e-Paper Blick Büez Oktober 2013

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Büez

Nachfol DOSSIER

Generationenwechsel

Benzin im Blut B

eide haben Benzin im Blut: Deshalb hat Peter Rau das Steuer rechtzeitig seiner Tochter Katrin übergeben. Die junge Frau führt nun mit Erfolg die bekannte Oldtimer-Garage. Manch ein Unternehmer träumt davon, seine Firma einst seinen Kindern weiterzugeben. Doch bei den meisten bleibt es ein Traum. Nicht beim bald 70-jährigen Peter Rau aus Oberweningen ZH. Vor gut zehn Jahren begann er, sich Gedanken über das Leben nach dem Beruf und die Zukunft seiner über die Landesgrenze hinaus renommierten Touring OldtimerGarage zu machen. «Ein Verkauf kam nicht in Frage, weil Interessenten mich gleich mitkaufen wollten», so Rau. Sie meinten, die Garage stehe und falle mit mir. Also müsse ich auch nach einem Verkauf noch weitermachen. Das aber wollte Peter Rau nicht. Er überlegte sich, die Werkstatt seinem Leiter Peter Stich zu übergeben. Doch dieser wollte sich weiterhin mit Hingabe und Liebe um Motoren und weniger um Finanzen kümmern. Und Tochter Katrin? «Obwohl ich schon mit 15 das erste Mal sagte, dass ich später ins Oldtimer-Geschäft einsteigen wollte, drängte mich mein Vater

Lange Jahre machte sich Peter Rau Gedanken über seine Nachfolge. Wer sollte sein Juwel von OldtimerGarage weiterführen? Er fand die perfekte Lösung: Tochter Katrin. Text Max Fischer Fotos Gerry Nitsch

Ratgeber Nachfolge

Daran müssen Sie denken:

nicht», so Katrin (31). Er wollte seiner Tochter Zeit lassen. Aus eigener Erfahrung wusste er, wie es ist, wenn der Vater mit dem Sohn klar bestimmte Berufspläne (in der Textilbranche) hat. Katrin musste nicht ihm zuliebe einspringen, sondern aus fester Überzeugung Ja sagen. Zunächst lernte sie beim Schweizer Mercedes-Importeur das Autobusiness von der Pike auf. Nach dem KV wechselte sie in den Kundendienst, später in die Leasing-Abteilung. «Auf Rat meines Vaters verbrachte ich dann ein halbes Jahr in Miami und drei Monate in Genf, um meine Sprachkenntnisse zu vertiefen.» Mit diesem gut gefüllten Rucksack heuerte Katrin beim Vater an. Und dieser spürte sehr schnell: «Sie kann es!» Doch erst nach fünf Jahren war es so weit: «Am 1. April 2011 habe ich ihr die Garage als Erbvorbezug überschrieben», erinnert sich Peter Rau. Was für ihn wichtig ist: Dass bei einer Familienlösung und verschiedenen Erbberechtigten alle gleich behandelt werden. «Sonst steht der Familienfrieden auf dem Spiel.» 1977 hatte er die damalige Renault-Garage von Bob-Olympiasieger Jean Wicki (mit Hausi Leutenegger) gekauft – und sie in 34 Jahren zum Mekka der Oldtimerfans gemacht. Jetzt

Achtung Erbrecht!

Wenn eines von mehreren Kindern die Firma allein übernehmen soll (wie im Fall der Touring Garage) müssen Sie mit allen Erbberechtigten an den Tisch sitzen. Wichtig: Beachten Sie die Pflichtteilsvorschriften. Schwierig wird es, wenn nebst der Firma keine anderen privaten Vermögenswerte da sind. Dann gehts nicht ohne Anwalt.

musste er loslassen. Eine schwierige Sache. «Aber meine Tochter hat es mir einfach gemacht», so Peter Rau. Er könne kommen und gehen, wann er wolle. Und bei Bedarf frage sie ihn. «Doch das ist selten», verrät der Vater. «Sie macht vieles

«

Mein Vater hat mich früh den wichtigen Leuten vorgestellt, so genoss ich von Anfang an Respekt.» Katrin Rau, Garagistin

Nachfolge in der Familie Armaturen eines raren Porsche 356 C Cabriolet.

Nicht jedes Familienmitglied, das geeignet wäre, will auch, und nicht jedes, das will, ist auch geeignet. Entscheidend ist: Nötigen Sie als Patron nie ein Kind, das elterliche Geschäft zu übernehmen. Oft trägt es zur Entscheidungsfindung bei, wenn das Kind – wie im vorliegenden Fall – schon ein paar Jahre im Betrieb mitgearbeitet hat.


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