Tegernseer Stimme Magazin / 5. Ausgabe

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Menschen. Leben. Lokal. Das Magazin f端rs Tal

5. Ausgabe

Weitere Themen, unter anderem: Reportage

Jung alt werden...

Pendler im Tal Die zweite Heimat Facebook verstehen


EDITORIAL / IMPRESSUM

Entertain jetzt

Bremsen für die Zukunft ...

NEU Satellit!

S

tillstand ist Rückschritt.“ Das war der Lieblingssatz meines früheren Chefs. Damit ist alles gesagt, was diesen Mann umtrieb: Es waren die wirtschaftlichen Interessen – nicht die Motivation seiner Mitarbeiter oder gar so etwas Absurdes wie der Umweltschutz. Doch die Zeiten ändern sich. Auf breiter Front wächst derzeit das Bewusstsein, dass eine Wirtschaft, die sich auf Gedeih und Verderb dem Wachstum verschreibt, früher oder später gegen die Wand fährt. Zinsen, die auf Dauer über den Wachstumsraten der realen Wirtschaft liegen, sind Ausdruck eines entscheidenden Denkfehlers. Formel-1-Rennfahrer stehen permanent mit einem Fuß auf dem Gas und mit dem anderen auf der Bremse. Um schneller agieren zu können. In der großen Politik war es diesen Herbst recht ähnlich: angstvolles Bremsen und lustvolles Gasgeben zur gleichen Zeit. Und auch in unserem kleinen Tegernseer Tal hat die Geschwindigkeit des Projekts Lanserhof in Marienstein vor allem die Bürger in Waakirchen und Schaftlach ganz schön in Atem gehalten.

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Beim Schreiben der einen oder anderen Geschichte ist uns klar geworden, wie wichtig auch das Bremsen sein kann. Beispielsweise, wenn es ums Einkaufen geht. Die Hälfte unserer Lebensmittel landet nämlich mit High-Speed in der Tonne. Unsere Geschichte über „Essen im Abfall“ zeigt erschreckende Erkenntnisse.

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Verlag: Lokale Stimme UG (haftungsbeschränkt) Tölzer Straße 9a- 83703 Gmund, Telefon: 08022 / 85 96 280 Der Verlag ist eine haftungsbeschränkte Unternehmensgesellschaft. Geschäftsführer ist Peter Posztos. Gesellschafter sind die PP Media GmbH, Apitzsch-Media GmbH, Jochen Krisch und die CTCM 01 Verwaltungs GmbH Redaktionsleitung: Peter Posztos Telefon (mobil): 0151 / 270 19780 E-Mail: peter@tegernseerstimme.de

Die Verkehrsprobleme im Tal schlagen so manchem Pendler schon lange auf den Magen, scheinen doch die wenigen Kilometer bis in die Landeshauptstadt manchmal etwas zu sehr gebremst. Während sich die Pendler über den Verkehr ärgern, haben wir andere gefunden, die hier in Teilzeit leben wollen und sich über die hohe Zweitwohnsitzsteuer ärgern. Das bremst die Freude an der Ferienwohnung gewaltig. Bremsen für die Zukunft? Klingt irgendwie komisch! Wie wäre es, wenn wir im Tal mal so richtig Gas geben? Und so haben wir uns gefragt, ob man es im Tegernseer Nachtleben mal so richtig „krachen“ lassen kann. Wo das möglicherweise am besten geht, haben wir ganz persönlich getestet. Daneben gibt es noch jede Menge weitere Geschichten zum Innehalten oder Beflügeln. Je nachdem. Für Ihre Streifzüge durch die Nacht oder den Tag geben wir Ihnen unser aktuelles Heft mit an die Hand. Es ist so handlich, dass es in jeden Rucksack passt. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Spätherbst, lauschige und geruhsame Abende auf einer der Berghütten und viel Spaß beim Lesen der Geschichten in unserem Tegernseer Stimme Magazin! Ihre Tegernseer Stimme und die komplette Redaktion

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Rose-Marie Beyer, Steffen Greschner, Eduard von Overheidt, Nicole Posztos, Philippe Arlt, Martin Heilmann, Christopher Horn, Cordula Flegel und Tobias Stadler Anzeigenleitung: Franz Neumann E-Mail: neumann@tegernseerstimme.de Tel. (mobil): 0176 / 960 676 72 Wenn Sie in der Tegernseer Stimme werben möchten, schreiben Sie uns eine Mail an: neumann@tegernseerstimme. de oder rufen Sie uns direkt an. Wir sind gerne bereit uns persönlich mit Ihnen zu treffen um die verschiedenen Möglichkeiten zu besprechen.

Satz/Gestaltung: Mundi-Media Gmund, www.mundi-media.de Lektorat: Angela Braun, Schliersee, www.lektoratbraun.com Druck: Amper Druck GmbH Urheber- und Verlagsrechte: Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form reproduziert werden.

Erscheinungsweise: Regelmäßig mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Verteilung und Verbreitung im Tegernseer Tal

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INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

Inhalt: Editorial / Impressum

Seite 2

Bremsen für die Zukunft...

Das Bild des Monats

Seite 6

Wissen was am See passiert

Hintergrund

Seite 8

Die zweite Heimat

Kommentar

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Seite 10

Bis die Pendler ganz wegbleiben

Fit werden

Seite 12

Der Kampf mit der Hose

Hintergrund

Seite 14

Die Meldemoral der Gastgeber Ein Politikum mit Widersprüchen

Portrait

Seite 18

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Jung alt werden

Reportage

Seite 20

Nichts los am See? Auf der Suche nach dem Nachtleben im Tal

Veranstaltungen

Seite 22

Ausgewähltes der kommenden Wochen

Kneipentour

Seite 24

Heustadl: Eine Kellerkneipe mit Tradition

Reportage

Seite 26

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In die Tonne getreten

Service

Seite 28

Skiunfälle in der Freizeit Helmpflicht ist nicht alles

Hintergrund

Seite 29

Wer hat Angst vorm „grünen Bus“ Falschmeldungen und ihr Ursprung

Internet

Seite 32

Facebook nutzen und verstehen

Rätsel

Seite 34 Seite 4

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Tegernseer Bilderrätsel und Sudoku |

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Wissen was am See passiert ...auch ohne daĂ&#x; man ihn sieht!


tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe

die Steuer also nichts anderes als eine sogenannte dritte Miete – neben der Kaltmiete und den Nebenkosten.

Die Zweitwohnungssteuer sorgt seit 2005 für viel Geld in den Gemeindekassen

Die zweite Heimat Von ungeliebten Teilzeitbürgern und zweifelhaften Steuern

T

omas von Lüpke gefällt es im Tal. Mindestens zwei- bis dreimal im Jahr erklärt der Münchner Bad Wiessee zu seiner zweiten Heimat. Dann packt der Ingenieur seinen Laptop und einen Teil seiner Büroausstattung ein und arbeitet für ein paar Wochen an der Westseite des Sees. Auch sonst kommt er häufig zum Bergsteigen. „Dann geh ich in meine geliebte Wolfsschlucht, da kann ich am besten entspannen.“ Eigentlich wollte von Lüpke, der seinen Hauptwohnsitz in München hat, sich am Tegernsee eine zweite Wohnung anmieten. Doch die Zweitwohnsitzsteuer hat ihn abgeschreckt. „Zusätzlich zu den 460 Euro Monatsmiete noch 133 Euro Steuer das war mir zuviel“, argumentiert der 60-Jährige. Die Zweitwohnsitzsteuer ist eine Aufwandssteuer. Sie wird erhoben, sobald man sich „den Aufwand einer zweiten Wohnung leistet“, erklärt RottachEgerns Kämmerer Gerhard Hofmann. Die Höhe regelt die „Satzung über die

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Erhebung einer Zweitwohnungssteuer. Einig waren sich die Mitglieder 2005 wohl im Arbeitskreis: Wer sich im Tegernseer Tal eine zweite Wohnung leistet, dem greife man gehörig in die Tasche.

Von Lüpke fährt immer noch gerne raus aufs Land. „Ich kenne viele Leute hier“, sagt der Single. In Wiessee fühlt er sich am wohlsten. Die Wiesseer seien Anzeige

Die Höhe der Zweitwohnungssteuer ist laut Hofmann in Stufen geregelt. Wer wenig Miete bezahlt, bekommt eine prozentual höhere Steuer aufgebrummt als Mieter mit einer hohen Miete. Bei einer Jahresmiete von 5.000 Euro fallen 450 Euro Steuer an. Bei einer Miete von 40.000 Euro sind es 3.600 Euro. Dabei ist es vollkommen egal, ob man sich einen Tag oder ein paar Monate im Jahr am See befindet. Die Höhe der Steuer ist übrigens talweit einheitlich. Darauf hatten sich die Arbeitskreismitglieder geeinigt. 80 Prozent der Zweitwohnungsbesitzer sind laut Kämmerer Hofmann Eigentümer und keine Mieter. Bei Eigenheimen wird ein fiktiver Mietpreis zwischen 7,60 und 8,50 Euro pro Quadratmeter und Monat als Grundlage für die Steuer angesetzt.

„irgendwie offener“ als der Rest der Bevölkerung. „Die Schwierigkeit im Tal sei das viele alteingesessene Kapital“, beschreibt er seine Wahlheimat und deren Bewohner. Das verlangsame Veränderungen. Andererseits hätte der Weltenbummler noch nie eine Region erlebt, die seine Traditionen so pflege. Deshalb hänge er so sehr an diesem Fleckchen.

damit wäre der Weg frei für zahlungskräftige Immobilienspekulanten. Die Gemeinde freut der rege Zulauf zumindest. Die Zweitwohnungssteuer entwickelt sich für die Kommunen mittlerweile zu einem echten Goldesel. In Rottach-Egern beispielsweise stieg sie alleine von 2009 auf 2010 um knapp 10 Prozent auf stolze 817.000 Euro.

1.300 Zweitwohnungsbesitzer gibt es allein in Rottach-Egern. Manchen Einhei- Dabei ist der Sinn der Steuer ist seit demischen sind die sogenannten Rollla- ren Einführung umstritten: Laut „Berdensiedlungen ein Dorn im Auge. Böse liner Morgenpost“ hält das Institut der deutschen Wirtschaft Zungen behaupin Köln die Erhebung ten, die Teilzeiteiner solchen Abgabe bürger würden „Die Schwierigkeit grundsätzlich für fragden Hiesigen die im Tal ist das würdig. Zwar bekäHäuser wegnehalteingesessene me eine Gemeinde men und diese für ihre Teilzeitbürger dann nicht einKapital“ weder Anteile an der mal regelmäßig Einkommensteuer nutzen. Zweitwohnungsbesitzer – eine Melkkuh, die noch Zuweisungen aus den Landesin Wirklichkeit nicht besonders will- kassen. Sie verlöre aber auch nichts. kommen ist im Tourismustal? Alle zweitwohnungssteuerpflichtigen Mancher denkt einen Schritt weiter Eigentümer zahlten ohnehin bereits und befürchtet, dass durch die Zweit- alle anfallenden Gemeindeabgaben, wohnungssteuer vieles nur noch wie Grundsteuer, Straßengebühren, schlimmer werde: kleine Apparte- Müllabfuhr, Regenwassergebühren, mentinhaber und treue Feriengäste anfallende Anliegerumlagen und die müssten infolge der Steuer und Kur- Kurabgabe. So wie jeder einheimitaxe ihre Wohnungen verkaufen. Und sche Steuerpflichtige auch. Oft sei

Ursprünglich geschaffen wurde die Abgabe, um den „Luxus“ von mehreren Wohnungen zu besteuern. Was bedeutet, dass die Steuer für Ferienwohnungen gedacht war. Fakt ist, dass alle bayerischen Kommunen seit dem 1. August 2004 auf gesetzlicher Grundlage eine Zweitwohnungssteuer einführen dürfen. Jürgen Keitel aus Garbsen in Niedersachsen äußerte sich auf einen Artikel der Tegernseer Stimme vom 6. August äußerst kritisch zur Zweitwohnungssteuer. Für ihn sei sie „eine Reichen- und Neidsteuer und Beutelschneiderei“. Die Kommunen gingen hier gegen einen Personenkreis vor, der sich bei der nächsten Wahl nicht dafür bedanken könne, denn der überwiegende Teil der Zweitwohnungssteuerpflichtigen sei in der veranlagenden Gemeinde nicht wahlberechtigt. Zweitwohnungssteuerpflichtige seien unbeliebte Gäste auf Zeit. „Insgesamt ein Armutszeugnis für die örtlichen Kommunalverwaltungen“, findet Jürgen Keitel. Oder, wie man dazu auch sagen könnte: die von einem Teil der Bevölkerung mitgetragene Lösung der Kämmerer, um die Finanzen vor Ort in den Griff zu bekommen. Zumindest in Rottach-Egern klappt das hervorragend.

Text: Rose-Marie Beyer

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KOMMENTAR

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Bis die Pendler ganz wegbleiben E

igentlich sind es nur 40 Kilometer zwischen Gmund und München.

Eigentlich eine Distanz, die man als Pendler durchaus täglich fahren könnte. Eigentlich kein Problem, einen Arbeitsplatz in München anzunehmen und dennoch in seiner Tegernseer Heimat wohnhaft zu bleiben. Eigentlich machbar – trotz Arbeitsplatz in der Stadt – seine Kinder hier zur Schule zu schicken, in Vereinen aktiv zu bleiben und in den lokalen Geschäften einzukaufen. Eigentlich sollte alles ganz einfach sein – währen die 40 Kilometer zwischen Gmund und München nicht weit länger, als man eigentlich denkt. Die Kombination aus Kreuzstraße, fehlenden Überholspuren, überlasteten Zubringern, unzähligen Geschwindigkeitsbegrenzungen und der katastrophalen Schaltung der Föchinger Ampel kurz vor der A8 machen den Weg in die Arbeit zur täglichen Tortur.

Wer in München arbeitet, muss täglich leiden. Oder er zieht gleich komplett in die Stadt. Wenn wir einer Überalterung des Tals wirklich entgegenwirken wollen, dann müssen wir für eine gute, schnelle und preiswerte Anbindung an die umgrenzenden Wirtschaftsregionen sorgen. Nur so können junge, gut ausgebildete Menschen und Familien im Tal gehalten werden. Was helfen subventionierte Bauplätze, wenn man von dort nicht ins Büro kommt? Ein erster und einfacher Schritt wäre es, die Föchinger Ampel zu Stoßzeiten so zu schalten, dass der Hauptverkehr auf der Bundesstraße gegenüber dem Föchinger Zubringer bevorzugt wird. Aktuell reicht der Rückstau bei dieser Ampel täglich zwischen 07:30 und 09:00 Uhr mehrere Kilometer bis nach Thann oder gar bis Warngau.

Auf der Straße von Föching kommend, stehen bei jeder Ampelphase oft nur zwei bis drei Autos. Langfristig wären Überholspuren an geraden Stellen der B318 eine Lösung, um den Verkehr zu beschleunigen, die Kapazität zu erhöhen und vor allem die gefährlichen Überholmanöver auf der Gegenspur überflüssig zu machen. Auch eine gemäßigte Preisstrategie der BOB und ein 30-Minuten-Takt könnten dazu beitragen, dass der Tegernsee sowie der Arbeits- und Bildungsmarkt München näher zusammenrücken. Damit wären langfristig weniger Einwohner gezwungen, das Tal zu verlassen, um nach München zu ziehen. Eigentlich eine Investition in die Zukunft und dazu noch überraschend einfach als auch zeitnah umsetzbar. Es wäre doch schade, wenn die unnötige Pendlertortur am Ende noch mehr Einwohner dazu veranlasst, dahin zu ziehen, wo die Arbeit ist. Eigentlich zwar nur 40 Kilometer weiter. Aber möglicherweise für immer weg.

Text: Tobias Stadler Foto: Philippe Arlt

Wann werden unsere Politiker endlich verstehen, dass wir die B318 und unsere Verkehrsinfrastruktur dringend ausbauen müssen? Es geht nicht darum, dass mehr Touristen ins Tal kommen, sondern dass mehr Einwohner im Tal bleiben und auch wegkommen. Der Arbeits- und Bildungsmarkt München ist einer der attraktivsten in ganz Europa. Die Bewohner des nur 40 km entfernten Tegernseer Tals können davon kaum profitieren.

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Quelle: Openstreetmap.org

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Vorsätze: Die Lieblingshose soll wieder passen, etwas fitter werden wäre auch nicht schlecht, und beim Thema „Bauch-Beine-Po“ wird Andrea sowieso gleich hellhörig.

ner auch viel weniger das Ziel als für die Kunden. Und trotzdem kann man es sich auch bei medius nicht verkneifen, auf der Homepage mit den Abnehmerfolgen der Kunden zu werben:

Anstatt direkt auf die Couch geht die Rottacherin seit einigen Wochen regelmäßig nach der Arbeit ins Fitnessstudio. Den ersten Durchhänger hatte sie nach etwa zwei Wochen: Anstatt weniger hat sie erst mal mehr gewogen.

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Die Trainer kennen das Phänomen. So geht es vielen, wenn sie nach jahrelanger Sportabstinenz das erste Mal wieder aktiv werden. Anstatt Fett abzubauen, baut der Körper zuerst Muskelgewebe auf. Der Fettabbau kommt dann im nächsten Schritt. Leider. Die sichtbaren Erfolgserlebnisse kommen bei manchen erst nach vielen Wochen regelmäßigen Trainings. Man spürt zwar schnell, dass man sich wieder gesünder und fitter fühlt, aber die Waage zeigt nichts an, und im Spiegel tut sich auch nichts. Da hilft nur Geduld und eben Durchhaltevermögen. Die absolute Traumfigur ist für die Trai-

Der Kampf mit der Hose B

ei der Firmenbezeichnung steht „medizinische fitness“ gleich dabei. Alle Vorurteile über Muckibuden und Fitnesstempel, in die hauptsächlich Menschen kommen, um sich und ihre Astralkörper zu zeigen, werden damit vom Start weg ausgeräumt. So sieht es zumindest das Konzept im Tegernseer „medius“ vor. Die beiden Geschäftsführer sind in der Branche äußerst umtriebig und haben sich mittlerweile ein kleines Fitness-Imperium aufgebaut.

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Was ihr Konzept von normalen Fitnessstudios unterscheidet, merkt man schon beim Besuch der Homepage. Da wird nicht von Schönheit und Muskelpaketen gesprochen, sondern von Sport zur Behandlung von Depressionen. Von Angeboten zur Vorbeugung von Rückenschmerzen und zum gesunden Abnehmen. Sowohl in Tegernsee als auch in Schliersee haben die medius-Gründer Niederlassungen. Dazu noch ein Beratungs- und Analyseunternehmen für Sportwissen-

schaften und zu guter Letzt noch den Minigolfplatz im Tegernseer Kurpark. Sport, Gesundheit, Fitness und Freizeit. Ein Geschäftsfeld, in dem wohl viele gerne arbeiten würden. Ohne Schweiss kein Preis Die meisten Kunden kommen an und wollen am liebsten sofort loslegen. Am besten alles auf einmal: abnehmen, Muskel aufbauen, fit werden. Und das mit möglichst wenig Aufwand. Wenn man schon einmal den inneren Schweinehund überwunden

Dr. phil. Antje Bersch-Burauel

Heilpraktikerin Homöopathie - Klangtherapie Musikpsychologie Münchner Straße 134 83703 Gmund am Tegernsee Tel: 08022/859 65 88 Email: bersch-burauel@t-online.de www.praxis-bersch-burauel.de

„Gisela, 54 Jahre, 10 kg in 4 Monaten“ oder „Marc, 34 Jahre, 30 kg! in 5 Monaten“ steht dort dann zu lesen. Das ist dann wohl einfach Marketing – medizinische Fitness hin oder her.

Text: Steffen Greschner und Martin Heilmann Fotos: Philippe Arlt

und sich ins Fitnessstudio geschleppt hat, soll es bitte auch schnell gehen mit dem Erfolg und der Traumfigur. Die Realität für Andrea ist dagegen schweißtreibend. Auf dem Programm steht der Kurs zum „Gesund Abnehmen“: dreimal pro Woche zwei Stunden Aqua-Gymnastik im Wiesseer Badepark, Joga- und Pilateskurse, Wirbelsäulengymnastik und Training an den Geräten. Sie hatte, wie alle Teilnehmer, vor Beginn des Kurses einige Tests zu absolvieren. So werden Fett- und Blutwerte sowie der Stoffwechsel und der persönliche Energiebedarf ermittelt. Die 35-jährige hat - wie die meisten anderen auch - große Ziele und klare

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Die Meldemoral der Gastgeber Ein Politikum mit Widersprüchen

D

ie Meldemoral lässt zu wünschen übrig“, sagt TTT-Geschäftsführer Georg Overs zur Situation im Tegernseer Tal, und auch Brancheninsider sind sicher: „Ja, es wird beschissen.“ Die Talgemeinden haben die Angelegenheit längst auf dem Schirm und lassen seit Ende 2010 alle Hotels und Gästehäuser durch eine Firma aus Mühldorf am Inn „verstärkt kontrollieren“, so Overs weiter. Dabei sind die Kontrollen kein Selbstzweck. Für die Entwicklung im Tegernseer Tal sind die aktuellen Übernachtungszahlen wichtig zur Erfolgsmessung: Die Dauer der Aufenthalte, der Trend im Vergleich zu den Vorjahren und der Erfolg von Werbung und Investitionen in Infrastrukturprojekte können so kontrolliert werden. Sobald die Zahlen verfälscht sind, weil Beherbergungsbetriebe die angereisten Gäste und Touristen nicht melden, sind realistische Rückschlüsse für den Tourismussektor und damit einem der wichtigsten Jobmotoren am Tegernsee nicht möglich. Laut den Statistiken der TTT sanken beispielsweise 2010 die Übernachtungszahlen am Tegern-

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see um 7 % im Vergleich zum Vorjahr. Bisher stieg im Jahr 2011 die Gesamtzahl von 178.730 auf 202.072 angemeldete Gäste. Ein Wachstum von 13 % und eigentlich ein Grund zum Jubeln (Stand: Ende August 2011). Die Realität sieht aber vielleicht ganz

anders aus: Von Januar bis November 2010 sind Beherbergungsbetriebe „nur wenig kontrolliert worden“, so Overs. In diesem Zeitraum rüsteten viele Hotels und Gästehäuser noch auf das elektronische Meldescheinwesen um, das eigentlich seit Anfang letzten

„Bei mir hat noch keiner kontrolliert“ Die Tourismusbranche befindet sich seit Längerem im Wandel. Wer in diesem Zusammenhang nicht bereit ist, sich den Marktgegebenheiten anzupassen, wird in naher Zukunft keine Daseinsberechtigung mehr haben. Davon ist Frank Ebert, seit 2009 selbstständiger Vermittler und Betreuer von mehreren Ferienwohnungen am Tegernsee, überzeugt. Die Tourismusbranche insgesamt hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Gilt das auch für das Tegernseer Tal? Ebert: Klar. Speziell der ganzjährige Gesundheitstourismus ist immer stärker im Kommen. Mein persönlicher Eindruck ist auch, dass das Durchschnittsalter der Gäste und Touristen am Tegernsee etwas sinkt. Im Segment der Altersgruppe 40+ gibt es verstärkt Anfragen. Darauf sollte sich die Branche einstellen. Denn hier hat das Tal sehr gute Kompetenzen. Wie sind Ihre Erfahrungen in den Bereichen Kontrolle und elektronisches Meldescheinverfahren? Wurden ihre Ferienwohnungen schon überprüft? Ebert: Zum einen muss ich betonen, dass ich es gutheiße, dass neuerdings verstärkt kontrolliert wird. Bei mir war allerdings noch

Jahres für alle verpflichtend war. Der positive Trend für 2011 liegt also weniger am „kleinen“ touristischen Aufschwung, sondern vor allem am neuen Meldescheinverfahren und stärkeren Kontrollen. „Die Statistiken von 2010 und 2011 lassen sich eigentlich nicht

vergleichen“, sagt selbst Georg Overs. Wie die angesprochenen Kontrollen genau funktionieren, erläutert Tegernsees Bürgermeister Peter Janssen folgendermaßen: „Die Kontrolleure der Firma K&B haben das Recht, sich alle freien Zimmer zeigen zu lassen und

damit im Umkehrschluss festzustellen, wie viele Zimmer belegt sind. Anhand der ihnen vorliegenden Anmeldungen über das Meldescheinprogramm und den vorzulegenden Zimmerbelegungsplan können sie dann sehen,

nie ein Kontrolleur. In der Branche gibt es einige schwarze Schafe. Da sind Kontrollen mehr als gerechtfertigt. Vor allem, dass diese von externem Personal durchgeführt werden, ist unbezahlbar.

schlechte Meldemoral zu bezeichnen und als kleine Ordnungswidrigkeit durchgehen zu lassen, ist meiner Meinung nach schlichtweg nicht akzeptabel.

Die Umstellung auf das neue Meldescheinsystem ist eine tolle Sache und hat deutlich mehr Vorteile als Nachteile. Beispielsweise erkennt das System von selbst anhand des eingegebenen Geburtsdatums, ob bei einem Gast der volle Kurtaxenbetrag oder wie bei Jugendlichen nur ein verminderter Betrag zu entrichten ist.

Das ist glatter Betrug, und wenn ein Betrieb auffällig wird, sollte es nicht nur zu Bußgeldern kommen, sondern die Vergehen müssen sofort an die zuständigen Ämter weitergeleitet werden.

Darüber hinaus können sämtliche Kundendaten mit einem Klick sortiert und auch exportiert werden. Ich persönlich organisiere so zum Beispiel Rundschreiben an Weihnachten. Klar, man muss sich die Zeit nehmen und sich mit dem elektronischen Meldescheinverfahren einmal auseinandersetzen. Dann ist es aber ein Kinderspiel. Bei Ihnen war noch kein Kontrolleur? Das widerspricht den Aussagen von Tegernsees Bürgermeister Peter Janssen. dass alle Beherbergungsbetriebe – also eigentlich auch die von Ihnen betreuten Ferienwohnungen – schon mindestens zwei Mal aufgesucht wurden.

Um einer „schlechten Meldemoral“ entgegenzuwirken, hoffen die Gemeinde wie auch die TTT, dass Gäste verstärkt nach der Gästecard fragen. Damit wäre eine Anmeldung im System garantiert. Kann dies das Problem lösen? Ebert: Mit der Karte kann rund um den See der Bus umsonst genutzt werden, und Gäste erhalten viele weitere Vergünstigungen. Immer mehr Urlauber fragen nach der Gästecard. Diesen Eindruck habe ich schon. Die Vorzüge und dass es die „Gästecard“ überhaupt gibt, wird aber meiner Meinung nach noch zu wenig kommuniziert. Ob so dauerhaft der Nichtanmeldung von Gästen Einhalt geboten werden kann, weiß ich nicht. Herr Ebert, vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Ebert: Das kann ich nicht bestätigen. Auch von anderen Hotels und Gästehäusern weiß ich, dass seit Längerem keine Kontrollen in Bezug auf die korrekte Anmeldung von Gästen durchgeführt wurden. So oder so: Das Nicht-Anmelden von Gästen als

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HINTERGRUND

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ob für alle belegten Zimmer Anmeldungen vorliegen“. Seit Ende 2010 wurde jeder Betrieb mindestens zwei Mal kontrolliert. Einige Bußgeldverfahren seien bereits eingeleitet worden, so Janssen weiter. Scheinbar betroffene Insider, wie Frank Ebert (siehe Seite 14 + 15), können das jedoch nicht bestätigen. Und auch die mit den Kontrollen beauftragte Firma K&B Kommunale Dienstleistungsgesellschaft mbH wusste von mehrfachen Kontrollen aller Häuser erstmal nichts.

die Gemeinden genau bezahlen und vor allem wieviel, bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Dabei ist die Höhe der verhängten Busgelder nicht ohne, umfangreiche Kontrollen vorausgesetzt. Zwischen 100 und 500 Euro kommen auf die erwischten Betriebe zu. In der Regel wird die Strafe als Ordnungswidrigkeit eingestuft.

Die Talgemeinden entsenden nicht zuletzt deshalb Kontrolleure in die Beherbergungsbetriebe, die unangekündigt und zu unüblichen Tageszeiten und Wochentagen Stipp„Egal ob Kleinst-Gästehaus visiten durchführen. Zu der Aussage von Janssen: „Egal, ob oder großer Hotelbetrieb - alle Peter Janssen und Kleinst-Gästehaus werden gleichermaßen unter den damit verbunoder großer Hoteldenen Diskrepanbetrieb – alle werden die Lupe genommen“ zen wollte K&Bgleichermaßen unter Geschäftsführer die Lupe genommen.“ Manfred Berghofer jedoch auch nach mehrmaligen Nachfragen keine Stellung Für Georg Overs sind aber auch die Gäsbeziehen. te und Touristen selbst in der Pflicht: Wer bei seinem Gastgeber nach AnUnd auch Janssen, Sprachrohr der Tal- geboten wie der Tegernsee-Card fragt Bürgermeister beim Thema Meldekon- und diese von Hotels und Gaststätten trollen, war dazu plötzlich nicht mehr verlangt, löst das Problem von selbst. erreichbar. Die Widersprüche stehen „Dann müssen die Beherbergungsbesomit weiterhin im Raum. Denn wofür triebe die Anreisenden anmelden“,

wirbt Overs für das einzig positive Druckmittel.

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Sollte dies zuverlässig klappen, muss sich keine der fünf Talgemeinden mehr Gedanken darüber machen, ob für Leistungen bezahlt wird, die man nicht bekommt. Und zwar mit Geld, das den Bürgern gehört.

Text: Martin Heilmann Foto: Philippe Arlt

...auch eine Art die Tageszeitung zu nutzen!

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PORTRAIT

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kam ihr Enkel zur Welt, und der Omajob hat die Kunst vergessen lassen. Seit zwei Jahren malt sie wieder. Und seit zwei Jahren wohnt Holzmann in der Seniorenresidenz, wo auch ein Künstleratelier angeboten wird. Anzeige

Von den Älteren lernen

Jung alt werden... A

lt werden wollen sie alle. Alt sein will keiner. In unserer Kultur hat das Alter einen negativen Beigeschmack. Innerhalb der letzten 100 Jahren ist die Lebenserwartung um 30 Jahre gestiegen. Die Gesellschaft in Deutschland wird also immer älter. Momentan wird Generation 100 geboren. Laut einer Studie der Akademiengruppe „Altern in Deutschland“ wird bald jeder Zweite über 100 Jahre alt. Gleichzeitig findet ein wahrer Jugendwahn statt. Man flüchtet regelrecht vor dem Alter. Die Gruppe der Älteren ver-

steckt sich hinter eigens für sie kreierten Namen: „Senioren“ oder „Best Agers“ werden sie in der Werbung oft genannt. Falten werden bekämpft. Graue Haare überdeckt. Mit regem Aktionismus versuchen manche Alte überall mit dabei zu sein. Um bloß nicht alt zu wirken. Rosemarie Holzmann, heute 88 Jahre, wohnt in der Kreuther Seniorenresidenz Villa Bruneck und erinnert sich: „Man schaut Bekannte an und denkt sich: die ist ganz schön gealtert.“ Dann wisse man plötzlich, dass man jetzt auch da-

zugehöre, zu den „älteren Menschen“. Laut UNO ist damit die Gruppe der über 60-Jährigen gemeint. Die Phase des Altseins nimmt also zukünftig einen Zeitraum von rund 40 Jahren ein, nämlich die zwischen 60 Jahren bis zum durchschnittlichen Sterbealter jenseits der 100. „Jetzt habe ich Zeit, das zu tun, was mir gefällt.“ Im Atelier des Hauses Bruneck erzählt Rosemarie Holzmann über ihre Leidenschaft: Das Malen. Nach einer schweren Krankheit, die sie zehn Jahre ihres Lebens begleitete, ging sie irgendwann in eine Malschule. „Ich nahm mir einen Bleistift und fing einfach an.“ Serien von Tierbildern, Porträts und Landschaftsbildern sind dabei herausgekommen. Einige Zeit hatte sie Muße für die Kunst. Dann

Aktives Altern bietet zwar mehr Möglichkeiten, seinen Hobbys oder einer ehrenamtlichen Beschäftigung nachzugehen oder einfach etwas länger zu arbeiten. Holzmann weiß allerdings auch von Bekannten, dass die potenzielle Gefahr droht, mit der Rente in „ein tiefes Loch“ zu fallen. Viele wüssten nicht, was sie im Ruhestand mit ihrer vielen Freizeit anfangen sollen. Gerade Männer hätten Probleme damit, eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. „Nicht gehenlassen. Weitermachen.“ So lautet Holzmanns Ratschlag. Nichtstun macht alt. Rosemarie Holzmann wirkt nicht gelangweilt. Sie ist scheinbar zufrieden. Nach einer kleinen Hausführung zeigt sie uns die Bibliothek. Eine gepflegte, lächelnde Dame sitzt im Sessel gegenüber. JeansBlazer. Dezenter Lippenstift. Frisch frisierte Haare. Nur der Rollator verrät ihr Alter. Sie erzählt von ihren Kindertagen in dem kleinen Ort Pang bei Rosenheim. Und ihrem Wunsch, „es allen zu zeigen, dass aus mir was wird“.

teur. Die Geburt der beiden Töchter. Die frühe Trennung von deren Vater. Und sie spricht von den Schwierigkeiten als alleinerziehende Mutter.

Kinder sagen, ich solle mir mal Gedanken machen über eine Einrichtung.“ Holzmann war es wichtig, sich bereits frühzeitig auf das Alter vorzubereiten.

„Ich hatte eine Aufgabe - das hilft“, sagt Jeans-Blazer. Die beiden Töchter mussten versorgt, das Geschäftshaus geführt werden. Da gab es gar keine andere Möglichkeit. „Ich habe alles allein durchgezogen“, erklärt die stolze alte Dame. „Was wir von unserem Leben erwarten, entscheidet darüber, wie wir unser Leben planen. Unsere Annahmen über die Zukunft gestalten diese Zukunft maßgeblich mit“, schreibt Carola Kleinschmidt in ihrem Buch „Jung alt werden“.

„Es ist wichtig, dass man später eine Umgebung hat, die man kennt, wo man sich wohlfühlt.“ Sie habe es schön hier, sagt sie. Es gebe Veranstaltungen, Sport, Literatur, Filme, nette Leute und Gelegenheiten für Hobbys. Hier würde jeder aufgefordert, seine Fähigkeiten zu entdecken. „Nur dasitzen und sich unterhalten das wär’s nicht für mich.“ Holzmann will kreativ sein im Alter. „Wenn ich das eine Bild fertig hab, denk ich gleich übers nächste nach“.

Das längere Leben verschiebt auch die Zeiträume: Wir werden länger arbeiten. Wir wollen nicht mit 70 ins Altenheim, sondern auch dann vielleicht lieber anders wohnen. Wir wollen unser Leben, so lange es geht, selbst bestimmen und so gestalten, wie es zu uns passt. „Das kann gelingen, indem man bereits mit 40 an 80 denkt“, sagt Kleinschmidt. „Nicht, weil man alles vorausplanen kann. Sondern weil wir die Weichen für ein gutes Altwerden bereits mit 40 stellen, wie Studien zeigen. Weil es jung hält und Freude macht, sein Leben aktiv zu gestalten. Lebenslang.“ Rosemarie Holzmann hat selbst entschieden, ins Altenheim umzuziehen. „Ich wollte nicht warten, bis meine

Rosemarie sprüht vor Energie und Tatendrang – ohne dabei einem Jugendwahn zu verfallen. Sie hat sich ganz bewusst für den Gang in die Kreuther Seniorenresidenz entschieden. Und das zeigt auch, um was es selbst im hohen Alter geht: nicht darum, sich gegen das Altern zu wehren, sondern bis zum Schluss bewusste und eigene Entscheidungen zu treffen. An der eigenen Zukunft mitzuwirken sowie Pläne und Aufgaben zu haben. Und das wird immer wichtiger werden, wenn in Zukunft die Zeit im Ruhestand für viele 30 Jahre und länger währen wird. Eine lange Zeit, die gut überlegt und gestaltet sein will.

Text & Fotos: Rose-Marie Beyer

Sie spricht von dem Umzug in die Kreisstadt und dass man sich dort auch nach Jahrzehnten noch wie eine „Zuagroaste“ vorkam. Ihrer Heirat mit einem Konstruk-

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Nichts los am See? D

er Sommer ist ein ferner Traum. Der Winter steht vor der Tür. Damit ist auch die traditionelle Festsaison am Tegernsee vorbei. Für die einen hat das große Feiern „endlich“ ein Ende. Die anderen, insbesondere Jugendliche und Ausgehwillige, müssen jetzt für abends und an den Wochenenden Alternativen zu den Festivitäten im Freien finden. Aber: Gibt es überhaupt ein Nachtleben am Tegernsee? Mal abgesehen vom „Bräu“, das eher für die frühen Abendstunden zwischen 18.00 und bis spätestens 22.30 Uhr als „Hotspot“ bezeichnet werden kann, hat sich seit über einem Jahrzehnt das „Moschner“ – auch über die Talgrenzen hinaus – als „In“Tanzlokal etabliert. Zur Sperrzeit des „Bräus“ beginnt für viele jedoch erst das Nachtleben. Im „Moschner“ ist oft erst ab 1.00 Uhr richtig was los. Stellt sich die Frage: Wo ist für die Stunden dazwischen etwas geboten? Früher ging es ab ca. 22.00 Uhr entweder direkt von zu Hause oder im Anschluss ans Bräustüberl erst mal weiter ins „Cactus“ nach Rottach-Egern, wo Türsteher wegen Überfüllung regelmäßig den Eintritt verweigerten. Die ehemalige Kneipe heißt seit 2009 „Monte Lago“ und ist nach kostspieligen Renovierungsarbeiten zu einer Lounge mit stilvoller Einrichtung geworden. Die Zielgruppe ist nicht mehr der „angetrunkene Weggeher“, der am Wochenende Party machen will, son-

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dern die finanziell potentere Klientel, die mittags einen Kaffee trinkt oder sich von kulinarischen Spezialitäten aus der Region verwöhnen lässt. Der Andrang in der „Szenebar Rottachs“, wie es auf der Internetseite des „Monte Lago“ steht, ist lange nicht mehr so groß wie einst im „Cactus“. Gut besucht ist das „Lago“ aber allemal. Auf der Suche nach einem alternativen „Hotspot“ für die Zeit ab 22.00 Uhr sind wir durch den Tipp eines Taxifahrers in Bad Wiessee fündig geworden. „Ob es euch dort gefällt, müsst ihr selbst herausfinden“, erklärt uns der Taxifahrer und verspricht, kurz auf uns zu warten, falls wir gleich wieder kämen. Es geht ein paar Stufen abwärts in eine Kellerbar, die etwas an eine Après-Ski-Hütte erinnert. Im Eingangsbereich des „Heustadl“ steht ein Kicker. Plätze an der Bar, die sich durch große Teile der verwinkelten Kneipe schlängelt, gibt es nur noch wenige. Wir bestellen Pils und „Helles“. Die Stimmung ist gut, und wir kommen schnell mit anderen Gästen verschiedenen Alters ins Gespräch. Ein paar von diesen fordern uns kurz entschlossen gegen 1.00 Uhr auf, noch weiter nach Rottach zu ziehen. Dort sei jetzt im „Moschner“ was los. Genau wie eingangs beschrieben. Auf der Taxifahrt haken wir nach, welche Bars neben dem „Heustadl“ noch vor Mitternacht zu empfehlen seien. Die Alternativen sind teilweise Geheimtipps,

Auf der Suche nach dem Nachtleben im Tal

wie beispielsweise die Bar „Zum Mundschenk“ am Lindenplatz. Eine ansprechende Getränke- und Speisekarte sowie eine große Außenterrasse werden hier geboten. Auch die Sports-Bar, das „Daily Coffee“, von Inhaber Mehmet Cinaz in Bad Wiessee, ist immer einen Besuch wert. In Rottach-Egern werden uns zum abendlichen Zusammensitzen mit Freunden und Bekannten das „Rosegger“ und das „Billard World“ empfohlen. Am nächsten Morgen sitzen wir leicht verkatert am Tisch – es ging nach dem „Moschner“ noch weiter ins „Quantum“. Wir lassen die letzte Nacht Revue passieren. Dabei stellen wir uns die Frage: Warum ist im Tal, zumindest sagten uns das 99 % der Leute, mit denen wir sprachen, eigentlich „nichts los“? Klar. Das Tegernseer Tal ist mit insgesamt rund 20.000 Einwohnern keine Großstadt, und daher fehlt es einfach an der großen Masse an Jugendlichen und Ausgehwilligen. Ein Teil dieser Leute fährt auch nach München und Rosenheim, um dort bis in die Morgenstunden zu feiern und um nicht immer die gleichen Leute zu treffen. Ein weiterer Gesichtspunkt sind die Preise für Bier und Cocktails. Anders als früher wird darum heute nur noch einmal am Wochenende auf die Piste gegangen. Junge Menschen zwischen 16 und 18 Jahren sind uns übrigens so gut wie keine begegnet. Entweder wird

heute mehr privat gefeiert oder das Geld sitzt einfach nicht so locker. Die andere Seite der Medaille muss aber auch einmal kritisch hinterfragt werden: Haben sich die vorhandenen Bars klar genug positioniert, und können bzw. wollen diese überhaupt eine bestimmte feierwillige Zielgruppe ansprechen? Sind viele Bars inzwischen nicht teilweise eher Café oder Restaurant? Dann sollte darauf folglich auch mehr Wert gelegt und dies explizit kommuniziert werden. Ein Mittelweg – von allem ein bisschen was – ist meist nicht zielführend und schreckt potenzielle Neu- und Stammkunden auf Dauer womöglich ab. Rein aus unternehmerischer Sicht sollten sich Lokalbesitzer und -pächter die Frage stellen: Was will der Großteil meiner Gäste überhaupt? Oder: Wen will ich in meiner Lokalität? Was kann ich Gästen bieten, was andere nicht können? Besondere Preise. Ein spezielles Ambiente. Kann ich Akzente im Service setzen. Oder, oder, oder. Mit ein wenig Kreativität lassen sich sicher viele neue Gäste gewinnen. Denn wie eingangs erwähnt: Zurzeit sind wieder viele Partygänger auf der Suche nach einem neuen Hotspot. Ausgang ungewiss!

Text: Martin Heilmann Foto: Philippe Arlt

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VERANSTALTUNGEN

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Weihnachten im Tegernseer Tal In den Supermärkten ist es schon unübersehbar: Weihnachten ist unaufhaltsam im Anmarsch. Auch bei uns im Tal wird natürlich wieder einiges an Weihnachtsmärkten geboten. Hier eine Übersicht über ausgewählte Termine der Adventszeit.

Rick Kavanian − IPANEMA Samstag, 19.11.2011, 20.00 Uhr Rick Kavanian wird einigen noch aus der Bullyparade oder dem „Schuh des Manitu“ bekannt sein. Mit seinem Soloprogramm IPANEMA hat er bisher nicht nur das Publikum, sondern auch Kritiker begeistert. Rund 20 verschiedene Charaktere spielt Kavanian ganz alleine – ein Soloprogramm eben. Die Handlung in IPANEMA ist irgendwie etwas konfus. Drei Freunde fliegen zu einer Hochzeit an den Traumstrand von IPANEMA. Als ihnen am Münchner Flughafen klar wird, dass es sich bei der Airline um Klinsmanns „Lustige Maschine“ handelt und der Captain Klinsmann höchstpersönlich wegen eines Steinschlags mit seinem Airbus bei Carglass steht, müssen sie handeln, um die Hochzeit nicht zu verpassen.

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Die Situation scheint nahezu ausweglos und wirft einige Fragen auf: Kann man mit Botox die Welt in die Luft jagen? Gibt es ukrainische Meisenknödel auch mit Vollmilchgeschmack? Wieso hat noch niemand jemals zwei Kippen mit einer Schlange gefangen, und wie entführe ich ein Kamel richtig? Warum hat Frank Walter Steinmeier die Handynummer von 50 Cent und warum gibt es immer noch keine Depp-APP? Die Antwort auf diese Fragen gibt es am Samstag, dem 19. November um 20.00 Uhr im Ludwig-ThomaSaal in Tegernsee. Karten ab 16,50 Euro an allen Touristinformationsstellen oder über den Onlineshop der TTT.

Samstag 26.11.2011, 12 Uhr Christkindlmarkt Dürnbach Der beliebte Weihnachtsmarkt auf dem Dorfplatz in Gmund/Dürnbach. Rottacher Advent, 14 - 19 Uhr Christkindlmarkt direkt am See Veranstaltungsort: Kuranlage am See, Rottach-Egern Samstag 26.11.2011 Samstag 03.12.2011 Samstag 10.12.2011 Samstag 17.12.2011 Sonntag 18.12.2011 Sonntag 27.11.2011, 14 − 18 Uhr Christkindlmarkt der Kreuther Ortsvereine Findet nur alle zwei Jahre statt. Angeboten werden nur selbst gemachte Dinge. Würstl, Kuchen, Plätzchen, warme und kalte Getränke und vieles mehr sorgen für das leibliche Wohl. Veranstaltungsort: Waldfestplatz am Leonhardstoana Hof

Sonntag 04.12.2011, 10 − 18 Uhr Nikolausmarkt in Gmund Man trifft sich auf einen Ratsch am Lagerfeuer, trinkt einen Holunderpunsch und kauft den einen oder anderen Weihnachtsschmuck. Nachmittags kommt der Nikolaus auf seinem Schlitten. Jedes Kind erhält ein kleines Geschenk. Veranstaltungsort: Volksschule Gmund, Kirchenweg 7 Sonntag 11.12.2011, 14 − 19 Uhr Tegernseer Rockweihnacht Bekannt, beliebt - Rosenstraße

VERANSTALTUNGEN

Winteropening am Tegernsee

KrippenAusstellung

Schwanensee

Das russische Nationalballet zu Gast in Bad WIessee

Kreissparkasse Langlauf-Festival

9.12. bis 11.12.2011

11.12.2011 bis 29.1.2012

29.12.2011, 20 Uhr

13.01. bis 15.01.2012

Zum dritten Mal findet vom 9.−11. Dezember 2011 am Tegernsee das offizielle „Winteropening“ statt. Bad Wiessee, Gmund, Kreuth, RottachEgern und Tegernsee läuten gemeinsam die Wintersaison ein.

Seit 1981 gibt es im Tegernseer Tal die Krippenfreunde Tegernseer Tal e.V., die sich um den Erhalt, die Restaurierung, die Herstellung sowie die Ausstellung traditioneller Krippen kümmern. Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens ist dieses Jahr wieder eine Krippenausstellung im Tegernseer Pfarrzentrum „Quirinal“ zu bestaunen.

Da hat das Hotel zur Post in Bad Wiessee ein hochkarätiges Programm auf die Beine gestellt: Das russische Staatsballet ist zu Gast und präsentiert „Schwanensee“.

Bereits im letzten Winter hat die Gmunder Agentur Flowmotion gemeinsam mit der TTT versucht, das Tegernseer Langlauf-Festival ins Leben zu rufen. Mangels Schnee leider ohne Erfolg.

An allen drei Tagen gibt es einige Vergünstigungen in den Skigebieten. Höhepunkt wird wohl aber mal wieder die Party am Freitag Abend am Ödberg in Ostin. Wie jedes Jahr, ist auch heuer wieder genug zu essen und vor allem zu trinken da. Für Bar und Musik ist natürlich auch gesorgt. Mehr Informationen zu den einzelnen Aktionen in den Skigebieten findet man im Internet unter www.winteropening-tegernsee.de.

Neben der vereinseigenen „Stegmaier Krippe“, die das ganze Jahr über gezeigt wird, sind verschiedenste alpenländische und orientalische Krippen zu bewundern. Geöffnet ist die Ausstellung vom 11. Dezember bis zum 29. Januar täglich von 13.00 − 17.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ein junger Fürstensohn soll heiraten, um die Dynastie zu erhalten, verliebt sich aber leider nicht in eine der vorgesehenen jungen Damen, sondern in ein zauberhaftes fremdes Mädchen. Die wunderschöne Odette ist jedoch mit einem bösen Zauber belegt und darf nur des Nachts für wenige Stunden menschliche Gestalt annehmen... Karten im Vorverkauf direkt über das Hotel zur Post oder unter Telefon 08022-86060.

Dieses Jahr hoffen alle Langlaufbegeisterten auf bessere Bedingungen. Dann sollte es Anfang Januar auch mit dem dreitägigen Langlauf-Festival klappen. Neben den Wettkämpfen wird auch einiges an Programm geboten. Los geht’s am Freitag, 13. Januar ab 14.30 Uhr mit einem Lagerfeuer auf dem Veranstaltungsgelände in Kreuth. Samstag und Sonntag geht das Programm weiter: Aussteller, Workshops und natürlich die sportlichen Wettkämpfe.

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Christkindlmarkt der Aktiven Wiesseer am Lindenplatz Stimmen Sie sich mit weihnachtlichen Köstlichekeiten und Musik auf die stille Zeit ein. Jeweils ab 14 Uhr Samstag 03.12.2011 Samstag 10.12.2011 Samstag 17.12.2011

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KNEIPENTOUR

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KNEIPENTOUR

gung setzt, damit das so bleibt. Sogar das Angebot, eine zweite Kneipe im Tal zu übernehmen, schlug er deshalb aus. „Mir war und ist das Heustadl immer eine Herzensangelegenheit gewesen.“ Eine „Baustelle“ zu haben, ist seiner Meinung nach „eh immer das Beste“. Ein Laden allein sei Arbeit genug. Das „Heustadl“ blickt auf eine beinahe 50-jährige Kneipentradition. Das Herzstück der verwinkelten Kellerkneipe bildet die Theke, die einen gleich im Eingangsbereich empfängt. Von links - Malte Kock und ein Gast

Eine Kellerkneipe mit Tradition ...und ein Wirt, der seinen Traumjob gefunden hat

A

ls gelernter Kfz-Mechaniker zur Bundeswehr, dort die Mittlere Reife nachgeholt. Dann Barkeeper im „Heustadl“ und heute der Wirt der Bar. Malte Kock hat viel ausprobiert, bis er seinen Traumjob gefunden hat. Der gebürtige Dortmunder ist schon vor Jahren mit seiner Familie über Olching bei Fürstenfeldbruck an den Tegernsee nach Bad Wiessee gekommen. Seine komplette Jugend hat er in Bayern verbracht. Rund 25 Jahre ist das jetzt her. Früher war Kfz-Mechaniker sein Traumjob. „Der Beruf hat sich gewandelt“, meint Malte. Den ganzen Tag nur Teile zu wechseln, erfüllte ihn irgendwann nicht mehr. Die Gastronomie hat Malte gereizt, obwohl er zugibt, dass er alles von der Pike auf lernen musste. Doch als Malte noch als Barkeeper im „Heustadl“ arbeitete, hat er schnell gemerkt, dass das sein Ding ist.

man nicht bestreiten kann, dass Wirt ein harter Job ist. „Man hat lange Arbeitszeiten, aber das stört mich nicht. Ich komme jeden Tag aufs Neue gerne ins Heu.“ Der gebürtige Ruhrpottler ist inzwischen seit über fünf Jahren Wirt im „Heustadl“, gearbeitet hat er dort schon viel länger. Der damalige Besitzer Christopher Deiss, der mit nicht einmal 35 Jahren früh an Krebs verstarb, wies

Diese schlängelt sich beinahe durch den gesamten Laden. Im hinteren Teil der Bar stehen umfunktionierte Bierfässer als Sitzgelegenheit. „Die dunkle Holzverkleidung an der Wand und die Türbögen sind noch aus der alten Fährhütt’n“, so Malte. Im Türrahmen ist eine Jahreszahl aus dem 18. Jahrhundert eingraviert.

ihn in die „Gastroszene“ ein. „Er hat mir alles beigebracht“, sagt Malte mit etwas belegter Stimme. „Es war sein Wille, dass ich den Laden irgendwann einmal übernehme, was ich noch zu seinen Lebzeiten getan habe.“ Malte trauert noch heute um seinen sehr guten Freund und damaligen Chef.

Viel hat sich seit der Übernahme vor fünf Jahren an der Einrichtung nicht geändert. Nur den Nebenraum links von der Theke hat Malte mit einem modernen Boden, Sofas und Kamin in eine gemütliche Chill-out-Ecke umgebaut.

„Ich habe damals einen toll laufenden Laden übernehmen dürfen“, beteuert Malte, der bis heute alle Hebel in Bewe-

Dass der Raum oft nur von frisch verliebten Pärchen aufgesucht wird, „stört mich nicht“. Obwohl Malte es eigentlich am liebsten hat, wenn all seine Gäste sich an der Theke aufhalten.

Meist steht der ehemalige Mechaniker selbst hinter dem Tresen. Oft sitzt er aber auch davor und unterhält sich mit jedem über alles. Über Vergangenes und über die Zukunft. Über Probleme des Tegernseer Tals und wie man es verbessern könnte. „Da kann es schon mal vorkommen, wenn ich eine angeregte Unterhaltung führe, dass ich zum Beispiel eine bestellte Pizza im Ofen vergesse“ - was allerdings für die meisten kein Problem ist. „Dann wird einfach noch mal eine neue in den Ofen geschoben.“ Für gewöhnlich ist das Publikum, das ins „Heustadl“ kommt, angenehm und gut gemischt. Irgendeine Ausrichtung, was Alter oder Aussehen angeht, gibt es

hier nicht. Vielleicht merken die Gäste genau diese unausgesprochene Einstellung: hier wird jeder gleich freundlich behandelt. Genau das sorgt für die besondere Atmosphäre und bringt Malte dazu, den Job als „Heustadl“-Wirt als seinen Traumberuf zu bezeichnen und jeden Abend gerne hier zu sein. Und wenn es seine Gesundheit zulässt, kann sich Malte durchaus vorstellen, auch in 20 Jahren noch der Wirt vom „Heu“ zu sein.

Text: Martin Heilmann Fotos: Sebastian Scholz

„Bis zum heutigen Tag habe ich kein Motivationsproblem, wenn es darum geht, zur Arbeit zu gehen.“ Obwohl

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REPORTAGE

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REPORTAGE

VIVO-Chef rät Verbrauchern, Lebensmittel bedarfsgerecht einzukaufen und Mehrweg dem Einweg vorzuziehen. Bedarfsgerecht einzukaufen, klingt zwar simpel, bedeutet aber einige Umgewöhnung: Kaufe ich auch mal eine andere Sorte Brot, wenn meine gerade ausverkauft ist? Nehme ich den Apfel mit der kleinen Druckstelle, die Banane mit der braunen Stelle oder die krumme Gurke? Wer schlicht gesagt kauft, „was gerade da ist“, zeigt dem Supermarkt, dass er lieber spärlicher gefüllte Regale und stattdessen leere Mülltonnen sehen möchte.

In die Tonne getreten

Essen im Abfall N

eulich war Erntedank. Auch in Rottach-Egern gab es eine große Prozession. Traditionell danken Christen an diesem Sonntag für die Ernte. Brot, Feldfrüchte, Obst und andere Lebensmittel werden gesegnet, die Hälfte davon wird weggeschmissen. Zumindest statistisch gesehen. Denn 50 Prozent unserer Lebensmittel wandern weltweit in die Tonne. Davon geht die britische Royal Society aus. In Deutschland kommen rund 21 Prozent der von Privathaushalten gekauften Lebensmittel nicht im Magen eines Menschen an. Laut einer Studie der Firma Cofresco Frischhalteprodukte wirft jeder Deutsche jährlich im Durchschnitt rund 80 Kilo Lebensmittel weg. Der Grund ist meist das überschrittene Mindesthaltbarkeitsdatum. Und das, obwohl die meisten Lebensmittel auch ein paar Tage danach noch

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problemlos gegessen werden können, vor allem, wenn die Verpackung original verschlossen ist. Ein einfacher Geruchs- und Geschmackstest bringt in der Regel Sicherheit. Es ist aber nicht nur der Verbraucher, der Essen in rauen Mengen in die Tonne tritt. In seinem Kinofilm „Taste the waste“ zeigt Valentin Thurn eine regelrechte Kette des Wegwerfens. Die beginnt bereits beim Bauern, der die kosmetischen Vorgaben des Handels naturgemäß nicht immer erfüllen kann: Karotten müssen gerade sein, Kartoffeln rund. Sonst haben sie keine Chance, im Supermarktregal zu stehen. Außerdem haben Händler meist keine größeren Lagermöglichkeiten, weshalb die Ware „just in time“ geliefert werden muss. Handelsketten bestellen häufig mehr Waren, als sie verkaufen können. Im Handel herrscht ein scharfer Wett-

bewerb: Bis kurz vor Ladenschluss wird das gesamte Sortiment geboten aus Sorge, dass Kunden die Konkurrenz aufsuchen, wenn das Lieblingsprodukt nicht mehr verfügbar ist. Am Abend fliegt vieles einfach raus. Es ist wohl tatsächlich billiger, unverkaufte Joghurts wegzuwerfen, als Kunden zu verlieren. Bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr allein in Deutschland weggeworfen. Und es werden immer mehr. Ganze Wirtschaftszweige haben sich inzwischen rund um die Entsorgung von Lebensmitteln gebildet. Das System, in welchem die Lebensmittel-Wiederverwendung zum Betanken von Biogasanlagen, für die Produktion von Ökostrom oder Kompost übernommen wird, hilft deren Betreibern, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und eine saubere Zukunft zu sichern.

Die VIVO Warngau (Kommunalunternehmen für Abfall-Vermeidung, Information und Verwertung im Oberland) beispielsweise produziert in der Kompostieranlage aus Biomüll 2,5 Millionen Kilowattstunden Energie. Diese wird bei E.ON eingespeist und versorgt 700 Haushalte mit Strom. Außerdem entstehen so 5.000 Tonnen Kompost pro Jahr.

den wiederverwertet. Tendenziell entsteht im Tegernseer Tal mehr Müll als in den restlichen Gemeinden im Landkreis. Grund dafür seien der Tourismus und die damit einhergehende zeitweise höhere Bevölkerungsdichte.

Auch der Komposthaufen im eigenen Garten trägt zur Wiederverwertung bei. Laut Hartwig sollte die Biotonne die Eigenkompostie60.000 Tonnen rung keinesfalls beträgt das Gesamtersetzen. Sie sei müllvolumen aus als Ergänzung dem Landkreis im Jahr zu verstehen.

In der Rottehalle des Kompostwerks herrschen über einen längeren Zeitraum hinweg Temperaturen bis zu 75 Grad Celsius. Dadurch können Speisereste verarbeitet werden, ohne dass Krankheitserreger den Kompostierungsprozess überleben. Der Kompost ist ein natürlicher Dünger, der als Bodenverbesserer wieder im Garten eingesetzt werden kann. Walter Hartwig, Vorstand der VIVO, ist zufrieden mit der Entwicklung der Wiederverwertungsquote in den vergangenen Jahren. 60.000 Tonnen beträgt das Gesamtmüllvolumen aus dem gesamten Landkreis im Jahr. 80 Prozent wer-

Alle organischen Abfälle, die keine hygienischen Probleme bereiten, sollten weiterhin im eigenen Garten kompostiert werden. Gekochte Essensreste sowie verdorbene Lebensmittel ohne Verpackung sollte man dagegen nicht auf den Komposthaufen, sondern in die Biotonne geben. Walter Hartwig bedauert, dass die Abfallvermeidung bei den Leuten in Vergessenheit geraten ist. Das Hauptproblem seien nach seiner Ansicht Einwegflaschen und Verpackungen. Der

Manchmal passiert dann aber doch auch noch Gutes mit den unverkauften Lebensmitteln. Zumindest teilweise gehen diese an die „Tafeln“. „Frischeartikel haben meist ein Mindesthaltbarkeitsdatum von mehr als einem Tag“, erzählt Helga Auth von der Gmunder Tafel. Im Großen und Ganzen ist Auth recht zufrieden mit den Lieferungen. Zahlreiche regionale Märkte versorgen die Tafel: DM, Lidl, Müllermarkt, Aldi, Netto, Penny, Edeka Waakirchen, die Firma Wunderlich sowie die Markthalle. Auf insgesamt 24 regelmäßige Lieferbetriebe kann Auth zählen. Bäckereien und Metzgereien – darunter die Betriebe Trettenhahn, Holnburger und Wild – liefern frische Back- beziehungsweise Fleisch- und Wurstwaren. Rentner mit schmalem Einkommen, Familien, alleinerziehende Mütter - jeden Samstag versorgen die Initiatoren schätzungsweise 85 Kunden an ihrer Tafel. „Übrig bleibt eigentlich nie was“, sagt Auth. Und wenn doch, dann holt die Reste ein Bauer ab, der das Ganze an seine Tiere verfüttert - auch eine Art der Wiederverwertung.

Text: Rose-Marie Beyer Foto: Philippe Arlt

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SERVICE

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Skiunfälle in der Freizeit Helmpflicht ist nicht alles

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er Winter steht vor der Tür. Vor allem bei den Skifahrern unter uns kommt da Vorfreude auf. Bretter aus dem Keller geholt, Kanten geschliffen, Wachs aufgetragen! Ein Helm muss neuerdings auch getragen werden. Stürzen kann jeder schnell einmal, dazu reicht oft schon eine Eisplatte. Die Folgen sind meißtens „nur“ kleinere Blessuren oder Knochenbrüche. Was aber, wenn Arm oder Bein steif bleiben und man nach einem Skitag invalide nach Hause kommt? Wir haben dazu den Rottacher Versicherungsexperten Carsten Leber befragt. Hallo Herr Leber. Seit wann sind Sie in der Versicherungsbranche tätig? Leber: Seit 1991. Anfangs von Miesbach aus. Drei Jahre später habe ich ein Büro in Rottach-Egern eröffnet. Wie ist Ihre Erfahrung? Schließen die Menschen am Tegernsee andere Versicherungen ab? Leber: Na ja, eine Autoversicherung braucht so ziemlich jeder, krankenversichert sollte man auch sein, und eine private Unfallversicherung ist nie schädlich – vor allem, wenn man hier wohnt. Warum vor allem hier? Leber: Wir leben in einem Umfeld, in dem

– bei den Kindern angefangen, über deren Eltern – alle relativ viel Sport treiben. Skifahren, Rodeln – das sind riskante Sportarten. Es kann viel passieren. Das Geschäft mit der Angst? Leber: Sie meinen, ich übertreibe!? Das tu ich nicht. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Die meisten der Unfälle – immerhin 80 % - passieren in der Freizeit. Reicht für diese Unfälle nicht einfach eine Krankenversicherung? Leber: Grundsätzlich ja. Aber nicht, wenn eine Invalidität eintritt. Das passiert zwar ziemlich selten, aber leider immer wieder. Ein Arm bleibt steif. Das Augenlicht geht verloren. Ein Bein muss amputiert werden. Da hilft dann nur noch eine private Unfallversicherung.

Kann sich denn ein Normalverdiener eine zusätzliche private Unfallversicherung überhaupt leisten? Was kostet diese im Jahr? Leber: 40 % aller Deutschen haben eine solche Versicherung abgeschlossen. Das leisten sich also nicht nur Besserverdiener. Eine sinnvolle und existenzabsichernde Versicherung für Kinder gibt es ab 100 Euro und für Erwachsene ab etwa 300 Euro im Jahr. Haben Sie noch einen abschließenden Tipp für unsere Leser, jetzt zur Winterzeit? Leber: Ja, habe ich. Das hat aber nichts mit Freizeitunfällen zu tun, ist jedoch gerade jetzt im November relativ wichtig, und man kann dadurch im nächsten Jahr vielleicht ein paar Euro sparen. Am 30. November endet die jährliche Frist die, KfZ-Versicherung zu wechseln. Wenn der bisherige Anbieter die Gebühren erhöht hat, ist sogar noch bis Ende Dezember ein Wechsel zu einer anderen Versicherung möglich. Text: Martin Heilmann

Können Sie das erklären? Leber: Die Krankenversicherung kommt bei Unfällen mit einhergehender Invalidität nur für entstehende Kosten auf, wenn diese am Arbeitsplatz, in der Schule und auf dem Weg dorthin und zurück passieren. Nicht aber bei Freizeitunfällen. Kosten, die dann über die normale Behandlung hinausgehen, hat der Patient komplett aus eigener Tasche zu bezahlen. Und von der gesetzlichen Invaliditätsrente kann kein normaler Mensch leben.

Wie eine Internet-Falschmeldung Eltern verunsichert

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gal, wie man es nennt, ob übler Scherz, Masche, Kettenbrief, Hoax, „urban legend“ – die Geschichten funktionieren immer gleich. Ein Empörungsthema wird gesucht, eine Bedrohung, irgendetwas, das viele Menschen berührt. So wie die Meldung, die uns vor einiger Zeit über Facebook erreicht hat:

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Carsten Leber Versicherungskaufmann (IHK) Seite 28 |

„Achtung für Leute aus MB und Umgebung: Heute war die Polizei an den Miesbacher Schulen und hat nochmal darauf hingewiesen, dass man den Kindern sagen sollen, dass sie auf keinen Fall in einen grünen Bus steigen sollen! Denn es wurde jetzt mehrfach ein Bus gesehen, der Mann hat sich als Paket-Fahrer ausgegeben und sagte den Kindern, die anderen Busse seien defekt und sie sollen doch bei ihm einsteigen. Bitte posten auch wenn man keine Kinder hat! Ist ein wichtiger Hinweis!!!“

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... entscheidend ist jedoch, was drin steckt.

Wer hat Angst vorm “grünen Bus”?

Max-Josef-Weg 1 83700 Rottach-Egern www.universa-leber.de

Und flugs verbreitet sich das Gerücht – in Zeiten des Internets rasant. Der „grüne Bus“ (wahlweise auch weiß) ist mittlerweile in ganz Deutschland vor Schulen gesehen worden. Es gibt Dutzende Varianten der Geschichte, deren Botschaft im Kern lautet: „Achtung, ein pädophiler Kinderschänder hat es auf dein Kind abgesehen!“

Als wir die Nachricht zu Ende gelesen hatten, haben wir nach Hinweisen gesucht, bei der Wiesseer Polizei nachgefragt. Einfach aus einem journalistischen Reflex heraus. Das Ergebnis: keine Erkenntnisse. Keine Hinweise. Damit war die Sache für uns erledigt.

Aber da der Bus oder vielmehr die angebliche Geschichte seine Bahnen zieht, braucht es offensichtlich doch eine „offizielle“ Entwarnung. Es gibt ihn nicht, den „grünen Bus“. Tatsächlich gibt es jedoch in der Bevölkerung große Ängste. Das eigene Kind in den Fängen pädophiler Verbrecher ist eine Horrorvorstellung für viele Eltern. Tatsache ist aber, dass sexuelle Gewaltverbrechen seit Jahren rückläufig sind. Das hat vor allem mit einer erhöhten Aufmerksamkeit zu tun, mit Prävention, mit guter Polizeiarbeit. Der allerschlimmste „Horrorfall“, der sexuelle Missbrauch mit Todesfolge, ist die absolute Ausnahme. 2009 hat die „Polizeiliche Kriminalstatistik“ (PKS) in Deutschland zwei

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HINTERGRUND

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solcher Fälle „erfasst“, 2010 keinen einzigen. Statistisch gesehen ist die Bedrohung, gemessen an einer Bevölkerungszahl von rund 80 Millionen Menschen, nicht messbar. In krassem Gegensatz dazu steht die Angst davor. Schaut man auf die „kalten“ statistischen Daten, fällt vor allem der „sexuelle Missbrauch von Schutzbefohlenen“ auf. Diese Täter fahren keinen „grünen Bus“, sondern sind meist im alltäglichen Umfeld der Kinder zu finden. Nicht der „böse Unbekannte“, sondern der „Bekannte“ ist die reale, böse Bedrohung. Hier gehen die Missbrauchszahlen in die Tausende. Statistisch gesehen muss man diesen Zahlen misstrauen.

Ganz im Gegensatz zu den Zahlen über entführte Kinder, die zu Tode kommen. Die sind sehr exakt. Die sexuellen Missbrauchsfälle, die durch „bekannte“ Personen begangen werden, werden wegen Schamgefühls, wegen Sorgen um die öffentliche Stellung häufig nicht angezeigt. Die Dunkelziffer ist nicht zu bemessen, man kann aber davon ausgehen, dass sie sehr hoch ist. Als eine der größten „Missbrauchsorganisationen“ geriet die katholische Kirche in Kritik. Und die Welle der Anzeigen und „Offenbarungen“ reißt nicht ab. Dabei ist eine „ehrenwerte“ Haltung der katholischen Kirche dahin gehend, Missbrauchsfälle konsequent und ohne Kompromisse zu verfolgen, nicht zu erkennen.

HINTERGRUND

Ganz im Gegenteil – die Vertuschung hat Methode, selbst unter Einsatz juristischer Mittel. Auch Stefan Aigner, Lokaljournalist aus Regensburg, ist so eine Art „Missbrauchsopfer“. Eineinhalb Jahre musste sich der freie Journalist gegen die Diözese Regensburg wehren, die ihn verklagt hatte, weil er in einem Bericht Zahlungen an die Familie eines Missbrauchsopfers als „Schweigegeld“ benannt hatte. Aktuell hat das Oberlandesgericht Hamburg diese Einschätzung bestätigt und Stefan Aigner diese Wortwahl gestattet. Die Prozesskosten von weit über 10.000 Euro waren geeignet, den Journalisten wirtschaftlich zu ruinieren.

„Echte“ Missbrauchzahlen findet man als statistische Zahlen in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik. Jeder Fall ist erschütternd - die Zahl der Fälle ist aber „gering“. Quelle: PKS

Nicht der „böse Unbekannte“, sondern der „böse Bekannte“ ist die reale Bedrohung Dem Missbrauch folgte der Wille, einen kritischen Journalisten mundtot zu machen – koste es, was es wolle. Der Feind aus dem Umfeld Für Eltern und ihre Kinder muss klar sein, dass nicht der „grüne Bus“ die echte Bedrohung darstellt – die tatsächliche Bedrohung liegt tatsächlich vor Ort im vermeintlich vertrauenswürdigen Umfeld. Der beste Schutz der Täter ist die Scham, die viele empfinden. Der beste Schutz vor den Tätern und auch nach einer Tat ist die Anzeige und notfalls auch die Öffentlichkeit – da-

mit anderen nicht dasselbe Schicksal widerfährt. Dafür braucht es sicherlich Mut. Und zwar mehr Mut, als nur eine dubiose Meldung weiterzuverbreiten, die lediglich das Angstthema schürt. Wer wirklich etwas gegen Missbrauch tun will, darf einen solchen nicht verschweigen. Der Missbrauch darf kein Tabu-Thema sein. Und es gibt mittlerweile durch Polizei und Behörden umfangreiche Hilfen. Auch privat sollte das Thema kein Tabu mehr sein. Hier gilt es, den Opfern Mut zu machen und sie frei von jeder Schuld zu halten.

Wer Opfer eines Missbrauchs geworden ist, hat jedes Recht, mit Würde behandelt zu werden. Die Täter sind die Schuldigen. Wenn die Gesellschaft das begreift, wird es weniger Opfer und damit auch weniger Täter geben. Und irgendwann verschwindet vielleicht auch die übertragene Angst vor „grünen Bussen“. Zum Autor: Hardy Prothmann ist Mitglied von istlokal.de, ein bundesweites Netzwerk lokaljournalistischer „Zeitungen“.

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INTERNET

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wachsen. Leute über das Internet kennenzulernen, ist für ihn ganz alltäglich und hat sogar echte Vorteile: „Man kann drüber nachdenken, was man schreibt.“ So fällt der erste Kontakt zu Mädels auch leichter, wenn man genug Zeit hat, den Fettnäpfchen auszuweichen. Viele Eltern treibt dagegen die Sorge um, mit wem sich ihre Kinder im Netz einlassen. Zahlreiche Berichte über Mobbing, sexuelle Belästigung und den falschen Umgang mit der eigenen Privatsphäre verunsichern die Erwachsenen.

Facebook nutzen und verstehen D

ie Alten treffen sich zum Ratschen im Bräustüberl oder im Moschner. Eigentlich nichts anderes machen die Jungen, die sich im Internet treffen: Sie ratschen, plaudern und unterhalten sich. „Das kostet nichts, und man kommt schnell ins Gespräch“, weiß auch der 15-jährige David. David ist da, wo gerade fast alle sind: bei Facebook. 800 Millionen Mitglieder zählt die Seite aktuell. Verteilt über die ganze Welt. Das macht auch den Reiz für den jungen Wiesseer aus: Bevor er mit seinen Eltern an den Tegernsee kam, wohnte er für einige Zeit in Kiel, München und Paris. Über Facebook kann er mit allen Freunden und Bekannten in Kontakt bleiben, egal, wo er ist, und egal, wo die anderen sind.

stöße gegen das deutsche sowie das EU-Datenschutzgesetz berichtet. Oft geht es in den Berichten um die mangelnde Privatsphäre auf den Profilseiten, die sich jeder Nutzer auf Facebook einrichten kann. Dort stellen sich die Nutzer vor, laden private Fotos und Videos hoch

und zeigen sie so ihren Freunden. Andere können auf den Profilseiten Nachrichten hinterlassen oder sich gegenseitig in gemeinsame Interessengruppen und zu Veranstaltungen einladen.

Viele der Ängste bringen oftmals seltsame Reaktionen hervor. Schnell wird das Internet verteufelt, und am liebsten würde man den Kindern den Umgang damit komplett verbieten. Was dabei oft vergessen wird, ist der Umstand, dass die Gesetze unserer Gesellschaft im Netz genauso gelten wie im realen Leben. Lediglich wenige würden ihrem Kind die Bushaltestelle verbieten als Reaktion auf die Begegnung mit einem Exhibitionisten. Stattdessen bringt man den Vorfall zur Anzeige und spricht mit den Kindern über das Geschehene.

Das gilt auch im Netz: Das Übermitteln unzulässiger Bilder und Texte ist ebenso verboten wie der Versuch der sexuellen Annäherung an Minderjährige oder sexuelle Belästigung zwischen Erwachsenen. Darum der Tipp: Versuchen Sie, solche Vorfälle so genau wie möglich zu dokumentieren. Notieren Sie sich Datum, die exakte Uhrzeit, Namen oder Nickname und machen Sie am besten Screenshots der E-Mails oder Chatnachrichten. Und damit gehen Sie zur Polizei – so wie im normalen Leben auch. Auf www.jugendschutz.net erhalten Erziehungsberechtigte wichtige Informationen, wie man seine Kinder im World Wide Web begleiten kann. Danach sollten Eltern mit ihren Kindern gemeinsam die passenden Internetseiten aussuchen. Jugendliche, die bereits chatten, brauchen ebenfalls ein offenes Ohr. Eltern, die von der vollständigen Thematik keine Ahnung haben, werden auch von ihren Kindern mit ihren Bedenken nicht ernst genommen werden.

Für Kinder und Jugendliche ist das Internet ein vollkommen normaler Teil ihres Lebens. Und so sollte man ihn auch behandeln. Verbieten, verteufeln und oft auf Unwissen basierende Vorurteile – das sind alles Aspekte, die Eltern nichts bringen und bei Kindern und Jugendlichen höchstens auf Unverständnis stoßen. Trotzdem muss man auch im Internet nichts akzeptieren, was man in der „normalen Welt“ nicht akzeptieren würde. Dafür gibt es Gesetze, und damit sich Menschen daran halten, muss man das auch ganz aktiv mit Anzeigen bei Verstößen einfordern. Das ist sinnvoller, als mit Verboten zu agieren. Das Chatten und das Flirten mit den Mädels wird David sowieso niemand verbieten können. Und nur, weil die ältere Generation das irgendwie unromantisch und komisch findet, ist es noch lange nicht gefährlich, findet zumindest David. Text: Rose-Marie Beyer und Steffen Greschner Foto: Philippe Arlt

Der 15-jährige David kennt es nicht anders. Er ist mit Facebook & Co. aufgeAnzeige

Facebook und andere Internetplattformen haben aber nicht nur Fans. In der klassischen Presse wurde in letzter Zeit viel über unlautere Datenschutzpraktiken und zahlreiche Ver-

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Tegernseer Bilderrätsel tegernseerstimme.de | 5. Ausgabe

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