ZWISCHEN ORGELBOCK UND DIRIGENTENPULT

Page 186

17.30Uhr. Ich versuche nach dem Postludium dieser Hochzeit ein wenig zu spielen, um mich an die Orgel zu gewöhnen, denn ich fürchte schon, dass die Zeit für das Einregistrieren knapp werden könnte. (Nun bin ich bei Gott kein „Hysteriker“ in dieser Hinsicht, aber zum Vergleich: andere Organisten reisen mindestens 36 Stunden vor einem Konzert an…) Das dreimanualige, pneumatische Instrument ist aber etwas „marod“. Am dritten Manual klingt bei den Tasten cis und g’’ kein Ton, am ersten Manual sind es andere Fehler. Puuh, was mach ich da nur! Der Organist gibt mir aber zu verstehen: „Orgelbauer kommt vor Konzert! Kommt!“ Was, ein Orgelbauer kommt? Einerseits, wie gut! Andererseits, ich kann dann gar nicht mehr spielen. Ich ahne, was Kollege Zehnder gemeint hatte. Was soll’s, ich füge mich drein und pirsche mich gegen 17.30Uhr auf der Empore an. Zwei Orgelbauer sind zu Werke und haben den Spieltisch auseinander genommen: Kabeln, Schläuche, Drähte hängen herum, und eine Person kreischt mir entgegen: „Aaaah, esterreichischer Organist, jojo, grosses Orgel in St.Florian kennen, zweiunddreissig Fuß!!“ Und er möchte mich allerhand fragen, ich bettle nur, dass er schnell arbeiten soll, dass ich wenigstens noch einige Töne spie-

185


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.