gesundsitzen_2004

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01/2004 · gesundsitzen

Richtiges Sitzen beginnt in der Schule Unsere Kinder sitzen zu viel. Sie bewegen sich zu wenig, und wenn sie sitzen – meist in der Schule –, werden sie an ergonomisch ungünstige Pulte und auf unzweckmässige Stühle gezwungen. Dr. Andreas Messmer, Chiropraktor

Folgen schlechter Sitzhaltung Rückenschmerzen im Erwachsenenalter haben ihren Ursprung oft im Schulalter: Das bewegungsarme Sitzen lässt die Muskulatur rasch ermüden und der Rücken verkrümmt sich. Das hat negative Folgen für die Bänder der Wirbelsäule, für die Bandscheiben, Wirbelkörper und Wirbelgelenke. Fehlhaltungen können sich verfestigen, das Wachstum behindern und zum Beispiel zu einem Rundrücken führen. Verspannungen, chronische Rückenschmerzen, Muskelschwächen, eine verminderte Belastbarkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche können die Auswirkungen ungünstigen Sitzens sein. Häufig klagen betroffene Kinder auch über Atem- und Verdauungsbeschwerden.

Erfolgreiche Behandlung Eine Behandlung – etwa durch den Chiropraktor – kann nur erfolgreich sein, wenn die Beschwerden früh erkannt und

ihre Entwicklung beobachtet wird. Mit aktiven und passiven Therapien wird die Haltung korrigiert. Das Kind lernt seine Haltung wahrnehmen, und es trainiert seine Muskulatur unter fachkundiger Anleitung. Allenfalls werden Gelenke, die bereits beeinträchtigt sind, chiropraktisch behandelt. Regelmässige Wärmeanwendungen und Massagen unterstützen die Durchblutung und Lockerung verspannter Muskeln.

Vorsorge ist besser als heilen Die Vorsorge für einen gesunden Rücken beginnt in der Kindheit – zu Hause und besonders in der Schule. Ein wichtiger Teil der Beratung ist es deshalb, Kindern in der Schule und zu Hause einen optimalen Arbeitsplatz einzurichten. Der gute Schulstuhl verfügt über eine rutschfeste Sitzfläche, die sich um fünf bis zehn Grad neigen lässt, über eine abgerundete Vorderkante und eine gewölbte Rückenlehne mit Lendenstütze. Er ist höhenverstellbar und dank fünf Füssen standfest. Wer darauf sitzt, kann seine Füsse auf den Boden stellen. Optimales Mobiliar erlaubt den möglichst waagrechten Blick nach vorne. Pulte sind höhenverstellbar und schränken die Beinfreiheit nicht ein; die Schreibfläche lässt sich neigen. Langes Sitzen sollte häufig von kurzen Pausen und Bewegung unterbrochen werden. Sitzkissen und Sitzbälle bringen Abwechslung in den Schul- und Arbeitstag:

Die Kinder verändern unbewusst ihre Sitzposition laufend und verharren weniger lang in ungünstigen Haltungen. Das bewegte und bequemere Sitzen schafft eine ruhigere Atmosphäre im Schulzimmer, denn das Suchen nach einer angenehmeren Haltung fällt weg. ■ Der Rücken

Besonders nachteilig wirkt sich aus, dass sie das in der Zeit des Wachstums erdulden müssen. Die Folgen: 40 bis 50 % unserer Kinder und Jugendlichen leiden an Haltungsschwächen und Fehlhaltungen. Häufig entstehen daraus Kopfschmerzen und andere Beschwerden. Eine beträchtliche Zahl von Kindern nimmt deswegen Schmerzmittel.

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