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Urbanite Soundcheck Darwin Deez: „Double Down“ Indie
Zwei Jahre nach „Songs For Imaginative People“ ist Darwin Deez zurück in alten Gefilden. Zeigte sich der Brooklyner Indie-Export auf seinem Zweitling plötzlich in einem ungewohnt sperrigen Klanggewand mit Songs, die eine Weile brauchten, um sich in die Gehörgänge zu fressen, so hat er nun fast zum Ohrwurmpotential der selbstbetitelten Debüt-LP zurückgefunden. In gewohnter Deez-Manier täuschen die unbeschwerten Melodien der erneut in kompletter Eigenregie im heimischen DIY-Studio produzierten Platte nur zu gerne über die durch zwischenmenschliche Verfehlungen und Melancho-
lie gefärbten Lyrics hinweg. Gleich in der ersten Zeile des Openers „Last Cigarette“ kündigt Deez an: „I’m leaving you this Tuesday, before I lose a lung“ – ein letztes Mal keinen Widerstand zu leisten und sich der destruktiven Liebe hinzugeben, schadet da auch nicht mehr, oder? Und so dreht sich das Karussell der Beziehungsprobleme über die kurzweiligen 36 Minuten munter weiter. Dank des unperfekten Sounds der alles andere als durchkomponierten elf Indie-Perlen schafft Deez stets eine Intimität, die seine zuckersüßen, aber nie in Kitsch abdriftenden Geschichten unterstreicht, Mit „Double Down“ schafft Darwin Deez nahezu genau das, wonach sich Fans der ersten Stunde gesehnt haben: Eine Platte, die locker als B-Seite des Debüts durchgehen könnte. Josephien Albrecht Infos: Konzert: 10.11., Heimathafen Neukölln
Genre-Potpourri
Nach 23 Jahren Solo-Abstinenz hat sich beim Rock-Urgestein Keith Richards mit 15 Tracks bei rund einer Stunde Musikvergnügen einiges angestaut. Im Titeltrack-Intro „Crosseyed Heart“ stimmt der Stones-Gitarrist nicht etwa schielend zum Sirtaki an, sondern klimpert den Hörer gemächlich in Stimmung – man will ja nicht direkt einen Herzinfarkt riskieren. Dafür nimmt der zweite Song „Heartstopper“ ordentlich an Fahrt auf und gehört neben der Single „Trouble“ sowie „Illusion“, einem seichten Duett mit Norah Jones, dem diese nicht nur ihre wundervolle Stimme, sondern auch ihr Songwriting-Talent schenkte, wohl zu den eingängigsten Stücken der LP. Obwohl seit „Main Offender“ zwei Jahrzehnte vergangen sind,
fügt Keith seinem altgedienten Genre-Potpourri aus den Zutaten Blues, Country und (leider zu wenig) Southern Rock auch auf der neuen Platte wieder einen Quotensong mit der nötigen Prise Reggae hinzu: Als Pendant zu „Words Of Wonder“ vom Vorgänger gibt’s nun also „Love Overdue“ – wofür sich Keith bei Gregory Isaacs erstem Hit „Love Is Overdue“ bedient. „Crosseyed Heart“ plätschert angenehm dahin und dürfte keinen Fan verjagen, zumal unter anderem mit Gästen wie Aaron Neville oder Keiths verstorbenem Freund Bobby Keys am Saxophon aufgewartet wird. Auch wenn der Geist des Rock über die Jahre etwas eingeschlummert scheint und kein einziger Song überrascht, mit dem Statement des Openers stellt Keith selbst fest: „That’s all I got“ – und mehr braucht die Stones-Legende auch nicht. Josephien Albrecht Infos: aktuell keine Tour geplant urbanite Berlin
Fotos: PR, PR
Keith Richards: „Crosseyed Heart“