2005_06_anschlaege

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Fo t o : J e n n y U n g e r

behinderungpolitik

Sexualität als Tabu Sexualität wird in unserer Gesellschaft oft mit Vorstellungen von Perfektion assoziiert. Menschen mit körperlichen Behinderungen oder mit Lernschwierigkeiten wird da sehr schnell das Recht auf das Ausleben von Sexualität abgesprochen. Von Paula Bolyos Als „Möglichkeiten sich die Welt anzueignen“ beschreibt Andrea Friske im Buch „Als Frau geistig behindert sein“ die Handlungsweisen von Menschen mit Behinderung. Weil diese aber von der Norm der Aneignungsweisen abweichen, werden sie zur Abnormität gemacht, zu einer Krankheit. Erst im Vergleich zu dem, was im gesellschaftlichen Kontext als „normal“ gilt, 10 an.schlägejuni 2005

werden sogenannte Behinderungen als Krankheiten klassifiziert: Menschen sind eben nicht geistig oder körperlich behindert, sie werden behindert. Und zwar in jeder ihrer persönlichen Dimensionen. So auch in der Entfaltung ihrer Sexualität. Schönheit. Jeder Körper weist einen mehr oder weniger hohen Grad an „Mängeln“ auf, sobald wir ihn mit dem

vergleichen, was uns gängige Schönheitsideale als Norm vorgaukeln. Ab einem gewissen Grad der „Abweichung“ können wir uns durch hochhackige Schuhe, Push-up-BHs oder ähnliches aber nicht mehr selbst retuschieren. Doch gerade auf ein solches Verdecken vom scheinbar Nicht-Perfekten werden behinderte Mädchen häufig sozialisiert. Der Zwang, sich gesellschaftlichen Schönheitsnormen unterordnen zu


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