Guks September-Oktober 2017

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GEMEINDE UNTER DEM KREUZ DES SÜDENS MENNONITEN BRÜDER GEMEINDEN PARAGUAYS

Jahrgang 51 September - Oktober 2017 Nr. 5

„Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.“ Johannes 10:10


Zu dieser Nummer IMPRESSUM Herausgeber: Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinde Paraguays Schriftleitung: Randy Sawatzky Editionsrat: Alfred Neufeld, Leonard Janz, Theodor Unruh, Delbert Warkentin Layout: Janina Benítez

Jesus ist das Leben

Anschrift: Gemeinde unter dem Kreuz des Südens C.d.C. 1154 Asunción - Paraguay Tel/Fax: (595) 021 481-081 E-Mail: mbverein.secretaria@gmail.com; secretaria@ahm.org.py Mitarbeiter: Exekutiv Direktor: Theodor Unruh; Jugendarbeit: Randy Sawatzky; Frauenarbeit; Missionsgemeindebegleitung Alto Parana: Esteban Dietrich; Gemeindegründung in den Gutenbergschulen: Horst Uwe Bergen; Schulen: Horst Uwe Bergen; I.B.A.: Victor Wall Campus Gutenberg: Theodor Unruh Öffentlichkeitsarbeit: Delbert Warkentin Administration: Clemens Rahn Die Vereinigung in den Sozialnetzwerken:

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Liebe Leser, im September ist allgemein die Winterzeit vorbei. Eventuell war es nicht ein sehr kalter Winter, aber doch hat es gefroren. Das Gras ist grau. Vielleicht hat es anfangs Jahr viel geregnet, jedoch im Moment scheint es doch öde. Es ist trocken. Im Chaco gibt es viel Staub sowie auch in Ost Paraguay. Es ist nahezu hoffnungslos. Es fehlt ein richtig großer Regen. Es fehlt Leben in der Natur. Fehlt nur Leben in der Natur? Oder fehlt auch Leben in unserem Leben? Jesus ist das Leben. Dieses ist das Thema in dieser September/ Oktober Ausgabe von GuKs. Jesus will uns beleben. Jesus kann uns beleben. Jesus wird uns beleben, immer wenn wir es zulassen. Ein Schwerpunkt auf den folgenden Seiten ist die Beziehung der AHM mit den Gemeinden in den Altkolonien. Einige unserer Geschwister leben in den verschiedenen Altkolonien, um Leben in Fülle zu verkünden. Ein Missionarsehepaar wird in Bolivien unterstützt. In anderen Bereichen arbeitet die AHM mit den Mennoniten in Sommerfeld zusammen oder Bergthal empfindet Unterstützung durch Studium in der AHM. Alles soll dazu dienen, um das wahre Leben, welches in Jesus ist, zu unseren plattdeutschen Mitmenschen zu bringen. Leben in Fülle gewinnt über alt eingefahrene Traditionen. Jesus ist gekommen, um uns mit Leben in Fülle zu beleben (Joh. 10:10). Mehr dazu in An(ge)dacht auf Seite drei. Ich wünsche uns allen ein erfülltes Leben in Jesus.

YouTube www.ahm.org.py

Randy Sawatzky Schriftleiter

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AN(ge)DACHT

JESUS CHRISTUS

IST LEBEN oder: zwischen Leben und Tod „In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen“. Johannes 1:4

„Der Dieb kommt nur, um die Schafe zu stehlen und zu schlachten und um Verderben zu bringen. Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.“ Johannes 10:10

„Wer sein Leben zu erhalten sucht, wird es verlieren; wer es aber verliert, wird es bewahren.“ Lukas 17:33

Jesus ist das Leben und Jesus gibt uns das Leben. Das wissen wir. Das Leben in der Nachfolge Jesu ist Leben in Fülle. Das ewige Leben geht noch darüber hinaus, besser als wir es uns je vorstellen könnten. Aber wie sieht es mit dem Leben hier auf der Erde aus? Wie sieht Leben in Fülle für uns im Alltag aus? Manchmal ist dieses erfüllte Leben nicht so spürbar. Es sind da nicht nur die Sorgen und Probleme des Lebens, die uns zu schaffen machen. Sondern es hat auch oft mit den Dingen zu tun, die unsere Zeit beanspruchen. Es gibt Aktivitäten (Arbeit, Hobby, Dienst, Beziehung, etc.), die uns das Leben rauben. Man könnte sagen, dass sie den Tod bringen. Natürlich nicht den körperlichen Tod, aber man könnte vielleicht sagen, dass sie die Seele töten. Sie rauben Energie und sie bewirken, dass die Lebensfreude ausgeht. Sehr oft beeinflußen sie andere Bereiche des Lebens negativ und verursachen schlechte Laune und Spannungen. Manchmal sagt man von einer Person, dass sie bei einer gewissen Aktivität „so richtig auflebt“. Es bedeutet, dass diese Beschäftigung dieser Person Leben gibt. Es kann sich um eine Arbeit, ein Hobby, einen Dienst oder eine Beziehung handeln. Man sieht, dass die betroffene Person aufblüht. Anstatt müde zu werden, bekommt sie Energie und Freude. Das interessante bei dieser Sache ist, dass es von Person zu Person ganz verschieden ist. Was meinen Nächsten aufleben lässt, kann für mich das Gegenteil bewirken. Was bei mir Leidenschaft entfacht, empfindet ein Anderer

als vollkommen langweilig und uninteressant. Wir sind alle verschieden und so hat uns der Herr geschaffen. Gott hat es so gewollt, dass wir alle verschieden sind und unterschiedlich funktionieren. Jesus möchte, dass wir ihm nachfolgen. Er möchte uns ewiges Leben geben. Er hat aber auch jetzt schon für uns ein Leben in Fülle im Sinn. Das heißt, dass Gott es sieht und sich daran freut, wenn wir aufleben und aufblühen. Meistens hat es damit zu tun, wenn wir etwas entdeckt haben, wofür er uns geschaffen hat. Wenn wir diese Sache gut und mit Freude tun, gibt sie nicht nur uns selbst Leben, sondern auch anderen Menschen: Menschen die uns sehen, denen wir damit dienen und die wir damit inspirieren. Wir können vielleicht nicht immer nur das tun, was uns aufleben lässt (sonst würden wohl viele Toiletten ungeputzt bleiben). Wir können aber dafür sorgen, dass wir genug Aktivitäten in unserem Leben haben, die unserer Seele Leben spenden. Wenn das nicht so ist, sind wir in der Gefahr abzusterben, jeden Tag etwas mehr. Was raubt dir das Leben? Ist es deine Arbeit, dein Dienst, ein Hobby (das vielleicht nur andere von dir erwarten) oder eine Beziehung? Was

kannst du machen, um diese Situation zu ändern? Vielleicht kannst du deine Arbeit nicht wechseln, weil du davon abhängig bist. Vielleicht kannst du aber Zeit für andere Aktivitäten einräumen, die deine Seele aufblühen lassen. Manche Beziehungen lassen sich neu beleben, bei anderen muss man Abstand nehmen. Was gibt dir Leben? Ist es deine Arbeit, dein Hobby, dein Dienst, Beziehungen oder andere Dinge? Jesus will dir das Leben in ganzer Fülle geben, damit es zum Segen für andere übersprudelt. Ein Hinweis: Ich habe Menschen beobachtet, deren Leben sehr erfüllt scheint. Sie sind oft mehr damit beschäftigt, anderen zu helfen, als sich selber. Für Personen die sich ständig für andere einsetzen, ist es wichtig, sich immer wieder auch mal Zeit für sich selbst zu nehmen. Jesus wird dich auf deinen persönlichen Weg zu einem erfüllten Leben begleiten. Mathias Dück MBG Concordia

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Gemeindebetreuung

Unsere Beziehung zu den Gemeinden aus den Altkolonien Seit etwa 15 Jahren besteht in der Kolonie Rio Verde eine kleine Gemeinde, die sich die Mennonitische Evangelische Kirche (MEC) nennt. Die Glieder dieser Gemeinde sind zum Teil ausgestoßene aus der Gemeinde der Altkolonier und zum Teil Personen, die dort freiwillig ausgetreten sind. Die meisten werden daher von den eigenen Eltern oder Geschwistern gemieden. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten versammeln sich etwa 80 Personen. Registriert sind 35 Gemeindemitglieder. Gepredigt wird in plattdeutsch und gesungen einstimmig, obzwar man auch gerne den mehrstimmigen Gesang lernen würde. Die Jugend versammelt sich jeden Sonntagabend, um zu spielen oder zu anderen Programmen. Am Freitagabend wird Volleyball gespielt. An der Bibelstunde am Mittwochabend beteiligen sich etwa 17 Personen. Von Anfang an hatte diese Gemeinde auch ihre eigene Schule. Die Lehrer oder Lehrerinnen kamen aus Kanada, Sommerfeld oder auch aus der eigenen Gemeinde. Seit Februar 2015 arbeiten meine Frau und ich in Rio Verde. Während ich in der Schule arbeite, macht Elfriede viele Besuche. Sie hat dabei Kontakt mit Frauen aus den Reihen der Altkolonier und auch aus der MEC. Dadurch haben wir schon viele Freunde und Bekannte in der Kolonie. Im Sommer 2016 wurde auf dem Hof der Kirche ein neues Schulgebäude aufgeführt. Dieses umfaßt fünf Klassenräume, Lehrerzimmer, Bäder für Jungen, Mädchen und Lehrer und einen großen offenen überdachten Raum. Da die Schülerzahl nur klein ist, werden zwei Klassen in einem Raum unterrichtet. Im Jahr 2015 fingen wir mit 12 Schülern in drei Klassen an. In diesem Jahr haben wir schon 20 Schüler in fünf Klassen: Vorschule mit 3 Kindern, 1. Klasse mit 4, 3. Klasse mit 6, 6. Klasse mit 4 und 7. Klasse mit 3 Schülern. Außerdem werden Jugendliche und Erwachsene am Abend unterrichtet. Seit diesem Jahr ist die Schule auch vom Ministerium anerkannt. Es ist also die erste und einzige staatlich anerkannte Schule in Rio Verde. Wir hoffen und beten, dass in den kommenden Jahren noch mehr Eltern aus den Reihen

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der traditionellen Einwohner trotz des sozialen Druckes ihre Kinder in diese Schule schicken werden. Auch die Gemeinde wird noch über Jahre Begleitung und Unterstützung brauchen. Ein wichtiges Gebetsanliegen ist im Moment, dass genügend Lehrer für 2018 gefunden werden, die bereit sind, diese Arbeit weiterzuführen. Helft uns beten! Mit freundlichem Gruß Erwin und Elfriede Unruh Ost-MBG Filadelfia

BITTE KOMT ONS EN NUEVA DURANGO HALPEN!

Lautete die plattdeutsche Anfrage, die Marcos und ich vor 4 Jahren erhielten. Ich wunderte mich sehr! Wollte Gott uns wirklich in das Departament Canindeyú schicken, welches für den großflächigen Marihuana Anbau bekannt ist? In die traditionellste Mennonitenkolonie Paraguays? Gut, wir hatten Gott immer wieder um seine Führung gebeten, aber eigentlich wusste ich ja genau, wie Er das tun sollte. Wir hatten mit Indianern, Lateinparaguayern und Brasilianern gearbeitet… aber auf Plattdeutsch? Von Altkoloniern und ihrer Kultur wussten wir herzlich wenig! Trotzdem wollten wir gehorsam sein! In unserer „neuen Heimat“ sind uns in der ersten Zeit vor allem die Äußerlichkeiten, wie traditionelle Kleidung und gesellschaftliche Verhaltensmuster aufgefallen. Bald wurde uns bewusst, wie kompliziert das Leben sein muss, wenn man den Besitz eines Autos, Radios oder Telefons geheim halten muss. Traurig mitan-


zusehen sind auch der Alkoholkonsum der Jugendlichen und ihre Schlägereien am Sonntagnachmittag. „Bleibe bei dem, was du gelernt hast“, ist das wichtigste Prinzip der traditionellen Gemeinden in Nueva Durango. Vor mehr als 20 Jahren kam es wegen dem Gebrauch von Gummireifen zu Ausschlüssen. Diese „Gebahnten“ erhielten aber geistliche Unterstützung von Predigern aus dem Chaco und begannen mit Bibelstunden und Singabenden. So kam es zu der Gründung einer neuen Gemeinde, die auch schon bald den Bau einer „modernen“ Schule mit sich brachte. Die „Escuela Amanecer Durango“, soll der jungen Generation dieser Kolonie neue Möglichkeiten für ihre Zukunft bieten. Seit dem Jahr 2014 darf ich hier aufgeweckte und unverdorbene Kinder unterrichten, die durch kein Fernsehen, teure Ferienreisen oder tolle Spielzeuge verwöhnt sind. Ein buntes Buch anzusehen, eine neue Geschichte zu lesen oder ein Theaterstück einzuüben ist total spannend! Da die Schule mit ihren 43 Schülern bereits die legale Anerkennung vom MEC erhalten hat, führen wir in diesem Jahr erstmalig auch die 9. Klasse. Ich bin Gott sehr dankbar, dass Er auch vier weitere Lehrerinnen von „Auswärts“ an unsere Schule geschickt hat, die den Kindern Gottes Liebe praktisch weitergeben. Obwohl meine Schüler dieselben Namen wie meine Großeltern tragen, bleibt der Kulturschock nicht ganz aus. Ich kann mich immer noch nicht gut daran gewöhnen, dass meine Schüler

durchaus barfuß zur Schule (oder zur Kirche) gehen. Andererseits vermissen wir, mehr als alle anderen Bürger der Kolonie, ein zuverlässiges Krankenhaus in der Nähe, ein Postamt und eine gute Telefonverbindung. Doch noch tiefer, als von jeglichen äußeren Unterschieden sind wir von dem inneren Hunger und Durst unserer „neuen Freunde“ nach Bibelwissen beeindruckt worden. Oft kann man in ihren Augen den Wunsch nach Liebe und Gemeinschaft lesen, da viele ihre Eltern, Kinder oder Geschwister wegen des „Bahnes“ nicht besuchen dürfen. Marcos hat aber durch seine Arbeit in der Futterfabrik viele Gelegenheiten, die Bauern hier, sowie in Rio Verde, Manitoba, Bergthal, Sommerfeld, usw. zu Hause zu besuchen. Seit diesem Jahr ist auch Alejandro Wiens dabei und arbeitet mutig in der Beratung der Milchbauern mit. Wir sagen Gott „Danke!“, dass wir hier mit unseren Gaben dienen dürfen. Wir wollen die offenen Türen immer mehr nutzen, um die äußerlich „Frommen“ mit dem wahren Leben in Christus bekannt zu machen. Gott will auch auf Plattdeutsch sein Reich weiter bauen! Karina Neufeld de Warkentin Ost-MBG Filadelfia

Missionsarbeit in der Gegend von Villa Als Gemeinde beschäftigt uns das Thema der Altkolonier- und Bolivienmission schon seit ungefähr 10 Jahren. Als Ehepaar Heinz und Helga Friesen in der Zone von Santa Cruz und Pailon mit Radio Transmundial arbeiteten, fuhren wir als Gemeinderat dorthin, um sie zu besuchen und die Möglichkeit zu untersuchen, ob Gott dort für uns offene Türen bei den plattdeutschen Altkoloniern haben würde. Schnell wurde uns klar, dass diese Zone zwar noch sehr viel unerreichte Altkolonier hatte, aber auch dass bereits sehr viele Missionsinitiativen da waren, die auch teilweise nicht sehr gut zusammen arbeiten konnten. Durch verschiedene Kontakte mit einflussreichen ungläubigen und nationalen Bolivianern, die Beziehungen zu den Altkoloniern in der Gegend von Villa Montes hatten, wurde bei uns immer klarer, dass dies der Ort sein würde, wo Gott was mit uns vorhatte. Nach einigen Besuchen fingen wir vor ungefähr fünf Jahren an, dort in einem lokalen Sender Sendezeit zu kaufen, um plattdeut-

Montes Bolivien

sche Programme zu senden. Bald kam auch jemand von Charagua, der auch über den Sender plattdeutsche evangelische Programme sendete. Wir wurden uns einig, zusammen zu arbeiten und ein einheitliches Programm zu erstellen. Dazu kam dann auch von „Radio del Campo Boliviano“ (Jake Fehr und Gruppe) das Angebot, doch einen Sender in Villa Montes aufzubauen. In einem Umkreis von 60 Km leben mehrere Tausend Mennoniten (vier Kolonien). Da uns diese Initiative aber für uns alleine zu groß vor kam, wollten wir noch ein bisschen abwarten

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und sehen, ob nicht auch andere sich daran beteiligen wollten. Wir erlebten es als Führung Gottes, dass sich bald noch drei Gemeinden für diese Sache erwärmen ließen. Zurzeit sind es vier Gemeinden (die Ost-MG, die Campo Leon Gemeinde – beide von Menno -, die MG Fernheim und Ost-MBG Filadelfia), die ein Komitee gebildet haben und die sich um eine Radiolizenz in der Gegend von Villa Montes bemühen und das Missionsstreben weiterführen. Man hat ein Missionsehepaar angestellt (Ruben und Leonie Mayan), die bereits eine Bibliothek eröffnet haben und unsere ersten Kontakte vor Ort mit den Mennoniten und den Quechuas aufbauen. Da Ruben Quechua ist und wir auch Quechua senden müssen, wird er dort diesen Bereich abdecken. Sie haben lange dafür gebetet, weil sie eine Berufung spürten, um unter den plattdeutschen Mennoniten zu arbeiten. Wir sind uns dessen bewusst, dass dies eine Arbeit auf lange Sicht ist und uns noch lange herausfordern wird. Horst Dieter Janz Pastor der Ost-MBG Filadelfia

Die AHM ist schon sehr hilfreich für die Gemeinde „Neues Leben“ in Bergthal gewesen. Momentan sind es vier Personen, die eine Ausbildung in der AHM machen. Es sind zwei Personen im IBA, eine Person in der „Escuela de Discipulado Explora“ und eine Person beim UEP Campus Gutenberg. Im IBA habe ich ein tieferes Wissen und eine tiefere Liebe für das Wort Gottes, die Bibel, bekommen. Für meine gegenwärtige Arbeit als Jugendpastor in der Gemeinde habe ich im IBA wertvolle Werkzeuge erhalten. Besonders für das Vorbereiten der Predigten, indem man den biblischen Kontext betrachtet und einen Bezug zur Gegenwart und praktischen Anwendung sucht. Im Fach “comunicación transcultural” habe ich gelernt, wie man mit den verschiedenen Kulturen umgeht und wie man das Wort Gottes weitergibt. Bei den regulären Jugendstunden machen ungefähr 40 Jugendliche mit. Zu den Bibelstunden, wo wir die Offenbarung durcharbeiten, nehmen ungefähr 20 Jugendliche teil.

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Weiter hat das Studium im IBA mir Hilfen für die Arbeit in meinem Unternehmen gegeben, wo ich jetzt die Mitarbeiter als Menschen mit mehr als nur wirtschaftlichen Bedürfnissen sehe. Auch darf ich die Mitarbeiter als Personen, die von Gott geschaffen sind, sehen, und nicht nur als Arbeiter, die für das Unternehmen “Geld” bringen. Jeder Mensch, unabhängig ob Arbeiter oder Chef, ist ein Geschöpf Gottes und in Gottes Augen sind alle gleich. In den vier Jahren im IBA hat Gott in meinem Leben sehr gearbeitet und vieles verändert, wofür ich Ihm dankbar bin und Ihm mit meinen Gaben dienen will. Randell Toews Neues Leben, Bergthal Jugendpastor

Am Freitag, den 7. September 2012, wurde in Campo 9 ein Abkommen mit der Stiftung „Cooperación Empresarial para el Desarollo Comunitario“ (CEDEC), der Vereinigung der Mennoniten Brüdergemeinden Paraguays, dem Kinderwerk Lima und der Evangelischen Mennoniten Gemeinde Sommerfeld unterzeichnet. In dem Abkommen heißt es: „Die Vereinigung, die besonders im Bereich der christlich-missionarischen Schulen aktiv ist, freut sich über die Initiative der Stiftung CEDEC, eine weitere christliche Schule im Inland zu eröffnen, umso mehr Kindern und Familien eine ganzheitliche Bildung anbieten zu können. Gerne ist die Vereinigung bereit, in diesem Projekt mitzuwirken.“ Seit Beginn war es für die Vereinigung grundlegend wichtig, mit der Evangelischen Mennoniten Gemeinde Sommerfeld eng zusammen zu arbeiten. Der Vorstand der Gutenbergschule Campo 9 setzt sich aus zwei Vertretern der Stiftung CEDEC, zwei Vertretern der Vereinigung und je einen Vertreter der Evangelischen Mennoniten Gemeinde Sommerfeld und dem Kinderwerk Lima zusammen. Durch diese Zusammenarbeit können in der Gutenbergschule Campo 9 zur Zeit 422 Schüler eine ganzheitliche Bildung genießen. Die Gemeinde „La Mies“, die sich in den Räumlichkeiten der Schule versammelt, zählt zu Zeit ca. 50 Mitglieder und will für Schüler und Eltern ein geistliches Heim bieten. Heute dürfen wir auf 5 Jahre erbauliche und segensreiche Zusammenarbeit zurück schauen und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Horst Bergen


Am 9. August machten wir uns mit dem Segen unserer Familien und der Gemeindeleitung auf den Weg nach Rio Verde, in San Pedro. 8 Frauen aus der MBG Corncordia, die sich voller Erwartungen auf eine Begegnung mit den Frauen aus Rio Verde vorbereitet hatten. Nach einer ruhigen Fahrt wurden wir herzlich empfangen und mit einem leckeren Mittagessen bewirtet. Schon am Mittagstisch hatten wir Gelegenheit, die Frauen von Rio Verde kennenzulernen. Das Programm begann um 13:30 Uhr und es kamen noch einige Frauen mehr dazu, so dass die Gruppe aus Rio Verde aus ca. 20 Frauen bestand. Gemeinsam haben wir ein paar Lieder gesungen und dann hat Frau Eleanore Unruh einen Vortrag gebracht: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden bestehen“ (Matthäus 24, 35), war das Thema. Es war rührend zu hören, wie die Frauen sich beteiligten, indem sie Ver-

se zitierten, die ihnen einen Halt in schweren Zeiten gegeben haben. In kleinen Gruppen haben wir noch Gespräche und Gebetsgemeinschaft gehabt! Mit Tereré, Kaffee und Kuchen schloss das Programm ab. Wir haben die Gemeinschaft warm und herzlich empfunden und genossen. Ganz spontan ergab sich noch die Gelegenheit, eine Bäckerei zu besuchen. An den Wänden waren lauter Bibelverse und Sprüche angeklebt, die den Glauben und die Hingabe dieser Familie bezeugen. „Ein Reicher ist nicht immer zufrieden, aber ein Zufriedener ist immer reich!“. Dankbar für diese Begegnung, machten wir uns auf den Weg zum Hotel in Santa Rosa, wo wir nach einem erlebnissreichen Tag ausruhen konnten und am nächsten Morgen wieder nach Hause fuhren. Monika Funk MBG Concordia

WAS GEHT UNS DIE REFORMATION VON VOR 500 JAHREN AN? (TEIL 2) In diesem Jahr 2017 erinnern wir uns an die grosse Erweckungsbewegung sowie an die kirchlichen und sozialen Umwälzungen, die vor 500 Jahren mit Martin Luther und seinem Thesenanschlag begannen. B. Wir dürfen nicht in der Vergangenheit stehen bleiben Die Gemeinde baut ja ihr Fundament nicht auf die Geschichte, sondern auf die Offenbarung Gottes in Jesus Christus, wie sie uns in der Heiligen Schrift berichtet wird. Als Nachfahren der Täufererweckung im 16. Jahrhundert sind wir Luther und den Reformatoren zu viel Dank verpflichtet. Dennoch haben sie auch gravierende Fehler begangen. Das schmälert aber nicht ihre Dienste, denn Fehlentwicklungen gab es auch im Täufertum und in der Geschichte der Mennoniten Brüder Gemeinde. Ausserdem erfordern verschiedene Zeiten verschiedene Formen der geistlichen Erneuerung und theologischen Formulierung. Auch die ‘Gegner’ und Prioritäten können sich im Laufe der

Jahrhunderte etwas verlagern. Im Rückblick auf 500 Jahre Reformation möchte ich die folgenden Anmerkungen machen: 1. Die Beibehaltung der Kindertaufe führte zur Verfälschung der Gemeindelehre: Luther, Zwingli und Calvin hielten aus praktischen Gründen an der Kindertaufe fest, obwohl sie im Nachhinein auch manche theologischen Begründungen fanden und entwickelten. Das ganze Staats- und Sozialsystem war auf diese Praxis aufgebaut. Die Bevölkerungsregister lagen in den Taufbüchern der Kirchen, und auf dieser Basis wurden auch die Kirchensteuern berechnet. Ausserdem war damals eine Trennung von Kirche und Staat für die meisten beinahe undenkbar,

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denn durch die Praxis der Kindertaufe waren automatisch alle Staatsbürger auch Kirchenmitglieder. Dass die Täufer gegen diese Praxis vehement protestierten, hatte nicht so sehr mit der Taufzeremonie, sondern mit der Gemeindelehre zu tun. Zur Gemeinde gehört man laut Lehre des Neuen Testaments aufgrund von Evangeliumsverkündigung, persönlicher Umkehr, Wiedergeburt, Geistesempfang und Glaubenstaufe. Zwischen Gemeinde und Welt besteht ein beachtlicher Unterschied und Widerspruch. Die Gemeinde der Glaubenden ist in die Welt gesandt, um zu evangelisieren, Jünger zu machen und das Reich Gottes unter dem Widerspruch des Reiches dieser Welt voranzutreiben. Durch die Kindertaufe war diese Realität verschleiert und die Gemeinde praktisch mit der Welt und der Gesamtbevölkerung identifiziert. Ausserdem entsteht durch die Kindertaufe der falsche Eindruck, dass die Christwerdung dadurch schon faktisch geschehen ist. Auch die Sakramentslehre kann in diesem Zusammenhang ganz falsch verstanden werden. Der Sonderweg der Täufer, der damals viel Anfeindung und Verfolgung hinnehmen musste, hat sich im Nachhinein als der Richtige erwiesen und ist von den meisten Freikirchen übernommen worden. 2. Die Betonung der Gnade führte zur Vernachlässigung der Erlösungslehre: Da es damals in der katholischen Welt so viel einschneidende Missbräuche gab, war Luthers Betonung, ‘allein aus Gnade’ und ‘allein aus Glauben’, absolut notwendig und angebracht. Aber, wie so oft, ist das Gegenteil einer Fehlentwicklung nicht immer die ganze Wahrheit. Und in der Hitze des Gefechts kann die Betonung einer Wahrheit auch zur Einseitigkeit führen. So ist es teilweise in der Reformation mit der Erlösungslehre geschehen: Sie ist immer Gottes Werk, sie hat ihren Anfang immer bei Gott, sie ist immer ‘aus Gnade durch den Glauben, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme’. (Eph 2:8) Und doch annulliert die Gnade nicht unsere Eigenverantwortung. Im Endgericht wird Gott nicht den Mangel seiner Gnade verurteilen, sondern unsere Unwilligkeit, uns für diese Gnade zu öffnen und dieser Gnade zu vertrauen. Gott hat uns als Partner und nicht als Marionetten geschaffen. Wir sind zur Gemeinschaft fähig und können uns aus der Gottesgemeinschaft zurückziehen. Da Gott beides, ‘das Wollen und das Vollbringen’ in uns schafft, sind wir verantwortlich, ‘mit Furcht und Zittern’ uns um unser Heil zu kümmern. (Phil 2:12-13) Die protestantische Reformation entwickelte eine Prädestinationslehre, die ganz falsch verstanden werden kann, so als ob Gott unseren Willen und unsere Entscheidungsfähigkeit annullieren würde, so als ob unsere Erlösung letzten Endes ohne jegliche Mitbeteilung unsererseits zustande kommen könnte. In diesem Zusammenhang sind die so genannten fünf Punkte des Calvinismus (TULIP: total deprivity, unconditional election, limited atonement, irrisistable grace, perseverence of the saved) aus unserer täuferisch biblischen Sicht eher seltsam oder bedenklich.

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3. Das Bündnis mit dem Staat führte zum Verlust der Friedenslehre: Im Gebrauch des Schwertes und der Gewalt haben die Täufer die Lehren der Reformation nicht begleiten können. Philipp Melanchton schrieb im offiziellen lutherischen Glaubensbekenntnis der Confessio Augustana, dass ein Christ sehr wohl Krieg erklären und rechtmässig töten darf. Ulrich Zwingli starb als Militärkaplan auf dem Schlachtfeld gegen die Katholiken. Und Johannes Calvin war überzeugt, dass die Staatsgewalt auch gegen Ketzer vorgehen solle. Deshalb unterschrieb er das Todesurteil gegen Michael Servett, der in Genf die christliche Trinitätslehre geleugnet hatte. Michael Sattler hingegen wurde hingerichtet, weil er in zwei Punkten der damaligen Regierung Widerstand geleistet hatte: Er hatte sich geweigert, seinen neugeborenen Sohn in die Kindertaufe zu geben. Er hatte sich auch geweigert, den Kampf gegen die islamischen Türken als einen christlichen Auftrag anzuerkennen. 4. Kulturarbeit darf nicht Weltmission ersetzen: Die Reformation hat Europa kulturell verändert. Davon haben auch die Mennoniten profitiert. Allerdings fehlte den Reformatoren fast ganz eine Sicht für Weltmission. Diese wurde damals von den Katholiken in den neu entdeckten Gebieten in Südamerika und Asien viel stärker vorangetrieben. Aber auch die Täufer waren eine starke Missionsbewegung, weil sie Gemeinde und Mission integrierten und auf dieselbe Stufe stellten. Als mit der Aufklärung und dem Rationalismus der so genannte ‘Kulturprotestantismus’ in Europa entstand, hat dieser manchmal auch die Mennoniten mitgeprägt: Wissenschaft, Fortschritt und Kunst, so wertvoll sie auch sind, können nicht Glaube und Mission ersetzen, wie es z.B. Goethe noch meinte. Weltmission ist ein Auftrag Jesu Christi, der für gebildete und ungebildete, reiche und arme Gemeinden gilt. 5. Erweckung vor 500/150 Jahren ist keine Garantie dafür, dass man auf dem rechten Weg geblieben ist: Jesus sagte einmal ein hartes Wort zu den Pharisäern: Sie schmücken die Gräber der Propheten, haben aber kein Interesse, dem Leben und der Botschaft der Propheten zu folgen. So kann es uns natürlich auch mit der Erinnerung an die Reformation ergehen. Persönlich habe ich die Schriften von Luther und Calvin mit viel Freude und Gewinn gelesen, mich an Luthers wunderbarer Sprache und an Calvins klarem Denken erfreut. Sie sind uns Wegbegleiter, aber nachfolgen können wir ihnen nur begrenzt. Dasselbe gilt für die Gründungsväter der MBG vor 150 Jahren in Russland. Ihre Liebe zur geistlichen Erneuerung und ihren Mut zu Schritten in Gehorsam wollen wir nachahmen. Der Geist, der sie erweckte und bewegte, ist die einzige Garantie, dass auch wir auf dem rechten Weg bleiben - oder aber ihn wieder neu finden. Alfred Neufeld


ERZIEHUNG

AWAKE – AUFWACHEN – DESPERTAR – OPWATJE – hat das Ziel, junge Menschen wachzurütteln, damit sie Gottes Wirken in Paraguay sehen. AWAKE soll zur Mission motivieren und ein brennendes Herz für den Nächsten entfachen. All das durch den Besuch der verschiedenen Arbeitsbereiche der AHM. Durch AWAKE wollen wir aufwachen und sehen, dass nicht jeder alleine in seiner Lokalgemeinde ist, sondern dass wir zu einer Vereinigung gehören, die aus sieben MB Gemeinden besteht. AWAKE ist eine sehr intensive Woche, ohne Siestas, wo wir hauptsächlich Besuche machen und nicht so tatkräftig mit anpacken, wie es normalerweise bei einem Missionseinsatz der Fall ist. In Englisch würde man AWAKE als einen „Visiontrip“ bezeichnen; also eine Reise, um Gottes Wirken vor Ort zu sehen und mitzuerleben. Zusätzlich zu den Reisen und Besuchen haben wir täglich Morgenandachten, wo wir durch das Lesen der Bibel unsere Beziehung mit Gott stärken. Außerdem haben wir insgesamt drei bis vier Impulse mit eingeladenen Rednern, die uns die Mission als Auftrag Gottes in praktischer Weise nahe bringen. Sehr bewusst laden wir in erster Linie junge Jugendliche, ungefähr 16 bis 18 Jährige, ein, damit sie durch AWAKE die komplette AHM kennenlernen und danach in den lokalen Jugendgruppen mit diesem erweiterten Verständnis mitarbeiten können. Unser Ziel ist, jedes Jahr eine bunte Gruppe von 10- 14 Personen aus den sieben MB Gemeinden der AHM zusammenzustellen. 2016 und 2017 haben wir schon AWAKE gemacht. Bei beiden Editionen haben wir Schulen, Gemeinden, Gastfamilien und weitere Bereiche der AHM besucht. Das Video von AWK´17 kannst du unter folgendem Link anschauen. https://www.ahm. org.py/awk/ Delbert Warkentin und ich dürfen diese interessanten und erlebnisreichen Tage von der AHM aus organisieren und durchführen. Wir schauen schon erwartungsvoll auf nächstes Jahr. Es folgen zwei kurze Einblicke von Teilnehmern der diesjährigen Ausgabe von AWAKE. Randy Sawatzky Jugendarbeit AHM

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WAKE ist eine kleine Reise, die für Jugendliche aus den MBG-Gemeinden organisiert wird, damit sie die Vereinigung, auch Asociacion Hermanos Menonitas (AHM) genannt, besser kennen lernen. Es ist eine Gelegenheit, mit eigenen Augen zu sehen, was von der Vereinigung gemacht wird und wieviel Arbeit sich Personen für die Vereinigung und in der Vereinigung machen. Es ist eine kleine Mission und doch groß, denn man kann miterleben wie die Vereinigung wächst und wie viel zusammen gearbeitet wird. Ich persönlich kann sagen, dass ich die Unterstützung der Vereinigung an Schulen, wie die Gutenbergschule sehr gut finde. Dadurch gibt man Kindern die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und einen Abschluss zu bekommen. Auch ist zu sehen, dass auf dem Campus Gutenberg gebaut wird und ganz sicher eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht. Auf dieser Reise habe ich gelernt, welche Institutionen zur Vereinigung gehören und was sie genau machen. Mir ist besonders aufgefallen,

dass alle Menschen, die in der AHM mitarbeiten, auch wenn es nur eine kleine Aufgabe ist, etwas Großes bewirken können. Man kann richtig erkennen, wie wichtig diesen Menschen die Mitarbeit in der AHM ist. Wenn jemand an AWAKE teilnehmen möchte, sollte er unbedingt wissen, dass es eine gute Gelegenheit ist, die Vereinigung kennenzulernen und zu verstehen, was damit eigentlich gemeint ist. Man sollte diese Gelegenheit schätzen. Ich kann AWAKE nur weiterempfehlen und sagen, dass man diese Gelegenheit nutzen sollte! Evita Adam MBG Neuland

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WAKE wird von der Vereinigung aus organisiert und ich durfte im Juli daran teilnehmen. Die Vereinigung hat mir schon immer gefallen und dieses war eine Gelegenheit, mehr davon zu erfahren. AWAKE ist eigentlich eine kurze Missionsreise, wobei verschiedene Institutionen und Gemeinden besucht werden, die zur Vereinigung gehören oder von ihr unterstützt werden. Ich habe gemerkt, wie vielseitig Mission sein kann. Unsere Gruppe bestand aus neun Jugendlichen und zwei Leitern. Außerdem kamen wir aus sieben verschiedenen Gemeinden. Ein besonderes Erlebnis war für mich der Besuch in der Gutenbergschule (CJG) in Asunción, wo kleine Kinder einen Teil der Rundführung angeleitet haben. Es hat mich bewegt, dass viele dieser Kinder aus armen Familienverhälnissen kommen, jedoch durch CJG so eine gute Ausbildung erhalten. Bei AWAKE ist mir die Zeit für Gott wieder neu wichtig geworden. Ebenfalls weiß ich, auch wenn es mal schwer tut, können wir immer wieder neu anfangen und als Christen dürfen wir uns dabei gegenseitieg unterstützen und ermutigen. Gott hat uns lieb und wir dürfen diese Liebe weitergeben. Für mich war es eine einmalige Erfahrung, mit anderen Jugendlichen, die Jesus auch in ihrem Herzen haben, zu reisen. Ich bin davon überzeugt, dass für die jungen Leute, die gerne reisen, neue Menschen kennen lernen, im Glauben wachsen und vor allem das Missionsfeld in Paraguay besser kennen lernen wollen, AWAKE eine bereichernde Erfahrung sein kann. Danke. Robert Eckert MBG Blumental

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STUDIEREN, UM ZU (ver)DIENEN Kannst du etwas von dir persönlich mitteilen? Mein Name ist Adriana de Goertzen, bin verheiratet und wir haben drei wunderbare Kinder. Ich wurde in Loma Plata, Kolonie Menno, geboren, bin dort aufgewachsen und wohne nun auch schon wieder seit fast 8 Jahren da. Obwohl ich nie besonders gute Noten hatte, so war es mir nie eine Strafe, zur Schule zu gehen. Als ich noch ein Kind war, wollte ich vieles werden. An einem Tag das Eine, am anderen Tag etwas ganz Anderes. Doch der Lehrerberuf weckte immer wieder mein Interesse. Als ich den dritten Kurs am Colegio Loma Plara abschloss, wurde ich durch meine sieben Jahre jüngere Schwester stark mit den Turbulenzen eines Teenagers konfrontiert, welches für mich der letzte Schubs war zu erkennen, dass ich mit Teenagern und Jugendlichen arbeiten wollte. Ich wollte Lehrerin werden.

Was hat dich motiviert, als Lehrerin bei der FAHCE (heute UEP Campus Gutenberg), zu studieren? Mein Wunsch stand fest: Ich wollte Lehrerin werden. Doch führte ich damals eine Beziehung (zu meinem jetzigen Mann, der schon seit 2 Jahren in Asunción lebte), die ich nicht auf’s Spiel setzen wollte. Hätte ich nicht von der FAHCE erfahren, wäre ich etwas anderes geworden als Lehrerin. Gottes Wege sind gut und seine Sicht viel weiter als unsere. Das haben wir auch in den darauffolgenden Jahren immer wieder erfahren. Er hat es schlussend-

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lich so geführt, dass sich nach meinem dreijährigen Studium als Lehrerin (für erst bis sechste Klasse) die Gelegenheit bot, die „Licenciatura en Ciencias de la Educación“ zu machen. So erfüllte sich mein Wunsch und ich habe danach im Colegio Loma Plata Literatura Castellana unterrichtet. Auch in der Gemeinde durfte ich mit Jugendlichen arbeiten, woran ich große Freude hatte.

dern in der Landessprache... es waren einfach sehr intensive, lehrreiche Jahre für mich – viel mehr als nur ein Studium an der Uni. Außerdem wurden Werte wie Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Zufriedenheit durch meine Erfahrungen während meiner Studienzeit sehr gefestigt.

Welches sind Werte, die du im Studium erhalten hast? Hast du besondere Erinnerungen aus der Studienzeit?

Heute diene ich weit mehr als das ich verdiene, da ich zuhause bei meinen drei Kindern bin, welches sich voraussichtlich in den kommenden Jahren nicht drastisch verändern wird, da die jüngste Tochter noch ein Baby ist. Ich sehe es im Moment als die Dienststelle, an der Gott mich haben will und möchte diese wichtige Aufgabe mit seiner Hilfe so gut ich kann erfüllen. Ich wünsche mir dennoch, nach dieser Zeit mit Kleinkindern mich wieder aktiver außer Haus für die Gesellschaft einzusetzen.

Vieles hat mich in den fünf Jahren meines Studiums sehr beeindruckt, beeinflusst und geprägt. Alleine die Tatsache, aus dem „geschützten“ Raum unseres Kolonies- und Kooperativswesens herauszukommen, andere Leute und deren Lebensstil, vor allem aber andere Christen und deren oft ganz andere Denk- und Sichtweise kennenzulernen, war für mich faszinierend. Wir hatten viele sehr gute Lehrer, die mich durch inhaltsreiche und herausfordernde Diskussionen zum Nachdenken und auch oft zum Umdenken angeregt haben. Besonders lehrreich fand ich die Besuche und das Unterrichten während der Praktika an den verschiedenen nationalen aber auch privaten Schulen. Es gab oftmals nichts, das auch nur annähernd mit meinen Erinnerungen an meine Primarschulzeit gleich war. Wenig bzw. schlecht erhaltenes Material, sehr schlechtes Einkommen für die Lehrkräfte, mangelhafte Infrastruktur, usw. Das Busfahren, Schulen suchen, Kontakt mit Direktoren und Lehrern aufnehmen, das Spielen und sich Unterhalten mit Kin-

Wie sieht dein (Ver) Dienst heute aus?

Adriana de Goertzen Loma Plata


Worte des Vereinigungsleiters Das hebräische Wort für arbeiten – avodah – ist dasselbe Wort, das im Alten Testament auch für dienen und anbeten gebraucht wird. Dasselbe Wort, das gebraucht wurde, um die Arbeit auf dem Feld zu beschreiben, wurde auch gebraucht, wenn die Israeliten von der Anbetung und vom Dienst für Gott sprachen. Avodah – arbeiten – anbeten – dienen. Avodah – durch die Arbeit Gott ehren und verherrlichen, Gott anbeten und Gott und dem Nächsten dienen. Welch eine tiefe Wahrheit! Als Christen trennen wir nicht zwischen Arbeit und Gottesdienst, sondern unser ganzes Leben ist Gottesdienst – avodah. Die Arbeit in der Woche und der Gottesdienst am Sonntag gehören zusammen – beides ist avodah. Der Dienst für Gott und der Dienst am Nächsten gehören auch zusammen – beides ist avodah. In diesem Sinne wollen wir auch unsere Arbeit in der Vereinigung sehen.

Unsere gemeinsame Arbeit in der Vereinigung ist unser Gottesdienst. Viele Mitarbeiter in der Vereinigung dienen mit ihren Gaben und Fähigkeiten. Es ist Teil von ihrem Gottesdienst. Durch die Arbeit in der Vereinigung haben wir die Möglichkeit, anderen Menschen zu dienen. Auch das ist Teil von unserem Gottesdienst. Avodah ist bzw. sollte unser Lebensstil sein. Wir tun alles zur Ehre Gottes. Im Rahmen der Vereinigung beschäftigen wir uns im Moment mit mehreren weitreichenden Fragen. Wir haben in unserem Land so viele offene Türen und Einsatzmöglichkeiten. In den vergangenen Monaten sind verschiedene Anfragen an uns herangebracht worden, entweder bestehende Arbeitsbereiche zu vergrößern oder neue Bereiche und Projekte anzufangen. Wie gehen wir als Vereinigung damit um? Wenn die verschiedenen Anfragen an uns herankommen, dann wollen wir offen sein für Gottes Wirken und für seine Führung. Wir wollen uns aber auch die

Zeit nehmen, um zu verstehen, was Gott wirklich von uns will. Wir haben in der Vergangenheit immer viel Gewicht auf die gesunden Erkenntnisprozesse gelegt. Je mehr Zeit wir uns nehmen, um wichtige Fragen in den einzelnen Vorständen, in den Gemeinderäten und in den Gemeinden zu diskutieren, desto mehr können wir uns dann für eine gemeinsame Position durchringen. Solche Erkenntnisprozesse sind manchmal langsam und schwerfällig, aber für unsere gemeinsame Arbeit sehr gesund. Ich bin davon überzeugt, dass diese gesunden Erkenntnisprozesse auch etwas mit avodah zu tun haben – wir arbeiten, wir hören auf Gottes Reden, gemeinsam versuchen wir seine Wegweisung zu verstehen, wir dienen Gott und unserem Nächsten und wir verherrlichen Gott durch unsere gemeinsame Arbeit. Avodah – arbeiten – anbeten – dienen. Theodor Unruh Vereinigungsleiter

Mitarbeiter in der Vereinigung Mitte Juli ist Manuel Eckert in die Arbeit der Vereinigung eingestiegen. Manuel kommt aus der MBG Concordia. Nach seinem Sekundarabschluss hat er einige Semester Diseño Gráfico studiert. Danach hat er über 8 Jahre bei Red Guaraní gearbeitet. Bei der Vereinigung wird Manuel in folgenden vier Bereichen arbeiten: Gestaltung von Druckmaterial, Erstellung von Bild- und Filmmaterial, Gestaltung der Internet und Facebook Seiten und der Digitalisierung des Notensystems beim Campus Gutenberg. Wir freuen uns, wenn junge Mitarbeiter in die Arbeit der Vereinigung einsteigen. Wir wünschen Manuel viel Freude und Gottes reichen Segen für seine Arbeit.

11 - GUKS Nr. 5 - 2017


Gemeindegründung Zeugnis von Andrea Paredes

Ganzheitliche Mission in Pozo Colorado Es ist manchmal schon sonderbar, wie neue Gemeinden und missionarische Werke entstehen. Als Missionar Heinz Bergen etwa im Jahr 2000 auf seinen vielen Besuchsreisen im Chaco im Radio die verzweifelte Stimme eines Bewohners aus Pozo Colorado hörte und dieser seine Frustration darüber äußerte, dass sie zu den Vergessenen und Übersehenen gehören würden, dann war das für ihn ein Wink Gottes. Heinz Bergen begann, die Leute in Pozo Colorado zu besuchen, mit ihnen die Bibel zu studieren und mit der Zeit entstand ein kleines Haus, wo ein Evangelist ansässig wurde. Unter dem Schattendach seiner Wohnung gab es dann mit der Zeit Gottesdienste und irgendwann forderte Heinz Bergen seine Heimatgemeinde, die Filadelfia Ost MBG, heraus, dieses angefangene Werk zu adoptieren und weiter zu führen. Im Jahr 2004 übernahmen wir als Filadelfia-Ost MBG das Grundstück und das Haus und begleiteten die kleine Gruppe junger Christen. Immer wieder wurden Einsätze organisiert, vor allem von der Jugendgruppe. Durch Hausbesuche wurden wir auf die Not der vielen fremden Kinder aufmerksam, deren Eltern irgendwo auf einer Estancia im Chaco arbeiteten und die nun in fremden Familien unter sehr armen und engen Verhältnissen unterbracht wurden, um in Pozo Colorado die nationale Schule zu besuchen. Aus dieser Not heraus wurde die Vision geboren, ein Kinderheim zu bauen, um diesen Kindern ein sicheres Zuhause und biblische Werte zu vermitteln. „Hogar Mi Amigo“ wurde im Jahr 2008 eingeweiht und 2016 durch einen großen Erweiterungsbau, wozu auch eine Pastorenwohnung gehörte, vergrößert. Aus den bescheidenen Anfängen eines schlichten Pioniermissionaren ist eine Gemeinde entstanden, die den Namen „Iglesia La Roca – Hermanos Menonitas“ trägt und momentan rund 40 getaufte

Mitglieder zählt. Im Jahr 2011 wurde die Kirche eingeweiht. Gemeindeleiter ist Pastor Pelagio Ojeda und die Kontakte zur Convención Hermanos Menonitas sind inzwischen auch schon gewachsen. Hinzu kommt das Internat, das Platz für rund 80 Kindern hat. Momentan sind dort rund 50 Schulkinder untergebracht. Dank vieler persönlicher Einsätze und großzügiger Spenden vonseiten der Gemeinde konnte diese missionarische Arbeit vorangetrieben werden. Wer den größten Segen dieser Arbeit erfahren hat, darüber lässt sich diskutieren. Ich meine, dass der Segen, der von Pozo Colorado nach Filadelfia geflossen ist, mindestens so groß ist wie umgekehrt. Wenn man z.B. von Jugendlichen hört, dass sie in Pozo Colorado eine klare Vision und Berufung zur Mission erfahren haben oder neu dankbar wurden für all das, was sie zuhause genießen dürfen, dann ernten wir als Filadelfia-Ost MBG einen unverdienten Segen. Und wenn man andererseits beobachten kann, wie die anfängliche Zurückhaltung und teilweise auch Feindseligkeit der Bevölkerung in Pozo Colorado sich umwandelt in offenes Vertrauen, dann kann man nur staunen über wie Wirksamkeit des Evangeliums und des Geistes Gottes. Wenn Jugendliche der Gemeinde „La Roca“ aus eigener Initiative und motiviert von der Liebe Gottes Geld sammeln, um ein Klassenzimmer auf dem Hof der nationalen Schule zu errichten oder wenn man ein Zeugnis wie das von Andrea Paredes (siehe rechts) liest, dann bekommt man Hoffnung, dass Veränderung möglich ist, wo Gott ins Leben kommt. Kurz zusammengefasst: Wir sind dankbar, dass wir als Gemeinde eingespannt wurden in dieses Werk Gottes. Wir wollen weiter unserer Verantwortung nachkommen, als Zeugen Christi ganzheitlich die Liebe Gottes zu verbreiten, mit Herz, Hand und Mund. Heinz Dieter Giesbrecht Leiter des Missionskomitees, Filadelfia-Ost MBG

Ich wuchs praktisch mit der Gemeinde mit. An­ fänglich versammelten wir uns im Pastorenhaus zu Hauskreisen, bis wir später das Vorrecht hatten, ein eigenes Gemeindehaus zu haben. Bis zum Teenageralter war ich Schülerin der Sonntagschule. Mit 16 Jahren ließ ich mich aus Überzeugung taufen. Dieses war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Es war für mich die Verwirklichung eines Traumes, als ich anfing, in der Sonntagschule zu unterrichten. Das langsame Wachstum der „Iglesia La Roca“ zu sehen, war für mich und auch für alle anderen Gemeindeglieder eine Herausforderung. Drei Jahre habe ich im Internat „Hogar Mi Amigo“ als Lehrerin gearbeitet, um Nachhilfe für die Schüler anzubieten, die im Heim wohnten. Heute lebe ich in Asunción. Mit 24 Jahren arbeite ich an der Abschlussarbeit für die „Licenciatura en Educación“. Der Wunsch, diese Ausbildung zu machen, wuchs in mir, als ich die Not in meiner Umgebung, meinem geliebten kleinen Pozo Colorado sah. Die Gemeinde „La Roca“ in Pozo Colorado ist meines Erachtens ein perfekter Plan Gottes, da sie viele Menschenleben und Familien auf eine außergewöhnliche Art und Weise erreicht hat. Ich bin mir sicher, dass die Gemeinde immer den nötigen Dienst an die Gesellschaft in Pozo Colorado geleistet hat. Das ist sowohl im geistlichen Bereich, in der Schulbildung/Erziehung, als auch im Bereich der Gesundheit, usw. geschehen. In meinem Leben war „La Roca“ mein geistliches Zuhause und meine Familie, die mir geholfen hat, als Person zu wachsen. Hier habe ich Wissen erhalten, gelernt zu helfen und dem Nächsten zu dienen. Die Gemeinde ist ein Segenskanal, der mich mit Gott verbindet. Dieses war immer so und wird auch weiterhin so sein. Für „La Roca“ sehe ich eine blühende Zukunft in Bezug auf das geistliche Wachstum der Mitglieder als auch im Dienst am Nächsten. Die Gemeinde hat ein Herz für den Dienst am Nächsten und ich glaube, dass es Gott gefällt. Ich glaube daran, dass die Menschen von Pozo Colorado zukünftig Gott durch die guten Werke der Gemeinde kennenlernen werden. Ich will durch die Gaben, die Gott mir gegeben hat, mein Sandkörnchen zur Entwicklung der Gesellschaft in Pozo Colorado und durch die Hilfe am Nächsten, beitragen. Dankbar bin ich für die gutherzigen Menschen, die „La Roca“ mit Baumaterial, finanziell und vor allem durch ihre Gebete unterstützt haben, damit ein Gebetshaus in Pozo Colorado gebaut werden konnte. Persönlich sehe ich mich als eine Frucht von vielen Gebeten der Geschwister unserer Muttergemeinde, der Ost-MBG. Ich bin dankbar! Gracias! Aguyje! Bald ziehe ich zum Chaco zurück, um weiter im Reich Gottes mitzuarbeiten. Gott segne euch.

Andrea Elizabeth Paredes Esquivel Iglesia La Roca


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