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Kolumne Dominique Wand

| KOLUMNE |
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Neuer Versuch!
So, ihr Lieben, wir rauschen der nächsten Jahreswende entgegen und es ist an der Zeit, mal ein paar Dinge Revue passieren zu lassen oder kurz genauer unter die Lupe zu nehmen. Immer, wenn man denkt — Gott, was für ein irres Jahr, dann hat das nächste garantiert noch Einen vorbereitet.
Alles begann mit so einer Art Bravo-Lovestory. Gibt es das eigentlich noch? Egal. Erinnern wir uns an das schmusig-verträumte Selfie von Baerbock, Habeck, Lindner und Wissing. Je nach verwendeter Grafikkarte in pastellenem geschlechtsteilrosa bis hin zu karibischen Sonnenuntergangsflair gehalten, stimmte uns dieses Bild ein auf alles Unerwartete. Mal im Ernst, mit diesem Foto hat alles angefangen. Ja gut, es war noch im vorvergangenen Jahr, aber dennoch, ich glaube, alles begann in diesem Augenblick. Denn ehrlich, hätte ich damals auf irgendeinem Despotenstuhl gesessen, meine weiße Katze gekrault und mir die Brust von Yps-HeftUrzeitkrebsen enthaaren lassen, ja, ich hätte gewusst, jetzt ist alles möglich. Zumindest muss es wohl dem zu kurz geratenem Hinterhofschläger im Kreml so gegangen sein. Missversteht mich bitte nicht! Nichts, aber auch absolut nichts rechtfertigt oder entschuldigt gar diesen widerwärtigen Krieg, den der kleine Zar vom Zaun gebrochen hat. Aber dieser Lichtbildmoment muss ihn wohl davon überzeugt haben, dass nun wirklich keine Gefahr mehr droht. Er hat sich geirrt, trotz der Tatsache, dass Olaf Schulz nicht mal mit auf dem Foto war. Aber manchmal schreiben Bilder einfach Geschichte.
Tja, und dann begann das gesamte Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Bevor ich weiterschreibe, drehe ich kurz mal die Heizung hoch, aus Protest und weil draußen Schnee liegt. Plötzlich fiel uns Deutschen auf, dass wir seit vielen Jahren das gute, günstige Gas bei Onkel Wladimir kaufen. Herrgott, dass konnte doch keiner wissen! Gut, gerade wir Ostdeutschen hätten es nun wirklich wissen können, aber herrje, diese pupswarmen Samowarabende zum Abschluss des Pioniernachmittages waren doch immer so schön. Und dann noch diese süßen Matrjoschkas, jene pummeligen kleinen Holzfiguren mit dem leicht bekifften Blick. Die wurden immer mehr, wenn man sie öffnete — wer konnte den ahnen, das dass die russische Variante des Trojanischen Pferdes sein würde. Gut, ok, 2014 bei der Besetzung der Krim vielleicht, aber wer will jetzt hier Pelmeni spalten …
Und dann ging es so richtig los! FrackingGas aus den USA war plötzlich fein und Robert Habeck tingelte durch den gesamten arabischen Raum — mit dem Mann möchte man echt nicht tauschen. Manuela Schwesig konnte sich plötzlich auch nicht mehr so richtig erinnern, wer dieses Riesenrohr — man verzeihe mir das Wortspiel — bei ihr in der Ostsee verlegt hatte. Dann ging es Schlag auf Schlag. Irgendwer bemerkte, dass der an die russische GazPromtochter vertickte Gasspeicher leer war, erstaunlich. Die Grünen stimmten einer Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zu, aber ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gibt es immer noch nicht. Ihr Schelme. Dann wurden NordStream 1 und 2 doch geöffnet, allerdings mit dem ganz großen Dosenöffner. Es folgten Wumms und Doppelwumms — warum entschuldige ich mich eigentlich immer für Wortspiele??? Und nun?
Ach ja, da war ja noch was. Das Ding mit dem Klimawandel, tja, kann man schon mal aus den Augen verlieren. Und nachdem die Kids von »Fridays for Future« artig ergebnislos fünf Jahre zu Hunderttausenden auf die Straßen gingen, kleben sich ihre Nachfolger von »Last Generation« jetzt auf dieselben. Uhiuhiuhi, da geht der fleischgewordene Intelligenzquotient der CSU, Alexander Dobrindt, aber mal richtig steil und schwadroniert etwas von einer kommenden Klima-RAF. Haben die da in Bayern schon irgendwelche Drogen legalisiert, von denen wir Sterblichen noch nichts wissen? Demnächst nicht auf dem Streamingdienst eurer Wahl: »Der Last-Generation-Komplex«. Wird bestimmt großartig.
Ach ja, und damit der Jahresrückblick noch seine Kirsche bekommt — die CDU hat unter ihrem Ex-BlackRock-Macker Friedrich Merz gerade das Bürgergeld verhindert. Kann doch nicht sein, dass sich der Plebs jetzt noch was zu Weihnachten kauft. Ich freu mich auf 2023 …
Euer Dominique Wand
DOMINIQUE WAND
BÄR IM BOOT
FÜR MENSCHEN UND BÄREN AB 7 FÜR MENSCHEN UND BÄREN AB 7
BÄR IM BOOT
NACH DEM ROMAN VON DAVE SHELTON FASSUNG: KERSTIN LENHART :: FÜR MENSCHEN UND BÄREN AB 7 SCHAUSPIEL :: AB 03. DEZEMBER 2022
»Wohin?«, fragte der Bär. »Einfach rüber auf die andere Seite, bitte«, sagte der Junge und wedelte unbestimmt hinaus übers Wasser. Doch dies ist leichter gesagt als getan. Denn wie soll man den Weg mit einer Karte finden, die ausschließlich aus blauer See besteht? »Bär im Boot« ist eine anrührende, absurde Geschichte über das Größerwerden und das Wachsen einer Freundschaft.