Das Räkel – Das Gigpöster Zeitung #2

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Das Gigpöster Zeitung

Gigposter aus D / AT / CH

www.posterkrauts.de

September 2014

Comet Substance Douze Stefan Fähler Fritte Fuzzzgun Götzilla

Michael Hacker Grace Helly Kopfüber Simon Marchner Mitchum D. A. Rainbow

Señor Burns Damien Tran Mario Turiaux Carlo Vivary Zum Heimathafen

12/2014

€ 2,00 CHF 2.50

Das Gigpöster Zeitung


03 Editorial 04 Das RoundRäkel Gespräch 09 O-Töne 10 Comet Substance 12 Douze 14 Stefan Fähler 16 Fritte 18 Fuzzzgun 20 Götzilla 22 Grace Helly 24 Michael Hacker 26 Kopfüber 28 Simon Marchner 30 Mitchum D. A. 32 Rainbow 34 Señor Burns 36 Damien Tran 38 Mario Turiaux 40 Carlo Vivary 42 Zum Heimathafen

Impressum Herausgeber: posterkrauts.de V.  i .  S .  d .  P.  : Torsten Jahnke Steintorweg 2 20099 Hamburg Redaktion: Susanne Magister Torsten Jahnke Lektorat: Susanne Magister Gestaltung: Mitchum D. A., Hamburg design.mitchum.de Cover: Ronny Hunger, Zürich cometsubstance.com Mitchum D. A. Posterkrauts-Logo: Jochen Mönig, Düsseldorf Anzeigen: Alex Hanke, Hamburg Auflage: 1.500 Druck: Megadruck, Westerstede

= mittelwitziger Insiderjoke

Fotos: S. 4, 6: Douze S. 4 unten: Mitchum D. A. S. 9: Señor Burns, Sub Pop, Phil Manley, Kadavar, Justin McNeal, Douze

Alle Rechte an den abgebildeten Arbeiten liegen bei den jeweiligen Künstlern. Ohne schriftliche Ein­w illigung des Herausgebers darf der Inhalt in keiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, verviel­ fältigt oder verbreitet werden! Try and risk! Die hier geäusserten Meinungen müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion ent­s prechen. posterkrauts.de wurde gegründet von Bernd Hofmann, Torsten Jahnke, Lars P. Krause, Jochen Mönig und Antje Schröder. Unterstützt die beteiligten Künstler, kauft ihre Poster! Macht selber Poster!! Anmerkungen, Wünsche, Kritik an: raekel@mitchum.de © 2014


Editorial Wenn ein Magazin in einem Dreijahresturnus erscheint, kann das verschiedene Gründe haben: Es mag darauf hindeuten, dass die Macher und vorgestellten Akteure alle Schnarch­nasen sind, die nicht in die Pötte kommen. Oder es bedeutet, dass die Angesprochenen einfach mit dem, was sie machen, so erfolgreich, beschäftigt und ausge­ lastet sind, dass ein feines, aber aufwändiges Nebenprojekt nur schwer dazwischenzuschieben ist. Sind wir mal optimistisch und nehmen das Letztere an für die stetig gewachsene Gemeinde von Posterkrauts, jenen Künstlern und Grafikern aus dem deutschsprachigen Raum, die sich mindestens nebenberuflich dem (Minen-)Feld der handge­ fertigten Siebdruck-Gigposter verschrieben haben und 2011 in Anlehnung an die gut vernetzte Community der britischen Posterkünstler als loses Kollektiv gegründet wurden. Wenig später war auch die Idee für ein Magazin geboren, das die Akteure vorstellt und zu Wort kommen lässt. Im Herbst 2011 hielten die Besucher der deutschen Poster­shows in Hamburg, Dresden, München und Co. dann die erste Ausgabe des Das Räkel in den Händen. Seitdem hat sich einiges getan. Zahlreiche Künstler sind hinzugekommen und auf www. posterkrauts.de bündelt sich ihr

weit verzweigtes Kunstschaffen. Mehr soll hier gar nicht vorweggenommen werden. Denn für das zweite Räkel Magazin haben wir die offene und freundschaft­liche Kommunikationsform der Herren und (bisher leider nur einer) Dame aufgegriffen, indem wir sie digital zu einem Round­table Gespräch zusammengebracht und anhand weniger vorgege­ bener Fragen einfach mal schwafeln lassen haben. Dass das schnell ausuferte, kann sich jeder denken, der nur einen der illustren Herrschaften jemals live in seinem / ihrem Posterstand schwadronieren hören hat. Das Gesagte knackig zusammenzuballen, hat den Redakteuren dieser Ausgabe einige Schweiß­ perlen auf die Stirn getrieben. Von dem Ergebnis kann sich hier nun jeder selbst überzeugen. Und wer es ganz hart mag: Die vollständige Version mit allen Anekdoten und Insidern gibt es auf posterkrauts.de/roundtable zum Nach­lesen. Weil wir recht stolz sind auf diese zweite Ausgabe, nutzen wir die Euphorie und geloben Besserung, auf dass unsere geneigten Leser und das ganze musik- und kunstaffine Volk bis zu Ausgabe #3 nicht wieder lange, triste drei Jahre darben müssen. Susanne Magister Douze Design Studio, Dresden

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Das Round Räkel Gespräch

einem Freund die Antighost Siebdruck Werkstatt eröffnet. Das alles ist noch in der kreativen Bastel-Aufbauphase und viel Try & Error, aber wir hoffen, unseren Output im nächsten Jahr drastisch zu erhöhen. Also ebenfalls: Gigposters, I like auch! Lars: Na Torsten, wir sind alle gespannt, wie das mit Dir als ­einem von uns mitten im Auge des FlatstockWirbelsturms so funktionieren wird. Erstmals einen embedded Poster­ kraut – das wird dieses Hamburger Flatstock endlich auf ein neues Level heben – die Latte liegt hoch… Ja, Michael, Barcelona war sooo schön… endlich sind wir uns auch menschlich etwas näher gekommen. Ich denke schon wieder über einen Umzug mit meiner Werkstatt nach, mein Platz ist mir immer als erstes viel zu knapp berechnet.

am Start und in den USA ist die Quote auch deutlich besser. Wie kommt’s? Bernie: Servus Kollegen. Wow, echt schon drei Jahre seit Räkel #1? Insofern: Spitze, dass wir überhaupt noch da sind und weitergemacht haben! Ausgabe #2 ist somit ein gutes Statement. Ich find’s erstmal gut, dass Torsten jetzt auch selber druckt, damit hat er ja mal gerade so die Kurve gekriegt, um sich nicht selbst zu disqualifizieren, Gigposter­ artistmäßig… Für mich persönlich hat sich alles positiv entwickelt: schönere Poster, größeres Publikum und etliche musikalische »all time favorites« konnte ich auf Gigpostern verewigen – Superchunk, Quicksand und immer wieder The Notwist. Und dass wir uns über das Jahr verteilt auf diversen Postershows in Barcelona, Hamburg, Dresden und an der Ostsee treffen

Alex: Ha, da sprechen die alten Herren – abgesehen von Dir Michi – ich bin ja ein derartiges Küken, dass ich quasi postertechnisch noch nicht mal auf der Welt war zum Erscheinen des ersten Räkels. Für mich ist daher alles neu in diesem Gigposter Flohzir­ kus und alles irgendwie ein Highlight, aber die Reise in diesem Jahr nach Barcelona steht auf jeden Fall ganz oben, mmh warmer Moritz, da komm ich ins Schwelgen. Torsten: Aber echt, die alten Herren. Ein Nachwuchsproblem sehe ich aber glücklicherweise nicht, es kommen immer wieder junge Gestal­ ter nach, die tolle Sachen machen (nicht zuletzt um den Nachwuchs anzufixen, machen wir ja so etwas wie Das Räkel ), aber das Herrenproblem, das leidige… Gigposter sind leider weiterhin vornehmlich ein Boysclub. Wie zum Beweis haben wir mit Antje bisher auch nur eine Posterkrautin dabei, die zwar den Typen seit Jahren zeigt, wo Bartel den Räkel hängen hat, aber ansonsten allein auf weiter Flur ist. Ist das ein deutsches Problem? Holland hat mit Mara 1, Mirjam und Kunny 2 immerhin drei ziemliche Stars

können, hat auch große Qualität. Antje: Ich bin ja fast so ein Küken wie Alex und bin zum Flatstock Ham­ burg 2011 das erste Mal dazu gesto­ ßen, als das erste Räkel gedruckt war. Gigposter hab ich zwar schon vier Jahre länger gemacht, aber ich hab mich nicht in die Höhle der Löwen getraut, am Ende hat Lars mich überzeugt. Trotz löwenartiger Kater und bis heute nicht ausgeglichenem Schlafdefizit bereue ich nichts und freue mich, wie Ihr mich damals mit aufgenommen habt. Ansonsten kann ich mich allen anschließen. Jedes Wiedersehen, ob Hamburg, Dresden, Barcelona, Ostsee (und ich bin ge­ spannt auf Leipzig) ist ein Highlight. Lars: Oh ja, Leipzig… das wird ne heiße Nummer. Viele Grafik- und Druckaffine Leute. Hier auch gleich noch einen Dank an die Jungs von Rainbow eingeschoben, die unserem ersten Colored Gigs Exile ein adäqua­ tes Asyl bieten werden. Hannes: Ganz genau Lars! Die Voraussetzungen sind top! Wir freuen uns riesig auf euch alle und ich bin mir sicher, dass dieser Abend das Zeug zur Legende hat.

↓ Götzilla (Antighost) Michael Hacker Alex Hanke (Zum Heimathafen) Hannes Hirche (Rainbow) Bernie Hofmann (Señor Burns) Ron Hunger (Comet Substance) Torsten Jahnke (Mitchum D. A.) Lars P. Krause (Douze) Mario Turiaux (Fancy Art Club) Antje Schröder (Grace Helly) Carlo Vivary

Was hat sich seit der ersten Aus­ gabe des Räkel Magazins (also seit 2011) für Dich als GigposterArtist geändert? Was waren die Highlights? Torsten: Was Gigposter be­ trifft, so ziemlich alles: Hab endlich angefangen, selbst zu drucken, und dadurch meinen Output verzehnfacht (was nicht besonders schwierig war). Bin sehr froh, dass wir in Hamburg eine sehr unterstützende Crew am Start haben. Hab mit Fritte »Spiegel­ saal« gegründet. Hab längerfristige »Geschäftsbeziehungen« zu einigen Bands aufbauen können. Hätte mir vor 3 Jahren weder träumen lassen, je mal ein Gigposter für die Sonics zu machen, geschweige denn für die Swans. Bin seit diesem Jahr für die Organisation des Flatstocks in Ham­ burg zuständig. Mit anderen Worten: Gigposters, I like! Michael: Erst mal 1000… ach was, 666 Dank an Torsten für die Organi­ sation des diesjährigen Flatstocks! Eines meiner persönlichen Highlights bezüglich Gigposter war sicherlich die Teilnahme an (mittlerweile drei) Flatstock Conventions in den USA. 2013 ging’s erstmals zum SXSW nach Austin und dann im Sommer zum Pitchfork Music Festival nach Chicago. Dort entstand gemeinsam mit Shawn Knight ein sehr spontanes Gigposter für ein The Melvins Konzert am darauffolgenden Wochenende in Detroit. Meinen Teil der Illustration

habe ich übrigens an meinem Poster­ stand gezeichnet. Und ein weiterer, sehr unterhaltsamer Höhepunkt war die temporäre Posterkrauts-WG beim diesjährigen Flatstock in Barcelona. Unmenschliche Arbeitszeiten bis fünf Uhr Früh wurden mit gemeinsamen Sonnenaufgängen und lauwarmem »Moritz« am Balkon entschädigt. Götzilla: Bei mir ist die Situati­ on ähnlich wie bei Torsten. Ich habe schon seit mehreren Jahren spora­ disch in einer Werkstatt, in die ich mich einmieten konnte, gedruckt. Ende letzten Jahres habe ich mir dann einen langen Traum erfüllt und mit


Bernie: Und München setzen wir ja vielleicht auch nochmal mit auf die Karte… womöglich schon 2015? Torsten: Oida! Bernie: Es gab ja 2010 und 2012 mit den Squeegee-Shows (zum gleichnamigen Buchkatalog) im Feier­ werk Farbenladen schon zwei ernstzu­ nehmende Anläufe in München und beide wurden auch gut angenommen. Das Publikum ist im Süden einfach etwas schwerfälliger. Lars: Ich denke auch, in München ist die letzte Messe noch nicht gesun­ gen. Da sollten wir vielleicht über eine Umstrukturierung nachdenken… statt der winzigen Rock’n’Roll Schuppen der ersten Stunde (Art of Modern Rock Show) sollte man vielleicht die großen Deals mit dem Hofbräuhaus anpeilen… Carlo: Hey Krauts! Ich würde mich ja auch eher zu den Küken zählen. Nicht nur, dass ich erst vor zwei Jah­ ren meinen ersten Druck abgeliefert habe, der ein oder andere hier, könnte wahrscheinlich mein Erzeuger sein!? Letztes Jahr zum ersten Mal bei den Colored Gigs als Aussteller und die­ ses Jahr zum ersten Mal Flatstock in Hamburg, danach Leipzig und wieder Dresden… That’s sounds like High­ light! Wohin geht die Reise im Posterkrauts-Einzugsgebiet? An die Flatstock-Teilnehmer unter euch: Habt Ihr den Eindruck, der Markt ist gesättigt? Stagnieren die Verkäufe? In Hamburg? In Barcelona? Was ist mit den kleineren Posterfestivals wie Colored Gigs? Torsten: Grundsätzlich scheint mir die Kurve noch nach oben zu gehen, wenn ich mir die Merch-Stän­ de der letzten Konzerte ansehe, auf denen ich war. Nach wie vor gilt: »You can’t put your arms around a mp3«, da übernimmt das Gigposter gerne mal die Aufgabe des Plattencovers. Michael: Die letzten Jahre konnte ich auf unterschiedlichen Posteraus­ stellungen und -festivals beobach­ ten, dass immer weniger Besucher nachfragen, was denn ein Gigposter überhaupt ist und wieso es mehr kostet als ein herkömmliches Ankün­ digungsplakat. Das lässt zumindest darauf schließen, dass sich Gigposter hierzulande zunehmend als eigene Kunstform etablieren, jedoch gibt es im Gegensatz zu den USA in unse­ ren Breitengraden noch viel weniger Sammler. Götzilla: Das kann ich schwer beantworten, zum einen, weil ich in den letzten Jahren hauptsächlich mit relativ eng befreundeten Bands zusammengearbeitet habe und zum anderen, da ich aufgrund meines relativ geringen Siebdruck-Outputs nicht an Ausstellungen teilgenommen habe, zumindest nicht persönlich. Meine Poster waren dank der Posterkrauts-Connection allerdings trotz­ dem auf einigen zu sehen, auch auf dem Flatstock – Danke hierfür! Lars: Man trifft nicht nur in Deutschland immer noch Leute, die

noch nie was von Gigpostern gehört – geschweige denn gesehen haben… also eigentlich ist noch reichlich Luft nach oben. Allerdings stelle ich wirk­ lich fest, dass szeneferne Lutscher plötzlich auch den Gigpostermarkt für sich abstecken wollen. Macht auch wenig Spaß, mit denen zu verhandeln. Wenn sich diese Spirale nicht aufhal­ ten lässt, und meine Beobachtungen aus anderen Bereichen lassen leider darauf schließen, wird das Gigposter, so wie wir es kennen, verschwinden. Die Bands haben oft nicht mehr viel mitzusprechen! Die posteraffi­ ne Crowd in den Flatstock-Städten Amerikas hat einfach alle Wände voll! Und unter dem Bett ist auch kein Platz mehr. Da kannst du denen die schicksten Drucke von den heißes­ ten Bands der Tage unter die Nase reiben, da zuckt sich nicht mehr viel… Aber es gibt so viele Spots, wo Gigposter mehr als willkommen sind, beispielsweise haben Norweger langsam lange genug auf ihre Wik­ ingerposter geguckt und freuen sich über unsere Interpretationen in Farbe wie mein Sohn über Traktoren im Blickfeld. Wir sollten nicht aufhören, attraktive Orte / Festivals für unsere Postershows zu suchen. Alex: Ich schließe mich Dir an Torsten, da doch in gewisser Weise Vieles im musikalischen Kosmos digitaler wird, erlangt das Poster als Devotionalie einen immer größe­ ren Stellenwert. Zumindest hier in Deutschland, da es diese langjährige Posterkultur aus dem nordamerikani­ schen Raum nicht gibt. Aber auch hier müssen wir mit noch viel Pionierarbeit rechnen, ich erinnere mich gerade an die Ausstellung, die Señor Burns letztes Jahr in München organisiert hatte und wir wirklich jedem Gast erklären mussten, was wir da machen. Manche Leute hatten scheinbar Angst näherzukommen, dabei hatten wir noch nicht mal Plakate von Michael dabei. Wie es jetzt in den USA aus­ sieht, weiß ich nicht, aber ich hörte, es stagniert wohl etwas, zumindest was das Kaufverhalten angeht. Michael: Von welchem Michael hattet ihr keine Poster dabei? Jackson? George? Gira? Bernie: Ich bin bei Torsten und Michael: die Akzeptanz ist größer geworden, ebenso das Verständnis und die Wertschätzung. Sowohl von den Bands und Veranstaltern als auch vom Publikum. Hab ich vor fünf Jahren noch mit Müh und Not fünf Poster für maximal 10 € auf ’ner Red-Sparowes-Show verkaufen können, sind es heute gerne 10–25 Poster an einem Abend für 12 oder 15 €. Uns in die Hände spielt das Durchschnittsal­ ter des Konzertgängers: ab Mitte Dreißig braucht man immer weniger Bandshirts und hängt sich lieber ein hübsches Kunstwerk in die Bude oder ins Büro. Ich denk mal, bei uns geht da schon noch was. Allerdings hab ich für mich festgestellt, dass ich mich lieber auf den »heimischen Markt« konzentriere, also gerade auch mit lokalen /nationalen Musikern arbeite.

Mein Ausflug zum Flatstock in Chi­ cago letztes Jahr hat mir zum einen gezeigt, dass die amerikanischen Künstler selbst so präsent sind, dass es schwerer ist, dort Fuß zu fassen. Zum anderen ist das Gigposter-Ding dort doch schon ein paar Jahre länger am Rollen und so ne leichte Sättigung hatte ich schon den Eindruck wahrzu­ nehmen. Antje: Ich bin da auch optimis­ tisch. Seit 15 Jahren arbeite ich ja direkt mit Plattenfirmen, Booking Agenturen, Veranstaltern und deut­ schen Bands zusammen - soll heißen, ich mache da den eher »normalen« Grafikjob und sehe auf die letzten Jahre zurückblickend eine große Entwicklung – gerade auch innerhalb dieses Orbits. Durch das Flatstock in Hamburg kamen ja solche Sachen wie das Rolling Stone Weekender erst zustande und ich mache (ich würde auch vermuten dadurch) auch für viele andere Festivals Siebdrucke, wie das Orange Blossom oder Haldern Pop, die genau das richtige Publikum dafür haben. Anfangs habe ich auch eher für befreundete deutsche Bands Pos­ ter gemacht und auch das hat seine Kreise gezogen und die Leute haben

You can’t put your arms around a mp3 immer mehr verstanden, worum es geht. Auch die Plattenfirmen wollen bei passenden Themen gerne mal Siebdrucke haben, wenn sie etwas ganz besonderes zu einem neuen Album machen wollen. Bernie: Da ist Dein Einblick auch für uns nochmal ganz spannend, Ant­ je. Wie das eben intern von größeren Firmen oder Veranstaltern wahrge­ nommen und vielleicht sogar unter­ stützt wird. Antje: In großen Firmen sitzen ja glücklicherweise auch ein paar Men­ schen, die Ahnung von Musik haben und das Wesentliche dabei, sowie die Liebe dazu nicht vergessen :-) Lars: Nur, dass sich da Leute einfach dazwischenklinken. Bernie: Du sprichst beispielswei­ se von Grafikern, die maskiert den Markt mit unauthorisierten Bandpla­ katen überschwemmen? Torsten: Haha, nein, tut er nicht. Er hat eher Probleme mit »szene­ fremden Lutschern«. Erklär das doch nochmal genauer! Lars: In der noch gar nicht sooo langen Zeit, seitdem ich Gigposter künstlerisch gestalte, haben sich da einige Zuständigkeiten verschoben:

Früher hat ein Konzertveranstalter in Berlin oder Dresden oder sonstwo einen Gig gebucht, das Interesse an einem Gigposter mit der Band geklärt und dann einfach bei mir angefragt, ob ich ein Poster zu dem Gig machen will. Dann konnte ich mich künstlerisch austoben, die Band bekam einen Teil der Auflage und es gab nie Knatsch. Seit einiger Zeit ist daraus eine Kette von Zuständig­ keiten geworden und solange da irgendeiner der Meinung ist, dass das nicht legitim ist, kann sich das richtig aufbauschen. Dabei war es nicht sel­ ten so, dass die jeweilige Band immer superzufrieden mit meinen Plakaten war. Wenn aber plötzlich irgendwelche »szenefremden Lutscher« Rechte auf den Merch und alles Drumherum beanspruchen, kann weder ich noch die Band da was einwenden. Antje: Für mich persönlich ist es zum Beispiel auch eine der großen Herausforderungen dabei, etwas zu gestalten, was dem Künstler gefällt – entsprechend wichtig ist mir dann auch die direkte Freigabe, sonst wür­ de ich das Poster auch nicht machen wollen. Ich habe aber auch schon so blöde Reaktionen von Seiten Band oder Management erlebt, dass mir die Lust auf das Poster echt vergangen ist. Bernie: Naja, aber das sind ja doch eher die Ausnahmen, oder? Hab ich auch erlebt und dann macht man einfach einen Strich drunter. Wir sind ja keine Vertreter, die verfilzte Fußmatten verhökern. Man hängt sich ja doch für jede Arbeit mit Herzblut rein und wenn das nicht gefällt, dann liegt das eher an deren mangelndem Verständnis. Antje: Ja, zum Glück sind das Ausnahmen. Und je länger man dabei ist und bleibt, desto schneller wird natürlich der Strich drunter gemacht. Michael: Ich habe auch schon die eine oder andere Absage für ein bereits druckfertiges Poster bekom­ men. Ärgerlich, aber für mich ist es essentiell, dass meine Gigposter von der Band bzw. deren Manage­ ment abgesegnet werden. Und nach wie vor sind viele KonsumentInnen erstaunt, wenn ich ihnen erkläre, dass meine Gigposter offiziell für die Band entstanden sind. In diesem Bereich herrscht meiner Meinung nach noch Aufklärungsbedarf. Unter anderem auch, um Posterkrauts-Plakate von fiktiven Bootleg- und Fanpostern 3 klar zu trennen.

1 www.facebook.com/mara.piccione 2 www.theimpossiblemachine.nl 3 Ist ein Gigposter weder von Band /  M anagement noch Venue beauftragt oder autorisiert worden, spricht man von Bootleg oder Fan-Art, je nach­ dem, was die Motivation dahinter ist.

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Bernie: Oder eben nicht nur abgesegnet, sondern dass im Idealfall eine Zusammenarbeit mit Wohlwollen einer Band oder sogar in deren Auf­ trag zustande kommt. Dass die Band tatsächlich hinter der Gigposter-Idee steht, das vertritt und da auch eine gegenseitige, künstlerische Wert­ schätzung stattfindet. Alex: Denn irgendwie sind wir ja doch diese Vertreter, da man ja schon immer wieder vorstellig wird bei der Band oder dem Management und höf­ lich anklopft, ob man denn nicht mal ein Poster gestalten dürfte. Wenn sich das etwas ändern würde und man es, wie du schon sagst, in deren Auftrag macht, dann hätten wir tatsächlich schon viel erreicht. Carlo: Ich finde es sehr spannend, das mal aus der Perspektive der an­ deren Krauts zu hören. Ich habe auch den Eindruck, dass es noch viel Auf­ klärungsbedarf gibt. Gigposter sind

Metier von Zuhause. Die waren nur bisher eher skeptisch, ob es bei uns auch angenommen wird, was aber definitiv zunehmend besser wird. Au­ ßerdem gibt es schon auch ein paar Veranstalter, die Gigposter schätzen und extra Plakate bei dem ein oder anderen von uns in Auftrag geben, wie das Feierwerk und der Milla-Club in München oder der Alte Schlachthof in Lingen. Mario: Da kann ich nicht mitre­ den. Die meisten Poster mache ich ungefragt für Konzerte, die ich selber oder Freunde buchen. Die Bands fan­ den das dann in vielen Fällen schön, Manager haben mich aber noch nicht beauftragt. Antje: Das sehe ich genauso wie Bernie. Manchmal bin ich ganz erstaunt, wie unkompliziert es mit Überseekontakten funktioniert, obwohl man denkt, das wird jetzt schwierig. Kann natürlich auch anders

Für die einheimischen Veranstalter / Agenturen /  Manager ist das ganze Gigposter-Ding immer noch nicht ganz nachvollziehbar hierzulande immer noch eine ziemlich kleine Sparte. Aber allein, dass immer neue Posterkünstler dazukommen, zeigt das Potenzial! Habt Ihr den Eindruck, auf Seiten der Bands bzw. deren Managements ist das Bewusstsein für die Möglichkeiten von Gigpostern gestiegen? Torsten: Definitiv. Ein Beispiel aus der letzten Zeit: Ich hatte für die Frühjahrstour von WhoMadeWho eine Kleinstauflage produziert, als Testballon, ob deren Fans Interesse an Gigpostern hätten. Sie hatten. Für die Herbsttour kommen wir jetzt mit einem neuen Poster und 200er Auflage raus. Götzilla: Grundsätzlich denke ich schon, wobei ich auch merke, dass in meinem Umfeld bestimm­ te Bands bzw. deren Fans eher für Siebdruck-Plakate prädestiniert sind als Andere. Damit meine ich, dass es Bands gibt, deren Merchstand schon bald einer Modeboutique ähnelt, die verkaufen einfach viele Shirts und so. Das Punker-Publikum da überlegt sich das schon gut, ob sie 15 oder 20 € für ein Poster ausgeben. Bernie: Ich denke auch, ja. Für die einheimischen Veranstalter / Agen­ turen / Manager ist das ganze Gig­ poster-Ding immer noch nicht ganz nachvollziehbar, aber gerade Bands oder eben deren Fürsprecher aus Übersee kennen die Szene und das

sein. Jede Erfahrung ist dabei. Aber das Bewusstsein der Bands hier ist deutlich ausgeprägter. Alles, was ich in Planung und gerade gemacht habe, ist bis auf ganz ganz wenig Ausnahmen für deutsche Bands oder Festivals und ich musste niemandem was erklären. Das ist ja schon mal ganz gut, oder? Hannes: Wenn die Bands Erfah­ rung haben mit Posterverkäufen auf Konzerten dann sind sie ja ohnehin aufgeklärt, dann entscheidet auch einfach deine Gestaltung über den Erfolg des Verkaufs. Für Bands die nicht aus der Metal-, Grunge-, Noise-, Punk- oder Indieszene kommen, ist das nach wie vor schwierig nachzu­ vollziehen, warum ein Poster jetzt so viel Geld kosten soll. Allerdings hängt das ja nun auch stark vom Bekanntheitsgrad der Band ab. Denn die kostet dann ein Designer und so’n hässlicher Offsetprint in den meisten Fällen sogar noch mehr als wir mit unseren bescheidenen Gehältern. Bernie: Klar, ein gewisser Be­ kanntheitsgrad der Band bzw. mehr als 100 Zuschauer auf ’ner Show plus ansprechende Plakatgestaltung sind schon mal Grundvoraussetzung. Und was die Musikstile angeht, hab ich schon festgestellt, dass man zum Bei­ spiel im Bereich Hip-Hop ganz schwer ’nen Fuß auf den Boden bekommt, da ticken die Fans einfach anders, das ist scheinbar (bisher) nicht so deren Style.

Götzilla: Das mit Hip-Hop ist inte­ ressant, Bernie, mein Deichkind Pos­ ter von vor gefühlt 100 Jahren war auf dem Konzert in Heidelberg innerhalb von 15 Minuten ausverkauft, das war aber auch meine Sternstunde irgend­ wie, ich stand neben dem Merchstand und habe mich unterhalten und die Fans haben die Teile gekauft, das ging Zack Zack Zack. Ron: Ich denke nicht, dass es genreabhängig ist. Das klassische Rockposter wurde auch durch eine breitflächige Stilpalette ergänzt. Eine neue Generation ist da. Ähnlich wie sich die Musikgenres auch miteinan­ der verschmelzen. Bernie: So gesehen wohl doch eher ne Alters- als eine Genrefra­ ge: das jüngere Publikum von 15 bis Anfang 20 dreht den Euro einmal öfter um und kauft dann doch lieber noch ein Getränk oder ein Shirt. Es sind dann lustigerweise auch tatsächlich viele Eltern, die bei mir auf der Matte standen, um für ihren Nachwuchs noch ein Cro- oder Frittenbude-Plakat zu kaufen und nicht die Kids selbst... Ron: Hatte letztens ein Anfrage von einer bekannten Band, für das Hallenstadion in Zürich ein Poster zu machen. Also mal was Größeres. Das Management aus den USA hat da glaub ich für jedes Konzert der Europa Tour einen Plakatkünstler an­ gefragt. Da dachte ich ah, jetzt aber! Leider wollten die aber einen ganz ganz miesen Deal abziehen. Erstens wollten sie es in den USA drucken lassen, dann verkaufen sie es selber an dem Merchstand und kassierten den ganzen Betrag ein. Für mich würde es dann ein guten Batzen von umgerechnet 100 € geben und ein paar Prints für mich. Ist ja eine Ehre für eine größere Band ein Poster zu machen. Thanks but no thanks! Ich denke, die wissen, dass sich Rockpos­ ter nun auch in Europa an Konzerten gut verkaufen lassen. Bin da nun eher misstrauisch zu dem Markt. Torsten: Das Abrechnungsmodel kannte ich noch gar nicht. Entzückend. Ansonsten läuft es ja entweder so, dass man komplett in Vorleistung tritt, also selbst druckt, alles bezahlt (Papier, Farbe) und die Band bekommt dann einen Teil der Auflage. Am Kon­ zertabend behält man die Einnahmen des Posterverkaufs (oder auch nicht), und ansonsten muss man zusehen, dass man durch Abverkäufe im eige­ nen Webshop oder auf Posterfestivals das Geld wieder reinbekommt. Oder man macht einen Stückpreis mit der Band ab und die kaufen einem einen Teil der Auflage im Vorfeld ab. Hierbei behält man dann einen kleineren Teil der Auflage zum Selbstverkauf. Was Ronny und Lars da erzählen, klingt allerdings echt elendig. Da ist man schon in einem Bereich mit viel Vorleistung und Idealismus unter­ wegs, also keine Währung, mit der größere Agenturen handeln, und dann geht doch wieder alles Geldunter?

Muß noch mehr Aufmerksamkeit für Gigposter generiert werden? Pressearbeit? Verbandsarbeit? Mehr Ausstellungen / Shows? Torsten: Mehr Aufmerksamkeit ist immer gut. Diesbezüglich stehen wir mit dem Räkel #2, posterkrauts.de, und dem Flatstock und Colored Gigs ganz gut da. Nicht genug Shows? Dann selbst welche auf die Beine stellen! Michael: Ich schließe mich Torsten an, Ausstellungen tragen natürlich wesentlich zur Bekanntheit bei. In Österreich wurde vor kurzem das sogenannte Poster Hulla Baloo 4 mit Shows in Wien und Linz ins Leben gerufen. Auch Websites und Blogs wie z.B. gigposters.com, insidetherockposterframe.blogspot. com oder omgposters.com helfen dabei, Gigposter mehr ins Rampen­ licht zur rücken. Lars: Mensch und ich hab im Mo­ ment tatsachlich den Eindruck, dass außer diesen ganzen Social Networks nicht mehr viel passiert. So geniale Seiten wie gigposters.com kacken zu Resterampen ab, bei denen man sich vorkommt wie der letzte Reisende in einer Wartehalle zwei Uhr nachts…in der Provinz. Ein paar Blogger halten dem noch Stand, danke an Gary von insidetherockposterframe.com und einige Andere, aber leben können die alle nicht mehr nur von dem, was sie da tun. Ausstellungen und Shows – da seh ich die Zukunft. Und wir Krauts sind da ja aufm guten Weg, oder?! Mario: Sowas kann man, denke ich, nicht erzwingen. Es gibt ja schon in den letzten Jahren immer mehr Interessenten – und die wissen dann auch, wie viel Arbeit bzw. Leidenschaft dahintersteckt. Wird das Gigposter in ungesundem Tempo zu einem Phäno­ men wie in den Staaten aufgeblasen, habe ich Sorge, dass das Ganze einen kurzen Trend erlebt und genauso schnell wieder in der Versenkung verschwindet. Wird aber »einfach« ein hohes Qualitätsniveau gehalten, führt das sicherlich zu nachhaltigerer Aufmerksamkeit. Bernie: Ich denke, das ist der Punkt, warum dann auch schneller die Übersättigung erreicht ist. Mach etwas zum Massenphänomen, mit etwas Glück schrammst Du kurz am Mainstream und in drei Jahren ist jeder sick damit. Torsten: Ich glaube ja, die Gefahr, dass Gigposter als Massenphäno­ men verbrennen werden, ist gering. Wie Mario schon sagt, zuviel Arbeit, Wissen, Selbstausbeutung, ungesun­ de Arbeitszeiten (zumindest, wenn man das Ganze neben bzw. nach seinem Broterwerbsjob betreibt) und fragwürdige Diätvorstellungen sind im Spiel, als dass sich das für profitori­ entierte Einrichtungen lohnen würde. Posterserien zu kompletten Tourneen gibt es hier ja auch noch eher selten. Und selbst wenn es hier zwei, drei Stufen weiter hoch gehen sollte, zeigt der Blick in die Staaten, dass die »Stars« der Szene ja im wesentlichen Bekloppte sind wie wir, die trotzdem


keine Hunderte von Dollars für einen Print nehmen können. Wenn dann Leute wie Decoder Ring Design Con­ cern 250 $ für einen 18(!) Farbendruck von Tara McPherson 5 nehmen, tippe ich mal, dass die froh sein können, wenn sie schlussendlich damit auf einen Burger-Brat-Stundenlohn ge­ kommen sind. Ron: Apropos, Shows selber auf die Beine stellen. In Zürich gibt es die Konzertposter Kultur eigentlich nicht. Die meisten Clubs haben hausin­ terne Grafiker, die alle Poster selber gestalten. Ich habe das letzte Jahr selbst Konzerte auf die Beine gestellt. Wir hatten ein großen leeren Keller oder besser gesagt einen großen Garagenraum unterhalb unserer Siebdruckwerkstatt. Da hab’ ich das letzte Jahr um die zwei Dutzend Kon­ zerte unter dem Namen Elmo Delmo 6 veranstaltet und gleich die Plakate dafür gestaltet. Nun ist eine ordentli­ che Serie entstanden. Der Ort wurde natürlich durch das gute Lineup, aber sicher größtenteils durch die wieder­ erkennbaren Plakate bekannt. Diese Bildsprache, die selbst gedruckten limitierten Editionen, die auch käuflich an den Konzerten zu haben waren, gab es seit den 80er in Zürich nicht mehr. Die Poster waren anders, sie stachen heraus, unter all den anderen Plakaten, die vermutlich innerhalb von fünf Minuten entworfen wurden, auf denen lediglich Bandfotos und Titel in der immer gleichen Schrift drauf sind. Die Aufmerksamkeit kann durch gute Arbeiten schnell gewonnen werden, jedoch ist der Konzertmarkt sozusa­ gen im Arsch, da leider kein Geld für die Arbeit von Plakaten vorhanden ist. Dies habe ich durch das Organisieren von Konzerten so erlebt. Torsten: Ach deswegen hatten die so gute Poster! Respekt, das stellt »Shows selber organisieren« gleich auf eine ganz andere Ebene. Ver­ bandsarbeit einzufordern ist schon eine recht deutsche Sicht der Dinge. Bernie: Genau. Den Gedanken gab es ja ansatzweise im Zusammen­ hang mit der Geburt der Posterkrauts auch schon, das Ganze als Verein und

so weiter. Würde aber letztlich nichts Inhaltliches ändern, denke ich. Die ganze Gaudi lebt vom aktiven Machen und dazu gehört eben selber Poster gestalten und drucken, die Leute vor Ort zu begeistern, im Idealfall auch mal einen Club, eine Galerie für eine Ausstellung gewinnen und die Kol­ legen von außerhalb einladen. Dafür braucht es keinen bürokratischen Überbau, sonst sind wir am Ende die »Deutsche Gigposter Akademie« und lassen uns von Theoretikern erklären, wie wir was machen sollten.7 Antje: Ich denke, auch für Presse / Online kann man das nicht genug kommunizieren und Aufmerksamkeit bekommen, das Schöne ist ja auch, dass es immer gleich was zu gucken gibt. Ausstellungen sind natürlich auch wichtig, aber da macht es dann auch nur Sinn, wenn man entspre­ chendes Publikum hat. Wer nur davon gehört hat, dass CDs mal groß und

selbst wenn sie noch nicht wissen, was ein Gigposter ist, lernen sie es dann dankbar.) Alex: Vielleicht sollten wir mal ein Poster machen, welches den Leuten den ganzen Prozess verdeutlicht und da rede ich nicht nur vom Drucken al­ leine. Da kann man dann draufzeigen und zuschauen, wie den Leuten die Kinnladen entgleiten, wie aufwendig das eigentlich ist. Bernie: Jeder von uns dürfte auch schon mal in irgendeiner Form einen Arbeitsprozess mit Fotos oder Video dokumentiert und auf die eigene Seite gestellt haben, ein paar haben wir ja sogar auf posterkrauts.de eingestellt. Das ist, wie ich aufgrund der Reak­ tionen feststellen kann und konnte schon auch so ein Augenöffner für Außenstehende, nach dem Motto: Oh, wow, mir war nicht bewusst, wie aufwendig das ist und wie viel Arbeit hinter so einem Poster steckt. Das

Vielleicht sollten wir mal ein Poster machen, welches den Leuten den ganzen Prozess verdeutlicht […]. Da kann man dann drauf­zeigen und zuschauen wie den Leuten die Kinn­laden entgleiten […]. schwarz waren, wird auch niemals mehr als 5 € für ein Poster ausgeben. Aber ich glaube auch, dass es genug junge Musikliebhaber gibt, die – wie Alex schon sagte – im digitalen Mu­ sikkosmos Dinge wie Vinyl und Gig­ poster absolut zu schätzen wissen. Aber die sind dann natürlich auch auf den entsprechenden Veranstaltungen, wo eine Ausstellung Sinn macht. (Und

trägt definitiv zu Verständnis und Wertschätzung bei und macht wiede­ rum neugierig auf die Originale. Wenn ich mal drei, vier Minuten zuschauen konnte, wie so ein Poster entsteht, dann möchte ich das auch im Original irgendwo sehen oder vielleicht selbst in meiner Sammlung haben. Carlo: Ich sehe das ähnlich wie Lars. Und um seine Frage zu beant­

worten. Ja, wir Krauts sind da ja aufm guten Weg! Wie sieht es in Deinem Siebdruckstudio aus? Oder druckst Du gar fremd / lässt drucken / nutzt den heimischen Küchentisch? Bist Du eher der Alleinherrscher über Dein Siebdruckreich oder der Kollektivmensch? Torsten: Alex, Antje und ich sind Teile der Frappant Siebdruckgruppe, die in einer alten Kaserne in Ham­ burg-Altona sitzt. Top Equipment, Top Leute. Allein die Auswascheinheit ist größer als das Kinderzimmer mei­ nes Sohns. Durch und mit Alex Hilfe drucken wir da seit knapp anderthalb Jahren. Im Kollektiv drucken ist der Weg! Erstmal hilft es ungemein, wenn einen um 3:30 Uhr morgens beim vierten Sieb echte Zweifel beschlei­ chen, warum man sich den Scheiß eigentlich nochmal genau antut, wenn da jemand ist, der sagt, »Nicht ganz schlecht...noch ’n Bier dazu?«. Und zweitens ist der Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch natürlich unge­ schlagen gut. Nicht jeder muss seine eigenen Fehler machen, und ich muss nicht erst Andy MacDougalls Sieb­ druckbibel 8 wälzen, um rauszufinden, warum sich das Schwarz gerade so extrem mopsig im Sieb macht. Alex: Obwohl ich eine Druck­ session um 3:00 Uhr Nachts nicht unbedingt brauche, aber mich immer wieder von Torsten mit Bier und Pizza ködern lasse, ist und bleibt das Kollektiv das Maß der Dinge. Das ist auch das Wunderbare an diesem Gigposter Kosmos, alle machen irgendwie das gleiche und versuchen damit ihre Kröten zu verdienen, der eine mehr, der andere weniger und trotzdem pinkelt man sich nicht ans Bein. Ob es bei den Shows ist oder in der Werkstatt. Zur Werkstatt muss ich allerdings anmerken, dass ich meine Poster tatsächlich lieber alleine drucke, auch wenn ich große Freude daran habe, Freunden beim Drucken zu helfen. Aber irgendwie ist da auch dieser Zen-Moment wenn man die Poster alleine druckt, dieses medi­ tative Rakelgeziehe und -geschiebe, Poster in den Hordenwagen, Poster raus aus dem Hordenwagen. Und die ganze Zeit läuft die Musik der Band, für die das Poster gedruckt wird, ganz wichtig.

4 on.fb.me/1oX3bCs 5 www.thedecoderring.com/product/art-print-7 6 www.elmodelmo.com 7 Anmerkung der Lektorin /  R edakteurin, ihres Zei­ chens Kunsthistorikerin und ergo »Theoretikerin«: Vielleicht würde ein bisschen akademische Luft gar nicht schaden... Denn umgekehrt betrachtet: wenn das (Posterkrauts) Gigposter irgendwann mal Kunstkanon werden möchte, Eure Gigposter nicht nur in Undergroundpublikationen, sondern auch in einer Dissertation auftauchen könnten – und wenn Ihr alle mal ehrlich seid und träumt, wäre das doch schon toll, oder? – braucht’s eben auch ein bisschen Wissenschaft bei all dem Spaß. 8 bit.ly/1m8P0Pg

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Mario: Für sowas habe ich meinen Bruder, der viele externe Auftrags­ arbeiten, Plattencover, Shirts etc., druckt und ganz klar der Techniker ist! Während ich Bier trinke, sucht, findet und merzt Timo Fehler aus, sorgt da­ für das niemand mopsig wird und gibt sich erst mit einem Druck zufrieden, der super ist. Torsten: Die Arbeitsteilung gefällt mir sehr gut! Michael: Ich drucke meine Poster nach wie vor in der Gemeinschafts­ werkstatt der Atzgerei. Meistens helfen mir Freunde beim Drucken oder leisten mir emotionalen Bei­ stand, wenn sich nach zehn Jahren Druckerfahrung immer noch Fehler einschleichen, von deren Existenz ich bisher noch nichts ahnte. Götzilla: Wie bereits erwähnt, habe ich zusammen mit einem Freund seit kurzem eine eigene Werkstatt, wir sind also das Mini-Kol­ lektiv Antighost. Und schon jetzt kann ich sagen: zu zweit ist besser als Alleine!! Torsten hat bereits einige Gründe dafür genannt, wobei wir für Erfahrungsaustausch noch stark auf das Internet angewiesen sind, da wir beide Siebdrucktechnisch weitest­ gehend unerfahren sind. Wir haben aber auch außerhalb der Poster-Sze­ ne ein paar hilfreiche Kontakte zu Old-School-Siebdruckern, die immer mal weiter helfen. Und natürlich die Posterkrauts!! Torsten: Was ist Mopsig machen? Ich glaube das passiert mir auch! Michael: Mir wurde noch nie ein Sieb gemopst. Ich sperr’ meine immer im Schrank ein. Torsten: Trotz des Einsatzes von gefühlten 2 Litern Verzögerer 9 wird die Farbe dann doch überraschend schnell dick im Sieb… Alex: Das meint Torsten mit mopsig. Lars: Antighost ist spitze! Da seh ich übelst 10 Potenzial! Ich bin eher der Siebdruckdiktator. Ab und zu lass ich mal Studenten ran, damit der künstlerisch begabte Nachwuchs auch mal saubere Luft außerhalb der miefigen Zeichensäle der Hochschulen schnuppern kann. Wenn ich meine Sachen nicht mehr selber drucken könnte, würde ich sofort aufhören Poster zu machen. Das ist der nötige Ausgleich zu dem ganzen verkopften Gemache mit den Stiften. Götzilla: Danke Lars! Ich auch, wenn wir das mit dem Belichten mal vernünftig hinbekommen, das gehört aber vielleicht eher in ein Hilfe-Forum. Carlo: Ich habe leider keine eigene Werkstatt und muss deshalb immer das nehmen, was gerade geht. Ich musste schon auf einer alten Holztür mit Sprühkleber anstatt Vakuum drucken. Und mich in die voll ausgestatteten Werkstätten der Kunsthochschule einmogeln. Mein nächstes Gigposter lasse ich kom­ plett fremddrucken. Fast jedes Poster ist bisher woanders gedruckt worden. Eine Alleinherrschaft find ich aber durchaus anstrebenswert.

Antje: Wie Torsten ja schon erwähnt hat, drucken wir neuerdings selbst – an der Stelle nochmal ein Riesendankeschön an Alex, der es mir mit viel Geduld gezeigt hat und oft noch daneben stand, um mir mopsige Angelegenheiten zu ersparen - gerne noch 87 cm entfernt am nächsten Tisch Torsten mit oranger Schürze – der aussah wie geteert, aber noch nicht gefedert. Torsten: Gefedert und nicht ge­ teert, §“$?°% Deckweiss! Antje: Ich weiß nicht, wie oft ich schon nachts um 1:30 Uhr geschimpft habe, wie sehr ich drucken hasse, aber am Ende war ich dann doch total glücklich und es ist natürlich noch viel schöner, das selbst Ausgedachte auch später per Hand auf Papier zu bringen und hat noch einen ganz an­ deren Wert, wenn die Leute es dann kaufen. Alex: Antje und Torsten haben da tatsächlich Siebenmeilenstiefel an, ich glaube ich hatte nicht so schnell brauchbare Ergebnisse. Aber dafür hab ich mich nicht so eingesaut. Bernie: Ich hab ja noch während meines Studiums (Malerei & Grafik, Kunstakademie München) peu a peu angefangen, mir meine eigene kleine Werkstatt einzurichten, so ab 2005 etwa. Ganz rudimentär mit Tischplatte auf Böcken zum Drucken, Regalfä­ cher zum Ablegen der Plattencover oder Plakate, eine Rakel. Nach und nach kamen dann ein etwas besserer Tisch, eine eigene Glasplatte und ein Gesichtsbräuner zum Siebe belichten dazu. Und das ist am Siebdruck ja auch das Geile: Du kannst mit völlig einfachen Mitteln zuhause am Kü­ chentisch anfangen. Und irgendwann, wenn’s weiter bockt und mehr Platz und mehr Arbeit vorhanden sind, hast Du zwei Hordenwägen, einen selbst­ gebauten Vakuumtisch, einen Halbau­ tomaten, komplette Belichtungsein­ heit und so weiter rumstehen. Torsten: Heißen die Teile echt Hordenwagen? Bernie: Oder Trockenhorde. Torsten: Ich glaub, Fritte und ich haben einen neuen Namen! Bernie: »Die Trockenhorde« - das nimmt euch doch keiner ab. Antje: Hahaha! Bernie: Aber allein deshalb macht Siebdruck doch soviel Spaß: wegen der tollen Namen! Wir drucken mit der (weiblich) Rakel (auf Englisch sogar Squeegee, wegen des Geräusches), legen das Druckgut in die Trockenhorde und wenn das Sieb mal reißt, müssen wir nur dafür sorgen, das die neue Gaze die richtige Mesh besitzt. Ach. Was steht an? Welche Projekte würdest Du gerne verwirklichen? Wollt ihr das in 10 Jahren immer noch machen? Michael: Vor kurzem hab ich die Arbeit an einem 48seitigen Comic na­ mens »Steroid Max« abgeschlossen, welches ich demnächst veröffentli­ chen möchte. In punkto Gigposter gibt es da einige Bands, für die ich in

den kommenden zehn Jahren hoffent­ lich ein Poster machen werde. Wie z. B. Anthrax, High On Fire oder Sleep. Um nur ein paar davon zu nennen. Götzilla: Wir drucken in den nächsten Tagen unseren ersten »richtigen« Auftrag, das Plattencover der neuen Loaded Single in 300er Auflage. Das ist insofern spannend, da man hier halt nicht einfach sagen kann: »war nix, egal!«. Weil da eben 300 Vinyl Platten dranhängen. Naja irgendwann muss man ja mal ins kalte Wasser springen, das klappt schon – Sind nur drei Farben, hahaha! In 10 Jahren? Klar, dann will ich das meinem Sohnemann beibringen. Mein Vater hatte in den 60ern eine Siebdruck­ werkstatt, es muss also mindestens über drei Generationen weiter gehen! Torsten: Sehr gut! Der Genera­ tionswechsel steht bei den Krauses bestimmt auch bald ins Haus. Meiner fragt auch schon, was ich denn da so lange machen würde. Ich würde gerne mal eine Serie für eine Band / einen Künstler machen, so wie z. B. Tuffy das für St. Vincent gemacht hat 11. Mario: Mir macht das ungeheuren Spaß, da es das ultimative Ergeb­ nis eines Illustrationsprozesses ist. Bildchen malen werde ich in 10 Jahren sicherlich noch, also auch siebdru­ cken. Ron: Plattencover gestalten und gleich drucken oh ja! Antje: Ich lasse mich überraschen. Im Moment bin ich extrem zufrieden und habe noch einige Poster bis Ende des Jahres, auf die ich mich sehr freue. Und dann mal sehen, was 2015 passiert. In erster Linie möchte ich möglichst viel selber drucken und hoffe, dass ich in 2 Jahren (nicht in 10!) für 4 Farben so lange brauche, wie heute für 2. Bernie: Mal sehen. Für dieses Jahr noch ein paar wenige Gigposter, ein paar Auftragsarbeiten, sowohl Gestaltung als auch Siebdruck allerdings keine Gigposter. Und dann möchte ich nach Flatstock Hamburg und Colored Gigs meinen neuen Halbautomaten einweihen: es warten LP-Cover in einer Auflage von 2.000 Stück und mit vier Farben darauf, ge­ druckt zu werden. Da bin ich echt froh, dass nach hochgerechneten 80.000 Handrakel-Bewegungen in 13 Jahren die leicht maschinelle Unterstützung Einzug halten wird. Damit ich auch in zehn Jahren noch das ein oder andere Gigposter in kleiner Auflage von Hand drucken kann… Carlo: Bei mir stehen dieses Jahr auch noch zwei, drei Poster und die eine oder andere Auftragsarbeit auf dem Plan… Der Herr Hacker hatte ja schon die Ehre an einer Mondo Ausstellung teilzunehmen. Ich selbst sehe mich noch weit davon entfernt. Aber in den nächsten 10 Jahren bin ich bestimmt auch soweit! Lars: Ich plane eine Tankstelle direkt auf der Reeperbahn, oder ich werde Bierbrauer. Das hätte ich ohne­ hin schon lange machen sollen, hätte ich viel Geld gespart. Raketentester oder Mönch… ich könnte mir so eini­

ges vorstellen. Aber wahrscheinlich mach ich in 10 Jahren Gigposter für die Heavy Metal Band meines Sohnes – deren Rechte ich mir schon jetzt gesichert habe. (Mönch...ich glaub, es hackt… Anmerkung der Editorin) Bernie: Sehr gewieft, Frau Krause. Nee, ich denke für uns alle gibt es kein Zurück. Es wird ja doch auch immer noch interessanter, durch die Kontakte und Erfahrungen, die man über die Zeit macht. Und das trägt dann über die Kontinuität als Folge auch die Früchtchen. Torsten: In der Tat: Man bringt zwei Dinge zusammen, die man eh liebt, Kunst und Musik, kommt dabei in der Weltgeschichte herum, refinanziert sich einigermaßen und lernt dabei auch noch ohne Ende gute Leute kennen. Wie super ist das denn wohl? Bernie: Am Ende des Tages können wir für oder mit Leuten zusammenarbeiten, deren Mucke wir zuhause hören oder sogar schon vor 20 Jahren bewundert haben. Unschlagbar! Alex: Ich denke, solange uns allen nicht die Hände abfallen, werden wir das wohl weitermachen. Denn ich nehme mal an, dass es auch in 10 Jahren noch Bands geben wird, die Konzerte spielen. Es müssen ja auch nicht immer Rockposter sein. Ich hab ja mal eine Reihe Poster für klassi­ sche Musik gemacht, das lief ganz gut und die ganzen betagten Damen und Herren haben auch etwas Kohle. Nur kann man die Gestaltung nicht mit den Künstlern absprechen, weil die alle schon tot sind. Aber auch Plakate für’s Theater wären mal wieder was. In den USA gibt’s ja seit einer Weile den Trend Fernsehshows und Kinofilme zu bepostern, das könnten wir hier auch mal rüberschwappen lassen. Ansonsten freue ich mich auch schon darauf, wenn Torstens Sohn und meine Tochter die Siebdruckwerk­ statt leiten werden, wir auf der Couch sitzen und weise Ratschläge in unser Bier murmeln. Torsten: Bevor der ­undankbare Nachwuchs unseren Bufdis zu ver­ stehen gibt, dass die alten Zauseln zum Lüften mal vor die Tür gebracht werden könnten!

9 Damit beim Drucken von feinen Linien etc. die Farbe nicht in den Sieböffnungen eintrocknet und diese verstopft, werden langsam verdunstende »Verzögerer« verwendet (Wikipedia). 10 N eologismus, eher in Ostdeutschland gebräuchlich, steht für »sehr«, »viel«, »extrem«. 11 bit.ly/XxbNZl


O-Töne

Dass der GigposterKünstler seine Arbeit wertschätzt, ist ja irgendwie selbstverständlich. Wie aber sieht es die »andere Seite«, was sagen Musiker, Kuratoren und Galeristen dazu?

Als wir mit Notwist und Potawatomi das erste Mal im Vera in Groningen und im Extrapol Nijmegen spiel­ ten, war ich vollkommen überrascht und begeistert, dass dort für jedes Konzert von verschiedenen Künst­ lern Plakate entworfen und gedruckt wurden. Bis dahin kannte ich nur die üblichen Offset-Tour-Plakate und die Hardcore-üblichen hochkopierten Flyer. Die Plakate waren bunt, stilis­ tisch vollkommen unberechenbar und auf schön dickem Papier ge­ druckt. Wir sind damals alle mit einer dicken Tasche voll Poster nach Hause gekommen, und haben angefangen, für die Konzerte, die wir in Peissen­ berg veranstaltet haben, auch selbst welche zu entwerfen. Später ist uns diese Kultur dann immer wieder begegnet, vor allem natürlich in Amerika, wo das meistens ganz selbstverständlich dazugehört, und gerade aus diesem Miteinander geniale Poster, T-Shirts und Cover entstanden sind, wie z. B. bei dem Fort-Thunder-Kollektiv in Providence, bei K Records usw. … Weswegen wir uns auch dann extremst gefreut haben, irgendwann Señor-Burns-Plakate mitten in München zu entdecken. Wir sind Fans. Ich finde Siebdruckplakate eine Bereicherung neben den üblichen T-Shirts und freue mich, wenn es auf Konzerten welche zu kaufen gibt. Markus Acher The Notwist

I love seeing other people’s vision of what bands do. A gigposter is a really interesting way to see how people perceive your music. We feel very fortunate to have been able to work with a lot of amazing artists. Chris Slorach METZ

Gigposters make a gig feel important even if only 20 people show up. Phil Manley Trans Am

Wir finden das Gigposter ist ein wich­ tiger Bestandteil für ein gutes Konzert. Das geht über den Werbefaktor eines normalen Plakats hinaus und hat vielmehr damit zu tun, einem Künstler Gelegenheit zu geben, ein Bild für einen einzigen besonderen Abend zu gestalten. Die Bands profitieren von gutem Artwork ebenso. Es funktioniert super für Social Media und es gibt auch viele Leute, die Poster sammeln und diese beim Konzert kaufen. Wir selbst haben dadurch viele gute Illust­ ratoren kennen- und schätzengelernt. Tiger Kadavar

The quality of art coming from the gigposter scene as a whole is better now that it has ever been. When we curate the tour series for bands such as the Melvins, Swans, Faith No More, Mudhoney, and others, it’s great to see the diversity among artists (and even regions). We like to reach out to artists that we haven’t worked with in the past to keep things fresh and new for both the bands and their fans. It’s great to see such talent worldwide!

Konzertposter haben mich schon immer interessiert, und ich habe die schon Anfang der 80er gesam­ melt. Es gab da einen Versand für so was und da habe ich schon alte Plakate geordert. Clash, Echo and the Bunnyman usw. Habe auch von Bekannten ein Riesenposter von den Dead Kennedys aus Italien direkt von ihm von der Wand gerisssen bekommen. Und für selbstorgani­ sierte Konzerte hat man auch selbst Plakate oder Flyer gemacht und die gesammelt. Oder auch die, die man geschickt bekommen hat, u. a. auch von Mark Dancey für Big Chief. Das erste Mal mit »richtigen« Gig­ postern in Berührung gekommen bin ich in der Schweiz, als ich mit den Jungs von Ed Hall unterwegs war. Da hing in einem Laden ein Original­ poster von Kozik und ich habe so­ lange genervt, bis ich es bekommen habe, das war so Anfang der 90er. Dann habe ich später für AmRep Europe gearbeitet und mein Job war es dort, auch Plakate von Coop und Frank Kozik exklusiv in Europa zu vertreiben. Da kamen dann noch andere dazu (auch Mark Dancey) und dann habe ich später einen Mailorder aufge­ macht für Poster … und dann Aus­ stellungen mit Originalen … und dann Flatstock blablabla… And I still fuckin’ love this shit… Ralf Krüger Feinkunst Krüger Gigpostergalerist und Flatstock-HamburgMitorganisator der ersten Stunde

Justin McNeal Kurator für Posterserien Secret Serpent

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sunset romantic, reminisce, xeroxed sense, tootsie rolls — good vibes ↓ Comet Substance Ronny Hunger Pfingstweidstrasse 31A, CH–8005 Zürich mail@cometsubstance.com www.cometsubstance.com

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1) White Fence, Tourposter, 2012, 50 × 70 cm, 1c Siebdruck, 66 s/n 2) T he Resonars  /   M aston, Zürich, 2013, 45 × 64 cm, 1c Siebdruck, 80 s/n 3) A riel Pink’s Haunted Graffiti, St. Gallen, 2012, 50× 70 cm, 5c Siebdruck, 80 s/n 4) J ulia Holter, St. Gallen, 2013, 50× 70 cm, 4c Siebdruck, 80 s/n 5) J essica Pratt, Zürich, 2014, 45 × 64 cm, 1c Siebdruck, 80 s/n

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Wir machen gute Poster für gute Konzerte. ↓ Douze Studio Lars P. Krause Louisenstrasse 62 01099 Dresden douze@gmx.de www.douze.de

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1) DŸSE Europe Tourposter, 2014, 42 × 63 cm, 3c Siebdruck, 80 s/n + APs 2) T he Black Keys, Blaue Version, Berlin, 2014, 43× 63 cm, 2c Siebdruck, 60 s/n 3) Nick Waterhouse, 2014, 42× 63 cm, 2c Siebdruck, 80 s/n + APs 4) N ick Cave and the Bad Seeds, Rote Version, Greenville, 2013, 33 × 63 cm, 3c Siebdruck, 80 s/n + APs 5) T he Brian Jonestown Massacre, Rote Version, Berlin, 2014, 42 × 63 cm, 3c Siebdruck, 50 s/n

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You can’t spell chicken without chic. ↓ Stefan Fähler faehlerstefan@gmail.com stefanfaehler.com stefanfaehler.bigcartel.com

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1) D eath Grips, Berlin, 2012, 59,4 × 81,4 cm, 4c Offsetdruck 2) Wolf Eyes  /   S and Circles  /   M iles, Berlin, 2013, 42× 59,4 cm, 4c Offsetdruck 3) Wooden Shjips  /   M ichael Chapman, Berlin, 2012, 42× 59,4 cm, 4c Offsetdruck 4) M ykki Blanco, Tourposter, 2013, 59,4 × 81,4 cm, 4c Offsetdruck 5) M ogwai, Köln, 2014, 59,4 × 81,4 cm, 4c Offsetdruck

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Geräusche für die Augen ↓ Skrash Fritte Düsseldorf fritte@skrash.com www.skrash.com www.spiegelsaal.net

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1) F latstock Europe 11 (44), Barcelona, 2014, 43 × 61 cm, 2c Linolschnitt, 25 s/n 2) S wans, Rote Version, Newcastle, 2014, 5 0 × 70 cm, 3c Siebdruck, 95 s/n. Zusammenarbeit mit Mitchum D. A. → Spiegelsaal 3) Kylesa, Greenville Festival, 2012, 50× 70 cm, 3c Siebdruck 4) F latstock Europe 7 (34), 2012, 50 × 70 cm, 3c Siebdruck, 50 s/n Zusammenarbeit mit Mitchum D. A. → Spiegelsaal 5) T he Sonics, Ulm, 2014, 50× 70 cm, 3c Siebdruck, 70 s/n Zusammenarbeit mit Mitchum D. A. → Spiegelsaal

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»I am selling these fine leather­ jackets.« ↓ Fuzzzgun Marian Bodenstein Wisbyer Straße 73 10439 Berlin zentralheizungdestodes@gmail.com fuzzzgun.blogspot.de

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Ty Segall, Tourposter 2014, 5 0 × 70 cm, 3c Siebdruck, 60 s/n Quilt  /  T he Burning Hell  /    D aniel Bachmann , Leipzig, 2014, 50× 70 cm, 4c Digitaldruck, 500 Kadavar, Erfurt, 2014, 50× 70 cm, 3c Siebdruck, 30 s/n I ce Age  /  P iss, Berlin, 2014, 42 × 59,4 cm, 2c Siebdruck, 80 s/n T he Staches, Berlin /Halle, 2014, 50× 70 cm, 2c Xerox, 100

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Ich mache visuellen Punkrock der den Leuten Spass macht! ↓ Antighost Götzilla Werftstraße 15 68159 Mannheim goetz@rockposter.de www.rockposter.de

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1) Peacocks & Hitsville MA, Weinheim, 2013, 40 × 60 cm, 3c Siebdruck, 30 s/n 2) H itsville MA, Mannhein, 2013, 40 × 60 cm, 3c Siebdruck, 50 s/n 3) L oaded, Tourposter, 2013, 40 × 60 cm, 3c Siebdruck, 30 s/n 4) B itterness Exhumed & Weekend Nachos, Tilburg, 2012, 30 × 40 cm, 2c Siebdruck, 30 s/n 5) Pfingstfest Mannheim, 2013, 50 × 50 cm, 4c Siebdruck, 30 s/n

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When you capture your favorite music in a picture: Print and frame it!

↓ Grace Helly Graphics Antje Schröder Feldstrasse 36 20357 Hamburg www.gracehellygraphics.de

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Conor Oberst, Hamburg, 2014, 60 × 40 cm, 2c Siebdruck, 100 s/n R olling Stone Weekender, 2011, 30× 60 cm, 3c Siebdruck, 100 s/n East Cameron Folkcore, 2013, 60× 40 cm, 3c Siebdruck, 100 s/n Afghan Whigs, 2012, 30× 60 cm, 4c Siebdruck, 100 s/n

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Slayer – Siebdruck – Schenkel­ klopfer ↓ Michael Hacker Marxergasse 21 / 6 A-1030 Wien contact@michaelhacker.at michaelhacker.bigcartel.com www.michaelhacker.at

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F u Manchu, Wien, 2014, 35× 50 cm, 3c Siebdruck, 110 s/n S wans, Wien, 2012, 35×50 cm, 2c Siebdruck, 70 s/n M udhoney, Prag, 2013, 35× 50 cm, 2c Siebdruck, 120 s/n King Buzzo, Wien, 2014, 35 × 50 cm, 3c Siebdruck, 90 s/n Kadavar, Tourposter, 2013, 35× 50 cm, 2c Siebdruck, 150 s/n

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Striche aufs Papier malen und Farbe durch Siebe drücken! ↓ KOPFÜBER Johannes Walenta, Mathias Quast Halle (Saale) / Potsdam info@kopfuber.com www.kopfuber.com

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1) The Flying Eyes, Tourposter, 2012, 35 × 50 cm, 2c Siebdruck, 100 s/n 2) M onster Magnet, Berlin, 2013, 50 × 35 cm, 1c Siebdruck, 100 s/n 3) O JM, Potsdam, 2012, 35 × 50 cm, 2c Siebdruck, 30 s/n 4) R otormania 4, 2014, 30× 50 cm, 2c Siebdruck, 50 s/n

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Gigposters are the best way to combine my two passions: Music & Art ↓ Simon Marchner Design & Illustration München simonmarchner@gmx.net www.simonmarchner.bigcartel.com www.simonmarchner.de

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1) C aspian Deutschland/Belgien Tourposter, 2014, 42 × 59,4 cm, 2c Siebdruck, 80 s/n 2) B and of Horses, Dachauer Musiksommer, 2013, 40× 60 cm, 2c Siebdruck, 60 s/n 3) B uilt To Spill, München, 2013, 40× 60 cm, 2c Siebdruck, 60 s/n 4) Seahaven, European Tour, 2014, 42 × 59,4 cm, 2c Siebdruck, 84 s/n 5) M iss Mango, Goldene Version, Tides Tour, 2014, 42 × 59,4 cm, 2c Siebdruck, 15 s/n

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Gröbste Spekulation auf niedrigste Instinkte… ↓ Mitchum D. A. Steintorweg 2 20099 Hamburg gp@mitchum.de gp.mitchum.de www.spiegelsaal.net

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1) W hoMadeWho, Rote Version, Tourposter Tyskland, 2014, 50 × 70 cm, 3c Siebdruck, 115 s/n, Zusammenarbeit mit Fritte → Spiegelsaal 2) Trans Am, Europe Tourposter 2014, 70× 50 cm, 4c Siebdruck, 100 s/n, Zusammenarbeit mit Fritte → Spiegelsaal 002 3) T he Sonics, Köln, 2014, 50 × 70 cm, 4c Siebdruck, 100 s/n Zusammenarbeit mit Fritte → Spiegelsaal 4) M ETZ, Lars Bang Larsen, Hamburg 2013, 44 × 65 cm, 2c Siebdruck, 45 s/n. Zusammenarbeit mit Fritte → Spiegelsaal

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Celebrating the truth that the rainbow is most glorified in us when we are most satisfied in him, we exist to produce posters that spread a passion for silk screen print. ↓ Rainbow Engertstraße 6 04177 Leipzig rainbowposters@gmail.com rainbow-posters.com

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1) T imber Timbre, Tourposter, 2014, 44 × 70 cm, 3c Siebdruck, 150 s/n 2) B uilt To Spill, Tourposter, 2013, 41,5 × 67 cm, 2c Siebdruck, 285 s/n 3) Tame Impala, Tourposter, 2014, 50 × 70 cm, 3c Siebdruck, 200 s/n 4) G ary Clark Jr., Paris, 2014, 80× 120 cm, Digitaldruck, 200 s/n 5) B and Of Skulls, Tourposter, 2014, 44 × 70 cm, 2c Siebdruck, 264 s/n

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Leute, kauft mehr Sieb­ druck Poster – sie verändern euer Leben! ↓ THE RED CAN COMPANY Señor Burns Kirchenstraße 26 81675 München senorburns@red-can.com senorburns.wordpress.com www.senorburns.net

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1) T he Notwist, (#1/2014) Tourposter, 2014, 40×60 cm, 4c Siebdruck, 240 s/n 2) S chandmaul, Lingen, 2014, 40×60 cm, 4c Siebdruck, 74 s/n 3) Q uicksand, Hamburg  /   B erlin, 2014, 40×60 cm, 4c Siebdruck, 80 s/n 4) 4 0 Jahre Zündfunk, München, 2013, 40×60 cm, 5c Siebdruck, 2× 40 s/n 5) S uperchunk  /   G irls vs Boys, Leeds  /   London, 2013, 40×60 cm, 4c Siebdruck, 75 s/n

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I produce gigposters, art prints, books /zines and I am involved in the art collective Palefroi. ↓ Damien Tran Berlin damien@palefroi.net www.damientran.com

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1) Opa  /   B lack Heino, Berlin, 2013, 50 × 70 cm, 2c Siebdruck, 63 s/n 2) L etra-Tone Festival, Berlin, 2014, 50 × 70 cm, 2c Siebdruck 3) T he Notwist, Tourposter, 2014, 50× 70 cm, 4c Siebdruck, 70 s/n 4) E lectric Electric, Tourposter, 2014, 50× 70 cm, 6c Siebdruck, 63 s/n 5) L iars, Nantes, 2013, 50× 70 cm, 4c Siebdruck, 45 s/n

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Stealing from our favourite thieves! ↓ Mario Turiaux Aachen info@fancyartclub.com www.fancyartclub.com

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Trash The City, Aachen, 2014, 40× 50 cm, 2c Siebdruck, 71 s/n OX 100, Solingen, 2012, 70 × 50 cm, 3c Siebdruck, 100 s/n C hip Hanna, Aachen, 2013, 40 × 50 cm, 2c Siebdruck, 53 s/n U.S. Bombs, Aachen, 2009, 50 × 60 cm, 3c Siebdruck, 20 s/n

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You are what you listen to! ↓ Carlo Vivary Leipzig post@carlovivary.com www.carlovivary.com

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1) Kadavar, European Tour 2014, 33× 63 cm, 3c Siebdruck, 300 s/n 2) Q ueens Of The Stone Age, Highfield Festival, 2014, 24 × 70 cm, 3c Siebdruck, 100 s/n 3) Kadavar, Leipzig, 2013, 43 × 60 cm, 2c Siebdruck, 99 s/n 4) B ela B, Dresden, 2013, 42× 62 cm, 4c Siebdruck, 90 s/n 5) Dÿse, Leipzig, 2014, 70× 50 cm, 3c Siebdruck, 72 s/n 6) THEE OH SEES, Dresden, 2014, 32 × 42 cm, 4c Siebdruck, 90 s/n

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Zum Heimat­ hafen ist ein offenes System für Neues und Altes, Mit­ gebrachtes und Dage­ wesenes. Ein steter Wechsel am bekannten Platz. ↓ Zum Heimathafen Eno Trams Hamburg ahoi@zumheimathafen.de www.zumheimathafen.de

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R ocky Votolato, Hamburg, 2014, 40× 60 cm, 4c Siebdruck, 70 s/n B lood Red Shoes, Hamburg, 2013, 40×60 cm, 3c Siebdruck, 45 s/n S haron Van Etten, Barcelona, 2014, 40×60 cm, 5c Siebdruck, 55 s/n I ron and Wine, Hamburg, 2014, 40× 60 cm, 6c Siebdruck, 90 s/n

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