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Jahresbericht 2015





Jahresbericht 2015


Inhalt

5 Editorial: Ein ausgezeichnetes Jahr

Sammlungen

6 Museumsbetrieb: Unter einem Dach

63 Sammlungen: Verborgenes wird sichtbar

8 Zentrale Dienste: Der zweite Museums­empfang

66 Kunstsammlungen: Kunsthistorische Sammlung

11 Öffentlichkeitsarbeit: Wer möchte nicht gern ein Eisbär sein

68 Kunstsammlungen: Sammlung Kunstkredit

Ausstellen und Vermitteln

70 Sammlungen Historische Fotografie: Kaugummi und die Schweiz 73 Naturkundliche Sammlungen: Eine Sammlung macht Schule

15 Ausstellungen: Emotionen erwünscht

74 Archäologische Sammlungen: Augen auf für die Archäologie

36 Invasion der Blattläuse: Das grosse Krabbeln

76 Sammlungen Euro­päische Ethnologie: Verlorene Geschichte wieder gefunden

38 Vermitteln im Museum: Wissen für alle Generationen 44 Schule im Museum: Raus aus dem Klassenzimmer

78 Konservierung und Restau­ rierung: Heavy Metal in neuer Ver­packung und ein Umzug

46 Mein Museum: Kinder und ihre Lust am Lernen

81 Leihgaben: Saatkrähe und Turteltaube 83 Leihgaben: Reinette von Orléans: (k)ein Apfel zum Reinbeissen 84 Webstuhlrattern: Lebendiges Kulturerbe


Hanro 89 Ein Geschenk knüpft an 91 Bewahre! Hanro Erster Einblick in die Sammlung 97 Der grosse Umzug 101 Die Hanro-Sammlung und ihr Publikum im Dialog 105 Die Universität Basel zu Gast 107 Historische Fotografien in der Hanro-Sammlung

Netzwerk und Zusammenarbeit 138 Kulturgüterportal Baselland: Die Schatzkammern sind geöffnet 141 Unsere Sammlungen für Holly­wood: Der Hobbit 142 Freundeskreis Museum.BL: Feuer und Flamme

Unser Team

Das Museum in Zahlen

114 Porträts

146 Kultur als Standortfaktor

132 Ihre Ansprechpersonen

147 Statistik

134 Nachruf Christoph Oberer: Malakologe aus Leiden­ schaft

152 Schenkungen 153 Neueingänge 154 Kooperationen 156 Leihverkehr 157 Publikationen

136 Ausstellungspraktikum: Eine römische Amphore und ein Dutzend Tamagotchis

158 Bildnachweis, Dank, Impressum


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● Wildschwein

gesägt an der Liestaler Kulturnacht


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Editorial Ein ausgezeichnetes Jahr ●

Marc Limat, Leiter Museum.BL

2015 – was für ein Jahr! 2015 war das Jahr der Hanro-Sammlung. Nach jahrelanger Arbeit und Ungewissheit, ob dieses einzigartige Archiv in Liestal bleiben wird, folgte nun die Schenkung an unseren Kanton. 2015 war aber auch das Jahr des europaweit einzigartigen Kulturgüterportals Baselland, an dem wir tatkräftig mitgearbeitet haben. Über 20 Museen sind Teil davon und präsentieren auf diesem Internetportal ihre Schätze der Öffentlichkeit. Alles Gründe, in diesem Jahresbericht die Sammlun­ gen mit einem besonderen Fokus zu würdigen. Und nicht zuletzt war 2015 auch das Jahr der Auszeichnungen. Beson­ ders stolz sind wir auf den Prix Expo, den renommierten Preis der Aka­ demie der Naturwissenschaften Schweiz, den wir für unsere Ausstellung Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo erhielten. Aber da­ mit nicht genug: Das Museum.BL rangiert neuerdings auch unter den 50 schönsten Museen der Schweiz, eine Auszeichnung, die vom Schweizer Heimatschutz vergeben wird. Es ist schön, dass das Museum.BL diese Früchte für seine Arbeit ern­ ten konnte. Ich bin unheimlich stolz auf mein Team, das sich von den schwierigen Situationen, die durch die Sparmassnahmen unseres Kan­ tons entstehen, nicht abschrecken lässt. Wer sich übrigens wundert, wa­ rum dieser Jahresbericht nicht mehr in gedruckter Form erscheint, dies ist eine der Sparmassnahmen. Das Engagement unserer Mitarbeitenden auf dieser rauhen See sorgt dafür, dass das Museum.BL das besondere kantonale Museum für alle Generationen ist.


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Museumsbetrieb Unter einem Dach

Matthias Fluri, Leiter Museumsbetrieb

Der Gästeservice wird im Museum.BL gross geschrieben. Das Team des Museumsbetriebs, bestehend aus dem Museumsempfang, den MuseumsTechnikern und dem Raumpflegepersonal, steht an sechs Tagen der Woche für Sie bereit und freut sich über Ihren Besuch. Im Museumsfoyer – mit Empfangstheke, Shop und Café – finden regel­ mässig Vernissagen, kleinere Ausstellungen, Vorträge oder die Museums­ bar statt. Bei der Eröffnung der Ausstellung Bewahre! Hanro Anfang 2015 war das Foyer jedoch zu klein für die Vernissage. Gewohnt unkompliziert stellte das Team der Archäologie Baselland ein Zelt auf den Zeughaus­ platz, damit der riesige Besucherstrom unter einem Dach begrüsst wer­ den konnte. Fünf Vernissagen feierte das Museum.BL im 2015. Auf der Piazza, wie wir den Zeughausplatz nennen, laden neuerdings farbenfrohe Stühle zum Verweilen ein. Und zu Maus und Wildschwein haben sich weitere grosse gesägte Holzfiguren in Anlehnung an unsere Ausstellungen gesellt. Das Museumscafé im Eingangsbereich haben wir dieses Jahr neu ge­ staltet. Alte umgespritzte Stühle aus dem Museumsfundus rund um gros­ se Tische verbinden das Museumsfoyer und die Piazza mit den ebenfalls farbigen Stühlen. Drei Tripptrapp bieten den kleinsten Besuchern eine Sitzgelegenheit. In dieser lauschigen Umgebung bei Kaffee und Glace können die Besuchenden ihre Eindrücke wirken lassen. Das Museum.BL achtet auf Regionalität und eine möglichst faire und nachhaltige Her­ stellung der Produkte. Im Shop werden, passend zu den aktuellen Ausstellungen, verschie­ denste Trouvaillen angeboten. Für die ganze Familie bringen zum Bei­ spiel unser Spiel Die Kirsche … und wer knackt die Glacefabrik? oder der


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● Verweilen

im Museumscafé

Wissenschafts-Comic Invasion der Blattläuse Spass und Spannung nach Hause. Aber auch unsere Chirsisteisäckli oder die Becherlupen sind bei unseren Besuchenden beliebt. Nicht aus der Mode und ein immer gern gesehenes Geschenk sind auch unsere Seidenbändel und Postkarten mit Motiven aus unseren Fotosammlungen – neuerdings auch mit histori­ schen Fotografien aus der Hanro-Sammlung.


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Zentrale Dienste Der zweite Museumsempfang

Jörg Hampe, Kaufmännischer Leiter

Neben dem Empfang für die Besucherinnen und Besucher im Museum.BL gibt es noch einen weiteren wichtigen Empfang – das Se­ kretariat der Abteilung Zentrale Dienste. Das Telefon klingelt unaufhör­ lich und die Gäste könnten nicht unterschiedlicher sein: Die Delegation aus dem Ausland, der Mann vom Kopierer-Service, die Bewerberin für die ausgeschriebene Stelle. Hier laufen viele Fäden zusammen, werden zentrale Fragen beantwortet: Stimmt die monatliche Museumsabrech­ nung? Können wir noch einen Zivi einstellen? Warum geht mein Telefon nicht mehr? Gleichermassen professionell bedient die abteilungseigene Fachbibliothek ihre Kunden – vor allem wissbegierige Mitarbeitende. Hier werden Bücher beschafft, die zahlreichen Fachzeitschriften betreut, ei­ gene Publikationen mit anderen Institutionen getauscht oder die vielen Mitgliedschaften in Interessensverbänden organisiert. Parallel zu einem höchst lebhaften Tagesgeschäft gab es im Jahr 2015 viele grosse und kleine Projekte: Beispielsweise wurde das neue Depot der Hanro-Sammlung (S. 87, Hanro) mit Wlan, Telefon, PCs und einem Schlüsselsystem ausgestattet. Die Verantwortliche der Fachbibliothek organisierte in der Kantonsbibliothek Baselland eine eigene kleine Aus­ stellung zur Hanro-Sammlung, um zusätzliche Interessenten zu errei­ chen. Ein neues webbasiertes Adressmanagement- und Newslettersys­ tem wurde implementiert, ebenso wie ein neues Medienarchiv, das nun eine einfache digitale Recherche aller Beiträge über das Museum zulässt. Zudem wurde das innovative Projekt Kulturgüterportal Baselland KIM.bl abgeschlossen (S. 138, Kulturgüterportal Baselland) und die Gründung des Verbundes aller Museen des Kantons in die Wege geleitet.


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Dass das Jahresbudget punktgenau erreicht wurde, alle IT-Systeme funktionierten und das Personalwesen den Bedürfnissen entsprach, ge­ hörte auch im 2015 zu den Selbstverständlichkeiten, die von den zentralen Diensten verlangt werden durften – trotz und aufgrund der Sparnotwen­ digkeit und den grossen verwaltungsinternen Veränderungsprozessen, in denen sich der Kanton aktuell befindet.


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● Videodreh

mit Eisbären aus den Naturkund­ lichen Sammlungen und von The Doodes


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Öffentlichkeitsarbeit Wer möchte nicht gern ein Eisbär sein ●

Daniela Rohr, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

«Wann und wo wird unsere Eisbärin aus den Naturkundlichen Samm­ lungen wohl ihren nächsten Auftritt haben?», fragten wir im letzten Jah­ resbericht. Denn die weisse Riesin – mit grosser Wahrscheinlichkeit vor 1900 nach Liestal importiert – hatte schon in verschiedenen Ausstel­ lungen an diversen Orten entzückt. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten: Die Winterthurer Band The Doodes wollte die Bärin für ih­ ren neuen Videoclip ! So durfte unsere Grande Dame das Depot für einen exklusiven Ausflug ins Museum.BL verlassen und für den Videodreh im Artenkabinett in der Ausstellung Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur erneut im Rampenlicht stehen. Einsamer Eisbär sucht Eis­ bärin – im Museum.BL hat er sie gefunden, der Song heisst Samsonite, das Album Immer Ziit. Gefunden haben wir auch das Design für Flyer und Plakat zur neu lancierten Feierabend-Reihe Museumsbar. Wissen kompakt (S. 38, Ver­ mitteln im Museum) – zusammen mit Dorothee Wettstein und Hansja­ kob Fehr von 1kilo, visuelle Gestaltung. Zum Auftakt am 1. Dezember 2015 nahm das Museum.BL die Gäste in die faszinierende Welt der leucht­ enden Lebewesen mit und entsprechend leuchtete der fluoreszierende Flyer im Dunkeln. Veranstaltungen und Ausstellungen auf einen Blick bietet die Agenda, die wir aus Spargründen des Kantons nicht mehr gedruckt verschicken. Die Agenda erscheint jedoch auf www.museum.bl.ch regelmässig als Down­ load. Und wir informieren Sie gerne auch direkt mit unserem Newsletter. PS: Das tatsächliche Geschlecht unserer Bärin kennen wir nicht. Es könnte auch ein Bär sein – Bär oder Bärin, in jedem Fall heiss begehrt!



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Ausstellen und Vermitteln Das Museum.BL will Kinder und Erwachsene gleichermassen neugierig machen. Dieses generationenübergreifende Kon­zept für die Ausstellungen und Veranstaltungen wird seit der Neueröffnung des Museums 2011 konsequent weiter­ent­ wickelt: Wir sprechen alle Altersgruppen und Schuls­tufen an und auch alle Sinne. Dabei wird das Wissen spielerisch und einprägsam vermittelt. So macht Lernen Spass!


● Kirschblüten

in der Ausstellung Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo


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Ausstellungen Emotionen erwünscht ●

Pit Schmid, Leiter Ausstellen und Vermitteln

Ein spezielles Highlight gab’s am Ende des Jahres: Das Museum.BL ge­ winnt mit der Ausstellung Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo den Prix Expo 2015 für die beste naturwissenschaftlich geprägte Ausstellung. Überzeugt hat die Jury der Akademie der Naturwissenschaf­ ten Schweiz SCNAT, wie das Museum.BL «ein popu­läres Thema in seiner ganzen Breite darstellt sowie der konsequente fachübergreifende An­ satz, in dem die Ausstellungsverantwortlichen Naturwissenschaften und Kulturgeschichte, aber auch Technik und Tradition geschickt verbinden und auf diese Weise spannende, mitunter unerwartete Zusammenhänge sichtbar machen». Weiter schreibt die Jury in ihrer Laudatio: «Verbun­ den mit einer gelungenen Gestaltung, die sich in den Dienst des Themas stellt und stets das breite Zielpublikum des Museums im Auge behält, ist so eine bemerkenswerte Ausstellung entstanden, die den Besucher auf eine gleichermassen spannende wie sinnliche Reise mitnimmt. Sie schafft damit auch einen niederschwelligen Zugang zu verschiedenen naturwissenschaftlichen Themen und Disziplinen, aber auch zu Kultur-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte.» Im Jahresrückblick steht der motivierende Preis im Vordergrund, im Hintergrund galt es vor allem die Dauerausstellungen zu konsolidieren und auszubauen. Die Ausstellung Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur erfuhr erstmals ein Update mit drei neuen Naturporträts der Gemeinden Allschwil, Lauwil und Liestal. Und neuerdings ergänzt eine Blattlaus-Forschungsstation die Entdeckerwerkstatt in dieser Ausstel­ lung. Die Ausstellung Bewahre! Was Menschen sammeln bot den Rah­ men für einen erstmaligen Einblick in die herausragende Hanro-Samm­ lung. Das Konzept der wandelbaren Dauerausstellungen wird mit diesen Ergänzungen konsequent weiterverfolgt und für das Publikum greifbar.


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● Preisübergabe

Prix Expo: Jürg Pfister, Generalsekretär SCNAT, Marc Limat, Leiter Museum.BL, Ausstellungsteam Pit Schmid und Sarah Wirth, Regierungsrätin Monica Gschwind, Caroline Schmidt, Ausstellungsgestaltung, und Hannes Geisser, Jurymitglied Prix Expo

Mit der Fotoausstellung Schulwege. Zwischen Abenteuer und Alltag wurde ein neues Gefäss lanciert. Künftig sollen neben anderen Kleinaus­ stellungen Fotoausstellungen das Museumsfoyer bereichern. Auch Gast­ ausstellungen wie Industriekultur in der Region Basel werden weiterhin im Museumsfoyer gezeigt. Die Ausstellungen im Museum.BL sollen ihre Geschichten lebendig erzählen und die Besucherinnen und Besucher in einem stimmig insze­ nierten Raum ins jeweilige Ausstellungsthema eintauchen lassen. Spie­ lerische Elemente fördern die Auseinandersetzung und überraschende Details regen zum Austausch an. Ein Besuch im Museum.BL soll ein Er­ lebnis sein: ein kleines Abenteuer mit Verbindungen zum Alltag. Regt die­ ser Besuch zu weiteren Gedanken an, die in den Alltag zurückwirken, ist eine Ausstellung gelungen. Denn das Ziel eines Ausstellungsbesuchs ist ganz einfach: Er soll ein, zwei Türen in ein Themenfeld öffnen, das uns sonst verborgen geblieben wäre. Und er darf Spass machen, denn Emo­ tionen sind durchaus erwünscht.


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Dauer­ausstellungen

Bewahre! Was Menschen sammeln

Wildes Baselbiet Tieren und Pflanzen auf der Spur

Diese Ausstellung bietet den Besu­ chenden ein dauerhaftes Fenster in die Sammlungen von Archäologie und Museum Baselland. Neben den haus­ eigenen Kuratorinnen sind private Sammler zu Gast. Sie präsentieren ei­ gene Sammlungen und sprechen über ihre Leidenschaft.

Die Ausstellung führt die Besuchen­ den zu den regionalen Natur­schätzen. Zu entdecken gibt es einen Lachsschä­ del von 1860, das erste Präparat eines Luchses seit dessen Rückkehr in die Region, ursprüngliche Bankiva­hühner und eine 200-jährige Baumscheibe einer «Wildensteiner»-Eiche. Im dunk­ len Artenkabinett sind mit der Taschen­ lampe Hunderte von heimischen Tieren zu finden und in der Entdeckerwerk­ statt sitzt man mit berühmten Natur­ forscherinnen und -forschern am Tisch. Die Ausstellung wird laufend mit Schul­ projekten und neuen Naturphänome­ nen aus den Baselbieter Gemeinden bespielt.

Bewahre! Hanro Erste Einblicke in das Archiv des Liestaler Textilunternehmens Am 14. Februar 2015 erfuhr die Ausstel­ lung im 4. Stock ein grosses Update, das den bisherigen Rahmen sprengte und bis ins Museumsfoyer reichte. Mit Bewahre! Hanro. Erste Einblicke in das Archiv des Liestaler Textilunterneh­ mens können Besucherinnen und Be­ sucher in die über 100-jährige Firmen­ geschichte eintauchen. Wandelbare Dauerausstellung seit 21.9.2013 Projektleitung: Saskia Klaassen Nägeli, Marc Limat Update Hanro: Madeleine Girard, Saskia Klaassen Nägeli Gestaltung: Anex & Roth Visuelle Gestaltung, Basel

Wandelbare Dauerausstellung seit 22.3.2014 Projektleitung: Ila Geigenfeind Assistenz: Jasmine Arab Gestaltung: element design & scenography GmbH, Basel


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Dauer­ausstellungen

Sonderausstellungen

Seidenband Kapital, Kunst & Krise

Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo

Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Industrialisierung der Region mit ihren wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Das Thema bleibt relevant und ist für das Verständnis der Region unverzicht­ bar. Dauerausstellung seit 16.11.2003 (Umbau 2011) Projektleitung: Barbara Alder Assistenz: Nathalie Unternährer Gestaltung: Wenger Zurflüh Gestaltungen GmbH, Gümligen

Aufs Motorrad sitzen und durchs Kirsch­ blütenland tuckern – so beginnt die Ausstellung zu Geschichte und Biologie der Kirsche. Ob Schnapsbrennerin, Baumschulist oder Archäobotanikerin – alle haben sie mit der Kirsche zu tun. Das Luxusfrüchtchen führt die Besu­ chenden weit übers Baselbiet hinaus bis nach Japan und ins alte Rom. Sonderausstellung, 20.9.2014 – 3.4.2016 Projektleitung: Pit Schmid Assistenz: Sarah Wirth Gestaltung: Caroline Schmidt Szenografie, Zürich

Schulwege Zwischen Abenteuer und Alltag Ob im Liestaler Stedtli, in den Strassen Neu-Delhis oder durch die Taifunfluten der Philippinen – täglich machen sich Millionen von Kindern auf den Weg zur Schule. Die Fotoausstellung zeigt, dass viele Schulwege nicht nur weit, sondern teilweise auch gefährlich sind. Sonderausstellung, 19.9.2015 – 1.11.2015 Projektleitung: Ila Geigenfeind Gestaltung: Reto Kurth, Laufen


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Gastausstellungen, Kooperationen

Ausstellungen auf Wanderschaft

Industriekultur in der Region Basel

Raue Hände, feine Seide Seidenbandweberei im Baselbiet

Die Ausstellung zeigt die imposante Entwicklung der letzten Jahrhunderte am Rheinknie. Eine Entdeckungs­reise zu den eindrücklichsten Stätten der Industrie­geschichte der Region.

Die Ausstellung im zweigeschossigen Dachstock des Therwiler Hauses auf dem Ballenberg gibt Einblick in die rei­ che Geschichte der Seidenbänder in der Region Basel und zeigt ausge­ wählte Produkte. Es waren Basel­bieter Bauernfamilien, die in Heim­arbeit Seiden­bänder webten und sich so ihr Auskommen sicherten. Die Seide wur­ de oft im Tessin bezogen, auf dem Ballen­berg wird die Seidenproduktion im Gutshof von Novazzano eins zu eins gezeigt.

Gastausstellung, 13.6.2015 – 2.8.2015 Projektleitung: Hans-Peter Bärtschi, Winterthur Kurator: Christoph Tschanz, Winterthur Gestaltung: Margarethe Greiner, Zürich

Mys Dorf Das Leben in den Baselbieter Gemeinden So sehen Kinder und Jugendliche ihre Gemeinde, ihr Dorf: Die Ausstellung zeigt eine Fülle von Kunstwerken aus dem Zeichenwettbewerb der Kommis­ sion für das Baselbieter Heimatbuch. Ausstellung in Kooperation mit: Kommis­ sion für das Baselbieter Heimatbuch, 14.11.2015 – 17.1.2016 Projektleitung: Simone Ochsner Gestaltung: Simone Ochsner und Matthias Fluri, Museum.BL

Zu Gast im Freilichtmuseum Ballenberg seit 15.4.2010 Projektleitung: Barbara Alder, Katharina Meyer Gestaltung: Wenger Zurflüh Gestaltungen GmbH, Bern



Bewahre! Hanro im Museumsfoyer



Bewahre! Hanro in Bewahre! Was Menschen sammeln



Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur



Seidenband. Kapital, Kunst & Krise



Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo



Schulwege. Zwischen Abenteuer und Alltag



Industriekultur in der Region Basel



Mys Dorf. Das Leben in den Baselbieter Gemeinden


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Invasion der Blattläuse Das grosse Krabbeln

Ila Geigenfeind, Ausstellungs­ kuratorin Naturwissenschaften

Jeder kennt sie, kaum einer mag sie – Blattläuse werden oft nur als un­ scheinbare Schädlinge betrachtet. Wer jedoch genauer hinsieht, dem wird rasch klar: Blattläuse verfügen über verblüffende Fähigkeiten und gehö­ ren zu den faszinierendsten Tieren der Welt. Blattlausweibchen können beispielsweise Dutzende Junge gebären, ohne sich je mit einem Männ­ chen gepaart zu haben. Jede Blattlaus kommt bereits schwanger zur Welt und ist mit ihrer Mutter genetisch identisch. So kann aus einer einzigen Blattlaus innerhalb weniger Wochen eine ganze Armee von Klonen ent­ stehen. Bei Platzmangel oder Bedrohung durch Feinde können Blatt­ läuse sogar Junge mit Flügeln zur Welt bringen. Diese fliegen davon und besiedeln neue Pflanzen. Blattläuse dienen ausserdem zahlreichen an­ deren Tieren als Nahrung. Die neue Forschungsstation in der Ausstellung Wildes Baselbiet. Tie­ ren und Pflanzen auf der Spur lädt zum Beobachten der kleinen Pflan­ zensaftsauger ein. Die Station besteht aus Plexiglasröhren, in denen die winzigen Insekten auf ihren Futterpflanzen leben. Mit Hilfe von beweg­ lichen Binokularen lässt sich dieses sonst verborgene Leben in zwanzig­ facher Vergrösserung beobachten. Begleitend zur neuen Forschungsstation ist der Wissenschafts-Co­ mic Invasion der Blattläuse erschienen. Der Wissenschaftsjournalist und Illu­strator Atlant Bieri erzählt im Comic die wahre Geschichte der Blatt­ laus, beschreibt auf unterhaltsame Weise die einzigartigen Eigenschaf­ ten dieses faszinierenden Insekts und liefert Ideen sowie Anleitungen für einfache Experimente, die bereits Kinder durchführen können.


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● Binokular

und Lupe laden zum Erforschen der Blattläuse ein

● Das

Leben der Blattlaus als Wissenschafts-Comic


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Vermitteln im Museum Wissen für alle Generationen

Simone Ochsner, Bildung und Vermittlung

● «Laternenfisch

und Feenfeuer»: Die erste Museumsbar mit fluoreszierendem Flyer


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Dauerhafte Angebote

Museumsbar. Wissen kompakt Neuerdings öffnet das Museum.BL fünf Mal im Winterhalbjahr seine Türen nach den üblichen Schliesszeiten nochmals: Die neue Veranstaltung Museumsbar. Wissen kompakt lädt zu einer halb­ stündigen locker-flockigen Präsenta­ tion nach Feierabend ein. Wer will, kann bleiben und an der stimmungsvollen

● Museumsbar.

Wissen kompakt, die neue Feierabend-Reihe

Museumsbar über eben Gehörtes dis­ kutieren, mit den Referierenden ins Ge­ spräch kommen und in lockerer Atmo­ sphäre den Feierabend geniessen. Die erste Veranstaltung am 1. Dezember widmete sich leuchtenden Lebewesen: «Laternenfisch und Feenfeuer» mit Biologin und Ausstellungsmacherin Dr. Ila Geigenfeind.


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Dauerhafte Angebote

Führungen

Kindergeburtstag

Rheinsalinen und Seidenbänder, Ringel­natter und Biberkelle: Kundige Führungen durch die Ausstellungen er­ weitern und vertiefen deren Themen und zeigen überraschende Zusammen­ hänge auf. Unsere freien Mitarbeiten­ den bieten ein reichhaltiges Angebot an Führungen an: klassische Führun­ gen und Theaterführungen mit dem Leuchtkäfer oder Furcipes, dem Kirsch­ kernstecher.

Mit Furcipes, dem gewitzten Rüsselkä­ fer, um die Wette schwirren, dabei sein Kirschenparadies in der Ausstellung Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo kennenlernen, Kirschen­ steinsäcklein selber bedrucken oder ein Riesenleiterlispiel spielen und natürlich Kuchen essen – dies können bei uns Geburtstagskinder von fünf bis zwölf Jahren.

Webstuhl in Betrieb Zehnmal im Jahr rattert und klopft es in der Seidenbandausstellung: Die alten Webstühle produzieren unter dem wachsamen Auge unserer Weberinnen farbenprächtige Schmuckbänder.

Mein Museum Kinder von sieben bis zwölf Jahren gehen auf spielerische Weise verschie­ denen Themen in den Ausstellungen nach. Erfahren Sie mehr unter Mein Museum ab S. 46.


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� Patrick

Bardelli als Furcipes, der Kirschkernstecher


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Sonderveranstaltungen

Internationaler Museumstag Zum diesjährigen Thema «Lebendige Traditionen» gewährte die Kuratorin Madeleine Girard in der Ausstellung Bewahre! Hanro Einblicke in den Bestand der einzigartigen HanroSammlung.

Ferienpass Aus Seifenflocken, Duftöl und Blüten­ blättern kreierten die Kinder der Ferien­passanbieter der Region im Museum.BL Kirschenseife. Dazu fa­ brizierten sie eigene Kirschenkonfi. Mmh, was für ein Duft!

Liestaler Familientag Zum ersten Mal mischte sich dieses Jahr Furcipes, der Kirschkernstecher, unter die Menschen am Liestaler Fa­ milientag, der gleichzeitig mit dem Be­ gegnungsfest Integra. Kulturen über Grenzen stattfand. Der Rüsselkäfer gewann schnell viele Freundinnen und Freunde, die er auf eine Reise durch sein Kirschen­paradies im Museum.BL mitnahm.

● Die

Kinder des Ferienpasses erhalten erste Instruktionen auf der Museumspiazza

Furcipes unterwegs Furcipes, der Kirschkernstecher mit dem Glücksrad im Gepäck, war nicht nur am Familienfest in Liestal anzu­ treffen. Er schwirrte in seiner Mission auch am Ebenraintag und am Liesta­ ler Weihnachtsmarkt herum. Am Chirsi­ fescht in Wintersingen musste er aller­ dings wegen Grippe passen.

Lichtblicke. Kulturnacht Liestal Im Museum.BL war dieses Jahr die Schauspielerin Katharina Lienhard mit Raffi, der freche Hase zu Gast. Raffi ist Meister im Kaugummiblasen. Ohne zu Mümmeln befreite er mit seinen Kau­ gummizaubereien seine Hasen­freunde aus der furchtbaren Hasenfabrik von Meister Reineke.


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● Mit

dem Ferienpass Kirschenkonfi selber machen

● Leander

High als Rüsselkäfer Furcipes mit dem Glücksrad unterwegs am Ebenraintag

● Katharina

Lienhard begeistert die Kinder als Hase Raffi an der Liestaler Kulturnacht


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Schule im Museum Raus aus dem Klassenzimmer

Simone Ochsner, Bildung und Vermittlung

Seit Mitte Jahr steht den Lehrpersonen ein neues Unterrichtsdossier zur Ausstellung Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur zur Ver­ fügung: «Lebensraum Pausenplatz. Ein Museumsbesuch und sieben the­ matische Module für draussen». Mit unterschiedlichsten Methoden, mit Lupe, Meter und Bleistift ausgerüstet untersuchen die Schülerinnen und Schüler die Natur vor dem eigenen Schulhaus und nähern sich dabei auf lustvolle Weise dem Thema Lebensraum an. Das Museum.BL stellt Lehrpersonen allerhand Hilfreiches zur Ver­ fügung – das meiste zum Downloaden auf der Website: Broschüren mit Anregungen zu den Ausstellungen, Angebote für Workshops, stufenge­ rechte Unterrichtsdossiers und Führungen durch alle Ausstellungen. Für Primarschulklassen stehen auch Theaterführungen im Angebot: Furcipes, der Kirschkernstecher, führt durch sein Kirschenparadies oder der Leucht­ käfer nimmt die Klasse mit auf eine Reise durch das wilde Baselbiet. Als ausserschulischer Lernort bietet das Museum.BL den Schülerin­ nen und Schülern Erfahrungen in einem Rahmen, der sich vom Klassen­ zimmer, dem klassischen Ort des Wissenserwerbs in der Schule, unter­ scheidet. Hier werden die Schülerinnen und Schüler – ausgehend von ihren Erfahrungen und Interessen – zu Forschern und zu Beobachte­ rinnen. Sie werden zum Ausprobieren ermutigt und entwickeln ihr Wis­ sen selbst. Der direkte Kontakt mit Objekten und Experten vor Ort führt zu Erlebnissen, die bleiben. Diese bilden eine ausgezeichnete Grundla­ ge für anschlussfähiges Wissen, beispielsweise wenn die Schülerinnen und Schüler mit dem Kirschkernstecher ins Gespräch kommen, der sie durch die Ausstellung Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo führt, oder wenn der Webstuhl in Seidenband. Kapital, Kunst & Krise so laut rattert, dass ausser der Maschine nichts mehr zu hören ist, oder


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● Naturbox

vom Kindergarten Sunneschyn aus Diegten in Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur

wenn ihre eigenen Objekte Teil einer Ausstellung werden: Seit vergange­ nem Herbst erhalten die Besuchenden von Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur Einblick in Naturschätze des Kindergartens Sun­ neschyn aus Dieg­ten. Während zahlreicher Waldtage beschäftigten sich die Kinder mit der Kindergärtnerin Barbara Kablina eingehend mit Feuer­ wanzen, Trittsiegel und Tarnung. Sie setzten diese Naturphänomene in Ausstellungsboxen um, die nun im Museum.BL gezeigt werden. Museum und Schule gehören in mehrfacher Hinsicht zusammen: Das Museum.BL ist für Lehrpersonen eine wertvolle Ergänzung zum regulären Unterricht. Es bildet in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hoch­ schule (PH) regelmässig angehende Lehrpersonen aus – in den Bereichen Fachdidaktik, Sachunterrichtsdidaktik und Ästhetische Bildung. Weiter bietet das Museum.BL jedes Jahr unter dem Dach der Fachstelle für Er­ wachsenenbildung BL (FEBL) Weiterbildungskurse für Lehrpersonen an und schliesslich halten die Vermittlungsfachleute des Museum.BL Refe­ rate oder leiten Workshops, wie dieses Jahr an Weiterbildungsanlässen der Laufentaler Primarschulen in Zwingen und der Liestaler Kindergär­ ten und Primarschulen.


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Mein Museum Kinder und ihre Lust am Lernen

Simone Ochsner, Bildung und Vermittlung

Dollenseppler, Flurianer und Langstieler – was sich hinter diesen alten Namen verbirgt, erfuhren die Kinder von Mein Museum, dem Kinder­ club des Museum.BL, letzten Frühling in Titterten. Für einmal trafen sie sich zur monatlich stattfindenden Mein Museum-Veranstaltung nicht im Museum.BL, sondern auf löwenzahngelben Wiesen unter Kirschbäu­ men in diesem wunderbar gelegenen, beschaulichen Dorf. In Begleitung von Monika Schweizer, Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereins, und Werner Stohler, Bauer und Mitglied des Vereins «Hochstamm läbt», nahmen die Kinder verschiedene Kirschensorten und deren Namen un­ ter die Lupe. Sie erfuhren allerlei Wissenswertes über das schmackhafte und gesunde Früchtchen, über dessen Freunde und Feinde, über Anbau, Ernte und Verwertung. Sie erklommen Holzleitern, entdeckten Nistkäs­ ten für Steinkäuze und untersuchten eine Bienenwabe mit Brut in ver­ schiedenen Stadien. Am Ende gab’s über dem Feuer gebackene Waffeln mit Kirschenkompott – und müde, glückliche Gesichter. Jeden ersten Mittwochnachmittag im Monat, ausser während der Schulferien, nehmen Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren das Mu­ seum ein. Sie entdecken und erforschen auf spielerische Weise verschie­ dene Themen – dieses Jahr ausgehend von den beiden Ausstellungen Die Kirsche … und eine Blueschtfahrt nach Tokyo und Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur. Dabei wechselt sich konzentriertes Arbeiten in den Ausstellungen oder im Museumsatelier mit bewegungs­ reichen Einheiten ab – etwa mit Singspielen, mit «Fangis» auf dem Mu­ seumsvorplatz oder, im Sommer beliebt, mit «Wässerle» rund um den Zeughausbrunnen. Mit neuer Energie lässt es sich an den Projekten und Basteleien ausgezeichnet weiterarbeiten: an Meisenkugeln für Spatz,


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Specht und Co, damit die gefiederten Freunde einfacher durch den kal­ ten Winter kommen, oder an einer Inszenierung zu winzigen Lebewesen rund um die Fragen: «Wie dick sind die Wadenmuskeln des Wasserflohs, wozu brauchen Schlammröhrenwürmer Borsten und was hat die Keller­ assel im Keller zu suchen». «Der Mix aus Wissensvermittlung, Kreativität und Selbsttätigkeit», wie es eine der Assistentinnen von Mein Museum ausdrückt, diese Form von Bildung ist dem Museum.BL in dieser spezifisch auf Kinder im Pri­ marschulalter ausgerichteten Veranstaltung ein grosses Anliegen. Neben den jeweils fachlichen Kompetenzen vor allem im Bereich Natur, Mensch, Gesellschaft fördern die Mein Museum-Nachmittage auch überfachliche Kompetenzen: methodische, personale und soziale Kompetenzen. Die Kinder lernen zu beobachten, zu analysieren, Lösungen zu finden und vernetzt zu denken. Praktische Arbeiten wie Mikroskopieren, Stoffbedru­ cken oder Seifenformen fördern ihre manuellen Fähigkeiten. Vielfältige Aufgaben vergrössern ihr Können, mit neuen Herausforderungen kons­ truktiv umzugehen und bei Bedarf Hilfe zu holen. Und durch die immer etwas anders zusammengesetzte Kindergruppe erweitern die Kinder ihre Sozialkompetenz: In kurzer Zeit entsteht jeweils eine eigene Gruppen­ dynamik, in der jede und jeder seinen Platz findet. Die Kinder helfen sich gegenseitig, Freundschaften entstehen oder werden vertieft. Mein Museum sensibilisiert die Kinder für die Arbeit von Museen und den Wert von Kulturerbe. Während der Veranstaltungen findet ein reger Austausch innerhalb der Gruppe und mit Expertinnen statt. So verbin­ den die Kinder ihr Vorwissen, ihre Erfahrungen und ihr Handeln mit den einzelnen Objekten. Die Kinder entdecken Zeitlinien, wenn sie beispiels­ weise im Konservierungslabor von Archäologie und Museum Baselland über 100 Millionen Jahre alte Ammoniten aus der Anwil-Bank nicht nur anschauen, sondern diese ausgestorbene Gruppe von Kopffüssern un­ ter Anleitung von Fachleuten eigenhändig mit Meissel und Pinsel frei­ legen dürfen. Sie spüren den Zusammenhang von Natur und Kultur bei der Legende rund um die Heilige Barbara und den Kirschenzweig, den man ihr zu Ehren am 4. Dezember schneidet in der Hoffnung, dass er an


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Weihnachten blüht. Oder sie schärfen beim Untersuchen von einheimi­ schen Schnecken, ausgerüstet mit Lupe und Binokular, ihren Blick für die Natur vor der Haustüre. Nebenbei schärfen die Kinder immer auch ihre Sinne – sei es beim Auswählen des Geruchs für die eigene Kirschensei­ fe oder beim Beobachten verschiedener Tricks von Pflanzen, sich in alle Richtungen zu verbreiten. An diesen speziellen Mein Museum-Mittwochnachmittagen beleben die Kinder mit ihrer neugierigen, fröhlichen und quirligen Art das Haus. Sind sie wieder weg, kehrt Ruhe ein. Häufig entdecken die Besuchenden dann etwas Neues in den Ausstellungen: Zeichnungen, Faltobjekte und Steckbriefe, Erlebnisberichte oder von den Kindern gestaltete Vitrinen. Im Anschluss an die Mein Museum-Veranstaltung unter dem Titel «oinkoink-zirp-quak-bss-bss-fchchch» entstand dieses Jahr eine Hörstation. Dabei machten sich die Kinder den wilden Naturgeräuschen des Basel­ biets – wer heult, wer schnattert, wer piepst – auf die Spur. In der Dun­ kelkammer der Naturausstellungen lauschten sie den Tierstimmen und versuchten sie zuzuordnen. Als Amsel, Frosch und Wildkatze komponier­ ten sie ein Tierstimmenkonzert. Dieses ist an einer Hörstation in Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur zu hören. Dass bei diesem vielfältigen Programm alles reibungslos klappt, ist vor allem Leander High, freier Mitarbeiter, und seiner jeweiligen Assis­ tentin Tabitha Buser, Tina Gfeller, Andrea Humm, Toya Jordan und Ma­ ren Wellauer zu verdanken. Mit grossem Einsatz, mit Ruhe, Herzlichkeit und viel Fingerspitzengefühl begleiten sie die Kinder durch die Nachmit­ tage, leiten sie an, erklären hier und helfen dort.


Mein Museum


Zeit für Spiele

«oink-oink-zirp-quak-bss-bss-fchchch»


Pause auf dem Zeughausplatz


Ausflug nach Titterten: ÂŤDollenseppler, Flurianer und LangstielerÂť


Pausen-Kunstwerk


«Im Fokus»


«Mmh, das duftet!»


ÂŤUnd was sind Ammoniten, bitte?Âť


«Im Fokus»

«Knabbereien für Spatz, Specht und Co»


Ratespiel in Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur


«Im Fokus»



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Sammlungen Rund 2’200’000 Objekte in den Sammlungen von Archäo­ logie und Museum Baselland dokumentieren die bewegte Geschichte unserer Region. Das gezielte Sammeln und Bewahren von Kultur- und Naturgegenständen erhält die Geschichte auch für künftige Generationen am Leben. Die eingelagerten Kulturgüter bergen ein riesiges Informa­ tionspotenzial und bilden die Grundlage für Ausstellung, Lehre und Forschung. Fünf Sammlungsbereiche haben sich im Laufe der Zeit entwickelt: Die Naturkundlichen und Archäologischen Sammlungen entstanden noch im 19. Jahrhundert, die Sammlungen Europäische Ethnologie, die Kunst­ sammlungen und die Sammlungen Historische Fotografie kamen im 20. Jahrhundert dazu.


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● Objekte

zum Stichwort «Schlittschuh» auf dem Kulturgüterportal Baselland


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Sammlungen Verborgenes wird sichtbar ●

Saskia Klaassen Nägeli, Leiterin Sammlungen

Sucht man im neu veröffentlichten Kulturgüterportal Baselland nach «Schlitt­ schuh», so findet sich eine Fülle von Objekten aus den unterschiedlichs­ ten Museen des Baselbiets zum Thema. Auf dem Bildschirm erscheinen beim Stöbern nicht nur Kufen, sondern auch Fotos zum Eislaufen oder entsprechende Kleidung aus der Hanro-Sammlung. Es geht ein Wissens­ fenster auf, das interdisziplinäre Zusammenhänge auf einer neuen Ebe­ ne sichtbar macht. Die Basis einer solchen Online-Abfrage bilden unter anderem die wis­ senschaftlichen Daten aus den Sammlungen von Archäologie und Muse­ um Baselland. Längst nicht alle Objekte sind digital erschlossen, es bleibt noch viel zu tun. Das ist bei rund 2,2 Millionen Kulturgütern ja auch nicht verwunderlich. Gut gepflegte Daten lohnen sich für alle. Darum soll das Kulturgüterportal Baselland Stück für Stück wachsen, was natürlich auch ressourcentechnische Gründe hat. Die Sammlungen Archäologie und Mu­ seum Baselland umfassen erhaltenswertes Kulturgut und naturwissen­ schaftliche Belege aus der Region. Die Kuratorinnen und Kuratoren sind dafür verantwortlich, dass die wichtigen Stücke in die Sammlungen kom­ men; unsere Spezialistinnen und Spezialisten haben zu den einzelnen Objekten oder ganzen Sammlungsteilen das grösste Know-how, um sie zu interpretieren. Mit ihrer Arbeit stellen unsere Fachleute sicher, dass die Objekte erhalten bleiben und mit allem verfügbaren Wissen verse­ hen auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen. Bei der Inventarisierung wird das verfügbare Wissen – Beschreibung, fachliche Angaben, Fotografie – direkt zum entsprechenden Objekt ge­ speichert. Oft helfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ih­ rer Forschung, zusätzliche Aussagen zu einem Objekt zu machen oder


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Querbezüge zu erkennen; Wissen, das wiederum in der Datenbank fest­ gehalten wird. Das Kulturgüterportal Baselland macht die Objekte und das Wissen dazu allgemein zugänglich. Wir erhalten häufig Rückmeldungen von In­ teressierten mit persönlichen Geschichten oder Ergänzungen zu den be­ reits veröffentlichten Objekten. Was wissenschaftlich standhält, nehmen wir entsprechend ins Portal auf. Das Kulturgüterportal Baselland regt die Arbeit in unseren Sammlun­ gen stark an. Beispielsweise entwickeln die Spezialistinnen und Spezi­ alisten von Archäologie und Museum Baselland Wortlisten, die den Mu­ seen im KIM.bl-Verbund (Kooperationsinitiative Museen Baselland) zur Inventarisierung zur Verfügung stehen. Nur wenn die «Schlittschuhe» überall «Schlittschuhe» heissen und nicht etwa «Schlöf», «Eislaufstie­ fel» oder «Anschnalleisen», finden wir sie bei entsprechender Abfrage in der Datenbank. Darum ist es wichtig, dass sich alle an dasselbe Vo­ kabular halten. Das Portal ist eine besondere Chance, die Sammlungen sichtbar zu machen (S. 138 Kulturgüterportal Baselland). Wir wünschen uns, dass der Blick der Nutzenden weit geöffnet wird und viele Menschen ihre je­ weilige Interpretation und Deutung einbringen. Damit gewinnen unse­ re Sammlungen an Wert.



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Kunstsammlungen Kunsthistorische Sammlung

Dina Epelbaum, Kuratorin Kunstsammlungen

Unsere Kunsthistorische Sammlung ist über die Kantonsgrenzen hinaus gefragt. Im Jahr 2015 verzeichneten wir aussergewöhnlich viele Leihan­ fragen für Werke, die in der Regel nicht für den Leihverkehr vorgesehen sind. Beispielsweise die Anfrage des Musée Rath in Genf, das in der Aus­ stellung J’aime les panoramas. S’approprier le monde (12.6.–27.9.2015) ein Panorama von Samuel Birmann (1793–1847) zeigen wollte. Alles kein Problem, würde man meinen, nur: Das Panorama vom Wisenberg ist ein besonderes Kunstwerk, denn es misst stattliche vier Meter. Bis das empfindliche Blatt für die Präsentation in einer Ausstellung bereit war, brauchte es viele Vorarbeiten, beispielsweise das Aufziehen des Papiers auf säurefestem Karton sowie die Neurahmung mit besonderem Muse­ umsglas. Um das Werk im Katalog zur Genfer Ausstellung zu veröffent­ lichen, musste es publikationswürdig fotografiert werden. Eine Aufgabe, die bei einem vier Meter langen Werk gar nicht so einfach ist. Die neuen Abbildungen des Wisenberg-Panoramas ergänzen seit 2015 den Lexikon­ artikel über den Landschaftszeichner und Maler Samuel Birmann im an­ gesehenen und breit genutzten SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. Dieses Beispiel zeigt, wie Werke, die für das Bildgedächtnis des Kantons


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● Panorama

vom Wisenberg, Samuel Birmann, 1813

Kunsthistorische Sammlung, Archäologie und Museum Baselland

wichtig sind, auch in anderen renommierten Institutionen gefragt sind und zur Bekanntmachung der Kunsthistorischen Sammlung beitragen. Die Sammlung umfasst 3’194 Werke, davon sind 688 im Kultur­güter­portal Baselland publiziert. Häufig sind die Bestände als Abbildungen für Publi­ kationen gefragt, die meisten Anfragen betreffen Darstellungen zu den Basler Trennungswirren im 19. Jahrhundert.


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Kunstsammlungen Sammlung Kunstkredit

Dina Epelbaum, Kuratorin Kunstsammlungen

Die grösste Kunstausstellung im Kanton Basel-Landschaft bilden die ausgestellten Werke aus der Sammlung Kunstkredit in öffentlichen Räu­ men und den Büros der Verwaltung. Die Nachfrage der Mitarbeitenden nach einem Kunstwerk ist so gross, dass wir Wartelisten führen. Dies freut uns, denn Werkausleihen bedeuten immer auch eine wertschät­ zende Vermittlungstätigkeit, insbesondere bei zeitgenössischer Kunst. Aufgrund der Sparmassnahmen im Kanton musste der interne Leihver­ kehr jedoch für die Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung von Ende Juni bis Dezember 2015 eingestellt werden. Besonders erfreulich war eine Anfang des Jahres von uns kuratierte, neue Bildauswahl in der Kaserne Liestal: Nach Jahren im Depot konnten wir das frisch restaurierte Gemälde Schlacht bei Bibrakte von Fritz Püm­ pin (1901–1972) wieder im Rapportraum des Kommandotraktes platzieren und das 1957 entstandene Werk des Gelterkinder Malers, Bodenforschers und Kaufmanns öffentlich zeigen. Neben der Werkauswahl im Komman­ dotrakt platzierten wir im neuen Trakt der Kaserne zeitgenössische Kunst. Diese Gegenüberstellung lässt überraschende Querverbindungen und Be­ züge entstehen, beispielsweise mit der Videoinstallation French Lizzard von Sonja Feldmeier (*1965), die sich in ihren Werken wiederholt mit der Topografie von Krisen- und Grenzgebieten auseinandersetzt. Ein Höhepunkt für die Sammlung Kunstkredit war die Ausstellung ERNTE, die wir im März 2015 im Kulturhaus Palazzo in Liestal präsentier­ ten. Die Öffentlichkeit erhielt einen Einblick in die Ankäufe, welche die Fachkommission Kunst für die Sammlung Kunstkredit getätigt hatte. 25 Objekte mit teilweise mehreren Werkteilen wurden 2015 in die Sammlung aufgenommen. Sie besteht mittlerweile aus 4’293 Objekten. Davon wur­ den 200 Werke für das Kulturgüterportal Baselland aufbereitet.


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● Ausstellungsansichten

ERNTE 2015, Kunsthaus Palazzo Liestal: ohne Titel, Sebastian Wiemer, 2014 (oben); Bukarest / Aleppo, Marcel Göhring, 1989 / 2012, (unten, links im Bild), aus der Serie «Daily Drawings», Klára Grancicová, 2014 (unten, hinten im Bild)

Sammlung Kunstkredit, Archäologie und Museum Baselland


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Sammlungen Historische Fotografie Kaugummi und die Schweiz

Saskia Klaassen Nägeli, Leiterin Sammlungen

Als es noch verpönt war, auf der Strasse zu essen, erhitzte der Kaugum­ mi die Gemüter. Zwischen 1945 und 1949 reisten 300’000 amerikani­ sche Soldaten zur Erholung in die Schweiz und brachten Kaugummi mit. Für Kinder war diese Schleckerei, die im Mund aufging, «nie aufhörte» und so gut schmeckte, eine wunderbare Entdeckung. Die Erwachsenen machten sich angesichts der Bettelei der Kinder um Kaugummi Sorgen. Aus ihrer Sicht stand das Ansehen ihres Landes auf dem Spiel, denn sie fürchteten durch das ständige Kauen einen Sittenverfall. Kauen ohne Nahrungsaufnahme war damals, in den Vierzigerjahren, stark erotisiert und wirkte anstössig. Im Juli 2015 erschien der Artikel «Die Invasion der Coolen» im Maga­ zin NZZ Geschichte. Darin geht die Journalistin und Historikerin Regu­ la Bochsler den besonderen Urlaubern aus den USA als Wegbereitern der Amerikanisierung nach. Eine Fotografie aus unseren Sammlungen illust­ riert den Artikel. Die Aufnahme von Theodor Strübin zeigt, wie amerika­ nische Soldaten aus einem Wagonfenster der Rhätischen Bahn Kindern Kaugummis schenken. Rund 13’000 Bilder aus den Sammlungen Historische Fotografie von Archäologie und Museum Baselland sind seit April 2015 auf dem Kulturgüter­ portal Baselland im Internet öffentlich zugänglich. Die Nachfrage aus Presse und Wissenschaft ist rege. Gleichzeitig erlangen wir neues Wissen über die Fotos, was die Sammlung immer wertvoller macht. Dank der Zusammen­ arbeit mit dem europäischen Kulturgüterportal Europeana erscheinen die Fotos aus unseren Sammlungen auch auf dieser Internetplattform – zu­ sammen mit Aufnahmen aus den grossen Museen in London, Paris, Rom oder Berlin und Spezialsammlungen aus ganz Europa.


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● Kinder

bekommen Kaugummis von amerikanischen Soldaten, Chur, 1945

Fotosammlung Strübin, Archäologie und Museum Baselland

Handfester als die Präsentation im virtuellen Raum kommt die neue Postkartenserie in unserem Museumsshop daher. Hier finden sich seit die­ sem Jahr neben neuen Motiven von Theodor Strübin auch vielfältige Auf­ nahmen rund um die Arbeit der Posamenter, die im Rahmen der Produk­ tion des Dokumentarfilms Die letzten Heimposamenter (1974) von Yves Yersin entstanden sind.


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● Heidelerche

als Rarität bewahrt, Pratteln, 1969

Naturkundliche Sammlungen, Archäologie und Museum Baselland


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Naturkundliche Sammlungen Eine Sammlung macht Schule ●

Guido Masé, Kurator Naturkundliche Sammlungen

Thomas von Felten, Rektor des Fröschmatt-Schulhauses in Pratteln, hat­ te ein Problem: Der baulichen Sanierung der Schule standen fast 90 alte Vogelpräparate im Weg. Pädagogisch aus der Zeit gefallen, kamen sie im Biologieunterricht nicht mehr zum Einsatz. Guter Rat – Museum.BL? Sowohl Übernahme wie Ablehnung einer Sammlung sind mit Verant­ wortung verbunden. Eine Ablehnung bedeutet meist, dass die Präpara­ te entsorgt werden. Die Übernahme bindet Ressourcen und kostet. Den Entscheid, ob das Museum.BL eine solche Sammlung übernimmt, er­ leichtert das Sammlungskonzept, das der Naturkundlichen Sammlung zu Grunde liegt. Es regelt, wie sich die Sammlung entwickeln soll. Ein wich­ tiges Kriterium für wissenschaftlich relevante Objekte sind beispielsweise Fundangaben. Bei Schulsammlungen steht aber die Systematik der Or­ ganismen im Vordergrund und Fundorte sind selten vermerkt. Ein ande­ res entscheidendes Kriterium ist der Zustand der Objekte. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag ist bei einem ausgebleichten Amselpräparat mit zerschlissenen und verdreckten Federn beispielsweise sehr ungünstig. Im Falle der Fröschmatt-Sammlung fiel der Entscheid allerdings leicht. So konnte das Museum.BL etliche Raritäten retten, wie beispielswei­ se Wachtelkönig, Ziegenmelker, Sperlingskauz und Turteltaube. Beson­ deres Glück hatten wir mit einer Heidelerche. Sie gehört zu den rund 20 Vogelarten, die innert der letzten 100 Jahre regional als Brutvogel aus­ gestorben sind. Das Fröschmatt-Präparat war mit Fundangaben verse­ hen: «Pratteln, März 1969». Die Lerche war also auf dem Frühlings-Zug gewesen. Fast 50 Jahre später küsst das Museum dieses DornröschenObjekt wach und es wird zu einem Mosaiksteinchen eines Gesamtbil­ des, das langfristige Bestandesveränderungen von Arten sichtbar macht.


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Archäologische Sammlungen Augen auf für die Archäologie

Reto Marti, Leiter Hauptabteilung AMBL, Kantonsarchäologe

Andreas Fischer, Archäologische Sammlungen

«Für die Menschen von heute und morgen die Hinterlassenschaften frü­ herer Zeiten dokumentieren, sichern und vermitteln»: So lautet das Cre­ do der Archäologie Baselland. Archäologischen Fundstellen und Objek­ ten drohen viele Gefahren. Nicht immer sind Raubgräber im Spiel: Jede Erdbewegung kann unabsichtlich Spuren der Vergangenheit vernichten. Deshalb prüfen wir alle Baugesuche und überwachen bei Verdacht auf einen Fund die Aushubarbeiten. Der Boden hält Überraschungen bereit und längst nicht jede Fundstelle ist im Voraus bekannt. Die Archäologie ist auch auf aufmerksame Mitmenschen angewiesen, die verdächtige Fle­ cken auf einem Baugrund, hervorgepflügte Ziegel auf einem Acker oder von Menschenhand bearbeitete Steine am Wegrand melden. Rund 40 Freiwillige überlassen dies nicht dem Zufall, sondern suchen in Absprache mit uns aktiv Baustellen, Felder und Wälder ab. Einzelne stellen so mehr als 600 Stunden pro Jahr unentgeltlich in den Dienst der Archäologie. Sie sind die Argusaugen der Archäologie Baselland und wir verdanken ihnen Entdeckungen, die wir mit unseren beschränkten finan­ ziellen Mitteln kaum gemacht hätten: den Keltenschatz von Füllinsdorf, die neue Burgstelle bei Liedertswil, steinzeitliche Siedlungsreste auf den Hochterrassen und rund 200 Fundmeldungen sowie tausende Objekte mehr. Dafür danken wir unseren Spähern ganz herzlich! Haben auch Sie etwas Ungewöhnliches gefunden? Dann melden Sie sich bei uns. Einen umfassenden Überblick über die Arbeit der Fachstelle finden Sie in den Jahresberichten der Archäologie Baselland.


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● Geschossspitzen

und Fussangeln, Metallfunde eines ehren­ amtlichen Helfers im Umfeld der Burg Pfeffingen


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Sammlungen Euro­päische Ethnologie Verlorene Geschichte wieder gefunden

Therese Schaltenbrand, Kuratorin Sammlungen Europäische Ethnologie

Im Jahr 1787 gibt es – vor allem für die Alpenregionen – noch kaum Land­ karten. Der Aarauer Bandfabrikant Johann R. Meyer hat sich deshalb vor­ genommen, auf eigene Kosten eine exakte Schweizerkarte erstellen zu lassen. Er beauftragt den Engelberger Bergführer Joachim Eugen Müller, die Schweizer Alpen vom Genfer- bis zum Bodensee auszumessen, zu zeichnen und zu modellieren: Ein immenses Projekt! Müller, der eigent­ lich Zimmermann ist, durchstreift nun während zehn Jahren die Alpen­ täler, erklimmt zahlreiche Gipfel, ausgerüstet mit einfachen trigonome­ trischen Geräten, Gips und Zeichenstiften. Seine Messwerte, Teilreliefs und Panoramen setzt er minutiös in detailgetreue, bemalte Gipsreliefs um. Nach diesen Reliefs zeichnet der Strassburger Topograph Johann H. Weiss den Atlas Suisse, der bis 1802 in 16 Karten publiziert wird. Es han­ delt sich dabei um das älteste auf Triangulation beruhende Kartenwerk, das die gesamte Schweiz umfasst (Massstab ca. 1:120’000). Auch die Re­ liefs finden grosse Beachtung; einzelne werden verkauft, etwa nach Ber­ lin an den Preussischen Hof oder – auf Druck Napoleons – nach Paris an das französische Kriegsministerium. Diese spannenden Fakten hat uns kürzlich ein Forscher mitgeteilt, der zum Relief-Künstler Joachim Eugen Müller (1752–1833) recherchiert. Er hatte zwei der wenigen erhaltenen Müller-Reliefs in den Sammlun­ gen von Archäologie und Museum Baselland entdeckt: Berner Ober­ land-Oberwallis und Waadtländer und Walliser Alpen, beide im Mass­ stab ca. 1:120’000. Mit den Informationen gibt er unseren Objekten ein Stück Geschichte zurück. Und damit künftig weltweit von diesem Wis­ sen profitiert werden kann, publizieren wir die beiden Reliefs im Kultur­ güterportal Baselland, und somit auch in der Europeana, dem grössten Kulturgüterportal Europas.


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● Bemaltes

Gipsrelief der Waadtländer und Walliser Alpen, 1789 von J. E. Müller

Sammlungen Europäische Ethnologie, Archäologie und Museum Baselland


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Konservierung und Restaurierung Heavy Metal in neuer Verpackung und ein Umzug

Roland Leuenberger, Leiter Konservierungslabor

Schmuckstücke, Fibeln, Nägel, Gürtelschnallen: Funde aus Metall, die bei archäologischen Ausgrabungen geborgen werden, sind in ihrem neuen Umfeld extremen klimatischen Veränderungen unterworfen. Bevor sie entdeckt werden, lagern sie zum Teil mehrere Jahrhunderte hermetisch abgeschlossen in der Erde. Je nach Erdmaterial (lehmig, porös, steinig, usw.) verändert sich das Metall und Korrosion setzt unterschiedlich stark ein. Ist der Metallgegenstand einmal ausgegraben und Sauerstoff ausge­ setzt, beschleunigt sich der Zerfall um ein Mehrfaches. Aufgabe der Kon­ servatoren und Restauratorinnen ist es, diesen Prozess möglichst aufzu­ halten. Neben der Sofortbetreuung auf der Grabung gilt es, längerfristig gute Bedingungen für die Objekte zu schaffen. Das Ziel des Projektes «Umlagerung der archäologischen Objekte im Speziellen der Metallfunde» war, die Lagersituation zu verbessern. Die Funde fristeten über Jahrzehnte in zum Teil kuriosen Behältnissen wie Tageszeitungen, Zigarrenschachteln, Einmachgläsern oder Kaffeepulver­ dosen ihr Dasein. Metallfunde brauchen aber Schutz vor Feuchtigkeit und Staub. Deshalb wurden die Objekte in spezielle Kisten umgepackt (Lock and Lock-Kisten) und mit Trocknungsmittel sowie einem Feuchtigkeits­ indikator versehen. Das rund vierjährige Projekt endete am 31. Dezem­ ber 2015. Nun gilt es, die Objekte regelmässig auf ihren Zustand zu kon­ trollieren. Mit dieser Verbesserung der Aufbewahrung tragen wir dazu bei, die wertvollen Funde möglichst lange für die Wissenschaft und die Museums­ besucher zu erhalten.


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● Blick

in die Lagerregale der Archäologischen Sammlungen (oben); kuriose Verpackungen, in denen archäologische Funde über Jahre lagerten (unten)


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Auszug aus dem Oristal: Den alten Lagerraum an der Oristalstrasse in Liestal mussten wir Anfang 2015 aufgeben. Die schlechte bauliche Si­ tuation, Fenster ohne Lichtschutz und problematische klimatische Be­ dingungen neben Schmutz, Schimmelpilz- und Schädlingsbefall liessen eine weitere Lagerung der 52 kulturhistorischen Grossobjekte in diesem Raum nicht mehr zu. Die Kulturgüter waren einst als Notlösung dort untergebracht worden – Möbel aus dem Schloss Ebenrain und dem Schloss Wildenstein. Darun­ ter befanden sich zum Beispiel Sofas, Schränke und Bilder, Kronleuchter, Klosettschüsseln, Waschschalen und Lederkoffer. Beim Auszug war die erste Massnahme der Kuratorin, die Objekte in die Datenbank von Ar­ chäologie und Museum Baselland aufzunehmen, das heisst, die Numme­ rierung und Beschreibung der Objekte sowie das Zusammentragen aller verfügbaren Informationen zu den Gegenständen. Anschliessend über­ prüfte die Restauratorin die Kulturgüter auf Holzschädlinge und Schim­ melbefall. Für die konservatorische Bearbeitung der Objekte wurde kurz­ fristig eine Möbelrestauratorin zur Verstärkung unseres kleinen Teams eingesetzt. Sie behandelte die Objekte gegen Schädlings- und Schim­ melpilzbefall, entfernte die korrodierten Stellen, reinigte die Objekte und dokumentierte diese Arbeiten fachgerecht. Zeitgleich musste ein neuer Lagerraum für die frisch bearbeiteten Ob­ jekte gefunden und vorbereitet werden. Inzwischen sind die Möbel aus dem kritischen Lagerraum an der Oristalstrasse zu einem guten Teil in ei­ nem für historische Objekte passenderen Ersatzraum untergebracht und können somit auch der nächsten Generation gezeigt werden.


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Leihgaben Saatkrähe und Turteltaube ●

Saskia Klaassen Nägeli, Leiterin Sammlungen

Wespenbussard, Baumfalke, Saatkrähe und 23 weitere Vögel gehen auf die Reise. Transportsicher verpackt stehen sie im Konservierungslabor abholbereit. Wie jedes Jahr fragte die Polizei Basel-Landschaft auch 2015 an, ob die präparierten Beispiele geschützter Arten für die Jagdprüfung drei Tage zur Verfügung stünden. Für das Jagdpatent müssen Jägerinnen und Jäger wissen, welche Arten geschützt und welche zur Jagd freigegeben sind, um die Vertreter jeder Art auch treffsicher auseinander halten können. Ringeltaube, Turteltaube, Türkentaube und Hohltaube unterschei­ den sich nur für Kenner. Ausserdem ist eine Unterscheidung in Bewe­ gung und auf weite Entfernung schwierig. Auch Kolkrabe, Saatkrähe und Dohle lassen sich leicht verwechseln. Da ist es gut, lebensechte und den­ noch sich still verhaltende Präparate genau betrachten zu können. Da­ mit in der freien Wildbahn auch alles klappt, werden die Jäger sorgfältig geschult. Die Baselbieter Polizei und das Amt für Wald beider Basel, Ab­ teilung Jagd- und Fischereiwesen, kümmern sich darum. Unsere Stücke kommen glücklicherweise immer alle wohlbehalten zurück – ein eingespielter Wissenstransfer zwischen Museum und Be­ hörden.


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● Die

Vögel gehen auf die Reise (oben); FRUCTUS Ausleihe: Frische Äpfel oder Nachbildungen? (unten)


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Leihgaben Reinette von Orléans: (k)ein Apfel zum Reinbeissen ●

Melanie Frey, seit Mai 2016 Assistentin Sammlungen

Der Unterschied ist kaum zu erkennen! Frische Äpfel liegen neben natur­ getreuen Modellen aus dem 19. Jahrhundert. Diese Idee wurde vom Verein FRUCTUS, Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, anlässlich seines 30-jährigen Bestehens an der Züspa-Messe in Zürich (25.9.–4.10.2015) umgesetzt. Mit einer Leihanfrage für 23 Apfelsorten trat FRUCTUS an Archäolo­ gie und Museum Baselland heran. In den Sammlungen Europäische Eth­ nologie befinden sich nämlich 262 solcher Obstmodelle des berühmten «Arnoldi’schen Obstcabinets» des Porzellanherstellers Heinrich Arnoldi aus Gotha (D). Seit 1856 wurden in serienmässiger Ausführung Obstmo­ delle gefertigt und an Abonnenten verschickt. Grund dafür war die um­ fangreiche Züchtung neuer Obstsorten mit verbesserten Eigenschaften im 19. Jahrhundert. Zu Informations- und Bestimmungszwecken stellten verschiedene Firmen handbemalte Modelle her – aus Wachs, aus «Por­ cellainmasse» oder aus mit Gips überzogener und gewachster Papp­ maché. Schweizweit existieren heute nur noch wenige Sammlungen solcher Obstmodelle: die Sammlung «Dürfeld» im Naturmuseum St. Gallen, die private Sammlung «Sickler», die Sammlung «Arnoldi» in den Sammlun­ gen von Archäologie und Museum Baselland und verschiedene Model­ le im Naturmuseum Winterthur. Erstmals wurde nun eine Auswahl an kunstvollen Apfelmodellen gemeinsam ausgestellt und in einer span­ nenden Gegenüberstellung mit neuen, frischen Äpfeln präsentiert. Zum Reinbeissen eben!


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Webstuhlrattern Lebendiges Kulturerbe

Marc Limat, Leiter Museum.BL

Therese Schaltenbrand, Kuratorin Sammlungen Europäische Ethnologie

Mehr als 200 Jahre prägte das Weben von Seidenbändern den Alltag in unserer Region. Noch vor 30 Jahren wurde vereinzelt in Heimarbeit ge­ woben, vor 12 Jahren schloss die letzte Bandfabrik in der Region ihre Tore. Heute zeugen rund 20 mechanische Bandwebstühle in 13 Baselbie­ ter Museen von der immensen Bedeutung, die dieses Handwerk einst für das Baselbiet hatte. Damit das Wissen um die Wartung und den Betrieb der Webstühle erhalten bleibt, hat der Verein Textilpiazza, unter fachli­ cher Beratung von Archäologie und Museum Baselland, das Projekt Web­ stuhlrattern ins Leben gerufen. Der Verein hat zum Ziel, eine neue Ge­ neration von Webfachleuten auszubilden. Das Projekt soll dieses immaterielle Kulturerbe, das Wissen rund um die Bandwebstühle, auch für künftige Generationen bewahren. Denn die Webstühle im Baselbiet drohen stillzustehen. Auch wenn noch einige der Bandwebstühle in Betrieb sind, wird das Know-how, wie diese Maschinen gewartet und betrieben werden, in naher Zukunft fehlen. Es gibt kaum noch Leute, welche die Webstühle bedienen können, der Beruf des Web­ stuhlmechanikers wird nicht mehr gelehrt. Der Verein Textilpiazza, der auch an der Erhaltung und Aufarbeitung der Hanro-Sammlung in Liestal beteiligt war, engagiert sich seit Ende 2015 dafür, dieses Wissen zu erhal­ ten. Zusammen mit pensionierten Webstuhlexperten und im Austausch mit Fachleuten von Archäologie und Museum Baselland wird ein digita­ les Handbuch erarbeitet – damit die Webstühle auch in Zukunft rattern.


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� Ausbildung

Webstuhltechnik, Heimatmuseum Oltingen (oben) und Posamenterstube Anwil (unten)


Bikinis, Unterwäsche mit Häkelspitzen oder elegante Deux-Pièces: Kleider aus dehnbaren Trikot-Stoffen waren einst revolutionär und schickten den Namen Hanro um die Welt. Im Jahr 2015 wurde dem Kanton BaselLandschaft das gesamte Hanro-Archiv mit rund 20’000 Kleidungsstücken, Fotografien und Doku­menten als er­schlos­sene Sammlung geschenkt, eine über 100-jährige Firmengeschichte. Gerade für die Menschen aus der Region Basel, wo die Textilindustrie von der Seidenbandweberei bis hin zur Strickerei über viele Gene­rationen hinweg ein prägender Wirtschaftsfaktor war, ist die Sammlung unschätzbar wertvoll.




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Ein Geschenk knüpft an

Saskia Klaassen Nägeli, Leiterin Sammlungen

Am 1. Januar 2015 wurde dem Kanton Basel-Landschaft mit der HanroSammlung ein unglaublich wichtiges Stück Geschichte geschenkt. Das Be­ sondere an diesen rund 20’000 Kleidungsstücken und den ca. 750 Laufme­ tern Geschäftsakten, Modefotografien, Dokumenten zur Werbung, zu den Design- und Produktionsprozessen ist der vielschichtige Einblick, den sie in 130 Jahre Produktion der Liestaler Kleiderfabrik bieten. In einem Pro­ jekt des Vereins Textilpiazza wurde die Sammlung von 2011 bis 2014 inven­ tarisiert und das Aktenarchiv erschlossen. Somit kam ein grosser, indus­ trie- und kulturgeschichtlich ausserordentlich bedeutender Bestand zu uns – bereits zugänglich für Forschung und Lehre. Der einstimmige Land­ ratsentscheid für die Einmietung der Hanro-Sammlung auf dem HanroAreal und ihre Unterbringung in einer Rollschrankanlage ermöglicht, dass die Sammlung am Ort ihrer Entstehung öffentlich wirken kann. Die Textilindustrie ist in den letzten Jahrzehnten aus unserer Gegend verschwunden. Bestenfalls bleiben uns ihre Belegstücke erhalten. Diese machen deutlich, wie eng das Leben in der Region einst mit der Produkti­ on von Kleidung verbunden war. Die Hanro-Sammlung knüpft an den tex­ tilen Schwerpunkt der Kantonalen Sammlungen von Archäologie und Mu­ seum Baselland an. In diesen ist die Posamenterei, der während mehr als 200 Jahren wichtigste Erwerbszweig in der Region, mit dem Bestand der Firma Seiler AG prominent vertreten. Weiter beinhalten die Sammlungen regionale historische Kleidungsstücke und Trachten. Die Hanro-Sammlung vertieft den textilen Schwerpunkt und erweitert gleichzeitig unser Fach­ wissen über die Geschichte der Textilindustrie in unserer Region. Aus Anlass der Schenkung bot das Museum.BL in der Ausstellung Be­ wahre! Hanro einen ersten Einblick in die Sammlung und das Inventari­ sierungsprojekt. Die grosse Arbeit in der Hanro-Sammlung in diesem Jahr war aber der Einbau der Rollschrankanlage im Depot und die Umlagerung des gesamten Sammlungsbestandes. Mit dem Bezug des neuen Depots


● Bewahre!

Hanro in Bewahre! Was Menschen sammeln

auf dem Hanro-Areal wurde ein wichtiger Grundstein für die Zukunft ge­ legt. Der Öffentlichkeit wird das Depot künftig mit Führungen zugänglich gemacht und für Recherchen steht Wissenschaft, Lehre und Museum eine gut erschlossene und zugängliche Sammlung zur Verfügung. Unter dem Titel «Textile Sammlungen im musealen und wissenschaft­ lichen Kontext» fand 2015 eine Fachtagung zum Umgang mit textilen Sammlungen statt. Diese beschäftigte sich mit den Erfahrungen aus der Inventarisierung der Hanro-Sammlung, welche im Vorfeld der Schenkung an den Kanton stattgefunden hatte. Erneut wurden dieses Jahr Lehrver­ anstaltungen im Rahmen des Studienschwerpunktes der Universität Ba­ sel zur Kulturanthropologie der Kleidung in Zusammenarbeit mit Archäo­ logie und Museum Baselland angeboten: «Textilien im Museum: sammeln, bewahren, forschen, vermitteln» und «Branding: Der Markenkult» fanden auf dem Hanro-Areal und im Museum.BL statt. Und die wissenschaftliche Forschung an der Hanro-Sammlung im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projektes Der modellierte Mensch: Kleidung als kulturelle Praxis kam auch 2015 einen grossen Schritt voran.


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Bewahre! Hanro Erster Einblick in die Sammlung Madeleine Girard, Kuratorin Textile Sammlungen

Saskia Klaassen Nägeli, Leiterin Sammlungen

Der Publikumsandrang war gross, als die Sammlungsübergabe an der Aus­ stellungsvernissage Bewahre! Hanro am 13. Februar 2015 gefeiert wurde. Weit über 300 Menschen schauten zu, als Stephan Hohmann, CEO von HANRO International, und Urs Wüthrich, damaliger Baselbieter Regie­ rungsrat, im Museum.BL gemeinsam eine Präsentation von historischen Hanro-Kleidern enthüllten. Im Rahmen der Ausstellung Bewahre! Was Menschen sammeln bot das Museum.BL dem Publikum erstmals Einbli­ cke in den einmaligen Firmennachlass. Wegen des grossen Publikumsin­ teresses bleibt der Ausstellungsteil zur Hanro-Sammlung im Museum.BL bis auf weiteres bestehen. Im 4. Obergeschoss geben Umkleidekabinen den Blick auf ausgewählte Themen frei. Hier wird vermittelt, welches Potential in dieser Sammlung

● Bei

der Übergabe der Hanro-Sammlung: Regierungsrat Urs Wüthrich und Stephan Hohmann, CEO HANRO International


● Vernissage

von Bewahre! Hanro: Models präsentieren Hanro-Mode

liegt und wie viele Fragestellungen nach vertieftem Forschen rufen. Wie kam es zum Beispiel, dass Hanro 1925 ein Zweigwerk im fernen Australi­ en eröffnete? Wie veränderten sich das Frauenbild und die Bildsprache in der Werbung? Was sagen Hauskleider der Linie «Siesta» über Wohnfor­ men, Platzverhältnisse, Haushaltsführung und Lebensvorstellungen der Menschen in den 1970er Jahren aus? Was bedeutete es, in der Firma Han­ ro zu arbeiten? Aus der Fülle der Originale in der Sammlung und anhand von Interviews mit ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ging die Ausstellung diesen Fragen nach. In Anlehnung an die Inventarisierung der Hanro-Sammlung können die Besuchenden an einem Arbeitstisch aus­ probieren, wie eine textile Sammlung untersucht und erschlossen wird. Exklusiv wurde das Museumsfoyer zudem zum Laufsteg: Drei Monate lang schwebten elegante Hanro-Kleidermodelle durch den Raum und an den Wänden präsentierten sich vom Boden bis zur Decke Modefotos aus dem Werbearchiv.






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Der grosse Umzug

Madeleine Girard, Kuratorin Textile Sammlungen

Von der Existenz des Firmenarchivs auf dem Hanro-Areal wussten die Fachleute von Archäologie und Museum Baselland schon seit vielen Jah­ ren. Der genaue Inhalt und die Zukunft des Archivs waren jedoch lange un­ klar. Nahezu 20’000 Textilien – Belegstücke der Produktion von 1900 bis heute (Unterwäsche, Nachtwäsche, Homewear und Kleider) – wurden von Mitarbeitenden der Hanro sorgfältig aufbewahrt und stetig um die jähr­ lichen Kollektionen erweitert. Im Keller lagerte das Aktenarchiv der Stri­ ckerei und Kleiderfabrik. Nach dem Verkauf der Hanro an die Huber Holding AG entbrannte der Kampf um die Zukunft des Areals. Huber selber blieb Liestal treu und be­ liess, im Wissen um das positive Image der Firma in der Region und um die Bedeutung des Originalstandortes, den Firmensitz von Hanro Switzer­land

● Die

Hanro-Sammlung im neuen Depot


● In

der Sammlung: ehrenamtliche Mitarbeitende

sowie einen Fabrikladen in Liestal. Ebenfalls am Originalstandort wurde weiterhin die Sammlung aufbewahrt. Dennoch sollten das Fabrikgebäude abgerissen und auf dem Areal Wohnblocks errichtet werden. Mieter und Anwohner wehrten sich gegen diesen Gestaltungsplan. Die in den Han­ ro-Gebäuden eingemieteten Kleinunternehmer und Kunstschaffenden ergriffen das Referendum und erwirkten eine Abstimmung. Viele Liesta­ lerinnen und Liestaler setzten sich in dieser Abstimmung für «ihre Han­ ro-Fabrik» ein. Im Dezember 2008 sprach sich das Liestaler Stimmvolk mit 2184 gegen 1866 Stimmen gegen die neuen Baupläne aus. Die Hanro-Fa­ brik blieb erhalten, der Standort Liestal konnte für das Firmenarchiv ge­ sichert werden. Es folgte ein erster Umzug der unzähligen Kleiderständer in ein Übergangsdepot. Die Textilien waren nun bereit, vom Verein Textil­ piazza in dreijähriger Arbeit inventarisiert zu werden. Gleichzeitig begann die Erschliessung des Aktenarchivs. Also wurden auch die Firmenakten aus dem Keller geholt und provisorisch auf Paletten in einer Halle gelagert. Im Herbst 2014 bewilligte der Landrat ohne Gegenstimme den Kauf einer Rollkompaktusanlage und die Einmietung der Hanro-Sammlung auf dem Hanro-Areal in Liestal, am endgültigen Sammlungsstandort.


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● Büstenhemd

gestützt durch Polyesterflies,

Hanro-Sammlung, Archäologie und Museum Baselland

Der Einbau der Kompaktusanlage in einen geeigneten Depotraum er­ folgte im Frühling 2015. Zum letzten Mal hiess es, unzählige Palette zu ver­ schieben und Kleiderständer herumzurollen. Die Hanro-Sammlung wurde eingeräumt, unterstützt von den bewährten freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Textilien, Fotos und Akten sind nun nach aktuellen konservatori­ schen Standards optimal gelagert. Grosse Textilien hängen in chronologi­ scher Reihenfolge und die kleineren liegen in Schubladen licht- und staub­ sicher aufbewahrt. Die Akten und Dokumente sind beschriftet und über ein Archivverzeichnis einsehbar. Historisches Mobiliar der Firma Hanro unterstützt die Idee, ein attraktives Depot für die Öffentlichkeit bereit zu stellen. So wirken Teile des grossen Depots nun schon fast wohnlich und laden während der Führungen zum Verweilen sowie zum Eintauchen in die Welt von Hanro ein.



101

Die Hanro-Sammlung und ihr Publikum im Dialog Madeleine Girard, Kuratorin Textile Sammlungen

Kinder zeigen ihren Eltern im Museum.BL eine Ausstellung mit prämierten Kinderzeichnungen. Vater und Mutter, sie trägt ein Kopftuch, betrachten die Werke. Daneben steht ein Ständer mit Hanro-Kleidern aus der Aus­ stellung im 4. Stock. Interessiert bestaunen die Eltern die eleganten Tex­ tilien. Ein Gespräch zwischen den Besuchenden und mir entsteht und plötzlich strahlt der Vater: «Eine Djellaba! Das traditionelle Männerkleid meiner Heimat in Nordafrika. Bequem und temperaturausgleichend durch seine lange, weite Form, geeignet für die heissen Tage und kalten Näch­ te.» Und wirklich, gerade die Linie «Siesta» von Hanro mit Kleidern für Zuhause war oft inspiriert von den Schnittformen anderer Kulturen. Neu­

● «Djellaba»,

Hausmantel aus Raschelware

Hanro-Sammlung, Archäologie und Museum Baselland


interpretationen des afrikanischen Boubou, der Djellaba oder des japani­ schen Kimonos sind an mehreren Modellen erkennbar. Gerne erzähle ich an Führungen von der Begegnung mit dieser Familie und zeige das ent­ sprechende lila Hauskleid. Die Hanro-Sammlung ist beliebt. Viele Menschen verbinden persönliche Erinnerungen mit der Firma Hanro. Und auch über Liestal hinaus zieht die Hanro-Sammlung textilaffine Menschen an. Neben den Führungen in der Ausstellung Bewahre! Hanro (Angebot bis Dezember 2015) fanden zahl­ reiche Führungen im Depot am Benzburweg statt. Auch von Fachperso­ nen aus Lehre und Forschung wurde die Sammlung gut besucht. Im Som­ mer und Herbst 2015 war das Depot jedoch wegen des Umzugs in die neue Rollschrankanlage für das Publikum geschlossen. Der Führungsbetrieb im Depot der Hanro-Sammlung wird ab Januar 2016 wieder aufgenommen: mit öffentlichen und individuell buchbaren Führungen. Die Besuchenden erhalten Einblick in die Sammlungsarbeit und die Lagerung des riesigen Firmenarchivs. Dabei fasziniert die Geschichte der Textilindustrie sowie die Firma Hanro selbst, die lange Zeit für Liestal das Tor zur Welt bedeutete. Wer sich virtuell in der Hanro-Sammlung umsehen möchte, findet zahl­ reiche Objekte auf dem neu eröffneten Kulturgüterportal Baselland. Dort konnten wir seit April einen grossen Teil der Objekte zugänglich machen.




105

Die Universität Basel zu Gast

Therese Schaltenbrand, Kuratorin Sammlungen Europäische Ethnologie

Junge Frauen und Männer brachten im Frühjahrssemester 2015 Jugend ins Museum.BL und in die Sammlungsdepots. Studierende der Universi­ tät Basel nahmen an sieben Vormittagen an der Übung «Textilien im Mu­ seum» teil. Die Kursausschreibung des Seminars für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie war auf reges Interesse gestossen. Denn die Museumsübung – geleitet von drei Sammlungskuratorinnen – bot neben Einblicken in die Museumsarbeit auch praktische Übung im Umgang mit Sammlungsgegenständen. Die Veranstaltung war Teil des Studienschwerpunktes Kulturanthro­ pologie der Kleidung an der Universität Basel. Am Beispiel der textilen Sammlungen wurden grundlegende Fragen zum Sammeln, Bewahren, Er­ forschen und Vermitteln von kulturhistorischen Objekten thematisiert. Die damals aktuelle Integration der Belegsammlung der Firma Han­ ro in die Sammlungen von Archäologie und Museum Baselland diente als Diskussionsgrundlage und Übungsfeld. Unter Anleitung befassten sich die Studierenden mit Materialkunde und praktischem Inventarisieren. Im Zentrum standen auch Sammlungskonzepte und die Präsentation der Ob­ jekte auf Internetportalen, so etwa auf dem neuen Kulturgüterportal Ba­ selland. Die Kursteilnehmenden konnten zudem in Gesprächen mit Fach­ personen für Restaurierung, Ausstellungen sowie Bildung und Vermittlung vom grossen Fachwissen «inhouse» profitieren. Angebote wie diese Museumsübung für Studierende verschiedener Hochschulen und der Schule für Gestaltung Basel haben bei Archäologie und Museum Baselland Tradition. Da die Studierenden dabei für das Mu­ seum und die Sammlungsarbeit, aber auch für objektzentrierte Forschung sensibilisiert werden, ist die Zusammenarbeit für die beteiligten Institu­ tionen sehr befruchtend.



107

Historische Fotografien in der Hanro-Sammlung Madeleine Girard, Kuratorin Textile Sammlungen

Die vielen Fotografien in der Sammlung beleben die Vorstellung, was Hanro einmal war. Das Bildermaterial und die Vielfalt der Themen sind fast uner­ schöpflich: Im Archiv finden sich Aufnahmen von Produktions­prozessen, von firmeninternen und anderen festlichen Anlässen oder Werbefoto­ grafien. Es gibt Fotos von Modeschauen, von der Bautätigkeit auf dem Firmen­gelände, von der eigenen Stromerzeugung und Bilder von den Zweigwerken im Tessin, in Irland und Australien, von Personalreisen, von der Mensa oder der Anlieferung des ersten Computers.

● Fabrikareal

Südansicht, Hanro-Sammlung, Mitte 1960

Hanro-Sammlung, Archäologie und Museum Baselland


● In

der Zuschneiderei, Handschin und Ronus AG, Liestal, Mitte 1960 (oben); Arbeiter an Flachstrickmaschinen, Mitte 1960 (unten)

Hanro-Sammlung, Archäologie und Museum Baselland


109

� Arbeiterin

in der Spulerei, Mitte 1960 (oben); Arbeiterin beim Kontrollieren eines Nachthemdes, Mitte 1960 (unten)

Hanro-Sammlung, Archäologie und Museum Baselland


● Konfektionsnäherin

an der Nähmaschine, Mitte 1960 (oben); Arbeiterinnen an der Bügelstation, Mitte 1960 (unten)

Hanro-Sammlung, Archäologie und Museum Baselland




113

Unser Team Unser Team von Festangestellten lernten Sie im letzten Jahresbericht durch Porträtzeichnungen kennen. Um auch al­ len freien Mitarbeitenden – Führungspersonen, Webe­rinnen oder Ausstellungsaufsichten – und ehrenamtlichen Mit­ arbeitenden ein Gesicht zu geben, hatten wir diese gebeten, sich von jemandem zeichnen zu lassen oder sich selbst zu porträtieren. Ganz im Sinne von «Wo Neugier kein Alter kennt» schufen Künstlerinnen und Künstler von 6 bis über 50 Jahren kreative Porträts.


114

Porträts

Leander High Leitung Mein Museum, Theater­ führungen, Kindergeburtstage

Patrick Bardelli Theaterführungen, Kindergeburtstage

Illustration: Selbstporträt

Illustration: Elina, 6 Jahre


115

Katharina Lienhard ThaterfĂźhrungen, Kindergeburtstage Illustration: Luisa, 14 Jahre


116

Maren Wellauer Ausstellungsaufsicht, Mein Museum Illustration: 1kilo


117

Gabriela Giallombardo Ausstellungsaufsicht

Andrea Humm Ausstellungsaufsicht, Mein Museum

Illustration: Selbstporträt

Illustration: Mia, 10 Jahre


118

Tabitha Buser Mein Museum Illustration: Simone, 37 Jahre


119

Tina Gfeller Ausstellungsaufsicht, Mein Museum

Astrid Petersen Ausstellungsaufsicht, Kindergeburtstage

Illustration: Naomi, 22 Jahre

Illustration: Daniela, 41 Jahre


120

Toya Jordan Ausstellungsaufsicht, Kinder­ geburtstage, Mein Museum Illustration: 1kilo


121

Alex Schläpfer Führungen

Annemarie Brennwald Führungen

Illustration: Ani, 16 Jahre

Illustration: Lena, 10 Jahre


122

Katrin Blassman FĂźhrungen

Ivo Chiavi FĂźhrungen

Illustration: Piasevoli, 36 Jahre

Illustration: Simone, 37 Jahre


123

Claudia Ott FĂźhrungen Illustration: 1kilo


124

Letizia Schubiger ehrenamtliche Mitarbeit HanroSammlung

Heidi Schaffner Webstuhl-VorfĂźhrungen

Illustration: Daniela, 41 Jahre

Illustration: 1kilo


125

Anna-Flavia Barbier FĂźhrungen Illustration: Simone, 37 Jahre


126

Egon Ruch ehrenamtliche Mitarbeit Hanro-Sammlung Illustration: 1kilo


127

Beatrice Bärfuss ehrenamtliche Mitarbeit HanroSammlung

Luzia Fleischlin Führungen

Illustration: Anne-Käthi, 54 Jahre

Illustration: Martin, 38 Jahre


128

Anne-Käthi Lüthy Führungen, ehrenamtliche Mitarbeit Hanro-Sammlung

Dieter Häuselmann ehrenamtliche Mitarbeit HanroSammlung

Illustration: Madeleine, 49 Jahre

Illustration: Anne-Käthi, 54 Jahre


129

Margrith Mangold Webstuhl-VorfĂźhrungen Illustration: Lilja, 11 Jahre


130

Jan Goossen Webstuhl-Technik Illustration: 1kilo


131

Andrea Bilgerig M채useexpertin

Annek채thi D체rrenberger Webstuhl-Vorf체hrungen

Illustration: Ila, 38 Jahre

Illustration: Simone, 37 Jahre


132

Ihre Ansprechpersonen

Das Museum.BL bildet zusammen mit der Archäologie eine Haupt­abteilung (AMBL) der Bildungs-, Kultur und Sport­direktion Basel-Landschaft. Die Kantonalen Sammlungen werden von Archäologie und Museum gemein­ sam betreut.

Dr. Reto Marti Leiter Hauptabteilung AMBL, Kantonsarchäologe

Marc Limat Leiter Museum.BL

Pit Schmid Leiter Ausstellen und Vermitteln, stv. Leiter Museum.BL

Dr. Ila Geigenfeind Ausstellungskuratorin Naturwissen­ schaften

Dr. Simone Ochsner Bildung und Vermittlung

Daniela Rohr Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

Saskia Klaassen Nägeli Leiterin Sammlungen, Sammlungen Historische Fotografie

Andreas Fischer Archäologische Sammlungen, stv. Leiter Kantonsarchäologie

Therese Schaltenbrand Kuratorin Sammlungen Europäische Ethnologie

Guido Masé Kurator Naturkundliche Sammlungen


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Madeleine Girard Kuratorin Textile Sammlungen

Matthias Fluri Leiter Museumsbetrieb

Dina Epelbaum Kuratorin Kunstsammlungen

Claudia Castrischer Sammlung Kunstkredit Baselland, Leihverkehr

Reto Kurth Technischer Dienst, stv. Leiter Museumsbetrieb

Stefan Dietrich Technischer Dienst

Tabea Molliné Leiterin Archive

Giovanni di Stefano Technischer Dienst

Roland Leuenberger Leiter Konservierungslabor

Astrid Basler Museumsempfang

Roberto Mazzucchelli Sammlungstechniker

Nicole Strub Museumsempfang

Diana Fahrner Konservatorin-Restauratorin

Linda Walliser-Frey Museumsempfang

Sabine Bugmann Konservatorin-Restauratorin

Nicole Gebhard Konservatorin-Restauratorin

Heinz Rudin Hauswart

Jörg Hampe Kaufmännischer Leiter

Rafete Sadiku Raumpflege

Pia Gerber Leitung Sekretariat

Paola Martucci Raumpflege

Bettina Hunn Bibliothek

Taibe Fazlin-Sadiku Raumpflege

Hochbauamt, Bau- und Umwelt­ schutzdirektion:


134

Nachruf Christoph Oberer Malakologe aus Leidenschaft

Marc Limat, Leiter Museum.BL

Noch im Mai 2015 brachte der Schneckenforscher und Historiker Christoph Oberer Material seiner neusten Untersuchungen an eine Sitzung ins Museum.BL mit. Erst seit ein paar Monaten war er, zusammen mit Elisa­ beth Rufer, assoziierter Wissenschaftler in den Naturkundlichen Samm­ lungen von Archäologie und Museum Baselland. Am 7. Juni 2015 verstarb Christoph Oberer mit 62 Jahren an den Folgen eines kurz vorher ent­ deckten Hirntumors. Bis zuletzt lebte Christoph Oberer mit seiner Fa­ milie in Liestal. Angefangen hat seine Faszination für die kleinen Tiere nach einem tragischen Ereignis – einem Berufsunfall als Laborant am Universitäts­ spital Basel. Christoph erkrankte 1991 an Hepatitis C, mit der er sich bei seiner Spitalarbeit angesteckt hatte. Seinen Beruf musste er aus ge­ sundheitlichen Gründen bald darauf an den Nagel hängen, er wurde ar­ beitsunfähig. Christoph fing an, sich für Schnecken zu interessieren. Die behäbigen Weichtiere wurden für ihn zu einem Sinnbild für seine eigene – unfreiwillige – Langsamkeit. Als Autodidakt mauserte sich Christoph zu einem der bekanntesten Schnecken-Kenner der Nordwestschweiz. Zahlreiche Rundgänge mit seinem Hund brachten ihn auf die Fährte von manch seltener Schneckenart. Mit viel Herzblut setzte Christoph sich für den Schutz der Schnecken in unserer Region ein. Dadurch eckte er zeit­ weise auch an, beispielsweise anlässlich des Eidgenössischen Turnfests vor 13 Jahren in Bubendorf: Um eine Kolonie der seltenen Wulstigen Kornschnecke zu retten, erreichte Christoph, dass die geplante Tribüne auf der dortigen Trockenmagerwiese verschoben werden musste. Spä­ ter gelang es ihm auch, diese Schneckenart auf dem Flachdach des Futu­ ro-Gebäudes in Liestal anzusiedeln. Auch am Margarethenstich in Basel,


135

wo eine neue Tramlinie heraufführen soll, entdeckte Christoph eine sel­ tene Schneckenart: Dank seinem Engagement konnte für die Schnecken entlang der Böschung am Dorenbachviadukt Ersatz gefunden werden. Christoph Oberers akribisch geführte Karte mit Vorkommen bestimm­ ter Schneckenarten und Proben aus einzelnen Gebieten geben einen unglaublich detaillierten Einblick in die Veränderungen der Schnecken­ landschaft unserer Region. Er vermittelte das Fachwissen zu seinen heiss­ geliebten Tieren unter anderem an Fortbildungskursen, aus denen sich eine aktive Gruppe Schnecken-Interessierter bildete. Zusammen mit die­ ser baute Christoph am Liestaler Schleifenberg eine Forschungsstation auf, die er bis zu seinem Lebensende betrieb. Zur Zeit ist das Museum.BL im Gespräch mit seinen Familienangehörigen, seinen Mitarbeitern der Forschungsstation und dem Naturhistorischen Museum Basel, um eine Lösung für den Erhalt der so reichhaltigen Kenntnis zu dieser Tiergruppe zu finden, einer Tiergruppe, die oft kaum wahrgenommen wird. Wir werden Christoph, seine bezaubernden Geschichten, seine Art, Wissen auf so persönliche Weise zu vermitteln, und seine erheiternden Besuche mit seinem Hund sehr vermissen.


136

Ausstellungspraktikum Eine römische Amphore und ein Dutzend Tamagotchis

Adrian Juen, Ausstellungspraktikum

Nach meinem Studium der Geschichte an der Uni Bern begann ich im Mai 2015 ein einjähriges Praktikum als Assistent für das Ausstellungs­ projekt Eingewandert. Wie das Fremde Heimat wird. Damit eröffnete sich mir die ganz eigene Welt des Museums, in der effektiv Kultur, Wis­ senschaft und Bildung zusammenfliessen. Die Kreativität des Teams, das Potenzial der Sammlungen, der wissenschaftliche Anspruch und der po­ litische Auftrag machen das Museum zu einem wahrlich abwechslungs­ reichen Arbeitsplatz. Ich recherchierte und organisierte sowohl Bilder als auch Objekte und schrieb die Ausstellungstexte in Form fiktiver Zeitungsartikel, die der Ausstellung Hintergrund und Tiefe geben. Die Recherchen zu den Gra­ fen von Frohburg oder zum Eisenbahnunglück von Münchenstein führ­ ten mich vom Staatsarchiv über die Nationalbibliothek bis ins SBB-Ar­ chiv. Ob ich beim Abbau der Hanro-Ausstellung im Museumsfoyer zur Hand gehen durfte, an der Tagung der Schweizer Naturmuseen Gipfeli reichte oder an der Museumsbar Wein ausschenkte, im Hörspiel Einge­ wandert die Rolle des Försters sprach, etliche Baselbieter Ortsnamen­ tafeln fotografierte oder Interviews mit Informatikern der ersten Stunde führte, neue Einsichten erhielt ich täglich. Dankbar bin ich aber nicht nur für die gewonnene Berufserfahrung, sondern auch dafür, dass ich so verschiedene Leute, ihre Arbeit, ihre Ar­ beitsweisen und ihre Ideen kennenlernen durfte. Auch spezielle Aufträge, wie das Beschaffen eines Dutzends Tamagotchis, werden noch lange in Erinnerung bleiben. Und wenn man in Augusta Raurica eine römische Amphore abholt, geht unverhofft ein vergessener Kindheitstraum in Er­ füllung.


137

Netzwerk und Zusammenarbeit Zusammen sind wir wirkungsvoll: Das Museum.BL kann in seiner täglichen Arbeit auf ein verlässliches Netzwerk zurück­greifen. Als Kompetenzzentrum für die regionale Kultur- und Naturgeschichte stehen wir in enger Verbindung mit anderen Fachinstitutionen und Spezialistinnen und Spezialisten. So fördert beispielsweise die Zusammenarbeit mit Hochschulen, Museen und anderen Partner­institutionen die wertvolle Aufarbeitung unserer Sammlungen und gene­ riert Wissen über unsere Region. Diese neuen Erkenntnisse können dank der Kooperationen direkt in die Lehre an den Fachhochschulen und Universitäten einfliessen. Gemeinsam engagieren wir uns für das Kulturerbe unserer Region.


138

Kulturgüterportal Baselland Die Schatzkammern sind geöffnet

Jörg Hampe, Kaufmännischer Leiter

Zusammen mit weiteren Museen im KIM.bl-Verbund (Kooperationsiniti­ ative Museen Baselland) hat sich das Museum.BL das hehre Ziel gesetzt, die Kulturschätze der Region zu heben, digital zu sichern und der Allge­ meinheit zur Verfügung zu stellen. Drei Jahre lang haben hunderte von Menschen aus über 40 unterschiedlichen Partnerinstitutionen an der Re­ alisierung dieser Vision gearbeitet – vom Ortsmuseum bis zum Amt für Kultur, vom privaten Programmentwickler bis zur internationalen For­ schungsgesellschaft. Mit dem Kulturgüterschutz Basel-Landschaft war auch das Amt für Militär und Bevölkerungsschutz mit im Boot, zahlrei­ che nationale und europäische Kompetenzpartner bis hin zur Europäi­ schen Kommission waren beteiligt. Das Projekt wurde mittlerweile er­ folgreich abgeschlossen. Am 15. April 2015 wurde ein in dieser Form europaweit einzigar­ tiges Kulturgüterportal der Öffentlichkeit und der Fachwelt vorgestellt. Modernste Internet- und Web 2.0-Technologien helfen dabei, mittels «Crowd­sourcing» das gemeinsame Kulturerbe zu erschliessen und in­ ternational zugänglich zu machen. Die KIM.bl-Museen gehören nun zu den ersten Museen der Schweiz, die als Teil des Weltkulturerbes über die Europeana zu finden sind – dem weltgrössten Kulturgüterportal mit über 2’500 angeschlossenen Kulturinstitutionen und 50 Millionen Kulturob­ jekten. Der KIM.bl-Verbund ist einziger Schweizer Teilnehmer im hoch dotierten EU-ICT-Forschungsprojekt EEXCESS mit dem Ziel, kulturelle und wissenschaftliche Inhalte bestmöglich via Internet zu verbreiten. Dies zeigt den hohen Innovationsgrad und eine internationale Anerkennung.


139

● Vertreter

aus über 20 Museen und Sammlungen präsentieren das Kulturgüterportal Baselland, Landratssaal Liestal, 15. April 2015 (oben); eine Zeitreise: stöbern im digitalen Kulturgüterkatalog (unten)


140

● Schlacht

bei Sempach 1386, Karl Jauslin, 1889

Kunsthistorische Sammlung, Archäologie und Museum Baselland


141

Unsere Sammlungen für Hollywood Der Hobbit ●

Marc Limat, Leiter Museum.BL

Wir staunten ganz schön, als eine Anfrage aus Hollywood bei uns ein­ traf. Zuerst dachten wir an einen Scherz, aber bald schon wurde klar: Die Filmindustrie braucht uns! Oder zumindest Objekte aus unseren Samm­ lungen. Dank des neuen Kulturgüterportals Baselland stiess das Film­ team des Herr der Ringe-Regisseurs Peter Jackson auf Karl Jauslins Dar­ stellung der Schlacht bei Sempach. Es fragte uns an, ob das Bild in einer Film-Dokumentation zur Hobbit-Trilogie gezeigt werden dürfe. Selbst­ verständlich sagten wir gleich zu – eine grössere Publicity als durch ei­ nen Dokumentarfilm zur Blockbuster-Kinoserie ist für unsere Institution kaum zu erreichen. Die Rohfassung des Films, in der Karl Jauslins Bild tatsächlich verwendet wurde, war dem Regieteam letztlich zu lang. Der Film wurde auf ca. 90 Minuten zusammengeschnitten. Leider fiel dabei auch das Bild Die Schlacht von Sempach 1386 der Filmschere zum Opfer. Diese Anekdote zeigt, wie wichtig es ist, Sammlungen ins Netz zu stel­ len und öffentlich verfügbar zu machen. Medien, Firmen und eben auch die Filmbranche nutzen das verfügbare Wissen im Netz für ihre tägliche Arbeit. Zum Beispiel die Zeitungsredaktionen, die immer wieder die ein­ zigartigen Aufnahmen von Theodor Strübin, dem bekannten Liestaler Fo­ tografen, verwenden, können nun – dank dem neuen, öffentlich zugäng­ lichen Kulturgüterportal Baselland – unsere Fotosammlungen bequem durchforsten. Der Aufwand, die Sammlungen von Archäologie und Mu­ seum Baselland virtuell zugänglich zu machen, lohnt sich also allemal!


142

Freundeskreis Museum.BL Feuer und Flamme

Jürg Degen, Präsident Freundes­kreis Museum.BL

Ich gebe es zu: Ich bin stolz auf unser Museum.BL. Mit der Verleihung des Prix Expo durch die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT wurde die langjährige, herausragende Ausstellungskultur des Museums schweizweit gewürdigt. Mich beeindruckt, wie trotz einschneidenden Sparmassnahmen ein hochmotiviertes Team an der Arbeit ist. Immer wieder gelingt es, den thematischen Bezug zu unserer Region herzustellen, besonders eindrücklich in der Ausstellung Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur. Die zahlreichen Informationen über Naturphänomene in unserem Kanton vermitteln ein ganz neues Bild des Baselbiets. Und da immer Neues hinzukommt, wird jeder Besuch zu ei­ nem Erlebnis. Gleiches erlebe ich in der Ausstellung Bewahre! Was Menschen sam­ meln. Auch hier ist der Bezug zum Lokalen gegeben, gleichzeitig werden die einzelnen Sammlungen zu einem Fundus hochinteressanter Themen. «Laternenfisch und Feenfeuer. Dem Geheimnis leuchtender Lebewesen auf der Spur» war das Thema der ersten Museumsbar. Wissen kompakt. Der Mix von Information und Austausch macht die neu lancierte Veran­ staltungsreihe zu einem wichtigen Treffpunkt nach Feierabend. Und die Museumsbar wartet auch im 2016 mit überraschenden Themen auf. Der Freundeskreis Museum.BL ist als Fanclub mit Recht stolz auf die Arbeit aller Mitarbeitenden und die beispielhafte Qualität der Ausstel­ lungen und Veranstaltungen. 2015 war ein erfolgreiches Jahr, das in mir Lust auf mehr weckt. Übrigens: Auch Sie können Mitglied werden!


143

● Crowdfunding

für die Aktion «Naturporträts im wilden Baselbiet» des Vereins Freundeskreis Museum.BL



145

Das Museum in Zahlen Statistisch erhobene Zahlen schwanken regelmässig. Die Gründe dafür sind vielfältig, Sparmassnahmen beispiels­ weise. Weggesparte Grossanlässe gleich weniger Veran­ staltungsbesuchende. Dies zeigt die Statistik für das Jahr 2015. Und es gibt Erfreuliches: Die Besucherzahlen bewegten sich in einer ähnlichen Grössenordnung wie im Vorjahr und unsere Angebote für Schulklassen stiessen erneut auf grosse Resonanz. Vorhang auf für Wichtiges (und Unwichtiges) in Zahlen …


146

Kultur als Standortfaktor

Marc Limat, Leiter Museum.BL

Kulturinstitutionen werden gerne an Besucherzahlen gemessen. Die Re­ duktion auf die Einschaltquote – sie mag wohl daran liegen, dass der Wert von Kultur nach gängigen wirtschaftlichen Mustern nicht ganz ein­ fach zu messen ist – greift aber zu kurz. Werfen wir zunächst trotzdem einen Blick auf die Besucherzahlen. Es fällt auf, dass die aktuellen kantonalen Sparmassnahmen und der Leis­ tungsverzicht in einigen Bereichen nun richtig sichtbar werden: Durch das Wegsparen von Grossveranstaltungen wie der Museumsnacht, durch Sonderausstellungen mit stark verlängerter Laufzeit oder beispielsweise den Verzicht auf gedruckte Programmhefte haben uns weniger Museums­ interessierte besucht, was sich direkt auf die Besucherstatistik auswirkt. Museen sind aber keine Fernsehsender, die nur von Zuschauerinnen und Zuschauern leben. Museen haben einen Bildungsauftrag. Museen sind dafür verantwortlich, dass das regionale Kulturerbe auch künftigen Generationen erhalten bleibt und vermittelt wird. Sammlungen werden für Bildung und Forschung genutzt, das Museum.BL ist ein beliebter aus­ serschulischer Lernort. Kultur ist Identität, ist Leben. Als Standort- und Wirtschaftsfaktor aber wird Kultur meist unterschätzt. Eine von der Julius Bär Stiftung beim Forschungsinstitut BAK in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass Kultur nicht nur Kosten verursacht, sondern auch ein bedeutender Wirtschafts­ faktor ist. Die in Zürich geförderten Kulturinstitutionen haben laut die­ ser Studie im Jahr 2014 Dienstleistungen im Wert von rund 300 Millionen Franken erbracht. Diese Leistungen verstärken das Image eines Stand­ ortes, sie steigern dessen Attraktivität für Einwohnerinnen und Einwoh­ ner, Unternehmen und den Tourismus. Kultur – unser Herzblut – verstehen wir als kreativen und wirtschaft­ lichen Motor für unsere Bevölkerung. Kultur bereichert unser Leben.


2011

2’664

11’446

2012

4’276

11’907

2013

5’821

12’783

2014

5’230

12’590

2015

1’517

10’325

0

A b us (S esu ste ch ch llu ül er ng er sIn ne n)

A be uss su te ch llu er ng s-

V be era su ns ch ta er ltu ng s-

Statistik

1’658 15’768 18’749

2’566

2’816

2’107

5’000

13’949

10’000

15’000

20’000

Besucher im Museum.BL 15’599 14’756 2’166

2’816

2’107

1’658

12’432

4’276

5’821

5’230

1’517

11’446

11’907

12’783

12’590

10’325

Sc h

ül

er In

ne

n

13’104

2’566

14’473

2011

2012

2013

2014

2015

2011

2012

2013

2014

2015

Veranstaltungsbesucher

21’420

2’166 19’986

2’664

147

Ausstellungsbesucher


Statistik

8

8

2014

2015

G au ast ss te llu ng en

7

5

S au ond ss er te llu ng en

4

D au aue ss rte llu ng en

148

2011

2012

2013

Laufende Ausstellungen

152

145

149

130 103

2011

2012

FĂźhrungen

2013

2014

2015


149

3

1

2

21

15

43

49

2011

2012

54 2013

7 8

18

52 2014 6

20

33 2015 85 71

75 59

53

2011

2012

2013

Veranstaltungen

2014

2015

a V K V Ve nde ort on ern ze ra re rä rt issa ge ns e, g ta Th en ltu e ng at er en

te llu ng en

te l

lu ng en

5

4 2


Statistik 348

188

185 156

119

114

157 133 106 52

2011

2012

2013

2014

2015

Schulklassen

2011

2012

2013

2014

2015

Verkauft im Museumsshop

4’380

4’039

2015

4’000

2014

3’845

2013

3’835

2’291

2012

K gl irsc ac h e en e Ka

2’677 2’744

2011

Te

950

ffe e

243

312

261

3’846

nd

er

,

4’820

338

306 213

-

Medienbeiträge

S M eid et en er b ä

150

2011

2012

2013

2014

2015

Verkauft im Museumscafé


151

830

1’091

1’189

2014

2015

153 0 2011

2012

2013

175

Fu

le i us ta

75 129

2015

133

510

2014

297

432

2013

63

764

2012

99

453

2011

Restaurierungen

55

482

157

Ob

je k

58

40

48

he

n

177

üb rig e

48

nd

m

W Ku erk ns e tk Sa re m di m t B lu L ng

ün

ze

n

Facebook-Freunde

2011

2012

2013

2014

2015

Neuausleihen


152

Schenkungen DonatorIn, Wohnort

Beschrieb, Datierung

Kunsthistorische Sammlung Sammlung Prof. Martin Steinmann, Aarau

Gemälde von Wilhelm Balmer-Häring, um 1882, in Andenken an Dora Burckhardt Balmer

SAMMLUNGEN EUROPÄISCHE ETHNOLOGIE Ines Belser, Lausen

Bedruckte Stoffserviette zum Fest des 75-jährigen Hanro-Firmenjubiläums

Ella Genfer, Lausen

Handgefertigtes Theorieheft des Ehemannes zum Bekleidungstechniker­kurs 1973 der Textilfachklasse Zürich

Blanka Sandtner-Rollo, Oberdorf

Selbstgenähtes Ensemble aus Hanro-Stoff 1970er Jahre

Naturkundliche Sammlungen Diverse Einzelfunde von Privatpersonen

Diverse Kleinsäuger, Hermelin, diverse Vögel, Maulwurfsgrille

Landwirtschaftliches Zentrum Ebenrain, Sissach

Schulsammlung Geologie, Insekten, Vogel- und Säugerpräparate, Saatgut-Kästen

Schulhaus Fröschmatt, Pratteln

Schulsammlung Vogelpräparate


153

Neueingänge KünstlerIn

Titel, Datierung

Sammlung Kunstkredit Misha Andris *1989

Öffentliche Geheimarbeit 1, 2014, Zeichnung, Aquarell, Ölkreide auf Papier (unter Glas) Öffentliche Geheimarbeit 2, 2014, Zeichnung, Aquarell, Ölkreide auf Papier (unter Glas)

Annette Barcelo *1943

Aus: Nur Mut, 2010, Mischtechnik, 2 x 6 Blätter

Alex Bleuler *1988

Aus der Serie Hypnagoge Körper, 12-teilig, 2014, Malerei, Öl auf Baumwolle

Pia Gisler *1959

Ohne Titel, 2012, Bleistiftzeichnung auf weissem Grund, Dispersion auf Holzfaserplatte Ohne Titel, 2014, Bleistiftzeichnung auf Spanplatte, Graffiti, Beton auf Spanplatte Ohne Titel, 2014, Bleistiftzeichnung auf Spanplatte, Graffiti, Beton auf Spanplatte Ohne Titel, 2014, Malerei, Goldfarbe auf Spiegelrückseiten, 28 Teile

Marcel Göhring *1965

Aus der Serie Pressebild, 2014: Bukarest 1989, Holzschnitt, Auflage 11 Aus der Serie Pressebild, 2014: Gaza, undatiert, vor 2010, Holzschnitt, Auflage 11 Aus der Serie Pressebild, 2014: Aleppo 2012, Holzschnitt, Auflage 11

Klára Grancˇicˇová *1991

Serie von Zeichnungen, 2014, Mixed Media, Pastell, Kreide, Bleistift, Buntstift, 3 Reihen à 5 Blätter (unter Glas)

Thomas Hauri *1974

Ohne Titel, 2013, Zeichnung, Malerei, Aquarell auf Papier, Arches, Aquarellpapier ca. grain fin 300 g/m2, 100 % Hadern Ohne Titel, 2013, Zeichnung, Malerei, Aquarell auf Papier, Arches, Aquarellpapier ca. grain fin 300 g/m2, 100 % Hadern Ohne Titel, 2014, Zeichnung, Malerei, Aquarell auf Papier, Arches, Aquarellpapier ca. grain fin 300 g/m2, 100 % Hadern

Oliver Minder *1980

Untitled, 4-teilig, 2009, Malerei, Sepiatinte, Kunstharz auf Holzpaneelplatten Wildrice, 2011, Mischtechnik, Wildreis, Kunstharzlack auf Baumwolle, grundiert Untitled, 2014, Malerei, Sepiatinte, Nitro-Hartgrund auf Baumwolle, ungrundiert

Claire Ochsner *1948

Mister Spirovski, 2012, Windspiel, Skulptur, Metall, Polyester bemalt, lackiert, wetterfest Ospispi, 2014, Mobile, Aluminium, bemalt, seidenmattlackiert, wetterfest

Dorothee von Rechenberg *1947

recut 4, 2009, Fotografie, s/w, Digitaldruck, Pigmenttinte auf Gallery Fine Art Paper (Omega) recut 5, 2009, Fotografie, s/w, Digitaldruck, Pigmenttinte auf Gallery Fine Art Paper (Omega) scene 7, 2010, Fotografie, s/w, Digitaldruck, Pigmenttinte auf Gallery Fine Art Paper (Omega) scene 8, 2010, Fotografie, s/w, Digitaldruck, Pigmenttinte auf Gallery Fine Art Paper (Omega)

Sebastian Wiemer *1984

Ohne Titel, 16-teilig, 2014, Malerei, Lack auf Leinwand


154

Kooperationen Jahr

Kooperation

Sammlungen seit 2012

EEXCESS: Partner der Kooperationsinitiative Museen Baselland (KIM.bl), die seit Februar 2013 mit neun weiteren europäischen Teilnehmern als Anwendungspartner am grossen EU-Forschungsprojekt EEXCESS beteiligt ist

seit 2012

Kooperation mit Kooperationsinitiative Museen Baselland KIM.bl

ARCHÄOLOGISCHE SAMMLUNGEN seit 2011

SNF-Projekt zur spätlatènezeitlichen Fundstelle von Reinach-Mausacker: Dissertation Debora Christina Tretola Martinez (Universität Bern)

2011, 2012, Kooperation mit der Denkmalpflege Baselland im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals 2014, 2015 2011-2015 Archäologie Baselland arbeitet mit der Universität Basel, Fachbereich Integrative Prähistorische und Natur­wissenschaftliche Archäologie (IPNA) zusammen in den Bereichen Archäogeologie und Archäobiologie. 2011-2015 Gemeinsam mit anderen Institutionen betreibt die Archäologie Baselland die Interkantonale Arbeits­ gemeinschaft zur Betreuung anthropologischer Funde in Aesch 2011-2015 Kooperation Archäologie Baselland und Universität Basel: Alljährlich wird eine gemeinsame Einführungs­übung für Studierende der Archäologie angeboten 2012-2015 Kooperation mit dem Inventar der Fundmünzen Schweiz (IFS): Aufarbeitung der Baselbieter Fundmünzen 2014, 2015 Kooperation mit Muriel Roth-Zehner (Antea) zu den spätlatènezeitlichen Töpferofen im Oberrheingebiet 2015

Kooperation mit der Emil und Rosa Richterich Beck-Stiftung Laufen: Virtuelle Rekonstruktion des römischen Gutshofs von Laufen-Mürdhag

2015

Kooperation mit der Firma MessX, Rorschach: Computertomographie des jüngeren Topfhelms von Pratteln-Madeln: Vorbereitung für eine neue Restaurierung

2015

Kooperation mit Baselland Tourismus, ArchaeoConcept, Stiftung Ermitage und Verkehrsverein Arlesheim: Führungen in der Ermitage und auf Schloss Birseck im Rahmen des nationalen Programms «Fundstelle des Monats»

Sammlungen Europäische Ethnologie seit 2012

Partner für das Kamm-Museum HAARUNDKAMM in Mümliswil durch diverse Leihgaben zur Ausstattung der Werkstatt sowie Maschinen zum Demonstrieren der Kammherstellung

seit 2013

Zusammenarbeit mit der Universität Basel im Rahmen des Studienschwerpunkts Kulturanthropologie der Kleidung des Seminars für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie. In diesem Rahmen wird unter anderem an der Hanro-Sammlung in Liestal mit Beteiligung unserer Kuratorinnen unterrichtet.

seit 2014

SNF-Projekt Der modellierte Mensch: Kleidung als kulturelle Praxis. Das Beispiel der Hanro AG, 1884 bis 2012. Zusammenarbeit von Archäologie und Museum Baselland mit dem Seminar für Kulturwissen­ schaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel und dem Institut für experimentelle Designund Medienkulturen der FHNW (zwei Dissertationen, ein Postdoc-Projekt)

2015

Fachliche Begleitung des Projekts Webstuhlrattern des Vereins Textilpiazza, Liestal

2015

Semesterarbeit zum Thema «Frauenbilder der 1930er Jahre» am Material der Hanro-Sammlung durch Melanie Frey (Universität Basel)


155 Jahr

Kooperation

Sammlungen Historische Fotografie 2015

Joint Venture mit der Bildagentur Keystone zur digitalen Aufbereitung von weiteren rund 500 Dias des Fotografen Theodor Strübin

Naturkundliche Sammlungen seit 2012 Geologische Sammlung: Untersuchung der Dünnschliffe von erratischen Blöcken aus der Sammlung Schmassmann & Strübin durch Dr. André Puschnig (Naturhistorisches Museum Basel) für seine Arbeit Findlings-Forschung seit 2013 Entdeckerwerkstatt in der Dauerausstellung Wildes Baselbiet. Tieren und Pflanzen auf der Spur, unter­ stützt von der Naturforschende Gesellschaft Baselland NGBL seit 2014 Paläontologische Grabung Anwil, Kooperation Naturhistorisches Museum Basel und Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern zusammen mit Archäologie und Museum Baselland: 2015 Auswertung Konservierungslabor 2015

Restauratorische und konservatorische Bearbeitung eines Mammutzahn-Fragments der Schule von Lausen im Auftrag des Ortsmuseums Lausen

AUSSTELLEN UND VERMITTELN 2015

Kooperation mit der PH FHNW in den Bereichen Fachdidaktik, Sachunterrichtsdidaktik und Ästhetische Bildung

2015

In Kooperation mit verschiedenen Ferienpassanbietern der Region führt das Museum.BL alljährlich Ferienpässe durch.

2015

In Kooperation mit Lichtblicke. Kulturnacht Liestal bietet das Museum.BL alljährlich Abendveranstaltungen an.

2015

In Kooperation mit der Textilpiazza: Textile Sammlungen im musealen und wissenschaftlichen Kontext. Fachtagung, 5.–6.3.2015, Liestal

2015

Konservatoren-Tagung der Schweizer Naturmuseen, 29.5.2016, Liestal

2015

In Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Basel: Gift. Natur und Technik – verständliche Wissenschaft. Vortragstag, 9.9.2015, Basel

2015

In Kooperation mit der Kommission für das Baselbieter Heimatbuch: Mys Dorf. Das Leben in den Baselbieter Gemeinden. Ausstellung, 14.11.2015–17.1.2016


156

Leihverkehr LeihnehmerIn

Leihgabe

Basellandschaftlicher Naturund Vogelschutz­verband, Liestal

Zoologische Sammlung Kantonale Jägerprüfung Vögel- und Säugerpräparate zur Prüfungs­ vorbereitung

Sammlung

Ausstellung

Galerie Heuberg 24, Basel

Malerei

Sammlung Kunstkredit Faustina Iselin 1915–2010. Rückblick zum 100. Geburtstag

Gersbach, Klaus

Apfel-Modelle

Europäische Ethnologie

Kunsthaus Baselland, Muttenz

Malerei

Sammlung Kunstkredit Einzelausstellung Oliver Minder

Kunstzeughaus, Rapperswil

Objekte

Sammlung Kunstkredit Maya Bringolf, Loaded Circles

Ausstellung der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten fructus: Obstvielfalt über Jahr­ hunderte an der Sonderschau Obst 2015 des Obstbauvereins des Kantons Zürich an der Züspa

Münzkabinett und Antiken­ Keltische Münze sammlung der Stadt Winterthur (Sequaner-Potin)

Archäologie

Vergraben, verloren, geopfert: Keltisches Geld in der Schweiz

Musée d’art et d’histoire, Genève

Malerei

Kunsthistorische Sammlung

J’aime les panoramas. S’approprier le monde

Museum im Bürgerhaus, Pratteln

Puppe, SpielbrettBeschlag, Spielstein, Würfel, Puppenkopf

Archäologie

Spielen – Ausstellung für grosse und kleine Leute

Museum Rosenegg, Kreuzlingen

Archäologie Bügelschere, Topf, Hammer, Sichel, Spinn­ wirtel, Hacke

Naturama Aargau, Aarau

Installation Seidenlaubenvogel

Naturschutzdienst Baselland

Präparate einheimischer Zoologische Sammlung Standaktionen des Naturschutz­ Wildtiere dienstes Baselland

Ortsmuseum Frenkendorf

diverse archäologische Objekte

Stiftung Wildnispark Zürich

Wasservögel, exotische Zoologische Samm­ Tiere und Pflanzen lung, Botanik, Entomologie

Universität Basel, Digital Humanities Lab

Bronzene Gürtel­schnalle mit profiliertem Beschlag

Ländliches Leben im späten Mittelalter

Zoologische Sammlung Sexperten – flotte Bienen und tolle Hechte

Archäologie

Archäologie

Daueraustellung zur Orts­ geschichte abgeschaut & nachgebaut. Natur beflügelt Technik Projekt Digital materiality


157

Publikationen HerausgeberIn / AutorIn

Titel

Archäologie Baselland

Jahresbericht 2015, Dokumentationen und Funde

Dina Epelbaum

«Statements zu Misha Andris, Annette Barcelo, Alex Bleuler, Marcel Göhring». In: ERNTE 2015. Hrsg.: Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion / kulturelles.bl

Madeleine Girard, Saskia Klaassen «Farben prägen eine Region». In: NIKE bulletin, Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe, Nr. 6, 2015 Nägeli, Marc Limat, Therese Schalten­brand Therese Schaltenbrand

«Museen und Wissen vernetzen. KIM.bl und der Museumsverbund Baselland». In: Baselbieter Heimatbuch. Liestal 2015


158

Bildnachweis

Dank

1kilo: S. 38 AMBL / Museum.BL: S. 45, 51, 57, 59, 62, 72, 101, 106, 109–111, 140 Balair AG / Balzer: S. 107 Atlant und Nungning Bieri: S. 37, Illustration Comic Sabine Bugmann: S. 75, 77 Atelier Eidenbenz: S. 108 Nicole Gebhard: S. 79 Emanuel Hess: S. 82 Leander High: S. 56 Andrea Humm: S. 57 Georgios Kefalas: S. 4, 14, 16, 20–29, 87, 90–100, 103, 104, 112, 143 Ernst Koehli: S. 108 Roland Leuenberger: S. 79, 82 Johanna Mertens: S. 69 Suzanne Oberer: S. 135 Simone Ochsner: S. 42, 43, 50, 55 Daniela Rohr: S. 10, 30–35, 37, 39, 41, 43, 50, 58 Daniela Rütimann: S. 49–60, Illustrationen Mein Museum Pit Schmid: S. 7 Sabrina Stäubli: S. 139 Céline Steiner: S. 85 Theodor Strübin, Archäologie und Museum Baselland: S. 62, 71 und Umschlag Linda Walliser-Frey: S. 52 Martin Zeller: S. 88 Andreas Zimmermann: S. 66, 67

Ein grosser Dank geht an unsere Besuche­ rinnen und Besucher, an den Verein Freundes­ kreis Museum.BL, an Sponsoren, Leihgebe­ rinnen, Donatoren und Sammlerinnen – an alle, die uns in irgendeiner Form unterstützt haben. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Museum.BL!

Museum.BL Zeughausplatz 28 4410 Liestal T +41 61 552 59 86

museum@bl.ch www.museum.bl.ch   Museum.BL

Impressum Herausgeber: Museum.BL Inhalt: Team Archäologie und Museum Baselland Redaktion: Marc Limat, Simone Ochsner, Daniela Rohr Gestaltung: 1kilo, Dorothee Wettstein, Hansjakob Fehr © Archäologie und Museum Baselland, 2016






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