NEWS September 2017 / ARGO news Nr. 25
ZEIT FÜR STARKE FÜHRUNG
Was macht große Führungspersönlichkeiten im 21. Jahrhundert aus? Gibt es starke Alternativen zu Autokraten, Demagogen oder Populisten? Open Minded Leadership – Stärke anders gedacht!
Teil 1 beschreibt die vordergründig erfolgreichen Konzepte unserer Gegenwart und deren Konsequenzen. Teil 2 zeigt alternative Handlungs- und Denkmodelle auf.
Autor: Ronald Thoma
Foto: Rawpixel.com/fotolia
Führungskräfte müssen unter sich ständig verändernden Bedingungen handlungsfähig bleiben und ohne ausreichende und umfassende Informationen bei einer Vielfalt an Möglichkeiten Richtungen vorgeben. Die aktuellen Herausforderungen für Führende und solche, die es werden wollen, sind in den Schlagworten der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA) unserer Lebenswelt zusammengefasst - einer Umwelt, die zu massiver Verunsicherung und Überforderung führen kann. Entscheidungslosigkeit, Abwarten, Abwehr von allem Neuen und mitunter Rückzug auf Altbekanntes ist eine Variante der naheliegenden Reaktionen. Führung, die diesen Tendenzen nachgibt, ist rückwärtsorientiert, innovationsfeindlich und den schnellen Veränderungen nicht gewachsen. Eine andere Variante scheint wirtschaftlich und machtpolitisch erfolgreicher zu sein:
Die Dunkle Triade Immer wieder tauchen in den Medien Zweifel an der psychischen Gesundheit populärer Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik auf. Ein gefährliches Spiel mit klinischen Zuschreibungen beginnt. Auch die Dunkle Triade bedient sich dieser begrifflicher „Grundzutaten“, versteht sich aber als subklinische Form der Persönlichkeitsausprägung, die bei Personen, denen wir im Alltag beruflich und privat begegnen, zu einem gefühllos-manipulativen Beziehungsund Führungsstil führt: Rücksichtslos und unwillig sich an Regeln zu halten, haben diese Menschen oft auch deshalb so viel Erfolg, weil sich ihr Umfeld angepasst verhält, vertrauensvoll und zögerlich. Vermeintliche Stärke trifft auf vermeintliche Schwäche. Wer in erster Instanz siegt ist sonnenklar: Die dunkle Seite der Macht. Spannend ist, dass wir alle, jeder von uns, diese Eigenschaften in uns tragen können. Wir leben sie meist nur nicht so intensiv und mit anderem Fokus aus, mehr dazu in Teil 2. Die drei Anteile der Dunklen Triade, individuell in unterschiedlichsten Mischungen ausgeprägt, ergeben zusammen zunächst das Bild eines charismatischen, zielstrebigen und leistungsstarken Menschen. Die „Dunkelheit“ kommt erst später zum Vorschein: Die Psychopathie liefert insofern die bedenklichsten Zutaten zum vermeintlichen „Erfolgsrezept“: sie sticht besonders durch Impulsivität, mangelnder Empathie und Rücksichtslosigkeit hervor und kann dadurch schnelle Erfolge erzeugen – umso mehr als sie die fehlende Angst vor Konsequenzen kaltblütig agieren lässt, nach dem Motto „Die Menschen um mich sind Objekte, die ich und mit denen ich nach Belieben gestalte“, Motivation ist die machtvolle Handlung selbst.
Narzissmus hingegen wirkt im Vergleich richtig harmlos: Mit Luxusgütern und Gefolgsleuten ausgestattet wird die Selbstüberhöhung inszeniert. Die Psychopathie Eitelkeit und Selbstverliebtheit meist gut sichtbar, auch wenn liefert die bedenk- sind die – den schwachen Selbstwert lichsten Zutaten stabilisierende - Kompetenz, Aufzum vermeintlichen merksamkeit und Bewunderung zu generieren, eine vordergründig Erfolgsrezept. strahlende Person zeigt. Erst auf den zweiten Blick werden die Effekte der gnadenlosen Ausgrenzung aller kritischen und hinterfragender Stimmen bemerkbar. Motivation und Einstellung lauten: „Berechtigung hat nur der, der mich bewundert!“ Machiavellismus zeigt im Alltag zuerst einmal wünschenswerte Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen – schlicht einen „eisernen Willen“. Diese erhalten ihren dunklen Schatten dadurch, dass sie die Zielerreichung in einer Form übersteigern, die keine Grenzen in der Wahl der Methode kennt: „Der Zweck heiligt die Mittel“. Empathie ist hier im Gegensatz zum psychopathischen Anteil vorhanden, wird aber rein zum Zweck der subjektiven Zielerreichung eingesetzt. Ziel und treibende Motivation ist ausschließlich der persönliche Erfolg. Im Unterschied zum Narzissten findet die Selbsteinschätzung hier realistisch statt, man bedient sich „zielorientiert“ manipulativ jeder Strategie, trotzdem die eigenen Siege sicherzustellen, „Selbsterkenntnis“ und „Einsicht“ im Zweifelsfall inklusive. Alle drei Persönlichkeitsmerkmale in Kombination ergeben eine äußerst geringe soziale Verträglichkeit: Emotionslose Rücksichtslosigkeit und offener Regelbruch gesellen sich zum Hinwegsetzen über moralische Prinzipien und der selbstverständlichen Täuschung anderer. Menschen, die der Dunklen Triade zuzuordnen sind, sind hoch motiviert, im sozialen Gefüge ganz nach oben zu kommen – was ihnen damit auch oft gelingt. Intelligenz und psychische sowie physische Robustheit, sowie ein Gespür für die Stärken und Schwächen von anderen erleichtern manchen von ihnen den Aufstieg ungemein. Evolutionspsychologen sprechen hier von adaptiven Eigenschaften, die (subjektiv) vorteilhaft im Bedienen einer Nische sind. Andere Strömungen sprechen von einer Fehlanpassung an ein System. Unbestreitbar sind die fatalen Auswirkungen dieses Führungsverhaltens auf die unmittelbaren Kontaktpersonen, die Unternehmenskultur und damit auch die Unternehmensergebnisse: Zuerst spüren das die unmittelbaren Mitarbeiter: Erfolge gehen immer auf die Kappe der Führungskraft, Fehler machen die Mitarbeiter, gesteuert wird über Einschüchterung und Bestechung, nicht vorhandenes Einfühlungsvermögen, affektive Unzugänglichkeit, emotionale Instabilität und unreifes Verhalten,
Aggression und Übergriffe aller Art, sowie Gier und Eigennutz sind Beschreibungen dieser Führungskräfte, die bald aus dem engeren Kreis genannt werden. Kontraproduktives Verhalten der Mitarbeiter schleicht sich in der Konsequenz ein: Selbstständigkeit und Eigeninitiative nehmen ab, agiert wird auf Anweisung, Spaß und Motivation sinken, die Bereitschaft zur freiwilligen „Extra – Meile“ geht verloren. Jeder, der mutig und qualifiziert genug ist, verlässt die Einflusssphäre. Wer bleibt, hält sich über individuell unterschiedliche Strategien schadlos. Damit verändert sich mittelfristig und über Verstärker, wie selektive Nachbesetzung im Ähnlichkeitsprinzip, die Unternehmenskultur, Vertrauen geht verloren, Mobbing, Ellbogentechnik, Plagiate, unsaubere Verträge, Täuschungen und Manipulationen werden salonfähig. Selbstständige Höchstleistungen, kreativer Austausch, gesunde Fehlerkultur, agiles Entscheiden und Innovation werden unmöglich, die VUKA Welt kann nicht mehr balanciert werden, die Abwärtsspirale des wirtschaftlichen Niedergangs ist eingeleitet. Was ist die Alternative, sowohl im Umgang mit diesen Persönlichkeiten als auch in der Ausgestaltung der eigenen Führungsleistung, die ja demselben Erfolgsdruck unterliegt, dem die Personen, die den Weg der Dunklen Triade einschlagen, ausgesetzt sind? Der erste Schritt ist offensichtlich: Bei grundsätzlich positiven Eigenschaften – Mut, Selbstbewusstsein, Zielstrebigkeit – wählen Personen der Dunklen Triade die Übersteigerung. Sie geben der ungesunden Disposition nach, ihr Eigeninteresse als Individuum auch in ihrer Rolle als Führungskraft über das Interesse und Wohlergehen des Systems, für das sie verantwortlich sind, zu stellen oder ihr Eigeninteresse mit dem Organisationsinteresse zu verwechseln bzw. gleichzusetzen. Ein gesunder Schritt zurück, eine offene Betrachtung der eigenen Rolle als oberster Dienstleister für das nachhaltige Wohl des Unternehmens und ein reflektiertes Bewusstsein über eigene Anfälligkeit hinsichtlich einzelner Aspekte der Dunklen Triade, ist ein erster wesentlicher Garant für den Erfolg – und der erste Schritt ins Open Minded Leadership! Mehr darüber im nächsten Newsletter oder schon jetzt im Buch: Ronald Thoma, Nana Walzer: OPEN MINDED LEADERSHIP, erschienen im LIT-Verlag, ISBN -13: 978-3643508133
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September 2017 / ARGO news Nr.25
ARGO talktime:
Anfang Juli fand sich wieder eine Gruppe an HRlern am Baumschlagerberg in Vorderstoder zusammen: ARGO talktime! Über die Trends im HR Bereich und Agilität als Schlüsselkompetenz wurde offen mit Tiefgang und viel Spaß diskutiert – danke für die zwei denkwürdigen Tage! Info dazu: b.thoma@argo.at
Präsentation. Go Broncos! Junge Talente gehören gefördert! ARGO unterstützt das American Football Team der „Klosterneuburg Broncos“ bei ihrem Weg vom Vereinsaufbau in die 4. Liga mit finanziellen Mitteln und Organisationskompetenz. Wir konnten auch Claudia Bahn, die Designerin der ARGO Logos, gewinnen, unentgeltlich das definitiv schönste Logo der Liga für die Mannschaft zu gestalten! (www.claudiabahn.com)
Am 18. Mai 2017 wurde das neue Buch von ARGO Geschäftsführer Ronald Thoma und Coautorin Nana Walzer „OPEN MINDED LEADERSHIP.“ „Ein Weg zu herausragender Führung.“ in der Buchhandlung Manz vorgestellt.
Foto: Manfred Weis
aboard Alle an Bord! Anlässlich vieler neuer Leistungsangebote wurde ein neuer Folder gestaltet – mit Teamfoto und allem Drum und Dran! Schön, wieder einmal (fast) alle ARGOnauten auf einem Fleck zu haben und auch, dass unsere beiden Karenzrückkehrerinnen wieder gut integriert sind!
outlook • Im September geht unsere neue Webpage online, wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!
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