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Career portrait

72 – careernetwork

Freitag, 4. Mai 2012

„Die ganze Welt ist zwischen Wien und Salzburg“ Warum Hallstatt den Vergleich mit Disneyland nicht scheuen muss, das Portierwesen seiner Tourismus­karriere beinahe in die Quere gekommen ist und ein Tag als Barack Obama durchaus reizvoll wäre, verrät der Vorstand des Oberösterreich Tourismus, Karl Pramendorfer, im Gespräch.

Linz. 1985 war er der jüngste Touris­ musdirektor des Landes – heute ist Karl Pramendorfer der dienstältes­ te. Und diesen Titel wird man ihm nicht so rasch streitig machen, läuft doch seine aktuelle Amtsperiode bis 30. Juni 2015: „Der Tourismus hat sich in dieser Zeit kaum verändert. Es geht immer noch um Gefühle. Wir verkaufen Spaß und Freude – und sonst gar nichts“, stellt der Vorstand des Oberösterreich Tou­ rismus unmissverständlich klar.

damals in Pension gegangen und der Posten ist neu ausgeschrieben worden. Meine Präsentation dürfte ganz passabel gewesen sein, denn der Verband hat sich auf das Risi­ ko mit mir eingelassen.“ Und das „Risiko“ dürfte sich be­ zahlt gemacht haben – schließlich sitzt Pramendorfer auch noch nach 27 Jahren im Amt und kann u.a. auf die Gründung eines eigenen Incoming-Reisebüros für das Bun­ desland und die „Erfindung“ des Donauradwanderwegs – die „Wie­ ge des Radtourismus“, wie er ihn nennt – verweisen: „Den Radtou­ rismus hat man damals nicht als Produkt angeboten, weil die Reise­ veranstalter gemeint haben, dass es jemanden geben muss, der die Koffer von A nach B nachtranspor­ tiert. Das ist dann auch der Aus­ gangspunkt für die Gründung des Incoming Reisesbüros gewesen“, so Pramendorfer. „Mein Zugang war und ist, Nächtigungen für Partner in Oberösterreich zu produzieren, die noch nicht so bekannt und groß sind, um mit großen Reiseveran­ staltern zu kooperieren.“

„Der Tourismus hat sich kaum verändert. Es geht immer noch um Gefühle. Wir verkaufen Spaß und Freude – und sonst gar nichts.“ Karl Pramendorfer

„Der Bub muss studieren“ Auch wenn das „Portierwesen“ großen Eindruck auf Pramendorfer machte, setzte sich der Tourismus dann doch durch: „Nach der Han­ delsakademie hat sich die Frage gestellt, ob ich in den elterlichen Betrieb einsteigen sollte. Da das Hotel meiner Mutter aber zu klein

Hallstatt ist wie Disneyland

© OÖ Tourismus

Welchen Reiz das Heimatbun­ desland auf ihn persönlich ausübt? „Oberösterreich steht für ‚Öster­ reich im Kleinen‘. Die ganze Welt ist zwischen Wien und Salzburg, wenn man so will, und Hallstatt ist wie Disneyland“, scheut er keinen Ver­ gleich. „Mit einem einzigen gewal­ tigen Unterschied. Bei uns ist alles echt.“ (jawe)

© Land Oberösterreich

Der ‚Tourismusvirus‘ wurde Pramendorfer quasi in die Wiege gelegt: Als Sohn einer Linzer Ho­ teliersfamilie beschäftigte er sich bereits im Kindesalter mit dieser Materie. Der erste Berufswunsch war aber von anderen Motiven ge­ trieben: „Ich wollte eigentlich Por­ tier vom Unfallkrankenhaus in Linz werden“, erzählt er amüsiert. „Mein Elternhaus ist in der Parallelstraße des alten UKH gewesen. Und das Areal der alten Blumau ist mein Spielplatz gewesen, auf dem ich mit dem Fahrrad herumgefahren bin“, schwelgt er in Erinnerungen. „Das Unfallkrankenhaus hat mich dabei so fasziniert, weil es als eines der ersten automatisch öffnende Türen gehabt hat. Da ist der Krankenwa­ gen ein- und ausgefahren. Und da­ von war ich einfach gefesselt.“

gewesen ist, war für meine Eltern schnell klar: ‚Der Bub muss stu­ dieren‘“, schildert er, wie es dazu kam, dass er zwischen 1972 und 1976 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Linz studierte. „Nach dem Studium hat sich mir dann die Möglichkeit geboten, bei der Kammer anzufangen. Der da­

malige Sektionsobmann Landgraf hat mir dann aber den Tourismus schmackhaft gemacht.“ Und so bewarb sich Pramendorfer und erhielt 1977 einen Posten beim da­ maligen Landesverband für Tou­ rismus in Oberösterreich: „Mein Glück ist gewesen, dass ich damals einen Direktor hatte, der mich alles

hat machen lassen; vom Lager bis zur Messe habe ich in dem Haus vermutlich alle Stationen durch­ laufen. Dafür bin ich heute noch dankbar.“ Nach achtjähriger Tätigkeit im Haus übernahm er 1985 die Lei­ tung der Landes-Tourismusorga­ nisation: „Direktor Aldo Debene ist

5 Fragen An Karl Pramendor f er

Als Kind wollte ich immer … Portier vom Unfallkrankenhaus werden. Das ist meine größte Stärke … eine Vision zu haben, Ziele zu verfolgen und ungeduldig zu sein. Das sieht aber nicht jeder als Stärke. Das ist meine größte Schwäche … zu viele Dinge gleichzeitig zu machen.

1952–1976

1977–2002

2003–Heute

Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war … „Der Schwarm“ von Frank Schätzing, ein äußerst fantasievolles Werk.

Am 13. April 1952 als Sohn einer Linzer Hoteliers­ familie geboren, absolvierte Karl Pramendorfer nach der Handelsakademie von 1972 bis 1976 das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Linz.

1977 begann er sein Engagement beim Oberösterreich Tourismus (früher: Landesverband für Tourismus in Ober­ österreich) und nach achtjähriger Tätigkeit übernahm er 1985 die Leitung der Landes-Tourismusorganisation.

Seit 2003 ist Pramendorfer Vorstand des Ober­ österreich Tourismus. Seine aktuelle Amtsperiode läuft bis Juni 2015, nachdem er in der General­ versammlung am 30. März 2011 einstimmig für diese Position wiederbestellt worden ist.

Mit dieser Person würde ich gerne für 24 Stunden die Rollen tauschen … Barack Obama. Ich würde gerne wissen, wie er mit der heutigen Infoflut umgeht und die Fäden zieht.


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