Artistz Magazin 4.1 // X-Mas 2010 Free Edition

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Hallo Freunde der farbenfrohen Kunst. Wie man sieht, haltet Ihr das erste kostenlose Druckmagazin aus dem Hause Artistz in den Händen. Wir dachten uns, wir ziehen das Weihnachtsfest dieses Jahr ein wenig vor und ersparen Euch den Kaufpreis, damit Ihr Euren Lieben endlich mal ordentliche Geschenke kaufen könnt. Pünktlich zum Nikolaus präsentieren wir Euch bunte und silberne Kunst nach Berliner Art inklusive zwei Specials auf insgesamt 40 Seiten. Lasst euch die Zeit bis zum Fest nicht all zu lang werden. Für dahin: frohe Weihnachten! Euer ARTISTZ Team

INHALT 04-07 08-12 14-15 16-21 22-25 26-29 30-33 34-37

S-Bahn Walls CHIPS Special S-Bahn Walls ILT Special S-Bahn Walls


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Mein unvergessliches Erlebnis trug sich an einem wunderschönen Sommerabend zu. Zuvor hatten mein Crewkollege und ich noch einen Backjump gekickt, welchen wir bei einem kühlen Bier und einer Zigarette, im Schein der letzten Sonnenstrahlen in den Hauptbahnhof hatten einrollen sehen. Wir machten unsere Fotos und verschwanden ohne groß bemerkt worden zu sein vom Bahnhofsgelände. Mein Kollege verabschiedete sich zu einem Treffen mit seiner Freundin, doch ich überlegte ich mir spontan noch eine weitere Kiste malen zu gehen und brach gut gelaunt mit herunter gekurbelten Scheiben und lauter Musik in Richtung Yard auf. Am Yard angekommen parkte ich mein Fahrzeug, steckte mir mein Portemonnaie ein, nahm mir noch ein Bier, zog meine Jacke zu und spazierte inkognito an eine gute Stelle, von der aus man die Putzer beobachten konnte. Diese waren gerade mit der Reinigung des letzten Zuges fertig und stiegen in ihr Fahrzeug ein. Nach einer letzten Kontrollrunde waren sie verschwunden – das Zeichen dafür, dass die Aktion starten konnte! Ich ging zurück zu meinem Auto, schnappte mir meine Sturmmaske und meinen Kannenbeutel, zog meine Malerjacke an und marschierte geradewegs zu den Zügen, die prachtvoll im orangenen Licht glänzten. Ich setzte mich

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an den Triebkopf, stellte meinen Beutel sachte ab und suchte mit Argusaugen die Umgebung ab: Alles war ruhig, die Grillen zirpten und der Duft des warmen Tages und der mit Bitumen bestrichenen Bahnschwellen erfüllten die Luft. Ich ging um den Triebkopf herum und stand dann endlich vor meiner Bahn, die dicht am Zaun vor einem großen Parkplatz stand. Das einzige, das mich an dieser Stelle sporadisch verdeckte, waren zwei vor dem Zaun abgestellte Container. Mit einer Fill-in Farbe zog ich meinen Style vor begann schließlich mit dem Füllen, erst die eine Farbe, dann die andere. Ich war gerade mit dem Fill-in fertig, als das Fahrzeug der Putzkolonne heransauste und auf Fernlicht schaltete. Ich lief in Richtung Triebwagen vor und ging dort in Deckung, während das Fahrzeug des Putzers schließlich vor dem Waggon hielt. Der Putzer musste mein Bild entdeckt haben. Der Fahrer stieg aus, während der Motor des Fahrzeuges noch lief, und machte drei Schritte auf mein Bild zu. „Nicht schon wieder, das kann ja wohl nicht sein! Diese Schweinerei – das gibt’s es doch nicht!“, fluchte der Mann und stapfte wütend zurück zu seinem Auto. Mit einem Knall schlug er die Tür zu und raste vom Parkplatz runter. Das erste, wovon ich Notiz nahm, war mein Herz, welches mir bis zum Halse schlug. Ich glaube, ich dachte zuerst daran, zu verschwinden. Doch ein unfertiges Panel fahren zu lassen, darauf hatte ich absolut keine Lust! Ich kramte eine weitere Dose aus dem Beutel und zog schnell eine Outline - beim Griff zur Backgroundfarbe sah ich plötzlich zwei Polizei-Sixer an den Zug heranfahren. Schock!!!! Wo sollte ich hin??? Ich saß in der Falle! Irgendwie war in diesem Moment mein Gehirn komplett ausgeschaltet und ich handelte einfach nur: Ich schnappte mir meinen Beutel und kroch wie ein Wiesel unter den Triebkopf. Die Modellreihe, die ich an diesem Abend gemalt habe, ist besonders tief, man passt kaum drunter. Ich legte mich flach auf meinen Bauch, ca. 5cm über mir der tonnenschwere Zug, doch an Platzangst war in diesem Moment nicht zu denken.

Nun lag ich da, eingequetscht unter dem Zug, mein Atem schnell, das Blut rauschte mir in den Ohren. Ich schloss die Augen, zwang mich zur Ruhe und unterdrückte meine schnelle Atmung. Ich konnte nun genau hören, wie die Schar Polizisten um den Zug herumschlich, wild mit ihren Taschenlampen umher leuchtete und sich mit dem Putzer unterhielt. Dieser gab den Polizisten zu verstehen, dass das Bild vor 5 Minuten noch nicht so weit fertiggemalt war. Die Türen des Zuges gingen auf, die Scheiben wurden kontrolliert, Gebüsche wurden abgesucht und durchleuchtet, während ein anderes Fahrzeug die umliegenden Straßen abfuhr. Für die Polizisten war klar, dass der Täter irgendwo in der Gegend sein musste. Sie suchten wirklich überall – aber nicht unter dem Zug! Wahrscheinlich gingen sie einfach nicht davon aus, dass dort überhaupt jemand drunter passen konnte. Also ich lag dort bestimmt eine ganze Stunde regungslos auf den ungemütlichen Schwellen, bis sich die Polizisten und der Putzer endlich verdrückten. Mit der Dämmerung und den ersten Sonnenstrahlen kroch ich vorsichtig aus meinem Versteck, sah mich noch kurz um und spurtete dann Richtung Auto. Ich stieg ein und wollte gerade den Wagen starten als mir auffiel, dass mein Portemonnaie weg war. Der nächste Schock! Ich wusste sofort, dass es nur unter diesem dummen Zug liegen konnte und rannte zurück zum Zug: Es lag unter dem Triebkopf mitten auf der Schwelle. Ich hatte vergessen, es nach meinem Kontrollgang aus der Hosentasche zu nehmen. Ich muss schon sagen, dass ich an diesem Abend extrem viel Glück hatte. Am Auto angekommen bemerkte ich, dass noch immer Autos der Bahngesellschaft durch einige Straßen schlichen. Schnell startete ich meinen Wagen und verdrückte mich aus der Gegend. Vom diesem actionreichen Bild jedoch habe ich kein Foto bekommen, denn sie haben die Kiste direkt in den Buff gerollt, was für mich persönlich auch nicht weiter schlimm ist. Ich bin vielmehr froh, dass die Idioten nicht einfach mal zufällig unter den Zug geleuchtet haben…

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