikschälchen in der Hand geduldig in einer langen Schlange an um einen Löffel voll Reis zu bekommen. Die Warteschlange war zu lang, der Topf mit Reis nicht gross genug ... vielen Kindern blieb nur die Hoffnung auf mehr Glück am nächsten Tag.

Musik verbindet! Nach zwei unglaublich bewegenden und eindrücklichen Tagen voller Kontraste in Nakuru und Nairobi ging die Reise weiter in die Wüstenregion Turkana im Nordwesten Kenias. In den Dörfern Kaakiring, Nabuskaal und Namornyang wurden die «Mzungus», wie wir Weissen dort genannt werden, mit fröhlicher Musik, Tanz und Gebeten empfangen. Anschliessend versorgte das schweizerisch-amerikanische Hilfsteam die Bevölkerung mit sauberem Wasser und Essenspaketen. Die Menschen nahmen zum Teil stundenlange Fussmärsche in Kauf, um bei der Essensverteilung dabei zu sein. Die Begegnungen mit diesen Menschen, ihre Dankbarkeit und Herzlichkeit beeindruckten zutiefst. Mit «Amazing Grace», gespielt mit Alphorn und Panflöte, bedankte sich das «AlpPan Duo» für den Einblick, den ihnen diese Menschen in ihr karges, vom tägli-

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chen Kampf ums Überleben geprägte Leben gewährten.

Besuch im «House of Hope» Ein Höhepunkt der Missionsreise war der Besuch im Waisenhaus «House of Hope» in Lodwar. Das Team rund um Käthi Kaufmann verbrachte viel wertvolle Zeit mit den 67 Waisenkindern, die allesamt aus den umliegenden Dörfern stammen und im «House of Hope» ein neues Zuhause gefunden haben. Sie bekommen dort sauberes Wasser, genügend Essen, Schulbildung, medizinische Versorgung und vor allem – und das ist das Wichtigste – ganz viel Liebe! Für die Bonstetter Primarlehrerin Käthi Kaufmann war es ein unvergesslicher Moment, als die Waisenkinder die mitgebrachten Briefe ihrer Freunde aus dem Säuliamt lesen durften! Besonders gefreut haben sie sich über die bunten Bleistifte, welche vorgängig von den Bonstetter Schulkindern mit farbigen Blümchen verziert wurden. Damit machte das Briefeschreiben natürlich doppelt Spass! So versammelten sich die Waisenkinder trotz Schulferien in ihrem Schulzimmer und schrieben mit den neuen Bleistiften eifrig Briefe zurück an ihre Schweizer Freunde. Zum Abschluss des schweizerischamerikanischen Besuchs hatte das «AlpPan Duo» eine Überraschung vorbereitet: Kurt Ott und Käthi Kaufmann packten ihre Instrumente vor den fun-

kelnden Augen der Kinder aus. Es wurde ganz still und andächtig im Raum als das bekannte «Hallelujah» mit Alphorn und Panflöte erklang. Anschliessend durften die Kinder selber probieren dem langen Schweizer Horn Töne zu entlocken und auf den Bambusröhrchen der Panflöte eine Melodie zu spielen. Als Höhepunkt schenkte Käthi Kaufmann schliesslich dem Heimleiter zwei Panflöten, welche vom Schweizer Panflötenbauer Jörg Frei gesponsert wurden. (pd.)

zur sache

Das Tätigkeitswort glauben beruht auf einer indogermanischen Sprachwurzel und bedeutet ursprünglich für lieb halten oder gutheissen. Es wurde schon in vorchristlicher Zeit auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu einer Gottheit bezogen. Und auch nach biblischem Verständnis ist glauben ein anderes Wort für vertrauen. Im christlichen Sprachgebrauch wurde es allerdings je länger desto mehr auf das «Fürwahrhalten» bestimmter Glaubensinhalte eingeengt: «Ich glaube an Gott, den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde und halte für wahr, dass sein einziger Sohn von einer Jungfrau geboren wurde, dass er Wasser in Wein verwandelt hat und von den Toten auferstanden ist…». Ob man solche und ähnliche Glaubensvorstellungen für wahr hält oder nicht, ist nicht entscheidend. Man braucht sie nicht als bare Münze zu nehmen und kann sie auch nicht verordnen. Aber sie weisen in bildhafter Ausdrucksweise darauf hin, dass bei Gott manches möglich ist, was für Menschen unvorstellbar bleibt. Und ihre Absicht ist es, das Gottvertrauen zu bestärken. (ubo) In der Serie «Herkömmliches» deutet Urs Boller die mutmassliche Herkunft von Wörtern und Begriffen.

Im Spital Affoltern geboren

Alain Joachim, 29. November.

«House of Hope» Kinder zwischen 4 und 18 Jahren, welche ihre Eltern infolge Hunger, Krankheit, Krieg oder Unfall verloren haben, erhalten im «House of Hope» ein Dach über dem Kopf, Kleider, sauberes Wasser, genügend Essen, Schulbildung, medizinische Versorgung und vor allem ganz viel Zuneigung und Liebe. Das «House of Hope» wurde 2008 von Serv International gegründet und wird seither von Spendengeldern über diese gemeinnützige Organisation getragen. www.servone.org.

Nevio Manuel, 5. Dezember.

Liam, 8. Dezember. (Bilder Irene Magnin)

digitalisierung in worten

Content

E

«Die Stille ist nicht auf den Gipfeln der Berge, der Lärm nicht auf den Märkten der Städte; beides ist in den Herzen der Menschen.» (Indisches Sprichwort)

Glauben

078 815 44 37, info@swiss-pan.ch.

Der Butterbrezel

Lebensweisheiten

herkömmliches

Weitere Infos: Käthi Kaufmann, Telefon

randnotizen

ine junge Frau betrat das Café «Castello», mittags kurz vor halb eins, in Affoltern. Sie, vielleicht zwölfjährig, Nike-Sneakers, Röhrenjeans, freie Knöchel, setzte sich an den Tisch in der Ecke. Auch schon hatte sie draussen gesessen, aber heute war es ihr zu kalt. Ihr Fuss wippte im Takt mit Ed Sheeran, ein Daumen bearbeitete das Handy. Dann stand der Angestellte bei ihr am Tisch: «Was dörfi dir bringe?», fragte er, und sie fragte zurück: «Muess mer öppis näh?» «Ja», sagte er, «eigentlich scho, aber isch glich. Bliib sitze.» Sie holte das Portemonnaie aus ihrer Tasche, öffnete das Münzfach. Studierte die Karte, zählte die Münzen. Türmte sie vor sich auf. Und als er wieder an ihrem Tisch vorbeikam, sagte sie: «Ich nimm es Buttergipfeli.» «Isch scho guet», sagte er. «Gipfeli hani sowieso kei meh», er lächelte, und ihr Fuss wippte weiter, im Takt mit dem nächsten Popsong, ein Daumen bearbeitete das Handy.

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Laugenbrot und Butter sind manchmal viel mehr wert als ihr Preis. (Bild lhä) Als er ein paar Minuten später wieder an ihrem Tisch vorbeikam, legte er eine Serviette hin und einen Butterbrezel darauf. Sie strahlte, sah ihn an, den Brezel, wieder ihn. Sie bedankte sich, legte das Handy weg, ihr Fuss wippte. Noch einmal kam er zurück, stellte ihr ein Glas Wasser hin, noch einmal strahlte sie. Dann musste sie los, lief zum Tresen, in der Hand das Münz. «Isch scho guet, das gaht ufs Huus», sagte er. «Danke vielmal», sagte sie, und als er sich umgedreht hatte, öffnete sie ihre Faust, legte das Münz auf den Tresen und verschwand. (lhä)

Jegliche digitalen Inhalte werden Content genannt. Content meint dabei die Gesamtheit der Beiträge in Sozialen Medien, Blogs, Internet-Foren und Webseiten. Auf der Internetseite affolteranzeiger.ch meint Content also die Gesamtheit der bezahlten Inhalte, also der Werbung und der journalistischen Inhalte. In Unternehmen, die ihre Internetseite regelmässig bewirtschaften, ist meistens ein sogenannter Content-Manager für die Aktualität der Inhalte verantwortlich. (sals) In der Serie «Digitalisierung in Worten», erläutert der «Anzeiger» primär aus dem Englischen stammende Begriffe, die sich im 21. Jahrhundert auch im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt haben.

gedankensprünge Gesund Wenn ich in den sauren Apfel beiss Verzieh ich dabei keine Miene Lass es mir schmecken, denn ich weiss Darin sind viele Vitamine Martin Gut


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