Schwerpunkte 2012

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Die Leitmärkte der Zukunft werden auch global immer „grüner“. Das Weltmarktvolumen auf den grünen Zukunftsmärkten wird bis 2020 auf 3,1 Billionen Euro geschätzt und sich damit im Vergleich zu 2007 mehr als verdoppeln. In der Abfall- und Wasserwirtschaft wird in vielen Ländern ein zunehmender Bedarf entstehen. Aber auch Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Rohstoffproduktivität gewinnen in Industrieländern wie auch in Schwellen- und Entwicklungsländern weiter an Bedeutung. In vielen dieser Märkte hat Deutschland eine führende Stellung. Knapp 16 Prozent beträgt der deutsche Anteil am Weltmarkt für Umweltschutzgüter. Der Wert der Umweltgüterproduktion in Deutschland liegt bei etwa 60 Milliarden Euro. Wenn die Rahmenbedingungen – zum Beispiel für Forschung und Entwicklung im Bereich von Klima- und Ressourcenschutz – positiv ausgestaltet werden, kann Deutschland seine hervorragende Position auf dem Weltmarkt beibehalten und sogar ausbauen. Der Übergang zu einer grünen Wirtschaft ist nicht nur ein Konzept für Industrieländer wie Deutschland. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hat in einer umfassenden Studie die wirtschaftlichen Auswirkungen einer schrittweisen Umstellung auf naturschonende, energie- und rohstoffeffiziente sowie kohlenstoffarme Wirtschaftsweisen untersucht. Danach kann ein Investment von zwei Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes in umweltfreundliche Wirtschaftsweisen bis 2050 zu einem um 16 Prozent höheren globalen Bruttoinlandsprodukt führen. Die weltweite Zahl an Arbeitsplätzen im Energiesektor läge 2050 um 20 Prozent höher als im Vergleichsszenario. Zugleich würden die Klimaschutzziele erreicht und die Umwelt- und Gesundheitskosten deutlich gesenkt. Im Abfallsektor wären die Arbeitsplätze um 10 Prozent höher im Vergleich zu einer Entwicklung ohne grünes Investment, und die Qualität der Arbeitsplätze in diesem Sektor würde steigen. Verringerte weltweite Entwaldung sowie die Zurückführung der Überfischung wären ebenfalls langfristig vorteilhafte Strategien, insbesondere für Entwicklungsländer, die von diesen Sektoren besonders abhängig sind. Die Ausrichtung der wirtschaftlichen Entwicklung an den Zielen einer Green Economy wird auch in anderen Ländern vorangetrieben. Dies verstärkt den internationalen Wettbewerb auf den grünen

Zukunftsmärkten. Führende Marktstellungen einzelner Länder sind deshalb keine Selbstverständlichkeit, sie müssen vielmehr immer wieder neu behauptet werden. Daraus entsteht eine Dynamik, die für die insgesamt noch jungen Märkte zum entscheidenden Treiber wird. China beispielsweise ist inzwischen zum weltweit größten Photovoltaikhersteller aufgestiegen mit einem Weltmarktanteil von fast 50 Prozent. Gelegentlich wurde in der öffentlichen Debatte kritisiert, dass diese Entwicklung auch durch das deutsche ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) unterstützt wurde, mithin die Umlagefinanzierung der deutschen Verbraucher, die Produktion nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern gefördert habe. Diese Sichtweise übersieht, dass der internationale Wettbewerb einen erheblichen Anteil daran hat, dass die Kostenreduktion gerade bei der Photovoltaik sehr viel schneller gelungen ist, als dies vor Jahren noch für möglich gehalten wurde. Lagen die Systemkosten für eine Dachanlage im Jahr 2008 noch bei über 4.000 Euro pro Kilowatt Peak (kWp), liegen sie heute unter 2.000 Euro pro kWp. Die höchsten Stromkosten bei der Photovoltaik, nämlich die von kleinen Dachanlagen, liegen bereits heute oder spätestens ab 2013 niedriger als die durchschnittlichen Preise für Haushaltsstrom. Für den Übergang zu einer Green Economy bedarf es neben positiven Anreizen für die Marktdurchdringung umweltfreundlicher Technologien auch eines Abbaus wirtschaftlicher Fehlanreize, insbesondere durch ökologisch kontraproduktive Subventionen. 48 Milliarden Euro betrugen solche umweltschädlichen Subventionen im Jahr 2008 in Deutschland. Ein Teil dieser staatlichen Förderungen kann gestrichen werden, einige Subventionen bedürfen einer ökologischen Neuausrichtung. Die Vergünstigungen bei der Energiesteuer für energieintensive Unternehmen sind beispielsweise nur so weit gerechtfertigt, wie diese Unternehmen tatsächlich im internationalen Wettbewerb stehen und die Steuervergünstigungen eine auch umweltpolitisch unerwünschte Abwanderung von Unternehmen verhindern helfen. Für Unternehmen, die allein oder ganz überwiegend am nationalen Markt operieren, sollten dagegen die Energiesteuersubventionen entfallen. Dies würde die ökonomischen Anreize für Energieeffizienz und Energiesparen deutlich erhöhen. Für die Zukunft gilt es, weitere klassische Märkte zu „durchgrünen“. Ein gutes Beispiel dafür ist die chemische Industrie. Für Deutschland ist dies eine bedeutende Branche, die in einem starken internationalen Wettbewerb steht. Gerade deshalb ist es wichtig, sie zu einem Treiber für die Green Economy zu machen. Bereits der Weltgipfel für Umwelt und Entwicklung 2002 in Johannesburg hatte das Ziel formuliert, eine sichere Handhabung von Chemikalien über ihren gesamten Lebensweg weltweit zu gewährleisten und die Umweltbelastungen von Chemikalien zu minimieren.

Schwerpunkte 2012

Umsetzung aller Materialeinsparungspotenziale im verarbeitenden Gewerbe bis 2030 geschaffen werden. Aber auch die klassischen Umweltschutzbranchen, wie etwa die Kreislaufwirtschaft und die Abwasseraufbereitung, tragen weiterhin zu wirtschaftlicher Entwicklung und Beschäftigung bei. Ihr Anteil wird im Vergleich zu den Beiträgen der Klima- und Ressourcenschutzwirtschaft zwar relativ sinken, insgesamt aber von großer Bedeutung bleiben.


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