MANAGEMENT
Vielfältige Nutzung als Gewerbepark mit unterschiedlichen Mietern sowie als Neu- und Gebrauchtwagenhalle mit 1.400 Quadratmeter Nutzfläche
Der Ausstieg zum Sechziger Wie entkommt ein Autohändler dem Zweifrontenkrieg zwischen Importeuren und Banken? Dr. Eduard Leischko (Peugeot) hat es schon vor 1 1/2 Jahrzehnten vorgezeigt. Von Dr. Friedrich Knöbl
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iemand wird Dr. Eduard Leischko vorwerfen können, dass ihm der Autohandel nicht am Herzen gelegen ist. Schließlich war er der Einzige, der seinerzeit gleichzeitig als Bundesgremialobmann und als Bundesinnungsmeister die Interessen der Kfz-Branche vertreten hat. Umso überraschender war es, als er 2001 knapp vor seinem Sechziger sein Peugeot-Autohaus an den Konzern verkauft hat. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. „AUTO & Wirtschaft“ hat recherchiert, wie ihm dieser Ausstieg geglückt ist.
Dr. Eduard Leischko ist in der Branche noch immer gut vernetzt
Peugeot seit 1923 „in der Familie“ Der promovierte Techniker spielte schon von der Betriebsgröße her in der Oberliga des Autohandels mit. Sein Onkel Rudolf war seit 1923 als Importeur für Westösterreich aktiv, also zehn Jahre vor Carl Jeschek, dem 1933 der Import für den Süden und Osten Österreichs anvertraut wurde. 1974 wurde das Land auf vier Importeure aufgeteilt: Jeschek verlor zugunsten von Dr. Harald Robinson, der seit der Gründung von Wittwar & Co neben VW auch im Mercedes-Bereich aktiv war, den Süden. Der bisherige Hanomag-Henschel-Lkw-Händler Rudolf Frey bekam auf Kosten von Leischko Salzburg und Tirol. „Solange ein Hersteller einen Markt erst aufbauen muss, ist er an mehreren Partnern interessiert“, analysiert Leischko rückblickend eine auch heute weit verbreitete Konzernstrategie. „Wenn das Geschäft floriert, werden die dann verabschiedet.“ Manche österreichische Unternehmen – wie etwa Hinteregger oder Tarbuk – kamen dabei unter die Räder.
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Der Wiener Peugeot-Händler Joschi Walter starb überraschend 1992
AUTO & Wirtschaft • MÄRZ 2016
Mit Talbot begann das Umdenken „Zu viert haben wir 1981 den Simca Vertrieb von Talbot Austria in Salzburg übernommen“, erinnert sich Leischko. „Zwei Jahre später war der ganze Zauber vorbei.“ Das war für ihn eine der Erfahrungen, wie ein Händler durch Änderungen der Konzernstrategie viel Geld verlieren kann. Damals hatte der Konzern den Händlern bei Änderungen der Corporate Identity allerdings noch einiges dazu gezahlt, „aber seither wurde uns sukzessive alles in Rechnung gestellt“. In der Folge wurden die vier Importeure durch ein konzerneigenes Marketingbüro von den Importagenden „entlastet“. Nach dem Tod von Robinson Ende 1983 wurde den drei verbliebenen lokalen Importeuren (der Jeschek-Adoptivsohn Joschi Walter betreute von Wien aus fast zwei Drittel des Marktes) von der Pariser Zentrale angeboten, den ganzen österreichischen Peugeot-Import gemeinsam in einer Firma zu machen. „Den Geschäftsführer wollten sie allerdings allein bestimmen.“ Unter diesen Umständen – und nach den Erfahrungen mit Talbot – war aber keiner bereit, in ein solches unkalkulierbares Geschäft Geld zu stecken. „Dann wollte der Joschi das allein machen, aber das wollten die Franzosen nicht“, erinnert sich Leischko an 1987, als die Importagenden auf die konzerneigene Peugeot Marketing GmbH übertragen wurden. Das bisherige Marketingbüro hatte sich plötzlich zum Importeursmonopolisten gemausert. „Ausgleichszahlungen gab es dafür keine.“ Dafür wurden die bisherigen Partner mit exklusiven Einzelhandelsverträgen in ihren bisherigen Importgebieten abgefertigt.
Im Einzelhandel sehr erfolgreich Noch als lokaler Importeur hat Leischko den Ausbau eigener Standorte forciert. Und ist stolz darauf, sich dank dieser Strategie zumindest im Einzelhandel erfolgreich behauptet zu haben. Wie auch Walter – bis dieser 1992 überraschend tot zusammen gebrochen ist. Ein Schicksalsschlag, der dem Konzern die Möglichkeit zum Einstieg in den Peugeot-Einzelhandel eröffnete. Den Erben wurde das Unternehmen abgekauft, aus dem Traditionsbetrieb Jeschek wurde schlagartig Peugeot Wien.