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S‘ZÄDDALA

DIE FESTIVAL ZEITUNG Erfahrungsbericht: Curriculum Vitae, Erfahrungsbericht: Milk, The best piece of this season, Die unruhe, SOLDATEN zwischen Kameradschaft, Suizid und Einsatz

Issue No.

03 18

Curriculum vitae „Curriculum Vitae“ ist ein autobiographisches Stück, das die Migrationserfahrungen der beiden Darstellenden auf einem psychologischen Level beschreibt. Diese Schöpfung ist eine psychographische Thematisierung des Migrationsprozesses Einzelner.“ Das waren die einzigen Infos, die ich hatte. Tanztheater. Naja. Ich bin ein Freund von Worten. Wie soll ich etwas verstehen, was ohne Worte funktioniert? Und da haben wir das Thema. Wie findet man sich zurecht – ohne Worte. Denn ein Migrationsprozess beginnt oft mit dem Nicht-Verstehen von Worten. Wie soll ich mich hier zurechtfinden? Wo bin ich? Wer bin ich? Was ist das für ein Leben hier? Ein fragender Blick in diese (neue) Welt. Alex Kyriakoulis und Natasa Frantzi tanzen (um) ihr Leben. Zumindest scheint es so – nachdem was man weiß. Sie zeigen uns Stationen ihres Lebens, voller Fragen, Verzweiflung, Wut, Zurechtfindung. Wobei, Stationen? Eher Gefühle. Es ist eine Performance voller Gegensätze. Beruhigende Musik mit Vogelzwitschern. Kraftvoller und unruhiger Tanz. Laute Wut – leise Fürsorge. Aber was soll ich sagen? Ich könnte ewig mit irgendwelchen Interpretationen weitermachen. Curriculum Vitae ist beeindruckend. Man kann vieles in den ausdrucksstarken Tanz hineininterpretieren, aber gibt es eine richtige Interpretation? Hier werden urmenschliche Gefühle ausgedrückt. Hatten wir nicht alle eine Station in unserem Leben, in der wir uns gefragt haben: Gehören wir überhaupt dazu? Wer sind wir? Werden wir unseren Platz finden? Ich habe keinen Migrationshintergrund. Ich kann nicht nachvollziehen wie es ist, sich in einer neuen Kultur, in einer neuen Mentalität, zurechtzufinden. Und trotzdem fühlte ich mich in

habe. „Curriculum Vitae“ wird seinem Titel gerecht, denn es zeigt uns nicht nur den Lebenslauf der Künstler, sondern lässt uns auch Facetten unseres eigenen Lebens anders oder intensiver wahrnehmen. meiner eigenen Biografie „verstanden“. „Curriculum Vitae“ ist nicht nur ein Stück über das Leben der Künstler, die uns ihre eigene Erfahrung mit Migration zeigen wollen, sondern zeigt uns, dass wir alle ähnliche Prozesse in unserem Leben durchmachen – egal woher wir sind, wie wir aufwachsen, welche Sprache wir sprechen, oder welcher Kultur wir angehören. Irgendwo sind wir alle gleich. Wie würdest du dich fühlen, wenn du dich auf einmal neu zurechtfinden müsstest? „Curriculum Vitae“ beantwortet es dir - wenn du dich darauf einlässt. Wie gesagt: Ich war sehr beeindruckt wie die beiden Künstler ohne Worte, nur mit Tanz eine Beziehung zwischen Publikum und Darsteller hergestellt haben, die ich so noch nie erlebt

Von Joanna Hammerer Samstag / 21:00 Uhr im Logenhaus + Talk Art

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