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Bezirk Affoltern

Dienstag, 1. Oktober 2013

Schauen, stöbern – tolle Gespräche führen «Offenes Atelier» bei Katharina Proch in Obfelden Worin unterscheiden sich Atelierbesuche von Besuchen von Ausstellungen in Galerien? Bei einem Besuch in einem Atelier erlebt man einen Künstler hautnah in seiner Umgebung. Als Gast darf man in Mappen und Stapeln von unzähligen Bildern stöbern – und vor allem ergeben sich persönliche Gespräche. ................................................... von regula zellweger Katharina Proch hat sich in Künstlerkreisen längst einen Namen gemacht – nicht nur im Knonauer Amt. Im Lauf mehrerer Jahrzehnte haben sich unzählige Werke angesammelt. Diese will die Obfelder Künstlerin nun einem breiten Publikum zugänglich machen: «In der letzten Zeit habe ich vorwiegend mein Atelier auf Vordermann gebracht. Daher die Idee mit der Atelieröffnung, sozusagen Tage der offenen Tür. Ich habe nämlich festgestellt, dass ich eine Unmenge Bilder besitze. Trotzdem würde ich gerne weiter arbeiten und malen.»

Atelier an der Hölibachstrasse in Obfelden Das kleine helle Haus neben dem Wohnhaus an der Hölibachstrasse in Obfelden erzählt viel über die Persönlichkeit von Katharina Proch. Der grosse Raum mit der Treppe zur Galerie ist offen und hell. Vielerlei Materia-

Lebensweisen, besucht Kultstätten und Museen und setzt sich intensiv mit den Menschen auseinander. Dabei findet sie immer wieder Parallelen zum eigenen Lebenskonzept, entdeckt Form- und Denkverwandtschaften. «Ich suche die einfache Form, lasse mich vom Wunsch, mich immer wieder selbst neu zu entdecken und finden leiten.» Auf die Frage, was Kunst für sie bedeute, führt sie aus. «Für mich ist die Kunst eine Interpretin der GeWill unzählige Werke einem breiten Publikum zugänglich machen: Katharina Proch. (Bild rz) genwart. Mit der lien, unterschiedlichste Papiere, Pin- Wurzeln der Motive und Themen Fülle der Informationen wachsen auch sel, Gläser, halb fertige Arbeiten, volldie Möglichkeiten des Ausdrucks, das endete Werke an den Wänden und ge- Faszination, das Bekenntnis zur Farbe fasziniert mich. Manchmal ist es sammelte Alltagsdinge, die zum Ab- bilden einerseits die Basis für ihr schwierig, sich treu zu bleiben. Es zeichnen einladen, ergeben ein Bild künstlerisches Schaffen, anderseits mangelt nie an künstlerischen Einfälihrer Vielseitigkeit und Vielschichtig- prägen ihre Interessen für fremdländi- len.» Katharina denkt lange nach und keit. Es herrscht Ordnung in einem sche Kunst, geschichtliche Traditionen formuliert schliesslich sorgfältig: «Die grosszügigen Sinn. Katharina Proch ist und religiöse Bräuche, insbesondere Malerei ist für mich eine Quelle des bescheiden. Sie mag es nicht, wenn der östlichen Kulturen und der afrika- Wohlbefindens und ein Ausloten des man sie als Künstlerin bezeichnet, will nischen Kunst, ihr Denken und ihre Machbaren. Sie gibt mir Kraft, ist Ausauch hier Genauigkeit. Sie sieht sich Werke. Sie mag «Andersdenker», lässt gleich zum Alltag, ist Rückzugsmögals Zeichnerin, als Malerin, als Holz- sich gern von anderen Kulturen beein- lichkeit. Sie bedeutete eine Möglichschneiderin, als Frau, die sich mit Di- flussen. Beim Bereisen von fernen Län- keit, nach den Jahren meiner beruflidern taucht sie tief ein in die fremden chen Existenz und neben der Arbeit gital Art befasst.

als Familienfrau immer wieder Kreativität auszuleben. Das Spiel mit den Farben spiegelt mein Lebensgefühl, da es sehr emotional ist.»

Interessante Gespräche «Ich bin ein leiser Mensch, doch nicht introvertiert», fasst Katharina Proch zusammen. Sie liebt persönliche Gespräche und lässt sich Zeit, genau zu formulieren. Denn ein Austausch mit ihr ist nie oberflächlich. Ihre Kindheit in Deutschland war vom Krieg geprägt, ihre jungen Jahre vom Beruf als Modedesignerin. Mit Reisen hat sie stets ihren Horizont erweitert und mit ihrer Offenheit für Neues verfügt sie über verschiedene Techniken des künstlerischen Schaffens, die sie von der Pike auf, mit Ausdauer und Fleiss gelernt hat. Katharina Proch macht keine halben Sachen. Lust auf ein Gespräch mit dieser interessanten Frau, auf einen Blick in ihr Atelier? Ein Besuch in Obfelden lohnt sich bestimmt, denn der Vorteil eines Ateliersbesuchs beinhaltet eine viel grössere Auswahl und niedrigere Preise als bei einer Ausstellung in einer Galerie. Vor allem die Zeichnungen und Aquarelle begeistern Säuliämtler, sind da doch Landschaften, Dörfer und Häusergruppen festgehalten, die es so unterdessen aufgrund der regen Bautätigkeit teilweise nicht mehr gibt. Öffnungszeiten: Samstag, 5., und Sonntag, 6. Oktober; Samstag, 12., und Sonntag, 13. Oktober; jeweils 10 bis 18 Uhr, Katharina Proch, Hölibachstrasse 52, 8912 Obfelden, Telefon 044 761 38 80.

Von absichtslos zu ausdrucksstark «Nichtwerke» – Ausstellung in der Aeugster KommBox In der Aeugster KommmBox sind bis zum 21. November Gemälde mit dem Titel «Nichtwerke» zu sehen. Was steckt dahinter? ................................................... von marysia morkowska

Susanne Andres und Barbara T. Kämpfer, 2. und 3. vordere Reihe von links. (Bilder zvg.)

Mettmenstetter Künstlerinnen in Zug Ausstellung der Group 10 Die zehn Künstlerinnen zeigen seit dem 27. September ihr vielfältiges Schaffen in der Altstadthalle Zug. Das Motiv dieser Ausstellung «Inspirationen» ist facettenreich und reflektiert die Individualität dieser Frauen. Gezeigt werden Werke in Öl, Acryl, Aquarell, Mischtechniken auf diversen Trägermaterialien, sowie Quilts und verschiedenste Skulpturen. Hinter diesem Leitgedanken verbirgt sich, was die Künstlerinnen bewegt und lässt ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Sie kennen keine Berührungsängste ihren Fantasien freien Lauf zu lassen. Sämtliche Arbeiten sind unabhängig voneinander erarbeitet worden.

in Zug aus. Ihr Zusammenhalt ist die bildende Kunst. Unter den Künstlerinnen sind auch Susanna Andres (Acryl) und Barbara T. Kämpfer (Quilts), beide aus Mettmenstetten. Art Group 10 in der Altstadthalle, Zug. Täglich offen von 11 bis 19 Uhr. Finissage: Sonntag, 6. Oktober, 11 bis 18 Uhr.

Regelmässig Ausstellungen Seit Mitte der 90er-Jahre stellt die Art Group 10 in regelmässigen Abständen

Quilt von Barbara T. Kämpfer.

Wer die ausladenden Treppen neben der Postautostation Dorf hochsteigt, erlebt dieser Tage einen speziellen Empfang. Gleich nach dem Eingang hüpft den Besuchern ein dynamisches Gemälde in die Augen. Seine lebhafte Oberfläche besteht, wie die Beschriftung verrät, aus Naturharz, Leim, Kreide und Stucco di Pietra. Zehn weitere Bilder und Bildchen hängen in der Ausstellungskoje, lauter ungegenständliche Kompositionen. Auffallend sind die Zutaten der Farben: Sie enthalten überraschende Dinge wie Leinöl, Bienenwachs oder Rohrzucker. Das opulente Bouquet der Pigmente reicht von Spinellgelb über Persischrot hin zu Eisenoxidschwarz. Die Gemälde sind mit «Nichtwerke» betitelt, geschaffen hat sie die auf Raumgestaltungen spezialisierte Firma «natürlich renovieren». Ihr Inhaber Carlo Vagnières erklärt den Grund für die etwas orakelhafte Bezeichnung: «Diese Gemälde entstehen nebenbei während dem Prozess der Raumgestaltung. Das eigentliche kreative Moment ist dabei die Absichtslosigkeit.» Statt eines gestalterischen Willens ist also der Zufall am Werk. Dazu meinte die Projektleiterin der KommBox, Ruth Zimmermann, an der Vernissage: «Neulich war ich an der Art in Basel und sah dort ähnliche Bilder hängen. Dass hier kein Künstler am Werk ist, merkt man nicht.» Die KommBox im Gemeindehaus steht Menschen mit einer engen Verbindung zu Aeugst als Kommunikati-

Carlo Vagnières: «Nichtwerke» sind Gemälde, die während des Prozesses der Raumgestaltung entstehen. (Bild zvg.) onsplattform zur Verfügung. Und so erhält man Einblicke in dieses Unternehmen, das auf und hinter der Rampe schräg vis-à-vis vom Volg residiert. Carlo Vagnières und sein Team gestalten Räume vom Konzept bis zur Ausführung. Zum Einsatz kommen ausschliesslich natürliche Materialien. Die Farben entstehen meist frisch vor Ort, sie sind auf die jeweiligen Räume und die Bedürfnisse ihrer Bewohner abgestimmt. Die dabei entwickelten Vormischungen, die Erst- und Zweitanstriche landen unter anderem auf Gips- oder Holzplatten, den späteren «Nichtwerken». Hier werden Farbmuster festgehalten, gefüllte Pinsel ausgestrichen und Reste appliziert. Das Team stellt auch fein abgestimmte Verputze und Bodenbeläge her, vorzugsweise mit Rohstoffen aus der jeweiligen Region. Auch diese Materialien sind auf den «Nichtwerken» ver-

ewigt. Das konkrete Schaffen der Firma präsentiert sich den Ausstellungsbesuchern anhand von Fotografien des Stadthauses von Orbe. Jeder Raum erhielt seine eigene Stimmung, etwa eine beruhigende Wirkung im Eingangsbereich oder eine lichtvolle Weitung im zentralen Atrium. Und nun, wo das Auge allmählich für die Farbnuancen geschärft ist, fällt das warme Champagner-Weiss an den Wänden der KommBox auf. Sanft hebt es sich vom sachlichen Weiss der übrigen Gemeindehauswände ab. Vagnières hat sie mit einer Mischung aus Casein, Kreide und Marmor gestrichen. Es ist eine von sage und schreibe 17 verschiedenen weissen Farben, welche «natürlich renovieren» im Sortiment hat. Am 16. Oktober findet um 18.30 Uhr eine Einführung in der KommBox statt, anschliessend um 19 Uhr ein Atelierbesuch.


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