Mittendrin 2009 / 1

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MITTENDRIN Lernen in Bewegeung erste Erfahrungsberichte aus den Klassen 1 und 2

Die Hausbauepoche das Erleben des Rubikon im 9./10. Lebensjahr

Das Portfolio die Abschlussmappe nach dem 12. Schuljahr


Das Schöne bewundern, Das Wahre behüten, Das Edle verehren, Das Gute beschließen; Es führet den Menschen, Im Leben zu Zielen, Im Handeln zum Rechten, Im Fühlen zum Frieden, Im Denken zum Lichte; Und lehret ihn vertrauen Auf göttliches Walten In allem, was ist: Im Weltenall, Im Seelengrund. Rudolf Steiner

Am 14. Februar dieses Jahres verstarb Frank Adelberger. Frank Adelberger hat an unserer Schule 20 Jahre als Lehrer im handwerklich-künstlerischen Bereich gewirkt. Sein Unterricht und sein Umgang mit den Schülern waren von der ihm eigenen Intensität geprägt und sein Enthusiasmus für die Kunst hat viele junge Menschen für die Welt der Farben und Formen begeistert und zum eigenständigen künstlerischen Schaffen angeregt.


Inhalt Sommer 2009

Editorial

Perspektiven, spannend - hoffnungsvoll - freudig

Schule unterwegs Landbaupraktikum der 9. Klasse

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Schulleben

Zur Bedeutung der Hausbauepoche

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Küche

Das Radieschen

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Presse

Pressespiegel

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Schulleben

Das bewegte Klassenzimmer

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Schule unterwegs Die 11. Klasse besucht die Synagoge in Köln

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Orchesterfahrt nach Winterberg-Föckinghausen

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Traditionelles

Das Johannifeuer

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Oberstufe

Berufsinfotage

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Das Portfolio

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Gremium

Mitgliederversammlungen 2008

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Ausblick

Termine: Veranstaltungen im 2. Halbjahr

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Kontakt

Namen, Telefonnummern, Arbeitskreise

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IMPRESSUM Für den Inhalt der Artikel sind die Autoren verantwortlich, sie geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. “MITTENDRIN” ist die Schulzeitung der Rudolf Steiner Schule Hagen. Lob, Kritik und sonstige Rückmeldungen aller Art empfangen wir gerne via e-mail an: midri@waldorfschule-hagen.de oder auf dem Postwege an: Rudolf Steiner Schule Hagen, Red. Mittendrin, Enneper Str. 30, 58135 Hagen.

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Die Schulgemeinschaft verabschiedet in diesem Jahr folgende Schüler der 12. Klasse: Mia Fee Krüger Jelka Kohne Julia Kunstmann Simon Felix Machutt Marie-Alisa Mann Elisabeth Neubert Ronja Rossa Christian-Lukas Schubert Ingo Steinbach Annika Stephan Andreas Theissen Louisa Timmerbeil Sandra Weber Laura-Tabea Winning Niklas Winterhoff Christian Zocher

Mona Baumgart Leonhard Bischoping Anna-Lena Boehm Christine Dahmen Lennart Carsten Dodt Leon Eichwalder Kolja Quirin Engelen Nina Gerlach Judith Glück Klara Godehardt Josef Göpfrich Lila Grenningloh-Bernebeu Anne-Sophie Herrmann Laurens Herzog Dominik Kopatz Romina Krachting Joscha Kriegel

Mit dem Abiturabschluss verlassen uns folgende Schüler: Nick Bullerjahn Lena Diethert Johannes Herrmann Marwin Marks Anna Marie Sophie Neubert

Amelie Petrich Sara Rebecca Quanz Ronja Reinhardt Lukas Struwe Clemens Tobies

Herzlichen Glückwunsch, die Schulgemeinschaft wünscht alles Gute für den weiteren Lebensweg.

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Editorial Liebe Leserinnen und Leser der MITTENDRIN, Spannende Perspektiven für Junge Menschen. Das Schuljahr 2008/2009 endet bald, die meisten von Ihnen sind in Gedanken schon in den Sommerferien. Für unsere AbschlussSchülerinnen und Abschluss-Schüler beginnen Lebensphasen, die vor einigen Jahren noch weit entfernt schienen: Freiwilliges Soziales Jahr, Zivildienst oder Bundeswehrzeit, Auslandsaufenthalt zur weiteren Lebensfindung, Aufnahme eines Studiums oder Beginn einer weiterführenden anderen Schulform, Berufsausbildung. Wir wünschen Ihnen viel Glück, Kraft und Erfolg. Hoffnungsvolle Perspektiven für alle Familien. Das Ereignis von Winnenden hat alle Menschen, direkt und indirekt betroffen gemacht. Erziehung, Schulen und mediales Umfeld stehen auf dem Prüfstein. Es bleibt zu wünschen, dass unsere Schulgemeinschaft und ihre Waldorfpädagogik die Kräfte entwikkeln, um Hilfestellungen schon früh in allen Lebenslagen bieten zu können. Freudige Perspektiven für die Schulentwicklung. Die konzeptionelle Neugestaltung der Unterstufenpädagogik an der RSS wird weiter fortgeführt. Die Erfahrungen der ersten zwei Jahre sind durchweg positiv. Die nächsten Erstklässler werden schon mit Spannung erwartet. Wir wünschen Ihnen einen schönen Johanni, eine erholsame Sommerzeit und lesen Sie uns gesund wieder, für das Redaktionsteam Christoph Soester

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Schulleben Landbaupraktikum der 9. Klasse Hallo, ich bin Saskia! Ich bin 15 Jahre alt und besuche die neunte Klasse der Rudolf- SteinerSchule in Hagen-Haspe. Wie jede neunte Klasse haben wir auch unsere drei Wochen Landbaupraktikum auf einem Bauernhof verbracht. Nun möchte ich darüber denen, die es noch vor sich haben oder denen, die schon das Vergnügen hatten oder aber denen, die es einfach interessiert, berichten. Wir (meine Klassenkameradin L. und ich) wurden am Sonntag, den 07.09.08 mit dem Auto nach Much bzw. nach Tillinghausen gefahren, das ist 30 km von Bonn entfernt. Wir sind nach 1 ½ Stunden bei einer sehr netten und freundlichen Familie angekommen, bei

der wir die nächsten drei Wochen auf dem Bauernhof verbringen würden. L. und ich haben unser Zimmer eingerichtet und dann ging es direkt an die

Arbeit. Norbert, so hieß unser Bauer, hat uns den Hof gezeigt und uns erklärt, wie alles funktioniert und was in den nächsten drei Wochen auf uns zukommt. Auf dem Hof gibt es insgesamt 186 Kühe, davon 7 Milchkühe, sowie zwei Ziegen, ein Schaf und viele Katzen. Versorgt werden diese vielen Tiere von unserer Gastfamilie, Norbert, dem Bauern, mit seinen drei Töchtern Rebekka, Delia und Moira. Der Hof ist ein Demeterhof, das heißt, dass das Gemüse nicht gespritzt wird und die Hühner nicht in kleinen Käfigen leben müssen. Norbert zeigte uns ein paar Mal, wie die Kühe gemolken werden und ab da durften wir es die nächsten drei Wochen alleine machen. Außerdem gehörte zu unseren Aufgaben, dass wir Kartoffeln geerntet und im Laden ausgeholfen haben. Im hofeigenen Laden werden alle Produkte des Hofes und der umliegenden Biohöfe verkauft, z.B. Milch, Käse, Wurst, Tee, Eier, Obst, Gemüse, Brot, Müsli und Kartoffeln. Bis die Kartoffeln im Laden landen, haben sie einen weiten Weg hinter

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sich: Sie werden mit dem Kartoffelernter aus der Erde geholt, was eine schwere Arbeit ist. L. und ich mussten die Erde aus den Kartoffeln sortieren, damit sie nicht schimmeln, sondern trocknen können. Nun wurden die Kartoffeln auf einen Anhänger geladen und zum Hof gefahren, wo sie dann direkt nach der Ernte in Big Packs (das sind viereckige Säcke mit zwei Henkeln) gefüllt werden. Um sie im Laden verkaufen zu können, mussten wir sie nochmal sortieren und in Kisten füllen, die wir am Ende mit der Sackkarre in den Laden geschoben haben. Neben diesen ganzen anstrengenden, aber schönen Aufgaben, die wir erledigen durften, hatten wir auch Freizeit: Wir sind sehr gerne mit dem Fahrrad nach Much in die Innenstadt gefahren und haben dort eingekauft. Außerdem gab es am 19.09.08 in Much eine Milchparty, auf der L. und ich sehr viel Spaß hatten. Doch am nächsten Tag mussten wir schon wieder sehr früh aufstehen, um mit Norbert den Wagen mit dem Gemüse, Obst und dem Stand für den Bauernmarkt zu beladen. Auf dem Bauernmarkt gab es ein Schweinerennen, eine Räucherstube und

auch einen Eierstand. L. und ich durften an unserem Stand selbst verkaufen. Es kamen viele Leute, die das frische Brot oder Gemüse und

Obst kaufen wollten. Am Freitag, den 26.09.08 wurden L. und ich von meinem Vater abgeholt. Wir haben uns sehr auf zuhause gefreut, waren aber auch traurig, dass wir gehen mussten, weil wir die Familie sehr in unser Herz geschlossen haben und wir ganz viel auf dem Hof gelernt haben. Jetzt, da wir schon lange wieder zuhause sind, wollen wir nochmal den Hof besuchen, weil wir uns so an die Arbeit gewöhnt haben und die Bauernfamilie und die Tiere vermissen. Im Großen und Ganzen haben wir trotz harter Arbeit sehr viel Spaß auf dem Hof gehabt und ich werde mich noch sehr oft an diese Zeit erinnern. Saskia Apel

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Headline 1 Artikel端berschrift links

Karneva

1. + 2. K

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Headline 1 Artikel端berschrift rechts

l 2009 al

Klasse

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Die Hausbauepoche Eine Hilfestellung beim Durchschreiten des Rubikon im 9./10. Lebensjahr Im Laufe des 3., gelegentlich auch zu Beginn des 4. Schuljahrs ergibt sich für die Kinder eine etwas ungewöhnliche Beschäftigung. Sie bauen, meist auf dem Schulgelände, irgendeine Behausung. Die Palette reicht dabei von eher luftigen, aus Pflanzen geflochtenen Hütten über Lehmhäuschen oder kleine Fachwerkbauten bis hin zu gemauerten Kleingebäuden. Oft stehen die fertigen Projekte im Pausenbereich zum Spielen zur Verfügung, oder sie dienen anderen Zwecken im Schulzusammenhang. Im Idealfall errichten die Kinder diese Bauwerke unter entsprechender Anleitung und Hilfe weitgehend selbst. Vorausgegangen ist diesem Bauprojekt eine Beschäftigung mit anderen, zum Teil ebenfalls praktisch ausgeführten Arbeiten wie dem Feld- und Gartenbau oder ausgewählten Handwerken. Allen diesen Themen gemeinsam ist dabei die in die Naturumgebung eingreifende, umgestaltende und pflegende Tätigkeit des Menschen. Von außen betrachtet lassen sich diese Unterrichtsprojekte alle dem Bereich „Sach- und Lebenskunde“ zuordnen. Leider erschöpft sich mit dieser Einschätzung oft weiteres Interesse am Hintergrund solcher Lerninhalte. Die Waldorfkinder machen eben „mehr praktisch“, und ein Zusammenhang mit der besonderen Situation im 9./10. Lebensjahr wird kaum wahrgenommen. Es vollzieht sich jedoch in dieser Le-

benszeit ein grundlegender Wandel des menschlichen Bewusstseins. Das gesamte Lebensumfeld wird recht plötzlich nicht mehr als selbstverständlich und sinngebend erlebt. Mit steigendem Selbstbewusstsein im Denken und Fühlen sieht sich das Kind jetzt einer Welt gegenüber, die in viel stärkerem Maße hinterfragt werden kann. Regeln und Bedingungen werden auf ihre Bedeutung und Berechtigung hin geprüft. Eltern und Lehrer haben ihre Führungsrolle neu unter Beweis zu stellen. Auf der anderenSeite entstehen Einsamkeitserlebnisse, denen sich die zuvor mit der Welt eins fühlende Seele ausgesetzt sieht. Dieser Umschwung vollzieht sich oft in einem kurzen Zeitraum von einigen Wochen bis Monaten. Er ist, wie alle Entwicklungsschritte in der menschlichen Biographie, individuell und prägt sich unterschiedlich stark aus. Zu beobachten ist er jedoch durchgängig an allen Kindern. Im Verhältnis zu der später einsetzenden (und größeren Wirbel verursachenden) Pubertät wird er in der pädagogischen Literatur meist weniger berücksichtigt. Es braucht Beobachtung und Einfühlungsvermögen, die „merkwürdigen“ Veränderungen im Verhalten des Kindes bis in die sprachliche Ausdrucksweise hinein zu interpretieren. Rudolf Steiner war die Bedeutung dieses Entwicklungsschritts so wichtig, dass er in seinen Lehrerkursen dafür den Begriff „Rubikon“ wählte. Damit

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sich ein Haus bauen nahm er Bezug auf die Lebenssituation Cäsars, der mit seiner XIII. Legion vor dem italienischen Fluss Rubikon stand und eine weitreichende Entscheidung zu treffen hatte. Überquerung bedeutete Machtkampf und unter Umständen Krieg gegen die eigene Vaterstadt Rom, Verharren aber das Ende seiner Karriere. Cäsar folgt dem eigenen biographischen Stern („alea iacta est“) und marschiert gegen Rom. Er weiß, dass die Folgen dieser riskanten Entscheidung unumkehrbar sind. Für ihn wie auch das römische Reich beginnt damit ein neues Zeitalter. Ähnlich radikal verlässt das Kind in dem genannten Alter vertrautes Terrain und begibt sich auf den Weg in

eine zunächst unsichere Zukunft. Die wachsenden intellektuellen wie emotionalen Kräfte suchen jetzt Aufgaben, an denen sie sich schulen und bewähren können. Das Motiv der Erziehung besteht hier wie auch überhaupt darin, entsprechende Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Neben neuen Inhalten und Methoden in den anderen Fächern sind es vor allem die in der 3./4. Klasse durchgeführten Projekte, die diesem Ziel gewidmet sind. Dabei werden die genannten Themen eben nicht

nur aus sachkundlichen Erwägungen heraus gewählt. Sie stehen in einem inneren Zusammenhang mit dieser besonderen Entwicklungszeit. In der Kulturgeschichte der Menschheit weist das Auftreten des ersten Ackerbaus hin auf einen entscheidenden Wechsel menschlicher Lebensform. Die noch stark von den natürlichen Gegebenheiten bestimmte Lebensweise der wandernden „Jäger und Sammler“ wird durch gezielte Umgestaltung der Erde abgelöst. Es muss Wald gerodet und Anbaufläche geschaffen werden. Das geht nicht ohne entsprechende Werkzeuge und Gerätschaften, für deren Herstellung Handwerke entstehen. Die Züchtung der Nahrungspflanzen und Nutztiere wird betrieben. Dies alles ist nur möglich in einer sesshaften Lebensform und entsprechender Behausung, die Schutz und Arbeitsmöglichkeit auch im Winter bietet. An den unterschiedlichen Formen menschlicher Häuser wird diese Entwicklung besonders deutlich. Aus Laub oder Zweigen geflochtene erste Hüt-

ten wie auch Zelte aus Tierhäuten weisen noch auf eine enge Verbindung mit der umgebenden Natur hin, die sich auch in der Lebensweise der be-

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Sich ein haus bauen treffenden Völker ausdrückt. Holz-, Lehm- und Steinbau führen schließlich zu festen Wohnungen, zunächst

noch gemeinsam mit den Nutztieren. Schließlich findet sich der „moderne“ Mensch in einem Haus wieder, dessen Ausstattung ihm bei Bedarf größte Absonderung und Unabhängigkeit von der natürlichen Umgebung ermöglicht.

Diese kulturgeschichtliche Ausprägung menschlicher Bewusstseinsentwicklung spiegelt sich bei entsprechender Beobachtung in jeder einzelnen Biographie wieder. Die geschilder-

te Abgrenzung gegenüber der Umwelt erweist sich als erster deutlicher Schritt hin zu Selbständigkeit und freier Urteilskraft, aus der heraus das Leben gestaltet werden kann. Diese Entwicklung erfährt im 9./10. Lebensjahr einen deutlichen, erstmals auch persönlich gefärbten Impuls. Eine Grenze wird überschritten. In den besonderen Projekten der 3./4. Klasse nutzen die Kinder nicht nur äußerlich ihre neuen Möglichkeiten, sie arbeiten dabei auch inhaltlich an Themen, die diesem Schritt kulturgeschichtlich entsprechen. Diese Übereinstimmung wirkt stabilisierend und aufbauend. Inneres und Äußeres werden als stimmig erlebt, in der auch schmerzhaften Erfahrung der Vereinzelung werden neue Ziele sichtbar. Die Welt kann von mir ausgehend sinnvoll gestaltet werden! Wenn dies auch noch nicht vollbewusst erfahren und formuliert wird, so spricht doch die Begeisterung und Arbeitsbereitschaft für sich, mit der in aller Regel bei solchen Projekten gerechnet werden kann. So bilden primär menschenkundliche Erwägungen den eigentlichen Ausgangspunkt für die geschilderten Unterrichtsprojekte. Dass viele Kinder dabei auch lernen, wie man mit der Spitzhacke umgeht, Beton mischt oder Nägel richtig einschlägt, ist natürlich eine willkommene Begleiterscheinung. Gerd Klein-Engelen

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Schulleben Das Bienenhaus - Ein Beispiel Im vorigen Schuljahr konnte die jetzige 4. Klasse die an unserer Schule gehaltenen Bienenvölker näher kennen lernen. Neben den „klassischen“ Haustieren genießt dieser faszinierende Tierorganismus nicht immer die Aufmerksamkeit, die ihm zukommt. Und so fand zum Schuljahrsende eine zweiwöchige „Bienenepoche“ statt.

Diese wäre nicht möglich gewesen ohne die tatkräftige Hilfe des „Bienenteams“ an unserer Schule. Insbesondere Herr Heinzemann opferte zahlreiche

Stunden, um mit den Kindern in Kleingruppen am offenen Bienenstock zu arbeiten und auf die bemerkenswerten Eigenschaften des „Biens“ aufmerksam zu machen. Erstaunlicherweise kam es bei den zahlreichen Besuchen mit über 30 Kindern zu keinem einzigen Stich. In dieser Epoche entstand die Idee für das Hausbau-Projekt. Die Bienenstökke standen zu dieser Zeit einfach auf dem Erdboden, eine Pflege war nur bei regenfreiem Wetter möglich. Auch konnten ohne Überbau keine Hängekörbe verwendet werden, eine Stockform, in der die Bienen ihre natürliche Nestform bauen können. Zudem kommt ein vom Boden abgesetzter, höherer Standort der Lebensweise der Bienen in Baumhöhlen entgegen. Zu Beginn des 4. Schuljahrs wurde daher mit den Kindern ein „Bienenhaus“ entworfen, das die Lebensbedin-

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Das Bienenhaus gungen der Tiere verbessern sollte. Naturgemäß musste es ein zur Natur hin geöffnetes Gehäuse sein, das Trokkenheit, leichte Begehbarkeit für die Imker und Raum für zusätzliche Völker bieten sollte. Im ersten Teil der Epoche kamen die Voraussetzungen für einen solchen Bau zur Sprache, angefangen bei der Frage des Standorts, den erforderlichen Fundamenten und der frostfreien Gründung, dem Mauern sowie dem Holz-Aufbau. Bei der Planung wurde versucht, die notwendigen Arbeiten so vorzubereiten, dass möglichst viel von den Kindern selbst getan werden konnte. Dazu wurden vier Streifenfundamente vorgesehen, auf die nach dem Ausbetonieren Mauerstreifen gesetzt wurden. So war mit jeweils einer halben Klasse das gleichzeitige Arbei-

ten von 16 Kindern in 4 Gruppen möglich. Das Ausschachten und Betonieren verschlang den größten Teil der Arbeitszeit, der vermeintlich gewachsene Boden stellte sich als Sammelplatz hunderter großer und kleiner Feldsteine und Klinker heraus, die mühsam heraus befördert werden mussten. Auch das Betonieren und Mauern wurde nach kurzer Einweisung von den Kindern selbst durchgeführt. Am Ende waren lediglich beim Aufständern des Balkenwerks sowie des Daches aus Sicherheitsgründen helfende Erwachsene notwendig. Auf eine eigentlich wünschenswerte klassische Verbindungstechnik des Balkenwerks mit Schlitz und Zapfen wurde verzichtet, diese hätten die Kinder alleine nicht ausführen können. Das Verbinden mit Hilfe von Winkel-Beschlägen bot demgegenüber reichlich Möglichkeit zum Nageln-Üben. Das Fertigstellen des Holzwerks ging zum Schluss schnell vonstatten.

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Das Bienenhaus Nach den Herbstferien konnten dann die Bienenvölker ihre neue Behausung in Besitz nehmen. Das Bauprojekt „Bienenhaus“ wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung einer ganzen Reihe von Menschen: l für das Bienenteam vor allem Herr Heinzemann und Familie Keßler l Herr Hoppe und die Zimmerei Rode in Hagen, die das gesamte Holz unentgeltlich zur Verfügung stellte l mehrere Klasseneltern lieferten Betonmischer und Baubeschläge, weitere halfen beim Aufstellen des Balkenwerks l die Gärtnerei Rosenkranz stellte das gesamte Werkzeug für den Aushub zur Verfügung l das Küchenteam sorgte ständig für Tee und servierte zum Abschluss des Projekts Honigeis Durch diese Unterstützung mussten lediglich die Materialien für die Fundamente (Sand, Kies, Zement), Klinker und Maurermörtel gekauft werden. Die Bausumme blieb so knapp unter 400,- Euro. Gerd Klein-Engelen

Die 4. Klasse im Schuljahr 2008/2009 nach Fertigstellung des Bienenhauses

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Gruß aus der Küche

Jeder kennt es, fast alle mögen es – das Radieschen. Man kann kleine Mäuschen aus ihnen schnitzen und sie zum Käse vernaschen oder das Radieschen zum herzhaften Brot mit Kräutersalz genießen. Für die bevorstehende Erntezeit der Radieschen empfehle ich einmal eine heiße Variante – das Radieschengemüse! Für Ihre vierköpfige Familie nehmen sie ca. 4 –5 Bund kleine Radieschen, brechen das Grün am Ansatz und knipsen (alt. mit dem Messer schneiden) das Würzelchen ab. Die Kugeln waschen und in einer erhitzten Pfanne in Olivenöl etwa 5 - 8 Minuten dünsten. Währenddessen etwas salzen und schwenken. Die Radieschen sollten noch Biss haben. Anschließend bei offener Pfanne mit einem Becher Créme fraiche und 2 Teelöffeln geriebenem Meerrettich kurz weiterköcheln lassen. Zum Servieren ein Pak. geschnittene Kresse darüberstreuen – fertig. Das Gemüse passt hervorragend zu frischen Pellkartoffeln und ist gut geeignet für die schnelle Sommerküche im Urlaub und auf der Terrasse. Die keimhemmende Wirkung der Radieschen bleibt übrigens erhalten und wird durch den Meerrettich natürlich bekräftigt. Einen herzhaften Gruß von Christoph Soester

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Pressespiegel

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Lernen in Bewegung Das “bewegte Klassenzimmer” an unserer Schule Wer schon länger keinen Blick mehr in die Klassenräume unserer ersten Klassen gemacht hat, wird sich vielleicht wundern, die klassische Kombination von Stühlen und Tischen ist verschwunden. Stattdessen liegt dort ein Teppich, es gibt Sitzkissen und kleine Bänke, alles Dinge, die einer flexiblen Gestaltung des Unterrichtsraumes zuträglich sind. Wir befinden uns in einem „Bewegten Klassenzimmer“. Ein „Bewegtes Klassenzimmer“ ist nicht statisch, sondern dynamisch und in der Lage sich auf ändernde Bedürfnisse und Problemlagen junger Menschen einzustellen. Die Gründe für die Implementierung eines „Bewegten Klassenzimmers“ leiten sich aus den veränderten Lebenssituation vieler Kinder ab, die heute eingeschult werden.

Hier ist oft eine allgemeine Bewegungsarmut, eine Unterentwicklung des eigenen Körpergefühls bis hin zu Haltungsschäden festzustellen. Seit einigen Jahren schon versuchen viele Schulen mit diesem neuen Unterrichtskonzept den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Im Folgenden finden Sie einen Bericht von Frau Bungarten, der Klassenlehrerin der 2. Klasse, einen Nacdruck aus der Erziehungskunst 10/05, der sich mit diesem Thema beschäftigt und zuletzt noch ein Interview mit Frau Reinhold, die jetzt als Klassenlehrerin der 1. Klasse ihre ersten Erfahrungen mit dem neuen Konzept machen konnte. Für die Redaktion Udo Wortmann

Ein Bericht von Frau Bungarten, Klassenlehrerin der 2.Klasse Die Teilnehmer der Unterstufenkonferenz haben bereits vor Jahren den Beschluss gefasst, dass in den Unterricht der Jüngsten mehr Bewegung einfließen sollte. In intensiven Gesprächen über Schüler und Klassen wurde den Unterstufenlehrern deutlich, dass der Mangel an Bewegungsmöglichkeiten im Alltag negative Folgen für die gesunde Entwicklung des Kindes und damit auf das schulische Arbeiten hat.

Kinder mit Defiziten in der Fein- und Grobmotorik, in der Raumorientierung und im Gefühl für den eigenen Körper führen zu Schwierigkeiten im Lernen und im Umgang mit den Mitschülern. Vor etwa drei Jahren habe ich mit Frau Dinter und Frau Mandrikin am Erfahrungsaustausch zum Bochumer Modell teilgenommen. Die Informationen und die Anregungen für den Unterricht bestärkten uns in unseren Plänen, mehr Bewegung in die Klassen-

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LeHrerbericht zimmer zu bringen. Als wir bei der Tagung erleben konnten, wie vielseitig und flexibel die Bänkchen und Kissen nicht nur für den Erzählkreis, für Reigen und Kreisspiele, sondern auch im Unterricht konkret genutzt werden können, waren wir begeistert. Beim Rechnen beispielsweise können die Kinder auf die Bänke hüpfen und die 1x1-Reihen sprechen; eine lange Reihe von Kissen lädt ein, in 2er-, 3er, 4er- oder für Mutige in noch größeren Sprüngen zu hüpfen (s. Photo S. 23); durch Vor- und Rückwärtsschreiten auf den Kissen können die Kinder zählen üben; die Zahlentreppe aus Kissen lässt das Größerwerden der Zahlen anschaulich und bei der Besteigung der Treppe erlebbar werden (s.Photo S. 21). Durch rasches Umstellen der Bänke wird aus der Frontalen eine Kreisform; in dieser können die Schüler sich gegenseitig besser kennenlernen, wahrnehmen und das Zuhören üben. Vor Unterrichtsbeginn bauen sich die Kinder mit Bänken und Tüchern gerne Buden oder einen Balancierparcours (s. Photo S. 22). Als wir den Kollegen unsere Eindrücke von der Tagung schilderten, waren wir uns anschließend gegen Ende des Schuljahres einig, für Frau Dinters Klasse und die zukünftige erste Klasse Bänkchen zu bestellen. Die Eltern der beiden Klassen unterstützten uns tatkräftig und nähten Kissen und bauten Mobiliar. Im Stundenplan ergaben sich ebenfalls Änderungen. Englisch und Russisch

finden nun epochal und täglich statt. Somit ist ein Rhythmus gegeben, dessen positive Wirkung sich bereits gezeigt hat. Da die Sprachlehrerinnen schilderten, dass für die Kleinen 45 Minuten konzentriertes Arbeiten nur schwer zu leisten ist, verkürzten wir die Zeit auf 20 Minuten für Klasse 1 und 2. So weit es möglich ist, begleiten die Klassenlehrer/innen die Kinder den ganzen Schultag und beenden ihn mit einem Rückblick, bei dem mögliche Streitigkeiten geklärt und auf schöne Erlebnisse des Tages geblickt werden kann. Die Geschichte schließt den Tag in einer ruhigen Stimmung ab. Mit einer vorgezogenen Pausenzeit auf dem Hof erhalten die Erst- und Zweitklässler seit diesem Schuljahr die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen zu spielen und sich kennenzulernen. Wir sind sehr froh, dass die Eltern der 1., der 2. und der 3. Klasse uns bei dem Konzept mit einer offenen und positiven Haltung unterstützt haben!

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Sonja Bungarten


Lernen in Bewegung Das Bochumer Modell - wie eine Schule die Waldorfbewegung impulsiert hat. Artikel von Wolfgang M. Auer aus der Erziehungskunst Oktober 2005 Fotos unserer 1. und 2. Klasse Wie so oft, wenn etwas Neues entstehen soll, bedurfte es auch hier der Initiative eines Einzelnen. Da dieser Einzelne im Kollegium mit seinen Vorschlägen kein Gehör fand, lud er anfangs des Jahres 1996 die Kollegen privat zu einer Zukunftswerkstatt ein. Ein Viertel des Kollegiums kam. In angeregtem Gespräch wurde zusammengetragen, was Kinder und Jugendliche heute brauchen und wie Schule sich demnach ändern müsste. Am Ende waren alle Teilnehmer hoch motiviert. Der Bericht davon in der Konferenz zündete dann doch. Und so kam es dazu, dass die Konferenz beschloss, das Konzept der Schule zu überprüfen und, wenn nötig, zu ändern.

Der Konzeptionsprozess wurde einer kleinen Gruppe (6 Personen) übergeben, die ihre Arbeit im engen Kontakt mit dem Kollegium durchführte. Von Anfang an wurden die Eltern mit einbezogen, in allen Elternabenden das

Thema behandelt. Nach einem Jahr wurde ein Grobkonzept für die Klassen 1-12 vorgelegt und unter der Überschrift Schule 2000 verabschiedet (Erziehungskunst 10/1998). Dann ging es an die Feinarbeit, und dabei wurde die Eingangsstufe der Schule besonders in den Blick genommen. Aus einer intensiven pädagogischen Forschungs- und Entwicklungsarbeit ging dann ein neues Konzept für die 1. und 2. Klasse hervor, das im Schuljahr 1998/99 praktisch umgesetzt wurde und seither als Bochumer Modell bekannt ist. Als wir im Januar 1999 auf der Delegiertentagung des Bundes der Freien

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Das bewegte klassenzimmer Waldorfschulen in Lüneburg zum ersten Mal vom Bochumer Modell, diesem neuen Konzept für die 1. und 2. Klasse der Waldorfschule, berichteten, bekamen wir neben aufmunterndem oder anerkennendem Schulterklopfen auch bedenkliche Blicke zugeworfen. War das noch Waldorfpädagogik? Diese Frage war auch im eigenen Kollegium gestellt worden. Wo blieb der Hauptunterricht, der rhythmische Teil? Und die Kinder so nah am Boden, das war nicht gut! Unter denen, die sich positiv äußerten, waren auch Seminardozenten. Ob wir bereit wären, auch am Seminar einmal einen Bericht zu geben? Wir waren. Keiner von ihnen kam darauf zurück. Die Seminare interessieren sich bis heute nicht dafür. Bei den Schulen war das anders. Noch am Vormittag in Lüneburg entstanden erste Kontakte. Mit Kollegen einer Schule saßen wir, vorher verabredet, bis zum Mittag, erzählten von den Erfahrungen und gaben Tipps, wie zu beginnen sei. Ein halbes Jahr später

begann man mit dem neuen Konzept. Bis heute wird es praktiziert, mit Erfolg und Begeisterung.

In der Folgezeit, vor allem nach dem schriftlichen Bericht (Erziehungskunst 6/1999) wurde die Bochumer Schule überschwemmt von Anfragen. Man

wollte natürlich gerne mal erleben, wie das in der Praxis ablief. Es gab fast keine Woche ohne Hospitationen. Die Praxis hat viele endgültig überzeugt. In einige Schulen wurden wir eingeladen, um entweder in der Konferenz oder öffentlich Kollegen und Eltern zu unterstützen, die ein neues Konzept an ihrer Schule einführen wollten. Um dem großen Interesse nachzukommen, haben wir dann über mehrere Jahre Fortbildungsveranstaltungen zur Einführung in das Bochumer Modell und seine Praxis angeboten. Viele Kollegen kamen, manchmal aus einem Kollegium gleich eine ganze Gruppe, die dann zu Hause schlagkräftig genug waren, um nachhaltige Veränderungen bewirken zu können. Die wenigen Versuche Einzelner, an ihrer Schule das neue Konzept, gewissermaßen unter der Hand, einzuführen, sind fast alle gescheitert.

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Lernen in Bewegung Heute gibt es weit mehr als fünfzig Schulen, einige davon in Österreich und in der Schweiz und in Übersee, die das Bochumer Modell ganz oder teilweise übernommen oder für ihre Si-

tuation abgewandelt haben, zwei oder drei auch, die sich dadurch zu einem eigenen Konzept anregen ließen. Dabei ist spannend zu sehen, wie es an jeder Schule ein eigenes Gesicht bekommt. Das konnten wir deutlich erleben, als wir im Frühjahr dieses und des vorigen Jahres zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen hatten. Beide Male waren etwa vierzig Kollegen da und ca. fünfundzwanzig bis dreißig Schulen vertreten. Gemeinsam war allen Berichten die Erfahrung, dass die neuen Unterrichtsstrukturen und Unterrichtsformen den Kindern von heute entgegen kommen, dass die Kinder in ihnen aufleben und sich entfalten und stärken können. Und als es an den praktischen Austausch ging und einige Kollegen den anderen und mit ihnen ein Stück Unterricht zeigten, da war das beglückende Erlebnis, dass mit den neuen Möglichkeiten, wenn sie ergriffen werden, ein Stück ur-waldorfpäd-

agogische, heute aber neu zu ergreifende Kreativität und Beweglichkeit einzog. Ein Zeichen dafür, dass mit dem Bochumer Modell kein Patent in die Welt gesetzt wurde, sondern ein Stein des Anstoßes, der erfreulich Fruchtbares bewirkt hat. Das Bochumer Modell wird häufig mit niedrigen Sitzbänken und Kissen gleich gesetzt. Das ist falsch. Bänke und Kissen sind nur ein Teil des Konzeptes, und außerdem gar nicht neu. Was also ist das Bochumer Modell? Es ist eine Antwort auf die Situation der Kinder von heute. Kinder brauchen heute in der Schule etwas, was man früher voraussetzen konnte, worauf man in der Schule einfach bauen konnte. Wenn man heute weiter dar-

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Das bewegte klassenzimmer

auf baut, dann baut man auf schwankendem oder brüchigem Grund. Was den Kindern fehlt an Sinnesentwicklung, Bewegungsfähigkeit, Bindungsvermögen, Sozialverhalten und Rhythmusfähigkeit, das bildet die Basis für ein fruchtbares Lernen in der Schule. Und wenn diese Basis nicht oder nicht genügend vorhanden ist, dann sind Lern-, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen die Folge. Hier setzt das Bochumer Modell an und möchte den Kindern Gelegenheit zur Nachreife geben. Und wenn die Kinder in Zukunft früher eingeschult werden, so bekommt das noch weit größere Bedeutung. Fünf Kernbereiche haben sich bei der Entwicklung des Konzeptes herausgebildet. Die Kinder brauchen ein stabiles Fundament ihrer Körpersinne (Tast-

sinn, Vitalsinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn), sonst leiden nicht nur Lesen, Schreiben, Rechnen, sondern auch Aufmerksamkeit, Leistungsfähigkeit und Selbstvertrauen, ja überhaupt die spätere Lebensqualität (siehe hierzu: Wolfgang-M.Auer, Sinnes-Welten. Die Sinne entwickeln, Wahrnehmung schulen, mit Freude lernen. Kösel-Verlag München). Spiele und andere Erfahrungsformen dieser Sinne müssen also breiten Raum einnehmen, um die Kinder zu stärken. Ganz besonders gilt das für den zweiten Bereich, das Bewegen. Es braucht nicht nur Zeit im Stundenplan, sondern soll allen Unterricht durchziehen, soll Hauptelement des Lernens sein. Es muss ja dadurch der gesessene Rest des Tages auch noch ausgeglichen werden. Das mobile Klassenzimmer gibt die beste äußere Bedingung dafür

ab. Es gibt viel Freiraum, macht Bewegung möglich, fordert sie sogar heraus. Sitzbänke und Kissen sind eine sehr praktikable Möglichkeit, von der

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lernen in bewegung viele Kollegen begeistert sind, es gibt aber auch andere Beispiele (Gehirn&Geist 7/04, S.70ff).

Nur auf starken Bindungserfahrungen wächst eine sichere Sozialfähigkeit. Daher ist das dritte Element eine starke Rolle des Klassenlehrers als Bezugsperson. Er begleitet die Kinder den ganzen Vormittag, lässt sie nicht al-

lein, weil er wo anders unterrichtet, sondern gibt ihnen Schutz und ihren Erfahrungen Kontinuität. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei der regelmäßige Tagesabschluss. So können die Kinder in der ersten Schulzeit Sicherheit und Stärke entwickeln, wo sonst oft traumatische Erlebnisse entstehen, die die Schullaufbahn belasten. Zu Beginn der Schulzeit wandeln sich die den Leib gestaltenden Lebenskräfte in Lernkräfte. In welchem Zustand sind sie aber, wenn kein Rhythmus sie gestärkt hat? Auch hier ist eine Nachreifung und Gesundung nötig und möglich. Voraussetzung ist ein von Tag zu Tag regelmäßiger Plan, so z.B. Englisch täglich eine halbe Stunde zur selben Zeit und das für eine Epoche von vier Wochen, dann die andere Fremdsprache; die anderen Fachunterrichte im Wechsel, aber in einem Zeitstreifen,

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Das bewegte klassenzimmer

der über die Woche an der selben Stelle des Vormittags liegt, ebenso der Tagesabschluss usw.. Der letzte Kernbereich gilt der Lebenspflege. Hier spielt das gemeinsame Frühstück eine wichtige Rolle, mit Ritualen, gegenseitigem Bedienen, höflichem Benehmen, gepflegter Unterhaltung. Für manche Kinder die erste Gelegenheit, ein gesundes Verhältnis zum Essen zu entwickeln. Welche Struktur kommt dem entgegen? Eine solche, bei der der Schulvormittag eine Einheit bildet und nicht in 45-Minuten-Einheiten zerstückelt ist, bei der der Klassenlehrer mit den Fachlehrern ein Team bildet, das gemeinsam den Schultag gestaltet, wo Regelmäßigkeit und Rhythmus herrschen, verlässliche Beziehungen be-

stehen, wo Zeit und Gelegenheit zur Nachreifung der Basissinne vorhanden ist und das Bewegen ein bestimmendes Element alles Lernens ist. Daraus ergibt sich ein Idealplan, den man braucht, um den organisatorischen Widerständen und der Gewohnheitsträgheit der Kollegen so viel wie möglich abringen zu können. In diesem Idealplan empfängt der Klassenlehrer morgens die Kinder, hat viel Zeit für Sinnes- und Bewegungsspiele, Künstlerisches, den Lernstoff, kann mit den Kindern anschließend frühstücken, übergibt die Klasse an einen Fachlehrer und übernimmt sie wieder, lässt dann die Kinder zu einer ausführlichen Spielzeit hinaus, übergibt die Klasse danach einem anderen Fachlehrer oder gibt selbst das Fach und lässt den

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Lernen in Bewegung Vormittag mit dem Tagesabschluss, der einen Rückblick und die Klärung eventueller Probleme, einen Vorblick und die Geschichte enthält, ausklin-

gen. Ein solcher Vormittag kann künstlerisch gegliedert und zum Atmen gebracht werden, selbst dann, wenn, wie in den meisten Fällen, nur ein Kompromiss und nicht das Ideal umgesetzt werden kann.

Hält ein Klassenlehrer das durch? Ja, und zwar dann, wenn er loslässt, sich von alten Gewohnheiten frei macht, oder noch keine hat, und sich auf die Freiheit, die das Konzept bietet, einlässt. Das gilt natürlich genau so für die Fachlehrer. Wer sich darauf einlässt, kann erleben, wie die eigene Kreativität wächst und die Lebendigkeit des Unterrichts zunimmt. Wer das neue Konzept an der Schule einführen will, muss wissen, dass es mit dem Einführen nicht getan ist. Es bedarf einer langen Begleitung und intensiven Betreuung, wenn es gelingen soll. Vor allem brauchen die Lehrer Unterstützung und Hilfen, um die anderen Verhaltensweisen, Methoden und Fähigkeiten zu entwickeln, die das Konzept erst fruchtbar machen. Es lohnt sich aber, und es kommt den Kindern zugute. Wolfgang-M. Auer

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Klasse 1 und 2

Frau Reinhold mit der 1. Klasse. 4 Kinder konnten den Fototermin leider nicht wahrnehmen.

Frau Bungarten mit der 2. Klasse.

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Lernen in Bewegung Fragen an Frau Reinhold, Klassenlehrerin der ersten Klasse. Frau Reinhold, Sie unterrichten nun seit fast einem Jahr die erste Klasse unserer Schule nach dem Unterrichtsmodell des bewegten Klassenzimmers. Wann sind Sie diesem Unterrichtsmodell das erste Mal begegnet? Gab es ein Initialerlebnis? Im Studium ist mir bei einer Hospitation in Bochum Langendreer das erste Mal dieses Unterrichtsmodell begegnet. Immer wieder hörte ich, dass dieses Modell den Kindern in ihrem Bewegungsdrang sehr entgegenkommt und dass die Lehrer mehr im Kreis unterrichten und somit den Frontalunterricht an vielen Stellen etwas auflösen können. Besonders faszinierte mich die Tatsache, dass der Lehrer vor dem Unterricht einen Parcour aus Bänken, Kissen und Ähnlichem aufbaut, den die Kinder mit Freude erkunden. Bevor ich dann die erste Klasse anfing nahm ich an einer Weiterbildung zum Bochumer Modell teil, was mir sehr half Vorteile und eventuelle Nachteile zu kennen. Es gibt für mich nicht das Erlebnis. Ich kann nur sagen, dass es viele Situationen in diesem Jahr gab in denen ich diese Art des Unterrichtens als sehr stimmig empfand. Entscheidend für dieses Konzept ist, dass es Möglichkeiten zum kreativen Umgang ermöglicht. Die Art und Weise damit umzugehen hängt weiterhin, so wie es auch bei Tischen und Stühlen der Fall ist,

von den Ideen des Lehrers ab. Das Bochumer Modell ist nicht nur ein Austausch von Mobiliar, sondern auch eine Chance den Unterricht anders zu gestalten. Zum Beispiel können Unterrichtsgespräche, bei denen etwas gezeigt und ausprobiert wird wie es im Rechnen der Fall ist, sehr gut im Kreis geschehen. Ich hatte dann immer den Eindruck, dass sich die Kinder aufmerksamer und interessierter beteiligten. Es gibt dann kein Kind, dass in der letzten Reihe sitzt. Gibt es Erfahrungen aus anderen Schulen, werden Fortbildungsveranstaltungen oder Seminare angeboten? Mittlerweile gibt es sehr viele Schulen, die mit dem Bochumer Modell, bzw. einer auf diesem Modell basierender Unterrichtsform arbeiten. Bis jetzt habe ich mit Ausnahme von einigen Besonderheiten, die zu beachten sind, nur positive Erfahrungen gehört. Ich kenne zwei Möglichkeiten der Fortbildung. Zum einen der jährliche Erfahrungsaustausch in der RSS Bochum Langendreer und eine Weiterbildung an der Waldorfschule Schwäbisch Hall.

Wie sieht Ihr Resumee nach einem Jahr

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Interview

aus? Bevor die Schule anfing, fragte ich mich, wie das Umbauen der Bänke mit Hilfe der Kinder geordnet und ohne ein großes Durcheinander geschehen kann. Ich fragte mich auch, ob diese freiere Form dem Bedürfnis der Kinder nach einem sicheren Umfeld wirklich entgegen kommt. Nach einem Jahr täglicher Praxis kann ich sagen, dass meine Bedenken berechtigt waren, aber schnell durch die vielen positiven Erlebnisse aus dem Unterricht widerlegt wurden. Schon nach kurzer Zeit hatten die Kinder gelernt, selbständig mit den Bänken einen Kreis oder eine frontale Sitzordnung zu bauen. Meine Hilfe wurde dabei kaum benötigt und es gab auch kein Durcheinander. Entscheidend im Umgang mit diesem Modell ist für mich der Gedanke des Rhythmus im Unterrichten. Immer wiederkehrende Unterrichtselemente wie Erzählkreis, rhythmischer Teil, Heftarbeit, gemeinsames Frühstück oder Tagesrückblick geben den Kindern Sicherheit. Innerhalb dieser festen Elemente hilft mir das bewegliche Mobiliar den Unterricht interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Besonders schön ist auch zu sehen, wie der Russisch- und Englischunterricht in den Tag integriert ist. Jeden Tag lernen die Kinder zwanzig Minuten lang eine Sprache. Dieser Zeitrahmen ist der Konzentrationsspanne der Kinder sehr gut angepasst und es be-

steht gleichzeitig der tägliche Kontakt mit der Sprache. Auch bei den Sprachen zeigte sich, dass die Form des Kreises den Kindern hilft besser in den Prozess einzutauchen. Wo liegen die Nachteile, bzw. Schwachstellen dieser Unterrichtsform? Nachteile habe ich noch keine gefunden, nur Punkte, die es zu beachten gibt. Zwei kann ich beschreiben. Wenn am Morgen die Kinder in die Klasse kommen und die Bänke zum Kreis gestellt sind , ist es hilfreich, wenn in der Mitte ein kleiner Tisch zum Beispiel mit Blumen steht. Ist dies nicht der Fall, könnte der freie Raum als eine Einladung zum ausgelassenen Toben verstanden werden. Ein schöner Mittelpunkt hilft dabei mit dem Freiraum ordentlich umzugehen. Der andere Punkt ist, dass durch die Kissen, Hausschuhe und diversen Materialien schnell ein Durcheinander entstehen könnte. Hierbei ist es wichtig, dass die Kinder von Anfang an kleine Dienste, wie Kissen stapeln oder Fegen, übernehmen. Frau Reinhold, wir danken Ihnen für das Gespräch, mit Frau Reinhold sprach Udo Wortmann vom Redaktionsteam.

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Schule unterwegs Mit dem Geschichtskurs der Klasse 11 nach Köln

Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. 5.B.M 2; 4-6 (aus dem Glaubensbekenntnis Israels)

Am Freitag, den 3. April machte sich der Geschichtskurs der 11. Klasse unter der Leitung von Frau Jankovski auf den Weg nach Köln, um an einer Führung in der ältesten Synagoge Kölns teilzunehmen und anschließend das NSDokumentationszentrum zu besuchen. Diese Exkursion unternahmen wir im Rahmen des Geschichtsunterrichts zu den Themen „Weimarer Republik“ und „Machtergreifung Hitlers“. Wir kamen um ca. 10:30 an der Synagoge, einem beeindruckenden, großen, nach altem Vorbild rekonstruier-

ten Bau, an. Zunächst musste man durch eine Sicherheitsschleuse, um in die Vorhalle zu gelangen, in der wir unsere Sachen ablegen konnten. Der Bau erwies sich als jüdisches Gemeindezentrum mit Kindergarten, Grundschule, Versammlungsräumen, kleinem Museum, mit Fotos aus vergangen Zeiten, Kultgegenständen, alten Schriften u.v.m. und schließlich dem Gebetsraum. In Empfang nahm uns ein lebhaftes und sehr engagiertes Mitglied der Gemeinde, das uns in einer Mischung aus Jiddisch, Kölsch und Hochdeutsch begrüßte. Der Mann führte uns über eine lange Treppe in die Synagoge hinein. Wir setzten uns in die ersten Reihen, die Jungen mussten eine Kippa=Kopfbedeckung- zum Zeichen des Respekts- tragen; Juden tragen normalerweise eine Kippa, orthodoxe(strenggläubige) Juden einen Hut. Desweiteren tragen die Männer einen Tallit (= Gebetsschal mit Fransen). Der Samstag, genannt Sabbat, ist im Judentum ein Feiertag, an dem nicht gearbeitet werden darf. Dies hat den Grund, dass das Schöpfungswerk Gottes in 6 Tagen vollbracht wurde, an den sich der 7. Tag, der Ruhetag anschloss. Der Sabbat beginnt freitags mit Sonnenuntergang und endet samstags mit Sonnentunergang. Der Gottesdienst am Samstag dauert 2-3 Stunden, das führte zu der Regelung, dass Männer und Frauen währenddessen getrennt sitzen müssen, damit Frauen kommen und gehen

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Schule Unterwegs Ein Bericht von Maria Hinsenkamp können, wenn sie kleine Kinder zu Hause haben, um sich um sie zu kümmern, vor allem, wenn diese noch gestillt werden müssen. So wird der Gottesdienst nicht gestört. Die Frau ist in ganz besonderer Weise für die Kindererziehung zuständig und auch für die Befolgung der vielzähligen Vorschriften und religiösen Feste innerhalb der Familie. So wird durch sie auch das Judentum weitergegeben. (Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat.) Die Synagoge hat also eine Empore für die Frauen und unten saßen die Männer. Vorne führten 3 Treppenstufen zu der Bima, dem Thoralesepult, das einer lang gezogener Empore glich, auf welcher ein Tisch (Almemor) aus Stein ist, an dem der Kantor steht und aus der hebräischen Bibel (dem Alten Testament der Christen) rezitiert. An der Wand hing ein blauer Wandteppich mit hebräischen Schriftzeichen bestickt, hinter welchem sich der Thoraschrein befindet, in dem, wie der Name schon sagt, die Thorarollen, die die 5 Bücher Mose enthalten, aufbewahrt werden. Darüber hing eine steinerne Tafel, in denen 10 hebräischen Zeichen, die für die 10 Gebote stehen, eingraviert waren. Vorne standen rechts und links zwei siebenarmige Leuchter, Menora genannt. Nachdem die Juden um 70 n. Chr. von

den Römern aus Israel in alle Welt vertrieben wurden, zogen auch einige nach Köln und so gründete sich im Jahre 321 n. Chr., wie man zwei Dekreten Kaiser Konstantins im Jahre 321 n. Chr. entnehmen konnte schon im Altertum die erste Synagoge, (nämlich hier) in der Roonstraße. Die Juden konnten bis zu dem Zeitpunkt als der erste Kreuzzug 1039 begann, ein friedliches Leben führen, das dann aber durch die Vertreibungen der Juden und die Zerstörung von Synagogen und Wohnhäusern der Juden zunächst beendet wurde. Viele sind in dieser Zeit auch umgekommen. Im 12. und 13. Jahrhundert nahmen

die jüdischen Gemeinden, die mittlerweile zum größten Teil wieder aufgebaut waren und sich gefestigt hatten, einen steten Aufschwung und auch wirtschaftlich ging es sowohl Christen als auch Juden viel besser und sie konnten von der Bedeutung Kölns als Messe- und Handelsstadt profitieren. Anfang des 14. Jahrhunderts kam es jedoch zum Ausbruch der Pest, deren

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Schule Unterwegs Mit dem Geschichtskurs der Klasse 11 nach Köln Ursache damals niemand genau erklären konnte. Die Spannungen zwischen Juden und Christen hatten sich verschärft und die Christen beschuldigten die Juden, die Brunnen vergiftet und somit die Pest verursacht zu haben. Zu dieser Beschuldigung kamen sie vor allem, da die Mehrheit der Juden nicht an ihr erkrankte. Jedoch hing das mit den bestimmten Hygienevorschiften zusammen, die befolgt werden müssen und die beispielsweise besagen, dass eine Frau sich mindestens ein mal im Monat und ein Mann mehrere Male in der Mikwe, dem jüdischen Tauchbad, waschen muss. Nichtjuden wuschen sich aber viel seltener und so verbreitete sich die Pest bei ihnen wesentlich schneller. Am 23./24. August 1349 wurde das jü-

dische Viertel also zerstört und ein Großteil seiner Bewohner wurde umgebracht. Nach kurzer Zeit schien sich die Situation verbessert zu haben, ab 1424 wurden die Juden dann doch aus der Stadt vertrieben und mussten sich

in Vororten ansiedeln. Erst mit dem Einmarsch des französischen Revolutionsheeres 1794 schien sich die Lage zu verbessern, da nun vor allem die drei Grundsätze „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ im Vordergrund standen und die neuen freiheitlichen Ideen es verboten, Menschen wegen ihrer Religion zu diskriminieren. Nun wurde es den Juden zum ersten Mal wieder gestattet zurück in die Stadt zu ziehen. So wuchs die jüdische Gemeinde bis zum Jahr 1850 auf knapp 2000 Gemeindemitglieder an. Kurz vor der Machtübernahme Hitlers, also um 1932/33, zählte die Synagogen-Gemeinde Köln 18281 Mitglieder, im Mai 1939, kurz vor Kriegsbeginn lebten dann nur noch 8000 Juden in Köln. In der Reichspogromnacht 1938 erreichte die Judenverfolgung ihren ersten „Höhepunkt“: Synagogen wurden zerstört, jüdische Wohnhäuser und Geschäfte in Brand gesteckt, die Menschen schwer misshandelt und über 800 Menschen wurden verhaftet und nach Dachau deportiert. Zum Ende des 2. Weltkrieges lebten noch rund 30 Juden in Köln. Alle anderen wurden von Köln-Deutz in Vernichtungslager abtransportiert. Für die meisten Deportierten waren Lodz, Theresienstadt und andere Ghettos und Lager im Osten nur eine Durchgangsstation. Von hier aus erfolgte die Deportation in die Vernichtungslager, in den fast sicheren Tod.

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Schule Unterwegs Ein Bericht von Maria Hinsenkamp

Am 20. September 1959 wurde die Synagoge in Anwesenheit von Konrad Adenauer, dem damaligen Bundespräsidenten und früherem Oberbürgermeister Kölns, erneut eingeweiht. Bis zu diesem Zeitpunkt war die jüdische Gemeinde wieder auf 1200 Mitglieder herangewachsen, die vor allen Dingen aus Reimigranten bestand. Durch die große Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion besteht die jüdische Gemeinde Köln heute aus über 3600 Mitgliedern und zählt somit zu einer der größten Deutschlands. Nachdem die Führung zu Ende war, hatten wir noch kurz Gelegenheit uns in dem kleinen Museum umzuschauen und hatten dann 1 ½ Stunden Zeit, bis die Führung im NS-Dokumentationszentrum begann. Das Haus des heutigen NS-Dokumentationszentrums, das seit 1988 besichtigt werden kann, wurde im Dezember 1935 von dem Kaufmann Leopold Dahmen der Gestapo (Geheimen Staatspolizei) übergeben. Die Gestapo war zuständig für die Verfolgungen politischer Gegner. Menschen zählten schon zu politischen Feinden, wenn sie den Hitlergruß nicht erwiderten oder beispielsweise von einem Nachbarn ertappt wurden, einen ausländischen Rundfunksender zu hö-

ren. So wurde ein Großteil durch Denunziationen überführt. Doch nicht nur politische Gegner wur-

den im Gestapo Hauptquartier gefangen gehalten, sondern auch Zwangsarbeiter, die vor allem aus den sowjetischen Ländern kamen. Insgesamt gab es im Deutschen Reich zwischen 7 und 11 Millionen Zwangsarbeiter, von denen unzählige starben. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage befanden sich zur damaligen Zeit Büros, im Untergeschoss 10 Zellen und im Keller eine Folterkammer. Die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei) begann schon früh, sich in verschiedene gesellschaftliche Bereiche einzugliedern, um ihre Macht und ihren Einfluss langsam aufzubauen um auf den Zeitpunkt einer durchaus möglichen Machtübernahme vorbereitet zu sein. Die Machtübernahme basierte aber vor allen Dingen auf der starken Propaganda, die die Nazis betrieben. Deutschland befand sich seit dem En-

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Schule Unterwegs Mit dem Geschichtskurs der Klasse 11 nach Köln oft mehr als 30 Inhaftierte gefangen gehalten wurden. Auch erfährt man daraus, dass sie meist mehrere Monate dort sitzen mussten, unter miserablen Umständen, besonders in hygienischer Hinsicht, obwohl das Hausgefängnis eigentlich nur dafür da sein sollte, die Häftlinge während ihres Verhörs unterzubringen. Auch der zweite Gang, diesmal mit 5 etwas größeren Zellen, sah Furcht erregend und erschreckend aus. Die Fenster der Zellen lagen direkt zur de des Ersten Weltkrieges (November 1918) in einer schwierigen Lage, die mit der Niederlage im Krieg und den Bestimmungen des Versailler-Vertrages zusammenhing. Als es dann Ende der 20er Jahre zur Weltwirtschaftskrise kam, mangelte es an Arbeitsplätzen und es herrschte große Armut unter der Bevölkerung. Die Nazis sahen in den Juden die Schuldigen und schafften es ihre Sichtweise auch dem Volk zu vermitteln. So schürten sie die vielen Vorurteile und man begann den Antisemitismus in seinen äußersten Formen zu betreiben. Man schloss Juden noch bevor dies überhaupt durch ein Gesetz gefordert wurde aus allen möglichen Gemeinschaften aus. Als wir ins Untergeschoss geführt wurden, kamen wir durch einen schmalen Gang an vier Zellen vorbei, die ca 4m² groß waren. An den Zellwänden konnte man zum Teil noch die Inschriften der Gefangen lesen, welchen man entnehmen kann, dass dort

Straße hin gerichtet und da die Menschen nicht nur in der Folterkammer, sondern auch in ihren Zellen misshandelt und gefoltert wurden, blieben die Grausamkeiten dem Volk, das das Gebäudes wegen seiner zentralen Lage oft passierte, nicht verborgen.

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Schule Unterwegs Ein Bericht von Maria Hinsenkamp Man kann sagen, dass es zum Teil sogar passiv beteiligt war, indem es sich die öffentlichen Hinrichtungen unweit des Hauptquartiers zur Belustigung anschaute. Hinrichtungen am Galgen wurden noch bis vier Tage vor Kriegsende vollzogen, die meisten in der Zeit willkürlich und ohne Verhandlungen. Insgesamt lies die Gestapo in Köln über 1000 Menschen erhängen, darunter auch Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Nachdem wir wieder auf der Straße vor dem Gebäude in der Sonne standen, war es kaum vorstellbar, dass sich diese Geschehnisse vor 64 Jahren genau hier abgespielt hatten. Um 19:00 traf sich noch ein mal ein Teil der Klasse, um den Gottesdienst zum Sabbateingang zu besuchen. Es war auffällig, dass eine sehr entspannte und familiäre Stimmung unter den Betenden herrschte. Zunächst unterhielt man sich noch in gedämpfter Stimme, verstummte aber, als der Kantor die ersten Psalme und Gebete auf hebräisch zu rezitieren begann. Zwischendurch stand die Gemeinde auf und jeder bewegte sich , leise Gebete aus dem Gebetsbuch sprechend, leicht nach vorne und hinten.

sam mit Rabbi und Kantor und im Mittelpunkt stand das 10 strophige Lecha Dodi, das Gebet zum Empfang des Sabbats, das so anfängt: Komm mein Freund, der Braut entgegen, wir wollen den Schabbat empfangen. Halte! Gedenke! in einem Wort ließ uns hören der einzige Gott. Der Ewige ist einzig, sein Name ist einzig, zum Ruhm und zum Lobgesange.

Der Gottesdienst dauerte eine knappe Stunde und auf dem Weg nach draußen, kamen wir durch die Gedenkhalle für ermordete Juden. Man lief direkt auf eine schwarze Mamorwand zu, in die folgende Zeilen eingraviert waren: Der, der du dieses Haus betrittst, gedenke der 6 Millionen umgekommenen Juden.

. Ab und zu sang die Gemeinde gemein-

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Maria Hinsenkamp


Schule Unterwegs Orchesterfahrt nach Winterberg-Föckinghausen In diesem Jahr änderten sich einige grundlegende Dinge an unserer Orchesterfahrt. Ich fahre nun schon seit ich in der 3. Klasse bin jedes Jahr mit auf die Orchesterfahrt. Erst mit dem Unterstufen-, dann im Mittel- und später im Oberstufenorchester, jedes Jahr ging es auf die Burg Bielstein, im Kreis Olpe. Dieses Jahr verlief die Orchesterfahrt für mich jedoch alles andere als gewohnt. Die Reise ging zwar in Richtung Sauerland, jedoch nicht in den Kreis Olpe, sondern nach Winterberg in das Schullandheim in Föckinghausen. Zudem wurde die Orchesterfahrt sehr bereichert durch die Maskengruppe der OGS unserer Schule. Ein weiterer neuer Punkt für mich war, dass ich die tolle Erfahrung machen konnte, eine Orchesterfahrt aus dem Gesichtspunkt eines Betreuers zu betrachten. Als wir am 29.04.2009 in dem Schullandheim in Föckinghausen ankamen, wurden wir sehr freundlich von der Herbergsmutter empfangen und eingewiesen, die Zimmer wurden aufgeteilt und die örtlichen Begebenheiten wurden genauer unter die Lupe genommen. Danach wurden wir erst einmal mit einem vorzüglichen Mittagessen versorgt, das Jeden, der Jugendherbergsessen kennt, in Staunen versetzt. Doch dies war kein einmaliges Willkommens-Mahl, sondern wir wurden die ganze Zeit, in der wir dort waren, mit köstlichem Essen versorgt. Doch es blieb nicht bei den leckeren Hauptmahlzeiten, jeden Tag wurde

auch zur Kaffeezeit die leckersten Torten und Süßteilchen aufgetragen und begeistert vertilgt. Die Freizeit neben den Proben konnte außerdem sehr individuell gestaltet werden. Ein Basketball- und Fußballfeld wurde die meiste Zeit genutzt, aber auch Tischtennisplatten, Kickertische, Billard Partien und Federballspiele standen nicht außen vor. Zudem boten riesige Rasenflächen eine tolle Gelegenheit sich einmal so richtig auszutoben oder sich einfach nur zu Sonnen. In der Zeit der Proben arbeiteten wir die meiste Zeit an dem Feinschliff der Orchesterlieder, hier und dort traten noch kleine Schwierigkeiten auf, die noch kleine Stimmproben erforderten. Auch die Improvisation, das Spielen ohne Noten, wurde erfolgreich geprobt. Sehr schöne Ergebnisse konnten auch bei der Maskengruppe erzielt werden. Sehr interessant wurde es, als die verschiedenen Kleingruppen der Maskenbildner zur Musik agierten. Zum Ende der Orchesterfahrt entstand langsam aber sicher ein bühnenreifes Stück mit mehreren kleinen Einlagen. Im Großen und Ganzen sehe ich die Orchesterfahrt als sehr gelungen an und die Ergebnisse wurden am 07.05.2009 präsentiert. Die Arbeit als Betreuer bereitete mir sehr viel Freude. Philipp Krebs

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Gedicht

Petr Vjazemskij lebte von 1792 – 1878 als Fßrst in Sankt-Petersburg und war ein Zeitgenosse Puschkins.

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traditionelles Tatütata, die Feuerwehr ist da. Das wäre das Ergebnis, wenn zur heutigen Zeit, konkret am 24. Juni des Jahres, ein Feuer entfacht würde. Ordnungshüter kämen noch dazu, wenn es eine Menschenansammlung gäbe. Schade, ein Brauch schläft ein, die Glut droht zu erkalten – das Johannisfeuer am Johannitag. Zur Erinnerung: In enger Verbindung mit der Sommersonnenwende am 21. Juni, dem längsten Tag im Jahr zwischen Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, wird das Fest zur Geburt Johannes des Täufers am 24. Juni begangen. In einzelnen Regionen der Bundesrepublik und auch in Europa wird an diesem Tag regelrecht gefeiert. Es ist eine Mischung aus christlichem Glauben an diese starke Persönlichkeit und an die Symbolkraft der Sonne, des Lichts, die zu dem Zeitpunkt mitschwingt. Die Mitte des Jahres, die Sommersonnenwende (im antiken Datum war es der 24. Juni), passt zur Wintersonnenwende, die war am 25. Dezember datiert, dieser Tag war der kürzeste Tag des Jahres. Die Symbolik wurde aus dem Johannesevangelium abgeleitet: Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen (Kap. 3, Vers 30). „Die Natur selbst liefert so ein Gleichnis für das Verhältnis von Johannes zu Christus: Johannes verweist auf den Messias, in seiner Blüte weiß Johannes um sein Ende, der Tod wird im Leben sichtbar, aber auch das Heil leuchtet auf. Sechs Monate vor der Geburt des Messias kündigt dieser sich durch die Geburt seines Vorläufers an, beim Be-

such Marias bei Elisabeth.“ (Manfred Becker-Huberti, Lexikon der Bräuche und Feste). „Diese Erkenntnis und sein Hinweisen auf den Erlöser ist wohl der Grund, warum sich das alte keltische Sonnenwendfest, der Tag des Sieges der Sonne und des Lichtes über Dunkelheit und Tod, als Johannistag geeignet erwies, um christlich überformt zu werden“(Ökumenisches Heiligenlexikon). Ich selbst sitze zu dieser Zeit gern im Garten und warte auf die Glühwürmchen. Sie kündigen für mich den Sommer an aber machen mir auch deutlich, dass sich jetzt die Naturentwicklung verändert, sie wendet sich. Wer einmal aufmerksam zum Beispiel die Pappelblätter betrachtet, wird feststellen, dass sich auch bei Ihnen „das Blatt wendet“. Es ist nicht mehr silberfarben sondern dunkler in der Schattierung - das Blatt verliert seine flaumige Behaarung. Im Kreislauf unseres Körpers ist dieser Wendepunkt ebenfalls spürbar. Die Einteilung unserer Kräfte ist spürbar anders, die Vorbereitung auf den Rückzug in Richtung Wintersonnenwende nimmt ihren natürlichen Lauf. Bei bewusstem „Insichhineinhören“ kann man an sich selbst feststellen, wie wir ein Teil der Natur sind und wir selbst am Kreislauf der Jahreszeiten teilnehmen. Das Feuer: Das Johannisfeuer hatte ursprünglich den Gedanken, das letzte bisschen Dunkelheit noch zu erhellen um die Kraft der Sonne und des Lichtes eben zu verstärken. Die Symbolhaftigkeit wird in aufgeklärter Zeit

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Johannisfeuer gern belächelt – Dämonenvertreibung durch Verbrennen einer Strohpuppe oder der Sprung durch das Feuer als Mutprobe. In Gegenden, in denen diese Rituale neben der volksfestischen Geselligkeit gepflegt werden, stellt man häufig einen tieferen Bezug zur Natur und deren Regeln fest. Für die Kinder unserer Waldorfkindergärten bedeutet der Sprung über das Feuer auch heute noch tatsächlich eine Mutprobe, ein positiver Abschnitt in dem Leben. Sagenhaft: Natürlich gibt es um diesen Zeitpunkt herum auch viele Naturbeobachtungen, die sich zu mehr oder weniger glaubhaften Regeln manifestiert haben. Regen zu dieser Jahreszeit soll landstrichabhängig schlechte Ernte bringen. Schlägt man beim Hören des ersten Kuckuckrufes auf sein Portemonnaie, soll der Geldsegen gewiss sein, das ist üblicherweise ab Mitte April. Hört man den Kuckuck aber noch um Johanni, denn er ruft zur Balzzeit und die wäre dann sehr spät, hat das eben auch mit dem schlechten Wetter und damit einhergehenden Ernteausfällen zu tun. Einen schönen Brauch las ich bei Kuhn/Schwarz, norddeutsche Sagen etc. Leipzig 1848: „Will man eine Kobold haben, so muß man am Johannistag um Mittag zwischen 12 und 1 Uhr in den Wald an einen Ameisenhaufen gehen, darauf wird man einen Vogel sitzend finden, zu dem man gewisse Worte sprechen muß, dann verwandelt er sich in einen kleinen Kerl und springt in einen bereit gehaltenen

Sack, in dem man ihn mit nach Haus nimmt, wo er alle ihm aufgetragene Arbeit aufs schnellste verrichtet.“ Ist das nicht prima? Ich bin gespannt, wer an diesem Tag an einer solchen Stelle zu finden sein wird! Zum Abschluß: Auch unter Berücksichtigung der Bestimmungen zum Schutz vor Emissionen (Osterfeuer bedürfen mittlerweile einer umfangreichen Genehmigungsprozedur) könnte der Brauch des Johannisfeuer an der RSS wieder aufleben. Unter volkskundlicher Betrachtung muß der Brauch drei Bedingung erfüllen: 1. eine bestimmte Regelmäßigkeit und Wiederkehr; 2. eine den Brauch ausübende Gruppe, für die dieses Handeln Bedeutung erlangt; 3. einen durch Anfang und Ende gekennzeichneten Handlungsablauf, dessen formale wie zeichenhafte Sprache der Trägergruppe bekannt sein muß. 2010 - Johannisfeuer an der RSS? Meldungen bitte an die Redaktion MITTENDRIN Christoph Soester

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Impressionen

einer


Monatsfeier


Berufsinfotage 2009 Welcher Beruf passt zu mir? Wird die Berufslandschaft in Deutschland in ein paar Jahren noch so aussehen wie heute? In welche Richtung streben unsere Kinder nach erfolgreich abgeschlossener Schulausbildung? Welche Perspektiven für eine berufliche Entwicklung wird es noch geben? Das lebenslange Lernen ist schon heute Standard und der Trend zum Zweitberuf wird von der Notwendigkeit eines Drittberufes bereits abgelöst. In der sog. Öffentlichkeit kursieren gern die typischen Berufsbilder von Waldorfschulabsolventen: Schauspieler wie Marie Bäumer oder Heiner Lauterbach, Künstler wie Barbara Feltus, Ferdinand Alexander Porsche oder Wotan Wilke Möhring und Schriftsteller wie Michael Ende werden genannt. Aber auch der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Erasmus Palmer, hat eine Waldorfschul-Karriere hinter sich. Die Mehrzahl der berufstätigen Eltern an unserer Schule arbeitet durchaus creativ aber nicht unbedingt in einem ausschließlich künstlerischen Beruf. Das prägt natürlich auch unsere Kinder in der Berufswahl. Wie also können unsere Kinder eigene Entscheidungen zur Berufswahl treffen wenn nicht über umfangreiche Entscheidungshilfen. Und eben diese haben mehrere Eltern, initiiert von Herrn Dirk Münter (Vater zweier Kinder an unserer Schule) und Herrn Rainer Rudzynski (Lehrer an unserer Schule), Schülerinnen und Schülern der Klassen 10, 11

und 12 bieten wollen. Dazu haben sie die Berufsinfotage 2009 organisiert. Aus der nachfolgenden Zusammenfassung wird deutlich, dass so eine Veranstaltung nicht „mal so eben“ zu stemmen ist. Die Präsentationen und die Informationen machen darüber hinaus auch die Vielseitigkeit der Berufswelt deutlich. Die Redaktion von MITTENDRIN wünscht allen Akteuren eine gute Saat und den Berufssuchenden eine gute Ernte! Für die Redaktion Christoph Soester

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Eine Zusammenfassung Seit ich in der Schulkonferenz (SK) tätig bin, wird über eine mehrtägige Veranstaltung, die den Schülern der Oberstufe einen Einblick in verschiedene Berufe geben soll, regelmäßig debattiert. Der entscheidende Anstoß für die 2009er Runde kam im November 2008, als ich bei der SK Herrn Rudzynski erleben durfte. Da war für mich klar, dass ich dieses Projekt mit ihm zusammen stemmen möchte. Ich habe also im Protokoll folgende Sätze gefunden: Die Infotage sollen in diesem Schuljahr wieder stattfinden und Herr Rudzynski stellt sich von Lehrerseite als Ansprechpartner zur Verfügung. Als Koordinator von Elternseite meldet sich Herr Münter. Die Infotage sollen, wie in der Vergangenheit, im Februar / März stattfinden. Mein rein egoistischer Ansatz für diese Herausforderung: Ich habe Spaß an solchen Veranstaltungen und möchte die Organisation übernehmen, selbst vortragen und glaube einige interessante Leute zu kennen, die ich überzeugen kann, dass es sinnvoll ist dies auch zu tun. Schnell sind erste Pläne gemacht, doch die Verteilung von halbwegs konkreten Informationen dauert noch bis kurz vor Weihnachten. Das Timing, welches wir uns als groben Leitfaden für uns selbst überlegt haben, ist im-

mer noch in Ordnung und einige Menschen melden sich schon bei mir und wollen mitmachen. Anfang Januar sind es aber noch nicht genug, so schreibe ich einen kurzen Brief vor der ersten SK an die SK Teilnehmer mit dem Tenor, dass die Menge an Rückmeldungen nicht ausreichend ist und dass die Durchführung gefährdet ist. Auf den Busch klopfen nennt man so etwas wohl manchmal. Das Echo ist überwältigend. Innerhalb von drei Tagen verdoppelt sich meine Liste auf 42 Freiwillige, 46 waren es dann am Ende. Maßgeblich daran beteiligt ist Martina Karl, sie scheint jeden zu kennen und spricht auch außerhalb der Schule, z.B. beim Arztbesuch einen Praktikanten an. Jetzt geht es doch in die Detailplanung. Mit Rainer Rudzynski beschließe ich am Sonntag den 18.1., dass wir drei Blöcke mit jeweils neun Vorstellungen durchführen wollen. Vier Blökke werden angeboten. Jede/r Schüler/Schülerin soll so die Möglichkeit bekommen, sich aus 27 verschiedenen Berufen neun für ihn/sie interessante auszuwählen. Wichtigste Kriterien für die Planung: · Effizienz bei der Durchführung · für die Vortragenden Transparenz schaffen · Aufenthalt an der Schule genau planen und abschätzbar machen. · Flexibilität · Vielfalt (Die Abbildung eines Vranstaltungsblocks finden Sie am Ende des Artikels)

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Berufsinfotage 2009 Das ist eine echte Herausforderung so viele Menschen durch einige wenige Stunden zu führen. Die Planung soll so weit gehen, dass möglichst wenig Betreuung während der Vorträge nötig ist. Am Ende war es vielleicht etwas zu „glatt“ organisiert, aber das fiel mir noch nicht auf. Am 22.1. geht ein Anschreiben an alle Freiwilligen. Jetzt beginnt eine hektische Zeit. Ich führe an zwei Wochenenden und dazwischen gefühlte 1000 Telefongespräche um die Listen voll zu bekommen. Immer wieder wollen Teilnehmer noch eine zus. Information, fühlen sich unsicher oder haben ganz banale Fragen zur Organisation, die ich bislang außer acht gelassen hatte. Sehr intensiv nutzen wir die Wege der elektronischen Kommunikation, um zu jeder Tages- und Nachtzeit Informationen auszutauschen. 86 eMails werden von mir auf meinem speziell für diese Veranstaltung angelegten eMail Postfach gezählt. Listen werden in der Schule ausgehängt, in die sich die Schüler eintragen müssen. Am 9.2. scheint alles OK zu sein und ich bereite mich auf die Phase der Improvisation vor. Schließlich ist damit zu rechnen, dass es kurzfristige Absagen gibt und für solche Fälle versuchen wir uns zu wappnen. Von drei Last Minute Absagen können wir zwei ausgleichen. Lediglich ein Vortrag kann nicht stattfinden. Das ist zu verschmerzen. Die 285min, in denen wir theoretisch 9h Vorträge halten, vergehen wie im Flug. Wir hören und sehen Vorträge zu

folgenden Berufen: IT Manager, Bankdirektor AD, Produktmanager, Entwicklungsingenieur, Architekt, Hotelfachmann, Künstler, Journalist, Sozialpädagogin, Logopäde, Geiger, Kinderkrankenschwester, Bootsbauer, Krankengymnastin und Heilpraktikerin, Ökonom, Hörgeräteakustiker, Steuerberater, TÜV Sachverständiger, Anwalts.- u. Notarfachangestellte, Erzieherin, Jura und Medizin Studenten, Kunsttherapeutin, Fotograf, Schauwerbegestalter Wie sich es gehört gab es auch eine Nachbetrachtung, die zeigen soll, wo wir noch Verbesserungspotential haben. Ob und wir diese Anregungen umsetzen bleibt zunächst offen, aber ich verspreche, beim nächsten Mal gibt es für alle etwas zu Trinken! Mein ganz persönlicher Dank geht an die Vortragenden: Robin Müller, Rabea Gencoglu, Hildegard Fuchs, Wolfram Schroll, Stefanie Dürr, Uwe Feller, Benjamin Ratajczak, Dirk Franke, Jaromir Junne, Wolfgang Jilli, Nathalie Domke, Clemens Ratajczak, Lennard Kessler, Olaf Eilert, Oliver Hoppe, Zsolt S. Deák, Wolfgang Krebs, Mischa Kreiskott, Malin Rodemann, Volker Gehrmann, Greta Tuschhoff, Lea Scheckel, Fanny Kunstmann, Johannes Brockhaus, Karsten Hesse. Dirk Münter, April 2009

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Eine Zusammenfassung

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Berufsinfotage 2009 Ein Bericht von Maria Hinsenkamp Am 11. und 12. Februar fanden für die Oberstufe zum ersten Mal die Berufsinfotage, von einigen Lehrern und Eltern organisiert, statt. Die Vorstellungen verschiedener Berufe wurden in 3 Blöcke aufgeteilt. Am Mittwoch begann der erste Block um 8:00 und dauerte bis 9:30, am Donnerstag um 14:00, Ende war um17:35. Die Vortragenden waren meist Eltern, ehemalige Schüler oder Menschen, die irgendwie mit der Schulgemeinde verbunden sind. Die Berufsfelder waren sehr breit gestreut: Fotograf und Hotelfachmann, Produktmanagerin, Bootsbauer, Steuerberater, Manager und Heilpraktiker, um nur einige zu nennen, aber auch Menschen in der Ausbildung wie z.B. Jura- und Medizinstudenten, stellten sich vor. Uns wurde zunächst ausführlich von der Ausbildung oder dem Studiengang berichtet, welche Voraussetzungen man dafür erfüllen muss und wie der Berufsalltag und die jeweiligen Arbeitsbedingungen aussehen. Nach einem ca 20-minütigen Vortrag, währenddessen man aber auch Fragen stellen konnte, wurde die Möglichkeit geboten, sich in kleinerer Runde mit dem Beruf noch näher zu beschäftigen, einer Runde, in der sich der Vortragende noch mal ganz besonders allen Fragen stellte. Wir hatten die Möglichkeit Leute kennen zu lernen und zu hören, die mitten in ihrem Studium steckten und uns von all den Anstrengungen, von dem

enormen Druck, aber besonders auch von den schönen und vielen interessanten Sachen berichten konnten, die damit verbunden waren. Sehr gut hat auch einigen das besondere Konzept des Medizinstudiengangs an der Uni Witten gefallen. Aber man bekam zum Beispiel auch einen besseren Einblick in die Ausbildung zum Heilpraktiker oder zur Anwalts-und Notarfachangestellter, und auch die Berufe wie die eines Architekten, eines Managers oder Steuerberaters trafen auf großes Interesse. Rückblickend würde ich sagen, dass, wie man auch den Feedback-Runden entnehmen konnte, diese Tage sehr wichtig für alle waren und dass jeder etwas mitnehmen konnte und einem vielleicht auch zumindest eine grobe Richtung für das spätere Berufsziel gegeben wurde. Besonders lohnenswert erscheinen aber doch diese Tage, wenn man am Ende hört: Meine Güte bin ich glücklich, das war echt der beste Tag, jetzt weiß ich endlich, was ich später machen will! (Dieser Satz einer Schülerin war bezogen auf ein Medizinstudium in Witten).

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Berufsinfotage 2009

Von daher gilt ein sehr herzlicher Dank den Organisatoren für ihre große Mühe und die tolle Planung der sehr informativen Berufstage: Frau Karl Herr Münter Herr Rudzinski sowie den Referenten: Robin Müller Rabea Gencoglu Hildegard Fuchs Wolfram Schroll Stefanie Dürr Uwe Feller Benjamin Ratajczak Dirk Franke Jaromir Junne Wolfgang Jilli Nathalie Domke Dirk Münter Clemens Ratajczak Lennard Kessler Olaf Eilert Oliver Hoppe Zsolt Deák Wolfgang Krebs Mischa Kreiskott Malin Rodemann Volker Gehrmann Lea Gehrmann Greta Tuschoff Fanny Kunstmann Johannes Brockhaus Karsten Hesse

Hotelfachmann Anwalts-u. Notarfachangestellte Produktmanagerin Fotograf Sozialpädagogin Bootsbauer Logopäde Steuerberater Ökonom Abteilungsdirektor einer Bank Krankengymnastin/Heilpraktikerin IT Manager Geiger Hörgeräteakkustiker TÜV (KFZ)Sachverständiger Dipl. Ing. Architekt zeitgenössischer Künstler, Malerei und Objekte Entwicklungshilfe Journalist Erzieherin Tischler Kinderkrankenschwester Jurastudentin Dipl. Soz.päd./Kunsttherapeutin Medizinstudent Schauwerbegestalter, Messebauer Maria Hinsenkamp

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Das Portfolio Umdenken ist gefragt - “lose Blätter” sind in! Manchen Eltern ist es oft ein Greuel und stößt auf Unverständnis, für die meisten Schülerinnen und Schüler ist es normal – lose Blätter. Die Zukunftschancen unserer Waldorfschulabschlüsse, so die Meinung der Redaktion, liegt aber zweifellos in den „losen Blättern“. Was ist gemeint? Thomas Häcker, Prof. für Erziehungswissenschaft formuliert in 2006: „Schon in der Renaissance haben Künstler und Architekten ein Portfolio mit sich geführt, wenn sie sich um Plätze an Akademien oder um Bauaufträge bewarben. Mit Hilfe der darin enthaltenen Dokumente konnten sie nicht nur die Qualität ihrer Arbeit zeigen, sondern zugleich auch, wie sie ihr Können im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben. Darüber hinaus konnten anhand von Skizzen und Entwürfen die persönlichen Arbeitstechniken bzw. der eigene Arbeitsstil dargestellt werden.“ Auch an unserer Schule wird derzeit in den Fachkreisen diskutiert, wie wir an der Entwicklung zur Erstellung eines Portfolios für die abgehenden Schülerinnen und Schüler nach der 12. Klasse teilhaben wollen. Zur Erinnerung: Durch die Veränderung in der staatlichen Oberstufenreform werden die Schüler der RSS bereits nach der 11. Klasse die Fachoberschulreife (FOR) erlangen können. Das heißt, wer nicht das Abitur anstrebt stellt sich die Frage, warum noch die 12. Klasse? Diese Klasse macht aber

eben die Klasse unserer Schülerinnen und Schüler aus. Sie ist in der Entwicklung des jungen Menschen eine wichtige Phase zur Reifegewinnung und Individualisierung. Die Jahresarbeiten, die Praktika und Projekte, die künstlerischen Abschlüsse am Ende der 12. Klasse bilden den bewährten Kern der Waldorfpädagogik in dieser Entwicklungsphase. Die Auseinandersetzung mit sich selbst in der Volljährigkeitsphase von 18- bis 19-jährigen Menschen reift hier zum ausgeprägten Höhepunkt. Ein Teilbereich in der waldorfpädagogischen Erziehung findet hier seinen Abschluß. Dieser Prozess wird nun jäh unterbrochen, gäbe es sie nicht, die „losen Blätter“! Nachfolgend ein Auszug aus der Vorstellung der Projektarbeit des Initiativkreises Abschlussportfolio-Projekt 2010 der Arbeitsgemeinschaft Waldorfpädagogik NRW. Bei weitergehenden und inhaltlichen Interessen steht Herr Horst Grineisen gern zur Verfügung. Für die Redaktion Christoph Soester

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Das Portfolio Arbeitsgemeinschaft Waldorfpädagogik NRW Initiativkreis Abschlussportfolio-Projekt 2010 Warum ein Abschlussportfolio? Das Abschlussportfolio ist eine neue Form der Leistungsbewertung und vermittelt auch für nicht direkt am Lernprozess Beteiligte ein Bild von dem, was der Schüler will, was er kann und welche Arbeitsschwerpunkte er hat. Es enthält neben dem Abgangszeugnis bzw. Abschlusszeugnis wichtige Dokumente zu den Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen sowie ggf. Arbeiten der Schüler. Es ermöglicht transparente Beurteilungsformen und unterscheidet sich damit von den alten Formen der Kenntnisabfrage, der Beurteilung und der Benotung. Im Abschlussportfolio können die Schüler Planung, Inhalt, Durchführung und Ergebnisse von verschiedenen Projekten selbst evaluieren. Damit können sie selbst ihr Lernverständnis erweitern und aktiv Mitverantwortung gerade für die persönlichkeitsbildende Seite ihres Bildungsprozesses übernehmen: Sie können so lernkompetent werden und sich selbst und ihre Fähigkeiten besser und realistischer einschätzen. Was wir wollen Zum Bildungsideal der Waldorfschulen gehört, dass alle jungen Menschen unabhängig von ihrem späteren Berufswunsch bis zur zwölften Klasse einen allgemein menschenbildenden Unterricht erhalten. Im Mittelpunkt der Waldorfpädagogik steht dabei die freie Entfaltung der Persönlichkeit durch alle Schulstufen hindurch. Besonders in der Oberstufenzeit stel-

len sich deshalb dem jungen Menschen wichtige Lebensfragen: „Wer bin ich?“, „Was will ich?“, „Was kann ich?“. Diese Fragen nach der eigenen Identität, diese Probleme der Selbstfindung erfordern einen Prozess des Mündigwerdens, der Verselbstständigung als individuelle Person. Ziel unserer Oberstufenkonzeptionen war und ist es, ein möglichst breites Angebot für die verschiedenen Interessen und Fähigkeiten der Schüler zu schaffen, um ihnen neben den kognitiven Fächern vielfältige praktische und künstlerische Erfahrungen zu ermöglichen. So entstanden z. B. die Praktika und Projekte, die in den Klassen 9 - 12 stattfinden, das Theaterspiel, die Jahresarbeiten, der künstlerische Abschluss am Ende der 12. Klasse und vieles mehr. Was wir schon haben Im Rahmen des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer Bewertungsund Prüfungsformen auf der Grundlage von Kompetenzportfolios der Waldorfschulen in NRW wurde an der Rudolf Steiner Schule Bochum ein eigenständiges„Waldorfschul-Abschluss-Dokument“ entwickelt, das sich auf die gesamte Oberstufe bezieht und zentral das erklärte Ziel verfolgt, alle insbesondere während der Oberstufe erbrachten schulischen Leistungen so zu dokumentieren, dass das individuelle Kompetenzprofil des Schülers deutlich wird. Dadurch möchte

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Das Portfolio Arbeitsgemeinschaft Waldorfpädagogik NRW man nicht nur dem breiten Lernangebot einer Waldorfschule gerecht werden, sondern auch eine transparente und ganzheitliche Bewertung der Handlungskompetenzen des Schülers ermöglichen – über seine schulischen Leistungen hinaus. Zu diesem Zweck hat die Rudolf Steiner Schule Bochum auf einem längeren experimentellen Weg zu einer Form gefunden, von der unser Projekt ausgehen kann. Unsere Ideen Jeder Schüler erhält am Ende der 12. Klasse eine Sammelmappe (Portfolio), das sogenannte „Abschlussportfolio der Waldorfschulen“. Die Mappe enthält: 1. alle offiziellen schulischen Zeug nisse am Ende der 12. Klasse, wie etwa das Abschlusszeugnis (in verbaler und Notenform), sowie evtl. sonstige staatlich anerkannte Abschlüsse, 2. Gutachten, die es an der Schule gibt (z. B. zur Jahresarbeit oder zum künstlerischen Abschluss), 3. Schülerarbeiten (z. B. die Jahresarbeit), 4. sog. Zertifikate zu sämtlichen, nicht in den offiziellen Zeugnissen enthaltenen bzw. dort nicht ausreichend gewürdigten schulischen Aktivitäten während der Oberstufe, z. B. Praktika, Schauspiel, Kurse und Projekte, Klassenfahrten, Mitarbeit (z. B. in Arbeitskreisen, an der Schülerzeitung, im Schülerrat, u.ä.) sowie

5. das individuelle Kompetenzportfolio des Schülers über die eigenen Lernwege.

Qualitätsanforderungen Zertifikate zu den schulischen Aktivitäten während der Oberstufe basieren in der Regel auf zwei Teilen: 1. Auf einer Beschreibung des eigenen Lernprozesses durch den Schüler, seiner individuellen Leistungen und Lernerträge. 2. Auf einer Bewertung der Kompetenzen, der Leistungen und des Verhaltens des Schülers durch den Lehrer. Die Abschluss-Mappe wird unter dem Gesichtspunkt eines umfassenden Spiegels der Schülerkompetenzen angelegt. Zu den Qualitätsmerkmalen gehört damit vorrangig, dass die Schule Verfahren entwickelt und organisiert, um Kompetenzen sichtbar zu machen.

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Gedicht Los nombres

Die Namen

Albor. El horizonte Entreabre sus pestanas Y empieza a ver. ¿Qué?Nombres. Èstan sobre la pátina.

Morgenfrühe. Horizont öffnet seine Wimpern ein wenig und beginnt zu sehen. Was? Namen. Sie sind auf der Patina

De las cosas. La rosa Se llama todavía Hoy rosa, y la memoria De su tránsito, prisa,

der Dinge. Die Rose heißt auch heute noch Rose, und die Erinnerung an die Vergänglichkeit: Eile

Prisa de vivir más. ¡ A largo amor nos alce Esa pujanza agraz Del Instante, tan ágil

Eile, mehr zu leben. Zu langer Liebe treibe uns diese unreife Kraft des Augenblickes, so behende,

Que en llegando a su meta Corre a imponer Después! ¡Alerta, alerta, alerta, Yo seré, yo seré!

dass, wenn sie ans Ziel kommt, Sie uns eilig ein Nachher auferlegt. Aufgepasst! Aufgepasst! Aufgepasst! Ich werde sein, ich werde sein!

¿Y las rosas? Pestanas Cerradas: horizonte Final. ¿Acaso nada? Pero quedan los nombres.

Und die Rosen? Wimpern, geschlossen: Horizont, endgültig. Vielleicht nichts? Doch es bleiben die Namen. Jorge Guillén

Jorge Guillén wurde 1893 in Valladolid geboren. Nach seinem Studium in den Fächern Philosophie und Literatur, lehrte er unter anderem als Professor in Oxford und Sevilla. Später, nachdem er 1938 ins Exil nach Kanada ging, in den USA. Er starb 1984 in Málaga und hinterließ ein große Anzahl an Gedichtsbänden, Memoiren und Essays.

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Mitgliederversammlungen 2008

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von Förder- und Schulverein der RSS Hagen Nur kein Ehrenamt ..., so die Meinung von Wilhelm Busch. Ich empfehle, das Gedicht mit einem Augenzwinkern zu lesen. Dennoch, die Realität lässt den Schluß zu, dass auch, oder gerade, heute Menschen der Mut fehlt, sich ehrenamtlich zu beteiligen. Es war nicht leicht, im Vorfeld der Mitgliederversammlungen Menschen zur Übernahme einer Vorstandsarbeit zu gewinnen. Deutlich wurde auch, dass die Frage „was muß man denn da tun?“ gar nicht so schnell zu beantworten ist. Denn es ist mit reinem Absitzen in Sitzungen ja nicht getan. Nein, es werden Themen der Schularbeit und Grundsätze der Waldorfpädagogik bewegt, Finanzen - immerhin im Volumen von rd. 5 Millionen € per anno verwaltet und gestaltet, Personalentscheidungen verantwortet, Strukturverbesserungen bearbeitet, Kommunikationsmodelle angegangen, Zukunftsvisionen entwickelt, Elternschaftsgedanken kanalisiert, Arbeitsökonomie trainiert, Lehrerdeputate entwickelt, Unterrichtsmodelle entschieden, Kritik eingesteckt, Ärger hinuntergeschluckt, Hoffnung vermittelt und Motivation gefördert, Ängste wahrgenommen und Freude geteilt, Unverständlichkeit ausgedrückt und Zeitplanung in Frage gestellt, Samen gestreut und die Ernte eingeholt, Verbindungen geknüpft und, die Feststellung getroffen, dass Selbstverwaltung gar nicht von selbst läuft! Liebe Leserinnen und Leser der MITTENDRIN, das macht Selbstverwaltung aus, dass die Beteiligung und die Bereitschaft aller Betroffenen spürbar wird, sich für „seinen“ Verein einzuset-

zen. Deswegen war es im Ergebnis doch erfreulich, dass die Vorstandskonferenz um drei neue Menschen bereichert wurde: Carmen Mager und Dirk Münter für den Förderverein sowie Robin Müller für den Schulverein. Alle drei wurden einstimmig von den anwesenden Mitgliedern für zunächst drei Jahre gewählt. Die Grundsätze unserer Organisation sind hierzu im sog. Roten Faden gut nachzulesen. So hatten die anwesenden Mitglieder in der jeweiligen Versammlung Gelegenheit, etwas zur derzeitigen Finanzsituation an der Schule zu hören. Die scheidende Geschäftsführung, Frau Dr. Heinritz gab einen Bericht über die bisher geleistete Arbeit der Vorstände, den sog. Geschäftsbericht. Herr Friese berichtete aus der Lehrerkonferenz und Herr Dahmen konnte die Vision des Brückenprojektes über die B 7 in schon konkretere Formen fassen. Eine vorgeschlagene Satzungsänderung im Zusammenhang mit der Bestimmung zur zukünftigen Gehaltsordnung des pädagogischen Personals an der Schule – im übrigen auch eine Besonderheit im Zusammenhang mit selbstverwaltender Waldorfschule – wurde zurückgestellt, um hierzu noch einen Diskussionsprozess unter den Betroffenen zu ermöglichen. Nur kein Ehrenamt ..., so die Meinung von Wilhelm Busch! Die Zahl der anwesenden Mitglieder aus Elternhäusern und Lehrerschaft bei den für eine selbstverwaltende Schule wichtigen Versammlungen ist sicherlich noch ausbaufähig..., so die Meinung von mir! Christoph Soester

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Kontakte Vorstand Förderverein

Herr Buchner Herr Eichwalder Herr Franke Frau Mager Herr Münter Vorstand Schulverein Herr Dahmen Herr Friese Herr Grineisen Frau Harking Frau Jankowski Herr Müller Herr Soester Schulkonferenz Frau Richter Redaktionskreis/Schulzeitung Frau Jilli Herr Soester Herr Wortmann Fahrkreis Linie 1 Frau Krisztian Linie 2 + 3 Frau Karl Beitragsgespräche Herr Gerlach Herr Franke Herr von Vogelstein Aufnahmegremium Herr Grineisen Herr Herzog Geschäftsführung Herr Junne Schulbüro

Frau Reiter-Lorenz Frau Tuschhoff

02330 84 38 73 02331 348 21 08 02336 87 99 55 02333 60 10 72 02333 61 41 80 02331 44 06 07 02335 975 97 30 02335 1612 02331 37 53 58 0234 53 27 66 0171 160 78 01 0151 1427 04 86 02331 367 93 20 02334 2078 0151 1427 04 86 02334 567 765 0172 235 96 49 02337 1242 02331 44 45 5 02336 87 99 55 02332 61 79 0 02335 1612 02333 2905 02331 40 40 85 0178 331 48 87 02331 40 39 01 02331 40 40 85

Küche/Cafeteria Hausmeister

Frau Kessler Herr Böning

02331 40 03 68 02331 49 84 3

Schulanschrift: Rudolf-Steiner-Schule Hagen, Enneper Str. 19 und 30, 58135 Hagen Telefon: 02331 40 39 01 Fax: 02331 40 76 19 E-Mail: RSSHagen@t-online.de Internet: www.waldorfschule-hagen.de Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft, Essen, BLZ 370 205 00 Schulkonto: 7208400 Spendenkonto: 7200400

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Scenen aus

Oliver Twist

Fotos: Uli Bischoping


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