Zukunftsdialog Gesundheit und Medizin (Dokumentation)

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Moderation: Dr. Frank Fleischer (innoMed e. V. Netzwerk für Medizintechnik Sachsen-Anhalt) Co-Moderation: Dr. Ralf Steinhausen (Ultraschall Forschungszentrum GmbH) Co-Moderation: Matthias Weber (HASOMED GmbH)

Im Rahmen des Workshops wurden 10 Thesen für den Bereich der Medizintechnik in Sachsen-Anhalt formuliert und diskutiert, welche im Folgenden in verkürzter Form dargestellt werden: These 1: Die Medizintechnik in Sachsen-Anhalt muss das Hemmnis der Kleinteiligkeit überwinden Die Medizintechnik zählt zu den innovativsten Branchen in Deutschland, denn rund ein Drittel des Umsatzes wird mit Produkten erzielt, die jünger als drei Jahre sind. Dabei sind deutschlandweit etwa 93 Prozent der Firmen kleine und mittlere Unternehmen (KMU). In Sachsen-Anhalt haben hingegen fast 99 Prozent der Medizintechnikunternehmen weniger als 250 Mitarbeiter, sodass die Branche hier weit kleinteiliger aufgestellt ist. Unbeschadet dessen erwirtschaften ca. 80 Medizintechnik-Unternehmen mit rund 2.700 Mitarbeitern nahezu 300 Mio. Euro Jahresumsatz. In Sachsen-Anhalt hat die Branche das vorhandene Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Ein wichtiger Grund mag die vorherrschende Kleinteiligkeit der Unternehmen sein, welche deren Engagement in Forschung und Entwicklung bzw. bei Innovationen behindert und deren Position im Zugang auf die internationalen Märkte schwächt. These 2: Weiter zunehmende regulatorische Anforderungen bremsen die Branchenentwicklung Die Unternehmen in der Medizintechnik agieren in einem äußerst dynamischen Umfeld, das sie vor erhebliche regulatorische, organisatorische aber auch finanzielle Herausforderungen stellt: Dazu zählen u. a. die wachsende Interdisziplinarität sowie die anspruchsvollen regulatorischen Anforderungen im Gesundheitsbereich, beispielsweise im Zusammenhang mit der neugefassten Medizinprodukteverordnung (MDR — Medical Device Regulation). Die Einführung der MDR bringt vor allem einen gewaltigen personellen und zeitlichen Aufwand, zugleich enorme Kosten für die (Re-) Zertifizierung von Medizinprodukten mit sich. Es ist abzusehen, dass dadurch selbst etablierte Produkte vom Markt genommen werden und invasive oder implantierbare Produkte von KMU gar nicht mehr entwickelt werden können.

These 3: Die wissenschaftlichen Voraussetzungen im Land Sachsen-Anhalt sind exzellent Zugleich verfügt das Land Sachsen-Anhalt in den relevanten Themenfeldern über eine ausgezeichnete Wissenschaftslandschaft, die im Ergebnis zielgerichteter Förderungen und strategischer Ausrichtungen auf zukunftssichere Schwerpunktbereiche entstanden ist. Die Forschungs- und Entwicklungskompetenzen liegen u. a. in den Bereichen Neurologie, Bildgebung, minimalinvasive Diagnostik und Therapie, Mikrosystemtechnik, Orthopädie, demografie-orientierte Medizin und Pflegeforschung. Damit werden zum Teil äußerst zukunftsträchtige Themenfelder mit beachtlicher Marktdimension adressiert. These 4: Es bedarf der wirksamen und marktgetriebenen Vernetzung der hiesigen Akteure Es gilt, die Position der Unternehmen durch Vernetzung und Kooperation, vor allem im Bereich der Innovation, zu stärken. Nur mit neuen Produkten und Technologien, die einen hohen Innovationsgehalt haben, lässt sich dem zunehmenden Wettbewerb, vor allem aus Fernost begegnen. Die regionale Schwerpunktbildung muss einem umfassenden, strategisch ausgerichteten Ansatz folgen, der sich an den Stärken der hiesigen Branchen und Kompetenzen der heimischen Forschungslandschaft sowie dem Potenzial an langfristig rentablen Wachstum für die beteiligten Unternehmen orientiert. These 5: Zentrale Kompetenzen werden die Entwicklung fördern Nutzbringend ist der Aufbau eines Netzwerks aus klinischen Experten, Innovatoren, Investoren, Gründern, Forschungs- und Beratungsdienstleistern und etablierten Medizinprodukteherstellern, welches Kenntnis der medizinischen Anwendungen, des Produktentstehungsprozesses, der regulatorischen und Dokumentations-Anforderungen, aber auch Herstellungs- und Entwicklungskapazitäten zusammenführt und zentral bereitstellt. Dies ermöglicht gerade Kleinunternehmen die qualitativ hochwertige Erarbeitung von Prototypen und Nullserien nah am medizinischen Bedarf und damit die Voraussetzungen für präklinische und klinische Studien. Mit einem starken, etablierten Netzwerk wird auch der Zugang zu Finanzierung erleichtert. Kooperationsformen, die Kompetenzen z. B.

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