1999 pedal Nr. 3

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V e r k e h r

4 Jahre gegen das Fahrrad Ein Kommentar von Ulrich Lamm

Erfolge für Bus und Bahn? tung der Ampelanlage blokkiert. In Oslebshausen fehlt Hat die Große Koalition in Breimmer noch ein Stück der men nicht brav fortgesetzt, Fahrradroute 1. Darum wurde was die Vorgängerregierung die Wegweisung – trotz gesi(Ampelkoalition aus SPD, cherter Finanzierung - noch FDP und Grünen) angebahnt gar nicht begonnen. hatte? Die Straßenbahn Linie Gleichzeitig wurden die Bi4 bis nach Horn-Lehe ist geschofsnadel, ein Kernstück baut, die Straßenbahnlinien des Bremer Fahrradverkehrszur Universität und nach Arnetzes in der Innenstadt, stark sten-Süd wurden verlängert, verengt. Das Erreichen der der Bahnhofsvorplatz wird mit Innenstadt ist für den RadverStraßenbahn- und Busbahnkehr nach wie vor eine Hinhof umgestaltet. Am Leher dernisstrecke. Kreisel wurde, am Bahnhofsplatz wird rund um die Uhr Wenige neue Wege gearbeitet, damit der öffentliche Verkehr voran kommt. Vom Flughafendamm zum alten Ochtumdeich wurde ein Mehr Erfolge für das Auto! ganz neuer Radweg gebaut – weil die Kleingärtner auf ihDamit aber die Liebe zum rem breiten Hauptweg keinen Auto, die der CDU höchstes Fahrradverkehr haben wollGut und der SPD nicht fremd ten. Fahren Sie meist mit dem ist, nicht zu kurz kommt, werAuto zu ihrem Kleingarten? den Milliarden fürs Auto verImmerhin wurde in der Garplant: Georg-Bitter-Straße, tenstadt Vahr der Radweg auf Hemelinger Tunnel, A 281. Die der Trasse der BeneckendorfGroße Koalition will eben ausfallee befestigt – aus Mitteln gewogen handeln. Dauerhafder Stiftung Wohnliche Stadt. te Arbeitsplätze werden damit Resümee: Autoverkehr allenfalls bei der Straßenreidarf in Bremen Milliarden konigung geschaffen, aber gutsten, Straßenbahn Millionen, verdienende Steuerzahler Fahrradverkehr allenfalls werden aus der Stadt gegrault. Hunderttausend. Die Bremer Große KoalitiStillstand fürs Fahrrad?! on strebt offensichtlich an, Und das Fahrrad? Die Öff- möglichst viel Autoverkehr in nung von Einbahnstraßen für die Stadt rein zu holen für den Radverkehr in Gegenrich- vielleicht ein bisschen mehr tung, durch die StVO-Novelle Umsatz. Dieses Bisschen noch mal ausdrücklich ermög- mehr Umsatz wird zum Beilicht, ist zum Stillstand gekom- spiel in den schönen neuen men. Die Arbeit am Radrou- Einkaufswelten à la Space tennetz kommt nur im Schnek- Park oder Haven Höövt wahrkentempo voran: In der Bahn- scheinlich mehr Arbeitsplätze hofsvorstadt wurde die Que- zerstören als schaffen. Und rung des Herdentorsteinwegs das Immer-Mehr an Autovergeschaffen. Das direkte Links- kehr wird mehr Bremerinnen abbiegen aus Richtung Wand- und Bremer ins Umland treirahm in den Doventorstein- ben, als durch alle noch so weg wurde durch Markie- attraktiven Wohnungsbauprorungen legalisiert, gleich-zei- gramme in Bremen gehalten tig jedoch durch die Schal- werden können.

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„Wem gehört die Straße?“ Bremen - Über aktuelle Fragen der Radverkehrspolitik diskutierten unter der Moderation von Dr. Ute Zolondek bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion des ADFC am 27. März im Konsul-Hackfeld-Haus der Senator für Verkehr, Dr. Bernt Schulte (CDU), Carsten Sieling (SPD), Kathrin Kummerow (Bündnis 90/Die Grünen) und Gerd Arndt (PDS). Fahrradparkplätze Auf Grund eines am 10. November vergangenen Jahres ergangenen Urteils des Oberverwaltungsgerichts muß ein Fahrradparkplatz in Schwachhausen entfernt werden. Da das Urteil sich auch auf andere nach dem gleichen Verfahren genehmigte Abstellanlagen auswirkt, hat es eine besondere Brisanz. Der Bausenator erläuterte die Devise der Behörde, vorerst nichts zu unternehmen und vor allem kein Aufhebens von der Angelegenheit zu machen. Solange niemand klage, bestehe keine Notwendigkeit zum Handeln. Doch einiges fände er wirklich schade: daß das Schnürschuh Theater keine Abstellanlage erhält und daß das Fahrradparken am Domshof-Café gestrichen wurde. Fahrradstation am Bahnhof Der Bahnhofsvorplatz wird umgebaut. Über eine zukünftige Fahrradstation ist noch immer nicht entschieden. Das Fahrradparkhaus an der Bahnhofsnordseite ist mehr als ausgelastet. An der Südwestseite befindet sich - versteckt und während der Bauarbeiten provisorisch - die alte Fahrradstation.

Schulte hält eine Fahrradstation am Bahnhof für dringend notwendig. Eine Lösung des Problems könne es zur Zeit allerdings nicht geben, da alle vorgeschlagenen Plätze nicht akzeptabel seien. Er sei ganz froh, daß vor der Wahl keine Entscheidung erforderlich sei. Wenn der schöne, neue Bahnhofsvorplatz erst einmal fertig ist, werden die vielen wild parkenden Räder schon stören. Das sah Carsten Sieling anders. Nur eine frühe und schnelle Entscheidung böte genügend Planungssicherheit. Fließender Verkehr Kathrin Kummerow stellt gleich klar, daß für die Sanierung von Radwegen die Haushaltsmittel ein Problem seien. Wem gehört die Straße? Der Bausenator weiß es: dem Wirtschaftsverkehr! Er hat einen Sanierungsauftrag, und der lautet, die Wirtschaftskraft Bremens zu stärken. Der Hinweis aus dem Publikum, daß Amsterdam als Metropole den Radverkehr in unvergleichlicher Weise fördere, weist der Senator lapidar zurück: In Amsterdam gehöre das Radfahren zum touristischen Erscheinungsbild. Für ein Radroutennetz, so Senator Schulte, gäbe es kein Geld. Abschließend beteuerte Schulte, er möchte keine Gegensätze zwischen Autoverkehr und Radverkehr. Er möchte Wirtschaftlichkeit und Wohlbefinden fördern. Der ADFC erneuerte seinen Wunsch, den Radverkehr ernst zu nehmen. Anke Riechman / dk

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