GuKS - Mai-Juni 2018

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GEMEINDE UNTER DEM KREUZ DES SÜDENS MENNONITEN BRÜDER GEMEINDEN PARAGUAYS

Jahrgang 52 Mai - Juni 2018 Nr. 3

Nun gibt es verschiedene geistliche Gaben, aber es ist ein und derselbe Heilige Geist, der sie zuteilt. 1. Korinther 12:4 1 - GUKS Nr. 3 - 2018


Zu dieser Nummer

IMPRESSUM Herausgeber: Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinde Paraguays Schriftleitung: Randy Sawatzky Editionsrat: Alfred Neufeld, Gabriela Penner, Manuel Eckert, Theodor Unruh, Delbert Warkentin Layout: Manuel Eckert Anschrift: Gemeinde unter dem Kreuz des Südens C.d.C. 1154 Asunción - Paraguay Tel/Fax: (595) 021 481-081 E-Mail: secretaria@ahm.org.py Mitarbeiter: Exekutiv Direktor: Theodor Unruh Jugendarbeit: Randy Sawatzky Frauenarbeit: Doris Neufeld, Eleanore Unruh, Norma Bergen und Edeltraud August Missionsförderer: Eldon August Missionsgemeindebegleitung Alto Parana: Esteban Dietrich Gemeindegründung in den Gutenbergschulen: Horst Uwe Bergen Schulen: Horst Uwe Bergen I.B.A.: Victor Wall Campus Gutenberg: Theodor Unruh Öffentlichkeitsarbeit: Delbert Warkentin Administration: Clemens Rahn Die Vereinigung in den Sozialnetzwerken:

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2 - GUKS Nr. 6 - 2016 2 - GUKS Nr. 3 - 2018

Heiliger Geist - Gaben Liebe Leser, während die winterlichen Temperaturen noch auf sich warten lassen, ist der Heilige Geist am Wirken. Er verteilt Gaben. Er teilt sie so zu, damit sie bei der richtigen Person, am richtigen Ort und im richtigen Moment zur Geltung und zur Entfaltung kommen. Alle Gaben des Geistes haben gleichen Stellenwert, also gibt es keine wichtigere oder weniger wichtige Gabe. Alle sind einzig und alleine dazu da, um dem einzig wahren Gott zu dienen. Wie bewusst sind wir uns der Gaben des Geistes in unserem Leben? Sehen wir die Geistesgaben als etwas Abstraktes und Beängstigendes an, oder freuen wir uns im Alltag an der Vielfältigkeit und Originalität der Gaben, um zu dienen. Dieses Thema der Geistesgaben können Sie auf den nächsten Seiten durch verschiedene Beiträge etwas vertiefen. Ebenso hat der Geist Gottes über dreißig Jahre hinweg durch die Gutenbergschule in Asunción gewirkt und auch in der Vereinigung, so wie es in den Berichten auf der 44. Delegiertenkonferenz zum Ausdruck kam. Wunderbare Führung und Begabung ist auch in Studium, Dienst und Gemeinde zu erkennen. Ich wünsche eine angenehme und bereichernde Lektüre. Gottes Segen. Randy Sawatzky Schriftleiter


AN(ge)DACHT DIE GABEN DES

HEILIGEN GEISTES (begründet auf folgende Bibeltexte: 1. Korinther 12:1-31 und 13:1-13) Wenn wir von den Gaben des Heiligen Geistes, oder den Geistesgaben reden, lehrt die Bibel uns grundlegende Prinzipien, die wir berücksichtigen müssen. 1. Korinther 12:4-6: Nun gibt es verschiedene geistliche Gaben, aber es ist ein und derselbe Heilige Geist, der sie zuteilt. In der Gemeinde gibt es verschiedene Aufgaben, aber es ist ein und derselbe Herr, dem wir dienen. Gott wirkt auf verschiedene Weise in unserem Leben, aber es ist immer derselbe Gott, der in uns allen wirkt. Es gibt nur einen einzigen Direktor/ Leiter: Es gibt verschiedene Gaben, aber alle arbeiten unter der Leitung des Heiligen Geistes und im Einklang mit Gottes Wort. • Es gibt nur einen Leiter und er macht es möglich, dass der Körper sich in perfekter Koordination bewegt. Geistesgaben gibt es viele, aber es gibt nur einen Direktor. Die Person, die nicht unter dieser Leitung steht, kann Talente produzieren, die aus ihrer natürlichen und fleischlichen Begabung entspringen, jedoch ist dieses Talent nicht geführt und gesegnet, wie es eine Gabe als Geschenk des Heiligen Geistes wäre. • Es gibt viele Arten zu dienen, doch es ist nur ein einziger Herr dem wir dienen. Jemand, der diese grundlegende Wahrheit nicht versteht, dient den Personen, der Gemeinde, dem Pastor und sucht ständig Anerkennung. Gott selbst gibt, schenkt, produziert die Gabe. Die Gabe kommt von IHM und ist für IHN bestimmt. Dies alles bewirkt aber ein und derselbe Heilige Geist, indem er diese Gaben zuteilt und allein entscheidet, welche Gabe jeder

IN LIEBE

Einzelne erhält (1. Kor. 12:11) • Wer verteilt die Gaben? Es ist der Heilige Geist. Welcher Teil der Arbeit trifft uns? An uns liegt es diese Gaben anzunehmen und zu entwickeln. Manchmal liegt es auch an uns, die Gaben erstmal zu entdecken. • Wenn wir die Gaben nicht weiterentwickeln, so wie es uns in Matthäus 25 geschildert wird, dann werden wir streng von Gott gerichtet werden. Immer wieder hört man folgende Sätze: „Meine Gemeinde gab mir nicht Gelegenheit…“ oder „ich wusste nicht, was ich machen sollte“, usw. Die Wahrheit ist, dass die Gaben vielmehr außerhalb, als in der Gemeinde gebraucht werden. Keiner hat gültige Ausreden um seine Gaben nicht einzusetzen. Jede Gabe hat ein spezifisches Ziel. Dieses Ziel ist die Erbauung des Nächsten. Die Gaben sind dazu da, um dem Nächsten etwas Gutes zu tut. Jedem von uns wird eine geistliche Gabe zum Nutzen der ganzen Gemeinde gegeben (1. Kor. 12:7). Welches ist eine besondere Kundgebung des Heiligen Geistes? Wir leben in einer Zeit, wo man glaubt, dass einzig und allein Zungenreden, Prophezeiung, Krankenheilung oder irgendein Wunder eine Bezeugung des Heiligen Geistes ist. Dieses ist aber nicht wahr. Jede Gabe, die sorgfältig ausgeübt wird, ist eine Kundgebung des Geistes. Die Gaben sind Glieder und bilden zusammen einen Leib. Im Kapitel 12 Vers 18-20 heißt es: Gott hat unseren Körper mit vielen Gliedern und

Organen geschaffen und jedem Körperteil seinen Platz gegeben, wie er es wollte. Was wäre das für ein seltsamer Körper, wenn er nur aus einem einzigen Körperteil bestehen würde! Ja, es sind viele Teile, aber nur ein Körper. Wenn „Herr Ohr“ sich als kompletter Körper vorstellt, halten wir ihm entgegen, dass ihm viele lebenswichtige Glieder fehlen, damit er ein funktionierender Körper wäre. In der Gegenwart irren sich vielen Leute in diesem Bereich. Heute darf sich anscheinend schon jeder „Prophet“ nennen und mit Autorität sagen: „Der Herr sagt dir, dass…“, ohne diese Botschaft durch die Erkenntnis des Körpers zu prüfen. Wir müssen auf der Hut sein mit den Zungen, Mündern, Stimmbändern und Gesichtern, die alleine und losgelöst durch die Welt reisen und sagen, dass sie Körper sind und im Auftrage des Herrn reden. Gaben in Liebe sind Gaben mit der Frucht des Geistes. 1. Kor. 12:31b-13:13 Ich will euch etwas zeigen (einen Weg zeigen), das alle diese Gaben übertrifft! Wenn ich in den Sprachen der Welt oder mit Engelszungen reden könnte, aber keine Liebe hätte, wäre mein Reden nur sinnloser Lärm wie ein dröhnender Gong oder eine klingende Schelle. Welches ist ein besserer oder ein höherer Weg? Dieser Weg ist die Liebe. Ohne Liebe inmitten und als Fundament der Gaben, machen die Gaben nur Lärm. Pr. Ricardo Friesen MBG Filadelfia

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Wie nutzt du deine Geistesgaben? Wie kam ich dazu, meine Gaben zu entdecken? An einem Frauenkreis teilnehmend, lasen wir das Buch: Die 3 Farben deiner Gaben von Christian Schwarz. Hier werden die verschiedenen Gaben aufgeführt, erklärt und erwähnt, wie man sie trainieren kann sowie Bibelstellen genannt zum besseren Verstehen und Prüfen, Gefahren erkennen usw. Zum Abschluss machten wir den Gabentest, der in dem Buch vorkommt. Folgende Gaben kamen zum Vorschein: Manifeste Gaben (solche, die man wohl schon des Öfteren ausgeführt hat): 1. Helfen (z.B. Entlastung anderer in ihrem Dienst) 2. Wundertaten (z.B. Gebetsdienst) 3. Barmherzigkeit (z.B. Fürbitte) Latente Gaben (solche, mit denen man als nächstes experimentieren sollte): 1. Künstlerische Kreativität (z.B. Pantomime) 2. Handwerk (z.B. Gartenarbeit, Nachbarschaftshilfe) 3. Missionar (z.B. Randgruppenarbeit, Auslandsmission) Wie ich versuche, diese Gaben einzusetzen: Ich helfe Anderen sehr gerne oder mache

Dienste im Hintergrund. Gott hat mir auch das Gebet immer wieder wichtiggemacht. Ja, er zeigt mir Personen, für die ich beten soll. Manchmal sogar Leute auf der Straße, besonders Kinder oder Frauen. Wundertaten bedeuten für mich auch, dass sich Dinge, Situationen oder Personen durch das Gebet verändern. Vor kurzem bekam ich einen Bibelvers zugeschickt, der mir sehr wichtig war. Gott zeigte mir mehrere Namen, denen ich den Vers schicken sollte. Eine Person hatte den Vers schon einmal bekommen und dadurch wurde er eine Bestätigung für sie. Wunderbar! Einer anderen Person, von der ich wusste, dass ihr Sohn im Ausland auf der Intensivstation lag, schickte ich den Vers auch. Nach einer Woche fragte ich nach, wie es ihrem Sohn ginge. Sie wunderte sich, dass ich nicht Bescheid wusste. Der Junge war schon auf die normale Station verlegt worden, als sich seine Situation plötzlich verschlechtert hatte und er wieder auf Intensiv verlegt werden musste. Genau in dieser Situation kam der Vers an und sprach ihr Mut zu. Wir waren beide so überwältigt von Gottes Fürsorge! Bei künstlerischer Aktivität habe ich mehr im privaten Bereich gearbeitet und nicht so viel in der Gemeinde. Bei

Wie nutzt du deine Geistesgaben? Ich erlebe die Geistesgaben im Alltag in folgender Weise: Das fing bei meiner Bekehrung an, als ich 12 Jahre alt war. Die bewusste Vergebung und Annahme, die ich verspürte, war und ist das Zeichen, dass ich ein Kind Gottes bin. Als ungehorsames Kind Gottes erlebte ich einige turbulente Jahre bis ich mit 17 Jahren eine Erneuerung erlebte, in die Gemeinde kam und gleich in ein Jugendkomitee hineingewählt wurde. Ganz langsam und nur stückweise erkannte ich welche Gaben und Fähigkeiten Gott mir gegeben hatte. Viele Fehler habe

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ich gemacht, aber trotzdem liegt da eine spannende Bereitschaft im Erfüllen der Aufgaben. Manchmal ist es schwer oder kompliziert, aber dann auch wieder die Bestätigung, dass es der rechte Weg ist und ich weitergehen kann. Die Gewissheit “Er führt mich” lässt die Freude steigen und das Herz Frieden bekommen. Zum Beispiel am Ostersonntag: um 7:30 Uhr waren die Tische im Speisesaal der Kirche gedeckt und jeder der kam, durfte sich gleich bedienen und das Frühstück genießen. So ging es bis 8:30 Uhr und wir hatten eine schöne Gemeinschaft. Danach hatten wir ein abwechslungsreiches Programm in

Handwerk liegt mir Gartenarbeit und ich helfe gerne auch anderen damit. Auch in Nachbarschaftshilfe habe ich mich schon üben dürfen. Missionar: Mein Traum war früher, aufs Schiff zB. von OM (Operation Mobilisation) oder auch mit einem Schiff vom Roten Kreuz in ein Kriegsgebiet zu reisen, um da meinen Beruf als Krankenschwester auszuüben. Beides hat sich nicht konkretisiert, da mir damals noch die Erfahrung als Krankenschwester fehlte. Vielleicht hat mir auch geholfen, in verschiedenen Kulturen zuhause zu sein, denn ich gehe gerne auf neue Besucher zu und habe ihnen gegenüber auch keine Vorurteile. Das oben erwähnte Buch hat mir geholfen, meine Gaben zu sehen und sie beim Namen nennen zu können, obwohl ich irgendwo immer etwas von allen schon praktiziert habe. Mich fasziniert an Gott seine Vielfalt, die sich in der ganzen Schöpfung zeigt, auch an uns Menschen mit den unterschiedlichsten Gaben und Gabenkombinationen. Gabi Penner MBG Concordia

der Kirche. Es wurde viel gesungen, eine Kindergeschichte gebracht, wo wir alle spannend zuhörten, ein Chor, Gruppengesang usw. Hier erlebten wir wie Geistesgaben zum Einsatz kamen, es war so eine gute Atmosphäre, dass wir gerne mitmachten und uns froh und dankbar eine gute Ostern wünschten. Edwin Wölk MBG Neuland


Meine geistliche Pilgerreise Ein entscheidender Moment in meiner geistlichen Pilgerreise war die Entdeckung, dass wir an einen lebendigen Gott glauben. Ich finde es spannend in der Bibel zu lesen, dass Gott sich uns bekannt machen möchte. Diese dynamische und persönliche Beziehung mit ihm ist möglich durch das Wirken des Heiligen Geistes. Als ich meine ersten Schritte in der Hingabe an Gott, den Herrn, machte, erwachte in mir eine Sehnsucht, die Kraft des Heiligen Geistes zu erfahren. So habe ich angefangen, an verschieden Kongressen, Kursen und Hauskreisen teilzunehmen, die von Pfingstlergemeinden organisiert wurden. In diesen Treffen konnte ich das „Evangelium der Macht“ kennenlernen, d.h. die Verkündigung des Evangeliums mit „Zeichen und Wundern“. Die Zeugnisse von Wundern, die man in diesen Kreisen hört, sind erstaunlich. Persönlich habe ich ekstatische Erfahrungen in Kontakt mit der charismatischen Bewegung gemacht. Bei einer Gelegenheit, als ich traurig und frustriert war, habe ich das „Lachen im Geist“ (risa santa) in einem Gottesdienst erlebt. In einer anderen Gelegenheit wo ich, besorgt war, hat ein Freund für mich gebetet und ich wurde von einer Ekstase der Glossolalie (Zungenreden) ergriffen und fing an in vielen unverständlichen Sprachen zu sprechen. Da ich diese Erfahrungen in einem Kontext des Gebets und der Hingabe an Gott gemacht habe, weiß ich bis heute nicht, wie ich sie interpretieren soll. Nun gut, im Laufe der Zeit, gab es einige lehrmäßige Aspekte, die mir nach und nach immer fragwürdiger erschienen. Es folgen einige Beobachtungen über meine Erfahrung

mit bestimmten charismatischen Gruppen: • Starke und Dominante Leiterschaft: Die Apostel, Propheten und Pastoren dieser Strömungen sind unbestrittene, erleuchtete/ aufgeklärte Leiter. Die Nachfolger geben den Konzepten, die sie unterrichten, einen Wert der „Offenbarung“. Problem: Das universelle Priestertum der Gläubigen wird ignoriert (1. Kor. 14, 26-32). Die Gemeinde hat die Aufgabe, alle Lehre und Prophezeiung zu prüfen. • Allegorische Hermeneutik: Viele der neuen Lehren und Enthüllungen/Offenbarungen, die die Leiter empfangen haben, basieren auf einer symbolischen Interpretation der Geschichten und Lehren der Bibel. Man sucht ständig nach einer „verborgenen geistlichen Bedeutung“ im Text. Problem: Die „Sola Scriptura“ (2. Tim. 3,16) wird ignoriert. Wir Christen können auf den historischen und natürlichen Sinn der Bibel vertrauen. • Mystische Weltanschauung: Es wird Wert gelegt auf die Dämonisierung persönlicher und sozialer Probleme, Formeln, um mit generationellen Flüchen zu brechen, geistliche Techniken, um Gaben und Segnungen zu erhalten, usw. Problem: Die relationale und ethische Dimension der christlichen Jüngerschaft (Bergpredigt) wird ignoriert. Segen erhält man durch eine Beziehung des Vertrauens und Gehorsams zum Herrn, und nicht durch geistliche Formeln. Wie ist meine Position heute? Ich halte mich für offen, aber mit Vorsicht.

Ich glaube an Wunder als „Zeichen“ der souveränen Gnade Gottes mit der Gemeinde und Mission (Mk. 16, 1518). Ich glaube auch an die Gültigkeit übernatürlicher Gaben (Heilung, Prophezeiung, Sprachen) für die Erbauung des Volkes Gottes (Jak. 5, 14-16; 1. Kor. 12 und 14). Aber ich bin davon überzeugt, dass unser Fokus nicht auf den spektakulären Erlebnissen sein sollte, sondern darauf, die Mission Gottes zu erfüllen. Der Heilige Geist gewährt Wunder und verteilt Gaben nach seinem Willen. Was habe ich gelernt? Ich fasse meine Pilgerreise als einen Wechsel von einer “Theologie der Herrlichkeit“ zu einer „Theologie des Kreuzes“ zusammen. Früher konnte ich nur dort das Reich Gottes sehen, wo auch Erfolg und Wohlbefinden zu sehen waren. Heute kann ich das Reich des Himmels auch inmitten von Schmerzen und Schwachheit der Gemeinde sehen (Heb. 11, 32-40). Nach all diesem habe ich mich endlich mit der täuferischen/ anabaptistischen Spiritualität identifiziert; wegen ihrer Betonung auf den Glauben als Nachfolge Christi, die Gemeinde als eine geistliche und solidarische Gemeinschaft und die Mission als die Suche nach Frieden und Versöhnung. Leroy Toews MBG Concordia

Wie verstehen wir das Wirken des Heiligen Geistes heute?

LERNE MEHR

Auf der letzten Predigerkonferenz in Juli 2016 wurde ein Dokument hergestellt mit den zusammengefassten Erkenntnissen in Bezug zu dem Wirken des Heiligen Geistes. Lese das Dokument online auf der folgenden Seite:

www.ahm.org.py/dokumente/heiliger-geist/

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Erziehung

Rede zum dreißig jährigen Jubiläum der Gutenbergschule HERZLICHE GLÜCKWÜNSCHE zum dreißigjährigen Jubiläum des Colegio Politécnico Johannes Gutenberg Asunción. Mein besonderer Glückwünsch an euch, 1516 gegenwärtige Schüler, denn ihr seid der Grund dieser kostbaren Lerninstitution, in der ihr eine einmalige fünfzehnjährige integrale Schulausbildung erhalten könnt. Wenn wir die 136 Schüler des dritten Kurses dieses Jahres, zu den Absolventen der vorigen Jahre dazuzählen, kommen wir auf 2986 Schüler, die in 24 Jahrgängen die Gutenbergschule abgeschlossen haben. Diese studieren heute in ihrer gewählten Universität oder sie sind schon “Licenciados” oder arbeiten als Ingenieure, Ärzte, Pastoren, Elektriker, Industrie-Näher, Hausfrauen, um einige zu nennen. Viele von ihnen haben schon Familien gegründet und dessen Kinder sind wiederum Schüler an dieser Schule. Anfangs April veröffentlichten wir das Buch „30 años- 30 historias“ (30 Jahre- 30 Geschichten), darin erzählen dreißig Absolventen ihre Erfahrungen und Anekdoten. Diese Geschichten sind echte Zeugnisse, die von der Lebensumwandlung durch die Gutenbergschule sprechen. Sie erzählen davon, dass diese Schüler heute, im Gegensatz zu anderen, einen Unterschied machen in ihrer Umgebung, sei es in Beruf oder Familie, gekennzeichnet durch Tüchtigkeit oder Hingabe. Herzlichen Glückwunsch liebe Mitarbeiter für den jahrelangen Dienst an dieser Schule. Ich spreche von einem jeden von euch 166 Mitarbeitern. Es waren Jahre, in denen ihr hunderte von Kindern und Jugendliche durch eure Persönlichkeit beeinflusst und inspiriert habt. Für einige ist es das erste, für andere das dreißigste Unterrichtsjahr als Lehrer, Vorbild, Motivator und Gesprächspartner für die zu erziehenden Schüler. Da die Gutenbergschule eine biblisch-orientierte Einrichtung ist, ist

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Jesus das zentrale Vorbild in diesem Schul-Projekt. Es ist interessant, dass Jesus mit 30 Jahren begann, den Unterschied zu seinen Mitmenschen zu machen. In Matthäus 5 lesen wir: Als Jesus die Menschenmenge sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Da begann er, sie zu unterrichten: “Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind.“ “Glücklich sind die Trauernden, die Friedfertigen, die nach Gerechtigkeit hungern, die Barmherzigen, die reinen Herzens sind,“ usw. Und so geht der Bericht in der Bibel weiter. Was mir dabei auffällt, ist, dass er dazu weder Kreide noch eine Acryl-Tafel, noch ein Nachschlagewerk, auch keinen Computer noch eine Leinwand brauchte. Auch stand ihm in dem Moment nicht die vielbegehrte Klimaanlage zur Verfügung. Es ist erstaunlich, wie seine revolutionären Lehren die Welt veränderten, wie sie Leben veränderten und den Unterschied im Leben der Menschen bewirkten und immer noch bewirken. Wenn wir daran denken, wie er von Liebe, Barmherzigkeit, Vergebung und Mitgefühl sprach, sind das Themen, von denen in unserer jetzigen Gesellschaft nicht viel gesprochen wird. Daraus schließe ich, dass die Veränderungen im Leben nicht von materiellen Dingen bewirkt werden, sondern durch den Inhalt, der vermittelt wird. Persönlich glaube ich, dass die Gutenbergschule in den dreißig Jahren, in vielen Bereichen, den Unterschied gemacht hat. 1. Sie hat den Unterschied durch ihre Organisation gemacht, in der zwei Organisationen, die das Gemeinwohl suchen, zusammenarbeiteten: Die Vereinigung der MBG Paraguay und das Kinderwerk Lima aus Deutschland und der Schweiz haben es in diesen dreißig Jahren geschafft, trotz kultureller

Unterschiede und durch Kontinente voneinander getrennt, harmonisch zusammenzuarbeiten. Danke, liebe Delegierten der Vereinigung. Vermittelt diesen Dank bitte auch an eure jeweiligen Gemeinden, die die Schule Jahr um Jahr unterstützen und sich für das Gemeinwohl der paraguayischen Gesellschaft einsetzen.

2. Die Gutenbergschule hat auch durch ihre Einrichtungen im Stadtteil “Cuatro Mojones” einen Unterschied gemacht, denn von Anfang an wurde an eine Schule für tausend Schüler gedacht. Sie verfügt heute über eine Grundschule mit Kindergarten, eine Junior-Hochschule und eine Sekundarschule mit vier technischen und zwei naturwissenschaftlichen sowie sozialwissenschaftlichen Ausrichtungen. Außerdem gehört jetzt auch eine Universität, der sogenannte Gutenberg Campus dazu, der folgende Studiengänge anbietet: Erziehungswissenschaft, Sozialarbeit, Englisch, Verwaltung und Buchhaltung. Somit werden beinahe 2000 Schüler und Studenten hier in den Einrichtungen ausgebildet. Für die Bürger der Städte Lambaré, Villa Elisa, Fernando de la Mora, Asunción und andere Nachbarstädte, bietet die Gutenbergschule den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gute Studienmöglichkeiten an. In diesem Sinne, vielen Dank, dem Bürgermeister von Lambaré, für die Erlaubnis, mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen die Gesellschaft durch Bildung zu beeinflussen, um ihnen eine bessere Lebensqualität zu bieten.


Aufgrund unserer Fähigkeit können wir in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen Chancengleichheit für alle Bürger anbieten. 3. Sie hat den Unterschied bei ihren Mitarbeitern gemacht, denn es konnten Tag für Tag, die verschiedenen Vorstellungen über kulturelle Begriffe, schrittweise überwunden werden, wie z.B. seine Arbeit nur “ so so la la” zu machen, oder die Eigenwahrnehmung als “ich Armer” überwinden, denn wir als Lehrer und alle anderen Mitarbeiter haben es sehr gut verstanden, dass wir Gottes Geschöpfe und seine geliebten Kinder sind. Wir sind Schlüsselfiguren im Lernprozess. Guter Unterricht wird durch das Zusammenwirken von der LehrerIdentität und - Integrität, aber auch durch die Handhabung guter Techniken und Methoden erlangt. Der gute Unterricht ist der Ausdruck der Frage: “Wer bin ich als Lehrer?” Es kommt aus der Tiefe meines Seins als Lehrer. Wir machen den Unterschied, denn Vorbild sein, ist nicht einer der besten Wege einen guten Eindruck zu erlangen, sondern der einzige Weg, wie es der Pädagoge Palmer Parker so treffend sagt. Danke liebe Mitarbeiter für den Dienst, den ihr an der Institution in dieser Zone des Landes geleistet habt. Die Schule ist das, was ihr seid. Bitte nehmt unseren aufrichtigen Dank an eure Familien und eure Gemeinden mit. Sie haben euch in eurem Gottesdienst durch dieses Werk unterstützt. 4. Die Gutenbergschule hat einen Unterschied bei ihren Schülern gemacht, indem sie die christliche Weltanschauung, anderen philosophischen Strömungen gegenübergestellt und miteinander verglichen hat. Dabei wurde hervorgehoben, dass die christliche Weltanschauung den Menschen als Geschöpf sieht, der zu Gottes Ebenbild geschaffen wurde. Er ist von Gott geliebt und mit intellektuellen, emotionalen, sozialen und kreativen Eigenschaften ausgerüstet.

Wir verlangen, dass sich die Schüler an ihrem Lernprozess beteiligen, sprich, aktiv werden. Außerdem wollen wir die Integration in den unterschiedlichen sozioökonomischen Ebenen aufgrund von Respekt und dem persönlichen Wert jeder Person erlangen. Aus diesem Grund lernen in unserer Schule Kinder aus verschiedenen familiären Hintergründen. Danke liebe Schüler, dass wir euch einige Jahre eures Lebens begleiten dürfen. Danke liebe Leiterin der Berufsschulen vom Ministerium, dass wir integrale Personen heranbilden dürfen, damit sie fähige, selbstständige und Leiter nach Gottes Plan werden können, die ihre geistlichen, sozialen, wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse ausbauen. Sie werden somit zu ganzheitlichen pädagogischen Vorkämpfern, die sich offen um die Bedürfnisse und Erwartungen der Begünstigten kümmern und ein umfassendes Qualitätsmanagement anbieten. 5. Diese Schule hat auch einen Unterschied bei der aktiven Teilnahme der Eltern gemacht, denn sie haben die Hauptverantwortung in der Erziehung ihrer Kinder, und als solche übernehmen sie die Mitverantwortung in der schulischen Entwicklung. Die Gutenbergschule ist nicht nur ein Hort für Kinder und Jugendliche, sondern eine Erziehungsinstitution, wo dem Wert des Kindes eine hohe Stellung zukommt. Dabei ist die Rolle des Vaters, der Mutter, der Ehe und der Familie ausschlaggebend, denn diese sind die Grundlage der Gesellschaft. Danke Eltern, dass ihr verstanden habt, dass die Bildung eurer Kinder ein gemeinsames Unternehmen zwischen Schule und Elternhaus sein muss, wo aufgrund von gemeinsamen Prinzipien und Werten gearbeitet wird. Liebe Organisationen die uns unterstützen, Mitarbeiter, Schüler, Unternehmen, befreundete Schulen und Eltern der Gutenbergschule! In den dreißig Jahren ihres

Bestehens, hat diese Schule einen Unterschied auf pädagogischem Gebiet in Paraguay gemacht. Auch die Jubiläumsfeier heute bestätigt wieder einmal diese Tatsache und wir wollen uns heute aufs neue verpflichten, einen Unterschied in der gemeinsamen Arbeit zu machen, indem wir ein Erziehungsprojekt mit unterschiedlichen Alternativen zu gewöhnlichen Gedanken und Gesellschaftsströmungen anbieten. Ein Modell, das auf alle Gesellschaftsschichten antwortet. Jesus beeinflusste mit dreißig Jahren die antike Welt und seine Jünger folgten seinen Fußspuren und die Geschichte erzählt von Lebensumwandlungen durch die Lehren Jesu, die auf Liebe, Barmherzigkeit, Vergebung und Mitgefühl gründeten. Die Gutenbergschule besteht jetzt dreißig Jahre in Paraguay und es ist an euch, liebe Schüler, Mitarbeiter, Eltern und Schulfreunde, Jesu Vorbild und dem seiner Jünger nachzueifern. Wir wünschen der Gutenbergschule Asunción weiterhin alles Gute. Delbert Unruh Direktor

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Spatenstichfeier MBG Concordia Vor etwa 5 Jahren wurden wir uns als MBG-Concordia einig, dass wir für die zukünftigen Generationen und auch für uns ein Grundstück von mindestens 25.000 m2 bräuchten, mit viel Grün, vor allem für die Jugend, sowie für Rangerarbeit, Frauen- und Männertreffen, aber auch für andere Gemeindeaktivitäten wie Hochzeiten, Feste, usw. Die Concordia-Gemeinschaft hat sich über viele Jahre ein Kirchengebäude geteilt. Hier bewegen sich die Programme von zwei Gemeinden und die der Concordia Schule. Daraus haben sich mit der Zeit Raummangel und Überschneidungen von Programmen ergeben. Nach vieIen Gebeten und Beratungen, wude auf einer Gemeindeversammlung eine Kommission beauftragt, etwas Passendes für unsere Bedürfnisse und Wünsche zu finden.

Nach mehreren Besichtigungen fanden wir ein schönes Grundstück in Loma Pytá, an der Straße Lombardo, etwa 300 Meter von der Ruta-Transchaco, Richtung Flughafen. Nachdem dieses bezahlt worden ist, wurde ein Projekt für ein „Jugend- und Gemeindezentrum“ von 1.787 m2 geplant. Es soll ein Ort der Begegnung von Jung und Alt sein. Nach etwas über einem Jahr bekamen wir dann im November 2017 die Baugenehmigung und feierten am 4. März 2018 nach dem Gottesdienst den Spatenstich in Gegenwart von vielen Gemeindegliedern, wobei uns zur Uhrzeit ein Regen geschenkt wurde. Wir freuen uns über den neuen Versammlungsort und hoffen, dass er vielen zur Hilfe und zum Segen wird. Wesley Kehler Leiter der Baukommission MBG Concordia

Der treue und verantwortungsbewusste Dienst von Bruder Albert Friesen Am 21. März 2018 starb ganz unerwartet Albert Friesen, langjähriger Administrator der Vereinigung. Am 30. März 1971 wurde er Mitglied der Asociación Hermanos Menonitas. Im Jahre 1997 wurde er Administrator der Vereinigung. Herr Friesen hat sich sehr stark für die Formalisierung und Legalisierung des Finanzbereiches eingesetzt. Mit viel Hingabe, Genauigkeit und Teamfähigkeit hat er den administrativen Bereich der Vereinigung bis Ende 2010 angeleitet. Bruder Albert wusste sich von Gott für diesen Dienst berufen. Mit den Gaben, die Gott ihm gegeben hatte, hat er treu gedient. Gott hat das Leben von Albert Friesen gebraucht, um die Vereinigung und die Gemeinden in vielen Hinsichten zu segnen. Wir möchten Gott die Ehre für das Leben und den Dienst von Bruder Friesen geben. Seine Frau Erika hat ihn in all diesen Jahren unterstützt und begleitet. Wir beten, dass Gott sie tröstet und trägt. Theodor Unruh Vereinigungsleiter

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Gemeindebegleitung

Delegiertenkonferenz 2018 Gemeinsam sind wir biblischtäuferische Gemeinde Jesu Christi und gewinnen Menschen für Ihn und Seine Gemeinde. Dieses ist die Vision der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden Paraguays. Doch wie sind wir biblisch-täuferische Gemeinden? Wie gewinnen wir Menschen für Jesus? Diese Fragen werden jedes Jahr neu auf der Delegiertenkonferenz durch Berichte von den Führungskräften beantwortet. Hinter diesen Berichten sind viele lebensverändernde Geschichten. Geschichten, die durch den Heiligen Geist eine positive Wendung bekommen haben. Geschichten, wie ganze Familien durch die ganzheitliche und geistliche Erziehung und Ausbildung in den Schulen vom Evangelium erreicht werden. Oder, wie Menschen mit einer christlichen Weltansicht für ihr Berufsleben, und Männer und Frauen für die integrale Mission der Gemeinde vorbereitet werden. Aber auch wie durch

Radiosendungen Menschen von der rettenden Botschaft Jesu Christi hören und wie neue Gemeinden gegründet und bestehende begleitet werden. Diese Lebensveränderungen, die zu Christus hinführen, sind der Grund für die Arbeit von der MB Vereinigung, und die Delegiertenkonferenz ist dazu da, um sich gemeinsam zu orientieren und Mut zu machen. Dieses Jahr fand die Konferenz vom 12. bis zum 14. April beim Campus Gutenberg statt. Während den Pausen konnte man die Gemeinschaft unter Gemeindegeschwistern pflegen und auch neue Personen kennenlernen. Auch gab es eine besondere Zeit für die Frauen, um sich auszutauschen und gegenseitig besser kennen zu lernen. Zwei Höhepunkte

während der diesjährigen Konferenz war die Einweihungsfeier des ersten Stockwerkes beim Campus Gutenberg, die am ersten Abend stattfand und die 30-jährige Jubiläumsfeier des Colegio Politécnico Johannes Gutenberg Asunción. Die Delegiertenkonferenz ist immer wieder eine tolle Gelegenheit, innerhalb von kurzer Zeit vieles von den Werken der Brüdergemeinden zu erfahren. Bist du nächstes Jahr dabei? Delbert Warkentin

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Video-Serie Die Vision der

MB Vereinigung Paraguays ausgelebt im Alltag durch...

... UEP Campus Gutenberg

... Radio Obedira

... Colegio Alberto Schweitzer

... C


Mitarbeiter ausrüsten

STUDIEREN, UM ZU (ver)DIENEN Wie heißt du? Kannst du etwas von dir persönlich mitteilen? Ich bin Christian Harder und bin in Asunción geboren und aufgewachsen. Ich bin 30 Jahre alt und mit Verónica Barreto verheiratet. All meine Schuljahre habe ich in der Concordia Schule absolviert. Nach der Schulzeit beschloss ich, das Lehrerseminar an der FAHCE zu beginnen. Diesen Studienabschnitt beendete ich dann im Jahr 2012, wo ich den Titel von “Licenciado en Ciencias de la Educación” erhielt. Parallel zu dieser Studienzeit, arbeitete ich in der Concordia Schule als Grundschullehrer. Danach durfte ich ein Jahr an dem Weiterbildungsprogramm für deutsche Lehrerkräfte vom Pädagogischen Austauschdienst in Deutschland teilnehmen. Diese Zeit war besonders bereichernd für mich, da ich meinen Horizont erweitern konnte in Bezug auf Lehrerbildung, aber besonders konnte ich auch persönlich und im Umgang mit verschiedenen Menschen und Kulturen wachsen. Nach meiner Rückkehr nach Paraguay, arbeitete ich weitere Jahre in der Concordia Schule bis zum Jahr 2017. Seit diesem Jahr bin ich in der Kolonie Río Verde als Lehrer und Direktor mit meiner Frau in der Schule “Nuevo Mexico” tätig.

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Was hat dich motiviert, die Lehrerausbildung bei der FAHCE (heute Campus Gutenberg) zu machen? In der Schulzeit fühlte ich mich praktisch schon mit dem Unterrichten verbunden. Zu Hause, mit meinen Brüdern, spielten wir oft “Schule” mit kleinen Kids-Tafeln. Diese Gabe durfte ich dann im Laufe der Jahre auch in der Sonntagschule meiner Gemeinde entwickeln, wo ich erst als Beobachter und später dann auch im Unterricht tätig sein konnte. Durch Gebet und Bestätigung von Eltern, Freunden und Bekannten, die mir für den Lehrerberuf Mut machten, wählte ich dann diese Karriere. Das führte auch dazu, dass ich die FAHCE als mein Bildungsinstitut sah.

Welches sind Werte, die du im Unterricht erhalten hast? (Durch Lehrer oder Mitschüler) Hast du spezielle Erinnerungen von der Studienzeit? In den Unterrichtsstunden in der FAHCE konnte ich an vielen Lehrern beobachten und erfahren, wie sie ihren Unterricht mit einer großen Methodenvielfalt, Kreativität, Mühe und Hingabe gestalteten. Diese Werte waren mir besonders wichtig und ich kann sie bis heute noch in meinem eignen Unterricht umsetzen. Christliche Prinzipien wurden uns nicht nur in Theorie, sondern auch am Leben und Beispiel vieler Lehrer vermittelt. Den Lehrerberuf nicht als eine Karriere, sondern einen Dienst an den Menschen zu sehen, ist ein Gedanke, der mich bis heute noch begleitet.

Von meinen Mitschülern konnte ich auch viel lernen und ihre unterschiedlichen Charaktere, Gaben und Talente wertschätzen und davon profitieren. Spezielle Erfahrungen, die ich noch von der Studienzeit in Erinnerung habe, sind die “Prácticas supervisadas” an privaten und staatlichen Schulen, “Colonias de vacaciones” in der Sommerzeit und die Freizeiten, die besondere Höhepunkte während dieser Zeit waren.

Wie sieht dein (Ver) Dienst heute aus? Heute sehe ich den Dienst in der Schule als eine Form, wie ich Menschen mit meinen Kenntnissen, Erfahrungen und besonders durch mein Leben selbst beeinflussen kann. Ich finde, es ist einer der Dienstbereiche, in dem wir großen Einfluss auf das Leben vieler Menschen haben können. Der größte Verdienst am Lehrerberuf denke ich, ist die Dankbarkeit und Liebe, die die Schüler zum Ausdruck bringen, sei es durch Worte, Briefchen, durch ein freudiges Strahlen im Gesicht, eine Umarmung, und anderes mehr. Das gibt uns selbst Fülle und Mut, unseren Dienst fuer Gott und am Nächsten mit einer noch größeren Hingabe zu verrichten. Christian Harder MBG Concordia


Worte des Vereinigungsleiters Für die Delegiertenkonferenzen werden jedes Jahr auch statistische Berichte in Bezug zu unseren deutschen Gemeinden vorbereitet. Leicht kann man diese Berichte mit den vielen Zahlen als trockene Daten abtun, vielleicht mit dem Argument, dass Gemeindearbeit nichts mit Zahlen zu tun hat, sondern ausschließlich mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Dieses trifft aber nur zum Teil zu. Statistische Daten können uns viele wertvolle und aufschlussreiche Informationen über unsere Gemeindearbeit geben. Wenn wir einmal die statistischen Daten der sieben Vereinigungsgemeinden von den letzten 10 Jahren beobachten, dann erkennen wir, dass wir ein langsames, aber beständiges Wachstum verzeichnet haben. Dafür können wir sehr dankbar sein. Im Jahre 2008 hatten wir in unseren sieben Gemeinden 1.895 Glieder. Ende 2017 waren es 2.106. Auffallend ist aber, dass das Wachstum in den letzten drei Jahren nur minimal gewesen ist. Während wir Ende 2015 eine totale Gliederzahl von 2.096 hatten, zählten die sieben Gemeinden der Vereinigung Ende 2017 eine totale Gliederzahl von 2.106, d.h. in drei Jahren hatten wir ein Wachstum von 10 Gemeindegliedern. Wenn man diese Daten liest, dann fragt man sich unwillkürlich, welches die Gründe für das schwache Wachstum der letzten drei Jahre sein könnten? • Sind unsere Familien so klein geworden, dass wir nicht mehr so viele Jugendliche taufen können? (Tatsache ist, dass wir 2008 in unseren Gemeinden 579 Jugendliche im Alter von 13 bis 30 Jahren hatten und 2017 waren es 605. 2008 hatten wir 229 ungetaufte Jugendliche, 2017 waren es 274). • Erreichen wir durch unsere Gemeindearbeit nicht mehr die jungen Leute? • Sind unsere MB Gemeinden unattraktiv geworden? • Sind unsere evangelistischen Anstrengungen zu schwach? • Verlassen wir uns zu sehr auf unsere altbewährten Strukturen, statt neue Wege zu gehen? Es gibt ganz sicher keine einfachen und allgemein gültigen Antworten zu diesen Fragen. Es ist aber wichtig, dass wir diese Fragen immer wieder auch aus der Perspektive unseres Auftrages her analysieren. In Apostelgeschichte 1,8 werden wir aufgefordert, durch die Kraft des Heiligen Geistes in Jerusalem, Judäa, Samarien und bis an das Ende der Erde Zeugen Jesu Christi zu sein. Durch unsere gemeinsame Arbeit in der Vereinigung konzentrieren wir uns eher auf Judäa und Samarien. Jede Gemeinde der Vereinigung hat auch mehrere Missionsgemeinden, wo viele Geschwister stark engagiert sind. Wie sieht es aber mit unserem Jerusalem aus? Investieren wir genauso viel Zeit und Energie in unser Jerusalem? Als deutsche Gemeinden haben wir, im Vergleich zu vielen anderen Gemeinden in Paraguay, erstklassige Einrichtungen. Wie können wir diese Einrichtungen noch viel mehr brauchen, um Menschen zu Christus und zu seiner Gemeinde zu bringen? Vielleicht sollten wir noch mehr und immer wieder auch gemeinsam darüber nachdenken und sprechen, wie wir in unseren eigenen Gemeinschaften dem evangelistischen Auftrag nachkommen können. Als Gemeinden brauchen wir beides: Wir brauchen eine starke missionarische Arbeit nach außen, aber genauso stark muss der evangelistische Einsatz auch in unserer eigenen Gemeinschaft sein. Theodor Unruh Vereinigungsleiter

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Gemeinden der AHM

Gottes Geschichte mit unserer Gemeindefamilie Die MBG in der ‘Harbiner Ecke’ 1932-1990 Die so genannten ‘Harbiner’ waren eine besondere Schicksalsgemeinschaft. Als die Lage unter dem Kommunismus in Russland 1927 immer schlechter wurde, beschloss eine große Gruppe aus der Slavgorod Gegend, ostwärts an die chinesische Grenze und in die Nähe Japans zu ziehen. Die geistliche Gemeinschaft wurde vertieft durch die Flucht über den Amur in der Nacht vom 19.-20. Dezember 1929 bei -40 Grad Kälte. In der Stadt Harbin, damals das Paris des Ostens, verlebten sie ein dramatisches Jahr. Jedermann suchte Arbeit und man sparte für die große Ozeanreise, von Shanghai über den Indischen Ozean und Suezkanal (wo Evangelist Jakob Wall den Kindern an der Schiffsreling zeigte, wo die Israeliten durchs Rote Meer gezogen waren), über Frankreich und den Atlantik bis hin nach Fernheim. Hier wurden die Dörfer 14, 15, 16 und 17 gegründet.

Die Mehrheit der Harbiner waren schon von Russland her Brüdergemeindler; wieso, ist nicht ganz klar. Damit die Geschichte nicht zu einseitig würde, beschloss Prediger Jakob Isaak aus der Mennoniten Gemeinde, späterer Ältester, seinen Wohnsitz von Auhagen, Nr. 9, ins Dorf 14 zu verlegen. Fortan war er neben den MB Predigern Jakob Wall, Johann Schellenberg, Heinrich Klippenstein, David Friesen, Martin August, Franz Sawatzky, Jakob Penner und David Hein eine wichtige geistliche Stütze in der Harbiner Ecke. Am 22. Mai 1932 gab es die erste Gemeindeversammlung, in der Johann Schellenberg einstimmig zum Leiter der Orloffer MB Gemeinde gewählt wurde mit 140 eingeschriebenen

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Gründungsmitgliedern. Neben den genannten Predigern waren auch die ordinierten Diakone Peter Loewen und Jakob Wiens, sowie der Chordirigent David Friesen von Anfang an mit dabei. Schon auf der 2. Gemeindestunde (31. Juli 1932) wird über ein ‘Statut für die Heiden-Missionsstation’ beraten. Auch fertigte man eine Liste an, wo Geschwister notiert wurden, die ohne einen triftigen Grund von der Gemeindestunde fernblieben. Sehr früh wurde Jakob Wall als Evangelist für die Dörfer Fernheims und auch für die Ukrainer um Encarnación und Posadas herausgesetzt. Man erlaubte ihm auch, sein Verständnis vom ‘Heilsplan’ (mit großen gemalten Graphiktafeln) auszulegen, wenn das Dorf es wünschte. Die Chacohitze brachte manche neuen ethischen Fragen mit sich. So heißt es im Protokoll vom 15. Februar 1933, man “macht es den Gliedern und den erwachsenen Söhnen zur Pflicht, sich nicht auf öffentlichen Plätzen und auf Wegen ohne Hemd zu zeigen.” Am 12. Februar 1933 gab es ein großes Tauffest. “Die Taufkandidaten wurden erst in ihren Dörfern von den Geschwistern vorgeprüft und dann für die Prüfung vor der ganzen Gemeinde empfohlen. Dabei legte man besonders Gewicht auf eine klare Wiedergeburt und einen veränderten Lebenswandel. Die 12 Gemeinderegeln, die man auch in Russland gehabt hatte, wurden den Täuflingen vorgelegt.” (Korny Neufeld, Die Geschichte der Karlsruher Mennoniten Brüdergemeinde, unveröffentlichtes Manuskript). Die Abwanderung der Friesländer lichtete sehr stark die Reihen, bei den Predigern und auch im Chor. Auch die ‘völkische Zeit’ mit ihrer Parole ‘Heim ins Reich’ bzw. in die Ukraine verursachte eine ernste Erschütterung. Abram Friesen sagt dazu: „Was gäbe es Schöneres, als einmal den trüben Chaco auf die gute alte russische Heimat vertauschen zu dürfen.“ Dass auf so ein

Lockmittel eventuell auch der Frömmste hereinfiel, war verständlich […] Im Eifer des Gefechts wurde man bitter und entzog sich dem Bruder… Man ging so weit, dass man den Andersdenkenden aus dem Volksbund strich […] Für Abendmahl und Erbauung war wenig Raum, denn während in Europa an der Ostfront Tausende ihr Leben ließen, führten wir in Fernheim einen indirekten kalten Bruderkrieg […] da wir in unserer Gemeinde große Hitzköpfe hatten, die sich vom Geiste Gottes schlecht leiten ließen.” (Willy Janz und Gerhard Ratzlaff, Gemeinde unter dem Kreuz des Südens, 138-140) Nach dem Zusammenbruch und der Versöhnung baute man gemeinsam mit der Mennoniten Gemeinde ein ‘Bethaus’: 21,40 Meter lang und 8,60 Meter breit. Um ein Baukonto anzufertigen, wurde jeder Familie die Gelegenheit gegeben, ein Rind zu spenden. Der ehrwürdige Prediger B.B. Janz aus Kanada war gerade für Versöhnungsarbeit da und sprach das Weihegebet. 58 Jahre hat die Orloffer MBG im Segen gearbeitet, mit ihrem wunderbaren Chor, guter Kinder- und Jugendarbeit, ihrem Missionssinn und ihrem starken Zusammenhalt der Dörfer jener Ecke. Die letzten Gemeindeleiter waren Jakob und Susi Klassen. Aus verschiedenen Gründen schrumpfte die Gliederzahl bis auf 64 herab, auch wenn insgesamt ca. 200 Personen getauft wurden. Deshalb begann man am 2. Oktober 1988 über einen Anschluss an die MBG Filadelfia nachzudenken, der dann mit mehr als 75% der Glieder bestätigt wurde. 49 Glieder schlossen sich 1990 der neu gegründeten Ost MBG an und 14 der MBG Filadelfia. Am 28. Oktober wurde eine denkwürdige ‘Abschiedsgemeindeversammlung’ gefeiert. Man erinnerte sich an die ersten zwei Lenguamissionare, die aus dieser Gemeinde hervorgegangen waren, an das Jahr 1953, in dem 33 Menschen getauft wurden, etc. Der Auflösungsakt wurde unterschrieben und man nahm Abschied vom Hof und Bethaus sowie von manchen Geschwistern, mit denen man nicht mehr in derselben Gemeinde sein würde. Alfred Neufeld


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