[text & gestaltung] STEFAN KNAPP
IM GESPRÄCH MIT RENS VELTMAN ZU UNTERSCHIEDEN UND GEMEINSAMKEITEN
Wie sieht ein Künstler den Zusammenhang zwischen den beiden Disziplinen? Soll man als Designer überhaupt einen künstlerischen Anspruch verfolgen? Diesen und
weiteren Fragen stellten wir uns im Gespräch mit dem rennomierten Tiroler Künstler Rens Veltman. Die Ergebnisse überraschten und erstaunten zugleich, erfuhren wir doch, dass Veltman selbst eine Zeit lang in der Werbebranche tätig war...
Rens, wie definiert sich für dich der Begriff Kunst?
Man sagt, Kunst kommt von Können. diese
Aussage alleine ist allerdings irreführend, denn das Wort teilt sich auch einen Wortstamm mit
„künden“. Im weitesten Sinne ist Kunst also
Wo findest du die Inspiration für deine Werke?
ten. Sicher spielt Können irgendwo eine Rolle,
über den Kontakt mit Kollegen bis hin zur Recherche in Büchern, Zeit-
Kunde, das heißt die Vermittlung von Botschaf-
denn wer die Technik nicht beherrscht, wird nur schwer eine Aussage treffen können. Für mich
ist allerdings die Botschaft das Ausschlagge-
bende. Kunst ist etwas Magisches, ein irrsinnig
weiter Begriff. Es geht aber immer um Inhalte. Wer nichts zu erzählen hat, wird keine Kunst
schaffen können. Ohne ein Motiv, eine Inten-
Die Quellen sind vielfältig. Das reicht vom Besuch von Ausstellungen
schriften und im Internet. Vor allem bei technischen Dingen birgt das
Web einen schier unerschöpflichen Vorrat. Gerade Künstler sind in dieser
Beziehung sehr großzügig. Es passiert kaum, dass jemand nicht erklärt, wie er was gemacht hat. Ganz im Gegenteil, Geheimhaltung ist dabei
eher verpönt. Diesen Austausch finde ich toll, insofern ist für mich das Internet ein Segen.
tion oder sozusagen den Willen zur Erkenntnis handelt es sich nicht um Kunst.
Wie entwickelte sich deine Karriere in der Werbung? Worin liegt für dich der entscheidende Unterschied zwischen Kunst und Werbung?
Eigentlich sehe ich mehr Gemeinsamkeiten, denn Unterschiede. Sowohl der Werbetreiben-
de als auch der Künstler vermitteln Inhalte. Natürlich, von der Kunst werden eher geistige Aussagen und von der Werbung Botschaften
im Dienste der Wirtschaft kommuniziert. Den symbolischen Gehalt zu verpacken und zu transportieren gelingt jedoch beiden auf die selbe Art und Weise. Seit es Werbung gibt wandern viele Künstler in diese Branche ab so war auch ich einige Jahre in der Branche tätig.
Mitte der 80er Jahre habe ich über Plakatwettbewerbe
erste
Kontakte
mit
Andreas Braun, dem damaligen Direktor der
Tirol-Werbung geknüpft. Irgendwann enstand, gemeinsam mit meinem Bruder, die Idee eines
interaktiven, computeranimierten Plakates. Die Verantwortlichen der Tirol-Werbung waren von der Präsentation unserer Animation begeistert
und erkannten früh das Potential dieses Mediums. Dadurch wurde letzendlich auch der
Grundstein für das heutige Internet-Protal tiscover gelegt.
Über 2 Jahre gestaltete ich fast jede Einladung, jeden Katalog, jeden Geschäftsbericht der TirolWerbung. Ich war der Meinung, dass das was ich dabei mache, Kunst sei. Rückblickend muss ich zugeben, mich selbst belogen zu haben.
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