taktgefühl

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dance is a poem

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Tanz oder Schiller

Auszug Interview mit Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes

» Ich will den Tanz nicht instrumentalisieren und sagen, die Schüler können hinterer besser rechnen oder so. Aber Tanz und Musik können

Kinder mit verschiedenen kulturellen Hintergründen viel einfacher dazu bringen, sich aufeinander einzulassen als beispielsweise die gemeinsame Lektüre von Schiller. Vom besse-

ren Körpergefühl, das daraus resultieren würde, ganz zu schweigen. « „Scheinbar mühelos sind Tanz und Performances zu Botschaftern zwischen Kulturen geworden: eine Bewegung ohne Grenzen in einer globalisierten Festivalkultur.

Die Unterstützung durch nationale Kulturinstitute wie etwa das GoetheInstitut gründet sich auch auf die Erfahrung, dass Tanzperformances in Kooperation und Austausch eine andere leichtere Zugängigkeit bieten als das langwierige Erlernen einer Fremdsprache. Ist der Tanz einer anderen Kultur also keine Fremdsprache? Die Tendenz, den Tanz zu einer Universalsprache zu erklären, ist alt, und sie erscheint in neuen Auflagen und mit philosophischen Begründungen vom 18. Jahrhundert bis heute immer wieder. Tanz, in seiner Vielfalt, verkörpert das Wissen einer Kultur in spezifischer Weise: nonverbal, als Körperbewegung, die Raum und Zeit gestaltet – künstlerisch oder sakral, rituell oder als sportliches Spiel, solistisch oder kollektiv. Gerade in den Übertragungsprozessen zwischen Kulturen verändern sich Tanzformen, indem sie praktisch und buchstäblich über Grenzen gehen.“


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