Päng! #2

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www.paengmagazin.de

F Ü r d I e w I r K L I C H K e I T G I B T e s K e I n e n e r s aT Z

aUF ZU neUen aBenTeUern


w w w. j a n - a n d e r s o n . d e


EDITORIAL _ 1

AUF ZU NEUEN ABENTEUERN

»Ich werde nie vergessen, wie hungrig wir waren, wie fertig wir aussahen und wie wir uns kaum noch auf den Beinen halten konnten. Aber was mir am meisten in Erinnerung bleibt: Wie seit unserem Trip kein Gefühl diesen Ausnahmezustand toppen kann.« Die Sätze zwischen uns fliegen hin und her. Seit dem Abenteuer im letzten Sommer, in dem wir gemeinsam den Norden Schwedens durchquert haben, kommen wir in unseren Gesprächen oft an den Punkt, wie toll das »damals war« und wie schnell wir das wiederholen müssen.

Und so waren wir unterwegs – auf der Suche nach neuen Abenteuern – die interessantesten Geschichten fanden wir meistens gleich in nächster Nähe: Einen alten Kapitän, der von großen und kleinen Schiffen erzählt. Zwei Jungs aus der Schweiz, die übers Klippenspringen ein Buch rausbringen. Eine Schmuckherstellerin, die mit Mann und Kind in einem Bauwagen an der Ostsee lebt. Einen Vorarbeiter, der eine alte Feuerwehr zur mobilen Bühne umbaut. Zwei Mädels, die drei Wochen durch Frankreich trampen.

Was wir von der Reise mitnehmen, sind Mut und Offenheit, dass man mit der richtigen Einstellung so ziemlich alles meistern und erleben kann. Also, Amigos! Trommelt eure Leute zusammen, schmeißt den Grill an, redet die ganze Nacht über eure Pläne und zieht am nächsten Morgen los.

Wir wünschen euch einen fulminanten Sommer!

Josephine Götz & Cathrin Gehle



I N H A LT _ 3

Inhalt

KAPITEL

№1

Das wilde Leben

KAPITEL

№2

KAPITEL

№3

Selber machen

Alles außer Kunst

7

Aus der Pistole geschossen Zurück vom Inselhopping

60 Päng!Workshop Wir bauen uns ein Floß

78 Rätselspaß Abenteuer für die Ohren

8

Ein Bild, das ich nicht vergesse Die Stadt der Ewigkeit

66 Lagerfeuer-Feeling Kochen am Feuer

80 Würfelspiel Für laue Sommernächte

10 Hereinspaziert Vom Ein-Raum-Traum

68 Im Visier Geliebte Schwammerl

82 Trickkiste Dein Cash. Mein Cash.

16 Junge Schriftsteller zu Wort Finn-Ole Heinrich: Gummistiefel

70 Hegen & Pflegen Natural Beauty Day

83 Papertoy Auf zu neuen Abenteuern

18 Große Schiffe, kleine Schiffe Eine Liebeserklärung an das Meer

74 Sommerwehwechen

87 Päng!Comic Es will nicht Geschichte werden

24 Päng!Projekt Klippenspringen & Büchermachen

90 Nachtgeschichten Batterienmaria

28 Wenn ich groß bin, werde ich  ... Multimobilvisionär

93 Impressum

36 Fernweh Mit dem Rad um die halbe Welt

94 Gewinnspiel The Cave 95 Päng!Abo

40 El Camino Dem Geheimnis auf der Spur 46 Päng!Trip Trampen durch Frankreich 50 Freie Zeit 5 Ausflüge am Wasser 52 Mein Hobby Seifenkistenrennen

96 Abspann 10 Filme über Abenteuer



KAPITEL

№1

Das wilde Leben Ich seh dich dann. Nicht, wenn ich dich zuerst sehe.

S TA N D B Y M E DIE GESCHICHTE EINES SOMMERS



DAS WILDE LEBEN _ 7

AUS DER PISTOLE GESCHOSSEN I N T E R V I E W & F O T O Florian Frick

♥ Reisende soll man ja bekanntermaßen nicht aufhalten. Doch als wir beim obligatorischen »Im-Bahnhof-Schlendern« dieses braungebrannte Mädchen sahen, mussten wir sie einfach fragen, wo sie herkommt ...

W E L C H E S I T UAT I O N B R I N G T D I C H I M N A C H H I N E I N Z U M

Yamika: (lacht): Aus Thailand, ich habe zwei Wochen Inselhopping gemacht. Ich bin durch den Dschungel gewandert und habe auf eigene Faust die traumhaften Strände erkundet. Habe mich wie im Film »The Beach» gefühlt.

WAS WAR DAS VERRÜCKTESTE ERLEBNIS?

SCHMUNZELN?

Yamika: (lacht): Als ich mit einem zuckersüßen Japaner auf einem Elefanten durch den Dschungel ritt.

Yamika: Definitiv die Full-Moon-Party auf der Insel Koh Pahngan. Die Leute schmieren sich mit Leuchtfarben voll, trinken Schnaps aus Eimern und feiern scheinbar tagelang am Strand durch.

WA S WA R DA B E I D E I N W I C H T I G S T E R A U S R Ü S T U N G S G E G E N S TA N D ?

Yamika: Ganz klar, mein farbenfrohes Strandtuch, das ich auf dem Markt ergattern konnte – lässt sich auf die Größe einer Zigarettenschachtel zusammenknüllen und schützt vor Sonne, Wind und Ungeziefer.

UND WAS NIMMST DU FÜR DICH PERSÖNLICH MIT NACH

WELCHER MOMENT WIRD DIR EWIG IN ERINNERUNG BLEIBEN?

WORAUF FREUT MAN SICH NACH EINER SOLCHEN REISE AM

Yamika: Als wir nach einem strapaziösen Dschungelmarsch an einem idyllischen Wasserfall mitten im Nirgendwo ankamen. Wir badeten in der Lagune und ich hatte das Gefühl, eins mit der Natur zu sein. Einfach nur wunderschön!

MEISTEN?

DEUTSCHLAND?

Yamika: Inspiration – all die Farben, Formen und Düfte fließen in meine Ideen ein.

Yamika: Bei mir, ganz klar: auf meinen wunderbaren Sohn! UND WO SOLL ES ALS NÄCHSTES HINGEHEN?

Yamika: Japan fände ich sehr interessant. Dazu fehlt mir leider das Geld. Aber man muss ja auch noch Träume haben.


10 _ DAS WILDE LEBEN

Hereinspaziert I N T E R V I E W Stephanie Dietze

_ F O T O S Caroline Scharff


DAS WILDE LEBEN _ 11

♥ Wohnen im Bauwagen. Unabhängig, frei und in Ruhe. Eine romantische Hippie-Idee oder ein ernstzunehmendes Wohnkonzept? Wir besuchten Anne in ihrem Bauwagen auf einem alten Bauernhof in der Nähe von Rostock, wo sie mit Freund und Tochter lebt. Im gemütlichen Ein-Zimmer-Zuhause plauderten wir über die Höhen und Tiefen des Landlebens auf engem Raum und warum sie vorhat, doch irgendwann ein Haus zu bauen.

DAS IS T JA TR AUMHAF T HIER MIT ALL DEN WILD WUCHERNDEN BLUMEN. HABT IHR ES IMMER SO SCHÖN ? Ja, im Sommer ist es ein Traum, hier zu wohnen. Gerade jetzt, wenn der Flieder blüht. Dann sind wir fast nur draußen und genießen den vielen Platz. Im Winter ist es schon knackiger. Da werden die Räume irgendwann eng und wir wünschen uns auch mal ins Bad gehen zu können, ohne raus zu müssen. Aber der Sommer reißt das wieder raus. Die Ruhe hier genieße ich sehr. Abwechslung kriege ich in der Stadt, wo ich jeden Tag in meiner Galerie arbeite. Hier hab ich die Natur und die Ruhe, in der Stadt Kultur und Menschen. Ich finde es perfekt, hier zu wohnen, so habe ich die Vorzüge von beidem. A U F W I E V I E L P L AT Z L E B T I H R ? W I E S E I D I H R A U S G E S TAT T E T ? Im Bauwagen haben wir eine Küche, ein Schlafzimmer, einen kleinen Flur und ein kleines Wohnzimmer auf 16 qm. Anfangs habe ich den zweiten Wagen hier als Werkstatt für meinen Schmuck genutzt. Seit ich die Galerie habe, können hier Gäste unterkommen oder wir schauen abends mal einen Film, wenn die Kleine schon schläft. Es ist ganz schön, hier jetzt noch einen zusätzlichen Raum zu haben. Die Bauwägen haben wir einem Bauern aus der Gegend abgekauft, der früher seine Erntehelfer dort wohnen hatte. Sie waren sehr heruntergekommen, wir haben dann alles selbst neu gemacht und ausgebaut, die Fenster, die Isolierung und Öfen haben wir reingestellt, ganz

wichtig im Winter. Vom Haus haben wir Wasser und Strom hergelegt, Internet kommt auch aus dem Haus. Wir kochen auf zwei Gasplatten oder im Winter auf der Küchenhexe, ist ja logisch, dass du dann nicht den Gasherd anschmeißt, wenn du eh heizt. Ganz toll ist im Sommer die Außendusche direkt am Wagen. Da kann man dann ganz frei, nur von der Natur umgeben, stehen und das Wasser auf sich rieseln lassen. W I E K A M T I H R A U F D I E I D E E I N E I N E N B A U WA G E N Z U Z I E H E N ? WIE HABT IHR DIESEN HOF GEFUNDEN ? Die Idee ist irgendwie aus der Not heraus geboren, wir haben in einem Haus auf dem Land gewohnt und mussten raus, da hatten Freunde gerade das Grundstück gekauft. Das Haus war unbewohnbar, also haben wir die Wägen auf das Grundstück gestellt. Wir wollten auch herauskriegen, ob es für uns okay ist, so zu leben. Jetzt leben wir hier zu siebt, dazu kommen vier Kinder. Der Wunsch von uns beiden war schon immer, frei, naturnah und ökonomisch zu leben. Ich würde mich nicht als Öko-Tante bezeichnen. Gar nicht. Eigentlich will ich nur einfach, normal, in Ruhe leben, ohne elektrischen Garagenöffner und solchen Schnickschnack. Ich hab für mich das Ziel, mit wenig zufrieden zu sein, mit wenig zu leben. Hier kann ich mich über eine Blume freuen und über das Reh auf der Wiese am Abend. Das finde ich sehr erfüllend, für mich ist das Luxus.


»ICH WÜRDE MICH NICHT ALS Ö KO - TA N T E B E Z E I C H N E N . G A R N I C H T. E I G E N T L I C H W I L L I C H N U R E I N FA C H , N O R M A L , I N R U H E L E B E N , OHNE ELEKTRISCHEN GARAGENÖFFNER UND SOLCHEN SCHNICKSCHNACK.«


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»Im Bauwagen haben wir eine Küche, ein Schlafzimmer, einen kleinen Flur und ein kleines Wohnzimmer auf 16 qm.«

DU H A S T F R Ü H E R A C H T J A H R E I N BE R L I N G E L E B T. K A N N S T DU DI R V O R S T E L L E N , W I E DE R I N DE R S TA D T Z U W O H N E N ? Ich denke, ich würde es genießen, Raum um mich zu haben. Gleichzeitig denke ich, was will ich in einer 100qm großen Wohnung, die muss ich doch nur putzen und verbrauche ohne Ende Strom. Man lässt ja doch immer mehrere Lampen an und dann muss die ganze Wohnung auch noch geheizt werden. Ich würde auch nie 600 Euro für Wohnraum ausgeben, das ist so viel Geld und ich würde das auch nicht wollen. Auf dem Land hast du mehr Möglichkeiten. In der Stadt kostet alles Geld, selbst im Liegestuhl in der Sonne sitzen. Hier kostet das alles nichts, ich kann ein Ei vom Huhn nehmen, wenn ich will. Auch wenn du pleite bist, kannst du den Tag hier genießen, dich in die Hängematte legen. Jeder Tag ist gleich schön. Außerdem haben wir so mehr Freiheit. Hier müssen wir nur Wasser und Strom abschalten, den Bauwagen zumachen und können dann monatelang reisen, ohne zuhause irgendwelche Kosten zu haben.

H AT E U C H D A S L E B E N H I E R V E R Ä N D E R T ? Du bekommst natürlich einen anderen Blick dafür, was du verbrauchst und wie du lebst. Was anderen gar nicht mehr auffällt, was sie so nebenbei machen, das kannst du nicht mehr verstehen. Wenn Besuch aus der Stadt da ist, siehst du Plastik im Bio-Eimer, Zigarettenstummel auf dem Rasen. In der Stadt verliert man das Bewusstsein dafür, man ist entfernt von der Natur. Hier musst du alles, was du ansammelst, auch wieder zurückbringen. Du musst auf die Mülltonne achten, dass du wenig Müll machst, weil sie sonst zu voll wird. Also gibst du Acht darauf, was du aus der Stadt herholst. Wenn ich Butter kaufe, achte ich darauf, wie sie verpackt ist, und nehme dann die mit weniger Verpackung. WA S H Ä LT E U E R U M F E L D V O N E U R E R L E B E N S W E I S E ? Stefan, der gerade den Raum betritt: Anfangs waren die Nachbarn hier skeptisch, sie wussten nicht, was wir hier wollen, und haben auch ab und zu die Polizei vorbeigeschickt. Das war kurz vor dem G8 in Heiligendamm, wir hätten ja auch eine terro-

»Anfangs waren die Nachbarn hier skeptisch, sie wussten nicht, was wir hier wollen, und haben auch ab und zu die Polizei vorbeigeschickt. [...] Dann haben wir sie zum Apfelfest eingeladen, das wir jedes Jahr hier auf der Obstwiese machen. Nachdem sie ein paar Biere mit uns getrunken hatten, sagte einer: »Ihr seid ja doch ganz okay.«


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ristische Zelle sein können (lacht). Dann haben wir sie zum Apfelfest eingeladen, das wir jedes Jahr hier auf der Obstwiese machen. Nachdem sie ein paar Biere mit uns getrunken hatten, sagte einer: »Ihr seid ja doch ganz okay.« Anne: Meine Mutter war nicht so begeistert, die dachte, das wäre eine Phase. Der mussten wir erst erklären, dass wir es ernst meinen. Als unsere Tochter unterwegs war, hatten manche Bedenken, ob es für das Kind gut ist, mit so wenig Platz und auf dem Land aufzuwachsen. Ich sehe das ganz anders. Hier können wir dem Kind wichtige Werte beibringen, dass man auf einen Frosch nicht drauftreten darf, zum Beispiel. Wir sind natürlich auch ehrlich zu ihr, sie lernt, dass man die Wespe nicht anfassen darf. Im Winter werden die Räumlichkeiten schon manchmal beengend, aber auch das hat gut geklappt. Und im Sommer können die Kinder draußen spielen, das ist ganz toll. Die können hier alles in den Mund stecken und barfuß laufen. Was gibt es Besseres für ein Kind? H AT T E S T D U S E L B E R A U C H B E D E N K E N ? Ich hatte Bedenken, ob meine Partnerschaft hält. Wegen dem engen Raum, ob wir das können oder ob wir uns irgendwann gegenseitig nerven. Das kann ich im Nachhinein verwerfen. Es hat uns gezeigt: Wir sind’s. Wir können überall zusammen leben. Ich denke, wenn eine Partnerschaft das nicht aushält, dann passt generell irgendwas nicht.

LEBT IHR LEGAL HIER? Offiziell wohnen wir hier übergangsweise in den Wägen, bis das Haus fertig ist. Es ist eigentlich illegal, so zu leben, man hat kein richtiges Abwasser, keinen Filter im Schornstein. Der Schornsteinfeger übersieht uns freundlicherweise, er geht immer vorbei und sagt »Ich seh nichts.« (lacht) W I E S E H T I H R E U R E W O H N -Z U K U N F T ? Wenn ich ein Haus baue, möchte ich, dass ich dort mit 50 noch wohne. Dann möchte ich keine Mitbewohner mehr. Wir wollen hier ganz bewusst Mieter bleiben. Jetzt mit 30 kann ich noch nicht sagen, ob ich hier bleiben will, um dann 15 Jahre abzuzahlen. Im Winter denkt man sich schon mal, ein Bad, ohne rauszugehen, wäre schön, es wird zu eng. Oder: Ein Kinderzimmer wäre schön. Wenn Amber größer wird, suchen wir eine andere Lösung, da machen wir uns nichts vor. Aber wir werden die Wägen immer als Sommerdomizil behalten.

A N N E (*1982) lebt mit ihrem Freund Stefan seit 2007 in einem Bauwagen auf einem alten Bauernhof in der Nähe von Rostock. Seit 1 ¾ Jahren will auch ihre Tochter Amber etwas vom Platz abhaben. Anne stellt Schmuck aus Naturmaterialien her, den sie in ihrer Galerie in Rostock verkauft (Avocadonaturschmuck.de). Stefan ist freiberuflicher Tätowierer im Nachbarort. Amber wird tagsüber zuhause von einer Tagesmutter betreut. An Wochenenden kann die junge Familie das ruhige Landleben gemeinsam genießen.


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» I N D E R S TA D T KO S T E T A L L E S G E L D , SELBST IM LIEGESTUHL IN DER SONNE SITZEN. HIER KOSTET DAS ALLES NICHTS, ICH KANN EIN EI VOM HUHN NEHMEN, WENN ICH WILL.«


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T E X T Christina Schmidt

_ FOTOS

Andreas Chudowski

GROSSE SCHIFFE , KLEINE SCHIFFE ♥ Als Junge träumte er von ein bisschen Freiheit, später bekam er die ganze Welt: Kapitän Niehusen steuerte 40 Jahre lang Schiffe durch alle Weltmeere. Jetzt fährt er die kleine Fähre eines 5-Sterne-Hotels in Rostock. Eine Begegnung zwischen zwei Anlegern.


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Sie wiegen sich lustig nach rechts und links, die zwei Herren mit ihrem Akkordeon. Möwen kreischen, Touristen bleiben stehen, als Sylvia herantuckert. Sylvia ist flach, dickbäuchig und eine hölzerne Barkasse, ihr Kapitän Klaus-Dieter Niehusen rangiert sie in eine kleine Lücke zwischen zwei Rundfahrtschiffe, bevor die Passagiere aus ihrem Bauch herausströmen. »Danke und einen schönen Tag«, murmelt Niehusen, eigens dafür lüpft er die blaue Schirmmütze. Ich bin versucht, ihn mit »Ahoi!« zu begrüßen, stelle mich dann aber doch einfach nur vor, um nicht die unwissende Landratte zu sein. Niehusen murmelt, wir gehen an Bord. Ich möchte von ihm wissen, wie es ist, ein Kapitän zu sein –, ob er Seeungeheuer gesehen und eine Meuterei überstanden hat, Pfeife raucht und die Freiheit des Meeres liebt. Letzteres umso mehr, als Niehusen sein Schiff vorstellt.    »Sylvia ist ein Personenschiff. Sie hat früher die Hafenarbeiter zum Be- und Entladen der großen Schiffe transportiert. Sie ist von 1948 – ein richtiger Oldtimer.«    Gehört Sie Ihnen?    »Nein, die gehört dem Hotel. Ich bin dort nur angestellt. Der dortige Chef hat sie sich ausgesucht. Ich war erst dagegen. Weil man damit nicht auf See kann. Das wollte ich aber. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt, so ein großes Boot hätte ich nicht gefunden.« Kapitän eines Bootes, das nicht mal auf See, nicht mal auf die Ostsee, kann? Niehusens Job ist speziell: Er fährt Hotelgäste von der einen Uferseite des Flusses Warnow auf die andere, das Meer immer in Sichtweite. Zehn Minuten dauert die Fahrt. 20 mal täglich, jeden zweiten Tag. Ich überschlage: 300 mal fährt er im Monat diese Strecke. Wir legen ab.    Ist das nicht langweilig?    »Es ist ein einfacher – wie sagt man – Rentnerjob. Aber das ist gar nicht so einfach. Immerhin transportiere ich hier Menschen. Vor zwei Tagen waren es insgesamt über 700 Leute.«   Kennen Sie die Strecke auswendig?    »Klar.«

Könnten Sie sie blind fahren?     »Nein, das geht nicht. Jedes Mal ist alles anders – die Segler, Fähren, Rundfahrtschiffe. Manchmal ist es hier sogar anstrengender als bei großen Schiffen, etwa Frachtern. Bei denen stelle ich auf Autopilot, lehne mich zurück und schaue auf das Meer. Hier muss man wirklich alles von Hand machen.« Ein Kapitän, der riesige Frachter um die ganze Welt und bewaffnete Fregatten in Grenzgebiete steuerte, nimmt ein paar Hundert Meter auf der Warnow ernst. Der Sonntag wird seinem Namen gerecht, auf dem Wasser wimmelt es vor Booten, die auf die Ostsee hinaus fahren oder zurückkehren, manche Hobbyfahrer kreuz und quer zwischendurch. Durch die Öffnung in der Kaimauer schimmert das Meer – wir aber steuern in die andere Richtung. Niehusen lädt mich auf die Brücke ein. Einmal einen Meter, ein paar bunte Knöpfe, ein Hebel, Anzeigen und Hit-Gedudel aus dem Radio, in das sich der Seefunk mischt. »Willkommen auf der kleinsten Brücke der Welt«, grinst Niehusen, dann verengt sich sein Blick. Konzentration. Die braunen Falten in seinem Gesicht malen Wellen um seine Augen. 40 Jahre lang hat er mit zusammengekniffenem Blick die Ferne abgesucht, das Meer hat seine Spuren hinterlassen. Niehusen beginnt von seiner Arbeit zu erzählen. Unbedingt wollte er zur See fahren, in der damaligen DDR sei für ihn der einzige Weg die Volksmarine, also die militärische Seefahrt, gewesen.


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» E S I S T E I N E I N FA C H E R – W I E S A G T M A N – R E N T N E R J O B . A B E R DA S I S T G A R N I C H T G A N Z S O E I N FA C H . I M M E R H I N T R A N S P O RT I E R E I C H H I E R M E N S C H E N . «


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»SEELEUTE WOLLEN MAL NICHTS AM HORIZONT SEHEN, SIE WOLLEN M A L A U F D A S M E E R G L O T Z E N . W A R U M D A S S O I S T, W E I S S I C H N I C H T. ICH GLAUBE, DAS LIEGT AM CHARAKTER.«


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Ostsee, Nordsee, sogar das Nordpolarmeer durfte er bereisen, gekämpft habe er aber nur in Übungen, erzählt der Kapitän. Nach der Wende musste er erstmals an Land arbeiten, lange hielt er das nicht aus. Er gründete eine Bootsfahrschule und machte sein Kapitänspatent – die Berechtigung, um auf große Fahrt zu gehen. Seither fährt er Frachtschiffe, Tanker, Fähren, Jachten in der ganzen Welt. Seit einem Jahr nun Sylvia. Und tatsächlich: Er erwähnt sie oft, diese Freiheit auf dem Meer.    Was bedeutet für Sie Freiheit?    »Sobald man die Mole hinter sich lässt, hängt alles von deiner Entscheidung ab. Das ist Freiheit im reinsten Sinne. Wenn du die Ladung an Bord hast, musst du sie in bestimmter Zeit irgendwo hinbringen. Wie du das machst, ist dein Ding.«    Aber richtig frei ist man dabei nicht, oder?    »Doch, da ist so ein innerliches Gefühl. Natürlich hat das nichts mit »ich schnapp mir meinen Rucksack und weg bin ich« zu tun. Aber Seefahrt ist nicht so in Gesetzmäßigkeiten zu fassen. Wer fährt, macht das nach Gutdünken. Das ist etwas ganz Anderes, als müsste ich einen LKW von Hamburg nach Madrid fahren. Da ist alles voller Regularien.«    Und das Meer selbst, ist das etwas Besonderes für Sie?    »Klar. Seeleute wollen mal nichts am Horizont sehen, und mal nur auf das Meer glotzen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Ich glaube, das liegt am Charakter. Für mich ist das sehr reizvoll. Aber klar, das muss man genießen können. Für andere kann das auch wie Knast sein, auf diesem Schiff zu hocken.« Ein Paar klettert an Bord. Sie fragt aufgeregt, in welche Richtung das Schiff denn fahre, sie ertrage ja das Rückwärtsfahren nicht, er setzt sich auf den erstbesten Platz. Seufzend sinkt eine Urlauberin auf die Sitzbank nieder, sie sei schon ganz erschöpft von so viel Erholung, teilt sie mit. Man verabredet sich an der Hotelbar. Niehusens Blick treibt raus auf die Ostsee.    »Die Barkasse hat mit Seefahrt an sich natürlich nichts zu tun. Das ist eine Fähre. Aber selbst hier ist es immer wieder schön, wenn du früh kommst und sie zur Fahrt fertig machst.«    Sind Sie nicht traurig, diese Freiheit in Ihrem aktuellen Job nicht mehr zu erleben?    »Nee, irgendwann ist der Traum dann auch erfüllt. 1991 und -92, da war es ein wirkliches Ziel, selber zu fahren. Aber das habe ich dann ja auch gemacht. Jetzt fahre ich noch bis zur Rente, danach habe ich ja noch meine Schule

und auch noch mein Kapitänspatent. Vielleicht übernehme ich dann auch noch mal Containerschiffe.«    Würden Sie gerne mal ein Kreuzfahrtschiff fahren?    »Nee, das war von Anfang an nicht mein Metier. Ich mache alles außer Passagierschiffe. Du hast deine Aufgaben, die gibst du beim Schichtwechsel ab. Du musst dich nicht bei den Passagieren zeigen. Und nicht ständig frisch rasiert sein.« Sylvia legt wieder ab, der Kapitän und sein Bootsmann erfüllen routiniert die nötigen Handgriffe, Treppe rein, Festmacher rein, ein Plausch mit den Passagieren. Später erzählt Niehusen, dass sein Kollege früher bei der DDR-Handelsmarine auf Kühlfrachtern gefahren sei. Manchmal habe er Bananen aus Südamerika geholt. Ganze Frachter voll. Ein echtes DDRAbenteuer.    Was war Ihr größtes Abenteuer?    »Als wir mit dem Küstenschutzschiff zu den Färöern gefahren sind. Die Gegend, das Wasser, die Farben – das muss man mal gesehen haben, dieses Nördliche. Aber auch die erste Fahrt mit einem Containerschiff vom Mittelmeer durch den Suezkanal bis nach Japan und zurück. Oder Shanghai.«    Ist es ein Unterschied, als Kapitän auf einem zivilen Schiff oder für die Marine zu fahren?    »Ja, zivil ist total entspannt. Sehen Sie mal, sie haben Munition, Minen und Raketen geladen, da kann man nicht entspannt sein. Bei einem Containerschiff haben sie 24 Mann Besatzung. Das ist nicht das Gleiche, wie mit 120 Matrosen zu fahren. Aber bei den Frachtern hat man ja auch 5.000 Container geladen. Ich weiß zwar dann nicht, was drin ist, aber der Versicherungswert beträgt meist eine Milliarde Euro.« Anlegen, Passagiere raus. Warten. Passagiere rein. Ich habe vergessen, wie oft wir inzwischen hin- und hergefahren sind. Auf der einen Uferseite schunkeln die Akkordeonspieler im Fischbrötchendunst, auf der anderen herrscht 5-Sterne-Erholung. Ich verlasse Sylvia auf der Fischbrötchenseite, wie jedes Mal nach dem Anlegen bilden der Kapitän und sein Bootsmann ein ordentliches Zwei-Mann-Spalier für ihre Passagiere.    Sagen Seeleute »Ahoi«?    »Nein. Wir sagen manchmal »Moin«, weiter westlich heißt es »Moin, moin«. Aber ansonsten wünschen wir uns nur »Gute Fahrt«. Das ist ja auch das Wichtigste.«


40 _ DAS WILDE LEBEN

EL CAMINO DEM GEHEIMNIS AUF DER SPUR

Den Camino kann man nicht beschreiben. Tolle Landschaften, körperliche Strapazen – und viel Zeit die Gedanken kreisen zu lassen. Kein Satz und kein Bild können vermitteln, wie es sich anfühlt, nach Stunden in urwüchsiger Natur plötzlich vor einer 800 Jahre alten Brücke zu stehen, das Holz zu riechen, den Fluss zu hören, der unter ihr hindurch fließt. Deshalb werde ich das auch nicht tun. Sattdessen erzähle ich von mir, von meiner inneren Reise und von den Menschen, denen ich auf ihr begegnet bin.

T E X T & F O T O S Robert Felgentreu


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WENN EINER EINE REISE TUT Der Camino de Santiago endet in Santiago de Compostela. Einige gehen sogar noch einen Schritt weiter bis nach Finisterre, das Ende der Welt – da war man sich für lange Zeit ziemlich sicher. Startpunkte gibt es viele. Theoretisch beginnt vor jeder Haustür ein eigener Jakobsweg. Seit über 1.000 Jahren pilgern die Menschen von überall in Europa und der ganzen Welt zu Fuß, per Rad oder auf dem Rücken eines Pferdes oder Esels zum vermeintlichen Apostelgrab des heiligen Jakobus in den Nordwesten Spaniens. Der populärste und historisch bedeutendste Weg ist der Camino Frances. Er beginnt in den französischen Pyrenäen und führt dann auf knapp 800 Kilometern ins galizische Santiago. Etwa 180.000 Menschen jeglicher Herkunft, aller Alters- und sozialen Schichten machten sich allein im letzten Jahr auf den Weg. In diesem Jahr werden es noch mehr – manche aus religiösem Eifer, andere aus sportlichem, die Meisten aber sind auf der Suche. Auf der Suche nach etwas, das sie verloren oder vergessen haben im Laufe der letzten Monate und Jahre. Oder nach etwas, dass sie noch gar nicht kennen. Ich selbst bin vor einem Jahr 30 geworden. Ich bin studiert, habe eine wunderbare Freundin an meiner Seite und nehme mir die Freiheit, mein Geld mit dem zu verdienen, was mir Freude bereitet. Kein Grund zur Klage also. Und dennoch: IN ZEITEN, IN DENEN EINEM VON J E DE M Z W E I T E N BU C H R Ü C K E N BE G R I F F E W I E Q U A R T E R- L I F E - C R I S I S ENTGEGENSCHREIEN, BIN ICH MIT 30 L Ä N G S T I N D E R G E FÄ H R D E T E N Z O N E . Und tatsächlich, irgendetwas war ein wenig aus dem Takt geraten oder eher aus dem Gleichgewicht, wenn ich so an mir herunterschaute. Nicht in letzter Zeit, nicht im letzten Jahr, eher schleichend. Langsam aber sicher rieselte ein gewisses Maß an Unzufriedenheit in mein Leben. Weswegen und worüber war mir nicht klar, doch sie verdrängte beachtliche Teile meiner Unbeschwert-

heit und staute sich zusehends in der oberen Körpermitte und im Kinnbereich. Ich beschloss, ein Ticket nach Südfrankreich zu buchen, mein Zeug zu packen und mich auf den Weg zu machen. Ich wollte herausfinden, was die Menschen antreibt, sich in Zeiten größtmöglicher Mobilität zu Fuß auf eine Reise zu begeben, um täglich Dutzende Kilometer mit schwerem Gepäck auf dem Rücken zurückzulegen. Mich interessierte, was sie versuchten hinter sich zu lassen oder was sie hofften zu finden. Ich wollte herausfinden, wonach ich suchte. Ich wollte herausfinden, was mich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Ich wollte meinen Rhythmus wiederfinden, ohne damit bestimmte Vorstellungen verknüpft zu haben. Man kann sagen, ich lief den Jakobsweg, um herauszufinden, warum ich ihn lief. VORSPRUNG DURCH GEDULD Walter war der Erste, der aus dem Bus sprang. Walter hatte schnell 300 Meter Vorsprung, als die neuangekommenen Pilger noch in allen Himmelsrichtungen nach Orientierung suchten. Walter kannte sich aus. Walter war mein Mann. Im Pilgerbüro von Saint Jean Pied de Port – dem offiziellen Startpunkt meiner Pilgerreise – hatte ich ihn eingeholt. Er hatte noch etwas vor an diesem Abend, genauso wie ich. Während ein der Großteil der zahllosen Neupilger die Anreise vor Ort ausklingen ließ, machten Walter und ich uns auf den Weg in den nächsten, wenige Kilometer entfernten Ort. Ich wollte loslaufen, dafür war ich schließlich da. Es musste beginnen – nicht morgen, sofort! Walter ist 70 – noch, wie er betont. Vor sieben Jahren hat er die eigene Firma für Feuerwehrbedarf an seine Kinder überschrieben. Seit fünf Jahren läuft er den Jakobsweg – jedes Jahr, immer dieselbe Strecke. »Frag mich nicht, warum. Ich weiß nicht einmal, wie ich dazu gekommen bin. Ich dachte eben, das könnte man mal machen.« Er erzählt mir von seiner Leidenschaft für das Jagen, die Hege und Pflege des Waldes, von seinen Kameradschaften und Sammlungen. Walter braucht die Herausforderung

und sammelt Beweise. Er braucht Ziele und er weiß, wie er sie erreicht. Er kann einfach nicht damit aufhören. Er kann nicht locker lassen. Mehrmals in den ersten Tagen der Wanderschaft ließ er mich mit Verweis auf seine leichte Erkältung davonziehen. Doch wohin ich auch kam, ganz gleich wie schnell oder lange ich unterwegs war: Walter war meist schon da. Es ist die Beharrlichkeit eines 70-Jährigen, die ihn antreibt, nicht der Körper eines 30-Jährigen. Ich begriff, dass Geschwindigkeit und Strecke unterschiedliche Einheiten sind. Für die Strecke ist die Geschwindigkeit bedeutungslos. Um einen Schritt weiterzugehen, muss man einen Schritt weiter gehen, ganz gleich in welchem Tempo. Das mag banal klingen, bezogen auf das echte Leben ist es fundamental. M I T G E G A N G E N ; M I T G E FA N G E N Auf dem Camino ist es ein wenig so wie in der Sauna. Ob Banker, Bettler oder Konzernlenker – die äußeren Bedingungen sind für alle gleich. Man ist im wahren Wortsinn Teil einer Bewegung, nicht mehr und nicht weniger. Diese Identifikation mit der Gruppe, der Masse der Pilger begann bei mir schon während der Anreise. Immer, wenn ich mit jemandem über meine ersten Erlebnisse sprach, war von »wir« die Rede. Wir fuhren dort hin. Wir liefen hier hin. Wir schliefen in einer Herberge mit so und so vielen Betten. »wir« – das war niemand Bestimmtes, das waren wir Pilger. Ständig kommt man mit anderen Menschen entlang des Weges ins Gespräch. Oft nur kurz, manchmal öfter oder für die Dauer einer Etappe. Und dennoch: Den Camino geht letztlich jeder allein. Ganz anders ist es, wenn man sein Tagesziel erreicht hat. In den Pilgerherbergen, die entweder vom Staat, der Kirche oder von privat betrieben werden, gibt man jegliche Privatsphäre preis. In Mehrbettzimmern verbringt man mit fünf, 20 oder gar 180 anderen Menschen die Nacht. Kein Körpergeräusch und keine Ausdünstung bleiben einem erspart. Neben aufrichtiger Erschöpfung, sind die bewährten Ohrstöpsel das wichtigste Schlafutensil. Wird man nachts wach, was so gut wie garantiert ist, fühlt man


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sich ob der Kulisse eher an eine lebhafte Tierwelt erinnert, als an eine Horde Kraft sammelnder Menschen. DIE UMKEHR DER BEWEISL AS T Ich wollte immer allen etwas beweisen. Meinem Vater, dass ich ein guter Fußballer bin, den Älteren, dass ich mitund weiterdenken konnte, meinen Kritikern, dass sie sich irrten, und meinen Förderern, dass sie es zu Recht taten. Aus diesem Anspruch lässt sich leicht ein Gefängnis des Drucks errichten. Vielmehr noch verstellt er oft die Sicht auf das, was man gern und für sich selbst tut. Irgendwann in den ersten Tagen der Wanderschaft auf dem Camino, so erzählte man mir, läuft man gegen eine Wand. Bei mir war es Tag vier. Meine Beine waren schwer, mein Kopf wie in Watte gepackt, die Muskeln gehorchten nicht mehr richtig. Ich pausierte öfter und ungewöhnlich lange und entschied, für ein kurzes Stück auf der Landstraße anstatt auf dem hügeligen und steinigen Pfad zu wandern. Ich war mir sicher, den mit gelben Pfeilen markierten Camino verlassen zu haben und fühlte mich wie ein Abschreiber in der Schule. Ich lief ein wenig und freundete mich allmählich mit dem Gedanken an, den Bus zu nehmen. Nicht weil ich nicht mehr konnte oder weil die Zeitplanung es erforderte. Einfach so und nur für ein paar Kilometer. Ich wollte die Perfektion zerstören. Ich wollte meiner Wanderung den selbstauferlegten Druck der Makellosigkeit nehmen. Und ich würde es niemandem erklären müssen. Einfach so, weil ich es konnte. Plötzlich entdeckte ich an einem Straßenschild einen gelben Pfeil. Ich war noch immer auf dem Camino und beim Abschreiben gescheitert. Ich nahm nicht den Bus. Es war noch nicht der Tag, um mit alten Gewohnheiten zu brechen.

FREIZEIT Der fünfte Tag meines Marsches begann wolkenverhangen. Nach etwa einer Stunde öffnete sich der Himmel und gab sein schönstes Lächeln preis. Der

Schleier aus Stunden, Kilometern und Tagespensum, der wie dichter Nebel über all meinen Gedanken hing, lichtete sich dagegen nur selten. Es waren diese Momente, die Klarheit schafften. Zunächst völlig unbewusst, beschäftigten mich Erlebnisse der letzten Wochen, Monate oder gar Jahre. Dinge die schon länger in meinem Kopf herumspukten. Ich debattierte mit mir selbst – zum Teil laut hörbar. Ich stellte mir dieselben Fragen und fand die immer gleichen Antworten, vertrat die gleichen Positionen und weckte in mir dieselben Gefühle. Irgendwann jedoch war ich damit fertig und kein anderer Gedanke, kein Anruf, kein Zapping und keine Kaffeepause boten das gewohnte Maß an Ablenkung. In diesen Momenten geschah etwas Merkwürdiges. Je länger ich über etwas nachdachte, das mich aufwühlte, desto positiver wurden meine Gefühle dazu. Ä R G E R V E R WA N D E LT E S I C H I N D I S TA N Z I E R T H E I T, W U T I N N A C H S I C H T, A N G S T I N Z U V E R S I C H T. Meine Perspektive veränderte sich, ganz einfach weil ich die Zeit dazu hatte. Die Fragen blieben meist die gleichen, die Antworten nicht. Ich machte sprichwörtlich meinen Frieden mit so vielem, das mich zuvor noch um den Schlaf gebracht hatte. Vielmehr noch: Es gelang mir, den Disput in meinem Kopf zu einem Ende zu bringen, mit dem ich einverstanden war, und meine Lehre für die Zukunft zu ziehen. Am Abend erleichterte ich meinen Rucksack um fast zwei Kilogramm. Besitz ist Ballast, schlechte Gedanken sind es auch. Bis zum Ende meiner Reise wurde mein Gepäck jeden Tag leichter – gefühlt und tatsächlich.

D U R C H S TA L D E R T R Ä N E N Geriet ich am vierten Tag ins Wanken, so ging ich am sechsten zu Boden. Meine Füße waren offen. Jeder Schritt schmerzte. Ich hatte jegliche Freude verloren. Ich schleppte mich von Meilenstein zu Meilenstein, ohne Aussicht auf eine baldi-

ge Einkehr. Ich konzentrierte mich auf meinen Schmerz und gab auf. An der Landstraße hielt ich den Daumen nach oben. Das erste Auto fuhr ungebremst an mir vorbei. Nach einigen unbeeindruckt kreischenden 30-Tonnern, deren Bremsweg wahrscheinlich länger gewesen wäre, als die von mir noch zurückzulegende Strecke, sackte ich am Straßenrand auf meinen Rucksack. Nach einigen hilflosen Minuten entschied ich mich aufzustehen, die Musik in meinem Ohr laut aufzudrehen und weiterzulaufen. Ich schrie halb Fluch, halb Liedtext vor mich her und lieferte mich meinen Schmerzen aus. Vielmehr trat ich ihnen mit jedem Schritt entgegen. Ach was, ich trat ihnen regelrecht in den Hintern. Anderthalb Stunden später fand ich nach insgesamt 35 Tageskilometern meinen Schlafplatz für die Nacht. Ich war nicht ganz so weit gegangen wie erhofft, aber weiter, als ich es noch Stunden zuvor für möglich gehalten hatte. In dem Moment, in dem ich mich mit meinem »Scheitern« arrangierte, fand ich die Kraft weiter zu gehen. Mindestens fünf mal war ich in den nächsten Tagen erfolglos mit dem vagen Plan, zumindest ein paar Kilometer mit dem Bus zurückzulegen. Nicht aus Mangel an Möglichkeiten. Nicht weil ich es irgendjemandem beweisen wollte. Nicht einmal weil ich es mir selbst beweisen wollte. Tatsächlich kann ich es mir bis jetzt nicht erklären. Mein Martyrium zog sich noch bis zum zehnten Tag, als ich halb taub vor Schmerz in einer Klosterschule Quartier und Erholung fand und meine Wanderschuhe gegen ein Paar Sandalen tauschte. Von da an lief ich wie befreit. R U N WAY, B A B Y ! Es ist leicht, zur Ruhe zu kommen im unbestimmten Niemandsland der Meseta, in dem Irgendwo zwischen Start und Ziel. Auf den letzten 100 Kilometern vor Santiago jedoch verändert sich der Wanderalltag dramatisch. Denn genau diese Strecke gilt es auf klassische Weise zurückzulegen, um offiziell die


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Pilgerschaft im Lebenslauf eintragen zu können. Busladungen von Pauschalpilgern wurden entlang der Strecke ausgekippt und hechteten an mir vorbei. Rucksackbefreit, dafür beladen mit so vielem von dem, was ich auf meiner Reise hinter mir gelassen hatte. Sie stolperten sprichwörtlich über den Weg, die Kamera in der einen, beide Skistöcke in der anderen Hand. Alle paar Meter schauten sie sich hektisch um, als würden sie verfolgt. Ich war versucht, ihnen zuzurufen. »Was ihr sucht, ist dort vorn! Ihr müsst noch schneller gehen, damit ihr schneller dort ankommt.« S I E H ÄT T E N E S V E R M U T L I C H N I C H T V E R S TA N D E N . V I E L L E I C H T A B E R H AT T E N S I E A U C H N I C H T DAS GLEICHE ZIEL. Schwer vorzustellen, rannten sie doch in jede x-beliebige Bar, um sich einen Stempel als schnell trocknenden Beweis für den kräfteraubenden Trip in ihr Pilgerbuch drücken zu lassen. Am Ende des Tages wartete ein wohltemperiertes Hotelzimmer, samt Badewanne und Gepäckservice auf sie. Ich gebe zu, dass ich mich davon beeindrucken ließ.

Es ärgerte mich regelrecht. Ich fühlte mich durch sie gestört und den meisten Pilgern, mit denen ich sprach ging es ähnlich. Wie war das noch mit der Unzufriedenheit und der inneren Harmonie? Ich lief Gefahr, meine neugewonnene Ausgeglichenheit zu verlieren, noch bevor ich das Ziel erreichte. Irgendwann jedoch begriff ich, dass nicht sie es waren, die in meine Welt eindrangen. Im Gegenteil: Diese Menschen waren meine Sneak Preview auf das, was mich in ein paar Kilometern erwartete: das »echte« Leben. Ich war dabei, zurückzukehren in ihre, in meine Welt. Seien wir ehrlich: Was ist schon normal daran, um sechs Uhr morgens aufzustehen, sich den Rucksack umzuschnallen und 35 Kilometer Fußmarsch zurückzulegen, Tag für Tag? Als mir das klar wurde, veränderte sich meine Stimmung schlagartig. Ich begriff es als meine letzte Herausforderung auf dem Weg, so viel wie möglich zu behalten von dem, was mir in den letzten Wochen Harmonie und Gleichgewicht verlieh. Was sollte es sonst wert sein, wenn ich mich schon durch diesen kleinen Vorgeschmack wieder aus dem Takt bringen ließ?

DIE TOUR DEINES LEBENS »Der Camino ist für mich wie ein Sinnbild des wahren Lebens«, sagt David. »Als ich über den Pass in den Pyrenäen kam, war das wie eine Geburt für mich. Der Weg danach führt Dich mal nach links, mal nachts rechts, in ungeahnte Höhen und tiefe Täler. Es geht bergauf und bergab, eben genauso wie im echten Leben.« Ich denke einen Moment darüber nach. Fast schon witzig erscheint es mir vor diesem Hintergrund, dass wir zur Aufmunterung meistens davon sprechen, dass es von jetzt an bergauf gehen wird. Wo doch der Anstieg für die meisten Menschen die weit größere Herausforderung darstellt. David Masters ist 70 Jahre alt. Vor zehn Jahren diagnostizierten die Ärzte Prostatakrebs. Seine Lebenserwartung taxierten sie auf maximal zwei Jahre. »Da habe ich wohl noch ein paar Jährchen draufgepackt«, sagt er lachend. »Das ist auch ein Grund, warum ich den Camino laufe. Ich bin einfach so dankbar für jeden Tag, den ich auf dieser Erde sein kann. Meine Frau hatte Bedenken, was meinen Trip angeht, meine Kinder genauso. Meine Enkelkinder hingegen feuerten mich regelrecht an: Go Grandpa, go!«


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Er lacht und seine Augen füllen sich mit Tränen der Freude. »So ist das Leben – Du weißt nie, was dich hinter der nächsten Kurve erwartet und niemand kann dich vor Unheil bewahren. Was du aber tun kannst, ist bereit sein und offen, für das, was da kommt.« Er schaut kurz gedankenversunken auf sein Smartphone, mit dessen Hilfe er seiner Frau regelmäßig über den Fortschritt seiner Wanderung berichtet. »ICH VERSUCHE, SO VIEL WIE M Ö G L I C H V O N D E M , WA S I C H H I E R GELERNT HABE, IN MEIN ANDERES LEBEN MIT ZUNEHMEN«, SAGT ER. »Darin liegt für mich auch das Geheimnis und die zugleich größte Herausforderung dieser Reise. Es gab da einen Moment auf dem Gipfel eines der letzten großen Berge, in dem ich realisierte, dass dieser Weg seinem Ende entgegengeht. Dass er endlich ist, wie das Leben. Ich bin gespannt, was es mit mir macht, wenn ich auf dem großen Platz vor der Kathedrale ankomme. Wenn das Ziel keines mehr ist, das meiner Vorstellung entspringt, sondern konkret wird, sichtbar, anfassbar.

Ich habe so einen Moment schon einmal erlebt, als ich vor Jahren auf dem Markusplatz in Venedig stand. Ich wollte immer an diesen Ort und plötzlich war ich tatsächlich da. Ich bin gespannt, ob es sich ähnlich anfühlt. Ich bin gespannt, wie es sich anfühlt, wenn es wirklich zu Ende ist.« WA S V O M G E H E N B L E I B T Nach meiner Pilgerreise bin ich um zahlreiche bewegende Erlebnisse und Begegnungen reicher und um einige inspirierende Gedanken schlauer. So vieles von dem, was einem im Alltag sprichwörtlich im Wege steht, wird auf dem Camino zu einer ganz konkreten Herausforderung. Den zweiten vor dem ersten Schritt gehen? Das möchte ich sehen. Schnell und weit zugleich? Ich bin gespannt, wie lange das funktioniert. Vor Problemen davonrennen? Siehe vorherige Antwort. Auf sich allein gestellt sein? Kein Ersatz für die Momente geteilter Freude. Wenn der Camino de Santiago also so etwas ist wie ein Sinnbild für das Leben, dann führt es tatsächlich Schritt für Schritt zu mehr Erkenntnis. Das beru-

ROBERT FELGENTREU Wenn er nicht gerade durch die Gegend wandert, erzählt er Geschichten – in Wort und Bild zumeist. Von Obdachlosen, die im Wald wohnen, kleinen Helden in Haiti oder Klimaschützern in Berlin. Die Jagd nach dem Außergewöhnlichen hat er sich abgeschminkt. Dafür steckt ihm zu viel Besonderes im Gewöhnlichen. Das sichtbar und lesbar zu machen, scheint ihm Aufgabe genug. Demnächst noch mehr. Die Erlebnisse auf seiner Pilgerreise haben ihn nämlich dazu inspiriert ein Buch zu schreiben. Wer nicht warten kann klickt www.bildgetreu.de, auch potenzielle Verlage finden dort den Kontakt, den sie suchen.

higt mich ungemein. Was die Menschen suchen, ist wohl ganz unterschiedlich. Was die meisten finden, ist ein Zugang zu sich selbst. Ich bin kein anderer Mensch geworden, doch ich bekam die Möglichkeit mehr Zeit mit meinen guten Eigenschaften zu verbringen. Ich habe gelernt, offen zu sein und mich selbst dabei ertappt, wie ich tatsächlich Geduld an den Tag legte. Ich nahm mir die Zeit, mich an kleinen Dingen zu erfreuen und erlaube mir, stolz zu sein auf das, was ich geleistet habe. Warum ich den Camino gelaufen bin? Ich weiß es immer noch nicht. Aber ich bin bereit, weiterzusuchen und freue mich auf das, was dabei als Nächstes auf mich wartet. Ach ja, neun Kilo habe ich in den knapp vier Wochen verloren – hauptsächlich in der Körpermitte und im Kinnbereich. Zuversicht und Zufriedenheit scheinen tatsächlich zu erleichtern.


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PÄNG!TRIP

DAUMEN HOCH V O N Anna Carada & Uschi Scheppke

♥ Anna und Uschi haben einen Plan. Sie wollen durch Frankreich trampen. Nach einem halben Jahr gemeinsamer Erasmus-Zeit in Barcelona sehen sie sich in der Lage dazu. Also packen sie kurzerhand ihre Siebensachen und ziehen los. Im Gepäck: 20 Tage Zeit und 200 Euro Budget.


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DER PLAN Wir telefonieren. Wenn man sich für ein halbes Jahr gegenseitig die Bezugsperson im Alltag war, gibt es auch danach viel zu erzählen. Heute geht es um Urlaub. Den wollen wir im Sommer gemeinsam verbringen. Einmal im Jahr zusammen verreisen, ein Freundschaftsritual. Wo soll es hingehen? Anna sagt: »Weißt du, so ganz ehrlich, irgendwie will ich einfach los.« Ich antworte: »Sollen wir trampen, oder was?« Sie lacht. Zwei Wochen später telefonieren wir wieder – diesmal soll es konkreter werden. Ich erzähle ihr, dass mich alle wegen unseres Plans für verrückt erklären. Anna ist entspannt.


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DIE VORBEREITUNG Anna kommt zu mir. Und muss ihren Rucksack nach Anweisung erst mal neu packen. Fast die Hälfte ihrer Klamotten landet auf meinem Bett. Schließlich wollen wir unsere Fahrer nicht erschlagen und unsere Rücken ebenso wenig. Der kleinere Stapel kommt mit.

TRAMPEN

IN ZAH

LEN 200 Euro 42 Fahrer 20 T 20 Packung age en rote Gau 20 x Milch loises kaffee mit Schokocrois 20 Flaschen sant Vino Tinto 10 Dosen R avio 5 Packungen li Feta 4 Camping p lä tze 3 Ü bernach tungen in d er Stadt 2-mal fett Sonnenbra nd 1 schlaflose Nacht am M eer Kein einzig es Mal bereu t.

Wir überlegen, wie viel Geld wir mitnehmen. 10 Euro am Tag? Mein Freund im Hintergrund muss schmunzeln. Als ob man damit in Schwierigkeiten geraten könnte. 20 Tage haben wir Zeit. 21 Tage später ist mein Geburtstag. Braun gebrannt wollen wir zurückkommen. Und französisch sprechend. Ob wir Erfolg haben? Wir werden sehen. Letztes Frühstück, Abschiedskuss, viel Spaß gewünscht. Wir satteln die Rucksäcke und brechen auf. Unten fällt uns auf, dass wir Annas Auto noch umparken müssen. (Sollen wir doch mit dem Auto fahren?) Was soll das nur werden ... Eine Woche davor hatte ich im Internet geschaut, wo man in Stuttgart am besten trampt. Die letzten Einträge stammen von 2003. Wir fahren mit der U-Bahn zur empfohlenen Tankstelle kurz vor der Autobahn. Und dann stehen wir da.

DIE ETAPPEN Das erste Mal Daumen-Raushalten ist hart. Schnick, schnack, schnuck, – wer muss als Erstes? Es ist irgendwie peinlich. »Was, wenn mich jemand kennt?« Wir brechen ab und setzen uns nochmal in Ruhe hin. Bei Zigarette und Kaffee kann alles besprochen werden. Drei Tramp-Regeln werden aufgestellt: 1. nicht bei mehreren Typen einsteigen, 2. keine Trucker, 3. nie gleichzeitig Daumen raus, das ist kräfteschonend und wirkt nicht nuttig (– reden wir uns ein). Die Blicke in Stuttgart sind strafend und irritiert und alles andere als interessiert. »Hach ja, die Deutschen«, sagen wir. Dass sich an den Blicken auch später nichts ändern wird, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 20 Minuten später: »Sollen wir noch ein Stück vorlaufen?« Von hinten hupt es und unser erster Fahrer hält an. Mar-


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cel, Truckerfahrer. Gleich mal die Regeln gebrochen. Marcel ist entspannt, bietet uns 'ne Coke an und macht sein Ding. Wir drehen voll auf und verstehen die Welt nicht mehr, was gegen Trucker spricht. Alle Pläne verworfen, wir sind die Königinnen der Straße. Drei Stunden später sind wir in Frankreich, 3 Tage später in der Bretagne am Meer. Bevor es losging, stellten wir uns bunte Surfer-Hippiebusse vor, die mit uns die Küste entlangdüsen. Zur Küste bringen uns: eine Mutter mit Kind, zwei Krankenschwestern, zwei lesbische Mittvierziger, ein Polizist, ein Französischlehrer, ein Postangestellter, ein Handwerker und ein Senior. Am Meer angekommen fällt der erwartete Jubelschrei aus. Wir sind fix und fertig. Und nehmen die letzten Energiereserven zusammen, um uns den schönsten aller Campingplätze zu suchen – per Trampen keine leichte Aufgabe. Wir finden ihn – Le Diben in Larmor-Baden. Endlich angekommen. Wir liegen und lachen und purzeln uns im Sand. Eine Woche später: Mein Geburtstag naht, die Rück-

fahrt beginnt. In 36 Stunden müssen wir zurück sein. Frohen Mutes machen wir uns auf – und alles, was vorher entspannt und unverhofft einfach war, holt uns in dieser letzten Etappe auf. Stundenlanges Warten. Nachts im Regen auf der Straße stehen. Horrorfilm-Sequenzen – ähnliche Fahrer.

DIE HEIMKEHR In der letzten Nacht haben wir noch genau 13 Euro übrig. Wir hatten es uns gut gehen lassen. Milchkaffee und Schokocroissant zum Frühstück war Pflicht. Abends Ravioli und Tetrawein sowieso. Wir betteln und quälen uns und kommen 24 Stunden später vor der Haustür an. Als wir die Treppe zu meiner Wohnungstür hochlaufen – dunkelbraun gebrannt mit sich leicht schälenden Schultern, – werfen wir uns abwechselnd unsere neu gelernten französischen Wörter zu: autoroute, paysage jolie und comme ci comme ça.


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FREIE ZEIT

TA U C H E N I M V I E R WA L D S T Ä T T E R S E E Tauchkurse machen viele im Urlaub, dabei sind solche Kurse meist sehr stressig, weil man dafür in kurzer Zeit sehr viel büffeln muss. Wer in den Ferien lieber gleich lostaucht, kann Theorie- und Ausrüstungsstunden, Pool-Lektionen und das Tauchen selbst schon vorher lernen, zum Beispiel am Vierwaldstättersee in der Nähe von Luzern. Wann: Tauchsaison von Mai bis Ende Dezember Wo: Tauchschule Luzern, Zürichstraße 66, 6004 Luzern (Schweiz) Kosten: Anfängertauchkurse ab 750 Euro

WASSERSKI AM STEINBERGER SEE Wasserskifahren ist leichter als es aussieht, vor allem, wenn man es an der Seilbahn lernt. Das geht zum Beispiel in der Wasserski- und Wakeboardanlage Wild Wake & Ski am Steinberger See in der Oberpfalz. Dort werden Anfängerkurse angeboten und neben Wasserskiern kann man auch mit Paarskiern, Kneeboards, Monoskiern, Wakeboards, Kiteboards oder mit dem Surfbrett übers Wasser flitzen. Mitbringen muss man dafür nur seine Badesachen.

Unabhängig davon, ob man das Tauchen im In- oder im Ausland lernt, sollte man bedenken: Für einen Tauchkurs braucht man ein gültiges Tauchtauglichkeitszeugnis. Infos dazu findet man auf der Website der Tauchschule. www.idtc.ch

Wann: von Mai bis September täglich Wo: Wild Wake & Ski, Schwandorf, In der Oder 1, 92449 Steinberg am See Kosten: Tageskarte für Erwachsene ab 33 Euro, Anfängerkurs ab 39 Euro Neben Wakeboarden und Wasserskifahren werden am Steinberger See individuelle Kurse angeboten, z.B. im Floßbauen oder Bogenschießen. Außerdem gibt es eine Segelschule und die Möglichkeit zum Tauchen. www.wildwakeski.de

N AT U R W I L DWA S S E R BA H N I N D E R E I F E L Die Stromschnellen zwischen Irrel und Prümzurlay werden gern als »Wasserfälle« bezeichnet. Während der vergangenen Eiszeit sind sie durch herabstürzende Felsmassen entstanden und heute ein beliebtes Ausflugsziel. Tipp: Vom Parkplatz bei den Wasserfällen wandert man durch eine Wald- und Felslandschaft zur Naturerkundungsstation »Teufelsschlucht«. Wann: ganzjährig Wo: Naturparkzentrum Teufelsschlucht, Ferschweilerstraße 50, 54668 Ernzen Kosten: Führung von den Irreler Wasserfällen zur Teufelsschlucht für Gruppen bis 20 Personen pauschal 99 Euro, ab 21 Personen 4,90 Euro pro Person Die Stromschnellen sind so etwas wie eine Wildwasserbahn in natura und die perfekte Übungsstrecke für Kanuten. www.teufelsschlucht.de, www.irrel.de


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PADDELN UND RUDERN IN MECKLENBURG-VORPOMMERN Die mecklenburgische Seenplatte gehört zu den beliebtesten Kanurevieren in Deutschland. In der Kanustation Granzow kann man sich Kanadier, Kajaks, Ruder- und Tretboote, aber auch Fahrräder und Gokarts ausleihen. Außerdem gibt es geführte naturkundliche Touren, z.B. eine kombinierte Kanuund Fahrradtour oder eine Schiffs- und Fahrradtour durch die wasserdurchzogene Landschaft des Müritz-Nationalparks. Wann: von Anfang April bis Ende Oktober täglich Wo: Kanustation Granzow, Am Badestrand, OT Granzow 1b, 17252 Mirow/Granzow Kosten: Tageskarte Kanadier ab 29 Euro, im Kajak ab 20 Euro, Ruderboot 24 Euro, Tretboot 40 Euro. Im Preis enthalten sind auch Schwimmwesten und Gepäcksäcke. Für Gäste steht ein Busshuttle zur Verfügung, der auch Boote und Ausrüstung transportiert. Wer sich ein Kanu für mindestens fünf Tage ausleiht, kann kostenlos mitfahren, alle anderen zahlen 6 Euro pro Person und 3 Euro pro Boot. Schlafen kann man direkt am See: Auf dem Zeltplatz übernachten Erwachsene in der Hauptsaison für 6 Euro pro Nacht. www.kanustation-granzow.de

V O N Kathrin Hollmer

SEGELN UND SURFEN IN DER OSTSEE Die autofreie Insel Hiddensee ist ein Mekka für Surfer und Segler und ein herrliches Stück Land in der Ostsee. Beim Wassersportcenter Surf & Segel Hiddensee kann man sich alles ausleihen, was man zum Wellenreiten braucht: Waveboards, Windsurfmaterial, Katamarane, Segeljollen und Kajaks. Wann: von Mai bis Oktober täglich Wo: Surf & Segel Hiddensee, Norderende 163, 18565 Vitte / Hiddensee. Bitte beachten: Die Anreise ist nur mit dem Fährschiff möglich. Kosten: Ausleihgebühr für Segelboote ab 45 Euro für einen Tag. Anfängerkurs Windsurfen ab 145 Euro Wer noch nicht surfen oder segeln kann, lernt es einfach in der Surf- und Segelschule, die zum Haus gehört. Ausgebildete Lehrer geben dort Segel-, Katamaran-, Windsurf- und Stand-up-Paddelkurse. www.surfundsegelhiddensee.de


F O T O Maik Kowalkski


KAPITEL

№2

Selber machen An der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen, und Du hörst immer nur diesen einen Moment ...

ABSOLUTE GIGANTEN


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PÄNG!WORKSHOP V O N Felix Immler

Wir bauen uns ein Floß


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♥ Bevor man etwas angeht, braucht es zu allererst eine Idee. Das war bei der Entstehung von Päng! nicht anders. Die entstand vor zwei Jahren im Urlaub an der Ardeche in Frankreich. Der Traum von einem Heft, das verrät, wie man ein Floß baut. Im Mai liest Felix Immler in einer Schweizer Tageszeitung von Päng! und schreibt, dass er uns zeigen könnte, wie das geht. Taschenmesser eingepackt und ab an den Fluss. Huckleberry Finn-Feeling – Here we go!

I. Material vorbereiten Allgemein gilt: Verwende möglichst trockenes, leichtes Holz (damit das Floß viel Auftrieb im Wasser erhält) Du brauchst: 2 dünne Quermasten (für das ausgebreitete Segel) 1 Hauptmast (Durchmesser 10 – 15 mm, Länge ca. 35 cm) 8 Längsstämme (Durchmesser 25 – 30 mm, Länge ca. 30 cm) 2 Querstämme (Durchmesser 20 mm, Länge ca. 25 cm) rund 10 m Schnur (für das Zusammenbinden der Einzelteile) Taschenmesser


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II. Grundfläche zusammenbinden Wenn du zum Zusammenbinden der Grundfläche den Würgeknoten (Constricor knot) anwendest, hält das Floß für die Ewigkeit. Die Abbildungen a-f verraten, wie es geht. Wenn es nicht lang halten soll, reicht auch ein einfacher Knoten. a

b

c

d

e

Wenn das vollbracht ist, versehe die mittleren Holme mit einer kleinen Kerbe, in welcher der Mast zu stehen kommt. Säge zusätzlich eine V-förmige Einkerbung am Ende der Mittelholme, an der Stelle, wo später das Steuerruder angebracht wird.

Nun kannst du die Bindung mit einigen Sicherungsknoten absichern. Jetzt beginne mit dem Knüpfen des zweiten Querbalkens. Grundgerüst: Check! So sieht das fertige Grundgerüst von oben und von unten aus.

f


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III. Querbalken anknüpfen Als Nächstes knüpfst du am Heck des Floßes einen weiteren, in der Mitte verjüngten Querbalken an. Daran wird später das Ruder befestigt.

IV. Mast spannen Bevor du den Mast in die vorgesehene Kerbe stellen kannst, binde die mittleren beiden Balken am Mastfuß nochmals zusammen. Dann spannst du den Mast um die Querholmen in alle vier Ecken. Easy geht’s, wenn eine zweite Person den Mast hält, während du knüpfst.


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V. Segel fixieren Jetzt fertigst du ein Segel. Ob aus einem Plastiksack, aus Stoff, Papier oder großen Pflanzenblättern bleibt dir überlassen.

Mithilfe der Taschenmesserahle nähst du das Segel um den Quermast. Diesen befestigst du anschließend am Hauptmast. Zur weiteren Fixierung des Segels kannst du am unteren Rand des Segels einen dünnen Ast durch die Ecken stoßen und ihn mit dem hinteren Querholm verbinden.

6. Ruder schnitzen Aus einem gebogenen Ast lässt sich ein flaches Ruder schnitzen, das du am oberen Querholm festbinden kannst. Dieses Ruder gewährleistet, dass das Floß geradeaus fährt.

! Fertig

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F E L I X I M M L E R (*1974) ist Mitinitiant und Projektleiter eines Erlebnisgartens in St. Gallen und außerdem: Spezialist in Sachen Schnitzen, Steinschleifen, Goldwaschen, Messerschmieden, Bogenbau und Methoden der Feuererzeugung. In seiner Arbeit als Sozial- und Naturpädagoge ist er oft mit Kindern im Wald. Da er keinen Ratgeber und keinen Kurs für den sicheren Umgang mit dem Taschenmesser finden konnte, beschloss er, selbst aktiv zu werden und trug sein Wissen und die Erfahrungen von befreundeten Outdoor-Spezialisten in einem Werkbuch zusammen. »Werken mit dem Taschenmesser« bietet leicht nachvollziehbare Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Selberschnitzen – von Flugkörpern, Musikinstrumenten bis hin zu Steinschleuder und Blasrohr. Alle unter dem Aspekt, dass die Anleitung mit einem einfachen Schweizer Taschenmesser durchzuführen ist. (www.taschenmesserbuch.ch)


PUSCHL AV ( SCHWE IZ ), 2005

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K ochen am Feuer

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R E Z E P T E Kathrin Hollmer _ I L L U S T R A T I O N Greta Brumme

♥ Das Leben eines Abenteurers ist wild und macht hungrig. Irgendwo im Nirgendwo – die Dunkelheit ist längst hereingebrochen – machen wir uns ein Lagerfeuer. Und braten, schmoren und grillen auf der dunkelroten, lang anhaltenden, schönen Glut bis tief in die Nacht.


SELBER MACHEN _ 67

Z U T A T E N (für vier Personen): ½ Würfel frische Hefe, 500 g Mehl, 1 Prise Salz, 1 EL Olivenöl ca. 200 ml warmes Wasser ZUBEREITUNG Hefe in etwas warmem Wasser auflösen und Mehl dazugeben. Mit Salz, Öl und Wasser zu einem Teig kneten. Teig eine Stunde gehen lassen. Noch einmal durchkneten, vier fingerdicke lange Schlangen daraus formen und jeweils um einen Holzspieß drehen. Über der Glut ca. 15 Minuten backen, dabei immer wieder drehen. Den Teig kann man zu Hause vorbereiten und vor Ort formen. Geht aber auch mit fertigem Pizzateig.

Z U T A T E N (für vier Personen):

Z U T A T E N (für vier Personen):

1 kg Kartoffeln (am besten mehlig kochende) nach Belieben Salz, Kräuterquark

2 Zucchini, 2 Pakete Fetakäse, 1 Knoblauchzehe, Salz, Pfeffer, ital. Kräuter, Olivenöl, Alufolie

ZUBEREITUNG Kartoffeln mit Schale in Alufolie wickeln und für ca. eine halbe Stunde in die Glut legen, dabei ab und zu wenden. Nach einer halben Stunde eine Kartoffel probieren. Wenn sie durch ist, servieren und einfach aus der Schale löffeln. Nach Belieben Salzen. Dazu schmeckt Kräuterquark.

ZUBEREITUNG Olivenöl mit Salz, Pfeffer, Kräutern und dem gepressten Knoblauch in einer kleinen Schüssel vermischen. Feta in 1 cm breite Streifen schneiden. Zucchinis längs halbieren und innen aushöhlen (so dass zwei Feta-Streifen hintereinander gelegt Platz haben). Nachdem die Feta-Streifen in den ZucchiniHälften eingebettet sind, bitte alles mit der Ölmarinade bepinseln. Dann einzeln mit Alufolie umwickeln und ab ins Feuer damit.

Z U T A T E N (für vier Personen): vier kleine oder zwei große Fische, (im Ganzen und ausgenommen – am besten Forellen) Salz, Pfeffer, Kräuter nach Wahl, etwas Mehl ZUBEREITUNG Fische außen und innen gut abspülen und trocken tupfen. Außen und innen salzen und pfeffern und in die Bauchhöhle Kräuter geben. Fisch mit etwas Mehl bestäuben und der Länge nach auf Holzspieße stecken. Spieße schräg neben die Glut in den Boden stecken und die Fische grillen, bis die Haut knusprig ist. Dann mit etwas mehr Abstand noch 20 Minuten weiter grillen, ab und zu wenden.

Z U T A T E N (für vier Personen): vier Bananen ca. 100 g Marshmallows, Schokoladenstücke, Smarties o.Ä. ZUBEREITUNG Bananenschale etwa einen Zentimeter tief einschneiden und Marshmallows oder Schokoladenstücke hineindrücken. Bananen mit der offenen Seite nach oben in die Glut legen. Nach 10 Minuten ist die Schale dunkel und das Innere lässt sich ganz leicht herauslöffeln.


K Ăœ N S T L E R Anna Maria Kiosse


KAPITEL

№3

Alles außer Kunst Es schien zu diesem Zeitpunkt wie eine gute Idee.

DIE GLORREICHEN SIEBEN


78 _ PÄNG!RÄTSEL

ABENTEUER FÜR DIE OHREN! Diese fünf Songs erzählen von Herzschmerz, von Heimweh und von aufregenden Erlebnissen! Findet ihr raus, welche wir meinen? Damit es nicht allzu schwierig ist, gibt's pro Song noch ein Zitat dazu. Aber nicht auf Englisch, googeln kann ja jeder. Viel Glück!

Eine der erfolgreichsten Band aller Zeiten aus England stellt sich vor, wie es wohl an einem Ort unter Wasser wäre, wo einen niemand finden kann. » W I R W Ü R D E N S I N G E N U N D H E R U M TA N Z E N , D E N N W I R WÜSSTEN, DASS UNS HIER NIEMAND FINDEN KANN.«

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Im Song geht es darum, seine alte Heimat hinter sich zu lassen und zu etwas Neuem aufzubrechen. Tipp: Die Single stammt von einem Duo, bestehend aus zwei hübschen Mädchen. Eine davon ist für die Musik aus der Schweiz nach Berlin gezogen. » I C H K A N N FA S T H Ö R E N , W I E D U D E N K S T: W I E I S T D I E S E Z E I T N U R SO SCHNELL VORBEIGEGANGEN?«

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Diese irische Garage-Band brachte in den späten 70ern die Mädchen zum Kreischen. In diesem Song – ihrem ersten ersten großen Hit – singen sie davon, eins zu erobern. Auch wenn man sich irgendwie nicht richtig traut. » E S G I B T D A E I N N E U E S M Ä D C H E N I N D E R N A C H B A R S C H A F T. ICH WÜNSCHTE, SIE WÄRE MEIN, SIE SIEHT SO SCHARF AUS.«

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PÄNG!RÄTSEL _ 79

DAS amerikanische Folk-Duo mit den lustigen Frisuren erzählt in seinem Song vom Leben on the road. Ohne richtiges Zuhause und jeden Tag in einer neuen Stadt. » J E D E R TA G I S T E I N E N D L O S E R S T R O M A U S Z I G A R E T T E N U N D M A G A Z I N E N . U N D J E D E S TA D T SIEHT FÜR MICH GLEICH AUS.«

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Die erfolgreichste britische Glamrock-Band der 70er-Jahre beschreibt in diesem Song das Gefühl, alles hinter sich gelassen zu haben und weit weg von zu Hause zu sein und ein bisschen Heimweh zu haben. »ICH HABE DAS LICHT VON PARIS VON MONTMARTRE AUS GESEHEN, HABE DAS NICHTS IM NIEMANDSLAND GESPÜRT UND ALL DIE SPANISCHEN NÄCHTE WAREN SUPER UND DAS KAM NICHT NUR VOM WEIN.«

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Lösungssatz: Die besten Abenteuer erlebt man, wenn man mit einem 1

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unterwegs ist!

M I R I A M S U T E R aus der Schweiz hat das erste Päng!Rätsel für uns getextet. Die 23-jährige Jungredaktorin arbeitet hauptberuflich bei einem Lifestylemagazin und nebenher als freie Journalistin für Kultur- und Musikmagazine. Oder eben für Päng! (cargocollective.com/miriamsuter) F I N E H E I N I N G E R hat die abenteuerlichen Songs illustriert. Zusammen mit Madeleine Penny Potganski ist die 28-jährige Berlinerin als »Matrosenhunde« unterwegs. Die beiden jungen Frauen haben jüngst das Buch »Matrosenhunde Momentan – Edition Erfurt« herausgebracht und beim Erfurter FÖN-Kunstpreis 2011 den dritten Platz beim Publikumspreis abgeräumt. Chapeau! (matrosenhunde.tumblr.com)

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80 _ ALLES AUSSER KUNST

Du darfst 2 Felder vor! Tausche mit dem/der Letzten das Feld Denkt euch was aus! Schnaps trinken, aussetzen, Sitzplatz tauschen ...

Zurück zum letzten schwarzen Loch Ein Feld zurück mit Dir ... Pfeife die Titelmelodie einer Kinderserie. Wird sie erraten, darfst du nochmal


EIN WÜRFELSPIEL FÜR LAUE SOMMERNÄCHTE Für 2 – 5 Abenteurer. Ihr braucht: einen Würfel & Spielfiguren Kommt man auf ein belegtes Feld, darf man eins weiter. Bei einer 6 darf man nochmal würfeln. Viel Spaß und gute Reise.

G E Z E I C H N E T & A U S G E D A C H T V O N Jan Anderson

ALLES AUSSER KUNST _ 81


96 _ ABSPANN

ZEHN TOLLE ABENTEUERFILME Glück ist eine Momentsache. Wenn man das Leben spürt. Wenn man es ganz und gar greifen kann. Wenn das Herz bis zum Anschlag pocht und die Adern pulsieren. Wenn man ganz bei sich ist und die Seele in gleichmäßigen Zügen atmet. Es gibt nichts Vergleichbares. Jeder spürt es auf seine Art und Weise. Das kann auf einem Konzert sein – wenn man sich mit offenen Armen im Kreis dreht – ganz für sich, genau zu dem Lied, genau jetzt, genau hier. Das kann die Abfahrt nach einem schweren Anstieg sein – Freudentränen kullern – voller Stolz über die eigene Leistung. Das kann das beschwingte Gefühl nach einem guten Film sein – wenn man im Kopf von der Sehnsucht nach Freiheit und Wildnis getrieben schon die Sachen gepackt hat und losgezogen ist. Es gibt unglaublich viele solcher Momente und es gibt viele tolle Filme hierüber – und natürlich gehört Indiana Jones 1 – 4 auch dazu, aber wir haben hier nur Platz für 10. ♥

In diesem Sinne – Wir wünschen euch einen Sommer voller Zeit und Spaß und Abenteuergeist! Mögen wir uns alle im Hebst gesund und frisch wiedersehen. › In 80 Tagen um die Welt (1956) von Michael Anderson › Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer (1968) von Wolfgang Liebeneiner › Aguirre, der Zorn Gottes (1972) von Werner Herzog › Ronja Räubertocher (1984) von Tage Danielsson › Die Goonies (1985) von Richard Donner › Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers (1986) von Rob Reiner › In einem Land vor unserer Zeit (1988) von Don Bluth › Into the wild (2007) von Sean Penn › Hotel very welcome (2007) von Sonja Heiß › I Believe I can Fly (2011) von Sebastien Montaz-Rosset

I L L U S T R A T I O N Sophia Brüning

DIE NÄCHSTE PÄNG! ERSCHEINT AM 04. OKTOBER!


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