Primeur • Spezielle Ausgabe 2019 • Gewächshausgemüse

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Vision

Gerard, mitte, am Tag der offenen Tür in Randwijk 2018

dafür ein Beispiel. Immer mehr Conference gehen nach Deutschland. Natürlich fassen wir auch weiter entfernte Ziele ins Auge, aber manchmal muss man gar nicht so weit gucken.“ „Russland ist eine rein politische Frage, wobei ich es merkwürdig finde, dass die Bäume als Ausgangsmaterial ins Land dürfen, nicht aber das Obst. Das sind politische Entscheidungen. Ich hoffe, dass dieser Markt noch zurückkommt.“ Im vergangenen Herbst wurde auch viel über eine Schmuggelroute nach Russland geschrieben. Hat Sie das überrascht? „Der Schmuggel beweist, wie gut die niederländischen Birnen sind. Vor allem hat mich überrascht, dass es afrikanische Länder gab, die den Papieren zufolge Conference-Birnen exportierten.“

Gibt es eine Zukunft für die freien Apfelsorten? „Der Erzeuger muss selbst entscheiden, womit er sich am wohlsten fühlt. Möchten Sie nur anbauen und die Vermarktung anderen überlassen oder möchten Sie sich neben dem Anbau auch der Herausforderung des Verkaufs stellen? Man muss sich anschauen, was am besten zu welchem Erzeuger passt. Manch ein Produzent verkauft sein Produkt über einen eigenen Hofladen.“ Wenn man sich neue Sorten anschaut, wird oftmals gesagt, dass Nordwest-

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AGF Primeur 4 • 2019

Europa nicht ideal sei für den Anbau süßer Apfelsorten. Wie sehen Sie das? „Es wird viel Zeit und Energie in neue Sorten gesteckt und verschiedene neue Apfel- und Birnensorten stehen vor der Einführung. Dabei werden die Wünsche des Verbrauchers immer beachtet. In diesem Rahmen bleibt die Tendenz immer gleich: ein harter Apfel mit einer guten Haltbarkeit im Regal. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen bleiben wichtig.“

Und wie ist die Situation bei Weich- und Steinobst? „Mit der niederländischen Sorte Kwanza haben wir eine Himbeere, die in die ganze Welt hinausgeht. Das Wissen und die Entwicklung in den Niederlanden gehen sehr weit. Aufgrund des zunehmenden Gesundheitsbewusstseins wächst der Markt für Weichobst und insbesondere für Blaubeeren. Blaubeeren werden immer beliebter und sind erfolgreich. Auch niederländische Blaubeeren werden unter dem Label ‘Simply the bes’ gut vermarktet. Blaubeeren sieht man in den Supermärkten mittlerweile ganzjährig. Die Rovada ist eine ausgezeichnete Johannisbeere, die sich bei der Lagerung und als Exportprodukt bewährt hat. Ich habe viel Respekt vor dem Engagement und der Innovation niederländischer Erzeuger. Wir haben in den Niederlanden viel Know-how, darauf dürfen wir gerne stolzer sein.“ „Ich habe vor kurzem einen Produzenten von Lazoet-Pflaumen besucht, dessen

Anbaumethode mich beeindruckt hat. Geschmack und Qualität des niederländischen Produkts sind ausgezeichnet. Auch der Kirschenanbau hat in den vergangenen Jahren dank einiger fantastischer Sorten Fortschritte gemacht. Für meine Begriffe ist die niederländische Kirsche die leckerste. Da können osteuropäische, griechische und türkische Kirschen nicht mithalten. Es hat sich ein Netzwerk von Ständen entwickelt, an denen die Kirschen von den Erzeugern verkauft werden. Es wäre großartig, wenn noch mehr niederländische Kirschen in den Regalen liegen würden. Qualitativ machen sie das Rennen.“ Passt dieses Wachstum zum Trend des Lokalprodukts? „Das ist eine Kombination von Verbraucher und Produzent. Die Produzenten berichten viel lieber darüber, wie ein Produkt wächst und blüht. Auf diese Weise wird das Bewusstsein des Verbrauchers erhöht. Darauf gehen wir bei den nationalen Kampagnen ein, mit denen wir zeigen möchten, was wir tun und welche Spitzenprodukte die niederländischen Erzeuger liefern. In Deutschland zeigt sich, dass Local for local sehr erfolgreich ist. Wir arbeiten daran, dass sich der niederländische Verbraucher auch für ein Produkt aus der näheren Umgebung entscheidet.“


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