Allegria Magazin 3-2013

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Foto: H. D.Zinn

glaube ich, ganz gut, unter anderem auch deshalb, weil ich gelernt habe, in Situationen ruhig zu bleiben, wo vielleicht der eine oder andere nicht ruhig bleiben würden. Trotzdem würde mich jetzt aber noch interessieren, was denn in deinem Leben das Schlüsselerlebnis war, das dich dann dazu veranlasst hat, dich mit der Heilung von Menschen zu beschäftigen. Man könnte natürlich sagen, dass Musik etwas Heilendes hat, du hast veröffentlicht, hast geschrieben, auch einen sehr beeindruckenden, realistischen und entsetzlich bedrückenden Roman über den Bosnien-Konflikt. Wann kam dieser Schritt zu sagen, »Ich will anderen Menschen helfen?« Es ist nicht ganz einfach, diesen Moment exakt zu lokalisieren. Eine absolut zentrale Erfahrung war, als ich mit einem Taxi in Rumänien gefahren bin. Es kam zum Unfall. Das Taxi ist frontal auf einen Laternenmast geknallt und ich bin ins Koma gefallen. Im Operationssaal sah ich mich dann von oben. Zunächst habe ich einen unglaublichen Schreck bekommen und dachte »Was ist denn das für ein komisches entstelltes Wesen da unten?« Bis mir klar wurde, »das bin ja ich!«. Ich habe mir dann eine Weile zugesehen, und diese Erinnerung ist mir geblieben, als ich wieder aufgewacht bin. Ich

habe mich also auf eine Weise von meinem biologischen Körper entfernt gesehen, was mein Gefühl für das Selbst vollständig aus den Angeln gehoben hat. Danach war mir klar, dass ich so, wie ich hier und jetzt unterwegs war, in Zukunft nicht weiter machen will. Ich habe angefangen, mich intensiv mit Meditation zu befassen, betrieb sehr viel Traumforschung, lernte, mich in Träumen zu bewegen und habe dabei außerordentlich verblüffende Erfahrungen gemacht. Das alles hat wiederum angedockt an frühere Erkenntnisprozesse, die ich gehabt habe, als ich jugendlich war und das Tibetanische Totenbuch gelesen hatte – ich weiß nicht mehr, wie oft ich es las, ich glaube, irgendwann konnte ich es auswendig. Auch Erinnerungen an meinen Vater kamen hoch. Mein Vater hatte heilerische Fähigkeiten. In meiner Kindheit hat er mir häufig die Hände aufgelegt und gesagt: »Gleich geht es dir besser«. Und tatsächlich ging das Fieber dann weg, ließ der Schmerz dann nach. Mein Vater hat allerdings nicht professionell geheilt. Ich glaube, seine Fähigkeiten waren ihm selbst nicht ganz geheuer im Kontext seiner protestantischen Erziehung. Bei mir hat es dann aber noch Jahre gedauert, bis ich tatsächlich angefangen habe, mit Menschen zu arbeiten. Aber als es dann soweit war, kamen auch sofort Klienten zu mir.

Dein neues Buch heißt »Resonanz-Medizin – Manifest der nachhaltigen Heilkunst«. Welche konkreten Inhalte möchtest du deinen Lesern vermitteln? Ich weiß, der Titel klingt ziemlich wuchtig. Manifest der nachhaltigen Heilkunst? Ziemlich ehrgeizig, könnte man denken, um es zart auszudrücken. Doch genau das soll es auch sein – ein Manifest für eine neue, integrative Genesungskunde, die sämtliche nachhaltig wirksamen Methoden der Heilkunst vereint und in einen Zusammenhang bringt. Da ein Mensch immer seelisch krankt, bevor er körperlich erkrankt, gilt es immer auch, und nicht zuletzt, die Seele zu therapieren. Andere nachhaltige Heilverfahren schmiegen sich daran an. Aus dieser Verbindung ergibt sich eine Heilkunst höherer Ordnung. Unter anderem dafür soll Resonanz-Medizin mit Vehemenz sprechen.

OTMAR JENNER Resonanz-Medizin Manifest der nachhaltigen Heilkunst Allegria, 656 Seiten, 22,99 Euro Das Buch der Ankunft Der Weg der Seele bis zur Geburt Allegria, 416 Seiten, 9,99 Euro Das Buch des Übergangs Was wirklich geschieht, wenn wir sterben Allegria, 496 Seiten, 10,95 Euro

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