Renate Stendar-Feuerbaum Ausstellung Hamburg 2018

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RENATE STENDAR-FEUERBAUM SKULPTUREN UND BILDER HAMBURG BARLACH HALLE K AUGUST 2018


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Konzept des Katalogs Renate Stendar-Feuerbaum Š Stiftung Stendar-Feuerbaum www.stiftung-stendar-feeuerbaum.de


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Renate Stendar-Feuerbaum Skulpturen und Bilder Hamburg Barlach Halle K August 2018

Auswahl der Werke und Gestaltung der Ausstellung unter dem Titel Welt und BĂźhne Carolyn Heinz und Dr. des Franziska Storch

Ansprache an der Vernissage Dr. des Franziska Storch


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„FÜRCHTET EUCH NICHT, SIEHE, ICH VERKÜNDIGE EUCH GROSSE FREUDE“ Bronze (1976)


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Dank Viele Menschen haben für das Zustandekommen der Ausstellung mitgearbeitet. Zunächst Dank an die beiden Kuratorinnen Carolyn Heinz und Dr. Franziska Storch. Weiter danke ich Martin Stallbaum und Florian Huber, die mit gutem Auge und sicherer Hand, die Kuratorinnen beim Aufbau der Ausstellung unterstützt haben. Dank den Fotografen Helge Mundt, Markus Tollhopf und Jürgen Joost für die Aufnahmen. Dank auch an Frau Elfie Barlach, die durch die Vermietung der Räume die Ausstellung möglich gemacht hat. Für Öffentlichkeitsarbeit seien Marietta Andreae und Joana Tiedemann gedankt. Und ganz herzlichen Dank an die Personen, die nicht genannt werden wollen. Meinem Mann, Wolfgang Stendar, der die Ausstellung nicht mehr erleben durfte, sei diese gewidmet.

Renate Stendar Feuerbaum Hamburg Dezember 2018


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Eröffnungsrede am 22.08.2018 in der Barlach Halle K, Hamburg: Dr. des. Franziska Storch: Renate Stendar-Feuerbaum. Welt und Bühne Liebe Gäste, zunächst darf ich Sie im Namen von Frau Stendar-Feuerbaum herzlich begrüßen. Ihre Ausstellung unter den zwei Begriffen Welt und Bühne ist eine Rückblende auf das Lebenswerk der Künstlerin, die als Bühnenbildnerin eine Karriere am Theater begann und ihre Erfahrungen der Raumgestaltung schrittweise in eine freie künstlerische Umsetzung überführte. Mit ihren 98 Jahren kann Sie auf ein umfangreiches und vielseitiges Schaffen zurückblicken, für das sie Kraft auch aus dem gemeinsamen Leben mit ihrem Mann, dem Schauspieler Wolfgang Stendar, schöpfte. Wie Ying und Yang haben beide einander bestärkt, darstellerisch und bildnerisch künstlerisch tätig zu sein. (Das gleichnamige Objekt Ying und

Yang (1995) haben wir daher als Motiv für die Einladungskarte gewählt und in der Ausstellung gleich zu Beginn platziert.) Zu diesem besonderen Verhältnis merkt Renate Stendar-Feuerbaum an: „Als wir uns zum ersten Mal begegneten, waren wir beide nichts anderes als uns sympathische Theaterkollegen und noch weit davon entfernt, einer des anderen Mittelpunkt zu werden.“ (S. 111) Das war 1947 am Theater in Itzehoe, wo alsbald Shakespeares Romeo und

Julia aufgeführt wurde, mit Wolfgang Stendar in der männlichen Hauptrolle als Romeo und in der Bühnenausstattung von Renate Feuerbaum. Dies war der romantische Beginn einer Freundschaft und später auch Partnerschaft – der Liebe des Lebens.


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Das künstlerische Werk von Renate Stendar-Feuerbaum ist eng mit ihrer Biografie verknüpft und daher möchte ich anhand einiger Stationen Aspekte aufgreifen und ihre Bedeutung für spätere Arbeiten aufzeigen. Über ihre strengen, aber wohlwollenden Eltern notiert die Künstlerin in Ihren Memoiren, die sie MOSAIK nennt, „[b]eide waren sehr religiös und wollten aus uns gläubige Christen machen. Dazu gehörten Demut, Nächstenliebe, Rücksichtnahme und immer wieder Bescheidenheit.“ (S. 9) In ihrem späteren plastischen Werk reflektiert sie die christliche Religion, indem sie einzelne Figuren in eigener Weise darstellt oder Zitate aus der Bibel bildhaft umsetzt, teilweise ins Aktuelle überträgt. Der verlorene Sohn (1983), der in der christlichen Erzählung sein Erbe in der Ferne verprasst und reumütig nach Hause zurückkehrt, wird bei ihr zu einer schemenhaften Figur, die in einem dichten Feld von Quadern feststeckt und ihre Arme in Richtung eines großen Baumes am Rande der Plastik reckt. Die kantigen Formen wirken gemeinsam wie Hochhäuser einer engen Großstadt, der ein einzelner Baum als Personifikation der Natur gegenüber steht. Die Frage nach der Wertschätzung von Technik und Natur steht hier zur Diskussion. Und die Übermacht beider Größen gegenüber dem Menschen wird hier deutlich. Daneben finden sich im Werk von Renate Stendar-Feuerbaum Personifikationen der griechischen und germanischen Mythologie, welche damals wie heute Teil der Schulbildung sind und daher vermutlich größtenteils auf ihr Schulwissen zurück gehen. Die Arbeiten

Erlkönigs Töchter (1982), indirekt bekannt auch durch Goethes Gedicht Der Erlkönig, oder Die Moiren (2001), jene antike Schicksalsgöttinnen, gehören hierzu. Literatur, egal ob alte oder aktuelle, ist für Renate Stendar-Feuerbaum stets von großem Interesse gewesen. So fragt die Künstlerin in ihrem MOSAIK: „Was wäre aus mir geworden, wenn ich Abitur gemacht hätte? Ich spielte damals ernsthaft mit dem Gedanken, Bibliothekarin zu werden, denn ich las gern und viel. Wir drei Geschwister waren alle Leseratten und wurden darin auch von den Eltern sehr bestärkt.“ (S. 115) Diese Affinität zur geschriebenen und später auch zur gesprochenen Sprache – durch die Rollen ihres Ehemannes am Theater sowie dessen Lesungen – blieb ein Leben lang erhalten. Hierzu berichtet die Künstlerin:


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„Ständig wurde […] [Wolfgang] eingeladen, zu bestimmten Themen Passendes zu lesen. So lernten wir eindringlicher und genauer ältere und moderne Literatur zu erfassen. Da Wolfgang durch die Theaterarbeit sehr eingespannt war, musste ich Vorarbeiten leisten und viel lesen, um Geeignetes zu finden. […] [O]b Dürrenmatt oder Max Frisch, Franz Kafka oder Lessing, Robert Walser oder Kleist“. (S. 187) Die Wichtigkeit von Wörtern und Worten auch und gerade für das bildnerische Schaffen von Renate Stendar-Feuerbaum ist daher nicht zu unterschätzen. Dies kommt im MOSAIK ebenfalls sehr konzentriert auf den Punkt. „Am Anfang meines Schaffens waren es für mich noch die Themen des Theaters und Fabeleien aus der Literatur, die Anlass waren, einen bestimmten Gedanken weiter zu entwickeln.“ (S. 80) Zu diesen Figuren gehören Pierrots, tanzende Fabelwesen, aber auch die Skulptur Sommernachtstraum (1983), die das Herrscherpaar Oberon und Titania zeigt. Die biografische Nähe zu jenem Shakespeare-Stück ergibt sich auch über Wolfgang Stendar, der die Rolle des Oberon gespielt hatte. Und die Künstlerin ergänzt: „Doch dann tauchten auch andre Gedanken auf und ließen mich nicht mehr los. Wie lässt sich beispielsweise ein letzter Mensch darstellen? Fassungslos verloren in dem ihn umgebenden Nichts? […] Wie ist ein Tag des Zorns? Was ist ein Quo vadis für die untergehende Welt? […] Wie ist vor allem das Zeitgeschehen, dem wir immer stärker und schneller unterworfen sind? […] Wie gestaltet man Bibelworte? […] Und wie macht man das Wort deutlich ‚Einer trage des Anderen Last’?“ (S. 80) Die aus diesen Gedanken entstandenen Skulpturen sind teilweise auch in dieser Ausstellung zu sehen und der Titel enthält eben jene initialen Worte: Der letzte Mensch (1980), Dies Irae (1989),

Quo Vadis? (1990), Im Zeitgeschehen (1991) oder Einer trage des Anderen Last (2011). Kennzeichnend für das Werk von Renate Stendar-Feuerbaum ist also das besondere Verhältnis von Wort und Bild, das bereits Gotthold Ephraim Lessing in seinem Aufsatz Laokoon oder die

Grenzen der Mahlerey und Poesie (1766) herausgearbeitet hat. Darin charakterisiert er die Besonderheiten von Dichtung gegenüber der bildenden Kunst – wobei er keinen Unterschied zwischen Malerei und Bildhauerei macht – anhand der Erzählung des Laokoon in verschiedenen Texten gegenüber der antiken Laokoon-Gruppe, die 1506 wiederentdeckt worden war.


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„Die Malerei [- und auch die Bildhauerei -] kann in ihren koexistierenden Kompositionen nur einen einzigen Augenblick der Handlung nutzen, und muß daher den prägnantesten wählen, aus welchem das Vorhergehende und Folgende am begreiflichsten wird. Eben so kann auch die Poesie in ihren fortschreitenden Nachahmungen nur eine einzige Eigenschaft der Körper nutzen, und muß daher diejenige wählen, welche das sinnlichste Bild des Körpers von der Seite erwecket, von welcher sie ihn braucht.“ Die Arbeiten von Renate Stendar-Feuerbaum, die aus Worten oder Erzählungen entstanden sind, überträgt die Künstlerin in Handlungen als Bewegungsmomente. Sowohl menschliche Figuren als auch geometrische Formen scheinen in einer Bewegung eingefroren, wobei Figürlichkeit und Abstraktion keine Gegensätze sind, sondern einander ergänzen, um den Worten Ausdruck zu verleihen. Personifikationen der Mythologie oder des Christentums sowie des Theaters werden bei ihr zu menschlichen Figuren. Allgemeinere Begriffe übersetzt sie in abstrakte Bewegungen, wie bei Quo Vadis? (1990). Kreisläufe werden zu Voluten und Spiralen, lineare oder parallele Bewegungen zu Staffelungen, sich verändernde Geschwindigkeiten zu geschwungenen Diagonalen mit Verjüngung. Gegensätze verleihen den Kompositionen Dynamik. So stellt sie rund gegen eckig, kombiniert hoch und flach und setzt viele gestaffelte Formen gegenüber einer geschlossenen. Die Frage nach der Gestaltung des Raumes, welche allen bildhauerischen Arbeiten stets innewohnt, hat sich bei Renate Stendar-Feuerbaum durch ihre Biografie auf eine ganz besondere Weise entwickelt. Von Kindesbeinen an schwerhörig, konnte sie im Schulunterricht, der vielfach auf das Hören der Erklärungen und Anweisungen der Lehrer fußte, keine hervorragenden Leistungen erzielen, sodass ihr das Abitur versagt blieb. Stattdessen absolvierte sie auf Wunsch der Eltern eine Schneiderlehre, die den menschlichen Körper als Raum ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Obwohl ihr die Lehre ungeliebt blieb, öffnete ihr das Gespräch mit einer Lehrerin der Kunstgewerbeschule die Tür zum Theater, denn sie hatte ihr gegenüber den Wunsch geäußert, Bühnenbildnerin zu werden. Infolgedessen knüpfte die Lehrerin und ehemalige Schülerin von Walter von Wecus den Kontakt zu diesem Professor für Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf. Nach bestandener Aufnahmeprüfung studierte Renate Stendar-Feuerbaum in dessen Klasse und verinnerlichte die Raumauffassung ihres neuen Lehrers, der auch als Architekt und Maler tätig war. „Das Wichtigste bei W[alter] v[on] W[ecus]“, erinnert sich


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die Künstlerin, „war jedoch immer zuerst der Grundriss […] ,dem Inhalt und dem Stil des Stückes angemessen und organisch durchdacht“. (S. 31) Das Bühnenbild, so von Wecus’ Grundsatz, „müsse ohne Darsteller leer aussehen, nach Schauspielern geradezu ‚rufen’“. (S. 31) Unmittelbar nach dem Studium konnte Renate Stendar-Feuerbaum als Bühnenbildnerin am Theater in Itzehoe beginnen und später auch an anderen Häusern Erfahrungen sammeln, die ihr Raumverständnis weiter prägten. Ihre späteren bildhauerischen Arbeiten verlangten allerdings das Gegenteil von Wecus Forderung, nämlich Darsteller ohne Bühne. Dies leistete sie für klassische Personifikationen wie Kassandra (1978) oder Theaterfiguren, wie Musizierender Pierrot (1972-76) sowie Mephisto (1976). Doch spätere, davon losgelöste Worte übersetzte die Künstlerin häufig in Figuren mit einem Umraum, ähnlich einer Bühne. Dies gilt ebenso für Der verlorene Sohn (1983) wie für das Relief Der Rufer in der Wüste (2001), der wie in einer modernen Guckkastenbühne von Objekten umgeben ist. Die Loslösung von der Bühnenbildnerei als dienendem Raum des Theaters zur freien Raumgestaltung wurde durch eine schwere körperliche Krankheit ausgelöst, während der Renate Stendar-Feuerbaum auf die Idee kam, als Ablenkung von ihren Schmerzen im Krankenbett mit Plastilin eine kleine Figur zu gestalten. Rückblickend war dies der heutigen Ergotherapie verwandt, beschleunigte ihren Heilungsprozess und führte sie auf den fruchtbaren Weg der freien künstlerischen Gestaltung. War die erste Figur noch ein Clown, in dem sich Fröhlichkeit und Traurigkeit zugleich spiegeln, strebte die Künstlerin, wie oben bereits dargestellt, später nach vom Theater unabhängigen Themen, in denen die Conditio humana ebenfalls zum Ausdruck kommt. In den 1980er Jahren thematisiert die Künstlerin auch aktuelle gesellschaftspolitische Themen wie die Bedrohung der Menschen durch Krieg und atomare Unfälle bzw. Waffen in Form von Raketen und Atompilzen in das Werk der Künstlerin. In ihnen spiegeln sich auch ihre Erfahrungen aus der Nazi-Zeit und dem 2. Weltkrieg, die für Renate Stendar-Feuerbaum die Unterbrechung des Studiums, Entbehrungen, den Verlust des Bruders, Angst und traumatische Erlebnisse bedeuteten. Die Gefahr eines erneuten Umschlagens von Frieden in Krieg wird in Der verratene Prometheus (1982) besonders anschaulich. Die offene Hand des Prometheus, der einer Legende nach den Menschen das Feuer brachte, schwebt über der Erdkugel und ein Feuerstrahl bildet die Verbindung zwischen beiden. An den Seiten der Kugel ragen zahlreiche Raketen auf, hinter der gebenden Hand zerberstet die Erde und ein Atompilz ragt in die Höhe.


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Das negative Potential des Feuers als Waffe wird hier bildhaft. Im MOSAIK verleiht die Künstlerin ihren dystopischen Gedanken in Worten Ausdruck: „Aber alles um uns herum verändert sich. Immer schneller. In welchem Tempo entwickelt sich die Technik? Was hat Orwell prophezeit? Lässt sich noch etwas verbergen? Wie geht die Politik damit um? Wie sehr verrennt sich die Menschheit in ihren immer extremeren Ideologien? Was tut jeder dem andern an? Bis zum brutalsten, religiös kaschierten Mord.“ (S. 111) Der Bezug zu George Orwells düsterem Zukunfts-Roman 1984 (1949) wird im künstlerischen Werk auch im Titel der Skulptur Christopherus 84 (1984) deutlich, der im Jahr der Handlung dieses englischen Romans entstand. Dystopien, Katastrophendarstellungen und prophetische Warnungen besitzen eine lange Tradition in der Literatur und darstellenden Kunst. So stehen Renate Stendar-Feuerbaums Kassandra (1978) als Weissagerin, der nicht geglaubt wird, und ihre Darstellungen des letzten Menschen (1980) in einer Verwandtschaft mit antiken, christlichen, gegenwärtigen und möglichen Katastrophendarstellungen. Die aktuelle Themenausstellung Entfesselte Natur. Das Bild der Katastrophe seit 1600 in der Hamburger Kunsthalle fokussiert eben diese Tradition in der bildenden Kunst der letzten Jahrhunderte. Katastrophe ist das griechische Wort für Umwendung und bezeichnete ursprünglich den Wendepunkt in einer Tragödie zum Schlechten, entstammt also dem griechischen Theater. Seit dem 17. Jahrhundert wird der Begriff Katastrophe in seiner heutigen Bedeutung gebraucht, um eine Gefährdung von Leib und Leben zahlreicher Menschen, eine starke Schädigung von Besitztümern oder eine umfassende Zerstörung der Natur zu bezeichnen. Die Zeugnisse der Literatur und Kunstgeschichte zeigen häufig, dass die Katastrophe nicht das Ende ist, sondern einen Neuanfang ermöglicht, weil es mindestens einen Überlebenden gibt. So bleibt die Hoffnung, dass die Darstellung der Gefahr als Warnung verhindert, dass es zum vermeintlichen Ende der Welt kommt. Doch heute begegnet einem in der Berichterstattung der Medien das Wort Katastrophe allzu häufig, sodass bereits von einem post-apokalyptischen Zeitalter die Rede ist. Wie können bei dieser Abnutzung des Begriffs Kunstwerke mit apokalyptischem Inhalt noch etwas bewirken?


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Renate Stendar-Feuerbaum strebt dies durch Empathie an. Allegorien, Personifikationen und Heilige erhalten bei ihr menschliche Züge. In ihrer Skulptur der Pieta (2003) wird aus der Mutter Gottes eine junge Frau, aus ihrem Sohn Jesus Christus ein Mann mit Patronengürtel. Dieser Kriegsgefallene könnte sowohl Geliebter, Verwandter als auch ein guter Freund sein. Die christliche Erzählung wird durch die Zugabe der Zeichen Kreuz, Mond und Stern symbolisch um die Weltreligionen Islam und Judentum erweitert. So transferiert die Künstlerin eine Szene des neuen Testaments in das übergeordnete Thema Sterben und Trauer, das sie über den Patronengürtel an der Hüfte des Mannes in Kriegszeiten überträgt. Eben jene Übersetzung auf eine allgemein menschliche Ebene schätzte Johann Wolfgang von Goethe auch als Eigenschaft an der Laokoon-Gruppe. „Laokoon ein bloßer Name; von seiner Priesterschaft, von seinem trojanisch-nationellen, von allem poetischen und mythologischen Beiwesen […] entkleidet, er ist nichts von allem, wozu ihn die Fabel macht, es ist ein Vater mit zwei Söhnen, in Gefahr zwei gefährlichen Tieren unterzuliegen“, schreibt Goethe 1798. (Johann Wolfgang von Goethe: Über Laokoon (1798))


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Ausschnitte aus der Presse Hamburger Abendblatt Bildhauerin Renate Stendar-Feuerbaum zeigt in der Barlach Halle K ihr Lebenswerk Hamburg. … Renate Stendar-Feuerbaum (98). 1920 in Dortmund geboren und in Düsseldorf zur Bühnenbildnerin ausgebildet, arbeitete sie viele Jahre am Theater. … Die zwei Leben der Renate Stendar-Feuerbaum sind nun in der Ausstellung „Welt und Bühne – Skulpturen und Bilder von 1968–2004“ zu sehen. Am Eingang der Halle wacht die imposante Bronzeskulptur von Wolfgang Stendar. Mit dem erfolgreichen Theaterschauspieler war die Künstlerin 61 Jahre verheiratet. „Wie Ying und Yang haben beide einander bestärkt, darstellerisch und bildnerisch künstlerisch tätig zu sein“, sagt Kunsthistorikerin Franziska Storch, die die Ausstellung zusammen mit der Galeristin Carolyn Heinz organisiert hat. Kennengelernt hatten sich die späteren Eheleute 1947 am Schauspielhaus Itzehoe, wo sie als Bühnenbildnerin arbeitete und er eine Hauptrolle in „Romeo und Julia“ spielte; „noch weit davon entfernt, einer des anderen Mittelpunkt zu werden“, so Renate Stendar-Feuerbaum. Ihre Eindrücke von der Bühne verarbeitete die Künstlerin in Skulpturen wie „Musizierender Pierrot“ und „Mephisto“. Immer wieder setzt sie sich mit spiritueller Sinnsuche und Religiosität auseinander. „Der Rufer in der Wüste“ und „Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkünde euch große Freude“ sind in der Seniorenresidenz Augustinum ausgestellt. Dort lebt Renate Stendar-Feuerbaum. Und dort arbeitete sie auch bis vor einigen Jahren im Atelier. Das letzte Werk entstand 2011. „Einer trage des anderen Last“. Eindeutig festzulegen ist ihr Stil nicht. Die Mythenfigur „Windsbraut“ etwa könnte dem Jugendstil zugeordnet werden. Andere Werke ähneln Barlachs Skulpturen. „Die Dynamik der jeweiligen Form folgt dem Thema“, so Franziska Storch. Und was sagt

die Produzentin dazu? „Es nervt mich, wenn ich gefragt werde, nach welchem Stil ich arbeite. Es ist einfach mein Stil!“


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Die Welt Renate Stendar- Feuerbaum stellt aus Welt und Bühne Es gibt nicht viele Künstler, die mit 98Jahren noch ausstellen – die Hamburger Bildhauerin, Malerin und Keramikerin Renate Stendar-Feuerbaum schon. Die gebürtige Dortmunderin, die ihre Laufbahn nach dem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie als Bühnenbildnerin begann, und ihr Ehemann, der Hamburger Schauspieler Wolfgang Stendal, hatten 40 Jahre in Zürich gelebt, und waren Mitte der 90er-Jahre wieder an die Elbe gezogen. In ihrer Werkschau „Welt und Bühne“ zeigt Stendar-Feuerbaum in der Barlach Halle K (Klosterwall 13) Steinguss- und Bronzeskulpturen sowie Ölgemälde und Zeichnungen der vergangenen 50 Jahre.

Veröffentlicht am 23.08.2018


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Welt am Sonntag Eigene Vernissage mit 98 Jahren Zwischen Steinguss- und Bronzeskulpturen sowie Ölgemälden und Zeichnungen stand Renate StendarFeuerbaum. Die Bildhauerin und Malerin ist mit ihren 98 Jahren wohl Hamburgs älteste Künstlerin, die nun bei ihrer Vernissage „Welt und Bühne“ in der Barlach Halle K auch anwesend war. Aufgrund ihres Alters kam sie jedoch erst nach der Einführung von Kunsthistorikerin Franziska Storch. Diese gab einen Einblick in das Leben der gebürtigen Dortmunderin, die ihre Laufbahn als Bühnenbildnerin in Düsseldorf startete, sich später der Malerei widmete und mit dem verstorbenen Schauspieler Wolfgang Stendar verheiratet war.

Renate Stendar-Feuerbaum Ausstellungseröffnung Welt und Bühne " in der Barlach Halle K Galeristin Carolyn Heinz und Dr. Franziska Storch mit der Künstlerin Renate Stendar-Feuerbaum in der Mitte © Stiftung Stendar-Feuerbaum

Hamburger Morgenpost ... Renate Stendar-Feuerbaum sagt: „Auch die Kunst hält mich jung. Schöpferische Arbeit ist gut für den Geist. Mich inspiriert alles! Außerdem habe ich rechtzeitig gelernt, mit dem Computer umzugehen. Ich war 83, als ich mir zeigen ließ, wie man EMails schreibt. Gott sei Dank! Heute kann ich nicht mehr hören. Der Computer ersetzt mein Telefon. Zudem schreibe ich die Texte zu meinen Kunstwerken und habe meine Memoiren verfasst.“ ... „Ich habe mir von vorneherein niemals gewünscht, so alt zu werden. Ich nehme es als Geschenk des Schicksals, dass ich diese Ausstellung noch in die Wege leiten konnte.“


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Renate Stendar-Feuerbaum geboren am 20. Juni 1920 in Dortmund, lebt in Hamburg 1942 – 47

Studium von Bühnenbild, Malerei und Grafik an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei dem Architekt, Bühnenbildner und Maler Prof. Walter von Wecus

Kriegsbedingte Unterbrechung 1945 – 47

Assistentin von Prof. von Wecus bei städtischen Architekturaufträgen

1947 – 57

Ausstattung von Inszenierungen klassischer und moderner Bühnenwerke für Schauspiel und Oper an verschiedenen Häusern im deutschsprachigen Raum

1947

Erste Begegnung mit dem Schauspieler Wolfgang Stendar als Romeo in der Bühnenausstattung von Renate Feuerbaum für Shakespeares „Romeo und Julia“ am Schauspielhaus Itzehoe

1956

Heirat mit Wolfgang Stendar und gemeinsamer Umzug nach Zürich Nur noch vereinzelt Theateraufgaben, stärkere Hinwendung zur Arbeit als Malerin, Porträtistin, Keramikerin

1966

Intensivierung der bildhauerischen Arbeit

seit 1975

Ausstellungen von Skulpturen und Bildern in Europa Vertreten in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen

1996

Umzug mit Wolfgang Stendar nach Hamburg

2010

Gründung der Stiftung Stendar-Feuerbaum unter dem Dach der Hamburgischen Kulturstiftung


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