.mag #1

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hallöchen, endlich ist es geschaff t und die ausgabe #1 des .mag steht.

ausgabe #1

das magazin von studentInnen des instituts für kunstpädagogik

an unserem institut gibt es nun auch ein pdf-magazin. es hat uns viele nächte ohne schlaf bescher t, weil wir immer wieder neue ideen hatten. ideen, die wir auch wieder ver wor fen haben und die vielleicht auch bis zum heutigen tag noch nicht ganz ausgereif t sind. das .mag braucht mehr redak tionelle mitarbeiter um noch mehr Iinformationen einzutreiben. ja - einzutreiben, das war wohl der schwierigste ak t an dem ganzen projek t. wir haben auf vielen wegen versucht euch zum „mithelfen“ zu animieren. leider hat es wohl nicht alle erreicht. es wäre schön wenn wir alle ein wenig mehr die augen offen halten nach spannenden themen und interessantem bildmaterial. wag t doch für das sammelsurium einfach mal einen blick in euren fundus. traut euch einen kleinen tex t zu schreiben über ein ereignis, was euch in eurem ganz normalen alltag an unserem institut aufgefallen ist. vergesst nicht, es steck t viel her zblut und eine große por tion von angesammeltem schlafdef izit in diesem .mag :) wir freuen uns über euer feedback und wünschen euch nun viel spaß beim schmöckern :) dani & franzi


Institut Allgemein Vostellung des Instituts Koreta Per formance

Menschen Interview mit Frau Rösel Frau Landau

Exkurs

Thema

Flashmob Brühlomat Projekt Die Stadt, ein Buch? KlimBamBora

Konzeptkunst -10752Naturdialek t Heukissen Sub[urban]

Montagskino

Rundgang

Künstlerische Bachelorabschlusssarbeiten

Workshop

Sammelsurium Werke von StudentInnen

Schnittstellen Ausstellung in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut

utop Drei Fragen

Impressum

Dozentengrillen

FSR

Schau

Ausklang

Immerzu


Institut für Kunstpädagogik Das Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig bef indet sich seit 1995 im Geschwister-Scholl-Haus. Das Gebäude in der Leipziger Ritterstraße 8 – 10 ist in den Jahren 1908 – 1910 als Sitz der ersten deutschen Handelshochschule auf einem der ältesten Grundstücke der Universität, dem »Großen Fürstencolleg« errichtet worden. Der Gebäudeentwur f stammt von Fritz Schumacher (1869 – 1947), dem Mitbegründer des Deutschen Werkbundes. Das Haus ist ein herausragendes Beispiel der Reformarchitek tur nach Historismus und Jugendstil. Im Jahre 1948 wurde das Haus dem Andenken der Geschwister Sophie und Hans Scholl, Angehörige der Widerstandsgruppe »Weiße Rose« und 1943 hingerichtet, gewidmet. weitere Informationen: Homepage des Instituts



Presseankündigung Gründung der III. Universität im Königreich Koreta

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as Königreich Koreta ist ein interdisziplinäres Kunstwerk aus Belgrad/Serbien über einen f ik tiven Staat. Sie sind eingeladen zu einer Live-Per formance, der Gründung der Dritten Universität des Königreichs Koreta. Bei diesem einzigar tigen Ereignis nimmt das Publikum an der Auswahl von einer aus fünf vorgeschlagenen Städten für den Campus der Dritten Staatsuniversität teil. Die Per formance und das anschließende Publikumsgespräch mit den Künstlern f inden auf Englisch statt. Eintritt frei. Autor und künstlerische Gestaltung: Vojislav Klačar, Regie: Vlatko Ilić Or t: Geschwister-Scholl-Haus, Ritterstraße 8-10 (Nähe Nikolaikirchhof), 04109 Leipzig Montag 26. Mai, Per formance um 19.30 Uhr, danach Publikumsgespräch in Anwesenheit der Künstler Veranstalter: Graduier tenkolleg “Bruchzonen der Globalisierung“, Institut für Kunstpädagogik, Institut für Theaterwissenschaf t der Universität Leipzig Foto: im Vordergrund Vojislav Klačar

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Informationsblatt mit der zur Wahl stehenden Universitäten, Par teienlandschaf t und Sitzplatzver teilungen im Parlament; wird vom Publikum ausgefüllt; anschließend wird das Publikum zur Wahl gebeten

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wenn Schaltf l채che nicht funk tionier t: http://de.youtube.com/ watch?v=wU6azQIyRK0 Per formPostDemo

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v.l.n.r.: Vlatko Ilić, Vojislav Klačar

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Rückblick III University Foundation in the Kingdom of Koreta

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as Königreich Koreta ist ein interdisziplinäres Kunstwerk aus Belgrad/Serbien über einen f ik tiven Staat. Es wird von dem bildenden Künstler Vojislav Klačar und dem Theaterregisseur Vlatko Ilić dazu genutz t, soziale und kulturelle Transformationsprozesse, parlamentarische und theatrale Entscheidungsmechanismen sowie Formen und Ambivalenzen demokratischer Par tizipation und Öffentlichkeit zu hinter fragen und auszustellen. Dabei wird das Publikum ak tiv an verschiedenen Gründungs- und Wahlprozessen beteilig t, die jeweils die Weiterentwicklung des Staates mit-

bestimmen. Am 26. Mai fand im Geschwister-Scholl-Haus Leipzig in gemeinsamer Organisation des Graduier tenkollegs “Bruchzonen der Globalisierung“, des Instituts für Kunstpädagogik sowie des Instituts für Theater wissenschaf t der Universität Leipzig eine speziell für den Leipziger Kontex t entwickelte, einzigar tige Per formance des Koreta-Staates statt: Die dritte Universitätsgründung im Königreich Koreta, bei der das Publikum an der Auswahl von einer aus fünf vorgeschlagenen Städten für den Campus der Dritten Staatsuniversität teilnahm. In Anwesenheit der beiden Künstler Klačar und Ilić wurden ca. 60 Zuschauer über die zur Wahl stehenden Universitäten, die Par teienlandschaf t und die Sitzplatzver teilungen im Parlament informier t, um anschließend einzeln zur Wahl gebeten zu werden. In der Wahlkabine wurde jeder Wählende mit der Tatsache konfrontier t, dass die Wahl zufällig, durch das Aufdecken von Spielkar ten, vollzogen werden sollte. Nach Abschluss der Wahl schloss sich ein Publikumsgespräch mit den Künstlern an, bei dem das Spannungsfeld zwischen dem Einf luss der Wahlhandlung des Einzelnen und den aleatorischen Entscheidungsstrukturen des Koreta-Staates diskutier t wurde. Antje Dietze weitere Informationen der Künstler: http://www.belef.org/07/theatre/parlamentarna_istorija_korete. html (Homepage) www.belef.org/07/theatre/parlamentarna_istorija_korete.html (Biograf ien)

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Interview mit Kerstin Rรถsel


.mag: Wie haben Sie die vorlesungsfreie Zeit verbracht? Haben Sie eine schöne Reise unternommen?

Urlaub am Strand in der Türkei mit der Familie, schöne Fahrradtouren an schönen Abenden in Leipzig.

.mag: Wie gut konnten Sie Urlaub von Arbeit trennen? Gut – es war alles sehr weit weg.

.mag: Worin bestehen Ihre Aufgaben am Institut? Organisieren, kontrollieren, telefonieren, Post, Rechnungen, Protokolle, Briefe, Mitteilungen.

.mag: Wie sind Sie zum Institut für Kunstpädagogik gekommen? Wie lange arbeiten Sie nun schon an diesem Institut? Seit 2 ½ Jahren – auf Anfrage vom Personaldezernat (Krankheitsver tretung).

.mag: Was haben Sie vorher gemacht? Sind Sie gelernte Sekretärin?

Ja, ich bin gelernte Sekretärin - ½ Stelle vormittags als Sekretärin in der Er ziehungswissenschaf tlichen Fakultät (mache ich auch jetz t noch).

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Ăœber mich...


.mag: Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept:

Wie schaffen Sie es immer freundlich zu sein und stets ein offenes Ohr zu haben für die kleinen und größeren Probleme der StudentInnen des Institutes? Ich glaube, ich kann mich auch durch meine eigenen Kids gut in die Lage mancher Studenten versetzen und „mitfühlen“. Außerdem mag ich meine Arbeit und die StudentInnen sowie Mitarbeiter und auch in der Familie fühle ich mich glücklich und geborgen und ich denke, wenn das gesamte Umfeld stimmt und man selbst mit sich zufrieden ist, kann man das auch wiedergeben und ist freundlich und blick t optimistisch in die Zukunf t.

.mag: Sicher gab es auch schon ungewöhnliche Begebenheiten (z.B. mit StudentInnen, Menschen die sich verirr t haben,…) in Ihrer Lauf bahn als Sekretärin. Ist Ihnen eine dabei besonders in Erinnerung geblieben?

Eigentlich nicht, alles ist irgendwie normal – auch „verirr te“ Menschen oder etwas „andere“ Leute. Man selber ist auch nicht per fek t und unvorhergesehen Sachen passieren nun mal.

.mag: Gibt es Traditionen/Veranstaltungen (z.B. das Dozentengrillen), die Sie an unserem Institut schätzen?

Ja – so was f inde ich schon gut - aber es können auch unvorhergesehene Unterhaltungen sein oder ein schönes,

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interessantes Gespräch.

.mag: Welchen Bezug haben Sie persönlich zur Kunst? Ge-

hören Museumsbesuche zu ihrem privaten Freizeitvergnügen oder sind Sie selber kreativ tätig? Ich muss leider eingestehen, dass Museumsbesuche nicht so auf unserer „Tagesordnung“ stehen. Aber ich schaue mir gerne schöne Städte an und erlebe gerne Neues. Die eigene Kreativität ist nicht so sehr ausgepräg t, aber ich lasse mich gerne inspirieren und probiere dann aus.

.mag: Wo f indet man Sie an einem freien Tag, wenn Sie (und Ihre Familie) einmal so richtig ausspannen möchten?

Auf unserem Campingplatz oder auf dem Fahrrad oder gemütlich bei Freunden oder der Familie.

.mag: Am Schluss haben wir noch eine kleine Frage:

Fotos: F.Lange

Stellen Sie sich vor, Sie könnten für 24 Stunden ihren beruflichen Alltag mit einem anderen tauschen. Wie sähe dieser aus? Vielleicht in einem Krankenhaus auf einer Säuglings- oder Gebur tenstation, weil es ein so über wältigendes Gefühl ist, neues Leben zu sehen oder pf legen.

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Interview mit Verena Landau


.mag: Die vorlesungsfreie Zeit neigt sich nun langsam dem Ende. Wo und wie haben Sie Ihre Ferien verbracht ??

Ferien? In der vorlesungsfreien Zeit hatte ich off iziell 13 Urlaubstage. Davon nutz te ich die erste Woche im August für eine Ausstellungstour nach Rumänien. Die Wanderausstellung »transformidable – Übergänge zwischen Fotograf ie, Installation und Malerei« wurde im »Muzeul de Ar tà« in Timisoara gezeig t. Diese Ausstellung ergab sich durch einen Kontak t meiner Kollegin Ruth Habermehl (Leipzig) – eine interessante Künstlerin, die in diesem Semester ihre Collagen in einem meiner Seminare vorstellen wird. Außerdem sind Sabine Dehnel (Berlin) und Barbara Flatten (Köln/Tokyo) in der Wanderausstellung ver treten. Die nächste Station wird vermutlich in Ljubljana sein, aber das ist noch ein ungeleg tes Ei. Im September habe ich meine Einzelausstellung vorbereitet, die am 26. 09. bei meinem Essener Galeristen Jürgen Kalthoff eröffnet wurde. In der Zeit dazwischen war ich mit dem Blockseminar »Künstlerische Landschaf tsstudien« und dem Umbau im Raum 216 ziemlich beschäftig t. Urlaub mache ich eigentlich selten, Urlaub heißt für mich, nicht nichts zu tun, sondern etwas anderes zu tun an einem anderen Or t. Und ja: Hotel mit Swimming Pool in Timisoara, SzechenyBad in Budapest, Markkleeberger See und Düsselstrand habe ich auch sehr genossen in diesem Sommer.

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.mag: Haben Sie sich gut erholt und konnten neue Kraft und Ideen für das kommende Semester sammeln?

Ja, durch die Erlebnisse und Er fahrungen dieses Sommers habe ich Kraf t getank t und Ideen habe ich jede Menge, die ich nun sor tiere und konkretisiere.

.mag: Sie sind jetzt schon seit einem halben Jahr an unserem

Die Kommunikation, das Miteinander zwischen den Studenten (ebenso im Kollegium!) empf inde ich als sehr angenehm. Das kenne ich aus der freien Kunst in dieser Form nicht. An der HGB redeten Studenten, die sich einer bestimmten Szene zugehörig fühlten, nicht unbeding t mit den anderen. Die Abgrenzung zwischen den Studierenden war viel ex tremer. Im Geschwister-Scholl-Haus sehe ich ein starkes Potential in den sozialen Kompetenzen, in der Kommunikations- und Kritikfähigkeit der Kunstpädagogen, das eigentlich viel stärker genutz t werden könnte.

.mag: Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie den Lehrstuhl von Frau Her fur th übernommen haben?

Das ist kein Geheimnis. Ich wurde recht kur zfristig von Prof. Wendt angerufen, es war ungefähr Mitte Mär z. Der Kontak t war durch einen Vorschlag von Wednesday Faris (Stif tung Federkiel/Kreative Spinner) entstanden, mit der

„Mein Selbstpor trät“, Fotograf ie

Institut. Wie gut haben Sie sich hier eingelebt und welche Eindrücke haben Sie gewonnen?


ich im Sommer 2007 ein Wandmalerei-Projek t für Jugendliche in Halle 14 durchgeführ t hatte. Bei dem Wor t „Lehrstuhl“ muss ich gerade lachen, wenn ich an die unterschiedlichen Stühle im Raum 216 denke...

.mag: Haben Sie Frau Her fur th persönlich kennen gelernt? Nein, leider nicht. Ich habe einmal mit ihr telefonier t, da sich noch einige persönliche Dinge von ihr im Raum 216 befanden und habe sie auch zum Rundgang eingeladen. Aber ich hatte den Eindruck, sie hat mit ihrer Zeit am Institut abgeschlossen und eine neue Lebensphase für sich begonnen.

.mag: Sowohl räumlich, als auch In der Gestaltung des Se-

Foto: D.Wiedner

minarablaufs brachte dieser Wechsel viele Veränderungen mit sich. Hatten Sie von Anfang an ein konkretes Konzept, was Sie ver folgten? Da ich die Ver tretungsstelle so kur zfristig übernahm, hatte ich nur ein paar Tage Zeit, um mich überhaupt in diese neue Situation hineinzudenken. In der Woche vor Semesterbeginn war ich noch auf einer Kunstmesse in New York, eine Reise, die längst gebucht war. Ich hatte mir ein paar Bücher mitgenommen, aber wirklich viel vorbereiten konnte ich nicht. Also hatte ich keine andere Wahl, als zu improvisieren. Das hat in einigen Semiaren besser funk tionier t als in anderen. Ich habe Themenlisten erstellt und in einigen Gruppen wurde dieses Angebot angenommen, sodass sich ein gemeinsames Thema fand, welches wir das ganze

Semester lang gemeinsam bearbeitet haben. In anderen Kursen wiederum konzentrier ten sich die Studenten eher auf Einzelprojek te, was besonders für Abschlussarbeiten günstig war. Der Ablauf der Seminare ergab sich über wiegend aus den Gesprächen mit den Studenten.

.mag: Sind Sie dabei auf Probleme gestoßen? Wenn ja, auf welche?

Die einzelnen Kurse brauchen schon sehr viel an konzeptioneller Vorarbeit, man sollte sich als Dozent über Lernziele klar sein und diese auch formulieren. Die Struk tur, die man erarbeitet, kann dann immer noch f lexibel sein und im Prozess durch die Gruppe ver wor fen oder veränder t werden. Ich denke, wenn es Orientierungsprobleme für die Studenten in meinen Kursen gab, dann lag es entweder daran, dass es noch keine klare Struk tur gab oder daran, dass einige von der Offenheit prof itier ten, andere sich damit aber schwer taten. Dies frühzeitig zu erkennen und dem Auseianderdrif ten entgegen zu steuern, ist etwas, das ich lernen muss. Andererseit kann ich Leuten, die sich gar nicht beteiligen oder keinen Zugang f inden, auch nicht hinterher laufen. Ich f inde es gut, wenn Studenten mir spiegeln, wenn etwas falsch läuf t und z.B. fehlende Kritik einfordern. Wichtig f inde ich auch, dass wir uns im Kollegium absprechen über das, was wir vorhaben und dafür sorgen, dass innerhalb der Module Theorie und Praxis stärker ineinander greifen.

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Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass den Studenten die pädagogische Praxis und das wissenschaf tliche Arbeiten teilweise fehlt. Es ist ein Def izit, das von fast allen Studierenden, so unterschiedlich ihre Interessen auch sind, geäußer t wird. Das Künstlerische hat einen hohen Stellenwer t, was ich einerseits gut f inde, andererseits fehlt es auch hier wiederum an Freiräumen im Studium, um sich wirklich auf künstlerische Prozesse einlassen zu können. Auch wenn sich diese grundsätzlichen Probleme nicht so schnell beheben lassen, müssen wir überlegen, wie wir im Rahmen der der zeitigen Möglichkeiten einen Ausgleich schaffen können, z. B. durch Kooperationen. Im Wintersemster will ich ein Projek t mit Studenten und Schülern durchführen, in Zusammenarbeit mit Wednesday Farris (»Kreative Spinner« / Halle 14). Außerdem fände ich es sinnvoll, durch Gastvorträge ak tuelle Diskurse der Kunstpädagogik, Kunsttheorie, Bildwissenschaf ten etc. verstärk t ins Haus zu holen.

.mag: Wie sieht Ihr Alltag am Institut aus? Worin bestehen Ihre Hauptaufgaben? Was macht die Arbeit am Institut so besonders und spannend? Als meine Aufgaben sehe ich es, in den einzelnen Seminaren Impulse zu geben, um Prozesse in Gang zu setzen, mich dann aber auch zurück zunehmen und sensibel zu sein für das, was bei den einzelnen Studenten passier t oder nicht passier t – und zu verstehen, warum das so ist. Ich sehe mich vielleicht eher als Beraterin, weniger als Lehrer im klassischen Sinne. Schön ist die Arbeit, wenn man dazu

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beitragen kann, dass jemand etwas für sich entdeck t und weiter ver folg t, das sie/ihn persönlich und künstlerisch tatsächlich weiterbring t. Damit dies geling t, ist eine entsprechende Ausrichtung des Seminars nötig, eine Richtung, die auch wieder verlassen werden kann – zugunsten der individuellen Handlunsgsspielräume. Offenheit und Beweglichkeit im Denken ist wichtig und das Eingehen auf die unterschiedlichsten Anforderungen: Dazu gehören sowohl kritische, als auch bestärkende Kommentare und Fragen meinerseits und das Hinweisen auf künstlerische Positionen oder Projek te, die den- oder diejenige auf eine Spur bringen können. Zugleich möchte ich das Gespräch unter den Studenten fördern, das gemeinsame Arbeiten am Gegenstand. Und selbstverständlich sehe ich auch die prak tische Unterstützung bei technischen und handwerklichen Dingen als meine Aufgabe, z.B. jemandem zu zeigen, wie man ein Buch binden kann.

.mag: Inwiefern wird Ihre eigene künstlerische Tätigkeit durch

Bisher kann ich mir schwer vorstellen, dass die Lehre meine eigenen Arbeiten beeinf lussen könnte. In diesem Sommer erschien es mir so, als ob meine Welt im Atelier nicht davon tangier t wird. Aber vielleicht wird sich eine Veränderung erst im Rückblick zeigen. Kurioser weise male ich der zeit Bilder aus Filmen über Studentenrevolten. Nun könnte man denken, dass dies eine Auswirkung meiner Arbeit an der

Foto: F. Lange

die Arbeit als Dozentin beeinf lusst? Stellt die neue Position vielleicht sogar eine neue Inspirationsquelle für Sie dar?


„access 02“, 2006, Öl auf Leinwand, 170 x 240 cm

Uni sein könnte, was reichlich platt wäre. Es war aber genau umgekehr t: Ich habe die Bilder Anfang diesen Jahres begonnen, als ich noch nichts von der Dozentenstelle ahnen konnte. Was tatsächlich eine Wirkung des Lehrens auf meine Malerei sein könnte, wäre, dass ich selbst wieder strenger mit mir umgehe, was formale Dinge betriff t. Auch die inhaltlichen Fragen, die ich den Studenten stelle, z. B. warum etwas malen, was es schon als fotograf isches Bild gibt, welches Potential Kunst für andere gesellschaf tliche Bereiche haben kann etc., muss ich mir selbst immer wieder aufs Neue beantwor ten. Ein positiver Effek t ist auch, dass ich nicht mehr vollkommen abhängig vom Kunstmark t bin, mit dem ich ohnehin schon lange auf Kriegsfuß stand. Ich werde mich dadurch wieder neu positionieren müssen, weil ich andere Spielräume gewinne im Spannungsfeld zwischen Malerei und kritischer Kunstpraxis.

.mag: Die erste Station Ihrer künstlerischen Lauf bahn begann als Buchbinderin. Was hat Sie dazu bewegt, einige Jahre später, noch Malerei in Leipzig zu studieren?

Das war weiniger eine künstlerische Station, sondern eher eine monotone „Akkordarbeit“. Zwar habe ich in einer handwerklichen Buchbinderei gelernt, aber die Handwerksbetriebe in Düsseldor f konnten Mitte der 80er Jahren auch nicht allein von der Kunstbuchbinderei überleben. Es war mir wichtig, nach dem Abitur etwas mit den Händen zu machen und zu er fahren, wie sich ein „normaler“

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40-Stundenwochen-Arbeitsalltag anfühlt. Weiter als Buchbinderin zu arbeiten, war nicht geplant. Damals verdiente ein Geselle 800 DM im Monat, das war nicht attrak tiv. Gegen Ende der Lehre habe ich viel gezeichnet und im Jahr danach viel ausprobier t: Tanz, Jobs, Sprachen – bis ich nach einem Schlüsselerlebnis vor Rennaissancegemälden in Florenz nichts anderes mehr wollte als Malerei zu studieren. Ich blieb fünf Jahre in Florenz, wo ich eine Ausbildung als Por traitmalerin machte. Von den Por traitauf trägen und vom Unterrichten konnte ich in Italien ganz gut leben, bis ich durch einen Zufall von der HGB Leipzig er fuhr. Das war für mich genau die weiter führende Schule, die ich suchte, da mich die Tradition der f igürlichen Malerei interessier te. Zum Glück kam es im Studium zu einer konf lik treichen Auseinandersetzung mit diesem rückwär tsgewandten Zeug.

entdeckt?

Wie lange studier t Ihr schon Kunstgeschichte? Bereits für Picasso, der für mich als Maler zwar nie eine Referenz war, war Stil gleichzusetzen mit Stillstand. („Der Stil ist der Tod“) Der Medientheoretiker Peter Weibel formulier te es anders: Die Marketing-Strategien konvergieren mit den Kunst-Strategien. So wie die klassischen Markenar tikel Odol (1893), Shell (1897), Persil (1907) mehr oder minder immer das gleiche Logo haben und dadurch zu einem Standardf irmenzeichen

„Wüste“, 2008, Öl auf Leinwand, 70 x 180 cm

.mag: Wann haben Sie Ihren eigenen „Stil“ in der Malerei


„capture 01-03“, 2007, Öl und Eitempera auf Leinwand, 40 x 240 cm


entwickeln, so tragen auch Künstler immer die gleiche Kleidung von hoher Signif ikanz oder ver wenden immer die gleichen Elemente in ihrer Kunst, getreu dem Versprechen „Persil bleibt Persil“.” Wenn Künstler sich über Jahre hinweg mit gleichbleibendem Material, einer bestimmten Technik und ähnlicher Ästhetik an sich wiederholenden Themen abarbeiten, dann wird das heute teilweise immer noch als „Stil” bezeichnet. Kritische künstlerische Haltungen stehen meist im Widerspruch zu den Interessen des Kunstmark tes. Auch aus diesem Grund ist der Begriff „Stil” für mich negativ besetz t. Meint Ihr damit so etwas wie Handschrif t oder Wiedererkennbarkeit oder künstlerische Identität? Handschrif t interessier t mich eigentlich nicht, ich würde sie lieber negieren. Im Versuch, sie zu negieren, scheitere ich aber meistens und durch diese Reibung entstehen dann Arbeitsspuren, die meine unterschiedlichen Arbeiten irgendwie verbinden und dann doch vielleicht wiedererkennbar machen. Dass ich sozusagen „mein Ding“ gefunden habe, etwas, dass eine gewissen Konsequenz hatte, das war um 1999. Meine Diplomausstellung bestand aus gemalten Filmstills – ein Thema, das ich kür zlich wieder aufgegriffen habe. Ich habe aber in den Jahren dazwischen ziemlich unterschiedliche Themen bearbeitet. Widererkennbarkeit ist ja etwas, das vor allem in der abendländischen Kunst eine Wichtigkeit hat, eben überall dor t, wo Kunst an kommer zielle Interessen geknüpf t ist. Die Signatur erhielt ja historisch erst eine größere Bedeutung, als sich Privatbesitz von Kunst ausbreitete.

Auch das Spiel mit Identitäten, das viele Gegenwar tskünstler betreiben, ist irgendwie noch von diesen alten Identitätsvorstellungen des Künstlers gepräg t – in Abgrenzung zu diesen Zuschreibungen. Das ist natürlich eine globale Entwicklung. Dennoch kann das Selbstverständnis von Künstlern in anderen Kulturkreisen oder politischen Systemen ganz anders sein. In Kuba habe ich einen Maler kennengelernt, der stolz darauf war, fünf verschiedene künstlerische Identitäten bzw. Stile zu besitzen. Es war unter anderem ein Überlebensprinzip für ihn, um sich der staatlichen Verfolgung zu entziehen, weil er off iziell nicht verkaufen dur fte.

.mag: Wo kann man Ihre Werke derzeit sehen? Gibt es schon weitere geplante Ausstellungen/Projekte?

In der Galerie Jürgen Kalthoff in Essen läuf t noch bis zum 30. Ok tober 2008 die Ausstellung »turning points«. Für die nächste größere Einzelausstellung will ich mir Zeit nehmen und die wird wahrscheinlich in der Galerie »f if tyf if ty« in Düsseldor f sein, das ist ein Obdachlosenprojek t. Beim Verkauf von Kunst gehen 50 Prozent an die Künstler und die anderen 50 Prozent an die Obdachlosen hilfe. Durch gespendete Werke von bekannten Düsseldor fer Künstlern (z. B. Thomas Struth, Candida Höfer, Imi Knöbel oder Rosemarie Trockel) und durch ein starkes Netzwerk hat der Galerist Huber t Ostendor f es geschaff t, Obdachlose langfristig zu unterstützen und Wohnraum zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist für mich Kommer zialität und

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„Studentin“, 2007, Öl auf Leinwand, 70 x 130 cm


und das Instrumentalisieren von Kunst durchaus legitim. Ich freue mich schon sehr auf diese Zusammenarbeit. Ob ich zum Themenbereich Obdachlosigkeit oder direk t mit Obdachlosen arbeiten werde, kann ich noch nicht sagen. Wahrscheinlich wird es allgemeiner um soziale Differenzen und deren Erscheinungsformen gehen und um die Frage, wie man so etwas heute malen kann, ohne in Sozialkitsch zu münden.

.mag: Wie und wo sehen Sie sich in 20 Jahren? Welche Ziele

Foto: F. Lange

und Wünsche haben Sie für Ihre private und beruf liche Zukunft?

So weit denke ich selten voraus. Aber ich hoffe, dass ich dann immer noch künstlerisch ak tiv, selbstkritisch und wandelbar sein werde. Hätte sich die Stelle am Institut nicht ergeben, würden im Jahr 2028 vielleicht mehr Ausstellungen in meiner Vita stehen. Und vermutlich hätte ich auch quantitativ mehr Projek te durchgeführ t, in der Jugendarbeit und Kooperationen mit politischen Vereinen. Diese Workshops und Benef izak tionen haben jedoch einen f lüchtigen Charak ter – was neben dem angenehmen Aspek t der Ungebundenheit auf die Dauer auch etwas unbefriedigend sein kann: Kontak te werden aufgebaut und lassen sich nicht halten, Förderungen werden gestrichen, man arbeitet meist unbezahlt, Selbstausbeutung steht an der Tagesordnung. Ich denke, dass ich in 20 Jahren sehr froh sein werde, kontinuierlicher in einem Kontex t gearbeitet zu haben, in dem man langfristig etwas auf bauen, mitgestalten und verändern kann.

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Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet: Hendrik Pupat

Foto: A. Wendt

„ Die Arbeit am Institut für Kunstpädagogik ist für mich in sofern ein sehr spannendes Langzeitprojek t! “ V.Landau


Lautlos Schreien:

BRĂœHLLOMAT

ein Fl a shmob zu im So m Rundg a mme rsem ng ester 20

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IDEE

Wie kam es dazu, d as 30 rotgekleide s te Leute am 12. Ju 2008 fünf Min ni Ausgangspunkt für die Idee ute lang vor dem Z n der Studentinnen des Inau der Baustelle n stituts für Kunstpädagogik am war zunächst die Teilnahme Brühl brüllten ? am Kurs »Bildnerische VorWild gestikuli erend, bereitung der kunstpädagoWorte mit den pen formend, Lip- gischen Praxis«. Die Gruppe oh der Bachelor - StudenTon, wie ein Vid ne tinnen hatte sich zu Beginn clip ohne Audio eo- des Semesters rasch für ein spur. gemeinsames Thema entschieden: Gesten, Posen, stereotype Verhaltensmuster, Bewegungen im Stadtraum. Beobachtungen von Passanten in der Leipziger Innenstadt wurden aufgenommen – mit Videokamera, Fotoapparat und Skizzenblock. Die entstandenen Bilder wurden anschließend nach Themen ausgewählt, zu Bewegungsabläufen arrangiert, interpretiert, grafisch und malerisch überarbeitet, Daumenkinos wurden angefertigt. Die Beobachtungen zeigten, dass sich die Menschen in der Leipziger Innenstadt zielgerichtet bewegen, sich im Vorbeigehen kaum wahrzunehmen scheinen. Wenige Gesten der Kommunikation sind festzustellen, Konsumverhalten ist vorherrschend, wenn auch etwas gemächlicher als in vielen anderen Städten. Wir stellten uns die Frage, wie man dieses konditionierte

Verhalten brechen und durch Interaktion eingreifen könne. Dazu sahen wir uns Videoclips von FlashmobAktionen an. Lust, selbst einmal so etwas zu machen, kam auf. Erste Ideen mit Stillstand und Verweigerung zu arbeiten, wurden verworfen. Denn just im selben Moment fand eine ‚Freeze’–Aktion auf dem Leipziger Hbf statt: Mehrere Minuten lang standen über 100 Menschen still. Diese Aktion hatte bereits einen Vorläufer in New York: »Frozen Grand Central«. Wir wollten nichts wiederholen, was es bereits gab und diskutierten weiter. Schließlich setzte sich die Idee für die konsumkritische Aktion am Brühl durch – mit den selbst hergestellten Einkaufstüten, die das Logo des schreienden Brühllomat-Babys tragen. Konsens in der Gruppe war es, keine reine Spaßaktion zu planen, sondern eine politische Aussage mit dem Flashmob zu verbinden. Genau genommen wäre es damit kein Flashmob, sondern ein Smartmob. Smartmobs sollen durch den öffentlichen Auftritt einem politischen oder gesellschaftlichen Problem Aufmerksamkeit verschaffen. Die Grenze zur Kunstaktion war hier fließend, was hilfreich gewesen wäre bei eventuellen polizeilichen Übergriffen, die glücklicherweise ausblieben. Bilder, die während der Performance am Brühl aufgenommen wurden, werden nun wiederum künstlerisch verarbeitet. Verena Landau

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AUFRUF WANN: 12.06.08, um Punk t 17 Uhr WIE: Im Institut für Kunstpädagogik treffen wir uns um 16:30 Uhr im Foyer. Dor t geben wir euch Anweisungen für die Flashmob-Ak tion und ihr erhaltet die BRÜHLLOMAT-Tüte. Diese enthält Zettel mit einem Spruch, den ihr am Brühl „lautlos herausschreien” sollt. Die Aussagen stammen aus Inter views mit Leipziger Bürgern. Lest euch den Spruch durch und lernt ihn auswendig oder denk t euch selbst einen aus. Anschließend beweg t ihr euch unauffällig zum Brühl. Geht nicht gemeinsam als Mob oder in kleineren Gruppen, sondern einzeln und verstreut. Geht auf verschiedenen Umwegen und auf keinen Fallen direk t durch die Ritterstraße an der Polizeistation vorbei! Am Brühl angekommen, geht ihr unauffällig, jeder für sich, in der Nähe des Zauns entlang. Um Punk t 17 Uhr er tönt eine Pfeife: Bleibt genau dor t vor dem Zaun stehen, wo Ihr Euch bef indet, mit dem Rücken zum Zaun: nun LAUTLOS SCHREIEN! Macht dazu Gesten des Schreiens. Um 17:05 Uhr hör t ihr wieder eine Pfeife: Stop! Nun heißt es: Schnell zerstreuen und mit den Tüten durch die Stadt laufen, um die weiteren Zettel an Passanten zu ver teilen. Klemmt auch Zettel unter die Scheibenwischer der parkenden Autos! Um 17:30 Uhr treffen wir uns wieder im Institut, um die Ak tion auszuwer ten.

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WO: Brühl, entlang des Zauns der abgerissenen Brühlhochhäuser, gegenüber vom Museum der Bildenden Künste WAS: ist mitzubringen: Anzuziehen ist etwas schreiend Rotes. WARUM: Wie wir alle wissen, wird am Brühl ein neues Einkaufzentrum - ein neuer „Magnet“ für die Leipziger Konsumenten entstehen. Gebaut wird es von der Firma „mf i – Management für Immobilien AG ” (Essener Managementgesellschaf t für die Entwicklung und den Betrieb innerstädtischer Einkaufs-Arcaden). Das ehemalige Brühlensemble wurde ohne größere Proteste der Leipziger Öffentlichkeit abgerissen. Es war Teil eines städtebaulichen Konzepts für das Wohnen in der City. Die lautlose Ablösung dieses Konzepts durch eine weitere über f lüssige und unangemessene Shoppingmall, die von der Stadt Leipzig befür wor tet wurde, gibt Anlass Fragen zu stellen: Was passier t mit noch mehr Geschäf ten? Gibt es so eine große Kauf kraf t überhaupt? Warum wird eine freie Fläche nicht für etwas ganz anderes genutz t? Sind Konsumtempel die einzige Rettung? Was denk t ihr darüber? Wie wünschen wir uns unsere Stadt? Bisher gab es wenig öffentliche Kritik. Auch wenn sich der Bau des Einkaufszentrums nicht mehr verhindern lässt, gibt es dennoch Grund genug, sich zu Wor t zu melden und das Phänomen zu diskutieren. Was passier t im Stummen? In Inter views stellen wir Fragen an Leipziger Bürger: Die Idee des Flashmobs ist, diese stummen Gedanken einmal geräuschlos herauszubrühllen! Yvonne Kaiser



Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet: Hendrik Pupat


NACHTRAG

Die 5 Minuten des brüllenden Brühls

Wir - und alle, die unserem Aufruf folg ten, ca. 30 Leute - versammelten uns Punk t 17 Uhr rot gekleidet, mit den Brühllomattüten samt alternativer Nutzungsvorschläge in der Hand an der besag ten Stelle, vor der Fläche der abgerissenen Brühlbebauung. Nach dem Er tönen des Signals wurde der sonst stumme Bauzaun lebendig - durch ausdrucksstarkes doch stummes Schreien, das nun einsetz te, wurden viele der vorübergehenden Passanten aufmerksam. Manche blieben stehen, begannen sich zu unterhalten, frag ten sich, was da wohl gerade geschieht. 5 Minuten können manchmal lang sein. Doch alle schrieen stumm, aber sehr gestenreich, bis sie heiser waren, ihren Unmut über die geplante Einkaufsanlage sowie die in den Inter views gesammelten Wünsche und Verbesserungsvorschläge heraus. Nach dem Stoppsignal wurden die alternativen Nutzungsvorschläge an die umstehenden Leute ver teilt und die nahe stehenden Autos damit versehen, damit der Aufschrei am Brühl noch nachhallen konnte und kann: Der Brühl soll grün werden. Ich will am Brühl ein Freibad. Neue Studentenwohnheime. Eine große Wohnanlage. Ein großer Kinderspielplatz. Eine Wagensiedlung. Ein Fußballplatz. Open - Air - Bühne

für Theater oder Konzer te. Cafés, etwas Belebendes. Ummauerung eines nicht-kapitalistischen Areals, wo Geld eine untergeordnete Rolle spielt. Viel Fläche zum Austoben – lasst die Bewohner des Areals selbst etwas bauen. Auch wenn, wie ja alle wissen, die Einkaufsanlage bereits unwiderruf lich gebaut werden soll, so hat doch die Brühllomat-Ak tion ein Zeichen gesetz t, das nicht nur uns erreichte, sondern auch einige Passanten und somit einen Anstoß zum Nachdenken gegeben hat, aber auch eine Möglichkeit zeig t, wie man entsprechenden (Bau-)Vorhaben in Zukunf t begegnen kann und Mut macht, sich zu positionieren – öffentlich.

Kaja Bernhard

Wir hätten d en Abriss de s Brühlensembles v erhindern m üssen. lin großes Trampo ten mit r a g h c Ho ischen ten! t d ä t s Einen lichkei g ö m g n Campi

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Ein Platz für Zeit, weg von all dem konsumistischen Gerenn e.

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Eine bunte Meile mit experimentellen Läden, Cafès, Kunst und Kultur.

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Fernsehturm




Haben Sie selbst schon einmal Spuren im Oeffentlichen Raum hinterlassen?

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Spuren in der Stadt Filmstills


(...)

„Gerade dadurch, dass

GRAFITTI

seit

Jahr tausenden immer wieder, auch unabhängig voneinander, in Erscheinung tritt, ist zu erkennen, dass es sich um ein

elementares BedUErfnis des Menschen handelt. Durch alle Epochen, Kontinente und politischen Systeme hindurch manifestier te sich dieser

bildnerische Gestaltungswille, der trotz, zum Teil erheblicher Restrik tion [lat. Unterbindung], nicht zu unterdrücken ist.“

Sascha Kittel, 2007

Graff iti Filmstills


Entstehung eines Tags Filmstills

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Graff iti ist der Sammelbegriff für privat angebrachte Bilder bzw. Schrif tzüge auf Ober f lächen des öffentlichen Raums. Eines der größten Graff itievents Deutschlands 2007, war die Kooperation zwischen dem Graff itiverein Leipzig und der deutschen Bücherei. Rahmenbedingungen waren 300m Bauzaun, dazu über 100 Sprüher die zum Konzept „Schrif t“ arbeiten dur f ten. Eine Möglichkeit für illegale Sprüher, sich legal zu ver wirklichen. Die Umsetzung ref lek tier t eine Bandbreite von traditionellen und modernen Formen der Graff itimalerei.

Sprayer zu ihrer Leidenschaf t Graff iti und versuchte die öffentliche Meinung zu diesen Thema einzufangen. Am 26. April 2008 wurde dieser Film im Rahmen der Leipziger Museumsnacht im Buch- und Druckkunstmuseum, welches in der Deutschen Nationalbibliothek ansässig ist, gezeig t. Bei Interesse an dem Film kann man ihn unter diestadt.einbuch@web.de für 5 Euro bestellen.

Innerhalb des Projek tseminars „Kunstpädagogische Praxis im außerschulischen Bereich/Freizeitbereich“ fanden sich Tex t: Gesine Zenker elf Studentinnen ( Elena Kreknina, Tabea Kießling, Anne-KaBilder: Filmstills aus „Die Stadt, ein Buch?“ thtrin Rust, Janette Kuhl, Katharina Groß, Susann Pegenau, Lisa Unzner, Juliane Otte, Carmen Orschinski, Gesine Zen ker und Marianne Nagel) Ende 2007 zusammen. Mit Hilfe des Graff itivereins rück te man ansatzweise in die Materie vor. Sah Graff itis entstehen, Seiten in Black Books sich füllen und jene Graff itis wieder verschwinden, um wiederum die Fläche neu zu füllen. Was sind die Intentionen von Sprayern und wie verläuf t die Grenze zwischen Schmiererei und „Kunst“ ? Vom klassischen Writing über „No-gos“ bis zum „Bombing“ versuchte man der Sprühkunst nahe zukommen. Es entstand ein 21-minütiger Film über die Arbeit am Zaun und illegales sprühen in der Stadt Leipzig. Man befrag te die

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(...)

„Ein Spaziergang in der Stadt gleicht dem Seitenumschlagen in einem Buch - es ist egal wo man beginnt - mit jedem Schritt tut sich eine neue Seite auf. Raum und Zeit verschmelzen zu einem Dokument, indem wir stöbern, an dem wir weiter schreiben. Die Wör ter sind Mauern, Ziffern, Baustellen, Namen und Bilder.“

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Projekte für Kinder und Jugendliche KlimBamBora e.V. stellt sich vor

mitglieder, die eine eigene Projek tidee umsetzen möchten, so wird diese dem Verein vorgestellt. Nimmt der Verein das Projek t an, so beginnt die Projek tgruppe mit der Planung und Durchführung des Projek tes. Weitere interessier te Mitglieder können in das Projek t einsteigen Freitagnachmittag, die Schule ist zu Ende und eine Gruppe und sich an der Planung und Durchführung beteiligen, so dass beispielsweise ein Kurs nicht nur für fünf sondern von Kindern und Jugendlichen triff t sich am Bahnhof. Sie kennen sich nicht, sie haben die verschiedensten Interessen für zehn Kinder angeboten werden kann. Natürlich kann und die unterschiedlichsten kulturellen und familiären Hin- eine Projek tgruppe auch immer auf die Kontak te und Ressourcen des Vereins zurückgreifen und wird bei der tergründe. Manche sind gerade in die Schule gekommen, Finanzierung des Projek ts unterstütz t. KlimBamBora e.V. Andere stehen kur z vor dem Schulabschluss. Sie könnten versteht sich also als eine Ar t Plattform, von der aus die unterschiedlicher nicht sein und trotzdem werden sie in Projek te organisier t werden. Jede Projek tgruppe arbeitet den nächsten Tagen zusammenwachsen. Sie werden sich aber weitestgehend unabhängig. helfen, voneinander lernen und miteinander Spaß haben. Um unser Ziel Umsetzen zu können, braucht es aber Denn sie sind Teilnehmer eines Ferienprojek tes von Klimnatürlich in erster Linie engagier te Menschen. Und diese BamBora e.V.. Dieser junge gemeinnützige Verein hat es sich nämlich zur zu f inden ist zur zeit ein wichtiger Schritt, neben ersten Projek tentwicklungen. Momentan besteht unser Verein Aufgabe gemacht, Projek te für Kinder und Jugendliche zu organisieren. Er möchte ihnen Raum bieten zum forschen, nämlich aus acht Mitgliedern. Das reicht natürlich um einige Projek te auf die Beine zu stellen, da wir nebenbei aber experimentieren und entdecken, und sie damit in ihren sozialen, medialen und kreativen Kompetenzen bestärken. auch arbeiten, studieren und/oder Familie haben, ist unser Zeitkontingent schlicht und einfach begrenz t. Ob nun Ferienlager, Wochenendfahr ten, regelmäßige Treffen, Onlineprojek te oder andere Veranstaltungen, hier Außerdem sind wir selbstverständlich auf der Suche nach Sponsoren, die KlimBamBora e.V. f inanziell oder mit bestimmen die Kinder und Jugendlichen das Ziel und den Material unterstützen und Par tnern, welche uns Raum für Weg. die Ver wirklichungen von Projek ten geben oder unsere Mit seiner Gründung im Mai 2008 steht KlimBamBora Angebote an potenziellen Teilnehmer vermitteln. Mitmae.V. zwar noch ganz am Anfang seiner Arbeit, das Ziel ist chen kann eigentlich jeder, der ein Interesse daran hat, allerdings klar: Es gilt, so viel wie möglich gute Projek te zu dass Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geboten ver wirklichen. wird, sich frei und selbstbestimmt zu entwickeln. Das Prinzip ist dabei sehr einfach. Finden sich drei Vereins

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Ob Jung oder Alt, Firmenchef oder Arbeitsloser, jeder kann uns unterstützen, mit Ideen, Wissen, Arbeitskraf t, individuellen Fähigkeiten oder f inanzieller Hilfe. Und da KlimBamBora e.V. sich mit seinen Projek ten auch nicht auf einen bestimmten Bereich beschränk t, sondern ein positives Bewusstsein für Kunst, Kultur, Umwelt, Natur, Technik, Bewegung und Ernährung schaffen möchte, braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, ob sein Interessensgebiet oder seine Fähigkeiten überhaupt gebraucht wird. Die Kinder und Jugendlichen, die an unseren Projek ten Teilnehmen, sind dankbar für jeden, der sich engagier t. Bei Interesse, Fragen oder Anregungen meldet euch einfach bei Anne unter annouk.peters@web.de oder schaut auf unsere Internetseite: www.klimbambora.de Wir freuen uns auf dich und deine Ideen. Anne Peters

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-10752Konzeptkunst: Anne Schneider, Anna Schrรถder


-10752- Konzept Anne Schneider und Anna Schröder

Das Projek t - 10752 – ist eine lokale, temporale und personale def inier te Ak tion. Sie ist im vier ten Semesters, am Institut für Kunstpädagogik, als eine künstlerisch, konzeptuelle Arbeit im Raum Leipzig entstanden und realisier t worden. Die Idee für das Konzept entstand in gemeinsamen Gesprächen untereinander und mit Kommilitonen des Kurses Konzeptkunst. Die Aufgabe bestand darin, eine künstlerisch, konzeptuelle Arbeit zu entwickeln, die zum einen realisierbar und zum anderen im Raum Leipzig statt f inden sollte. Der Entschluss zum gemeinsamen Projek t und der gemeinsamen Durchführung f iel schnell. Bei der Entwicklung der Gedanken, kam es uns zu Gute, dass wir uns bereits seid der Schulzeit kennen und beide den gleichen Weg zum Studium eingeschlagen haben. Es war uns wichtig, ein Thema zu f inden, das uns beide gleicher Maßen beschäf tig t. So lag es nah, dass Motiv unseres Alltages in und um die Universität zu nutzen. Das Studium mit all seinen Inhalten, das uns in den letz ten zwei Jahren stark beeinf lusst und eingenommen hat. Wir wollten in unserem Konzept die Zeit, die Kraf t und die Emotionen der letz ten beiden Jahren und des

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kommenden Jahres ausdrücken und umsetzen. Das Vorhaben war es nun den Alltag in das Gebäude des Institutes zu verlagern. Unsere Personen stehen dabei nicht für eine Mehrheit oder eine Gruppe, sondern nur für unser Empf inden, Eindrücke, Gefühle und Gedanken. Wir werden für eine Woche, mit ausgewählten persönlichen Sachen in das Institut einziehen; dor t wohnen und leben. Dies wird der Ausdruck für unser Leben innerhalb des Studiums, in dem sich fast alle Gedanken ständig, egal wo und wann, um die Universität und ihre Aufgaben drehen. Sie ist immer in unseren Köpfen. Diesmal werden wir einmal nur bei ihr sein. Wieso nach Hause gehen wenn der Kopf doch im Gebäude zurück bleibt und man die Ruhe nicht f indet, sich davon zu lösen. Wichtig ist es, dass der Universitätsalltag gewohnt weiter läuf t und nicht von dieser Ak tion behinder t wird. Ebenso wie wir keinen in seinem Uni- Alltag behindern möchten. Wir werden uns eine Nische schaffen, in der wir nicht durch übermäßige Präsenz, jemanden etwas aufdrücken und verdeutlichen werden. Das Projek t ist kein Ausdruck für eine Kritik am Bachelorsystem oder des Studienganges selber. In dieser Wochen wollen wir unseren Körper zu unseren Köpfen holen und dies als Sprache unserer selbst nutzen.


Postkar ten der Konzeptk端nstler

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Durchführung: In der Durchführung ist es uns wichtig, dass wir niemanden in seinen alltäglichen Tätigkeiten behindern möchten. Jedem aber die Möglichkeit bieten sich mit uns zu identif izieren und sich somit selbst auszudrücken. Dies wird ein Selbstversuch an unserer Person, unser Verhalten ist der Ausdruck für unsere Denken und Fühlen. In der Woche sollten sich unsere Lebensmöglichkeiten auf die wichtigsten Attribute unseres Alltages beschränken. Es ist kein Experiment, in dem man, mit wenigen Sachen seinen Alltag leben soll. Es ist lediglich die Verlagerung dessen. Kriterium ist nur im Rahen des Institutes zu leben. Die Möglichkeit zu nutzen und zwischendurch nach Hause gehen, besteht dabei nicht. Diese eine Woche wird das Gebäude des Institutes unser zu Hause.

Foto: A. Schröder, A. Schneider

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Fotos: F. Lange, D. Wiedner Tex t: Anna Schröder, Anne Schneider

Anne Schneider und Anna Schröder haben in der Woche vom 19.05. – 25. 05.08 im Institut gehaust. Wir haben den Abbau ihres Projek tes, am folgenden Montag, fotograf isch festgehalten.

Abbau am 26.05.08



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Naturdialekt

Konzeptkunst::Gesine Zenker


Naturdialekt

Die Erde ist eine kleine, ver zogene, puber täre runde Kugel, die bei problembelasteten Situationen, mit samt Stimmungsschwankungen, einbricht. Wobei CO2 das Hormonniveau hergeben könnte und politische Ak tivitäten zu situativen Fak toren der Launigkeit werden - die Welt, das Über wesen auf dem wir leben. 11.06.2008

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Die Erde als Person mit Emotionen, Affek ten und Stimmungen.

Das Stimmungsbarometer geht nicht nur in die bedrohliche Richtung. Freude, Melancholie, und Optimismus sind Gefühlsqualitäten die den gleichen Wer t haben. Wenn nun die Welt, sagen wir in einer kleinen Bef indlichkeitsstörung steck t weil beispielsweise jeder auf ihr her-umtrampelt, so ist das ein Gefühl das rein subjek tiv wahrgenommen wird und keinen Krankheitswer t hat.

29.06.2008

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Bilder und Text: Gesine Zenker

Wie würde die Welt wohl reagieren? Und das mitten im jugendlichen Wachstum...

Stimmungen können schlecht beobachtet werden, werden jedoch von einer Person selbst relativ zuverlässig eingeschätz t. Somit könnte die Erde ihre zynische und selbstironische Seite mit gewachsenen Wor ten oder treibenden Buchstaben zeigen - als Naturproduk t ihre unterschwelligen, introver tier ten Gefühle in der Natur ver teilen. Der Erde als lyrischer Nachbar von unten.

6. 7. 2008

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Konzeptkunst: Kerstin Kรถppen


Heukissen Inter view mit Kerstin Köppen

.mag: Wie entstand die Idee deiner Konzeptkunst? Im Fach „konzeptuelle und kontex tuelle künstlerische Praxis“ bei Herrn Rost erhielten wir die Aufgabe zwei Konzepte zu erstellen. Das eine sollte umgesetz t werden, das andere muss nur in schrif tlicher Form existieren. Somit kam mir eine Idee. Durch Betrachten der Großstadt f iel mir auf, dass es ihr an schönen Wiesen und dem Duf t des frisch Gemähten fehlt. Deshalb wollte ich den Duf t einfangen, in Kissenbezügen. Dies stellte ich Herrn Rost als Konzept vor, was umgesetz t werden soll. Er fand es „originell“.

kleines Foto: K.K. beim Heueinsammeln im Lene Voig t Park, Hintergrundfoto: Zusammenennähen der Kissen

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.mag: Wie ging es weiter? Wie hast du dein Konzept umgesetzt?

Somit begann ich im Lene Voig t Park das frisch gemähte Gras einzusammeln. Im Weiteren kauf te ich mir Stoff, um ein mal ein Meter Kissen anfer tigen zu können. Die Kissenbezüge, die es schon fer tig zu kaufen gab, waren leider nicht gleich groß, somit nicht einheitlich. Nach dem Nähen der Kissen befüllte ich diese mit Heu, welches zufällig genau reichte. Dadurch das die Kissen mit Füllung nun ganz schön schwer geworden waren, musste ich sie mit dem Auto transpor tieren. Aus diesem Grund konnte ich auch nicht Herrn Rosts Vorschlag umsetzen noch größere Kissen zu erstellen, die zehn mal zehn Meter groß sein sollten. Platzier t habe ich meine Kissen im Institut.

.mag: Warum hast du das Institut als Ausstellungsraum gewählt? Zum einen kommen da die meisten Menschen vorbei. Zum anderen kann sich der Geruch in der Eingangshalle im ganzen Gebäude verbreiten. Außerdem kann jeder damit anders umgehen, man kann sich zum Beispiel auch in die Kissen reinlegen. Die Kissen habe ich fotograf isch dokumentier t um somit Veränderungen festzustellen.


.mag: Wie waren die ersten Reaktionen zu deiner Konzeptkunst?

Kinder spielten zum Beispiel in den Kissen, sie hatten Spaß und tobten sogar drin. Sonst habe ich nur positive Reak tionen bekommen, so was wie: das ist mal was anderes im Institut, oder man sieht das was passier t.

.mag: Bist du mit dem Ergebnis zufrieden? Vorerst f iel es mir schwer ein Konzept zu erstellen, jetz t bin ich aber er freut über die Umsetzung. Vor allem ist es ein schönes Gefühl das zu sehen, was man gemacht hat. Auch das was zurückkommt ist angenehm.

Fotos: Kerstin Köppen

Kisseninstallation im Foyer des Instituts

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Sub[urban] Konzeptkunst : Sascha Dilly

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Aus dem Konzept von Sascha Dilly

In meiner Arbeit setze ich mich künstlerisch mit dem Thema Heimat im Kontex t von Stadt und Natur auseinander. Hierbei greife ich auf eine langfristige Beschäf tigung mit der Problematik der Beziehung des Menschen mit der ihn umgebendenLandschaf t zurück. Weiterhin geschah eine lange Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Formgebung von Nestern in der Tier welt in unterschiedlichen künstlerischen Medien und Techniken.

Das Nest steht als Sinnbild für Heimat, da es von fast allen Tieren der Erde als Schutz für Nachwuchs genutzt wird. Interessant sind hierbei die unendliche Formenvielfalt und die Anpassung der Tiere an menschliche Veränderungen in ihrem Lebensbereich. Jedoch ist die Assoziation zu den unterschiedlichen Formen des Nestes verschieden: denk t man bei einem Vogelnest an Wärme und Geborgenheit, wird ein Wespennest eher als Bedrohung empfunden. Diese Empf in-dungen jedoch hängen hauptsächlich von den das Nest bewohnenden Tieren ab und haben im Grunde genommen nichts mit der eigentlichen Form zu tun. Das Nest dient in der Tier welt als Heim und Brutstätte und löst wohl genau deshalb in uns ein Heimatgefühl aus.

Psychologisch gesehen ist Heimat heute ein subjektives Empf inden, unabhängig von politisch-juristischen Def initionen. 068


Sie besteht aus individuellen Einstellungen zu Or t, Gesellschaf t und persönlicher Entwicklung des Einzelnen. Fraglich ist, ob es im Zeitalter der Mobilität überhaupt noch zu einem Heimatbewusstsein kommen kann. Wir wachsen in einer Stadt oder in einer Region auf und müssen, aus Gründen von Ausbildung oder Beruf, diese verlassen und uns neue Lebensumfelder suchen. Hierbei kommt es immer wieder zu mentalen Brüchen. Nicht nur in der Landschaf t sondern auch im Bereich der sozialen Kontak te.

Seit Anbeginn der Menschheit wird versucht, sich Phänomene der Natur zu Eigen zu machen und für sich selbst zu nutzen. Nützliche Formen und Besonderheiten werden übernommen, weiterentwickelt und immer wieder verbesser t. Dieses Bestreben wird ak tuell beispielsweise bei der Entwicklung des Lotosblüten-Effek ts für Fassadenfarben, Autolacke etc. deutlich. Städtebaulich existier t ein weiteres Problem:

Dieser ewig währende Kampf forder t Opfer, Gewinner und Verlierer und lässt Kompromisse zwischen Mensch und Natur entstehen.

Mein Ansatz ist es, diese (Sub-)Urbanisierungsansprüche künstlerisch zu verarbeiten, eine Natur form zu benutzen, zu verändern und in einen neuen Kontext zu stellen. Hier zu entsteht eine Plastik in Form eines über-dimensionalen Vogelnestes, deren Einzelteile, nicht wie üblich aus Holz oder Gräsern, sondern aus Beton bestehen. Jedes einzelne Teil entsteht in einem Abformungsprozess: Holzäste und Zweige werden mittels Tonformen kopier t und diese mit Beton ver vielfältig t. Somit weist jedes einzelne Duplikat das Aussehen und die Struk tur seines Originals auf, besteht allerdings aus einem vollkommen neuen Material. Dadurch kommt es zu einem Bruch in der metaphorischen Bedeutung des Nestes und des Materials Beton. Von der weichen und heimeligen Schutzstätte zum Objek t. Dies ist zu vergleichen mit der Problematik der Heimatf lucht:

Seit 1960 ist der Trend zu beobachten, dass Städ Das „Nest“ wird verlassen, existier t zwar weiter, te immer weiter auf naturbelassene Landschaften ausgeerhält jedoch eine neue subjektive Bedeutung und verroht weitet werden. zunehmend zum emotionslosen Objekt. Durch diese Suburbanisierung entstehen in den Städten Brachen mit architek tonischen Rückständen. Im Gegensatz dazu entsteht eine Landf lucht. Dör fer ver waisen und Agglomerationen entstehen als Speckgür tel um Großstädte. Gleichsam versucht sich die Natur wiederum, ihren geraubten Lebensraum wieder zurück zuerobern.

Warum das Material Beton? Mein Anspruch ist es, in der Materialfrage der Tradition der europäschen Land-Ar tKünstler zu folgen.

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Da das Objekt seinen temporären Plat z in der Stadtlandschaft f inden soll, bot sich Beton, der als langlebiger Baustoff auf jeder städtischen Baustelle zu f inden ist, als künstlerisches Medium für mich an. Allerdings ist auch eine Platzierung in der freien (möglichst unberühr ten) Natur denkbar. Hier entsteht ein noch größerer Ver fremdungseffek t durch Material und Form, der im Kontex t der Stadt als Schauplatz kaum aufzuzeigen ist.

Hier wirkt das Objekt durch die Übersättigung an Kunst im öffentlichen Raum als dekorative Set zung, in der Landschaft wird es als ver wirrungsstiftendes Fremdes wahrgenommen.

Weiterhin entstehen Schwar z-Weiß-Fotograf ien, die den Prozess der Entstehung des Betonobjek tes dokumentieren. Gleichsam sind sie eine eigenständige Arbeit und können vom Objek t losgelöst betrachtet werden. Im Ausstellungskontex t spielt hierbei die Hängung eine große Rolle: jeweils eine Fotograf ie vom originalen Holz, von der Tonform und vom Duplikat aus Beton müssen in einer Reihe übereinander hängen. Die Anordnung in der Reihe spielt jedoch keine Rolle.

Der Mensch hinterlässt in der Landschaft immer wieder tiefgreifende Spuren. Durch Land- aber auch Stadtf luchten bleiben architek tonische Ar tefak te in der Landschaf t zurück.

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12 s/w Fotograf ien Sascha Dilly 2008

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Handelte es sich vor zwei Jahrhunder ten noch um größtenteils natürliche Baustoffe, so werden heute Baustoffe hinterlassen, die künstlich hergestellt werden und biologisch kaum abbaubar sind. Im Gegenzug werden beispielsweise durch den Bau neuer Siedlungen Natur- und Kultur f lächen zerstör t oder veränder t. Man kann zwar den Versuch der Renaturierung oder Rekultivierung betrachten, bei denen Stadt- und Umweltplaner sich darum bemühen, unter anderem Tagebaurestlöcher oder Truppenübungsgelände von Bundeswehr oder NVA nachhaltig zu bewir tschaf ten und von Bauresten zu befreien doch meist entstehen hier Naherholungsgebiete unter dem Deckmantel der Biotopschaffung, die vom Menschen so stark genutz t werden, dass eine wirkliche Renaturierung gar nicht möglich ist.

Wirkliche Natur kann dor t nicht mehr entstehen, allenfalls künstliche.

Wenn wir uns in der uns umgebenden Landschaf t umsehen, so werden wir auch dor t kaum noch unberühr te Natur f inden. Wir betreiben Forstwir tschaf t in den Wäldern legen betonier te Wege an und lassen Wohnsiedlungen in ursprünglichen Auenlandschaf ten entstehen. Die Auswirkungen sind zu spüren. So wurde beim Mulde- und Elbehochwasser 2002 ein Neubaugebiet in meiner Heimatstadt Bad Düben voll- ständig über f lutet, weil dieses in den alten Flussverlauf hinein gebaut wurde und sich die Mulde auf genau dieses ausweitete.


Um sich mit dieser Problematik des menschlichen Eingreifens in die Landschaft und dessen Auswirkungen näher auch künstlerisch auseinanderzusetzen, ist es ein langfristiges Ziel, die entstandene plastische Arbeit über einen längeren Zeitraum, der mindestens zwei Jahre betragen sollte, in der Natur zu plat zieren und dokumentarisch in einem festgesetzten Zeitraum immer wieder zu fotograf ieren. Hierbei sollen Ver witterungsprozesse und Annek tierungsversuche von Tieren und Pf lanzen beobachtet werden.

Metaphorisch gesehen soll dies die Kontextveränderung der verlassenen Heimat in Gegenüberstellung mit der Umnutzung baulicher Ar tefakte wiederspiegeln.

Sascha Dilly

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„Das Nest steht als Sinnbild für Heimat, da es von fast allen Tieren der Erde als Schutz für den Nachwuchs genutzt wird.“ S.Dilly Fotos: Sascha Dilly


Montagskino Filme a la carte im groĂ&#x;en HĂśrsaal


Jeden zweiten Montag im Monat gibt es im Institut für Kunstpädagogik eine Kinovorstellung. Dazu steht uns der Vorlesungssaal 301 zur Verfügung. Die StudentInnen haben die Möglichkeit Filme ihrer Wahl über den Beamer abzuspielen. Vorschläge für Filme könnt ihr bei Jenny Kuhnert einreichen. Los geht es immer 20.00 Uhr. Schön wäre es wenn wir die Plakate, die auf unser institutsinternes Montagskino verweisen auch in anderen Instituten aushängen könnten, wie zum Beispiel bei den Musikpädagogen und Theaterwissenschaftlern. Da sich die Zahl der filmbegeisterten StudentInnen in den letzten Semestern wohl etwas im Rahmen hielt, wäre diese Form der Werbung ideal um weiteres Publikum an unserem Institut teilhaben zu lassen. Die nächste Vorstellung findet am 13.10.2008 statt! Zu sehen sein wird >>Tideland<< von Terry Gilliam. Tex t : Jenny Kuhner t Fotos: Daniela Wiedner, Dias (Filmausschnitt „Heima“)

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FĂźr das Montagskino suchen wir noch UnterstĂźtzung ...und sind stets an eigenen filmischen Werken interessiert, die zu Beginn des Montagskinos gezeigt werden kĂśnnen.



Einige Zeilen zum Druckgraf ik-Workshop, den ich im letzten Sommersemester veranstaltet habe: Da ich bisher ohnehin viel Zeit im Kellergeschoss unseres Institutes verbracht habe, um mich intensiv der Tiefdrucktechnik zu widmen, fühlte ich mich irgendwie gleich vom Flyer des FSR „Workshops von und für Studenten“ angesprochen. Ich war zu der Zeit gerade dabei, etwas freier und lockerer an die Ätzradierung ranzugehen, indem ich erst die Flächen ätz te und dann die Linien frei radier te. Mir kam in den Sinn, dass das eventuell eine ganz sinnvolle Herangehensweise an die Druckgraf ik ist, insbesondere für Neulinge, die kaum Er fahrungen auf diesem Gebiet haben. Zudem ist mir auch nicht entgangen, dass die Druckgraf ikkurse unverständlicher weise im Institut immer seltener angeboten wurden und für Studenten des Bachelor Studienganges wohl überhaupt nicht vorgesehen sind. Gerade in einer Stadt wie Leipzig, in der die Tradition der Graf ik doch eigentlich fest veranker t ist, f inde ich es umso verwunderlicher, dass die Druckgraf ik in der künstlerischen Jana Ruprecht

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Ausbildung immer mehr ihren Stellenwer t verlier t. Dabei schließen sich Tradition und Innovation ja nicht gegenseitig aus. Ein Besuch des Leipziger Graf ikrundganges bestätig te mein Vorhaben ebenso wie die knackevolle Einschreibeliste. Thema des Workshops war „Monster und andere Mistviecher“. Das Ziel des Workshops bestand darin, eine Farbradierung von zwei Platten selbstständig zu erarbeiten und auch zu drucken. Die Studenten konnten spielerisch er fahren, wie eine Ätzradierung mit Aquatinta hergestellt wird. Statt klassische Aquatinten stufenweise zu ätzen, haben wir direk t mit der Säure auf der Zinkplatte experimentier t, damit gemalt, gespritz t, Wasser hinein laufen lassen etc. So entstanden bizarre Formen. Diese Formen dienten klassischer weise nun als Anregung, außergewöhnliche Kreaturen darin zu sehen und diese in die Platte zu radieren. Richtig spannend war der erste Abzug an der Druckpresse. Die Teilnehmer erlernten eine Technik wie Blätter von zwei Platten gedruck t werden. Entsprach die Graf ik nun den Vorstellungen, wie wirk te sie seitenverkehr t, wo ist sie gut gut gelungen und an welchen Stellen fehlen noch knackige graf ische Elemente? Die meisten Kursteilnehmer waren mit dem ersten Ergebnis noch nicht zufrieden setz ten sich intensiv mit der eigenen Arbeit auseiander und bearbeiteten das sehr geduldige Zink weiter mit Radiernadeln, Polierstählen und Salpetersäure. Herausgekommen sind meiner Meinung nach etliche sehr gute Graf iken, z. B. von Janett Kuhl oder Nelly Stein. Graf iken von Nelly Stein



Ich denke, dass der Workshop für die Studenten (und auch für mich) eine Bereicherung war und ich fände es klasse, wenn noch viele weitere Studenten in Form solcher Workshops ihr Wissen an andere weitergeben. Wenn alles klappt, werde ich einen ähnlichen Kurs auch im WS anbieten, zu dem alle Liebhaber der Druckgraf ik gern eingeladen sind.

Wie steht Jana zur Druckgraf ik? Meine Liebe zur Druckgraf ik sollte zumindest meine hohe Semester zahl erklären, weil ich nach meiner künstlerischen Abschlussarbeit im Sommer 2006 (http://home.arcor. de/69illovestrations/index.html)nicht aus dem Keller weggekommen bin und den Rest meines Studiums etwas lachs genommen habe. So entstanden bis jetz t eine Reihe weiterer geätz ter Zinkplatten und ich habe die Radierung für mich mehr und mehr als Prozessarbeit entdeck t, überarbeite, ätze, poliere, ritze, schabe immer wieder an einer Platte. Die letz te Radierung „her“ hat mehrere Monate in Anspruch genommen, am Ende sieht man nicht, wieviel Geduld man an einer Graf ik geübt hat, aber die Auseinandersetzung ist def initiv tiefer, als wenn ich eine Illustration für den illustrationfriday mache. Die Druckgraf ik pack t einen, sie ist faszinierend, in ihren Möglichkeiten unausschöpf lich und nach zig Stunden Arbeit beim ersten Abzug immer für eine Überraschung gut. Jana Ruprecht

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Dozenten grillen f端r StudentInnen








Fotos: Franziska Lange, Daniela Wiedner


Rundgang 2 R端ckblick



Der Fachschaftsrat unseres Instituts für Kunstpädagogik veranstaltete am 12.Juni 2008 zum zweiten Mal einen „Rundgang“. An diesem Tag standen, zwischen 14 und 22 Uhr, allen (Kunst-)Interessierten die Türen unseres Hauses offen. In den Räumlichkeiten waren verschiedene Arbeiten von Studierenden zu sehen, bei denen man zum Teil sogar mitwirken konnte. Es bestand die Möglichkeit untereinander zu diskutieren - zu reflektieren. Die Idee war bei einem der regelmäßigen Fachschaftsrattreffen an der „Tafel“ (dem großen Tisch), im Foyer des Instituts, entstanden. Der Ursprung lag in dem Bedürfnis der Studenten, mit ihrer eigenen Kunst, mehr Öffentlichkeit zu erlangen.

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Jeder darf selber entscheiden ob er daran teilnehmen und eigene Arbeiten ausstellen möchte. Der Rundgang bietet eine Plattform für alle Bereiche der Kunst. Großformatigige Malereien sind ebenso möglich, wie kleinste Skizzen, Videoinstallationen, Animationsfilme oder gar Performances.


Bereits im Foyer waren die ersten Arbeiten zu erleben. Einige Studenten hatten eine Säule mit mehreren Stoffen verkleidet. Diese Performance bestand aus dem Zusammennähen verschiedenster Kleidungsstücke und das damit verbundene Einhüllen der Säule. Jeder konnte und sollte Nadel und Faden in die Hand nehmen und sich beteiligen. 095


In einer anderen Ecke türmten sich Heukissen auf, die zum Hineinsetzten einluden. Nach einigen Minuten tauchten im Raum seltsame Geräusche auf. Es erinnerte an Kochen. Zwei Studentinnen hatten die Klänge von brutzelndem Fleisch aufgenommen. Bei dem ersten Rundgang hatten sie die kleine Küche des Instituts geöffnet und darin eine Performance in Verbidung mit einer Videoinstallation aufgeführt. Sie zauberten in guter alter deutscher Kochkunst eine deftige Kartoffelsuppe, deren Duft alle Winkel des Ausstellungsraums durchströmte. Die ganze Aktion wurde von einer Kamera aufgenommen und über einen Fernseher ausgestrahlt.

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Ein weiteres Kunstwerk wurde in der Druckwerkstatt geschaffen. Auf einem Endlosblatt entstand eine Art Gedicht aus mehreren Wörtern und Wortfetzen. Der Künstler lud ein, sein erstes Wort mit eigenen Impressionen und Assoziationen weiterzuführen. Mit Druckbuchstaben wurde im Laufe des Tages aus all den Wörtern und Sätzen ein großformatiges Gedicht gedruckt. Am späten Nachmittag wurden auf eine Wand verschiedenste Animatiosfilme projiziert.

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Ich selbst habe mein Projekt zum Kurs Konzeptkunst vorgestellt. Verschiedene Postkarten lagen zum beschriften aus. Die Betrachter sollten animiert werden in die Postkarten etwas hineinzuschreiben, sie gar an eine fiktive oder nicht fiktive Gestalt zu adressieren und damit an meiner Kunst teil zu haben. Ziel war es die L端cke zwischen K端nstler und Betrachter und die zeitweilige Verweigerung aufzubrechen.


Ich finde den Rundgang selbst eine gute Lösung für eine öffentlichen und freien Ausstellung für unsere Studenten, die mit viel Spaß und positiven Erlebnissen verbunden ist. Es wirkte persönlich aber ist dennoch offen für jedermann. Nach diesem zweiten Rundgang soll der dritte Rundgang noch größer werden und hoffentlich noch mehr Leute erreichen. Text und Bilder : Katrin Kehrer

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Schnittstellen eine Ausstellung vom 28. Juni bis 30. September 2008


Vorbereitung Plakatgestaltung Katrin Kynast, Diana Wehmeier »Schnittstellen – Begegnung von Kunst und Mathematik« »Die Werke des Mathematikers müssen schön sein, wie die des Malers oder Dichters; die Ideen müssen harmonieren wie die Farben oder Wor te. Schönheit ist die erste Prüfung; es gibt keinen Platz in der Welt für hässliche Mathematik«, schrieb einst ein großer Mathematiker. Auch das Max-Plank-Institut in Leipzig beschäf tig t sich mir der Wissenschaf t, die in ihrem Denken von allen Wissenschaf ten am weitesten von der realen oder materiellen Welt entfernt ist. Die sich jedoch mit ihr beschäf tigen, bestaunen sie ehr furchtsvoll wegen ihrer Schönheit, die durch die Strenge der Methoden und der Gewissheit ihrer Schlussfolgerungen entsteht und ihrer Endgültigkeit. Die Mathematik spielt sich in Ideen, Begriffen und Theorien, also im Geistigen ab. Eine würdige Präsentation des Gemeinschaf tsprojek ts unseres Institutes für Kunstpädagogik und des Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Natur wissenschaf ten sollten die »Schnittstellen« abgeben. Andreas Pagel Erster Entwur f

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Kunst und Mathematik, zwei auf den ersten Blick sehr verschiedene Giganten im Fokus, drängen viele Themen ins Bewusstsein: so f inden sich »Goldener Schnitt«, »Perspektive«, »geometrische Formen« und »Struk turen« in beiden Bereichen. Auf die Gemeinschaf tsausstellung, welche im Rahmen der »Langen Nacht der Wissenschaf ten« am 28. Juni 2008 eröffnet wurde, sollte natürlich im Vor feld aufmerksam gemacht werden. Im Folgenden: ein kur zer Abriss der Arbeit an der Vorankündigung des Projek tes: Anfang Mai: Im Rahmen des Kurses »Corporate Identity und Corporate Design« traten wir die Aufgabe an, diese Ausstellung im Vor feld zu bewerben. Wir experimentier ten, ver war fen, brüteten und ver zweifelten an und über den ersten Plakatentwür fen. Noch 6 Wochen bis zur Ausstellung: Der vorläuf ige Plakatentwur f stand, die Arbeit an den anderen Medien wie Einladungskar ten und Website begann. Noch 4 ½ Wochen: Ein Treffen mit Frau Gregor vom MPI offenbar te eine notwendige Neuausrichtung der Ausstellungs-Schwerpunk te; die Thematiken »Mikrostruk turen«, »Wissenschaf tliches Rechnen« und »Komplexe Systeme« wurden mit aufgenommen. Wir hör ten Referate der MPI-Mitarbeiter, die eine große Ästhetik der Forschung offenbar ten. Weitere Entwür fe

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Das Plakat wurde ver wor fen und musste von Grund auf neu gestaltet werden; wieder wurde ausprobier t, Meinungen eingeholt, die eine und andere Idee ver wor fen und verbesser t, bis‌ Vorletz ter Entwur f

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…noch 2 Wochen: Das endgültige Plakat war fer tig. Auf dieser Design-Grundlage entstanden nun Einladungen, Flyer, ein Monitorbild für die Mensen der Uni Leipzig und die Website. Auch die wissenschaf tlichen Tex ttafeln zu den MPI-Themenkomplexen für die Ausstellung bezogen ihre Gestaltungselemente von der Plakatgrundlage. Noch wenige Tage: Die Ankündigung der Ausstellung lief auf den Mensa-Monitoren, Plakate und Flyer wurden gedruck t und ver teilt, die Tex ttafeln angebracht. Fer tiggestelltes Plakat

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Vorbereitung Aufbau der Ausstellung Unter Leitung von Markus Laube bereiteten Studenten des vier ten Semester die „Schnittstellen“ - Ausstellung vor. Zu den Aufgaben des Auf baus zählten Aussuchen der Werke, Passepar touts schneiden, Rahmen putzen, Hängung der Rahmen und Beschilderung. Im folgenden wird kleiner Einblick in das Geschehen gegeben.





Ausstellungseröffnung 28. Juni 2008, 19 Uhr: Wir feiern Ausstellungseröffnung – bei Wein und Halogenlicht erscheinen im Hintergrund die Werke der Studenten, dessen abstrak tes Wesen von den Wissenschaf tlern begeister t begutachtet wird. Und wo lieg t die Überschneidung zur Kunst? Zum einen ist beides im reinsten Sinne nicht sichtbar, es sind Wege zur Wahrheit, beide sind von der Natur wohlverschieden. Auch die Schwierigkeit des Zugangs zählt zu ihren Gemeinsamkeiten, nur durch großes Interesse und nicht erlernbares inneres Gespür ist es möglich sich in die Welten der Mathematiker oder Künstler einen Eintritt zu verschaffen. Katrin Kynast, Diana Wehmeier

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Demonstrationsräume begleitend zur Ausstellung Zahlreiche Demonstrationsräume in und um das Geschwister-Scholl-Haus luden die Besucher zur interak tiven Erkundung faszinierender visueller Phänomene ein. Unter künstlerischem sowie wissenschaf tlichem Blickwinkel machen Studierende des Instituts interessante Bereiche der gestalteten Umwelt – wie Farbe, Propor tion, Licht und Schatten, Raum oder Inszenierung – erlebbar. Die folgenden Seiten zeigen einzelnde Räume.











Fotos: Franziska Lange, Daniela Wiedner


utop K端nstlerische Bachelor-Abschlussarbeit : Julia Boswank

Filmstill


Aus dem Konzept von Julia Boswank

Idee

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Filmstill

ie Arbeit tr채g t den Gesamttitel utop. Der Titel rahmt und kennzeichnet die Arbeit. Das Ziel besteht darin, einen visuellen Raum zu schaffen, der so offen gehalten wird, dass er als Zeichenraum, Assoziationsraum, Projek tionsraum fungier t.

<Utopie (griech.-franz.-neulat.): als unausf체hrbar geltender Plan; Wunschbild; Idee; Vorstellung ohne reale Grundlage>


Als utopisch wird etwas bezeichnet, was nur in der Vorstellung möglich und mit der Wirklichkeit nicht vereinbar ist, und folglich als nicht durchführbar gilt. Die Utopie ist demnach ein gedanklicher/f ik tiver Raum des Offenen, des Unwirklichen, des Idealen. Sie kann aus dem realen Empf inden und Erleben gespeist werden und es in einen Raum der Vorstellung transformieren. Die Utopie bezieht sich nicht nur auf gesellschaf tliche und politische Formen, wie z.B. die Utopie des Kommunismus, oder komplexer gesag t, die Utopie einer besseren Welt. Die Utopie existier t auch in kleineren, persönlichen, individuellen Bereichen. Sie umgibt uns und ist im Leben immanent. Die Kunst, das Künstlerische und die Utopie ähneln sich oder gehören zusammen, oder bedingen sich gegenseitig. Es sind Räume. Der Produzent arbeitet mit Fik tion, Behauptung, logischer, aber fak tisch nicht belegbarer Begründung. Diese Parallelität, die sich überschneidet und teilweise auf dem selbem Strang läuf t wird von mir aufgegriffen und thematisier t.

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Umsetzung Es soll eine Installation aus einem Fernseher plus Film, an der Wand h채ngenden Zeichnungen und in die Hand zu nehmenden Heften entstehen. Filmstill


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Der Film setz t sich aus einzelnen Sequenzen zusammen, die in der Realität an sich nichts miteinander zu tun haben. Simple Handlungen, wie die Schuhe zu putzen, Kaffee einzuschenken, eine Thermoskanne abzuwaschen, werden mit irrsinnigen Szenen kombinier t, wie zum Beispiel „Smar ties“ in der Knoblauchpresse zu pressen. Die Sequenzen folgen langsam aufeinander, so dass der Betrachter Zeit bekommt, Assoziationen zu den Bildern/Handlungen zu entwickeln. Die zusammenhangslose Kombination der Filmsequenzen, soll eine Behauptung darstellen, die jeder Betrachter frei assoziieren kann. Der Film suggerier t an sich und in der Ar t und Weise wie er präsentier t wird, eine scheinbare Logik, die aber nicht intendier t oder nachvollziehbar ist.

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Filmstills


Filmstills


Die an der Wand installier ten Zeichnungen sollen als Projek tions- und Assoziationsf läche für den Film fungieren. Es sind einfache, an geometrische Formen angelehnte Zeichnungen, die sich in einem Grenzbereich zwischen Abstrak tion und Gegenständlichkeit bewegen. Parallelitäten zu realen Gegenständen sind teilweise offensichtlich, und kommen sonst in der Ver fremdung nur leise zum Vorschein.

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Zeichnungen


Zeichnung

Die dicht beieinander hängenden Zeichnungen treiben das Spiel mit Behauptung und Assoziation weiter, indem sich jede Zeichnung auf die andere, übernächste, folgende Zeichnung bezieht und umgekehr t. Die Chronologie des Films wird auf gebrochen, und es lassen sich parallele Bezüge herstellen. In der Verbindung Film und Zeichnungen, Zeichnungen und Film soll ein gedanklicher bzw. visueller Raum entstehen, der das Spiel mit Behauptung und gleichzeitiger Relativierung ermöglicht.


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Die Hef te mit logoar tigen Zeichnungen und unterschiedlichen Wor tkombinationen sollen diesen Raum er weitern und verdichten, indem sie ebenfalls Motive aus dem Film aufgreifen, und in eine naive und plakative Form transformieren. Der daraus resultierende, spielerisch-ironische Charak ter der Hef te soll mit der Ernsthaf tigkeit der Wandzeichnungen und dem real Anmutenden des Films brechen. Die Hef te illustrieren als Teil der Installation das Prinzip und die Form derselbigen. Die Wor tkombinationen beziehen sich auf die Zeichnungen und demonstrieren eine spielerische Freiheit, der sich keine Bedeutungen zuordnen lassen. Deshalb gibt es auch mehrere Varianten von Hef ten. Zeichnung


Zeichnungen


Die Installation versucht, die sich teilweise 체berschneidende Parallelit채t von Kunst und Utopie zu kennzeichnen, indem sie das Prinzip von Behauptung, Assoziation und Relativierung als Form aufgreif t und damit einen visuellen Raum schaff t, der letz tendlich die Frage nach dem Was?/Was ist utop?/Wie ist Kunst? stellt. Der Titel utop bezieht sich auf die Grundfrage der Arbeit, und l채sst es einem offen, die ganze Installation selbst als utop zu begreifen.

Text und Bilder : Julia Boswank 134


DREI FRAGEN Bachelor-Abschlussarbeit: Andreas Pagel


DREI FRAGEN Bachelor-Abschlussarbeit: Andreas Pagel

Zum Problemkreis Pädagogik, bzw. Er ziehung und Bildung entwickelte ich eine dreitägige Per formance. Für jeden Tag gab es ein neues Szenario, sodass man grob vereinfacht von drei Bildern sprechen kann. Gemeinsam war allen der räumliche (Ritterstr. 8-10, Raum 213), zeitliche (jeweils von 10:30 bis 16:30) und personelle (ich, als einziger Per former) Kontex t. An allen drei Tage sang ich ein Trostlied vor mich hin mit folgendem Tex t: Vögel die nicht singen, Glocken die nicht klingen, Kinder die nicht lachen was sind das für Sachen?

Montag, 07. Juli 2008 … sechs Stunden auf einem hölzernen Kinderstuhl sitzen … von oben tropf t kaltes Wasser auf den Kopf …

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Dienstag, 08. Juli 2008 ‌ sechs Stunden mit Wasser vermeng tes Erdreich an die Wur zel eines schwebenden Apfelbaumes antragen ‌



Mittwoch, 09. Juli 2008 … sechs Stunden im hölzernen Kubus eingeschlossen … den Kubus durch den Raum vor sich her schieben … Text und Bilder: Andreas Pagel

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Ausgew채hlte Arbeiten von StudentInnen


o.T. Papiercollage Anne Weser, 2007

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Entstanden im Zusammenhang mit dem Konzept - 89,4 Fotograf ie Anna Schrรถder, 2008

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Entstanden im Zusammenhang mit dem Konzept Vermisst Flyer Susan Pegenau, Janett Kuhl, 2008

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save Illustration Jana Ruprecht

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Lichtermeer Fotograf ie Franziska Lange, 2008

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Chick City Illustration Katrin Kehrer, 2008

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Fadenspielereien Scans Daniela Wiedner, 2008

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Lomo Fotograf ien Susan Pegenau

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Entstanden im Zusammenhang mit dem Konzept 5 Minuten Zeichnen Skizzen Yvonne Reuther, 2008

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o.T. Ausschnitt Reizbild Marlen Stahl, 2008

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o.T. Fotograf ie Nadine Aust, 2008

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Donni, Er win, Fohp端, Piet verschiedene Materialien Janett Kuhl, 2008

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Entstanden im Zusammenhang mit der Abschlussarbeit „Neunzig Minuten Retor tenball“ Fotograf ie Michael Lieberodt, 2008

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Haarig Fotograf ie Alexander G채r tner, 2007

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Impressum Kontaktdaten: www.uni-leipzig.de/studienar t/mag www.das.mag.de.vu Institut für Kunstpädagogik das.mag@hotmail.de Franziska Lange, Daniela Wiedner Herausgeber: Franziska Lange, Daniela Wiedner Redaktion: Franziska Lange, Daniela Wiedner Layout und Gestaltung: Franziska Lange, Daniela Wiedner AutorInnen und weitere Beteiligte: Julia Boswank, Sascha Dilly, Antje Dietze, Yvonne Kaiser, Katrin Kehrer, Kerstin Köppen, Jenny Kuhner t, Katrin Kynast, Verena Landau, Doreen Lebsa, Andreas Pagel, Kerstin Rösel, Jana Ruprecht, Anne Schneider, Anna Schröder, Diana Wehmeier, Anne Weser, Gesine Zenker Cover: Farbraster Bilder: siehe Ar tikel Leipzig, Ok tober 2008


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