VERSschmuggel / réVERSible

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»Dieses Buch erscheint im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums, vertreten durch die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin.« « Ce livre a bénéficié du soutien du ministère français des Affaires étrangères, représenté par le Service culturel de l’Ambassade de France à Berlin. » Mit freundlicher Unterstützung von / avec le soutien de

Lektorat / Relecture : Michel Kneubühler, Aurélie Maurin Übersetzung der Statements / Traduction des comptes-rendus d’auteurs : Odile Kennel, Stéphanie Lux Coordination pour l’Espace Pandora : Jean-Baptiste Cabaud © 2012 Verlag das Wunderhorn, Rohrbacher Straße 18, D-69115 Heidelberg www.wunderhorn.de © 2012 Éditions La passe du vent, F-01 Genouilleux www.lapasseduvent.com © für die einzelnen Texte siehe Anhang / pour chacun des textes voir appendice © für die Übersetzungen bei den Autorinnen und Autoren / pour les traductions, chacun des auteurs/traducteurs Alle Rechte vorbehalten / Tous droits réservés Druck / Achevé d’imprimer sur les presses de NINO Druck, Im Altenschemel 21, 67435 Neustadt/Weinstraße, Allemagne. Herstellung / Production : Cyan, Heidelberg Umschlagabbildung / Montage photo de couverture : © Jean-Baptiste Cabaud ISBN 978-3-88423-411-2 (Deutschland) ISBN 978-2-84562-208-1 (Frankreich) Dépôt légal : septembre 2012 Leichte Abweichungen zwischen Gehörtem und Geschriebenem liegen in den Nachbereitungen der Übersetzungen begründet. De légères différences entre les versions écrites et audio sont possibles, les traductions ayant été retravaillées par les auteurs.


VERSschmuggel réVERSible Deutsche und französische Dichtung – zweisprachig Dialogues poétiques franco-allemands – une anthologie

Édith Azam Arno Calleja Linda Maria Baros Albane Gellé Pascal Poyet Dorothée Volut

Christian Filips Marion Poschmann Ulrike Almut Sandig Tom Schulz Uljana Wolf Judith Zander

Herausgegeben von / Édité par Aurélie Maurin / Thomas Wohlfahrt Wunderhorn / Éditions La passe du vent


Moure / Despatie / Kaláz

Inhalt / Table Buch / Livre / CD1

Seite / Page Track / Piste

Vorwort / Préface Danksagung / Remerciements

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Pascal Poyet

Uljana Wolf

Pascal Poyet Draguer l’évidence Mettons d’abord Un peu de vide valant bien son pesant Portant léger sur le moindre tiens La volonté doux dans les choses s’excuse

Die evidenz angraben Nehmen wir anfangs Da ein wenig leere aufzuwiegen wäre Sich also leichthin stoßen am geringsten Der doppelte wille tanzt den dingen exklusiv

Uljana Wolf Subsisters drei bögen: bougainville 0 drei bögen: bougainville 1 drei bögen: bougainville 2 drei bögen: bougainville 3

Subsisters trois feuillets : bougainville 0 trois feuillets : bougainville 1 trois feuillets : bougainville 2 trois feuillets : bougainville 3

Linda Maria Baros

Ulrike Almut Sandig

Linda Maria Baros Les enfants passés au tamis Le nuage d’Oort Je sors dans la rue avec l’ange Triple pont. La culasse de l’œil pinéal

Die ausgesiebten Kinder Die Oortsche Wolke Ich geh mit dem Engel auf die Straße hinaus Dreifache Brücke. Der Verschluss des Scheitelauges

42 46

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Ulrike Almut Sandig meine Freunde schmale Schatten alles wird immer noch da sein Süden Jagdlied

mes amis les ombres grêles tout sera encore là le Sud chant de chasse

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Moure / Despatie / Kaláz

Buch / Livre / CD1

Seite / Page Track / Piste

Arno Calleja

Christian Filips

Arno Calleja (sans titre) la forêt (sans titre)

(o. T.) der wald (para-calleja, o.T.)

66 72 76

22 20 19

Christian Filips Exultate, jubilate! Heiße Fusion mit Aurora Heischesatz vom Liebemachenmöchten

Exultate ! Jubilate ! Fusion chaude avec Aurore Aspiration au vouloir s’accoupler

80 82

21

84

23

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Moure / Despatie / Kaláz

Buch / Livre / CD2

Seite / Page Track / Piste

Dorothée Volut

Judith Zander

Dorothée Volut toucher n’existe pas ne serait-ce que d’observer alors parce qu’il nous reste des enfants

berühren gibt es nicht 94 und sei es bloß, dass man beobachtete 96 nun gut, also weil uns die kinder bleiben 98

Judith Zander fiat hotel grundlegende

fiat hôtel légendaires

Albane Gellé

Tom Schulz

Albane Gellé dans un abri nous conversons sur la table salade verte nous ne sommes pas nomades nous donnons à boire aux plantes Je, , (extraits)

in einem versteck sprechen wir grüner salat auf dem tisch wir sind keine nomaden den pflanzen geben wir zu trinken Ich, Pferd (Auszüge)

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Tom Schulz Kraków im Nebel Nocturne mit F. Die Tagesmutter Die Geliebte Alleinstellungsmerkmale unter Apfelbäumen

Dans le brouillard Cracovie Nocturne avec F. Nourrice La bien-aimée Marketing sous les pommiers

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Édith Azam

Marion Poschmann

Édith Azam Une parole, vite, sans trace Grille de nuit

Flüchtig, ein Wort. Nachtraster.

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102 2 104 4 106 6

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Moure / Despatie / Kaláz

Buch / Livre / CD2 Marion Poschmann Künstliche Landschaften 1 Künstliche Landschaften 2 Künstliche Landschaften 3 Künstliche Landschaften 4 Künstliche Landschaften 5

Paysages artificiels 1 Paysages artificiels 2 Paysages artificiels 3 Paysages artificiels 4 Paysages artificiels 5

Seite / Page Track / Piste 162 164 166 168 170

Poesietransfer / Transfert poétique 177 Ich Pferd 180 La nourrice 181 Biografien / Biographies Herausgeber / Éditeurs

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Vorwort / Préface

VERSschmuggel VERSschmuggel ist ein Verfahren zum Übersetzen von Dichtung. Es redet nicht etwa kriminellen Energien das Wort oder feiert das Plagiat. Ganz im Gegenteil, VERSschmuggel verweist auf die oft ungewöhnlichen, auch klandestinen, dabei aber immer phantasievollen Energien, derer es bedarf, um beim Übertragen von Dichtung in eine andere Sprache wieder ein sprachliches Kunstwerk entstehen zu lassen: ein Gedicht. Von alters her gilt Dichtkunst als nicht übersetzbar. Von alters her ist sie jedoch glücklicherweise immer wieder übersetzt worden. Wie sonst hätten wir Kunde von dem, was in anderen Sprachen und Kulturen entstanden ist? Was setzt eigentlich über, wenn Dichtung übersetzt wird? Ist es das formale Konstrukt, etwa sein Versschema? Ist es das, was ein Gedicht im kognitiven Sinne bedeuten will? Wird der Rhythmus eines Gedichts transportiert, oder sein Klingen, oder eher seine Bilderwelt? Das Zusammenspiel all dieser Elemente macht ein Gedicht erst zum Gedicht. Hinzu kommt die grammatische Verfasstheit einer Sprache, die am Entstehen eines Gedichts genauso mitarbeitet wie intertextuelle oder literatur- und kulturgeschichtliche Referenzen. All das steht beim Übersetzen zum Über-setzen an. Am Ende ist in der anderen Sprache dann wieder ein gutes Gedicht entstanden, wenn es in ihrer sprachlichen Systematik und mit ihren Mitteln wieder als ein Besonderes erstrahlt und wahrgenommen wird. VERSschmuggel ist ein Übersetzungsverfahren, das in der Literaturwerkstatt Berlin entwickelt und mehrfach erprobt wurde. Es verschränkt die Technik literarischen Übersetzens mit der sprachgestalterischen Kraft, die zum Zuge kommt, wenn Dichter sich gegenseitig übertragen. VERSschmuggel greift teilweise auf eine Methode zurück, die in der DDR Anwendung fand. Hier sprach man, wurde Dichtung übertragen, von einer Nachdichtung. Und die entstand so: Der Verlag, der einen Band mit Gedichten aus einer anderen Sprache herausbringen wollte, beauftragte meist ein Übersetzerbüro, zunächst eine Interlinear- oder Rohübersetzung anzufertigen. In einem zweiten Schritt wurde ein Dichter beauftragt, mit Hilfe dieser Rohübersetzungen eine Nachdichtung anzufertigen, in der Regel ohne im Kontakt mit dem zu übersetzenden Dichter zu stehen. Wohl aber hatte der übertragende Dichter den Originaltext zur Verfügung und somit die Grafik 8


Vorwort / Préface

des Gedichts. Dessen Klang- und Rhythmuslinien waren zu erahnen, wenn die fremde Sprache laut gesprochen wurde und der Vers darüber seine Strukturiertheit zu erkennen gab. Diese Methodik und die des literarischen Übersetzens von Dichtung kritisierten sich gegenseitig etwa in dem Punkt, dass das von einem Dichter in die andere Sprache übertragene Gedicht womöglich weit weg vom Original und eben (bloß) nach-gedichtet sei, während umgekehrt so manche literarische Übersetzung, die zwar dichter am Original bleibt, die Seele, also die Empathie einer Dichtung vermissen ließe. VERSschmuggel verbindet beide Methoden miteinander. In einem ersten Schritt werden Interlinearübersetzungen der Gedichte angefertigt, die den Sinn des Gedichtes Wort für Wort wiedergeben. Auf Besonderheiten des Rhythmus, des Klangs, auf Sinnverschiebungen und Doppeldeutigkeiten weist der Interlinearübersetzer in einem oft umfangreichen Fußnotenapparat eigens hin. Die Interlinearübersetzungen bereiten das Feld vor, auf dem die Dichter sich bewegen, sie sind »die Landkarte in der Hand der Dichter«, wie Pascal ­Poyet es ausdrückt. Zwischen den Dichtern arbeitet ein Sprachmittler, der dafür sorgt, dass die Geschichten, die hinter den Wörtern und Versen liegen, gegenseitig erzählt werden. Das sind oft höchst private, ja intime Bekanntmachungen! Der Sprachmittler ist beim VERSschmuggeln ein Medium und somit der Dritte im Bunde; die Sechshändigkeit des Prozesses macht die Opulenz der so übertragenen Texte aus. Der übersetzende Dichter erhält größte gedankliche und ästhetische Freiheit bei der Neufassung des anderen Gedichts in seiner Sprache, weil die Lösungen, die er seinem dichtenden Kollegen vorschlägt, solange verworfen werden können, bis sie von jenem autorisiert sind. Denn eines ist klar: Will man ein Gedicht in all seiner inneren gehaltlichen und ästhetischen Verschränkung gut übertragen, muss man mitunter radikal neu erfinden! Sechs junge Dichter aus Frankreich und sechs aus Deutschland, die im eigenen Land bekannt, im anderen weitgehend unbekannt sind, trafen im Rahmen des poesiefestival berlin 2011 aufeinander, um sich nach der Methodik des VERSschmuggelns gegenseitig zu übersetzen. Sie arbeiteten an der poetischen Neufassung ihrer Gedichte in der jeweils anderen Sprache, ohne die Sprache des anderen zu beherrschen. 9


Vorwort / Préface

VERSschmuggel ist ein poetischer Dialog und ein Dialog der Poetiken: Es gilt, das poetische Bauprinzip eines Gedichtes zu erfassen und die fremde Poetik »sprechen« zu lernen. Die Dichter lasen sich die Texte gegenseitig vor, nahmen sie Wort für Wort, Bild für Bild auseinander, fragten nach kulturellen Konnotationen und stilistischen Zusammenhängen sowie nach individuellen Kompositionsverfahren und deren Verortung innerhalb der poetischen Traditionen des jeweiligen Landes. »Abbauen, abbauen, alle Schichten des Wortes, um die Frage nach den kleinsten gemeinsamen Bestandteilen stellen zu können«, beschreibt die deutsche Dichterin Judith Zander ihr verwendetes Arbeitsverfahren. Uljana Wolf beschreibt den Übersetzungsprozess so: »Entwirren, um neu zu verwirren«. Das Gedicht wird in der anderen Sprache nach demselben Bauplan wie der Ausgangstext aufgebaut, mit einer Verknüpfung von Rhythmus, Klang und Sinn, aber mit entsprechend anderen sprachspezifischen Gestaltungselementen. Jeder Übersetzung liegt somit eine ganz eigene Architektur zugrunde. Die vorliegende Anthologie präsentiert nicht nur zwölf junge Dichter aus unterschiedlichsten poetischen Richtungen, sie führt uns auch ein breites Spektrum an Übersetzungsästhetiken vor Augen: von der wortgetreuen Wiedergabe der Gedichte Linda Maria Barros’, die auf Wunsch der Autorin von Ulrike Almut Sandig so nah wie möglich am Original erstellt wurden, bis hin zur visuellen Übertragung eines Gedichtes von Pascal Poyet durch Uljana Wolf, in der das Aussehen der französischen Wörter zum Ausgangspunkt für visuell ähnlich aussehende deutsche Wörter wird. Dichter haben ihre eigene Wortakrobatik in die neuen Schöpfungen eingeflochten, ohne dabei den Gestus des ursprünglichen Gedichts aufzugeben. Arno Calleja und Christian Filips sind am weitesten gegangen, sie übernahmen das verspielte Kompositionsprinzip des anderen und spannen es weiter. So lässt Christian Filips in »(para-calleja, o.T.)« die Frau aus Callejas Gedicht französisch sprechen, überhaupt schwingt das Französische im ganzen Gedicht mit. Er hat im wahrsten Sinne eine Sprache in eine andere Sprache »über(ge)setzt«, das Französische umdisponiert, neu geformt nach der Matrix des Deutschen. Ganz anders wiederum, wenn die fließenden »Legato-Texte« von Marion Poschmann in die abgehackte »Stakkato-Metrik« von Édith Azam gegossen werden und somit einen ganz neuen Atem bekommen: Handelt es sich dann noch um eine Übersetzung des Textes von Marion Poschmann 10


Vorwort / Préface

oder schon um einen neuen Text von Édith Azam? Was ist Original, was ist Übersetzung, wenn ein Dichter die eigenen Texte mitübersetzt? Wenn er dabei einen neuen Blick auf seine Texte wirft, sie manchmal fort-, ja sogar umschreibt? Oder wenn in der Lesung von Dorothée Volut und Judith Zander aus dem Wortwechsel eine Verwechslung wurde, ein Hin und Her der Stimmen, in dem die Zuhörer bald nicht mehr wussten, auf welcher Seite des Rheins sie sich befanden? Die meisten der in diesem Band versammelten Dichter haben die Grenzen zwischen poetischer Praxis und Übersetzungspraxis ohnehin aufgehoben, weil sie auch als Lyrikübersetzer arbeiten und diese Arbeit als eine Fortschreibung ihrer eigenen Poetik verstehen. So übersetzte Christian Filips die »Friulanischen Gedichte« von Pier Paolo Pasolini in ein »vorzeitbelebendes« lutherdeutsches Idiom, Judith Zander arbeitet an einer Neuübersetzung der Gedichte von Sylvia Plath, Linda Maria Barros ist eine bedeutende Übersetzerin der französischen Dichtung in ihre rumänische Muttersprache, Pascal Poyet und Uljana Wolf sind ausgewiesene Übersetzer zeitgenössischer amerikanischer Lyrik und setzen sich auch in ihren Gedichten mit der (Un-)Übersetzbarkeit von Sprache(n) auseinander. Wir wünschen dieser in vielerlei Hinsicht einmaligen Anthologie viele Leser und Hörer, und den beteiligten Dichterinnen und Dichtern die Fortsetzung ihres poetischen Dialogs! Aurélie Maurin / Thomas Wohlfahrt Berlin, August 2012

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Vorwort / Préface

réVERSible On a souvent décrété que la poésie était intraduisible et, heureusement, on a toujours entrepris de la traduire. Mais qu’est-ce qu’on traduit, quand on traduit un poème ? Est-ce le son ou le sens, est-ce qu’on transpose avant tout son rythme, ou sa tonalité, ses images ? Un poème est la somme de tous ces éléments, auxquels s’ajoutent les références intertextuelles, littéraires et culturelles. C’est cet équilibre de ­l’ensemble du poème et de chacun de ses rouages, même le plus infime, qui en fait la richesse et la complexité, et qui est sans doute le plus difficile à restituer. Et au final, le poème traduit doit exister par lui-même, avec sa propre structure métrique et rythmique, sa propre mécanique de signifiants et d’images – son propre mode musical. Face à cette gageure, l’atelier réVERSible, qui réunit des duos de poètes ne connaissant pas la langue qu’ils auront à traduire, semble apporter un petit brin d’impossible et relever un double défi. La méthode réVERSible, telle que nous l’avons développée à la Literaturwerkstatt Berlin, associe la ­traduction littéraire à la force créatrice qui se dégage lorsque des poètes se traduisent mutuellement. réVERSible reprend en partie la méthode de traduction pratiquée en RDA, où l’on parlait d’« adaptation ». Lorsqu’une maison d’édition voulait faire traduire un recueil de poèmes vers l’allemand, elle demandait à un bureau de traduction de procéder à une traduction littérale. À l’aide de ce premier jet et du texte original, un poète en faisait une adaptation. Si, la plupart du temps, l’auteur n’avait jamais été en contact avec le poète à traduire, l’original lui donnait néanmoins une idée de l’aspect visuel du poème. Les avis sont partagés et assez tranchés sur les mérites de cette méthode. Pour les tenants de la traduction littéraire de la poésie, un poème transposé, adapté dans une autre langue par un poète risque de s’éloigner par trop de l’original ; pour les partisans de l’adaptation, en revanche, une traduction littéraire, certes plus proche du texte de départ, court le risque de manquer d’empathie, et donc d’âme. réVERSible fait en quelque sorte le lien entre ces deux méthodes. Dans un premier temps, on procède à une traduction littérale des poèmes, dont le but est de rendre le sens de manière aussi précise que possible. Le 12


Vorwort / Préface

traducteur a recours à des notes de bas de page pour attirer l’attention sur les particularités de rythme, les assonances, les glissements de sens ou les éventuels doubles sens cachés dans le texte. Cette première traduction prépare le terrain sur lequel vont évoluer les poètes, elle est « le plan que le poète tient entre ses mains », pour reprendre la formule de Pascal Poyet. Entre les deux poètes, avec eux, un traducteur-­ interprète, un passeur, un complice, qui fait en sorte que les histoires sousentendues par les textes puissent être racontées. Une troisième voix s’invite au dialogue initié et la traduction, à six mains désormais, découvre de nouvelles voies, de nouvelles richesses. Le plus souvent, les poètes s’accordent mutuellement une grande liberté ­esthétique lorsqu’il s’agit de créer dans l’autre langue une nouvelle version de leurs poèmes. Ainsi, cette pratique éclaire d’un jour nouveau le concept de fidélité. Elle se conquiert ici au prix d’un dépassement, d’un détachement de la structure de départ : il faut savoir se libérer du carcan de l’original, accepter de prendre chemins de traverse et détours pour trouver le ­meilleur équivalent. Et cet acte de libération se fait à trois. On pourrait parler de pacte d’infidélité. Rien en tout cas qui n’ait été mûrement réfléchi, discuté, soupesé, vérifié dans tous les ouvrages de référence nécessaires avant d’être accepté. En 2011, six jeunes poètes français et six jeunes poètes allemands, bien établis dans leur propre pays mais encore peu ou pas connus de l’autre côté de la frontière, se sont rencontrés dans le cadre du poesiefestival berlin pour se traduire mutuellement selon la méthode réVERSible. Un dialogue poétique s’est mis en place. Un dialogue entre poétiques : saisir le principe de construction d’un poème et apprendre à « parler » la poétique de l’autre. Les poètes se sont lu leurs textes à haute voix, avant de les décomposer mot à mot, image à image, posant des questions sur les connotations culturelles, le style, mais aussi les procédés de composition propres au poète et la façon dont celui-ci s’inscrit dans les traditions poétiques de son pays. « Réduire, réduire, ôter une à une les couches successives du mot, pour poser la question du plus petit dénominateur commun », voilà comment l’auteure allemande Judith Zander a décrit sa façon de procéder durant l’atelier. Uljana Wolf, elle, a dépeint le processus de traduction comme l’action de « démêler, pour ré-­ emmêler différemment ». Le poème est reconstruit dans l’autre langue en ­suivant le plan de construction de départ, associant rythme, tonalité et sens 13


Vorwort / Préface

grâce à des processus différents, ceux qui sont propres à la langue d’arrivée. Chacune de ces traductions a une architecture bien particulière. Car cette anthologie ne présente pas seulement douze jeunes poètes d’horizons poétiques très divers. Elle nous propose également un très large spectre d’esthétiques de la traduction, allant de la restitution fidèle des poèmes de Linda Maria Baros – respectant le vœu de l’auteure, Ulrike Almut Sandig est restée au plus près de l’original – à la transposition visuelle, Uljana Wolf partant de l’aspect visuel des mots français dans un texte de Pascal Poyet pour écrire un poème avec des mots allemands leur ressemblant. Au cours de cet atelier, les poètes ont réussi à insérer leurs propres jeux et rapports au langage dans la poétique de leur partenaire, sans pour autant abandonner la tonalité du poème original. Arno Calleja et Christian Filips sont ceux qui sont allés le plus loin dans ce domaine, reprenant le principe de composition de l’autre pour le pousser à l’extrême. Ainsi, chez Christian Filips, la femme du poème d’Arno Calleja « (para-calleja, o.T.) » parle français – et la musique du français transparaît dans tout le poème. Christian Filips a littéralement traduit une langue vers une autre langue, modifiant le français pour le reconstruire en suivant la matrice de la langue allemande. D’autres transformations encore : malaxé à la métrique hachée, plutôt « staccato » d’Édith Azam, le « legato » de Marion Poschmann reçoit un souffle tout différent. A-t-on encore affaire à une traduction du texte de Marion Poschmann, ou s’agit-il déjà d’un nouveau texte d’Édith Azam ? Où est l’original, où est la traduction lorsqu’un auteur participe à la traduction de ses propres textes ? Lorsque cet atelier lui permet de jeter un regard neuf sur ses poèmes, qu’il complète, voire réécrit ? Ou lorsque, comme dans la lecture de Dorothée Volut et Judith Zander, l’échange devient jeu de cache-cache entre original et traduction, va-et-vient entre deux voix poétiques, et que l’auditeur ne sait bientôt plus de quel côté du Rhin il se trouve ? Les frontières entre original et traduction ne sont pas seulement dépassées, elles se brouillent. La plupart des poètes représentés dans cette anthologie sont également traducteurs de poésie, et voient cette activité comme un prolongement de leur propre poétique. Ainsi Christian Filips a-t-il traduit les Poèmes frioulans de Pier Paolo Pasolini dans un idiome proche de l’allemand de Luther ; Judith Zander travaille actuellement à une nouvelle traduction des poèmes de Sylvia Plath ; Linda Maria Baros est une traductrice de renom 14


Vorwort / Préface

de poésie française vers le roumain, sa langue maternelle. Quant à Pascal Poyet et Uljana Wolf, traducteurs émérites de poésie américaine contemporaine, leurs poèmes mettent en avant et en abîme le thème du traduisible et de l’intraduisible de la langue. Un kaléidoscope, qui projette des lumières nouvelles sur chaque texte. Nous espérons que cette anthologie, unique à bien des égards, rencontrera un large public de lecteurs et d’auditeurs, et souhaitons au dialogue engagé entre les poètes de se poursuivre encore bien au-delà de ce projet. Aurélie Maurin / Thomas Wohlfahrt Berlin, août 2012

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Danksagung / Remerciements

Danksagung Diese Anthologie wurde gefördert durch das Auswärtige Amt, den Hauptstadtkulturfonds, das Goethe-Institut, die Botschaft der Republik Frankreich und das Centre National du Livre. Die Herausgeber möchten sich sehr herzlich bei allen Sprachmittlern und Interlinearübersetzern bedanken, die das Arbeiten der Dichter untereinander ermöglichten. Ebenso danken wir allen, die beratend oder unmittelbar an der Realisierung des Projekts mitgewirkt haben, insbesondere Michael Mechner für die Tonaufnahmen und deren Bearbeitung sowie Miriam Koruschowitz für ihre Mitwirkung bei der Durchführung der Übersetzungswerkstatt. Danke auch an: arte für die Ausschreibung und Durchführung eines offenen Parallelwettbewerbs, der Menschen aus Frankreich und Deutschland zum Übersetzen zweier Gedichte einlud, insbesondere geht unser Dank hier an Angelika Schindler und die Jurymitglieder Josie Mély und Ulrike Bokelmann, die die eingesandten Übersetzungen bewerteten. Unser besonderer Dank geht an Jean-Baptiste Cabaud, der bei der Übersetzungswerkstatt 2011 in Berlin hospitierte und als Projektkoordinator auf der französischen Seite die Verbindung zwischen dem VERSschmuggel-Projekt und dem französischen Verlag aufbaute und aufrecht erhielt. Den Verlegern Manfred Metzner (Verlag das Wunderhorn) und Thierry Renard (Passe du vent, Lyon) sei für die gute Zusammenarbeit gedankt.

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