De Psycho-lo No. 57

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De Psycho­lo DI EENZEG ZEITUNG DEI EN ECK EWECH HUET! No. 57



INHALTSVERZEECHNES Virwuert Berichter iwwert eis Aktivitéiten

Soirée d'Information sur la Psychologie 2021 EFPSA Kongress 2021 Besichtigung im Centre thérapeutique Kannerhaus Jean

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Besichtigung im Centre Socio­Educatif de l’Etat

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Themeberäich ­ Psychologie am Fokus

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Träume: Die Sprache des Unbewussten oder willkürliche Gehirnaktivierungen? Ist es sinnvoll Persönlichkeitsstörungen bereits im Kindes­bzw. Jugendalter zu diagnostizieren?

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Schlafroutinen und Gewöhnung: Der Einfluss von Schlafroutinen und Gewöhnung auf die interhemisphärische Asymmetrie und den First Night Effect.

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Kräizwuerträtsel

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Virwuert Léif Lieserinnen a Lieser, Et ass erëm esou wäit fir eis 57. Editioun vum Psycho­lo, mat villen neien Themen, Berichter an interessant Artikelen! Fir d'Éischt presentéiere mir iech puer vun eise Aktivitéite wéi iwwert eis järlech Soirée d'Information sur la Psychologie, iwwert den EFPSA Kongress souwéi hunn mir fir iech zwee Resuméë vun eise Visitten fiebereet. Eng Kéier een Resuméë iwwert den Centre thérapeutique Kannerhaus Jean an eng Kéier en iwwert den Centre Socio­Éducatif de l'État. Dono kënnt dir eng Aarbecht iwwert d'Thema ob Dreem Deel vum Onbewossten oder dach éischter willkürlech Gehieraktivitéite sinn, liesen. Dann hunn mir eng interessant Seminaraarbecht fir iech an därer diskutéiert geet ob Perséinlechkeetsstéierungen och bei Kanner an Jugendlecher diagnostizéiert soll ginn. Uschléissend kritt dir nach ee klengen Abléck an eng Bacheloraarbecht iwwert Thema ,, Schlafroutinen und Gewöhnung: Der Einfluss von Schlafroutinen und Gewöhnung auf die interhemisphärische Asymmetrie und den First Night Effect". Ofschléissend fannt dir nach ee klengt Kräizwuerträtsel, den dir onbedéngt probéiere sollt, well mir verlousen un de Gewënner ee Springerbuch! Mir hoffen, dass dir iech bëssen inspiréiere kennt a vill Spaass beim Liesen hutt! Mir wënschen all eise Memberen eng schéi Vakanz a bléift gesond.

Lena Ewen Chef­Redactrice


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Berichter iwwert eis Aktivitéiten

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Soirée d'Information sur la Psychologie 2021 Neugierig auf Psychologie? Die traditionelle „Soiree d’Information sur la Psychologie“ (SI) bietet neugierigen Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrenden sowie allen anderen Interessierten jedes Jahr die Möglichkeit einen Einblick in die unterschiedlichen Berufsfelder der Psychologie zu gewinnen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung, die live online übertragen wurde, im kleinen Rahmen mit 30 Gästen auf dem Campus Belval der Universität Luxemburg statt. Nach einer kurzen Willkommensrede meinerseits, in der auf die Aufgaben und Ziele der ALEP eingegangen wurde, stellten vier berufstätige Psychologinnen und Psychologen ihren Werdegang sowie ihren Berufsalltag vor. Im Anschluss an jede Präsentation bekamen die Gäste, sowohl in Präsenz als auch online, die Möglichkeit ihre Fragen zu stellen. Herr Dr. André Melzer, Studienleiter des Bachelorstudienganges (BAP) und Dozent an der Universität Luxemburg, verhalf den Gästen zu einem Überblick über den Verlauf des Studiums, dessen Inhalte und Merkmale sowie das Aufnahmeverfahren. Er betonte hierbei die internationale Einbettung des BAP und ging genauer auf die Möglichkeiten eines Absolventen dieses Studienganges ein. Im Anschluss stellte Herr Frank Müller seinen Werdegang vor, ebenso wie seinen Berufsalltag als Sportpsychologe. Der gebürtige Luxemburger studierte in Luxemburg, Kalifornien, Fribourg und Berlin und ist im Sportlycée fest angestellt, arbeitet jedoch außerdem freiberuflich mit Elitesportlerinnen und ­sportlern, insbesondere für das “Luxembourg Institute for High Performance in Sports”. Weiterhin ging Frank Müller auf die unterschiedlichen zu beachtenden Aspekte bei der Betreuung von ElitesportlerInnen und Nachwuchssportler­ Innen ein sowie die (v.a. motivationalen) Veränderungen, die mit der Covid­19­

Pandemie einhergegangen sind. Nach einer kurzen Pause sprach Frau Dr. Stephanie Barros über ihre Studien in Luxemburg und Brüssel sowie ihre Arbeit als klinische Psychologin bei der Ligue Luxembourgeoise d’Hygiène Mentale. Hierbei ging sie insbesondere auf ihre KlientInnen und psychologische Ansätze ein und gab praxisnahe Beispiele aus ihrem Berufsalltag. Zusätzlich gab sie einen Überblick über die Einrichtungen der Ligue. Eine weitere Thematik, auf die Dr. Barros einging, war die aktuelle Diskussion um die Kostenübernahme therapeutische Behandlung durch die luxemburgische Krankenkasse. Frau Claire Pauly stellte abschließend ihren Werdegang sowie ihre Arbeit als Neuropsychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin vor. Neben ihrem Berufsalltag ging Claire Pauly insbesondere auf die Parkinson­Krankheit ein, die im Rahmen eines Forschungsprojektes untersucht wird.

Anhand von Fotos und Videos sowie detaillierten Erklärungen brachte sie den Gästen die gängigsten diagnostischen Instrumenten nahe. Im Verlaufe des Abends hatten die Gäste außerdem die Möglichkeit an unserer Tombola teilzunehmen und sowohl eine Mitgliedschaft bei der ALEP als auch


633De Psycho­lo No. 57 2021/1 unterschiedliche Fachbücher des Springer­ Verlages zu gewinnen. Im Anschluss an die Präsentationen war es außerdem möglich weitere Fragen an die Speaker sowie an das Komitee der ALEP zu stellen. Die SI bietet nicht nur zukünftigen Studierenden eine Möglichkeit, sich weiter über ihre Studienwahl zu informieren, sondern ist auch während des Studiums eine Chance, weitere Einblick in das Berufsfeld zu erlangen und Kontakte zu Psychologinnen und Psychologen in Luxemburg zu knüpfen. Ein großer Dank geht an das Komitee der ALEP, an unsere vier Speaker, an die Sponsoren und Partner der ALEP sowie natürlich an die Gäste. Vielen Dank an alle, die dabei geholfen haben, dass dieser Abend zum Erfolg wurde. ____________________________________ Isabelle Moris Universität Luxemburg isabelle.moris@alep.lu

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EFPSA Kongress 2021 ,,the paradox of an open mind’’

Der diesjährige EFPSA Kongress stand ganz im Zeichen von ,,the paradox of an open mind“. Genauso breit gefasst wie die Headline, war auch der Kongress an sich. Professoren und Lektoren aus der ganzen Welt, konnten die Inhalte ihrer Forschung einem sehr internationalen Publikum aus Psychologiestudenten/innen präsentieren. So ging es von der Arbeit mit Pädophilen, über die ,,Dark personality traits im online Dating“ bis hin zu ,,wie erkenne ich meinen Lebensweg“. Nicht nur wurde dabei ein Schwerpunkt auf aktuelle Forschung gelegt; auch fanden interessante Workshops statt, in denen man aktuelle Forschungsergebnisse auf die Praxis anwenden konnte. Besonders bereichernd empfand ich dabei den Workshop ,,Wie finde ich meinen Lebensweg“, bei dem man nicht nur über die jeweils kulturell geprägte Idealvorstellung des Lebens lernte, sondern auch mehr über die heutigen Möglichkeiten durch Technologie und die dadurch entstehende Flexibilität der Welt gelernt hat. Nicht nur für Softwareentwickler und Programmierern existiert die Digitale Arbeitswelt, auch Psychologen/ innen könnten trotz dem Menschenkontakt, der ihr Beruf meist voraussetzt, oftmals ortsunabhängig arbeiten. Solange dies tatsächlich auch ihr gewollter Lebensweg ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Efpsa Kongress durch das online Format nur noch diverser und vielfältiger geworden ist, denn dadurch hatten Menschen aus aller Welt, die wohl die Anreise nicht immer auf sich genommen hätten, die Chance ihr Wissen an die nächste Generation der Psychologen weiterzugeben! Hanna Jager Universität Luxemburg hanna.jager@alep.lu


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Besichtigung im Centre thérapeutique Kannerhaus Jean Wie ist das Zentrum aufgebaut? Es gibt insgesamt 3 Bereiche im Kannerhaus Jean: das psychotherapeutische Beratungszentrum („ambulatoire“), in welches circa 80 Familien mit ihren Kindern einmal pro Woche für eine Therapiesitzung kommen; das psychotherapeutische Tageszentrum („foyer du jour“ / Tagesstruktur, in dem die Kinder an 4 Tagen in der Woche kommen und am 5. Tag ihre eigene Schule besuchen und schlussendlich das psychotherapeutische Internat, das vor 3 Jahren seine Türen geöffnet hat. Im Internat bleiben maximal 10 Kinder die ganze Woche über und dürfen am Wochenende nach Hause gehen. Wenn das Kind in der Tagesstruktur oder im Internat untergebracht ist, wird auch immer ein externer Schulberater in die Schule des Kindes geschickt, der dann ohne das Mitwissen des Kindes dessen Lehrer berät. Zielgruppe? Die Zielgruppe sind Grundschulkinder im Alter von 5 bis 14 Jahren. Störungsbilder, denen man hier begegnet, sind ADHS Bindungsstörungen und Traumata. Kinder mit Autismus und akuten Psychosen werden ausgeschlossen, da es für diese noch speziellere Einrichtungen in Luxemburg gibt. Wer agiert im Zentrum? Es agiert ein multidisziplinäres Team aus Psychologen, Psychotherapeuten, Erziehern, aber auch Psychomotorikern, sowie entspannungs­, spiel­ und tiergestützten Therapeuten. Mit letzteren haben Kinder, die Schwierigkeiten haben sich verbal auszudrücken, die Möglichkeit mit Tieren wie Ziegen, Pferden, Kaninchen und Esel eine Bindung aufzubauen. Da Tiere nicht wertend und ehrlich sind, gelingt dies oft, und das Kind lernt Vertrauen zu gewinnen, den eigenen Selbstwert wiederzuerlangen und Ängste zu überwinden. Es ist zudem möglich in Luxemburg eine Reittherapie abzuschließen, welche allerdings kürzer und weniger therapeutisch ausgerichtet ist als z.B. in

Deutschland. Die Therapeuten haben meistens eine begleitende oder abgeschlossene Therapieausbildung, wie z.B. in der systemischen Psychotherapie. Zeigen sich die Eltern kooperativ? Meistens bringen Familien eine Vorgeschichte mit (z.B. Kannerschlass, Psychatrie). Aufgenommen werden Kinder nach einem Erstgespräch, in dem entschieden wird, ob diese Einrichtung das Richtige für die Familie ist. Das heißt, die Eltern müssen den ersten Schritt machen und werden meistens auch von der Schule aus beraten sich Hilfe zu suchen. Falls die Eltern ebenfalls psychische Probleme haben, wird versucht mit ihnen zusammen Kontakt mit einer Beratungsstellte herzustellen. Was ermöglicht der systemische Ansatz, was andere Ansätze nicht können? Gibt es Kombinationen? Dem systemischen Ansatz wird hier eine große Rolle zugeschrieben. Hier sind Schulpersonal, Familien, Praktikanten und Mitarbeiter des Kannerhaus Jean alle auf einer Ebene und es herrscht eine große Offenheit und reger Austausch. Es gibt öfters Supervisionen, in denen die Lage/Situation eines Kindes zusammen diskutiert wird und wie es mit ihm/ihr weitergehen soll. Neben der systemischen Therapie werden insbesondere im Internat aber auch Verhaltenstherapie oder hypnotherapeutische Verfahren angeboten. Des Weiteren gibt es auch interne Weiterbildungen zur Traumatherapie oder Traumapädagogik, in welchen man die den Umgang mit traumatisierten Kinder lernt. Gibt es Präferenzen/Sympathien für die ein oder andere Familie? Es ist wichtig eine fachliche Sympathie, sprich eine professionelle Distanz zu bewahren.Da man die Hintergründe sehr schnell


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De Psycho­lo No. 57 2021/1 kennenlernt, baut man Verständnis auf. Es kann aber durchaus sein, dass man sich als Therapeut in einem Kontext unwohl fühlt, z.B. durch Trigger­Themen (Ähnlichkeit zum eigenen Kind, Missbrauchserfahrungen), weshalb man psychisch flexibel sein sollte. Zum anderen baut man auch eine Beziehung zum Kind auf, welches ab einem gewissen Zeitpunkt keine Therapie mehr benötigt und von dem man sich schlussendlich auch trennen muss. Aus diesen Gründen ist es wichtig, Arbeit und Privatleben voneinander trennen zu können.

niemand aufgrund Geldmangels keine Hilfe bekommt. Wie sieht es mit Praktika aus? Für ein Praktikum sollte man mindestens 3 Monate (jedoch nicht im Sommer möglich) in Erwägung ziehen, da man auch viel mit bindungsgestörten Kindern arbeiten würde. Nachdem man den Lebenslauf und den Motivationsbrief geschickt hat, wird es ein Interview geben und man hat die Möglichkeit eine Rundführung durch das Gebäude zu bekommen, bevor man zusagt. Ist man als Praktikant angenommen, bekommt man einen eigenen Wochenplan, in dem Therapien, gemeinsames Mittagessen, Projekte und Schulberatungen fest eingetragen sind. Meistens wird man als Praktikant entweder in die Tagesstruktur oder ins Internat eingeteilt, bekommt aber auch die Möglichkeit den ganzen Service zu sehen. ____________________________________

In welchem Kontext werden Diagnosen gestellt? Eine Diagnose kann entweder eine Erleichterung oder ein Label sein. Sobald ein Kind neu dazukommt, wird daher zunächst als Ausschlussverfahren der Körper und die Psyche gescreent. Dies bedeutet u.a. Hormonwerte zu testen, IQ­Tests durchzuführen und nachzuschauen, wie es mit der Körperwahrnehmung und dem Kim Vasiljevic Körperbild steht. Erst danach kann Universität Luxemburg abgeschätzt werden, welcher psycho­ kim.vasiljevic@alep.lu therapeutische Ansatz am besten zu ihm/ihr passt. Wichtig zu betonen ist, dass keine Diagnosen unter 12 Jahre gestellt werden – es sei denn es wäre notwendig zu wissen, z.B. aufgrund von Medikamenten (Schilddrüsenprobleme, ADHS). Das Hauptziel ist allerdings, das Kind wieder alltagsfähig zu machen. Wie reagieren Eltern tendenziell auf Diagnosen? Meistens merken die Eltern schon vor dem siebten Lebensjahr, dass ihr Kind sich anders verhält, weswegen eine Diagnose tatsächlich als hilfreich erachtet wird, da dadurch eine adäquate Hilfe sichergestellt werden kann. Wer bezahlt die Therapiesitzungen? Kannerhaus Jean steht in Kooperation mit dem Office Nationale de l‘Enfance (ONE), jedoch bezahlen die Klienten die Sitzungen selbst. Allerdings ist der Tarif immer an das Gehalt der Eltern angepasst, damit der Service für jeden zugänglich bleibt und


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Besichtigung im Centre Socio­Educatif de l’Etat Wie ist das Zentrum aufgebaut? Auf Anordnung der Justizbehörden nimmt das staatliche sozialpädagogische Zentrum (Dreiborn für Jungen, Bourglinster für Mädchen und Schrassig für WGs) Minderjährige auf, die eine Straftat begangen haben. Es gibt eine interne Schule für Schulverweigerer, sowie einen geschlossenen („Unisec“ ­ Unité de sécurité pour mineurs) und einen offenen Bereich. In letzterem haben die Jugendlichen die Möglichkeit in die Schule und nach Hause zu gehen. Im geschlossenen Bereich wird auf einem Stufenplan basierend entschieden, ob sie am Wochenende nach Hause dürfen – je höher die Stufe (0­4), desto wahrscheinlicher. Zielgruppe? Meistens finden sich dort Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren, die entweder regelmäßig Schule schwänzen, Drogen wie z.B. Cannabis konsumieren oder damit dealen, sich mit anderen schlagen, oder familiär Probleme haben. Meistens haben sie einen langen Weg hinter sich (z.B. Tagesstruktur, Sozialarbeiter:in, Kinderjugend­ psychatrie), wenn sie im CSEE ankommen. Wer agiert im Zentrum? Die Aufgaben des Zentrums sind die therapeutische Unterstützung, die sozialpädagogische Anleitung sowie der Schutz und die Betreuung der Jugendlichen. Sie haben die Möglichkeit mit sieben Psychologen, zwei Psychotherapeuten:innen, sowie zwei Sozialarbeiter:innen zu sprechen und Erzieher:innen sind 24h/7 Tage die Woche anwesend. Typische Zusatzausbildungen der Psychologen sind die KVT, Trauma­ und systemische Therapie. Was ist das Ziel? Das Ziel ist, dass der Aufenthalt der Jugendlichen so kurz wie möglich ist: Ein individuelles Projekt aufzustellen, welches sie wieder in ihre Familien und in einen

strukturierten, nicht­delinquenten Alltag reintegriert. Dazu wird, wenn möglich versucht Familie, Lehrer und Erzieher miteinzubinden. Wie sieht der Alltag eines Jugendlichen aus? Die Jugendlichen haben die Möglichkeit von montags bis freitags in ihre eigenen Schulen oder bei Bedarf in die interne Schule (bis 5ième) zu gehen. Dabei müssen Mitschüler nicht von ihrem Aufenthalt im CSEE wissen, es sei denn sie möchten es selbst. Sobald sie vom Gymnasium zurückkommen, dürfen sie sich eine Stunde lang in ihren Zimmern ausruhen, bevor gemeinsam gekocht wird. Einmal am Tag muss das Zimmer aufgeräumt werden, es gibt Gruppenversammlungen und abends gibt es immer Aktivitäten wie z.B. Bowling, Schlittschuhfahren, Grillen, auswärts essen gehen. Um 21:30 Uhr müssen alle in ihren Zimmern sein. Ab dem 16. Lebensjahr besteht die Möglichkeit an einem Workshop, wie z.B. Mechanik, Küche, Kunst, Holz teilzunehmen, um wieder einen geordneten Tagesrhythmus zu erlangen. Es wird ihnen auch geholfen einen Ausbildungsplatz oder Praktikum außerhalb des CSEE zu erhalten. Was sind die ersten Schritte, wenn ein Jugendlicher im CSEE ankommt? Im CSEE haben die Jugendlichen die Möglichkeit auf einen Neustart. Bei Bedarf werden unter anderem Frustrationstoleranz­, IQ­ ADHS­ oder Angststörungstests durchgeführt. Es kann schon Mal vorkommen, dass der/die Jugendliche „keine Lust“ hat im CSEE zu sein oder einen Regelverstoß ausübt (z.B. Feuer im Zimmer legen, Konsum). Bei letzterem kann er/sie je nach Schwere des Verstoßes (gesetzlich festgelegt), maximal 72 Stunden in eine Zelle eingesperrt werden, mit der Möglichkeit 1 Mal am Tag zu duschen und an die frische Luft zu


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De Psycho­lo No. 57 2021/1 gehen. Bei der Arbeit geht es v.a. um eine aktive Schadensbegrenzung und man darf die Ziele nicht unrealistisch hochsetzen. Des Weiteren werden Jugendliche in manchen Fällen auch in Reiseprojekte eingebunden, in welchen sie vorübergehend in eine Pflegefamilie auf einem Bauernhof oder in einem anderen Land z.B. in Kreta, Rumänien oder Portugal geschickt werden, um ihrem schädlichen Umfeld eine Weile entfliehen zu können.

Was passiert mit den Jugendlichen, wenn sie 18 Jahre alt werden? Da das CSEE keine Strafanstalt, sondern eher eine Erziehungsanstalt ist, müssen Jugendliche die volljährig werden, ausziehen. Ihnen besteht die Möglichkeit entweder wieder nach Hause zu ziehen, bei Freunden unterzukommen oder auch in ein betreutes Wohnen des CSEE zu kommen, welches allerdings aufgrund Platzmangels nur vorübergehend angeboten werden kann.

Wie sieht der Alltag eines Psychologen aus? Die Arbeit eines Psychologen im CSEE ist sehr vielfältig: Neben dem Aktualisieren der Online­Akten, muss sie/er an wöchentlichen Gruppenversammlungen teilnehmen, Projektgespräche mit Lehrern und Sozialarbeitern führen, Bilanzgespräche nach einem Psychiatrie­Aufenthalt anleiten, Gerichts­Audienzen und ­Berichte nachkommen und schreiben, sowie Hausbesuche bei Eltern durchführen. Gegebenfalls können die Jugendlichen sich zu ihren Eltern ins Krankenhaus oder Gefängnis begleiten lassen. Die Jugendlichen können aber auch immer spontan oder bei Notfällen ins Büro. kommen Im Normalfall gibt es durchschnittlich einmal die Woche Gespräche, aber auch viele inoffizielle. Wenn ein Jugendlicher keine Motivation hat, muss man kreativ werden, und z.B. mit ihm spazieren, Pizza essen, in einen Kletterpark oder auch auf Termin Autofahren gehen. In solchen Fällen wird die Person offener mit ihren Gefühlen umgehen. In den Gesprächen selbst liegt der Schwerpunkt auf den Stärken und nicht auf den Schwächen des Jugendlichen. Man muss eine Beziehung aufbauen, die neutral, respektvoll und wertschätzend ist, sowie die Autonomie und soziale Kompetenzen fördern. Es gibt auch „Belohnungen“ wie z. B. dass sein/ihr Lieblingsessen gekocht wird oder sie/er etwas auf Amazon aussuchen darf. Im Sommer wird auch in vielen Fällen Urlaub mit der Familie genehmigt, da dies den Familienbund stärken soll.

Wie sieht es mit Praktika aus? Obligatorische sowie fakultative Praktika von mindestens 3 Monaten sind möglich, wobei man mindestens im dritten Jahr des Bachelors sein sollte. Man kann im offenen als auch geschlossenen Bereich in einem der drei Standorte zugeteilt werden. ____________________________________ Kim Vasiljevic Universität Luxemburg kim.vasiljevic@alep.lu


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Themenberäich ­ Psychologie am Fokus

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Träume: Die Sprache des Unbewussten oder willkürliche Gehirnaktivierungen? Träume sind ein aussergewöhnliches Phänomen, welches die Wissenschaft schon seit Längerem beschäftigt. Sie werden definiert durch schlafbedingte halluzinogene Bilder, die mehrheitlich visuell sind und lebhaft erscheinen. Diese Bilder werden während des Traumes als echt wahrgenommen (Hobson & McCarley, 1977). Die Frage nach dem Zweck des Träumens beschäftigte bisher viele Forscher. Zum einen entstand die psychodynamische Sicht, die dem Trauminhalt eine Bedeutung zuschreibt. Freud (1900) spricht von unerfüllten Wünschen und Trieben, die sich in verschlüsselter Form in Träumen widerspiegeln. Die Aufgabe des Träumenden bestehe darin, die Botschaften der Träume richtig zu deuten. Der Trauminhalt selbst beinhalte kürzliche Ereignisse oder Kindheitserinnerungen. Zum anderen wurden Theorien aufgestellt mithilfe von neurokognitiven Erklärungen. Man vermutet, dass die lebhaftesten Träume im REM­Schlaf (rapid eye movement) stattfinden, da Personen, die währenddessen geweckt werden, von intensiveren Träumen berichten als Kontrollgruppen, die während anderen Schlafphasen aufwachen. Die REM­Phase wird charakterisiert durch schnelle Augenbewegungen und einem ähnlichen EEG­Muster wie beim Wachzustand (Aserinsky & Kleitman, 1953). Träume werden lediglich als ein willkürliches Nebenprodukt von kognitiven Prozessen gesehen, die keine Funktion haben und ihnen somit auch keine Bedeutung zugeschrieben werden kann (Domhoff, 2011). In diesem Essay sollen diese zwei verschiedenen Sichtweisen beleuchtet werden, um die Frage zu beantworten, ob Träume die Sprache des Unbewussten sind oder nur willkürliche Gehirnaktivierungen. Die psychodynamische Sichtweise sieht Träumen als Repräsentation des inneren

Zustands und Nachricht des Unbewussten. Träume laufen spontan ab und zeigen uns die Botschaften der Psyche auf. Sie seien ein Kompass für falsche Normvorstellungen, die wir im realen Leben zu ändern haben. Dadurch können sie uns den richtigen Weg zeigen, damit unsere Einstellung wieder in Einklang ist mit unserer menschlichen Natur (Jung, 1933). Aktuellere Forschung beleuchtet dies mithilfe von neuronalen Ansätzen. Die Mechanismen im Gehirn, die auch für Instinkte und Emotionen zuständig sind, aktivieren auch Träume, mit gleichzeitiger Inhibition von zielgerichteter Aktivität (Braun et al., 1997). Die Instinkte seien die Basis für motivationale Handlungen. Diese sind immer noch vorhanden im Schlaf, werden aber nicht in der externen Realität ausgelebt, sondern visuell erträumt. Diese Resultate unterstützen Freuds (1900) Theorie, dass persönliche Bedürfnisse im Traum ausgelebt werden (Solms, 2000). Solms argumentiert, dass diese Veränderungen die Basis seien für motivationales Verhalten und schreibt diesen eine Bedeutung zu (Solms & Turnbull, 2002). Über die neurobiologischen Aspekte, die verantwortlich sind für die Erzeugung von Träumen, sind sich Forscher jedoch nicht einig. Die «Activation­Synthesis»­Theorie von Hobson und McCarley (1977) argumentiert, dass die Information innerhalb des Traums vom Pons generiert wird, der zufällige Signale ans Frontalhirn versendet. Das Gehirn verknüpft diese miteinander und schreibt dem Inhalt eine Bedeutung zu, was Menschen dann als Träumen wahrnehmen. Der Hauptzweck ist also ein physiologischer Mechanismus, der automatisch abläuft. Die Häufigkeit und Länge der Träume ist konstant und vermittelt so, dass der Prozess


De Psycho­lo No. 57 2021/1 neuronalprogrammiert ist. Sie behaupten nicht, dass Träume keine psychodynamische Funktion haben können, doch sei das Träumen ein viel simplerer Vorgang, als Freud (1900) postuliert hatte und der biologische Prozess, der spontan abläuft und nichts mit den Bedürfnissen des Träumenden zu tun habe, stehe im Vordergrund. Hobson erweiterte seine Erkenntnisse und behauptet, dass das Erleben von intensiven Emotionen während des Träumens durch das limbische System produziert wird. Die kuriosen Inhalte seien auf das Fehlen der Frontalhirnkontrolle zuzuschreiben. Diese neuronalen Prozesse unterscheiden sich von denen im Wachzustand und sind für die fantastischen Elemente verantwortlich (Hobson, 2000). Ein weiterer Ansatz wird mit dem Ruhezustandsnetzwerk erklärt, welches eine Gruppe von Gehirnregionen beschreibt, die am aktivsten ist bei Tagträumen, wenn wir unseren Gedanken freien Lauf lassen, der Simulation von vergangenen und zukünftigen Ereignissen (Buckner et al., 2008) und ist wahrscheinlich involviert beim Träumen. Personen berichten in Bezug auf ihre Träume von einem ähnlichen Gedankenmuster wie bei Tagträumen, nur in lebhafterer Form. Somit könnte Träumen eine Form von intensiver Gedankenzerstreuung sein und immer dann auftreten, wenn externe Stimuli nicht mehr wahrgenommen werden. Sensorische Informationen werden ausgeblendet und die motorische Kontrolle über den Körper wird ausgeschaltet. Dadurch nimmt man die audiovisuellen Aspekte des Traumes als intensiv wahr. Der Träumende ist vollständig in den Traum eingehüllt und nimmt ihn deshalb als realitätsgetreu wahr (Fox et al., 2013). Träumen könnte also die gleiche Funktion wie spontane Wachgedanken haben, die nämlich der Verarbeitung von aktuellen Problemen und der Zukunftsplanung dienen (Buckner et al., 2008). Dies untermauerte die Studie von Fosse et al. (2003), die den Zusammenhang untersuchte zwischen tatsächlichen Erlebnissen im Zeitraum von zwei Wochen und dem Trauminhalt. Die Probanden mussten durch

14 Tagebucheinträge den Trauminhalt mit realen Erlebnissen vergleichen. Die Forscher fanden heraus, dass 39% des Trauminhaltes, der sich auf diese Erlebnisse bezog, eine Wiederholung der Gedanken im Wachzustand war. Dieser Behauptung schlossen sich Snyder et al. (1968) an. 90% ihrer Traumberichte hätten glaubwürdige Alltagssituationen sein können. Die bildliche Vorstellung wirkte real durch Farben und eine hohe Bildschärfe. Man könnte hiermit davon ausgehen, dass Träume während des Schlafs willkürlich produziert werden, der Inhalt selbst aber weder zufällig ist, da es immer das eigene Leben repräsentiert noch symbolisch ist, keine Zensur stattfindet und Träume ähnlich real abgebildet werden wie die Realität. Es wird ein perfektes Selbstbild der eigenen Persönlichkeit und des Lebens erzeugt und trägt somit eine individuelle Bedeutung für den Träumenden (Jennings, 2007). Träume werden nicht unabhängig voneinander erzeugt, sondern reflektieren psychologische und physiologische Aktivitäten des Träumenden, wie die Gedächtniskonsolidierung und Emotionsverarbeitung (Zhang, 2016). Hier stellt sich die Frage nach dem Emotionsgehalt der Träume. Falls Träume mehrheitlich als stark positiv oder negativ wahrgenommen werden, könnten sie tatsächlich ein Indikator für Botschaften sein, die bedeutungsreich oder zu verarbeiten sind für den Träumenden. Wenn sie keine Affekte erzeugen, tragen sie somit auch keine Bedeutung für die individuelle Person. Dazu wurde eine Studie erstellt mithilfe von Selbstberichten. Negative und positive Emotionen kamen gleich oft vor (Fosse et al., 2001). Die Mehrzahl der Studien widerlegt dies und behauptet, dass Träume weitaus häufiger mit negativen Emotionen assoziiert werden (Domhoff, 1996). Dies unterstützt aber die Annahme der psychodynamischen Sichtweise noch nicht, da unklar ist, ob das Erleben von negativen Affekten etwas zu tun hat mit den Bedürfnissen der individuellen


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Person. Die Funktion von Träumen könnte evolutionsbiologisch sein. Demnach bereiten Gefahrensituationen in Träumen, die häufiger als im Wachleben passieren, die Menschen auf potentielle Bedrohungen vor in der externen Realität (Valli et al., 2008). Träumen hat also eine evolutionstechnisch gesehen überlebenswichtige Funktion, widerspricht aber der psychodynamischen Sichtweise weiterhin, da auch hier nicht von Bedürfnissen und Wünschen gesprochen wird.

Referenzen:

Durch die Analyse beider Sichtweisen kann darauf geschlossen werden, dass Träume eine willkürliche kognitive Aktivität des Gehirns darstellen und spontan auftreten, ähnlich wie beim Tagträumen im echten Leben (Fox et al., 2013). Sie sind oft eine Replikation von Alltagssituationen im echten Leben und repräsentieren das Wachleben (Snyder et al., 1968). Einige Träume besitzen also keine tiefere Bedeutung, andere jedoch schon; diese könnten ein Hinweis darauf sein, dass man durch Träume auf das Wachleben vorbereitet wird durch simulierte Gefahrensituationen (Valli et al., 2008) oder mögliche Zukunftsereignisse (Buckner et al., 2008)(Buckner et al., 2008). Ich bin jedoch der Meinung, dass diese weitaus greifbarer und dem Träumenden zugänglicher sind, als dies Freud (1900) postuliert hatte. Ausserdem ist hierbei noch kein direkter Zusammenhang aufgestellt zu persönlichen Wünschen und Bedürfnissen. Träume repräsentieren demnach nicht das Unbewusste, sondern erkennbare Tatsachen aus der externen Realität. Es werden mehr evidenzbasierte Studien nötig sein, da die Mehrzahl der präsentierten Studien auf Selbstberichten beruht. Die Forschung ist sich zudem noch nicht einig über die neuronalen Prozesse und es fehlen die Mittel, Träume objektiv überprüfen zu können. Weiterhin ist aus den aufgeführten Essays nicht ersichtlich, inwieweit besprochene kognitive Funktionen tatsächlich relevant sind.

(2008). The Brain’s Default Network: Anatomy, Function, and

Aserinsky, E., & Kleitman, N. (1953). Regularly occurring periods of eye motility, and concomitant phenomena, during sleep. Science, 118, 273–274. https://doi.org/10.1126/ science.118.3062.273 Braun, A., Balkin, T., Wesenten, N., Carson, R., Varga, M., Baldwin, P., Selbie, S., Belenky, G., & Herscovitch, P. (1997). Regional cerebral blood flow throughout the sleep­wake cycle. An H2(15)O PET study. Brain: a journal of neurology, 120, 1173–1197. https://doi.org/10.1093/brain/120.7.1173 Buckner, R. L., Andrews­Hanna, J. R., & Schacter, D. L. Relevance to Disease. Annals of the New York Academy of Sciences, 1124(1), 1–38. https://doi.org/10.1196/annals. 1440.011 Domhoff, G. W. (1996). Finding meaning in dreams: A quantitative approach (S. xiv, 356). Plenum Press. https:// doi.org/10.1007/978­1­4899­0298­6 Fosse, M., Fosse, R., Hobson, J., & Stickgold, R. (2003). Dreaming and Episodic Memory: A Functional Dissociation? Journal of cognitive neuroscience, 15, 1–9. https://doi.org/ 10.1162/089892903321107774 Fosse, R., Stickgold, R., & Hobson, J. A. (2001). The mind in REM sleep: Reports of emotional experience. Sleep, 24(8), 947–955. Fox, K. C. R., Nijeboer, S., Solomonova, E., Domhoff, G. W., & Christoff, K. (2013). Dreaming as mind wandering: Evidence from functional neuroimaging and first­person content reports. Frontiers in Human Neuroscience, 7. https:// doi.org/10.3389/fnhum.2013.00412 Freud, S. (1952). The standard edition of the complete works of Sigmund Freud. Hogarth Press. Hobson, J. (2000). The ghost of Sigmund Freud haunts Mark Solm’s dream theory. Behavioral and Brain Sciences, 23, 951–952. https://doi.org/10.1017/S0140525X00494021 Hobson, J. A., & McCarley, R. W. (1977). The brain as a dream state generator: An activation­synthesis hypothesis of the dream process. The American Journal of Psychiatry, 134(12), 1335–1348. https://doi.org/10.1176/ajp.134.12.1335 Jennings, J. (2007). Dreams Without Disguise: The Self­ Evident

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Yaribe Schmitter Universität Fribourg yaribe.schmitter@unifr.ch

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Ist es sinnvoll Persönlichkeitsstörungen bereits im Kindes­bzw. Jugendalter zu diagnostizieren? Einleitung Persönlichkeitsstörungen sind eine Form psychischer Erkrankungen, die in der westlichen Allgemeinbevölkerung stark vertreten sind. Eine Metaanalyse mit 113.998 Teilnehmern aus Deutschland und den USA hat dementsprechend eine relativ hohe Prävalenz von 12,16% zeigen können (Wiegand, 2019). Die Persönlichkeit wird erklärt als die Gesamtheit der individuellen, unteranderem auch psychischen, Eigenschaften, die überdauernd sind und das Verhalten und Erleben des Menschen prägen (Strohmer, 2014). Von Persönlichkeitsstörung wird in den Klassifikationssystemen DSM­IV­ TR und ICD­10 gesprochen, wenn bei einer Person in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens bestimmte Verhaltens­, Gefühls­, und Denkmuster zu finden sind, die sehr verschieden von den soziokulturellen Erwartungen sind (Gaebel, 2008). Pathologische Persönlichkeitsmuster entstehen aus adaptiven und maladaptiven Verhaltensmerkmalen. Persönlichkeitsstörungen wurden sehr lange nur bei Erwachsenen diagnostiziert. Man machte die Annahme, dass die Persönlichkeit und Identität sich in der Kindheit, aber auch noch im Jugendalter entwickelt und sich nachher am Ende der Adoleszenz erst verfestigt (Erikson, 1981). Aus diesem Punkt heraus stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist bereits eine Diagnose der Persönlichkeitsstörung bei Kindern zu machen oder erst im Erwachsenenalter, wenn die Identität und der Charakter sich verfestigt haben? Argumentation Die Leitlinien der DGKJ (Deutsche Gesellschaft für Kinder­ und Jugendpsychiatrie, 2007) wurden stark nach

den Klassifikationssystemen DSM­IV­TR und ICD­10 gerichtet. Die Leitlinien, sowie die beiden Diagnostiksysteme geben an, dass eine Diagnose der Persönlichkeitsstörung nur ab dem 16. Lebensjahr gestellt werden sollte. Ausnahmen sind Kinder unter 16 Jahren, die die Mindestzahl an Kriterien erfüllen, welche besagen, dass die Störungen im Verhalten als andauernd, durchgängig verändert in den meisten (situationsübergreifenden) Lebens­ bereichen gilt. Ausserdem dürfen die Symptome und die Verhaltensänderungen nicht durch andere psychische Störungen oder Substanzkonsum entstanden sein. Trotz dieser recht klaren Diagnosekriterien, wird die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung immer noch nur sehr selten vor dem 16. Lebensjahr bei einem Kind gestellt (Schmid, Schmeck, & Petermann, 2008). Es gibt viele Argumente die für eine solche Diagnose vor dem 16. Lebensjahr sprechen und es gibt aber auch viele Contra­Argumente die dagegen sprechen. Ein Beispiel für Befürworter der frühen Diagnose von Persönlichkeits­ störungen wäre die Studie von Kaess und Kollegen (2017). Sie besagen, dass eine Borderline­Persönlichkeitsstörung im Zusammenhang mit risikohaftem, selbstschädigendem Verhalten, hohen Komorbiditäten und einer verminderten Lebensqualität steht. Selbst bei Jugendlichen mit unterschwelliger Borderline­Symptomatik, die nicht alle Kriterien der Diagnostik erfüllen, scheint die subjektiv erlebte Lebensqualität gleichermassen beeinträchtigt zu sein, wie bei Jugendlichen mit voll ausgeprägter Symptomatik. Zudem weisen Kaess und Kollegen (2017) darauf hin, dass bereits im Jugendalter eine reliable und valide Diagnose


1833 De Psycho­lo No. 57 2021/1 6 6 gestellt werden kann. Ein weiteres Argument für die frühe Diagnose und spezifische Behandlung einer Persönlichkeitsstörung wäre die eventuelle Vermeidung der Chronifizierung der Störung (Schmid, Schmeck & Petermann, 2008). Eine frühe Diagnose im Jugendalter ist also sinnvoll um eine Frühintervention zu ermöglichen, welche vor den negativen Folgen einer Chronifizierung der Störung und der Verschlimmerung der Symptomatik schützen soll. Der Fokus der Therapie liegt dabei auf der Reduktion der Gesamtbehandlungsdauer, der Behandlung von komorbiden psychischen Störungen, sowie der Verhinderung von Re­ Traumatisierungen und langen Hospitalisierungen aufgrund von Fehl­ diagnosen (Kaess et al., 2017). Andere Studien haben nahe gelegt, dass Persönlichkeitsstörungen bereits in der Kindheit ihren Anfang finden und auch erfolgreich bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert werden können (Sharp & Fonagy, 2015). Chanen und Kollegen (2017) haben zeigen können, dass sich Kinder mit diagnostizierter Persönlichkeitsstörung in den Faktoren Phänomenologie, Prävalenz, Stabilität, Entwicklungsverlauf und Effektivität von Behandlungsmassnahmen nicht von Erwachsenen mit Persönlichkeitsstörungen unterscheiden. Ein weiteres Argument für die frühe Diagnose einer Persönlichkeitsstörung sind die Prävalenzraten der Störung im Kindes­ und Jugendalter. Zanarini und Kollegen (2011) haben eine Prävalenz von 3,2% bei 11­jährigen Kindern mit Borderline­ Symptomen gefunden im Gegensatz zu einer Prävalenz von 5,9% bei Erwachsenen. Diese Argumente zeigen deutlich, dass die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung bei Kindern und Jugendlichen in Betracht gezogen werden sollten. Jedoch gibt es immer noch Argumente die gegen eine verfrühte Diagnose sprechen. Es gibt Beweise dafür, dass Persönlichkeitsstörungsdiagnosen mit einer höheren Anfälligkeit für abgebrochene Ausbildungen, niedrigeres Qualifikations­

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niveau und überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit (Chanen, 2015) einhergehen. Wenn Arbeitsgeber, aber auch Lehrer, oder Psychotherapeuten diese Punkte über die Störung wissen, könnte eine frühe Diagnose eines Kindes/Jugendlichen den Lebensweg sehr negativ beeinflussen. Die Fachpersonen könnten eventuell früher resignieren da Personen mit solch einer Störung oft als 'untherapierbare Fälle' verurteilt werden (Freeman, Reinecke, & Yuma, 2007). Ein weiteres Argument gegen eine verfrühte Diagnose wäre, dass Identitätsdiffusion, Selbstwertschwankungen und Interaktions­ probleme bei Jugendlichen nicht selten auf die Pubertät und die in dem Alter gegebenen Umstände und Entwicklungsphasen zuzuschreiben sind (Kernberg & Shapiro, 1990). Fazit und Diskussion Schließlich können wir aus der vorangegangenen Literatur das Fazit ziehen, dass es immer noch Streitpunkte gibt, ob die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen im Kindes­ bzw. Jugendalter gerechtfertigt ist oder nicht. Es gibt gute Argumente dagegen, wie zum Beispiel die Etikettierung die der junge Mensch durch die Diagnose erleidet und die ihm Steine in seinen Lebensweg setzen kann (Freeman, Reinecke, & Yuma, 2007). Jedoch überwiegen die Pro Argumente die für eine frühe Diagnose sprechen. Persönlichkeitsstörungen können reliabel und valide bereits im Jugendalter diagnostiziert werden und die frühestmögliche Diagnose und Intervention sind sehr wichtig um die Chronifizierung der Störung und die damit einhergehenden Probleme zu verhindern oder wenigstens zu vermindern (Schmeck, Vortrag am 17. November, 2020). Im Rahmen des Vortrags von Klaus Schmeck im November 2020 in unserem Seminar hatten wir Studierende die Möglichkeit zu diskutieren und zu überlegen wie wir über die frühe Diagnose von


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Persönlichkeitsstörungen denken und uns näher mit diesem Thema auseinandersetzen. Meine Diskussions­ gruppe ist zu dem eindeutigen Entschluss gekommen, dass wir alle die frühe Diagnose der Persönlichkeitsstörung bevorzugen, um frühestmöglich beim Kind/Jugendlichen bereits intervenieren zu können und eventuelle Verfestigungen und Verschlimmerungen der Symptome zu vermindern oder gar ganz zu verhindern. Wir sind der Meinung, dass die Vorteile der frühen Diagnose weitgehend die Nachteile überwiegen und bevorzugt werden sollten, um die Person zu entlasten und ihr schnellstmöglich professionelle Hilfe zu gewähren. Schlussfolgernd kann behauptet werden, dass die Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen im Kindes­ und Jugendalter bis heute eine Herausforderung für viele Therapeuten und Forscher darstellt. Um dieser Herausforderung entgegen­ zuwirken, ist es wichtig, dass noch viele Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiater und Forscher sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen werden.

,29(3), 478­483.

Literatur:

____________________________________

Schmeck, K., & Birkhölzer, M. (2020). Die Konzeption von Persönlichkeitsstörungen in der ICD­11Zeitschrift für Kinder­ und

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Chanen, A. M. (2015). Borderline personality disorder in young people: are we there yet?. Journal of Clinical

Psychotherapie.

Laura Schumacher Universität Basel laura.schumacher@alep.lu


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Schlafroutinen und Gewöhnung Der Einfluss von Schlafroutinen und Gewöhnung auf die interhemisphärische Asymmetrie und den First Night Effect Einleitung Wir verbringen rund einen Drittel unseres Lebens im Schlaf (Vgontzas & Kales, 1999). Es gibt jedoch Situationen, in denen der Schlaf mit dem gleichzeitigen Erfordernis, wach zu sein, in Konflikt steht. Meeressäuger, die aufgrund ihres Lebensraums darauf angewiesen sind, ihre Atmung rechtzeitig zu regulieren, umgehen dieses Problem, indem sie unihemisphärisch, daher nur auf einer Gehirnhälfte, schlafen (Rattenborg et al., 1999a). Lange war unklar, ob auch Men­ schen über einen Schutzmechanismus während des Schlafs verfügen. Im Jahr 2016 konnten Tamaki et al. erstmals nachweisen, dass Personen, die das erste Mal in einer neuen Umgebung übernachten, eine regionale interhemisphärische Asymmetrie in der Schlaftiefe zeigen. Die An­nahme der ForscherInnen: Die linke Hemisphäre, die im Vergleich zur rechten Hemisphäre we­niger Delta­Wellen­Anteil im Tiefschlaf aufweist, fungiert als Überwachungssystem, das in der neuen und potenziell bedrohlichen Umgebung Gefahren detektiert. Die interhemisphärische Asymmetrie, die bei der ersten Übernachtung in einer neuen Umgebung nachgewiesen werden konnte, korreliert ihrerseits mit dem First Night Effect (dt. Erste­Nacht­Effekt). Dieses bereits länger bekannte Phänomen wurde im Jahr 1966 von Agnew et al. als eine zeitlich und örtlich auf die erste Nacht in einer neuen Umgebung beschränkte Schlafstörung identifiziert, die mit unruhigem und fragmentiertem Schlaf einhergeht. Der FNE beinhaltet eine längere Einschlaflatenz (Tamaki, Nittono, Hayashi, et al., 2005), eine erhöhte Wachzeit während der Nacht (Agnew et al., 1966) sowie eine verringerte Schlafeffizienz (Le Bon et al., 2003). Die Studie von Tamaki et al. (2016) liefert mit der Entdeckung der interhemi­

sphärischen Asymmetrie, die dem Menschen als Schutzmechanismus in einer neuen Schlafumgebung dient, ein Erklärungsmodell für die Symptome des FNE. Auch wenn die Schlafprobleme des FNE und die damit einhergehende asymmetrische Gehirnaktivität nicht chronischer Natur sind und nach einer Nacht wieder verschwinden, stellt sich die Frage nach Einflussfaktoren oder Interventionsmöglichkeiten, da bereits eine Schlafde­privation während einer Nacht zu Konsequenzen im divergenten Denken (Horne, 1988), in der Problemlösekompetenz (Linde & Bergströme, 1992) und der Entscheidungsfindung (Harrison & Horne, 2000) führt. Die Forschung zeigt, dass regelmässige Schlafroutinen einen positiven Effekt auf den Schlaf haben, da mit einem repetitiven Ablauf Sicherheit generiert werden kann (Mindell et al., 2017). Die positive Wirkung von Schlafroutinen zeigt sich insbesondere bei vul­nerablen Personen beispielsweise im Kindes­ und Jugendalter und bei älteren Personen (Batho­ry & Tomopoulos, 2017; Johnson, 1991). Da die Auswirkungen von Schlafroutinen bisher nicht an gesunden jungen Erwachsenen untersucht wurden und es daher bis anhin unklar ist, ob Schlafroutinen den FNE und die damit einhergehende interhemisphärische Asymmetrie beeinflussen, ist die Forschung in diesem Bereich von grosser Relevanz. Weiter stellt sich die Frage, ob die asymmetrische Aktivität aufgrund des FNE bei Personen, die in fremden Umgebungen (z.B. beim Campieren) eine subjektiv hohe Schlafqualität angeben, abgeschwächt zu finden ist. Als Grundlage dieser Fragestellung dienen die Entdeckungen von Thorpe (1951),


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der die Habituation eines Organismus an wiederholt auftretende Stimuli untersucht hat. Dabei ist insbesondere von Interesse, ob sich diese Gewöhnung an bestimmte Schlaf­umgebungen auf andere, neue Umgebungen generalisieren lässt. Es wäre somit denkbar, dass es Personen gibt, die eine besonders hohe Toleranz gegenüber dem FNE zeigen, was in dieser Studie ebenfalls getestet wird. Das Ziel meiner Arbeit ist es, Schlafroutinen und die generalisierte Gewöhnung an neue Schlafumgebungen in Zusammenhang mit dem FNE und der damit assoziierten interhemisphä­rischen Asymmetrie zu untersuchen, um sie als mögliche Einflussfaktoren identifizieren zu kön­nen. Im Folgenden wird im theoretischen Hintergrund die bisherige Forschungs­ grundlage erläutert, basierend auf welcher ich meine Hypothesen entwickelt habe. Danach folgt ein Überblick über den Aufbau dieser Studie sowie die angewandten Messmethoden und ­ instrumente. In einem nächsten Teil der Arbeit folgen die Resultate, die anschliessend in der Diskussion inter­ pretiert und kritisch hinterfragt werden. Zuletzt werden mögliche Limitationen und ein Ausblick zur weiteren Forschung gegeben.

11.6.528 Le Bon, O., Minner, P., Van Moorsel, C., Hoffmann, G., Gallego, S., Lambrecht, L., Pelc, I., & Linkowski, P. (2003). First­night effect in the chronic fatigue syndrome. Psychiatry Re­search, 120(2), 191–199. https://doi.org/10.1016/S0165­ 1781(03)00185­9 Linde, L., & Bergströme, M. (1992). The effect of one night without sleep on problem­solving and immediate recall. Psychological Research, 54(2), 127–136. https://doi.org/ 10.1007/BF009371411095–1096. Mindell, J. A., Leichman, E. S., Lee, C., Williamson, A. A., & Walters, R. M. (2017). Imple­mentation of a nightly bedtime routine: How quickly do things improve? Infant Behavior and Development, 49, 220–227. https://doi.org/10.1016/j.infbeh. 2017.09.013 Rattenborg, N. C., Lima, S. L., & Amlaner, C. J. (1999a). Half­ awake to the risk of predation. Nature, 397(6718), 397–398. https://doi.org/10.1038/17037 Tamaki, M., Bang, J. W., Watanabe, T., & Sasaki, Y. (2016). Night Watch in One Brain Hemi­sphere during Sleep Associated with the First­Night Effect in Humans. Current Biology, 26(9), 1190–1194. https://doi.org/10.1016/j.cub. 2016.02.063 Tamaki, M., Nittono, H., Hayashi, M., & Hori, T. (2005). Spectral analysis of the first­night effect on the sleep­onset period. Sleep and Biological Rhythms, 3(3), 122–129. https:// doi.org/10.1111/j.1479­8425.2005.00173.x Thorpe, W. H. (1951). The Learning Abilities of Birds. Ibis, 93(2),

252–296.

https://doi.org/10.1111/j.1474­919X.

Literatur:

1951.tb05423.x

Agnew, H. W., Webb, W. B., & Williams, R. L. (1966). The

Vgontzas, A. N., & Kales, A. (1999). Sleep and Its Disorders.

First Night Effect: An Eeg Studyof Sleep. Psychophysiology,

Annual Review of Medicine, 50(1), 387–400. https://doi.org/

2(3),

10.1146/annurev.med.50.1.387

263–266.

https://doi.org/10.1111/j.1469­

8986.1966.tb02650.x Bathory, E., & Tomopoulos, S. (2017). Sleep Regulation,

____________________________________

Physiology and Development, Sleep Duration and Patterns, and Sleep Hygiene in Infants, Toddlers, and Preschool­Age Children. Current Problems in Pediatric and Adolescent Health Care, 47(2), 29–42. https://doi.org/10.1016/j.cppeds. 2016.12.001 Harrison, Y., & Horne, J. A. (2000). The impact of sleep deprivation on decision making: A review. Journal of Experimental Psychology: Applied, 6(3), 236–249. https:// doi.org/10.1037/1076­898X.6.3.236 Horne, J. A. (1988). Sleep Loss and “Divergent” Thinking Ability. Sleep, 11(6), 528–536. https://doi.org/10.1093/sleep/ 11.6.528

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