Sonderausgabe

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kicken konnten, wie ich ticke. Ich sage mal: das Emmendinger Kurzpass-Spiel ... Der Aufstieg hat geklappt und du musstest als Trainer trotz dieses Erfolges gehen, weil dem damaligen Vorstand genau dieses Kurzpass-Spiel nicht gefallen hat. Na ja, ich habe in diesem Aufstiegsjahr eigentlich alles gemacht, damit wir nicht aufsteigen, weil ich schon gehört hatte, was der damals neue Vorstand alles plante, wieder mit teuren Spielern und so weiter. des FC Emmendingen und der Aufstieg von der Landesliga in die Verbandsliga. Wie kam es dazu? In der Saison zuvor saß unser Vorstand Ernst Kunz völlig zerknirscht an einem Tisch, weil nichts mehr lief und viele damals teure Spieler wie auch der Trainer den Verein verlassen wollten. Ich sagte: Das macht doch nix. Als die Saison vorbei war, kam er zu mir und sagte: Alle sind weg. Jetzt musst du das machen. Na gut, da musste ich zu meinem Wort stehen. Ich habe mal durchgezählt und hatte zehn Mann beisammen. Aber urplötzlich passierte das Wunder, an dem du ja auch Anteil hattest: Ralf Seiter kam aus Offenburg zurück, Walter Seiter und du aus Endingen, Manni Bär aus Schalke – und plötzlich hatten wir eine richtig tolle Mannschaft. Für mich war das ein Glücksgefühl, weil ich wusste, dass wir jetzt so

Aber ich konnte die blödeste Aufstellung machen – in Rheinfelden zur Pause 0:3 hinten durch meine Aufstellung, aber ihr habt das trotzdem noch 7:4 gewonnen. Ich konnte es einfach nicht verhindern. Da war nix zu machen. Trotz dieses bitteren Rauswurfs bist du dem FC Emmendingen treu geblieben. Warum? Ich hatte natürlich viele Angebote. Ich war mir mit einem Verein auch schon einig. Aber dann hörte ich, wie viele Spieler von euch mit mir gehen wollten. Und dann habe ich abgesagt, weil ich das dem neuen FCE-Trainer nicht antun wollte. Du bist so furchtbar loyal. In den folgenden Jahren bist du immer mal wieder als Trainer der Ersten Mannschaft eingesprungen, während du sowieso immer als Jugendtrainer oder Trainer der „Zweiten“

tätig warst. Klar, habe ich in diesem Verein auch viele bittere Stunden erlebt. Aber ein Verein hängt eben immer von den Leuten ab, die gerade am Ruder sind. Dadurch lasse ich mich nicht beirren. Das ändert sich immer mal wieder. Es gab für mich genug Möglichkeiten, schon als Torwart, zu anderen Vereinen zu gehen. Aber es kam für mich nie wirklich in Frage. Seit Jahren realisierst du Jugendprojekte, wie das Crocky-Turnier. Wie kam das? Das kam durch das Jugendkonzept, das ich im Jahr 2001 für den FCE erstellt habe. Da geht es um die Ausbildung der ganz jungen Spieler, mit Paten aus der Ersten Mannschaft wie damals Lars Voßler und Martin Schweizer. Ich habe die zehn Gebote der Emmendinger Jugendarbeit erfunden, weil wir einfach den Weg dokumentieren wollten, den wir gehen wollten. Es brauchte eine Philosophie von den ganz Kleinen bis zu der Ersten Mannschaft. Wie ich dich kenne, hast du bestimmt schon wieder neue Ziele. Was ich als nächstes gerne realisieren möchte, ist ein Crocky-Turnier, an dem in gleicher Weise auch behinderte Kinder teilnehmen können. Ich arbeite schon daran – es könnte schon nächstes Jahr klappen. Interview | Michael Zäh

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