Die Wiederaufbauleistungen der Altösterreicher in der Zweiten Republik

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Bemühungen der Siebenbürger Sachsen um geschlossene Aufnahme in Österreich VON VOLKER PETRI Die politische Lage in Rumänien machte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Rückkehr unmöglich, dennoch stand bei vielen, besonders den älteren Landsleu­ ten noch lange der sehnliche Wunsch der Heimkehr an erster Stelle. Heimweh und die Erinnerung an die schönen Jahre zu Hause verklärten die Dörfer Sieben­ bürgens, idealisierten das einstige Zusammenleben und verliehen ihm paradiesi­ sche Züge. Siebenbürgen erschien als eine Fata Morgana, als Wunschtraum, der in der tristen Nachkriegswirklichkeit immer wieder die Phantasie beflügelte. Die Niederlassung in Österreich war die bevorzugte, zweite Variante, die im Laufe der folgenden Jahre immer stärker und leidenschaftlicher gefordert wur­ de. Mit ungeheurem Durchhaltevermögen und immer neuen Initiativen versuch­ ten die Verantwortlichen eine Lösung der Flüchtlingsfrage in Wien zu erreichen. Man sprach immer wieder bei den zuständigen Regierungsstellen vor und stellte wohl fest, dass einige der Minister immer gute Worte parat hatten. So hörte sich auch der damalige Bundeskanzler Leopold Figl die Darstellungen an, nickte ver­ ständnisvoll und fand schöne Worte, jedoch gab es keine konkreten Zusagen und von der Lösung des Problems war man noch meilenweit entfernt. Selbstver­ ständlich hatten auch die einzelnen volksdeutschen Flüchtlingsgruppen ihren ei­ genen Gruppenegoismus und stellten jeweils ihre Situation und die eigene Not in den Vordergrund. In Oberösterreich, wo sich die Mehrzahl der Siebenbürger Sachsen aufhielt, legte man ein dreiseitiges Memorandum und bis ins Detail gehende Siedlungspläne vor, die unter dem Vorsitz des Landeshauptmanns Dr. Gleißner diskutiert wur­ den. Selbst an der offenen Unterstützung der Bevölkerung war nicht zu zweifeln. Trotz allen guten Willens jedoch vergingen die Monate, die Jahre und es geschah nichts. Man legte die Denkschrift auch in Wien vor und musste erkennen, dass die sehnsüchtig erwartete Antwort aus blieb: „Dr. Graf ließ sich Pläne zur Eingliederung vorlegen, befürwortete es, dass ich später über den österreichischen Rundfunk in Linz konkrete Vorstellungen betreffend Möglichkeiten der Anpassung der deutschsprachigen Heimatvertriebenen unter Berücksichtigung ihres erlernten Berufs öffentlich darlegte. Das Echo dieser Darstellungen unter der


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