ZWISCHEN ORGELBOCK UND DIRIGENTENPULT

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Anzug oder eigentlich schon da. 39° Fieber – ich konnte doch nicht absagen! Aber ich war ja diesmal mit meinem „Leibarzt“ unterwegs. Mein Vater riet mir ein Hausmittel: in einem Pub auf den Champs Elysees tranken wir Cognac, und ich versuchte die Dämpfe gut zu inhalieren. Später griff ich auch noch zu einem Medikament jedenfalls war ich konzertfähig. Ich bin an sich gewöhnt, viel allein zu registrieren. Aber der einem Flugzeug-Cockpit gleichende Notre-Dame-Spieltisch verwirrte zunächst sogar mich. So machte ich von Vaters Gegenwart Gebrauch, der erstmals seines Amtes als Registrant waltete. Mit viel Aufmerksamkeit und Sorgfalt bediente er mich, und in Clérambault's zweiter Suite hatte er sogar einen Basston mitzuspielen. So konnte er stolz zu Hause berichten, auch er hätte in Paris konzertiert. Leider hatte die Reise noch einen traurigen Nachklang: auf der Heimfahrt vernahm ich aus dem Radio, dass mein Lehrer Anton Heiller in Wien am selben Tag verstorben war, als ich in Paris sein „Ecce lignum“ spielte.

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