MEDI-LEARN Zeitung 04/2010

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What´s up, Doc?

Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte

Der medizinische Doktortitel: Nach wie vor ist er für viele Studenten ein erklärtes Ziel. In unserem Schwerpunkt dreht sich alles um das Thema Doktorarbeit: Zwei Absolventinnen berichten über ihre Themenfindung und das Schreiben an der Dissertation. Außerdem erfahrt ihr, wie die mündliche Prüfung abläuft und wie man sich am besten darauf vorbereitet.

ZEITUNG

Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7

Ausgabe 04/10 ∙ September/ Oktober 2010 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 €

Als Erstsemester im OP Pflegepraktikum in Mexiko

Immer mehr kündigen Wechsel häufig schon vor dem Facharzt

Arzt werden in Nordirland Interview mit zwei Studentinnen

Emma hat einen Teil ihres Pflegepraktikums im mexikanischen Monterrey gemacht. Dabei durfte sie sogar schon im OP am Patienten arbeiten. Ihr Fazit: eine ideale Mischung aus ärztlichen und pflegerischen Tätigkeiten, für die sich Aufwand und Mehrkosten gelohnt haben.

Immer mehr Mediziner kündigen während ihrer Zeit als Assistenzarzt die Stelle – kurze Arbeitsverträge machen dieses formell leichter. Doch ein Wechsel des Hauses aus Enttäuschung über die Tätigkeit und das Verhältnis zum Vorgesetzten sollte letztes Mittel bleiben.

Beim Stichwort Nordirland fällt einem vor allem der anhaltende Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten ein. Doch hier werden auch – wie überall auf der Welt – Mediziner ausgebildet. Wie das Studium in Nordirland aussieht, haben uns zwei nordirische Studentinnen erzählt.

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Bereicherung für beide Fächer Gespräch mit einem Medizin- und Philosophiestudenten Interview mit Maik Dorn von Nina Dalitz

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o ein Stress. So viele Klausuren, Praktika und Vorlesungen. Das Medizinstudium ist wahrlich keine Ausbildung, bei der Langeweile aufkommt. Einigen Leuten ist das noch nicht genug. Sie suchen sich einen Job, ein Ehrenamt, gründen eine Familie, machen Musik, engagieren sich oder kombinieren mehrere dieser Dinge. Und wiederum andere suchen sich ein zweites Studienfach. Maik zum Beispiel studiert seit dem dritten Semester zusätzlich Philosophie. Wie kommt er auf diese Idee und wie ist das zu schaffen? Wir waren neugierig und haben ihn zu seiner Motivation befragt.

dieser zu mir, dass man Philosophie wohl von Anfang an und richtig machen müsse, um durchzublicken. Das wollte ich gerne. Also fing ich an zu überlegen, ob ich Philosophie nicht nebenbei machen könnte. Ich frage bei einem Kommilitonen nach, der auch Doppelstudent ist, und bekam von ihm einige Tipps. Wie hast du dich dafür beworben? Ich ging zur Fachstudienberatung der

Philosophischen Fakultät. Dort wurde mir gesagt, dass „es hier sehr unproblematisch laufe.“ Ich könne Philosophie im Magisterstudiengang belegen. Zum Magister gehören immer zwei, wenn nicht drei Fächer und mir würde das Medizinstudium als zweites Hauptfach anerkannt. Aber ich müsste das Einverständnis der medizinischen Fakultät bekommen, was schon etwas schwieriger war. Außerdem war die Zeit knapp, denn der Studiengang wurde gerade auf Bachelor

Wie bist du auf die Idee gekommen, neben Medizin noch Philosophie zu studieren? Angefangen hat das mit einer Vorlesung, die ich im dritten Semester als medizinisches Wahlfach besucht habe. Ich hatte mir zwar mit dem Philosophen Hegel nicht das leichteste Thema rausgesucht und demzufolge anfangs erhebliche Verständnisschwierigkeiten, doch trotzdem wurde ich immer neugieriger und begeisterter. Nachdem ich einen Freund mitgenommen hatte, sagte

Medizinische Versorgung in Deutschland so gut wie nie zuvor Redaktion (MEDI-LEARN) ie Ankündigung bevorstehender Katastrophen erregt Aufmerksamkeit und hat Unterhaltungswert. Steven Spielberg bewies das erst neulich wieder, als er uns das Fürchten vor dem Jahr 2012 lehrte. Ein anderes Untergangs-Szenario füllt schon deutlich länger Zeitungsseiten und Kommentarspalten: Ärztemangel in Deutschland! Viele Mediziner gehen demnächst in den Ruhestand, mahnte Anfang Juni beispielsweise das Deutsche Ärzteblatt. Wer wollte das bezweifeln? Zudem würde der Nachwuchs seine Praxis lieber in London oder Zürich als auf Usedom eröffnen, gaben Studierende bei Befragungen unter anderem der Universität Trier und der Berliner Charité an. Auch das trifft zu, denn für manche Region gilt späte-

umgestellt und ich wollte unbedingt auf Magister studieren, da hier die Studienordnung freier und damit besser für ein Parallelstudium geeignet ist. Ich musste mich darum kümmern, für das laufende Semester noch mindestens einen benoteten Philosophie-Schein zu bekommen, um dann im folgenden Semester in das zweite Fachsemester für Magister hochgestuft zu werden. Von den Medizinern wurde mir geraten, noch bis zum Physikum zu warten – ich war ja gerade im dritten Semester. Aus oben genannten Gründen war dies aber keine Option für mich. Also musste ich zwei Empfehlungen von Dozenten vorlegen, die mir bescheinigen sollten, das ich zu den besten Studenten gehöre und sie mir das Doppelstudium zutrauen. Außerdem musste ich in einem Motivationsschreiben darlegen, wie ich mir meinen weiteren Studienverlauf vorstelle. Ich musste also nachweisen, dass ich mir der doppelten Arbeitsbelastung bewusst sei und das Medizinstudium regelrecht absolvieren könne. Wie ging es dann mit der Bewerbung weiter? Nachdem ich dies alles besorgt hatte, bekam ich die lang ersehnte Bescheinigung, die mir erlaubte, ein Doppelstudium aufzunehmen. Zum Glück bestand ich auch die nötige Logik-Klausur, die mir meine Hochstufung ermöglich-

Blick in die Statistik offenbart Überraschendes D

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stens seit der Wiedervereinigung: „Da will doch keiner hin!“ Die bundesweite Statistik indes spricht eine andere Sprache. In

Sachen medizinische Versorgung geht es diesem Land so gut wie nie zuvor. Im Jahr 1960 arbeiteten 92.028 Ärzte in

Deutschland. Seitdem hat sich ihre Zahl vervielfacht: 2008 waren bei der Bundesärztekammer 421.686 Mediziner registriert, davon rund 320.000 berufstätige, und die jährliche Steigerungsrate betrug zuletzt recht konstant ein bis zwei Prozent. Aktuell liegt damit die sogenannte Versorgungsdichte pro 100.000 Bundesbürger bei 337 Ärzten – mehr als in ganz Skandinavien und sogar deutlich mehr als in den USA (230) oder Großbritannien (220). In einer von den Vereinten Nationen ermittelten Rangliste belegt Deutschland Platz 23 unter 201 Ländern. Trotzdem leben übrigens unter anderem die Schweden und Norweger im Schnitt länger als wir. Eine Korrelation zwischen der Lebenserwartung einer Bevölkerung und der Mediziner-Zahl ist auf diesem

insgesamt hohen Niveau nicht mehr auszumachen. Ähnlich konstant wie die Steigerungsraten der vergangenen Jahre ist die Zahl der Absolventen im Fach Humanmedizin. 1997 schlossen 9.434 Nachwuchsmediziner ihr Studium in Deutschland erfolgreich ab und damit praktisch ebenso viele wie 2007, als 9.574 das Hammerexamen bestanden. Ein zwischenzeitlicher Rückgang um bis zu zehn Prozent erwies sich als temporäres Phänomen. Der stabile Trend steht im Einklang mit einer anderen Tatsache: Nirgends sind an deutschen Hochschulen die Abbrecherquoten so gering wie an den medizinischen Fakultäten. Während in den Kultur- und Sprachwissenschaften mehr als 40 Prozent der Studierenden vor dem Abschluss aufgeben, tut das von den angehenden Humanmedizinern nicht einmal jeder Zehnte. Nicht nur entscheiden sich nach wie vor viele junge Menschen für den Arztberuf – die meisten von ihnen tun das offenbar mit außergewöhnlich hoher Motivation. MEDI-LEARN PODCAST Diesen Artikel gibt es online auch als Audio-Datei zum Download unter: www.medi-learn.de/podcast

te. Ich besuchte das zugehörige Seminar erst in der zweiten Hälfte des Semesters, da man für Vorlesungen keine Scheine bekommt. So bekam ich die Genehmigung, im 2. FS Philosophie zu beginnen und von den Philosophen die Erlaubnis für ein Doppelstudium. Dann noch die Bescheinigung, dass Humanmedizin als zweites Magisterhauptfach eine sinnvolle Ergänzung für Philosophie darstellt. Mit all diesen Scheinen ging ich ins Studentensekretariat und schrieb mich ein. Das war an sich keine große Sache, wäre jedoch ohne die unzähligen Gespräche zuvor nicht möglich gewesen.

Fortsetzung auf Seite 2

Inhalt OP-Cafeteria Hannover Operieren geht durch den Magen: Für hungrige Ärzte gibt es an der Medizinischen Hochschule Hannover seit Anfang Juni ein besonderes Angebot – sie können direkt aus allen 30 angeschlossenen OPs heraus ihr Mittagsmenü bestellen und dieses in der neuen OPCafeteria verzehren. Lange Laufwege zur Mensa entfallen. S. 02

Rezensionen

Psychologie und Soziologie Dieses Mal auf den Zahn gefühlt: Drei Bücher zu den Nebenfächern medizinische Psychologie und Soziologie. Welches Werk bereitet besonders gut auf die Prüfungen vor, welches eignet sich gut zum Nachschlagen im Arbeitsalltag? Das erfahrt ihr in den Testberichten unserer Rezensenten. S. 04

Krankenhaus

Burnout-Gefahr Burnout-Syndrom: Besonders Personen, die sich als weniger kompetent als ihre Kollegen einschätzen, sind betroffen. Sie arbeiten mehr und ignorieren Erschöpfungszustände, bis es nicht mehr geht: Geistesabwesenheit, permanente Müdigkeit und Süchte können auftreten. Erste Anlaufstellen für Hilfe: der Vertrauensarzt oder der Betriebsrat S. 05

Vorklinik

Präp-Kurs: unvergesslich Ein neues Interview in unserer Reihe zum Präp-Kurs: Der Mensch kann sich erstaunlich schnell an neue Dinge – zum Beispiel das Präparieren einer Leiche – gewöhnen, berichtet unser Interviewpartner. S. 08

Rätsel

Heiteres Beruferaten In der Medizin gibt es eine Vielzahl von Berufen – neben den zahlreichen Fachärzten auch in der Pflege, im Rettungsdienst und in Heilberufen. Darum dreht sich unser neues Rätsel: Berufsbezeichnung herausfinden – und mit etwas Glück eine Reise im Wert von 500 Euro gewinnen! S. 11


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