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t lipan verlag Unsere Spitzentitel im Herbst 2010

den Tisch legen, um sich ein Autogramm von der 82-jährigen Künstlerin zu holen. Ich rede mit ihm. Er ist extra aus Hongkong eingeflogen, um bei dieser Ausstellungseröffnung dabei sein zu können. Ich will wissen, wie er reagiert, wenn er ein Manuskript von Kveta Pacovská bekommt, denn immerhin sind ihre Werke im Gegensatz zu herkömmlichen Bilderbüchern extrem aufwendig gestaltet. Auf einen Verleger kommt damit eine enorme Arbeit zu. Michael Neugebauer schaut mich mit einer großen Portion Unverständnis an. »Das ist aber doch das Größte für mich! Wenn Kveta mir eine Idee oder einen Entwurf schickt, bin ich so aufgeregt, dass ich kaum noch schlafen kann. Normale Bilderbücher kann doch jeder herausbringen. Gerade in solchen Arbeiten liegt doch die Herausforderung für einen Verleger.« Recht hat er! Gegen 14 Uhr hat sich die Schlange am Tisch endlich aufgelöst. Zu dem eigentlichen Interview kommt es allerdings nicht mehr. Kveta Pacovská ist zu erschöpft. »Mein Kopf ist leer!« sagt sie und lächelt uns matt an. Sie hat mein vollstes Verständnis. Also sitzen wir nur noch ein bisschen zusammen und plaudern. Mir fällt ein Satz ein, den Maria Linsmann heute Morgen in ihrer Begrüßungsansprache erwähnt hat. »Kveta Pacovská pendelt sehr viel zwischen den drei großen T‘s der Welt, Tokio, Toronto, Troisdorf!«, und ich möchte von Kveta Pacovská wissen, welcher Ort ihr am besten gefällt. Ihre Antwort ist so vielseitig wie sie selbst: »Ich liebe Metropolen, weil sich dort in den großen Museen und Galerien Kunst konzentriert. Ich liebe die Stadt Paris mit ihrer Kunst und natürlich Venedig, wo doch eigentlich jedes Haus ein Palazzo der Kunst ist. Aber auch einige kleine Orte habe ich in mein Herz geschlossen, weil sie eine einzigartige Atmosphäre haben, Troisdorf zum Beispiel.« An Ruhestand denkt die Künstlerin noch lange nicht. Ab Ende November ist sie in Frankreich unterwegs, zunächst in Paris, um ihr neues Buch vorzustellen, später dann um in Anjou eine weitere Ausstellung zu eröffnen. Ich habe vergessen, sie zu fragen, die wievielte es ist. »Was danach kommt«, sagt sie. »Ich weiß es nicht! Lassen wir uns doch einfach alle gespannt bleiben.« Das bin ich bereits. Sie steht auf und drückt mir eine Rose in die Hand. »Für Ihre Geduld«, lächelt sie und verabschiedet sich. Beeindruckt verlasse ich das Museum. Ich habe eine großartige Ausstellung gesehen und vor allem eine umwerfende Künstlerin kennen gelernt. Sie braucht, ähnlich wie ihre Bücher, kaum Worte um eine große Wirkung zu erzielen. Einen Schlusssatz? Ja, gerne. Aber nicht von mir! Denn ein Zitat von Kveta Pacovská ist so aussagekräftig und schön zugleich, dass ich es Ihnen nicht vorenthalten möchte: »Ich wähle Farben nach der Wirkung ihres Farbtons aus, nach ihrem individuellen Klang. Montags grün, Dienstags blau, Mittwochs orange, Donnerstags rosa, Freitag zimtfarben, Samstag ist braun und Sonntag hat gelbe Ohren… So habe ich mir das vorgestellt, als ich zehn Jahre alt war und mich darüber wunderte, dass niemand sonst die Farben der Tage kannte.«

978-3-939944-50-8, € 24,95 (D)

978-3-939944-52-2, € 14,95 (D)

Ihre Bücher, allen voran ihr neues Buch »Farben des Tages«, sind natürlich bei uns erhältlich. Anika Neuwald

978-3-939944-57-7, € 7,95 (D)

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