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windigezeiten Text: Tommes Wolf

Noch nie gab es im Atlantik so viele tropische Wirbelstürme. Noch nie wuchsen so viele zu voller Hurrikanstärke heran. Noch nie war das Intervall zwischen Hurrikanen der Kategorie 5 so kurz. Noch nie …

tropische stürme © Fotos: Deutscher Wetterdienst (DWD)

Der weltbekannte Klimaforscher Prof. Stefan Rahmstorf sieht in der derzeitigen Entwicklung einen Anstieg der Intensität der Hurrikane und hält dafür den anthropogenen Treibhauseffekt als hauptverantwortlich. „Die physikalischen Prozesse, die zur Entstehung eines Hurrikans führen, zeigen, dass die Oberflächentemperatur des Meerwassers einer der wichtigsten Faktoren ist. Diese hat sich durch die Klimaerwärmung infolge des Treibhauseffekts im Durchschnitt um etwa 0,5 Grad-Celsius erhöht.“ Ab einer Oberflächentemperatur von über 26 Grad-Celsius verdunstet hinreichend viel Wasser, sodass ein Hurrikan entstehen kann. Durch die globale Erwärmung kann sich der Anteil der Meeresflächen, die diese Temperaturschwelle überschreiten, vergrößern und somit auch die Lebensdauer und Zerstörungskraft tropischer Wirbelstürme. „Die Zunahme der Wassertemperatur im tropischen Bereich korreliert mit der Energie der Tropenstürme“, verdeutlicht der Professor für Physik der Ozeane. „Andere Faktoren könnten den Effekt der steigenden Wassertemperaturen zwar ausgleichen, im Nordatlantik ist dies bislang aber nicht der Fall.“ Unterstützt wird dieser Prozess durch die Erhöhung der Lufttemperatur über den Meeren. Je wärmer die Luft ist, umso mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen, was die innere Energie und somit auch die Intensität von Hurrikanen steigert. „Es gibt einen eindeutigen Trend zu größeren Windgeschwindigkeiten“, sagt Rahmstorf. „Die Tropenstürme der starken Kategorien 4 und 5 werden zunehmen.“ Gestützt wird diese These durch verschiedene Hurrikan-Prognosemodelle. In Szenarien mit globaler Erwärmung verdreifacht sich die Zahl der Hurrikans der Kategorie 5. Was diese Entwicklung für Folgen haben kann, zeigt das Jahr 2005. Mit „Katrina“ traf der folgenschwerste Hurrikan aller Zeiten die Südküste der USA. Aufgeladen über dem 30 Grad-Celsius warmen Wasser des Golfs von Mexiko, fielen ihm über 1000 Menschen zum Opfer, Millionen wurden obdachlos. Die unmittelbaren Schäden wurden auf 150 Milliarden US-Dollar geschätzt, die mittel- und längerfristigen Folgeschäden auf 600 Milliarden US-Dollar. Damit ist „Katrina“ nicht nur der mit Abstand folgenschwerste Hurrikan aller Zeiten, sondern übertrifft bei den materiellen Schäden sogar die Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean um ein Mehrfaches. Doch dem nicht genug. Kaum hatten die USA begonnen, die Folgen von „Katrina“ zu beheben, suchte Hurrikan „Rita“ auf nahezu identischer Zugbahn die USA heim. Auch „Rita“ erreichte die höchste Hurrikan-Kategorie 5 und entwickelte sich zum drittstärksten Hurrikan im Atlantik seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1851. Übertroffen wurde er im gleichen Jahr noch von „Wilma“. Mit ihm entwickelte sich in der Karibik der stärkste je gemessene Hurrikan, mit einem Zentraldruck von 882 mb und geschätzten Spitzenböen von bis zu 340 km/h. © Foto: tomkoerber.de Kitelife | Ausgabe 2 / 2007

© Foto: tomkoerber.de Kitelife | Ausgabe 2 / 2007


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