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MAGAZIN FÜR HOFÜBERNEHMER IM BÄUERLICHEN FAMILIENBETRIEB

n e n n i ewBerufsbild: g d n u n r e t t ä Wie sehen sich l b h c r u D

Jungbäuerinnen?

Foto: © goodluz

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Big Data im Stall Seite 46


FAMILIE UND BETRIEB

B채u.e.rin. Substantiv [die]. Agronomin. Bauersfrau. Landfrau. Landwirtin. 4

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Rund 37 Prozent der bäuerlichen Betriebe in Österreich ­werden heute von Frauen geführt. 1998 waren es 25 Prozent. Wie aber sieht es um das Berufsbild der Bäuerin aus? Wie wird frau eigentlich ­Bäuerin, wie sehen sich die Bäuerinnen selber und mit welchen ­Problemen haben sie zu kämpfen? ANNETTE WEBER hat sich für unserhof umgehört.

Ohne Frauen wäre die Landwirtschaft in Österreich kaum denkbar. Von den rund 230.700 in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Arbeitskräften sind rund 46 Prozent Frauen. Die Bäuerinnen leisten vor allem durch die Aufrechterhaltung des Neben­erwerbs, die Erwerbskombination mit dem Tourismus oder durch Direktvermarktung e ­ inen besonderen Beitrag. Bäuerin sein heißt aber längst nicht mehr, an der Seite des Mannes einfach mitzuarbeiten und eine untergeordnete Rolle zu spielen. Im Gegenteil: Es sind heute die Frauen am Hof, die den Ton angeben. Frauen stehen wie in so vielen anderen Branchen auch in der Landwirtschaft für Innovation und Kommunikation. Margit Wetschka ist zwar selbst auf einem Weinbaubetrieb aufgewachsen, ihr „Brotberuf“ ist allerdings ein anderer. Nach der Schule hat sie

als Sekretärin in Wien gearbeitet. Ein Job, der ihr immer sehr viel Spaß gemacht hat, wie sie betont. Über ein vermeintlich schlechtes Image ihres jetzigen Berufes kann sich die mittlerweile routinierte Biobäuerin nicht beklagen. „Was das Image des Berufs betrifft, so sehe ich keinen Unterschied zwischen meinem Mann Martin und mir. Bio ist in, besonders bei jüngeren Familien. Deshalb finde ich, dass wir doch ein hohes Ansehen genießen dürfen.“ Aus einer aktuellen Umfrage der Universität Innsbruck unter aktiven Bäuerinnen geht hervor, dass sich knapp 70 Prozent auch als Bäuerin sehen. Über 55 Prozent der befragten Frauen sehen sich darüber hinaus auch als Hausfrau, lediglich rund 16 Prozent als Unternehmerin. Die Identifikation mit dem Beruf ist jedenfalls groß. Fast zwei Drittel der Befragten geben eine sehr starke bzw. starke Identifikation an. Nur 2,2 Prozent identifizieren sich überhaupt nicht mit dem Beruf. Wie wird man eigentlich Bäuerin? Bäuerin ist kein Beruf, der einem mit 14 Jahren – Stichwort Berufs­ orientierungskurs „14 – was nun?“ – schmackhaft gemacht wird. Es ist kein Beruf, für den frau sich schon in jungen Jahren bewusst entscheidet. Bei einer aktuellen Umfrage der Universität Innsbruck geben knapp 85 Prozent der Befragten an, durch ihren Partner an den Hof gekommen zu sein. 13,8 Prozent haben den Beruf gewählt, weil sie auf dem Hof aufgewachsen sind. Knapp über ein Prozent der Frauen haben den Hof gekauft.

Gut gerüstet für den Beruf Auch die zunehmende Bildungsbeteiligung von Frauen ist bei den Bäuerinnen erkennbar. Waren es 1996 noch 18 Prozent, gibt es heute kaum noch

Bäuerinnen ohne Bildungsabschluss. Auch der Anteil der Bäuerinnen mit Fachschulabschluss ist gestiegen. Bäuerinnen mit Matura oder Universitätsabschluss sind hingegen weniger häufig. In den höheren landund forstwirtschaftlichen Lehranstalten sind Frauen nach wie vor in der Minderheit. Der Frauenanteil ist allerdings innerhalb der letzten zehn Jahre von 36 auf 42 Prozent gestiegen. An der Universität für Bodenkultur – der einzigen land- und forstwirtschaftlichen Universität Österreichs – liegt der Frauenanteil bei 46 Prozent. Dass Frauen zum Teil keine landwirtschaftsspezifische Ausbildung haben, liegt vor allem auch daran, dass sie oftmals bereits eine andere Ausbildung abgeschlossen haben, bevor sie in einen Betrieb einheiraten.

Margit Wetschka

Ein abgeschlossenes Landwirtschafts-Bachelorstudium kann Claudia Zinner vorweisen. Schon heute arbeitet sie engagiert am Hof der Eltern – einem Nebenerwerbsbetrieb mit Mutterkühen im Waldviertel – mit. „Wer bei uns den Hof übernimmt, steht noch in den Sternen“, sagt die Niederösterreicherin. Abgeneigt ist sie jedenfalls nicht, denn Bäuerin ist für sie der Traumjob schlechthin. „Ich bin davon überzeugt, dass Landwirtschaft Zukunft hat. Lebensmittel werden wohl auch weiterhin benötigt. Innovation, Flexibilität, Mut zu unkonventionellen Ideen und unternehmerisches Denken sind mehr denn je Voraussetzungen für die bäuerliche Existenz. Das Leben auf einem Bauernhof bietet einfach ein ideales Umfeld für Lebensqualität und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten“, so die 23-jährige Waldviertlerin. Was das Image des Berufes der Bäuerin betrifft, so findet Claudia Zinner, die nach dem Bachelor auch den Master anstrebt, klare Worte:

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it Emanzipation wird das Berufsbild der Bäuerin hierzulande nach wie vor nicht unmittelbar in Verbindung gebracht. Dass dieser B ­ eruf alles andere als ein unattraktives und altmodisches Betätigungsfeld ist, zeigt das Beispiel von Margit Wetschka. Sie war einst „Oktober“-­Modell im Jungbauern­ kalender. Noch heute hängt die Ausgabe des 2003er Kalenders in ihrem K ­ eller. Das ist aber so ziemlich das Einzige, das die Jahre hindurch gleich geblieben ist. Heute sieht der Weinbaubetrieb im burgenländischen Jois um einiges anders aus als noch vor zwölf Jahren. Seit Margit Wetschka hier lebt, hat sich vor allem der Auftritt geändert. Neuer Verkostungsraum, neues Logo auf den Etiketten, Dekoelemente dezent und stilvoll eingesetzt. Die Handschrift der 35-jährigen ist klar zu erkennen.


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„Das Image einer Berufsgruppe ist für mich etwas sehr Relatives. Die persönliche Zufriedenheit und das Bewusstsein für den Wert der eigenen Arbeit sollten im Vordergrund stehen. Meiner Meinung nach werden aber die Leistungen der Bäuerinnen und allgemein der Frauen für die gesamte Gesellschaft noch immer enorm unterschätzt, – zu vieles ist selbstverständlich und Gendern führt nicht zu gleichen Gehältern. Ein sehr gutes Image ist dann erreicht, wenn die Gesellschaft aufhört, sich über Frauen in Führungsrollen zu wundern. Auch in der Landwirtschaft.“

Betriebsführer: Frau

Die klassische Rollenteilung auf einem bäuerlichen Familienbetrieb bricht auf. Waren früher die Bauern für den produktiven Bereich, finanzielle Entscheidungen und für die Repräsentation des Betriebes verantwortlich und die Frauen für die Versorgungsarbeit und die Familie, gelten diese Rollenbilder in ihrer Reinform heute schon längst nicht mehr. Heute kann eher eine De-Traditionalisierung auf bäuerlichen Familienbetrieben festgestellt werden. Auch am Betrieb der Zinners gibt es keine klassische

Foto: © vladteodor

Frauen in Führungspositionen gibt es aber im landwirtschaftlichen Bereich mittlerweile genug. Denn immer mehr Frauen arbeiten nicht nur am Betrieb, sie führen ihn auch. In vielen Ländern Europas stellen Betriebsleiterinnen auf landwirtschaftlichen Betrieben eine Minderheit dar. In Österreich zeichnet sich seit den 1980er Jahren hingegen ein leichter Zuwachs von landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen ab, bei einem gleichzeitigen Rückgang der Betriebe. Derzeit weist Österreich mit über 35 Prozent an Betriebsleiterinnen einen der höchsten Werte in der Europäischen Union auf.


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Die Bäuerinnen sind jedenfalls zufrieden mit ihrem Beruf. Bei einer Bäuerinnenumfrage gaben mehr als zwei Drittel an, dass sie wieder Bäuerin werden würden. Als positiver Aspekt des Berufs hat seit der letzten Befragung die Naturverbundenheit an Bedeutung gewonnen, für jede zweite Bäuerin ist das der wichtigste Aspekt. Die Kinder ganztägig zu betreuen, wird als ebenso wichtig beurteilt. Weitere Vorteile ihres Berufs sind für die befragten Bäuerinnen die Selbstständigkeit, zeitliche Ungebundenheit und der Aspekt der Selbstversorgung. Das bestätigt auch Margit Wetschka. Fragt man sie nach Begriffen, die sie mit ihrem Beruf assoziiert, fallen ihr sofort „Natur, Familie, Kinder, Arbeit und Freiheit“ ein: „Ich bringe mich, soweit es meine drei Mädchen mir erlauben, gerne im Betrieb ein. Ich helfe im Büro, Keller, aber auch gerne im Weingarten aus. Es macht mir Spaß und ich genieße auch die Flexibilität und Selbstständigkeit in diesem Beruf.“

Konfliktfeld Familie Klar ist, dass frau am Hof – der fast immer Arbeitsplatz und Wohnbereich in einem ist – auch mit ihren Problemen zu kämpfen hat und ein Bauernhof auch viele Konfliktfelder birgt. Unterschiedliche Bedürfnisse treffen aufeinander. Insbesondere wenn mehrere Generationen unter einem Dach leben, kann es schon ein-

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Rollenverteilung. „Der Haushalt ist für mich genauso selbstverständlich wie der Umgang mit den Tieren und den Maschinen. Dass Frauen Dinge nicht können oder tun sollten, stand bei uns nie zur Debatte. Egal ob Motorsäge, Traktor, Mähdrescher, Schweißen oder Autoreifen wechseln – wie ich im Nachhinein sehr oft festgestellt habe, scheitert es selten am Können oder an der ‚schweren‘ Arbeit, sondern oft braucht man einfach jemanden, der sagt, probiere es, du kannst das genauso“, sagt die Studentin.

mal heiß hergehen (siehe dazu auch das Interview mit Sylvia Reitbauer auf Seite 8, Anm.). Um sich den Problemen am Hof zu widmen, wurde 2007 das Bäuerliche Sorgentelefon ins Leben gerufen. Ein Telefonanruf genügt und schon bekommt man eine qualitativ hochwertige psychosoziale Beratung. Die Anrufe werden anonym behandelt. Die Hemmschwelle, anzurufen, wird dadurch gering gehalten. Bei vielen Bäuerinnen, die sich am Bäuerlichen Sorgentelefon beraten lassen, liegt der Hauptkonflikt im Bereich Familie. Bei beinahe zwei Drittel aller Anrufe geht es um Partnerschaftskonflikte und Generationskonflikte. „In Problemfällen tun sich viele Familien schwer, offen miteinander zu reden. Man spricht nicht gern über finanzielle Sorgen oder wenn es im Betrieb nicht wie gewünscht läuft. Noch weniger wird über zwischenmenschliche Konflikte gesprochen oder darüber, dass man sich überfordert fühlt. Beim bäuerlichen Sorgentelefon ist jemand da, der zuhört und kompetente Hilfe zur Selbsthilfe anbieten kann. Manchmal geht es darum, konkrete Impulse

zu geben, ein anderes Mal muss man den Frauen erst einmal helfen, ihre Fassung wiederzugewinnen“, erzählt die Sorgentelefonberaterin Anna Engelhart, die selbst als Bäuerin aktiv ist.

Rahmenbedingungen sichern Herausforderungen gibt es auch in Zukunft genug. „Frauen sind das Rückgrat des bäuerlichen Familienbetriebes – und das weltweit. Sie sind Dreh- und Angelpunkt zwischen Betrieb und Familie. Diese Realität ist nach wie vor zu wenig anerkannt. Neben dem unternehmerischen Denken haben sie starke kommunikative und soziale Kompetenzen, ohne die ein landwirtschaftliches Unternehmen und besonders die familiengeführten Betriebe heute kaum noch auskommen. Ein lebendiger, ländlicher Raum mit zeitgemäßen Infrastrukturen, wie z. B. Breitband, Kinderbetreuung, Pflege, ist unerlässlich. Deshalb bedürfen Frauen – vor allem im ländlichen Raum – einer gezielten Förderung“, fasst Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann die politischen Forderungen zusammen.

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Claudia Zinner

Mag. Annette Weber ist Mitarbeiterin des Ökosozialen Forum Österreich und freie Mitarbeiterin von unserhof.


Ein optimales Vater-Sohn-Gespann: Diesen Eindruck hatte unserhof, als es den Biobetrieb Weinmannhof von Jungbauer Mario und Senior Rudolf in St. Peter bei Spittal in Kärnten besuchte. Und doch sind Mario Ebner und Rudolf Sommeregger nicht miteinander verwandt. Von Stefan Nimmervoll

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it einem begeisterten Leuchten in den Augen berichteten die Biobauern von ihren seltenen Nutzpflanzen, dem erfolgreichen Ab-Hof-Verkauf und der Weiterentwicklung des 500 Jahre alten Gutes. In zwei Jahren soll der junge Mann aus dem Nachbardorf den Hof der Sommereggers zur Gänze übernehmen. Ein optimales Verhältnis: harmonisch-dynamisch, so der Augenschein. Dabei hat alles mit einer Tragödie begonnen.

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1995 verunglückte der einzige Sohn von Johanna und Rudolf Sommer­ egger im Rahmen seiner Ausbildung in der Landwirtschaftlichen Fachschule bei einem Forstunfall tödlich. Neben allem Leid um den unersetzlichen Verlust stand der Betrieb plötzlich ohne Hoferben da. Das Schicksal des gerade erst in Umstellung auf die Bioproduktion befindlichen „Weinmannhofes“ schien besiegelt. Trotzdem setzte das Ehepaar unbeirrt auf die Weiterentwicklung des H ­ ofes. „Wir haben bereits 1979 mit dem Anbau von Blau- und Weißkraut für ADEG begonnen und uns

dann v­ öllig auf viehlose Bewirtschaftung und die Direktvermarktung von ­seltenen Getreidesorten eingelassen“, erzählt der Altbauer. Das Schicksal und wohl auch die Offenheit für unkonventionelle Ansätze haben schlussendlich aber den Fortbestand des Bauernhofes ermöglicht, als auf diesem mit Mario Ebner wieder junges Leben Einzug hielt. Der Bub aus dem Nachbarort war in den dramatischen Stunden 1995 gerade erst zehn Jahre alt, aber schon damals Stammgast am Hof der Familie Sommeregger. „Meine Mutter hat beim Kraut schneiden geholfen und unserhof 1/2015

Fotos: © Riebler

Auf Augenhöhe


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mich immer mitgehabt“, erinnert sich dieser an glückliche Kindheitstage. Obwohl seine Eltern daheim keine Landwirtschaft hatten, wurde in dieser Zeit auch die Begeisterung in Mario Ebner für den Ackerbau geweckt. Wo immer es möglich war, wollte er mithelfen. „Dass er nach dem Tod u ­ nseres Sohnes noch mehr am Hof war, hat uns bei der Bewältigung unserer Trauer sehr geholfen“, betont Rudolf Sommeregger. Nach und nach sei so die Idee entstanden, den Heranwachsenden mit dem großen Herz für die Landwirtschaft auch längerfristig am Hof einzubinden. Bestärkt wurde dies noch, als sich Ebner für den Besuch der landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof entschied. Sommeregger: „Wir haben Mario angeboten, dass er einsteigen kann.“ Zunächst schloss der junge Mann aber auf Wunsch seiner Eltern noch eine Ausbildung zum Automechaniker ab, „damit ich einen Beruf habe, falls sich meine Hoffnungen doch zerschlagen.“ Dabei sei ihm von Anfang an klar gewesen, was sein Traumberuf sei. Auch für Rudolf Sommeregger gab es keinen Zweifel an Mario als künftigem Hofübernehmer: „Wir wollten keinen Knecht, sondern einen Menschen, mit dem wir auf Augenhöhe zusammen­ arbeiten können.“ 2006 folgte schließlich der erste Schritt zur außerfamiliären Hofübergabe: Mario pachtete einen Teil der Flächen, um so von Anfang an einen eigenen Betrieb und eine eigene Versicherung zu haben. Mittlerweile ist Rudolf Sommeregger in Pension, seine Frau Johanna wird den Betrieb noch zwei Jahre lang führen, bevor er zur Gänze an Mario verpachtet wird. „Er soll den Hof einmal ganz bekommen“, sagt Sommeregger. Auch Sommereggers Geschwister als potentielle Erben seien mit diesem Vorgehen einverstanden: „Erben ist das eine, einen Betrieb weiterführen aber eine andere Sache.“ Längst ­haben die Bauersleute Mario Ebner auch in ihrem Testament angeführt. Der Jungbauer ist stolz darauf, nun zwei Familien zu haben. „Ich wohne im Haus von Rudolf und Johanna. Der Kon-

takt zu meinen Eltern und meinen Geschwistern ist aber ebenfalls sehr eng.“ Noch offen ist, ob es am Weinmannhof auch wieder eine Jungbäuerin geben wird. Marios Freundin stammt zwar aus der Umgebung, arbeitet derzeit aber in Wien. Immerhin hat sie den Jungbauern kennengelernt, als sie ihre Masterarbeit über den Hofladen des Biohofes geschrieben hat.

Der Betrieb Am Weinmannhof mit 26,5 Hektar Ackerfläche werden seltene Nutzpflanzen wie Oberkärntner Roggen, Waldstaude, Nackthafer, Purpurweizen oder Einkorn in Bio-Qualität

angebaut. Die Genetik der Pflanzen wird dabei zum Teil bereits seit hundert Jahren am Hof bewahrt. Auch die Verarbeitung erfolgt zur Gänze am Betrieb. In der eigenen Mühle werden Mehle, Flocken, Grieße und Dinkelreis erzeugt und daraus auch preisgekrönte Brote gebacken. Verkauft werden die Produkte im Hofladen, auf Bauernmärkten und in Bauernecken bei regionalen Lagerhäusern. Mit dem Talggen, einem traditionellen Getreidesterz, ist der Biohof Sommeregger auch Teil der „Arche des Geschmacks“ von Slow Food. Daneben bauen Sommeregger und Ebner auch noch Kraut und verschiedene seltene Erdapfelsorten an.

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Jungfunktionäre: Man muss sie nur lassen Werden junge Landwirte in Österreich ausreichend unterstützt? Welchen Einfluss haben junge Bauern in agrarischen Organisationen? Und wurden Sie schon einmal „zurechtgestutzt? unserhof hat einige Jungfunktionäre über dieses und anderes befragt.

J Josef Kowald

osef Kowald aus Allerheiligen bei Wildon ist Obmann der Jungen Styriabrid.

unserhof: Seit wann sind Sie in Ihrer Funktion und wie kam es dazu? Josef Kowald: Ich bin seit August 2012 in meiner Funktion als Sprecher der Jungen Styriabrid tätig. Es war das Anliegen einiger Vorstandsmitglieder der Styriabrid, dass junge Schweinebauern selbständig Themen erarbeiten und sich einbringen. Daraufhin hat sich ein junges Team gefunden und wir haben die Junge Styriabrid gegründet. Was schätzen Sie an Ihrer Organisation? Die Hauptaufgabe der Styriabrid liegt eigentlich in der Vermarktung der Ferkel und Mastschweine der Mitgliedsbetriebe. Was ich aber besonders schätze, sind die vielen wichtigen zusätzlichen Tätigkeiten, die sich die Styriabrid zur Aufgabe gemacht hat. Vor allem die Vertretung der bäuerlichen Interessen, aber auch die Unterstützung der Mitgliedsbetriebe, z.B. bei Stallbauten, wird immer wichtiger. Welchen Einfluss haben junge Bauern in Ihrer Organisation? Wir erarbeiten unsere Projekte und Ideen und bringen diese auch ein. Weil es der Wunsch des Vorstandes

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war, dass wir uns einbringen, werden unsere Ideen sehr ernst genommen. Es wird auch sehr vieles mit uns abgesprochen. Wurden Sie schon einmal „zurechtgestutzt“? Nein, wurde ich nicht. Was müsste man rasch ändern, um mehr junge Menschen als Funktionäre zu gewinnen? Es sind sehr viele junge Menschen bereit, Funktionen und Verantwortung zu übernehmen. Man muss auf sie zugehen, sie auch ran lassen und ihre Meinungen wertschätzen. Das ist in allen Bereichen und Ebenen so. Werden junge Landwirte in Österreich ausreichend unterstützt? In Österreich gibt es einige gute Instrumente, die junge Landwirte unterstützen. Auch von der neuen GAP-Reform profitieren vor allem junge Landwirte. Diese Unterstützung ist auch dringend notwendig, denn die finanzielle Situation ist nicht wirklich einfacher geworden. Hinzu kommt noch, dass es immer schwieriger wird, einen Betrieb zu vergrößern bzw. umzubauen. Auch die Darstellung der Bauern in der Öffentlichkeit fällt oftmals nicht positiv aus, Stichwort Bienensterben oder Grundwasserproblematik. Da stellt sich schon so mancher

zukünftiger Hofübernehmer die Frage, ob er sich das alles antun soll. Glauben Sie, haben es junge Bauern heute leichter oder schwerer als früher – und warum? Die Situation und Aufgaben der Bauern haben sich in der vergangenen Zeit verändert. Früher war die Hauptaufgabe, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Später musste man die Arbeitsschritte, Leistungen und auch die Qualität optimieren, um vor allem mit dem internationalen Markt mithalten zu können. Heute wird die Aufklärungsarbeit gegenüber den Konsumenten und Anrainern immer wichtiger, damit diese unsere Situation und unsere Arbeit verstehen. Wenn Sie den Landwirtschaftsminister eine Frage zu jungen Landwirten stellen könnten, welche wäre das? Welchen Weg diese seiner Meinung nach einschlagen sollten, um nicht nur wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, sondern auch wieder verstärkt von der Bevölkerung akzeptiert und wertgeschätzt zu werden? Wir Bauern haben immer gemacht, was Konsumenten und der Handel von uns verlangt haben: leistbare Nahrungsmittel produziert, Qualitätsprogramme eingeführt und somit „Premiumprodukte“ hergestellt. Heute haben viele unserhof 1/2015


Foto : © Jürg

en Fälchle

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Konsumenten durch verschiedene Werbungen ein Bild von der Landwirtschaft, das sowohl in der konventionellen wie auch in der biologischen Wirtschaftsweise nicht realisierbar ist. Da wünsche ich mir von der gesamten Politik mehr Rückhalt.

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ebastian Herzog aus L­ eogang ist Obmann von Bio Austria Salzburg.

unserhof: Seit wann sind Sie in Ihrer Funktion und wie kam es dazu? Sebastian Herzog: Seit März 2012. Ich wurde gefragt, ob ich Bezirksvorstand werden möchte, dadurch wurde ich als Gast bei einer Vorstandssitzung eingeladen. Diese Sitzung sollte auch einen Obmann-Nachfolger finden. Da sich niemand finden konnte und mich dieser Job interessierte, wurde ich schließlich Obmann von Bio Austria Salzburg Was schätzen Sie an Ihrer ­Organisation? Die Arbeit mit der Basis. Wir arbeiten für den biologischen Landbau, leisten Beratungsarbeit, aber auch Interessensvertretung. Auch die Arbeit in und mit der Öffentlichkeit gefällt mir sehr gut, die Akzeptanz der Biobauern in der Bevölkerung ist sehr hoch. Welchen Einfluss haben junge B ­ auern in Ihrer Organisation? Sehr viel, wir sind drei von acht ­Vorständen unter 30 Jahre. Wurden Sie schon einmal „zurechtgestutzt?“ Ja, mit Maß und Ziel und vor allem konstruktiv. Ich könnte bisher daraus sehr viel lernen. Unkonstruktive Kritik gibt es auch immer wieder, darf man sich aber nicht allzu sehr zu Herzen nehmen.

Was müsste man rasch ändern, um mehr junge Menschen als Funktionäre zu gewinnen? Das Funktionärswesen sollte attraktiver kommuniziert werden. Jungen Leuten eine Chance geben, damit sie sich einarbeiten können und Erfahrungen sammeln. Werden junge Landwirte in Österreich ausreichend unterstützt? Schwer zu sagen, es liegt sehr viel Hoffnung auf der nächsten Programmperiode, wo eine aktive Junglandwirte-­ Förderung versprochen wird. Glauben Sie, haben es junge Bauern heute leichter oder schwerer als früher – und warum? Ich kann zwar nur für die Biobauern sprechen, aber ich denke, man hat es leichter. Landwirtschaft hat wieder halbwegs ein Ansehen in der Bevölkerung. Man kann stolz sein, Bauer zu sein. Wirtschaftlich gibt es auch viele Möglichkeiten seinen Betrieb auszurichten, man muss nur offen für Veränderungen sein. Wenn Sie den Landwirtschaftsminister eine Frage stellen könnten, welche wäre das? Es wäre wohl eine Frage zu einem sozialen Thema. Viele junge Familien in der Landwirtschaft sehen gewisse Nachteile im Sozialsystem gegenüber anderen Berufsgruppen.

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anfred Penninger aus Eitzing ist Jungbauernvertreter bei den Grünen Bäuerinnen und Bauern Österreichs. unserhof: Seit wann sind Sie in Ihrer Funktion und wie kam es dazu? Manfred Penninger: Seit Jänner diesen Jahres. Wenn man sich intensiv mit

Agrarpolitik beschäftigt, kommt man an Wolfgang Pirklhuber und den Grünen Bäuerinnen und Bauern nicht vorbei. Da es viele gemeinsame Standpunkte und Ziele gab, beschloss ich, hier mitzuarbeiten und mich einzubringen. Was schätzen Sie an Ihrer Organisation? Wir machen Politik für die Menschen und unsere Umwelt aus tiefster Überzeugung und lassen uns nicht von irgendwelchen Lobbyisten und Inserenten diktieren. Welchen Einfluss haben junge Bauern in Ihrer Organisation? Das Alter spielt bei uns keine Rolle. Jeder kann seine Ideen einbringen. Wurden Sie schon einmal „zurechtgestutzt“? Nein. Bei uns darf sich jeder frei entfalten und seine Meinung kundtun. Was müsste man rasch ändern, um mehr junge Menschen als Funktionäre zu gewinnen? Junge Frauen und Männer in verantwortungsvolle Posten lassen – ein Großteil der Spitzenfunktionen im Agrarbereich wird derzeit von Männern im Pensionsalter bekleidet. Werden junge Landwirte in Österreich ausreichend unterstützt? Das österreichische Agrarfördersystem ist in hohem Maße ungerecht. Es gibt zu wenig Anreize und Perspektiven für die Jungen, einen Hof zu übernehmen oder zu gründen. Die geplante Jungunternehmerförderung ist nur ein Alibi-Beitrag. Bio-Neueinsteiger werden (lt. jüngstem EU-Fragenkatalog zur Ländlichen Entwicklung) überhaupt nicht gefördert. Glauben Sie haben es junge Bauern heute leichter oder schwerer als früher – und warum? Beides! Durch höheres Bildungsniveau, Produktinnovationen, neue

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Sebastian Herzog

Manfred ­Penninger


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Märkte etc. ergeben sich viele Chancen. Andererseits steigt der Druck nach Wachstum oder Diversifizierung. Nur Fleiß und 20 Hektar Eigengrund ist heute zu wenig, um im Vollerwerb zu reüssieren. Aber das Berufsbild des Landwirts scheint mir in der Gesellschaft wieder an Ansehen zu gewinnen. Der Trend zu Produkten aus dem eigenen Stall und Garten ist erfreulich. Auch dass der Konsument die Art und Weise der landwirtschaftlichen Produktion hinterfragt, finde ich positiv. Wenn Sie Landwirtschaftsminister Andrä Rupprecher eine Frage stellen könnten, welche wäre das? Ob er es als politisch korrekt empfindet, dass er bei einer Rede vor großem Publikum damit prahlte, dass er seinen Studentenheimplatz nur dank politischer Intervention erhielt, also ein Fall von „Freunderlwirtschaft“. Und das auch noch auf seiner Ministeriums-Homepage veröffentlicht.

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tefan Schuster aus Oberneuberg bei Pöllau ist neuer Sprecher des Jugendbeirates in Österreichs größter Molkerei Berglandmilch.

Stefan ­Schuster

Hans Deix

unserhof: Seit wann sind Sie in Ihrer Funktion und wie kam es dazu? Seit November, nach einer Wahl. Was schätzen Sie an Ihrer Organisation? Freundschaft, Veränderungswille und Kreativität der Jungfunktionäre, Professionalität, Geduld und Weitsicht der Mitarbeiter und Funktionäre der Genossenschaft. Welchen Einfluss haben junge Bauern in Ihrer Organisation? Ich denke, einen großen, auch wenn es uns nicht immer so vorkommt. Die Bereitschaft, sich für junge Bauern einzusetzen, ist da, Vorschläge werden besprochen und wenn möglich umgesetzt. Eigentlich geht es uns sehr gut. Wurden Sie schon einmal „zurechtgestutzt“? Nein, man bekommt eher sehr viel positives Feedback, wenn man aufsteht und sich bereiterklärt, andere zu vertreten. Was müsste man rasch ändern, um mehr junge Menschen als Funktionäre zu gewinnen? Die Denkweise, dass das Amt geliehen ist, wie auf dem Betrieb zuhause. Wenn man sich bereit erklärt ein Amt

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zu bekleiden, dann muss man alles geben und gleichzeitig auch schon den Nachfolger aufbauen. Wenn man amtsmüde ist, wird man schwer den Nachfolger begeistern können. Es muss mehr Genugtuung sein, wenn man sieht, dass sich der Nachfolger leicht tut, als wenn einem andere auf die Schultern klopfen und sagen, um wie viel besser man gewesen ist! Auch muss man Jugendlichen eine Chance geben, sich zu verwirklichen – um ihnen zeigen, dass es Sinn macht, sich zu engagieren. Werden junge Landwirte in Österreich ausreichend unterstützt? Ich denke, es geht uns sehr gut. Geschenkt wird niemandem etwas und ein bisschen dürfen wir uns auch anstrengen! Glauben Sie, haben es junge Bauern heute leichter oder schwerer als früher – und warum? Persönlich denke ich, dass wir es leichter haben. Immerhin durften früher geplante Hofübernehmer erst spät bestimmen, was auf dem Betrieb passiert, zusätzlich zur einst wohl noch schwierigen Umgangsweise in der Familie. Heute hat sich das weiterentwickelt. Viele Hofübergeber haben eingesehen, dass es nur zusammen geht oder dass auch andere Betriebszweige erfolgreich sein können. Unsere Aufgabe muss es sein, einen modernen und überlebensfähigen Betrieb aufzubauen, uns an die Gesellschaft anzupassen und uns in der Politik und in Organisationen für die Zukunft zu engagieren, einfach unser Möglichstes für unsere Übernehmer zu tun. Wenn Sie dem Landwirtschaftsminister eine Frage stellen könnten, welche wäre das? Was ist besser: Bauer sein oder Landwirtschaftsminister?

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ans Deix aus Pyhra ist Obmann der Niederösterreichischen Jungbauern.

Seit wann sind Sie in Ihrer Funktion und wie kam es dazu? Ich war ab 2005 bis 2007 Leiter der damals mit 150 Mitgliedern größten Landjugend-Ortsgruppe in Pyhra. 2009 bin ich gefragt worden, ob ich bei der Jungbauernschaft mitarbeiten möchte

und bin 2012 zum Obmann der NÖ Jungbauern gewählt worden. Was schätzen Sie an Ihrer Organisation? Wir setzen uns für die Themen junger Landwirte ein und versuchen, dass diese auch politisch umgesetzt werden. Ich schätze es, dass wir damit bis jetzt immer Gehör gefunden haben und unsere Themen auch mehr oder weniger gut umgesetzt worden sind. Welchen Einfluss haben junge Bauern in Ihrer Organisation? Ich denke schon, dass wir Einfluss haben, wobei man sagen muss, dass in dieser Organisation jeder erwünscht ist, der sich positiv im Sinne der österreichischen Landwirtschaft einsetzt Wurden Sie schon einmal „zurechtgestutzt“? Bis jetzt noch nicht. Vielleicht ecken wir zu wenig an …  Was müsste man rasch ändern, um mehr junge Menschen als Funktionäre zu gewinnen? Eine schwierige Frage. Der Arbeitsdruck und dadurch die Zeitbelastung wird einfach immer mehr. Und wirklich gute Leute zu finden, ist nicht immer einfach. Funktionieren kann das nur im Gespräch mit den einzelnen Personen, wo man weiß, dass ihr Denken nicht nur einem Selbstzweck dient. Werden junge Landwirte in Österreich ausreichend unterstützt? Nehmen wir einfach die GAP her: Ich denke, dass wir hier ein ordentliches Ergebnis herausgeholt haben …! Glauben Sie, haben es junge Bauern heute leichter oder schwerer als ­früher – und warum? Ich weiß nicht, wie es vor 20 Jahren ausgeschaut hat, aber ich glaube, jede Zeit hat ihre Herausforderungen … Ich denke aber schon, dass der mentale Stress gestiegen ist … Wenn Sie Landwirtschaftsminister Andrä Rupprecher eine Frage zu jungen Landwirten stellen könnten, welche wäre das? Wieso kann es nicht möglich sein, dass wir europäische Rahmenbedingungen für einen Europäischen Markt finden? Ich spreche hier vom Tierschutzgesetz, Pflanzenschutz etc., weil die Preise für unsere Produkte auch nicht in Österreich gemacht werden. So wird es immer zu Wettbewerbsnachteilen kommen, die Österreichs Landwirte tragen müssen. unserhof 1/2015


BETRIEBSFÜHRUNG

Quereinstieg gelungen Ihre früh erworbenen praktischen Kenntnisse im elterlichen Gasthof im Waldviertel sowie ihre Erfahrung aus mehrjähriger ­Tätigkeit in renommierten Hotels und Restaurants in ganz ­Österreich kommen Karin Reischer-Özelt als Quereinsteigerin in einen Wachauer Weinbau­ betrieb mit ­Buschenschank sehr zugute.

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„Ja, die Entscheidung, hier voll einzusteigen, ist mir doch leicht gefallen. 2010 musste ich meinem Traumjob in Wien in einem renommierten ­Gastronomiebetrieb aufgeben, da die Besitzer diesen nach Pensions­antritt an ausländische Investoren verkauft haben. Jetzt ist die Situation im Betrieb natürlich viel besser. Durch mein volles Engagement daheim ist mein Mann entlastet“, betont die junge Frau. Im Herbst 2013 hat die Heurigen­ wirtin in der LK Niederösterreich den Zertifikatslehrgang Buschenschank gestartet und im darauffolgenden

ZAM-Seminar „Von der Einsteigerin zur Insiderin – Vom Einsteiger zum Insider“. Dieses Seminar richtet sich speziell an Einsteigerinnen und Einsteiger in die Landwirtschaft. In rund 30 Unterrichtseinheiten erhalten Teilnehmer eine erste Orientierung in agrarischen Themen mit einem besonderen Schwerpunkt auf Landwirtschaft, Betriebswirtschaft und Fragen des Zusammenlebens auf dem Hof wie Rollenverständnis oder Generationenkonflikte. Das ZAM-Seminar wird aktuell in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark angeboten. Infos unter www.lfi.at/zam.

Frühjahr erfolgreich abgeschlossen. Reischer-Özelt erinnert sich: „Wir hatten sehr gute Referenten, die uns Theorie und Praxis recht gut vermitteln konnten. Ich bin auch nach wie vor mit mehreren Kolleginnen und K ­ ollegen aus dem Lehrgang in Kontakt. Wir treffen uns auch zum Erfahrungsaustausch“. Zudem hat sie

noch ein ZAM-Seminar in St. Pölten besucht: „Von der Einsteigerin zur Insiderin“, lautete der Titel dieses fünftägigen Seminars für Frauen und Männer in der Landwirtschaft, die eine andere Berufsaus­bildung gemacht haben und nun als Querein­ steiger im Betrieb t­ ätig sind. „Am besten hat mir der Kurstag mit dem Partner gefallen. Wertschätzende Kommunikation stand da auf dem Programm. Es wurde dabei recht gut vermittelt, was Partnerschaft leben im Alltag bedeutet und worauf es ankommt, um g ­ emeinsame Ziele für Betrieb und Familie optimal und zur Zufriedenheit von Jung und Alt um­ setzen zu können. Foto: © Özelt

enn man im Weingut Özelt auf der Panoramaterrasse über den Dächern von Spitz/Donau verweilt und eine ­typische Wachauer Jause aus der boden­ständigen Heurigenküche genießt, so ist das Genuss pur für Leib und Seele. Gibt es Schöneres, als hier zu leben und zu arbeiten? Das sieht auch die 34 Jahre alte Winzerin so. Die Absolventin der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Krems ist sich sicher, dass sie es als Quereinsteigerin in den Weinbaubetrieb recht gut getroffen hat. Vor vier Jahren hat Karin nach der Hochzeit mit Winzersohn Thomas Özelt in dieser traditionsreichen Spitzer Buschenschank mit 5 ­Hektar Weinfläche und Mitglied bei der Winzer­vereinigung „Vinea Wachau“ die Rolle der Junior­chefin übernommen.

Seit 2012 und 2014 komplettieren zwei Kinder das Familienglück. Trotzdem hegt die junge Frau einmal mehr Pläne bezüglich Weiterbildung. „Das war bei mir im Berufsleben immer eine Notwendigkeit. Aus diesem Grund werde ich mir auch weiterhin die Zeit nehmen, um interessante Kurse und Seminare zu besuchen, vor allem im Winter“, ist Karin über­zeugt.

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Aktuelle Angebote und Termine der LFIZertifikats­ lehrgänge finden Sie auf der homepage www.lfi.at


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Zusatzernte CO2-Bindung Ein visionärer Landwirt und ein umweltbewusstes Unternehmen wollen gemeinsam die ­Bodenqualität im Waldviertel verbessern. Als Zusatznutzen will die Druckerei Janetschek ihre Position als Öko-Leitbetrieb für die Branche ausbauen. Auf den Höfen soll ein nettes ­ Körberlgeld ankommen. Von Stefan Nimmervoll

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n kaum einer Stadt hat der ­Slogan „Wo wir sind, ist oben“ der ­Tourismuswerbung so viel Gültigkeit wie in Heidenreichstein. Hier, im pittoresken Norden Niederösterreichs, stieß man bis vor 25 Jahren in zwei Himmelsrichtungen an das Ende der westlichen Welt. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind Arbeitsplätze hier zwar nach wie vor rar und die Bevölkerungszahl in der

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Region nimmt laufend ab. Dennoch gibt es einige Leuchtturmprojekte, die der Zukunft der Landwirtschaft in benachteiligten Gebieten den Weg weisen könnten. So wirbt die Firma Janetschek damit, die „nördlichste Druckerei Österreichs“ zu sein. Und nicht nur das: Sie will auch die umweltfreundlichste sein. Dass man als eines der wenigen Unternehmen der Branche einen Nachhaltig-

keitsbericht herausgibt, ist ein Beleg dafür. Auch dass bereits 2008 im Haus ein Öko-Kompetenz-Team aufgebaut wurde, das laufend Verbesserungspotentiale sucht, zeigt den Ehrgeiz der Firma, die an vier Standorten rund sechs Millionen Euro Umsatz macht. „2009 haben wir damit begonnen, auch CO2-Bilanzen für Druckproduktionen zu erstellen“, erzählt Marketingleiter Manfred Ergott. Die Druckerei bot unserhof 1/2015


damit ihren Kunden die Möglichkeit, eine Ausgleichszahlung über „Climate Austria“ zu leisten, mit der der verursachte Ausstoß wieder kompensiert werden konnte. Unterstützt werden damit Projekte wie etwa Heizungsumstellungen in Betrieben. „Viele Kunden wollten aber lieber regionalere Ansätze verfolgen“, so Ergott. An diesem Punkt kommt Hubert Stark ins Spiel. Der umtriebige Bauer führt ein paar Kilometer weiter nahe an der tschechischen Grenze bei Litschau den Biohof „Weite Wies’ “ und ist – laut Manfred Ergott – die Leitfigur für junge Landwirte in der Region. Stark habe sich schon immer mehr auf seinen eigenen Kopf als auf aktuelle Trends verlassen, heißt es. Er arbeitet viel mit Mischkulturen und Untersaaten und denkt viel über die Zukunft der Landwirtschaft nach. „Wir arbeiten eigentlich gegen die Natur und stoßen daher schnell an Grenzen“, ist der Bio-Philosoph überzeugt. Besonders dramatisch sei der Abbau von Humus bei der aktuell vorherrschenden Bewirtschaftungsform. Und Stark daher ein Dorn im Auge. Auf seinem Hof hat sich der Öko-Pionier deshalb schon lange um eine Verbesserung der Bodengüte bemüht – und ist dabei auf ein Humusprojekt in der Steiermark gestoßen. „Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken“, erzählt Hubert Stark beim Besuch von unserhof, „entwickelt wurde das Projekt zur Humusanreicherung schon vor Jahren von der Ökoregion Kaindorf. Ich mache seit vier Jahren mit, weil mich interessiert hat, wie sich die Werte bei meinem Wirtschaften entwickeln.“ Die Grundidee dabei: Landwirte lassen sich für die Anreicherung von Humus und das damit auf ihren Äckern gebundene CO2 bezahlen. Stark: „Zu Beginn des Programmes wird der Humusgehalt im Boden von einem Ziviltechniker gemessen. Nach drei bis fünf Jahren wird wieder gemessen. Pro Tonne gebundenes CO2 bekommt der Bauer dann 30 Euro.“ Mindestens müssen aber 11 Tonnen pro Hektar CO2 gebunden werden, damit es zur Auszahlung kommt. Nach etlichen Jahren folgt eine Abschlusskontrolle. Dann

darf der Wert nicht wieder zurückgefallen sein. War Hubert Stark zunächst der einzige Teilnehmer in seiner Region, so hat sich

dank des Engagements der Druckerei Janetschek mittlerweile ein eigener Waldviertel-Ableger der Idee entwickelt. Manfred Ergott: „Wir nützen die Infrastruktur aus Kaindorf, kaufen aber die entsprechende Menge an CO2-Zertifikaten von der Ökoregion. So soll ein eigener Kreislauf anlaufen.“

Bei den ersten Informationsveranstaltungen hätten sich sehr viele Bauern für die Idee interessiert. „Wirklich eingestiegen sind momentan aber nur neun Kollegen, wohl weil viele Angst davor haben, sich zehn Jahre binden und zurückzahlen zu müssen, wenn sie den Humuswert nicht halten können“, berichtet Hubert Stark. Daher sei es notwendig, noch mehr Fachwissen zu transportieren. „Auch wir haben zu Beginn Lehrgeld bezahlt. Wir wollen die Bauern aber dazu bringen, sich damit zu befassen, was sich im Boden abspielt.“ Wenn damit auch noch ein Mehr­ erlös verbunden ist, könnte das System durchaus Schule machen, ist Stark überzeugt. „Ich habe für die ersten drei Jahre 270 Euro pro Hektar bekommen. Dabei waren unsere Böden schon zuvor auf einem sehr guten Status.“ Finanziell noch interessanter sei es sogar, wenn Flächen besonders degradiert seien, weil dann mit einer Bewirtschaftungsänderung viel mehr Humus aufgebaut werden kann. Daher sei das Programm auch und vor allem für konventionell wirtschaftende Betriebe interessant. „Im vergangenen Sommer konnten manche Bauern in unserer Gegend gar nicht dreschen, weil der Boden so wenig Struktur hat, dass sie bei dem ständigen Regen nie hineinfahren konnten“, so Hubert Stark, der nun darauf hofft, „dass manchem Landwirt die Augen aufgehen mögen“. Für Stark ist die direkt aus der CO2-Bindung lukrierbare Summe aber nicht das Hauptargument, am Programm teilzunehmen: „Unser Boden ist das größte Kapital, das wir haben. Es muss das ureigene Interesse jedes Bauern sein, diesen gesund zu erhalten.“ Mit dem Regionalprojekt will Stark, der auch mit Biogetreide handelt, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Mir schwebt die ­Vision vor, das gebundene CO2 auch bei der V ­ ermarktung unserer Pro­ dukte zu kommunizieren und einen ­zusätzlichen Werbeeffekt zu schaffen. Vielleicht können wir ja auch andere Firmen wie die Druckerei Janetschek dazu bringen, sich für die Region zu engagieren.“

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Fotos: © Janetschek

BETRIEBSFÜHRUNG


LANDTECHNIK

Seine Traktor-Leidenschaft von Kindesbeinen an zum ­Beruf gemacht hat Klaus Steinmayr aus Wolfern nahe Steyr. Er ist Produkt-Trainer bei Case IH & Steyr-Traktoren und schult Traktoren-Ver­ käufer aus ganz Europa.

Internet: www.steyr-­ traktoren. com

Basierend auf Satellitentechnologie offeriert der Landtechnikkonzern von der einfachen Parallelfahrhilfe über ein assistierendes Lenksystem mit elektrischem Lenkmotor bis hin zur vollinte­ grierten Lösung ab Werk, welche direkt in die Lenkhydraulik des Traktors eingreift. Dafür wird auch in Österreichs Ackerbaugebieten flächendeckend ein RTK-Signal (steht für Real Time Kinematic) angeboten. Diese ermöglicht eine faszinierende Arbeitsgenauigkeit:

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Ackerbau mi Die Abweichung des Traktors beträgt maximal 2,5 cm von der vom Fahrer vorgegebenen Spurlinie. Speziell in Reihenkulturen wie Körner­ mais und Zuckerrübe, aber auch für Getreidefelder ist dies besonders effizient. Auch am Betrieb Steinmayr ist dieses System nicht mehr wegzudenken. Der Hof zählt zu den treuen Steyr-Kunden. „Vergangenes Jahr haben wir den 21. Steyr Traktor gekauft“, erzählt Klaus. Neu am Hof ist ein Steyr Profi CVT mit vollintegriertem S-Guide-Lenksystem und RTK-Genauigkeit. Mit diesem erledigen Vater und Sohn so ziemlich alle Arbeiten von der Aussaat über die Düngung bis zum Pflanzenschutz: „Während der gesamten Vegetationszeit verwenden wir dieselben Fahrgassen, die vollautomatisch abgefahren werden. Somit sparen wir Sprit, Dünger, Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Zusätzlich arbeiten wir bei der Pflege mit automatischer Teilbreitenschaltung. Dies ermöglicht, dass exakt dieselbe Menge an Dünger und Pflanzenschutzmitteln an jeder Stelle ausgebracht und so höchsteffizient gearbeitet wird“, erläutert der Profi. „Obendrein plane ich unseren Betrieb mit Hilfe unserer Büro-Software. So kann ich sehen, wo und wie ich im Feld gearbeitet habe. Sogar den momentanen Spritverbrauch und die Bodenbeschaffenheit kann ich vom Büro aus

ablesen.“ Mit „S-Fleet“, der Telematik für Steyr-Traktoren, ist es möglich, alle wichtigen Faktoren am iPad direkt während der Arbeit abzulesen. „Dies bietet eine gute Übersicht, etwa wenn mit zwei Traktoren gleichzeitig gearbeitet wird. Es signalisiert auch, wann Nachschub von Saatgut während des Anbaus benötigt wird.“ Seit 2012 erläutert Klaus Steinmayr dieses System auch bei Schulungen im Werk St. Valentin sowie auf Feldtagen und Produktpräsentationen in ganz Europa. Nach der Matura und dem Präsenzdienst hatte er vom damaligen Leiter des Trainings- und Verkaufsförderungsteams bei Case IH & Steyr ein Angebot erhalten. Dem war der junge Landtechnik-Freak bei einem Praktikum in Tschechien aufgefallen. Dort hatte Klaus Steinmayr im Herbst 2010 bei einem großen Training-Event für Case IH & Steyr gejobbt. „Anfangs war ich direkt mit Kunden am Feld unterwegs oder bei Produktdemonstrationen und Landwirtschaftsmessen.“ Seine Begeisterung nicht nur für die roten kraftstrotzenden Traktoren, sondern auch für Präzisionslandtechnik, prädestinierte ihn schon bald, als Produkt-Trainer für diesen Bereich zu arbeiten. Auf Deutsch oder Englisch beschreibt er seither die Funktionen vom Traktordisplay, der „Accu­guide“-Spurführung, inklusive Korrektur­signale, die über die GPS-Anunserhof 1/2015

Fotos: © Case/Steyr

N

och wird der elterliche Ackerbaubetrieb in Wolfern mit Winterweizen, Körnermais, Sojabohne und Zuckerrüben hauptsächlich von seinem Vater geführt. Denn der 25-Jährige Hofübernehmer ist von Frühjahr bis Spätherbst viel unterwegs. Wenn er nicht in der stressigen Anbau- und Erntezeit auf dem eigenen Betrieb grubbert, pflügt, sät oder drischt, ist Klaus Steinmayr für Case IH & Steyr als Produkttrainer für Präzisionslandtechnik in Europa unterwegs. Der Absolvent der HLBLA St. Florian schult vor allem Verkäufer, aber auch Kunden auf Spurführungssysteme oder „AFS-Advanced Farming Systems“ von Case IH & Steyr.


LANDTECHNIK

Zentimetergenau

it iPad tenne empfangen werden. Für Klaus Steinmayr steht fest: „Präzisionslandwirtschaft wird für immer mehr Betriebe interessant.“ Dass sich in der GPS-gestützten Landtechnik enormes Kosten­einsparpotential verbirgt, steht für den AFS-Fan – abgesehen vom erhöhten Fahrkomfort – außer Streit: „Mit keinem anderen System kann man durch Spurführung, absolute Genauigkeit und Überwachung der Maschinen auch durch den Händler effizienter arbeiten. Man erkennt rasch, dass es sich lohnt, in eines dieser Systeme zu investieren.“

Präzise automatische Spurführung braucht ein flächendeckendes RTK-Korrektursignal. Steyr-Traktoren bietet den Landwirten diese Netzabdeckung in Echtzeit für zentimetergenaues Wirtschaften. Über lokale Real Time Kinematic-­ Basisstationen, die bei Steyr-Händlern in ganz Österreich positioniert sind, wird die erforderliche Genauigkeit von 2,5 cm errechnet. Diese wird anschließend über das Mobilfunknetz der Maschine übermittelt und von deren Lenksystem umgesetzt. Durch die hohe Dichte an Basisstationen ist der flächendeckende Einsatz von Spurführungssystemen gewährleistet. Dank der standardmäßig in allen Steyr RTK-Lösungen enthaltenen xFill-Technologie können Signalverluste bereits direkt nach dem Start der Maschine für bis zu 20 Minuten überbrückt werden. Und Österreichs Marktführer bei Traktoren bietet durch die zusätzliche Verwendung der GLONASS-Satelliten eine bessere Ausfallsicherheit vor umgebungsbedingter Signalabschattung als Systeme, die nur die GPS-Satelliten nutzen. Die präzise Technik hilft Kosten einzusparen und Ressourcen zu schonen. Ziel von Lenksystemen ist es, Überlappungen und damit die Verschwendung von Arbeitszeit, Diesel, Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden. Das RTK-Signal sorgt dafür, dass das verhältnismäßig ungenaue Signal der GPS-Satelliten anhand einer definierten Absolutposition angepasst wird. Damit wird der Einsatz von Spurführungssystemen bereits ab einer Betriebsgröße von rund 30 ha interessant. Auch bei schlechter Sicht oder Dunkelheit können die Maschinen besser ausgelastet werden. Jeder zweite Traktor ist bereits mit dieser Technologie ausge­ stattet. LINZ

WIEN

EISENSTADT

SALZBURG

INNSBRUCK

GRAZ

KLAGENFURT

Allein in die Spurgenauigkeit durch das RTK-Signal: „Bei üblicher Fahrweise gibt es Überlappungen von zehn Zentimetern. Bei Fahrgassenabständen von 15 Metern ist das ein halber Meter, für den zusätzlich Betriebsmittel benötigt werden“, so Steinmayr.“ Bei mehrmaligen Überfahrten summiert das die Kosten. „Durch die erhöhte Arbeitsgenauigkeit des Lenksystems ersparen wir uns jährlich etwa 3.500 Euro auf unserem Betrieb.“ Von den höheren Anschaffungskosten sollte man sich nicht abschrecken lassen: „Bei Betrieben ab 30 Hektar amortisiert sich eine Parallelfahrhilfe bereits nach zwei bis drei Jahren“, meint Steinmayr, der seine Aussage mit einer einfachen Kalkulation auf seinem iPad untermauert. „Und ist man den Komfort erst einmal gewöhnt, werden Genauigkeit und Komfort für einen Landwirt essentiell.“

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